Buchtitel-Trend Verdummung?

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Irgendwie finde ich das tarurig und fände es frustrierend, wenn ich meinem Buch einen Titel gebe und der dann von irgendeinem Verlag geändert wird, weil es sich besser verkaufen lässt.


    Ich meine, das weiß man doch vorher nicht, ob der Titel ankommt oder nicht und irgendwie machen sich die Autoren bestimmt ihre Gedanken, warum sie es so oder so nennen.



    Es gibt ja in jedem Beruf Nixblicker. Aber im Allgemeinen kann man schon davon ausgehen, dass die Marketing- und Vertriebsmenschen in den Verlagen ihren Beruf gelernt und im Griff haben. Die werden schon mindestens genau so gut wie der Autor wissen, warum sie ein Buch so nennen, wie sie es nennen.


    Dem Autor hilft es ja auch nichts, wenn er kein Talent für Titel hat und das Buch sich nicht verkauft bzw. von den falschen Leuten gekauft wird.


    An dem Titel sollte der Autor nicht zu sehr hängen. Er darf ja fast alle anderen Wörter des Textes schreiben.


    Es gibt ja auch Autoren mit Talent für Titel. Wenn sie gute Vorschläge bringen, dann werden die Damen und Herren aus dem Verlag diese auch gerne annehmen.

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Irgendwie finde ich das tarurig und fände es frustrierend, wenn ich meinem Buch einen Titel gebe und der dann von irgendeinem Verlag geändert wird, weil es sich besser verkaufen lässt.


    Ich meine, das weiß man doch vorher nicht, ob der Titel ankommt oder nicht und irgendwie machen sich die Autoren bestimmt ihre Gedanken, warum sie es so oder so nennen.


    Sowas sieht man als Autor wirklich nicht so eng ;-)
    Natürlich ist man unglücklich, wenn man einen Titel verpasst bekommt, mit dem man gar nichts anfangen kann; oder wenn ein wunderbarer Titel scheinbar grundlos abgelehnt wird (was aber, vermute ich, die Ausnahme sein wird, denn wer fragt, bekommt Antwort).


    Aber entscheidend IST eben die Verkäuflichkeit, auch für den Autor. Der zahlt seine Miete, seine Brötchen und seinen Urlaub vom Verkauf der Bücher und er beauftragt über den Vertrag den Verlag damit, das bestmöglichste aus dem Buch rauszuholen. Qualitativ (Lektorat und Aufmachung betreffend) aber in erster Linie eben was die VK-Zahlen angeht. Davon lebt der Autor, der Verlag handelt da in seinem Interesse.


    Der Titel ist zu vielen Faktoren unterworfen, die der Autor nicht kennt. Z.B. muss der Titel mit dem geplanten Cover harmonieren. Es darf den Titel von Ausnahmen abgesehen noch nicht geben - und er darf auch nicht zeitgleich beim Nachbarverlag erscheinen. Er darf den anderen Titeln im gleichen Verlagsprogramm nicht zu ähnlich sein, damit nichts verwechselt wird. Er darf nicht an andere Topseller erinnern, die falsche Erwartungen schüren oder eine falsche Zielgruppe ansprechen.
    Nun weiß kein Autor, der heute für nächstes oder schon übernächstes Jahr schreibt, wie die Titel im nächsten Jahr alle heißen werden.


    Das ist einfach Verlagsarbeit. Die beobachten die Trends, die VK-Zahlen unterschiedlicher Titel und die Konkurrenz. Wollte der Autor das alles selber machen, käme er nicht mehr zum Schreiben.
    Man freut sich, wenn ein Eigentitel übernommen wird, klar, aber man freut sich mehr, wenn der Verlag einen Titel hat, durch den sich das Buch besser verkauft.
    Man darf das nicht zu romantisch verklärt sehen. Letztlich hängen an den VK-Zahlen nicht ein paar Euro mehr oder weniger sondern in erster Linie dein Job - deine Existenz als Autor.


    Manchmal ist es übrigens so, dass Lizenztitel (z.B. Übersetzungen) dann den Arbeitstitel des Autors bekommen. Wenn ein englisches Buch in der dt. Übersetzung einen anderen englischen Titel bekommt, ist das häufig der Arbeitstitel des Autors (den es im englischen vielleicht schon gab, aber im Deutschen eben nicht).

  • Zitat

    Original von Mulle


    Um mal Licht ins Dunkel zu bringen: Der Originaltitel eines Buches kommt vom Verlag, der die Erstausgabe rausbringt und muss mit dem Arbeitstitel des Autos überhaupt nichts zu tun haben.
    [...]
    Es ist und bleibt ein Geschäft, das hat mit Verdummung nichts zu tun.


    Seh ich ganz genauso.


    Was die Uebersetzung von Titeln angeht, so ist es in sehr vielen Faellen besser nicht wortwoertlich zu uebersetzen. Wortspielereien, kulturelle Unterschiede u.a. lassen sich gerade bei sehr sehr kurzen Texten wie einem Buchtitel in einer Uebersetzung selten 1:1 rueber bringen.


    Ich persoenlich finde die Titel der englischen Uebersetzungen der Millenium Trilogie super gelungen. Und nur beim zweiten Band ist es eine wortwoertliche Uebersetzung. "The Girl with the Dragon Tattoo" hat einen sehr viel besseren Klang als "Men Who Hate Women" (Maenner, die Frauen hassen - woertliche Uebersetzung des schwedischen Titels). Und es waere unter dem Titel sicherlich keins, das ich in die Hand genommen haette. Die schwedische Mentalitaet mag da eben anders sein, dass sich ein solcher Titel verkaufen laesst ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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    Original von Tempe
    Oki, daß wußte ich nicht, danke für die Erklärung, Mulle! :knuddel1
    Mir ist auch klar, daß sich die Autoren auf die Bedingungen der Verlage einlassen müssen, aber ein bißchen schade finde ich es schon. Ist doch fast so, als würde die Hebamme bestimmen, wie du dein Baby nennen mußt, oder?
    Aber ein bißchen Verdummung ist es doch auch, so, als ob der Hauptanteil der Leser wie die Schafe nur dem, wie soll ich sagen: verkaufsträchtigsten Titel hinterherlaufen würden?! Vermutlich ist das nicht nur bei Büchern so, viel hängt eben überall von der Werbung ab....


    Hier kommt dieses Verklären ins Spiel. Das klingt jetzt grob und leidenschaftslos, ist aber gar nicht so gemeint: Aber du schaffst als Autor ein Produkt mit dem Ziel, dass es sich bestmöglichst verkauft. Du WILLST, dass es sich bestmöglichst verkauft - dafür machst du Verträge mit einem Verlag, dem du das Marketing zutraust. Dann musst du ihn aber auch seine Arbeit machen lassen; idR hat der Verlag ja dasselbe Ziel wie du.


    Bei Babys ist das etwas anders :lache


    Verdummung ... nein. Es ist wie bei Werbung für ... hm, sagen wir: Kinderriegel. Jeder Vollpfosten weiß, dass die trotz dem milchweißen Zeug in der Mitte nicht gesund sind und dass eine KInderriegel-Sucht selten mit der gertenschlanken Figur der Werbemuttis einher geht. Wir wissen das alle. Wir wissen, dass die Werbung flunkert. Und kaufen das Zeug trotzdem wie die Doofen :grin
    Jeder Mensch mit einem IQ höher als Raumtemperatur weiß, dass Werbung nicht die Realität widerspiegelt. Werbung funktioniert trotzdem bei 99 von 100 Menschen. Ist einfach so (und ist ja auch gut so).

  • Zitat

    Original von Shiner


    DAS habe ich mich wirklich auch schon des öfteren gefragt... :gruebel


    Schön, dass ich mit dem Problem nicht alleine stehe.


    Aber im Ernst ... ich gehe einfach davon aus, dass es irgendwelche Umfragen der bekannten Institute gibt und da taucht die Frage auf "Welcher Buchtitel ist Ihnen in letzter Zeit öfter begegnet?" und die meisten werden dann sicher solche im Gedächtnis haben. Ist ja auch logisch, dass man sich "Verdammnis" besser merken kann als "Flickan som lekte med elden " :lache


    Ja oder bei "Verwesung" "Der Name des Grabes", obwohl das ja nicht schlecht klingt.


    Aber Ein-Wort-Titel sind eben prägnant, dass die nun alle mit der gleichen Silbe beginnen ist sicherlich um einen Aha-Effekt zu erhaschen. Verlag fängt schließlich auch damit an. :grin

  • Zitat

    Original von Mulle
    Jeder Mensch mit einem IQ höher als Raumtemperatur weiß, dass Werbung nicht die Realität widerspiegelt. Werbung funktioniert trotzdem bei 99 von 100 Menschen. Ist einfach so (und ist ja auch gut so).


    Sorry, aber würdest Du bitte mal "funktionieren" definieren? Ich glaube nicht, daß Werbung allgemein bei 99 von 100 Menschen "funktioniert". Die meiste Werbung "funktioniert" überhaupt nur bei Menschen, die sowieso an dem betreffenden Produkt Interesse haben. Wer sonst keine Schokolade kauft, wird auch nicht zu Milka oder Kinder greifen, nur weil es beworben wird. Und wenn Werbung in großem Umfang fiunktioneren würde, könnte ALDI zumachen, bei denen es ja keine beworbenen Artikel zu kaufen gibt.


    Sicher gibt es Leute, die wild darauf sind, immer die neuesten Sachen aus der Werbung zu kaufen, aber das sind imho nicht 99%, sondern eher weniger als 5%.


    Möchte aber noch betonen, daß Marketing für Kinderriegel natürlich völlig anders läuft als Buch-Marketing und damit der Vergleich ziemlich hinkt.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Nicht jede Werbung wirkt auf jeden Menschen, aber eine halbwegs gut gemachte wirkt bei einem zufriedenstellend hohen Prozentsatz der angepeilten Zielgruppe. Wäre dem nicht so, gäbe es diesen Wirtschaftszweig schon längst nicht mehr. Kostet ja auch Geld, der Spaß.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich habe mir eben die Neuerscheinungen der Krimis und Thriller für Frühjahr/Sommer 2011 hier im Forum angesehen, wie sie bis Ende Januar d.J. aufgelistet wurden. Es sind 81 Titel, davon sind zwei Titel solche, die mit dem im Eingangspost monierten 'Ver' beginnen.
    Zwei von 81 ist für mich nicht gerade signifikant für einen Trend.


    Einen Trend gibt es tatsächlich, das ist der hin zu 'Ein-Wort'-Titeln. Ein möglichst schlagkräftiges Substantiv, in dem Gänsehaut mitschwingt.
    Was daran verdummend sein soll, verstehe ich allerdings nicht.


    Als Werbemittel soll ein Titel u.a. Wünsche wecken. Werbung ist Suggestion.
    Er soll aber auch Wünsche erfüllen. Und zur Orientierung dienen, gerade bei der wachsenden Bücherflut auf dem Unterhaltungsmarkt.
    Er muß Neugierige auf der Suche nach etwas Neuem ebenso anziehen, wie diejenigen, die so etwas bereits einmla oder auch mehrmals gekauft, gelesen, für gut befunden haben und etwas Ähnliches noch einmal lesen wollen.
    'Ähnlich' bedeutet in dem Fall sehr ähnlich. Fast genauso.


    Man hat sich gut unterhalten, wohlgefühlt. Diese Gefühle möchte man beim nächsten Buch auch haben. Zur Erfüllung dieser Wünsche kann ein gleichartiger Titel hilfreich sein.
    Wieso sind gleichartige Titel Verdummung der KundInnen?
    Eine solche Behauptung grundsätzlich aufzustellen und sie allein an der Titelwahl festzumachen, führt doch ein bißchen zu weit.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • für mich ist es nicht der Titel alleine, der mich anspricht oder eben nicht, sondern das Gesamtpaket aus Titel, Cover und "Waschzettel". Ausserdem kommt noch hinzu ob ich den Autor gerne lese/schon was gelesen habe und meine momentane Stimmung.


    Von daher: der Titel ist für mich nur ein Bausteinchen von vielen.

  • Jetzt mal ernsthaft... Wen interessiert das? ?(


    Due Hauptsache ist für mich der Inhalt. Da kann der Titel noch so bescheuert sein, die Geschichte an sich ist das bestimmende Element. Ebenso unwichtig ist auch das Cover. Der Text an sich, auf den kommt es an. :wave

  • HamburgBuam


    jetzt mal ernsthaft... Wie kommst Du an den Text? Stellst Du Dich in die Buchhandlung und liest die ersten drei Seiten von schätzungsweise 150 Kriminalromanen, die da ausliegen?


    :gruebel



    Sandrah


    Ja. Eben. Das Buch besteht nicht nur aus dem Titel.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich lese den Klappentext, überfliege schnell mal das Buch, um zu schauen ob der Schreibstil actionreich, atmosphärisch oder gehetzt ist, und wenn eines von dem der Fall ist, dann wird das gekauft auf den Wunschzettel des nächsten Feiertages gesetzt. (Bin halt ein Geizhals). Rezensionen im Internet spielen natürlich auch eine Rolle.

    "Mann sollte jede Penne anzünden! Jeden Tag eine andere Katastrophe!"


    Pepe Nietnagel

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  • Zitat

    Original von Vandam
    Nicht jede Werbung wirkt auf jeden Menschen, aber eine halbwegs gut gemachte wirkt bei einem zufriedenstellend hohen Prozentsatz der angepeilten Zielgruppe.


    Damit kommen wir der Sache schon erheblich näher als bei der "Werbung wirkt bei 99 von 100 Personen"-Aussage von Mulle. Wenn man jetzt noch die Leute abzieht, die das entsprechende Produkt auch ohne Werbung gekauft hätten (dürften, da es ja die Personen der entsprechenden Zielgruppe sind, bereits eine größere Anzahl sein), hat man den Werbeerfolg. Ist theoretisch nicht meßbar, da keiner weiß, wer ohne die Werbung zufällig oder durch Mundpropaganda auf ein Produkt aufmerksam geworden wäre.


    Zitat

    Wäre dem nicht so, gäbe es diesen Wirtschaftszweig schon längst nicht mehr. Kostet ja auch Geld, der Spaß.


    Ich würde sagen, die am besten funktionierende Werbung ist die Werbung der Marketing-Konzerne für sich selbst. Hier wird tatsächlich in sehr großer Menge verkauft, wo die entsprechende Gegenleistung doch zumindest zweifelhaft ist.


    Das soll jetzt nicht bedeuten, daß Werbung / Marketing völlig unwichtig wäre - Werbung "funktioniert" imho zum Beispiel dort, wo es darum geht, ein neues Produkt bekannt zu machen. Das funktioniert allerdings unabhängig vom entsprechenden Werbespruch. Im Beispiel von Mulle wurde ja suggeriert, daß wir die Schokolade kaufen, obwohl wir wissen, daß sie nicht gesund ist, wie die Werbung uns erzählen will. Die Werbung würde genau so funktionieren, wenn statt der Gesundheit behauptet würde, daß die Sonne scheint, wenn man die Schokolade ist oder ähnlicher hokuspokus. Es geht nicht um die Werbebotschaft, sondern ausschließlich um die Bekanntmachung des Produkts.


    Aber nochmal zurück zum Ausgangspunkt: mir ging es ja nicht darum, wie Bücher in der Werbung platziert werden, sondern, was getan wird, um ein Buch zu verkaufen, in diesem Fall in Bezug auf den Titel (klar kann man bei 2 Büchern noch nicht von einem Trend sprechen, aber jeder Trend hat mal mit einem Buch angefangen, oder nicht? - bin ja auch nicht sicher ob es sich durchsetzen wird). Hier sollte, wie ja bereits von vielen anderen bestätigt wurde, eine Verbindung gezogen werden zur Milleniumtrilogie von Stieg Larsson nach dem Motto "wenn Dir jene Bücher gefallen haben, könnte Dir auch dieses gefallen". Ich habe bisher weder die Milleniumstrilogie gelesen noch die beiden anderen, habe nur festgestellt, daß die Klappentexte bzw Kurzbeschreibungen auf Amazon ziemlich unterschiedlich sind. Beide sind natürlich aus dem gleichen Genre, aber das alleine ist doch imho noch keine große Ähnlichkeit. Ansonsten kann ich dem Kunden auch gleich die Thriller-Abteilung zeigen und sagen: Wenn Dir das gefallen hat, such Dir ein anderes aus diesem Regal - das wird Dir dann vielleicht auch gefallen. Und das ist für mich die "Verdummung" (zugegebenermaßen etwas plakativ ausgedrückt, aber ich fands wegen der ersten Silbe so schön passend...) - das hier mit einer einigermaßen irreführenden Assoziation Verkäufe generiert werden sollen. Klar lebt der Autor davon, daß sich sein Buch verkauft und für die Branche zählt natürlich, wie oft ein Buch gekauft, nicht wie oft ein Buch gelesen wird. Trotzdem fühle ich mich als Kunde ein bißchen verschaukelt.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Man sollte Freds zu Ende lesen, bevor man kalten Senf auf andere Brote schmiert.


    Nur eines noch: Verlage versuchen nicht Autoren, sondern Markennamen zu verkaufen. Das sieht man an vielen Buchcovern, die ein riesiger Namensaufdruck des Autorennamens- (oder seines Pseudonyms) schmückt und darunter klein oder gar in der Ecke verschämt der Titel klebt. Das Marketing geht also über den aktuellen Titel weit hinaus.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • Bei diesen beiden Büchern hat die Strategie ja anscheinend funktioniert. Es gibt 81 neue Krimierscheinungen und welche beiden sind Dir im Gedächtnis geblieben? Die beiden, deren Titel mit "Ver-" anfangen. Ob nun positiv oder negativ aufgefallen, ist erstmal egal. Hauptsache, die Bücher sind im Gespräch. Es gibt jetzt sogar einen Diskussionsthread über genau diese beiden Titel, der vielleicht andere Eulen auf die Bücher aufmerksam macht, denen die Bücher vorher gar nicht aufgefallen sind. Läuft doch klasse für die Marketing-Abteilung.

  • Zitat

    Das soll jetzt nicht bedeuten, daß Werbung / Marketing völlig unwichtig wäre - Werbung "funktioniert" imho zum Beispiel dort, wo es darum geht, ein neues Produkt bekannt zu machen. Das funktioniert allerdings unabhängig vom entsprechenden Werbespruch. Im Beispiel von Mulle wurde ja suggeriert, daß wir die Schokolade kaufen, obwohl wir wissen, daß sie nicht gesund ist, wie die Werbung uns erzählen will. Die Werbung würde genau so funktionieren, wenn statt der Gesundheit behauptet würde, daß die Sonne scheint, wenn man die Schokolade ist oder ähnlicher hokuspokus. Es geht nicht um die Werbebotschaft, sondern ausschließlich um die Bekanntmachung des Produkts.


    Werbung hat eine Vielzahl an Funktionen. Die, ein neues Produkt einzuführen ist nur eine davon. Mindestens ebenso wichtig ist es, durch ständiges Widerholen erstens den Widererkennungswert zu schaffen, wenn man vor dem Regal steht kauft man schneller etwas, was man vermeintlich schon kennt (da habe ich schon davon gehört, gelesen usw.) und Behauptungen wie z.B. die weiße Masse in einer Kinderschokolade wäre "gesund" setzt sich, ob man es bewusst merkt oder nicht, sehr wohl im Kopf der meisten Leute fest und selbst wenn man verstandesmäßig weiß, dass das gesunde hier eigentlich Quatsch ist - wenn man vor mehreren Schokoladen steht und für die Kinder der Freundin eine Süßigkeit sucht, greift man nicht zum unbekannten Produkt in hässlicher Verpackung mit dem Aufdruck sehr viel Zucker und wenig Milch drinnen, sondern wonach wohl....
    Hier gibt es ja ganz tolle Studien, wo Probanden Sendungen gezeigt wurden, in denen Hunderstel Sekunden lang (also für den Verstand zwar kaum fassbar aber doch irgendwo visuell im Gehirn aufgenommen) Hamburger oder ähnliches eingeblendet wurden und die nach der Sendung einen Heißhunger auf genau diese Produkte entwickelt hatten.
    Und leider ist der Normalbürger - ob schlau oder weniger - auch seinem Unterbewußtsein unterworfen und greift auch im Regal leichter nach Covern die ihn ansprechen und Titeln die für ihn eingängig sind. Erst dann kommen Inhaltsangabe und Probelesen zum Einsatz. Vor meiner Eulenzeit habe ich so manches Buch gekauft, weil ich ganz verliebt in das Cover war.


    Heutzutage bin ich natürlich bestens informiert.
    Verwesung passt übrigens sehr gut zu dem forensischen Thriller von Beckett und nur weil ein Ver davor steht hat es doch gar nix mit den Titeln von Stieg Larsson zu tun. Hier sehe auch ich vor allem die Eingängigkeit eines einzelnen Wortes im Fordergrund. Und vielleicht, dass Wort mit Ver irgendwie u.U. dramatischer klingen.
    Verblutung, Verrohung, Verkostung, Verkettung, Verleumdung, Verbreitung, Verunglimpfung, Vereinfachung.....


    Für die, die ihre Bücher nach Titeln sortiert im Regal stehen haben, könnte es allerdings etwas anstrengend werden. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Delphin
    Bei diesen beiden Büchern hat die Strategie ja anscheinend funktioniert. Es gibt 81 neue Krimierscheinungen und welche beiden sind Dir im Gedächtnis geblieben? Die beiden, deren Titel mit "Ver-" anfangen.


    Hat wohl eher damit zu tun, daß sie im Neuerscheinungsregal des örtlichen Thalia ganz vorne standen - mehrere Regalmeter breit. Von den anderen 79 standen dort vielleicht noch 3 oder 4. Aber das ist ein anderes Thema.


    Übrigens ist in den Eulen-Neuerscheinungen Frühjahr/Sommer 2011 der Beckett gar nicht enthalten - es sind also eigentlich 3 aus 82. :grin


    Zitat

    Es gibt jetzt sogar einen Diskussionsthread über genau diese beiden Titel, der vielleicht andere Eulen auf die Bücher aufmerksam macht, denen die Bücher vorher gar nicht aufgefallen sind. Läuft doch klasse für die Marketing-Abteilung.


    Solange die Menschen so funktionieren, daß sie das kaufen, was gerade "im Gespräch" ist - ja. Und genau das war meine Frage: Kauft Ihr Bücher wegen eines Titels, der einem anderen guten Buch ähnelt, bzw tut das die breite Masse der Buchkäufer? Wenn ich den Thread noch einmal lese, heißt die Antwort offensichtlich:


    ja. :yikes

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Solange die Menschen so funktionieren, daß sie das kaufen, was gerade "im Gespräch" ist - ja. Und genau das war meine Frage: Kauft Ihr Bücher wegen eines Titels, der einem anderen guten Buch ähnelt, bzw tut das die breite Masse der Buchkäufer? Wenn ich den Thread noch einmal lese, heißt die Antwort offensichtlich:


    ja. :yikes


    Die Menschen kaufen vielleicht nicht alles, was im Gespräch ist, aber das was im Gespräch ist, hat eine größere Chance, aufzufallen. Und ein Buch wird nur gekauft, wenn seine Existenz dem Käufer vorher überhaupt bewusst geworden ist.

  • Ich komme ja selten in die Verlegenheit, selber Bücher zu kaufen, weil die mir beruflich ohnehin massenweise ins Haus fluten. Aber auch da muss ich eine Auswahl treffen. Selten geh ich nach dem Titel, meist nach dem Autor oder nach einem vielversprechenden Klappen- oder Katalogtext.


    Meist weiß ich nicht mal zu sagen, wie der Titel des Buchs lautet, das ich aktuell lese. Den Inhalt könnte ich jederzeit runterbeten. Mit Einworttiteln tu ich mich da leichter. Gestern z.B. kam vom Verlag KLOSTERGEIST. Wenn's ein Trend sein sollte, kommt mir das sehr entgegen. Einprägsam ist das.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner