Der Besucher - Sarah Waters

  • Ich habe dieses Buch durch die Testleserunde gewonnen und gelesen, dafür nochmals vielen Dank an Wolke und den Verlag.


    Zugegeben, ein solches Buch - Schauerroman - habe ich noch nie gelesen, und meine Vorstellung von einem solchen Roman war eine gänzlich andere.


    Trotzdem hat mich dieses Buch fasziniert. Angefangen bei den ausführlichen Landschafts- und Personenbeschreibungen als auch bei den Ereignissen, die die Spannung langsam aber stetig gesteigert haben.


    Das Ende fand ich wie so vieles unerwartet.


    Es war mein erstes Buch von Sarah Waters das ich wahrscheinlich ohne die Leserunde nicht entdeckt hätte.


    Es bekommt von mir 8 von 10 Punkte, da man meiner Meinung nach manche Stellen trotz der ausführlichen Beschreibungen, etwas kürzer hätte fassen können.


    Viele Grüße :wave

  • Der eigentliche Protagonist ist das alte englische Herrenhaus „Hundreds Hall“, vom Ich-Erzähler Dr. Faraday detailliert beschrieben. Seit er als Kind seine Mutter, die Kindermädchen im Hause war, begleiten und sich das Haus von innen ansehen durfte, übt es eine eigenartige Faszination auf ihn aus, der er sich auch als Erwachsener nicht entziehen kann. Bis zum Ende der Geschichte erfährt man Dr. Faradays Vornamen nicht. Er bleibt für den Leser auf Distanz wie auch die übrigen Romanfiguren.


    Das Haus ist es, das die Geschichte lebendig macht. Das Haus, das viele Generationen von Ayres beherbigt hat und das zu leben und zu reagieren scheint. Das Haus, dass durch die Verarmung seiner Besitzer zunehmend verfällt, wie der Adel, dem es auch nicht gelingt, sich den modernen Zeiten anzupassen. Gesellschaftsroman trifft hier auf Schauerroman.


    Die wirklichen Gruselmomente sind selten, aber durch die gesamte Geschichte zieht sich eine geheimnisvoll düstere und wehmütige Stimmung, er man sich schwer entziehen kann. Das Ende ist ein nur scheinbar offenes, denn lässt man viele Szenen noch einmal gedanklich Revue passieren, so wird klar, wie der Ausgang zu verstehen ist.


    Ein faszinierendes Buch, dem ich seine gelegentlichen Längen gerne verziehen habe. Die Erzählkunst der Autorin hat mich in ihren Bann geschlagen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.


    9 Punkte gibt es dafür von mir.

  • Die Vorstellung ein prachtvolles und majestätisches Herrenhaus in England zu besitzen übt, zumindest auf mich, einen ganz besonderen Reiz aus und es ist bestimmt ein lange gehegter Traum von so manchem Leser. Aber diese mehrere Jahrhunderte alten Anwesen haben es so an sich das sie zwar unheimlich viel Ausstrahlung besitzen aber leider kostenintensiv sind und sehr viel Geld verschlingen für die nie aufhörenden Ausbesserungen und Renovationsarbeiten. Kaum ist in einem Zimmer etwas repariert knarzt und rumort es bereits in einem anderen Wohnflügel der verwinkelten Häuser.


    Besonders schwer hat es die Familie Ayres mit ihrem Anwesen Hundreds Hall im Englischen Bezirk Warwickshire. Als ob die Nachkriegszeit ende der 1940 Jahre wirtschaftlich nicht schon schwer genug ist, so ist der Mann von Mrs. Ayres verstorben und ihr Sohn Roderick hat eine bleibende und schwere Kriegsverletzung am Bein die ihm schwer zu schaffen macht. Ebenfalls bereits erwachsen ist die Tochter Caroline die auch auf dem etwas abgelegenen Landsitz Hundreds Hall wohnt. Zusammen mit der Haushälterin Betty versuchen sie das Gut bestmöglichst zu erhalten und mit ihm etwas Geld zu verdienen.


    Als Betty erkrankt wird der Landarzt Dr. Faraday gerufen um sie zu behandeln. Dabei erzählt ihm Betty das sie das Gefühl beschleicht das etwas seltsames in diesem Haus vor sich geht und das sie von Albträumen heimgesucht wird. Ausserdem gehen merkwürdige Dinge vor sich... Möbelstücke verrücken sich wie von selbst und stehen plötzlich an einem andern Ort oder plötzlich tauchen nicht zu entfernende Flecken an Wänden und Decken auf. Zuerst schiebt Dr. Faraday dies als blosse Einbildung der leicht hysterisch wirkenden Betty ab aber als Roderick ihm von den selben unheimlichen Sachen berichtet und der Familienhund Gyp sich sonderbar benimmt wird auch er langsam misstrauisch. Die Anzeichen mehren sich das irgendetwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht und Dr. Faraday erinnert sich das er vor vielen Jahren als Kind schon mal in diesen Herrenhaus war...


    Meine Meinung


    Der Roman wird angepriesen als „fesselnder Roman von grosser Sogkraft, der die Tradition des viktorianischen Schauerromans neu belebt“ Diese gewagte Beschreibung kann ich aus meiner Warte so leider nicht bestätigen. Der Roman hat mich nicht besonders gefesselt, einen Sog entwickelte er auch nicht und besonders schaurig empfand ich ihn nicht. Zum einen ist da die Langatmigkeit im Erzählfluss und das Tempo das die Autorin immer wieder aus der Geschichte rausnimmt. Ob dies Bewusst als Stilmittel so eingesetzt wird oder ob es ganz einfach der Schreibstil der Autorin ist vermag ich nicht beurteilen. Das sich bei mir keine Gänsehaut gebildet und schaurigen Gefühle eingeschlichen haben kann auch daran liegen das ich dieses Buch meist draussen bei strahlenden Sonnenschein gelesen habe. Vielleicht wirkt es Nachts und kurz vor Mitternacht gelesen anders?


    Dann sind da die Protagonisten die mir teils mehr teils weniger Mühe bereiteten. Sie sind allesamt keine besonderes grossen Sympathieträger und das obwohl die Autorin sich grosse Mühe gibt und sich ausreichend Zeit nimmt sie zu beschreiben und zu charakterisieren. Die Figuren blieben mir einfach während des ganzen Buches irgendwie fremd und distanziert. Es entwickelt sich im Verlaufe der Geschichte eine Beziehung von zwei Personen die mich vollkommen kalt gelassen hat und die ich so ganz und gar nicht romantisch fand.


    Für mich lag der eigentliche Reiz des Buches darin, dass lange nicht klar ist bzw. auch am Schluss nicht 100 %ig aufgelöst wird wer oder was die unheimlichen Vorkommnisse ausgelöst hat. Gibt es wirklich Paranormale und Übersinnliche Dinge und wenn ja wer oder was sind sie oder ist alles mit bodenständigen, rationalen und logischen Begründungen erklärbar? Geister Ja oder Nein... hmmmm... :gruebel


    Fazit


    Als Gesellschaftsroman der die Nöte der Nachkriegszeit aufzeigt vermag das Buch zu überzeugen und auch die Aura des Anwesens Hundreds Hall wird atmosphärisch Dicht beschrieben aber leider habe ich das Gefühl das die Autorin sich selbst etwas im Wege steht und den Handlungsfluss durch in die länge gezogenen Passagen hemmt und auch die Figuren bleiben leider etwas blass beschrieben. Ein Roman der die Leserschaft spalten wird, je nachdem ob er den Nerv des Leseres trifft oder nicht. Bei mir hat er ihn zu meinem Leidwesen nur leicht angeritzt. 6 Punkte von mir.

  • Das Buch fand ich spannend geschrieben, obwohl nicht immer viel passiert ist und konnte es kaum aus der Hand legen. Es gab einige Momente in denen im Haus etwas merkwürdiges geschah und das fand ich schon unheimlich. Vielleicht lag es auch daran, dass ich noch spät am Abend das Buch gelesen habe. ;-)


    Der Ich-Erzähler des Buches, Dr. Farady, wurde mir immer unsympathischer je weiter ich gelesen habe. Ich kann gar nicht genau sagen warum. Wahrscheinlich lag es an seiner Aufdringlichkeit. In die Familie Ayres konnte ich mich hineinversetzen mit all ihren Sorgen und Nöten. Sie hatten es nicht immer leicht im Leben gehabt, obwohl sie zur oberen Gesellschaftsschicht gehören.


    Ich vergebe 9 Punkte.

  • Inhalt/Meinung:


    Der Landarzt Dr. Faraday wird notfallmäßig nach Hundreds Hall gerufen. Sofort erinnert er sich an seine Kindheit zurück, als er als Zehnjähriger mit seiner Mutter, die damals dort als Dienstmädchen arbeitete, an einer Feierlichkeit teilnehmen durfte ...
    So friedlich geht es heute allerdings auf Hundreds Hall nicht mehr zu: Roderick, der Sohn des Hauses und Gutsherr kehrte verletzt und nervlich angeschlagen aus dem Krieg zurück, Caroline die Schwester und beider Mutter plagen schwere Geldsorgen und zunehmend seltsame Geschehnisse auf dem Anwesen ...


    Die Autorin Sarah Waters versteht es, den Leser mitzunehmen in diese Zeit, die alten vergilbten Räume, der Verfall, die düstere Stimmung all das konnte ich bildlich vor mir sehen und hatte teilweise direkt das Gefühl mitten in der Gesellschaft der Familie Ayres zu sein.


    Andererseits war mir die Geschichte, so gut sie auch erzählt war, viel zu langwierig und die Handlung auf einige wenige Punkte beschränkt die gebetsmühlenartig immer wieder aufgenommen und vertieft wurden. Alles in allem war es mir einfach irgendwann zu langatmig und auch igendwo langweilig, so dass ich das Buch zwischendurch immer wieder mal zur Seite gelegt hatte. Auch das Ende ist für mich nicht wirklich stimmig, ich hatte mir erhofft, dann doch noch mehr bzw. genauer zu erfahren, was die ganze Zeit vorgegangen war.


    Insgesamt vom Schreibstil her wunderbar geschrieben, mir persönlich aber am Ende einfach um gut 150 Seiten zu detailliert - so würde ich "Der Besucher " beschreiben.


    edit - das wollte ich noch anmerken:


    die Aufmachung des Buches selbst ist unheimlich schön: das angedeutete Herrenhaus auf dem Schutzumschlag, die alte Tapete auf den Buchdeckeln, das Lesebändchen. Dafür gibt es auf alle Fälle einen Extrapunkt.

    Be yourself; everyone else is already taken (Oscar Wilde)

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  • Sarah Waters Roman entführt uns ins England der Nachkriegszeit. Die Menschen tragen noch schwer an den Schatten der Vergangenheit und können sich nur mühsam wieder ihr Leben einfinden. Zu Ihnen zählt die Familie Ayres: Mrs. Ayres, Witwe und Dame vom “alten Schlag”, Ihre Tochter Caroline und ihr Sohn Roderick, der die Familienangelegenheit als Oberhaupt ganz allein schultern will. Mrs. Ayres schwelgt gerne in der Vergangeheit und kann sich mit dem neuen, nicht mehr ganz so extravaganten Leben nur schwer abfinden. Caroline ist of betrübt und Roderick mit der fianziellen Angelegenheit überfordert. Auf allen lastet der Schatten dieses Hauses.


    Eines Tages wird Dr. Faraday auf das Anwesen gerufen, um einen Notfall zu behandeln. Sofort ist er Feuer und Flamme für das Haus und freundet sich nach einiger Zeit mit den Ayres an. Doch schon bald fängt das Haus an, ein Eigenleben zu entwickeln. Dr. Faraday – ganz der Wissenschaftler – versucht nach einer natürlichen Ursache zu suchen, doch auch er kann das Schlimmste nicht verhindern…


    Sarah Waters versteht es den Leser in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte ist atmosphärisch dicht und fesselt den Leser bis zur letzten Seite. Einige Passagen schleppen sich zwar etwas dahin, aber darüber kann man getrost hinwegsehen, da einfach das Gesamtpaket stimmt. Die Autorin versteht es, den Leser stets auf eine falsche Fährte zu locken und bis zuletzt lässt sie uns rätseln, was hinter alledem stecken mag.


    Die düstere Atmosphäre im Haus ist regelrecht spürbar und die Beschreibungen und Vorkommnisse lassen das viktorianische Zeitalter wieder auferstehen. Man fühlt sich mittendrin gefangen in diesem Schauerroman und wandelt auf den Spuren derer, die versuchen dem Haus und seinem Fluch zu trotzen und ihrem Schicksal zu entfliehen.


    Abgerundet wird dieser wundervolle Schauerroman durch die kreative Ausstattung. Selbst ohne Einband kann sich dieses Buch sehen lassen und macht mit den abgewetzten Tapeten auf dem Deckel eine gute Figur.


    Für mich ein wahres Highlight und ein Leckerbissen der besonderen Art.


    Von mir gibt es die volle Punktzahl = 10 von 10!

  • Klappentext


    Hundreds Hall, ein majestätisches Anwesen im ländlichen England. Hier wohnt die verwitwete Mrs. Ayres mit ihren erwachsenen Kindern Caroline und Roderick. Als der Landarzt Dr. Faraday wegen eines Notfalls herbeigerufen wird, ist er wie gebannt von der geheimnisvollen Atmosphäre des Hauses. Schon bald erfährt er, dass in Hundreds Hall merkwürdige Dinge geschehen: Möbelstücke, die ein Eigenleben führen, kryptische Zeichen, die plötzlich an den Wänden auftauchen, bedrohliche Geräusche, die unerklärbar scheinen.
    Dr. Faraday begegnet der wachsenden Panik der Familie zunächst mit Ruhe und Beschwichtigung. Doch das Schicksal der Ayres nimmt unaufhaltsam seinen Lauf – und ist enger mit seinem eigenen verwoben, als er ahnt ...


    Rezension: Idee, Umsetzung, Meinung


    Einst waren die Ayres eine hochangesehene Familie mit Tradition und ihr herrschaftliches Anwesen, Hundreds Hall, Blickpunkt der Englischen Gesellschaft. Doch die Bewunderung schwindet, während der Inbegriff eines prächtigen Landsitzes dem unwiederbringlichen Verfall ausgesetzt ist. Die Zeichen der Zeit und nicht zuletzt der Zweite Weltkrieg haben deutliche Spuren hinterlassen. Dreißig Jahre nach seinem ersten Besuch, Faraday ist inzwischen Arzt und teilt sich mit Dr. Graham eine Praxis, betritt er erneut das imposante Gemäuer. Doch er ist enttäuscht, um nicht zu sagen entsetzt, in welchem Maße der Glanz der Heiligen Hallen Schaden gelitten hat. Verwahrlosung und Zerstörung, Kälte und Dunkelheit, längst vergangener Reichtum und bedrückende Stille dominieren das Bild.


    Mit einem Hausbesuch des Arztes Dr. Faraday bei einer Angestellten der Ayres auf Hundreds Hall beginnt Sarah Waters ihren Bestseller DER BESUCHER, schwelgt in Erinnerungen an Vergangenes und vergleicht mit wenig erbaulicher Gegenwart.


    Das 1733 fertig gestellte Hundreds Hall ist nunmehr ein Schatten seiner selbst. Die Musik im Tanzsaal ist verstummt, Silber, Gemälde und wertvolle Antiquitäten längst veräußert, Luxus und Ruhm verloren.


    Viele Details vermitteln ein authentisches Bild von Personen und Umgebung. In leisen Tönen schwingen Atmosphäre und Emotionen der Nachkriegszeit.


    Mrs. Ayres wahrt als Dame des Hauses Eleganz und Anmut. Ihre Kinder Roderick und Caroline tun ihr Möglichstes, das Anwesen zu erhalten.
    Caroline weiß anzupacken. Sie ist unkompliziert und aufrichtig.
    Roderick gibt sich redlich Mühe, den Hausherrn zu ersetzen. Er arbeitet sehr viel, hat jedoch wenig Gespür für die Landwirtschaft. Wie viele Jungen seiner Generation, musste Rod viel zu schnell erwachsen werden. Seine Aufgaben überfordern ihn bisweilen. Ein Unfall bei der Royal Air Force führte zu einer schweren Kriegsverletzung und einem nervlichen Problem.


    Es ergab sich, dass Dr. Faraday ihn als regelmäßigen Patienten gewann. Die sonntägliche Behandlung des Beines wurde zur Gewohnheit, Tee im Kreise der Familie inklusive. Man lernte einander kennen und schätzen. So war Faraday ebenfalls anwesend, als Hundreds Hall zu einem feierlichen Stelldichein ludt, das durch ein wahrlich unschönes Ereignis ein jähes Ende fand. Gyp, der treue und stets freundliche Familienhund der Ayres, biss das kleine Mädchen der Baker-Hydes ins Gesicht. Die Anwesenden waren allesamt schockiert, die Ayres untröstlich, die Baker-Hydes hochgradig empört. In all ihrer Wut und Verzweiflung verlangten sie folglich den Tod des Tieres.


    Jener Abend schien jedoch nicht nur das Ende eines Hundelebens, sondern zudem den Beginn seltsamer Vorkommnisse auf Hundreds Hall einzuläuten.


    Mit der düsteren, kargen und kalten Winteratmosphäre in und um das Gemäuer legt die Autorin die passende Grundlage für allerlei Spuk. Hier ein Schatten, dort mysteriöse Geräusche und noch dazu unerklärliche Phänomene rufen nicht nur bei den Figuren des Romans Erstaunen und Unbehagen hervor. Mit deutlicher Gänsehaut folgt der Leser gebannt der Erzählung. Die Spannung steigt bisweilen enorm.


    Dr. Faraday glaubt bei Rods Worten, das unglaubliche Geschehen zu umschreiben, an ein verzögertes Kriegstrauma, ausgelöst durch Erschöpfung und überstrapazierte Nerven. Doch lassen sich die Ereignisse wirklich so einfach mit bloßen Sinnestäuschungen erklären?


    Als sich weitere ominöse Ereignisse einstellen und schließlich eine Feuerkatastrophe in letzter Minute abgewendet werden kann, halten es alle für sinnvoll, Roderick in die Obhut Dr. Warrens zu übergeben. Ein Klinikaufenthalt wird aller Hoffnung nach die Wahnvorstellungen vom Bösen, das in Hundreds Hall sein Unwesen treibe, kurieren …


    Zunächst scheint Ruhe auf dem Herrensitz einzukehren. Dr. Faraday und Caroline finden zueinander und auch Mrs. Ayres blüht wieder auf.
    Bis ominöse Geräusche und kindliche Kritzeleien auf Holzverkleidungen die Gemüter erregen und den Weg für weit Schlimmeres ebnen …


    Die Erzählung aus Sicht des Dr. Faraday, in erster Person Singular verfasst und nicht auf Kenntnisse seiner persönlichen Beteiligung beschränkt, erstreckt sich auf fünfzehn großzügig ausgelegte Kapitel.
    Stil und Sprache erfassen den Flair einer längst vergangenen Epoche. Gesellschaftliche und politische Umschwünge jener Zeit vermittelt Sarah Waters ebenso souverän wie Schauplätze und Personen.
    Die Autorin pirscht sich in langsamen Schritten an das Grauen dieser Geschichte heran. Nach Tradition des viktorianischen Schauerromans, ganz wie es der Klappentext verspricht, entwickeln sich Atmosphäre und Ereignisse, spiegeln Emotionen wider und nehmen den Leser für sich ein.
    Das Schicksal der Familie Ayres beugt sich einer stets präsenten Melancholie. Der Grundtenor des Romans wirkt recht düster.
    Dramatische Begebenheiten rufen mannigfaltige Spekulationen hervor. Sarah Waters spielt mit der Psyche ihrer Akteure und bewegt sich indifferent zwischen Wissenschaft und Aberglaube.
    Die Interpretation der Ereignisse obliegt schlussendlich dem Leser.


    DER BESUCHER erscheint in gebundener Form mit Schutzumschlag und Lesebändchen bei Lübbe Ehrenwirth. Sowohl Einband als auch Umschlag sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und erfreuen zweifelsohne jedes Leserherz. Papier, Satz und Druck sind einwandfrei.


    Fazit


    Sarah Waters kann es mühelos mit Klassikern dieses Genres aufnehmen!
    DER BESUCHER überzeugt mit Mehrdeutigkeit, dichter Atmosphäre, intensiven Emotionen und subtilem Grauen. Unerklärliche Phänomene fesseln den Leser ebenso wie die schicksalsträchtige Geschichte einer Adelsfamilie, die so oder so dem Untergang geweiht scheint.
    Der hervorragende Schreibstil und die stets angepasste Sprache machen die Lektüre zu einem schaurigen Genuss.

  • Das stand vor ner Weile mal bei "Rund ums Forum". Da schrieb Wolke, dass man doppelte Verlinkungen im selben Rezithread vermeiden soll, weil sie ja so schon immer so hinterher ist, doppelte Einträge bei den Rezis zu löschen. Hier stehts. :-)

  • Ich habe das Buch auch innerhalb der Leserunde gewonnen und gelesen.


    Ich fand das Buch spannend geschrieben, konnte es die letzten drei Abschnitt kaum mehr aus der Hand legen. Teilweise gab es aber doch Stellen, an denen nicht viel passiert ist, und die sich meiner Meinung nach etwas gezogen haben.


    Zitat

    Original von Vivian
    Der Ich-Erzähler des Buches, Dr. Farady, wurde mir immer unsympathischer je weiter ich gelesen habe. Ich kann gar nicht genau sagen warum. Wahrscheinlich lag es an seiner Aufdringlichkeit. In die Familie Ayres konnte ich mich hineinversetzen mit all ihren Sorgen und Nöten. Sie hatten es nicht immer leicht im Leben gehabt, obwohl sie zur oberen Gesellschaftsschicht gehören.


    Mir wurde Dr. Faraday auch immer unsympatischer. Kann aber auch nicht genau sagen, warum.


    Was mir an dem Buch nicht so gut gefallen hat, war das mehr oder weniger offene Ende. Ich hätte gerne Gewissheit gehabt, warum das alles passiert ist etc.

  • Ich muss leider sagen, dass ich das Buch abgebrochen habe.


    Es war für mich einfach nur langweilig. Ich habe überhaupt keinen Bezug zu dem Buch gefunden. Der Erzählstil war sehr langatmig, sodass meine Gedanken immer wieder abgeschweift sind. Es ist einfach nur so dahin geplätschert und auch die Charaktere sind für mich nur Verschwommen geblieben. Was für mich an dem Erzählstil lag, der mir wahrscheinlich einfach nicht zu sagt.
    Ich habe überhaupt keine Lust verspürt das Buch in die Hand zunehmen und zu lesen, da es für mich schon fast eine Qual war, so langweilig fand ich es.


    Ich gebe gutgemeinte 2 Punkte und das auch nur, weil die Aufmachung des Buches recht schön war.

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


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    Langzeitprojekte:
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  • Das Buch "Der Besucher" von Sarah Water entführt uns in eine längst vergessene Zeit von England. Dr. Faraday ist vom Beruf aus her Arzt. Obwohl er hätte wegziehen können, bleibt er bei sich in seinem Heimatort. Warum? Er ist fasziniert von dem alten Herrenhaus "Hundreds Hall". Schon als er ein kleiner Junge war, war er oft in Hundreds Hall zu besuch. Und auch damals, wie auch heute ist er von dem Haus mehr als angetan, gar fasziniert. Ein glücklicher Zufall lässt ihn wieder in die nähe des alten Hauses kommen. Doch plötzlich passieren schreckliche Unfälle in Hundreds Hall und keiner kann sich erklären, was dahinter steckt.


    Meine Meinung:


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Anfangs waren mir die Bewohner des Hauses unsympathisch und ich konnte mich mit keinen von ihnen identifizieren. Außer Dr. Faraday, der war mir anfangs sehr sympathisch, verlor aber, je weiter die Geschichte ging, an sympathie. Ob das jetzt bewusst von der Autorin so gewollt war oder nicht, weiß ich nicht. Auf jedenfall war das bei einigen der Fall, dass sie anfangs den Dr. noch leiden konnten, später ihn aber mehr und mehr unsympathischer fanden. So auch ich. Dafür wurden mir die Bewohner später mehr und mehr sympathischer. Besonders Roderick. :grin Aber der tat mir auch ein bisschen leid.


    Der Schreibstil war super. Ich kam mit ihm sofort klar und hatte dadurch auch keine Probleme der Geschichte zu folgen.


    Was einen besonders ins Auge sticht, ist die schöne Aufmachung des Covers und des gesamten Buches. Verliert man ausversehen den Schutzumschlag, so hat man immer noch ein tolles Buch, denn der Einband ist nicht unifarbend sondern auch hübsch gestaltet.


    Das Buch ist zudem auch noch spannend geschrieben. Zwar sind einige Kapitel ein bisschen zäh und man wird leicht durch die eigenen Gedanken abgelenkt, aber dann kommt auch wieder ein Kapitel, wo man die schleichende Spannung spürt und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.


    Was mich allerdings ein bisschen gestört hat, war, dass ich ab dem zweiten Abschnitt der Leserunde schon wusste, wer oder was dahinter steckt. Ich habe aber trotzdem weiter gelesen, um zu sehen, wie sich alle klärt und ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Das doch ziemlich offene Ende hat mich dann genervt. Ich mag Bücher, die zum nachdenken anregen, allerdings will ich auch eine detaillierte Auflösung haben. Vielleicht hätte man eine noch im Nachwort schreiben können.


    Ich konnte das Buch in einer Leserunde lesen und bedanke mich hiermit nochmal herzlichst bei dem Verlag und auch bei Wolke, die mir erst einmal die Chance ermöglicht haben, diesen Schauerroman in den Händen halten zu dürfen. Von mir bekommt das Buch 8 von 10 möglichen Punkten.

  • Meine Meinung zu dem Buch:


    Es ist glaube ich mein erster Schauerroman gewesen, den ich jetzt gelesen habe. Schaurig war es auch an so mancher Stelle. Ich war allerdings kontinuierlich hin- und hergerissen, das Buch beiseite zu legen oder eben in einem Rutsch weiterzulesen.
    Das Buch ist aus der Ich-Perspektive des Dr. Faradays geschrieben. Mit dieser Erzählperspektive habe ich so generell meine Probleme, aber in diesem Fall ist es mir besonders schwer gefallen. Dass Dr. Faraday ein Mann ist, wollte mir über die ersten 100 Seiten einfach nicht in den Kopf. Er war für mich irgendwie immer eine Ärztin. Andererseits hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, so dass ich einfach immer weiterlesen musste. Die detaillierten Ortsbeschreibungen haben es einfach gemacht, sich ein genaues Bild von Hundreds Hall zu machen und auch von der Umgebung. So lief das Buch wie ein alter Schwarz-Weiß-Film vor meinem Auge ab.
    Ein schaurig schöner Roman, aber man sollte bei Schauerroman nicht zu sehr in Richtung Horror erwarten.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • DER BESUCHER von Sarah Waters


    Nebulös – dieses Stichwort passt perfekt zu dem mystisch angehauchten Cover und den undurchsichtigen Ereignisse in der Neuerscheinung „Der Besucher“. Die britische Autorin Sarah Waters hat einen Roman voller Rätsel verfasst, der sich perfekt in die Nebelschwaden einer herbstlichen Landschaft Englands einfügen könnte.


    Verortet im ländlichen Großbritannien kurz nach dem Zweiten Weltkrieg tritt der Landarzt Dr. Faraday als Ich-Erzähler hervor, um von seinen Erlebnissen auf Hundreds Hall zu berichten. Dieses majestätische Herrenhaus gehört seit mehreren Generationen der Familie Ayres, die vor den Verlusten der langen Kriegszeit zur wohlhabenden Oberschicht zählte. Nun jedoch bröckelt zeitgleich die Fassade des Prachtbaus und das Ansehen der alteingesessenen Familie.


    Als Dr. Faraday eines Tages nach Hundreds Hall gerufen wird, um ein krankes Dienstmädchen zu behandeln, ist dies der Beginn einer freundschaftlichen Beziehung zwischen ihm, der verwitweten Mrs. Ayres und ihren beiden erwachsenen Kindern Caroline und Roderick. Zuerst in seiner Funktion als Arzt, dann als gern gesehener Gast und Freund der Familie verbringt Faraday mehr und mehr Zeit auf dem Gut.


    So wird er schon bald von der Familie ins Vertrauen gezogen, als seltsame Vorkommnisse die Bewohner zutiefst beunruhigen: sich auf unerklärliche Weise bewegende Gegenstände, bisher unentdeckte Zeichen an den Wänden, beklemmende Geräusche unbekannten Ursprungs. Während Carolin und Roderick schon bald geisterhafte Aktivitäten im alten Gemäuer nicht mehr ausschließen wollen, sucht der rationale Mediziner unermüdlich logische Erklärungen für jedes der auftretenden Phänomene.


    „Der Besucher“ ist kein Schauerroman im klassischen Sinne – vielmehr versetzt Waters den Leser in eine beängstigende Erwartungshaltung. Während ganze Passagen wenig ereignisreiche Beschreibungen enthalten, folgen daraufhin intensive Dialoge und unheimliche Zwischenfälle. Die über allem schwebende Stimmung eines düsteren Landsitzes und der Wechsel zwischen ereignislosen und erlebnisintensiven Kapiteln macht den Charakter dieses Buches aus. Waters lässt viel Raum für Spekulationen – manche Phänomene können damals wie heute schlichtweg nicht so einfach erklärt werden…

  • "Der Besucher" fällt mir schwer zu beschreiben. Einerseits fand ich dieses Buch sehr interessant und spannend und auch gut etwas für Rätselfreunde, die hin und her überlegen, wie es sein kann. Aber teilweise war es auch sehr langatmig und langweilig.


    Ich hatte teilweise große Probleme weiter zu lesen und musste mich fats schon "zwingen".


    Ich möchte dieses Buch nicht auf- oder abwerten. Ich glaube für mich war es einfach der falsche Zeitpunkt, dieses Buch zu lesen.
    Daher kommt eine richtige Rezi, wenn ich das Buch nochmal gelesen habe, denn im Nachhinein beschäftigt es mich immer noch und das ist ein gutes Zeichen. :-)

  • Ich habe mir gerade die vorhergehenden Rezis durchgelesen und bin überrascht, wie unterschiedlich das Buch doch gelesen wurde und sogar abgebrochen.


    Ich selber habe diesen Roman mit viel Genuss und immer wieder mal einem Anflug von Schauer auf dem Rücken gelesen und war zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.
    Hundreds Hall ist so detailliert und atmosphärisch beschrieben, dass man sich stellenweise fast dort an Ort und Stelle glaubt. Bis zum Schluss bleibt ungewiss, was wirklich in diesem alten Haus vorgeht und vorging und was davon rational erklärbar ist.
    Ich hatte in den letzten Kapiteln sogar Dr. Faraday eine Zeit lang im Verdacht...


    Alles in allem ein lesenswertes Buch mit Elementen des klassischen Schauerromans, kurzweilig und rätselhaft.


    von mir 8 Punkte

  • Zitat

    Original von Minny
    Ich muss leider sagen, dass ich das Buch abgebrochen habe.


    Es war für mich einfach nur langweilig. Ich habe überhaupt keinen Bezug zu dem Buch gefunden. Der Erzählstil war sehr langatmig, sodass meine Gedanken immer wieder abgeschweift sind. Es ist einfach nur so dahin geplätschert und auch die Charaktere sind für mich nur Verschwommen geblieben. Was für mich an dem Erzählstil lag, der mir wahrscheinlich einfach nicht zu sagt.
    Ich habe überhaupt keine Lust verspürt das Buch in die Hand zunehmen und zu lesen, da es für mich schon fast eine Qual war, so langweilig fand ich es.


    Ich gebe gutgemeinte 2 Punkte und das auch nur, weil die Aufmachung des Buches recht schön war.


    Ich habe auch abgebrochen, bzw. den Schluß noch gelesen. Am Anfang hat mir das Buch richtig gut gefallen, der Schreibstil hat mich sehr angesprochen, man konnte sich alles sehr gut vorstellen, die Nachkriegszeit mit dem einhergehenden Verfall der gewohnten Gesellschaftsformen und natürlich auch von Hundreds Hall. Leider muß ich sagen ,dass ich irgendwann den Faden verloren habe und auch den Bezug zur Geschichte, ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Ich habe angefangen mich zu langweilen, die Figuren wurden mir immer unsympathischer, die Ereignisse verworren. Schade, es hat so vielversprechend angefangen.

  • Titel: Der Besucher
    OT: The Little Stranger
    Autorin: Sarah Waters
    Übersetzt aus dem Englischen von: Ute Leibmann
    Verlag: Lübbe
    Erschienen: Mai 2011
    Seitenzahl: 576
    ISBN-10: 3431038301
    ISBN-13: 978-3431038309
    Preis: 19.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Hundreds Hall, ein majestätisches Anwesen im ländlichen England. Hier wohnt die verwitwete Mrs. Ayres mit ihren erwachsenen Kindern Caroline und Roderick. Als der Landarzt Dr. Faraday wegen eines Notfalls herbeigerufen wird, ist er wie gebannt von der geheimnisvollen Atmosphäre des Hauses. Schon bald erfährt er, dass in Hundreds Hall merkwürdige Dinge geschehen: Möbelstücke, die ein Eigenleben führen, kryptische Zeichen, die plötzlich an den Wänden auftauchen, bedrohliche Geräusche, die unerklärbar scheinen. Dr. Faraday begegnet der wachsenden Panik der Familie zunächst mit Ruhe und Beschwichtigung. Doch das Schicksal der Ayres nimmt unaufhaltsam seinen Lauf - und ist enger mit seinem eigenen verwoben, als er ahnt ...


    Die Autorin:
    Sarah Waters wurde 1966 in Wales geboren. Sie hat in englischer Literatur promoviert und zahlreiche Artikel in Kultur- und Literaturzeitschriften veröffentlicht. 1998 erhielt sie den New London Writers Award des London Arts Board. Buchveröffentlichungen, Auszeichnung mit dem Times Young Novelist of the Year Award und den Somerset Maugham Award.


    Meine Meinung:
    Nette Unterhaltung, ein Buch das sicher nicht enttäuscht, das aber wahrscheinlich auch nicht zu unkontrollierten Begeisterungsstürmen hinreisst. Die Autorin schafft es gut, die sich langsam steigernde bedrohliche Stimmung zu beschreiben. Atmosphärisch dicht. Trotzdem hat das Buch Längen und man merkt - obwohl der Ich-Erzähler ein Mann ist - dass dieses Buch von einer Frau geschrieben wurde. Ein typischer englischer Schauerroman ist dieses Buch nicht, auch wenn es dafür Ansätze gab - doch leider wurde dieser Weg zum Schauerroman nicht konsequent weiterverfolgt. Und man muss auch feststellen, dass es in diesem Buch schlichtweg zu oft "pilchert". Da feierte so manches Klischee wahre Triumphe.Ein Buch das man sicher nicht vom Regal stossen muss - aber es schadet auch nichts wenn es nicht in jedem Bücherregal steht. Nette Unterhaltung - 6 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.