Nibelungenmord - Judith Merchant

  • Kurzbeschreibung
    In einer der sagenumwobenen Höhlen des Siebengebirges, wo Siegfried einst den Drachen tötete, wird eine Frauenleiche gefunden. Noch am selben Tag wird in Königswinter die Ehefrau des Notars vermisst. Hat die Geliebte des Notars, die exzentrische Künstlerin Romina, ihre Widersacherin kaltblütig aus dem Weg geräumt? Als sich Kriminalhauptkommissar Jan Seidel die Bilder der Künst-lerin anschaut, sieht er das Mordmotiv förmlich vor sich: Verzerrte Frauenfratzen kämpfen um einen strahlenden Helden. Aber nicht nur Jan Seidel, sondern auch seine eigenwillige Großmutter Edith erkennt, dass die Lösung des Falles weitaus komplizierter ist ...


    Über die Autorin
    Judith Merchant, geb. 1976, Germanistin und Dozentin für Literatur lebt mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. 2008 wurde ihre Kurzgeschichte "Monopoly" für den Kärntner Krimipreis nominiert und gewann 2009 dafür den Friedrich-Glauser-Preis. "Nibelungenmord" ist Judith Merchants Romandebüt, das im sagenumwobenen Siebengebirge spielt.


    Meine Meinung
    In einer Höhle bei Königswinter wird eine Frauenleiche gefunden. Da zeitgleich die Frau eines stadtbekannten Notars verschwunden ist, geht die Polizei um Kommissar Jan Seidel zunächst davon aus, dass es sich bei der Leiche um die verschwundene Gattin handelt, muss jedoch bald feststellen, dass sie es hier offenbar mit zwei verschiedenen Fällen zu tun hat. Während die Suche nach der verschwundenen Frau weitergeht beginnen die Ermittlungen zur Aufdeckung der Identität der Toten. Während Ermittler Jan Seidel noch im Dunkeln tappt, beginnt seine Oma Edith in Sachen verschwundene Notarsgattin heimlich selber zu ermitteln.


    Judith Merchant beginnt ihren Krimi mit einem Paukenschlag, denn als Leser stolpert man im wahrsten Sinne des Wortes schon auf den ersten Seiten mitten in den Tatort und die Szene in der Drachenhöhle erzeugt Gänsehaut und jagt einem einen Schauer über den Rücken.
    Leider lässt die Spannung nach diesen furiosen Einstieg nach und es folgt eine ausführliche Einführung der Protagonisten, allen voran die von Jan Seidel und seiner Großmutter. man merkt deutlich, dass dieses Buch der Auftakt zu weiteren Geschichten um die beiden Hauptprotagonisten sein wird, was sich auch daran bemerkbar macht dass einige Ereignisse gerade aus Jan Seidels Leben zum Ende des Buches hin offen bleiben und somit vermutlich im nächsten Buch fortgesetzt werden.


    Die Ermittlungen um die ermordete Frau schleppen sich nur mühsam voran und so macht sich Jans Oma auf eigene Faust an die Ermittlungen. Ihr dabei zu folgen wiederum macht beim Lesen Freude, denn hier fühlt man sich wirklich streckenweise an Miss Marple erinnert. Auch das beschauliche herbstliche Königswinter mit seinen Bewohnern mutet an das fiktive St. Mary Mead an, Orte, bei denen in den ruhigen Zeiten die Bürgersteige hochgeklappt werden. Doch je ruhiger die Zeiten desto wilder der Klatsch und die Gerüchte unter den Bewohnern. Freund und Feind sind nicht immer zu unterscheiden und mit Verurteilungen ist man schnell bei der Hand: Wer anders ist, wie die Künstlerin Romina, der kann ja nur ein böses Geheimnis haben. Vor lauter Verdächtigen mit offensichtlichen Motiven sieht der Ermittler Jan Seidel den Wald vor läuter Bäumen nicht und als er mit der Nase auf die richtige Spur gestoßen wird, ist es fast zu spät.
    Mit der Auflösung hat mich Judith Merchant überrascht. Mir war bewusst, dass sie viele falsche Fährten gelegt hat. Vielleicht bin ich aus diesem Grund auch nicht auf das Naheliegendste und damit auch auf das Erschütterndste gekommen. Das Motiv und der Hintergrund haben mir jedenfalls noch nach der Lektüre des Buches länger zu denken gegeben.


    Insgesamt hätte ich mir mehr Zug in der Geschichte gewünscht und etwas weniger Schwerpunkt auf dem Ermittler Jan Seidel, dessen Privat- und Seelenleben hier meiner Meinung nach den eigentlichen Krimiplot streckenweise zu stark verdrängt hat. Als Auftakt dennoch gelungen und durchaus neugierig machend auf weitere Geschichten aus und um Königswinter.

  • Danke dir für die Rezi. Ich war eigentlich ziemlich gespannt auf den Roman, hab aber noch einen Riesenstapel an Have to reads auf dem Tisch liegen, und bin jetzt entspannter, denn das ausgewalzte Seelenleben von Kommissaren ist nicht wirklich meine Welt. Obwohl ich sicher reinlesen werde, denn wenn Stil und Sprache stimmen, kann es trotzdem zu einem guten Lese-Erlebnis werden.

  • In einer der berühmten Drachenhöhlen wird eine weibliche Leiche gefunden. Kurz darauf verschwindet die Ehefrau des Notars und das ausgerechnet an ihrem 40. Geburtstag. Kriminalhauptkomissar Jan Seidel und sein Team stehen vor einem Rästel.


    Judith Merchants Debütkrimi ist sehr gut gelungen. Der Stil der Autorin ist locker und leicht. Ihre Figuren haben Herz und waren mir direkt sympathisch. Für ihren ersten Krimi hat sie sich als Grundmotiv die Nibelungensage rausgesucht, was dem ganzen noch einen mysthischen Hauch gibt. Mich als Bücherfan hat besonders Jan Seidels Oma erfreut, die in ihrem Arbeitsleben als Buchhändlerin gearbeitet hat und immer noch genau darauf achtet, welche Bücher ihre Mitmenschen lesen.
    Judith Merchant schafft durch ihren Stil eine tolle und dichte Stimmung, in der sie geschickt die Ermittlungen mit dem Privatleben der Ermittler vermischt. In der Mitte des Buches lässt die Spannung zwar ein wenig nach, doch wird die Geschichte dadurch nicht langweilig.
    Ich habe das Buch in gut 5 Stunden gelesen und dies spricht eindeutig für die Geschichte und Judith Merchant.


    Fazit: Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert und ich freue mich schon auf den 2. Teil.

  • Vielen Dank für die Rezis. Ich bin im Moment noch etwas unschlüssig. Mir gefällt der Inhalt sehr gut und es steht auch auf meiner Liste, aber diese langatmigen privaten Abhandlungen mag ich bei Krimis nicht so gerne. Da es sich hier aber um einen Serienstart handelt, werde ich es aus der Bücherei lesen. :wave

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

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  • Ich habe das Buch jetzt in der Leserunde gelesen und es geht mir wie so oft- was will mir noch einfallen, wenn Bouquineur ihr Fazit gezogen hat? Ich kann mich der Meinung nur anschliessen. Ich mag prinzipiell die ruhigen, ohne Pseudoaction auskommenden Krimis ala Vargas oder Löhnig oder besonders die realitätsnahen als Britt Reißmann oder Rita Hampp, in dies Richtung geht das Buch, aber die Linie der Ermittlung vermag doch nicht zu überzeugen, also Potential erkennbar, aber noch entwicklungsfähig.

  • In der Drachentöterhöhle des Siegfrieds wird eine Leiche gefunden. Eine blonde Frau, die erstmal niemand kennt. Königswinter steht Kopf, denn auch Margit Sippmeyer ist spurlos verschwunden. Natürlich geht jeder davon aus : eine Frau ist verschwunden, eine Leiche wird gefunden. Wäre ja auch kein Wunder, denn Margit Sippmeyers Mann hat seit Jahren eine Geliebte: eine verschrobene Künstlerin, die Bilder der Nibelungen malt.


    Jan Seidel beginnt zu ermitteln und nebenbei wird ihm bewusst, dass seine Oma eine ganz Pfiffige ist. Denn Edith ist nicht alt, sondern klar im Kopf und findet Zusammenhänge, die niemand sonst bemerkt….


    Am Anfang war es witzig in die Welt von Edith einzutauchen. Sie ist eine Oma wie man sie sich wünscht! Auch ist sie der ausgefeilteste Charakter und ist immer für eine Überraschung gut. Jan Seidel, der Ermittler, hat mich da schon weniger überzeugt. Er hat viele Probleme und manchmal fragt man sich zu oft warum, denn die Auflösung gibt es erst sehr spät. Ich verstehe zwar, dass nicht alles gleich am Anfang verraten werden darf, aber Spannung wurde mit diesen Geheimnissen nicht erzeugt.


    Die Geschichte plätschert dahin und nur der dritte Leseabschnitt hat mir wirklich gefallen, denn da konnte man wunderbar am Leben und den Gedanken der Protagonisten teilhaben. Zwischendurch wird mir einfach zu viel geschlampt, denn eine richtige Ermittlung läuft meiner Meinung nach anders ab. Den Polizisten passieren zu viele Fehler und oft machen sie einfach gar nichts.


    Auch die Auflösung ist für mich eher ein Zufall, denn wenn es Edith nicht gebe, würde ich heute wahrscheinlich noch nicht wissen, was es mit der verschwundenen Frau zu tun hat.


    Der Erzählstil der Autorin hat mir dennoch gefallen, da es leicht und locker zu geht und die Aufteilung der Kapitel hat mir auch gefallen. Leider habe ich generell etwas gegen bestimmte Tätertypen. Hier möchte ich nicht verraten, welche Gruppe ich meine, sonst nehme ich euch den Lesespaß. Aber wenn ihr das Buch gelesen habt, wisst welchen Tätertyp ich schrecklich finde


    Die Siegfriedthematik hat mir im Großen und Ganzen gefallen, doch bleibt man am Ende etwas ratlos zurück, wenn ich an den Drachen denke. Auch hier fehlt mir der Zusammenhang und am Ende die Aufklärung.


    Die Idee hat mir gefallen, die Charaktere zum Teil auch, leider vermag mich die Durchführung des Falls nicht fesseln und viele Lücken lassen mich einsam und ratlos zurück.

  • Nibelungenmord - das hörte sich toll an, und auch die Kurzbeschreibung las sich vielversprechend. Nur leider scheiterte für mich die Umsetzung eines guten Ansatzes hier.
    Was spannend klang wurde hier leider gar nicht spannend erzählt, die Handlung plätscherte vor sich hin, bzw. wurde die Krimihandlung von den Privatproblemen und - geschichten einzelner Personen in den Hintergrund gedrängt. Die Ermittlungsarbeit wurde, wenn überhaupt, recht unstrukturiert und etwas chaotisch beschrieben. Wie in der LR bereits festgestellt wurde, hätte hier eine gründlichere Recherche dies vielleicht vermeiden können. Ähnlich ging es mir mit Szenen, welche Krankenhaus - und Altenheimthematik aufgriffen.
    Die Figuren waren mir zum grössten Teil zu farb - & leblos, die wenigen, welche etwas mehr zu bieten hatten, kamen leider nicht sehr sympathisch rüber oder entsprachen leider zu sehr diversen Klischees. Die Nibelungenthematik fand ich gut eingearbeitet und sie waren originaltreu mit in die Geschichte eingearbeitet worden. Dies, und auch der Erzählstil an sich haben mir gefallen, daher fällt das Buch nicht komplett bei mir durch. Auf einen Nachfolgeband ( sollte es einen geben ), werde ich jedoch verzichten.

  • Ich kann mich nofret und den anderen nur anschließen. Eigentlich eine tolle Idee, die nicht wirklich toll umgesetzt wurde. Mir gefällt der Schreibstil der Autorin und ich hoffe, dass sie bei künftigen Büchern besser den Überblick behält und ihre Hauptprotagonisten etwas interessanter und sympathischer rüberbringt.
    Ich hatte mir definitiv mehr versprochen von dem Buch, Schade.

  • Eine blonde Frau wird in einer Drachenhöhle ermordet. Gleichzeitig verschwindet eine andere blonde Frau. Jan Seidel nimmt die Ermittlungen auf.


    Das klingt nach einem Krimi, aber leider ermittelt Jan Seidel nur sehr wenig und denkt stattdessen über seine Fastfrau, seine Oma oder sich selbst nach. Über andere Bewohner des Dorfes erfährt man auch sehr viel, soviel dass der Krimiteil des Buches nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.


    Zwischendurch übernimmt Jans Grossmutter Edith die Ermittlungsarbeit, was am Anfang noch witzig ist, später aber zu gewollt nach Miss Marple aussieht und dadurch auch eher nervig ist.


    Die Auflösung hat mich enttäuscht, vieles war nicht glaubhaft und an den Haaren herbeigezogen.


    Das Buch ist gut geschrieben, angenehm zu lesen, aber nicht genug durchdacht und mit Schwerpunkten auf Unwichtigem, wodurch das Wesentliche zu kurz kommt.

  • Leider kann ich mich den meisten meiner "Vorrezensenten" nur anschließen.


    Die Geschichte hört sich ja ganz nett an. 2 Frauen und ein strahlender Held. So wie Kriemhild und Brünhild mit Siegfried. Dazu kommt noch ein wenig Mord, jmd verschwindet und die Polizei steht vor einem Rätsel.


    Nur leider leider ist die Geschichte nicht wirklich spannend.
    Man hat ständig das Gefühl, dass Beziehungsgeschichten der Vordergrund der Handlung sind und das Auflösen des Mordfalls in den Hintergrund rückt. Auch die Ermittlungen kommen nicht wirklich voran.


    Die Personen sind mir außer der alten Frau Edith alle sehr unsympathisch gewesen.
    Edith erinnert an Miss Marple, was sie auch soll und einzig und alleine ihr Teil ist recht amüsant, traurig oder interessant!


    Die Idee mit den 2 kämpfenden Frauen ist nett, aber nicht sehr überzeugend umgesetzt. Vor allem, weil letztendlich noch ganz andere Leute ihre Finger im Spiel haben und die Motive für den Mord nachher alles anderes als interessant/spannend/nachvollziehbar sind, sondern eher nervig und unwahrscheinlich.


    Falls es wirklich einen Nachfolgeband geben wird, werde ich darauf verzichten!
    So leid es mir tut.

  • Ich muss vorausschicken: ich habe das Buch in der Kindleversion gelesen. Das mag etwas zu meinem negativen Gefühl beigetragen haben, denn zumindest in der kindleapp für iPhone und iPad gibt es die merkwürdigsten Trennungen und Leerzeilen nach Großbuchstabenkombination wie zum Beispiel DVD, so was bringt mich immer aus dem Konzept beim Lesen. Und was das ärgerlichste ist: die Version kostet genauso viel wie die Taschenbuchausgabe, obwohl weder Druck-, Papier- noch Lagerkosten anfallen und die elektronische Form ja schon vorliegt und nicht extra hergestellt werden muss. Ich werde mir zukünftig den kauf von Kindleversionen genauer überlegen, schließlich bin ich hier in meinen Rechten eingeschränkt und kann es nicht einmal an jemanden verschenken, dem es vielleicht besser gefällt als mir.
    Denn nicht nur über die Version, auch über den Roman an sich habe ich mich geärgert. Klischeebeladene, blass bleibende Figuren, von denen nicht eine eine halbwegs normale Beziehung hat, eine dahindümpelnde Krimihandlung, die keinen erkennbar roten Faden, dafür aber viele lose Enden hat, der Nibelungemythos, der nur beiläufig eingestreut wird, aber eigentlich irrelevant ist, eine Möchtegern-Miss-Marple, die nicht nachvollziehbare Schlüsse zieht, Logikfehler, die ein gutes Lektorat ausmerzen hätte müssen und nicht zuletzt die herablassende Art über Donna Leon und ihre Leser her zu ziehen. Es mag sein, dass nicht alle Brunettis die gleiche Qualität haben, aber Frau Leon hat zumindest schon bewiesen, dass sie gute Krimis schreiben kann, ein Beweis, den Judith Merchant schuldig geblieben ist.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Der Auftakt der Krimi-Serie um Kommissar Jan Seidel und seiner scharf kombinierenden Oma Edith bietet einige interessante Ideen, um einer spannenden Handlungsführung zu folgen. Ohne Umschweife beschreibt Judith Merchant die betroffenen Charaktere und Schauplätze. In einer Höhle des sagenumwobenen Siebengebirges bei Königswinter wird die Leiche einer Frau gefunden. Da zeitgleich die Ehefrau eines erfolgreichen Anwalts vermisst wird, nahm die Polizei zunächst an, dass die beiden Frauen identisch sind. Die Lebensgewohnheiten der beiden Familien werden nun ausführlich dargestellt und der Leser stellt fest, dass es offenbar überall von häuslicher Disharmonie, Betrug und vertuschten Affären nur so wimmelt. Gewürzt mit einer wirklich zum Schmunzeln verleitenden Szene mit Oma Edith las ich also gespannt weiter. Der wirklich flüssige Schreibstil verleitet, das Buch in einem Rutsch zu lesen.


    Der konstruierte Plot benötigt allerdings auch einen flotten Schreibstil, damit nicht nur das Papier sondern auch der Leser geduldig bleibt und nicht nach 50 Seiten aufgibt. Jetzt erfährt er von den seelisch traumatisierenden Erlebnissen des jungen Kommissars, dessen Hochzeit vor nur wenigen Wochen geplatzt ist. Seitdem plagt ihn das schlechte Gewissen und er fühlt sich fast außerstande, seine Wohnung einzurichten. Wer jetzt glaubt, dieser private Einblick wäre hilfreich für die Lösung des Falles, wird enttäuscht. Oberflächlich und egoistisch erscheint das Privatleben des Protagonisten und hätte für meinen Geschmack auch ruhig die Hälfte an Seiten einnehmen können. Die so verbrachte Zeit fehlt natürlich bei der Klärung des Mordfalls und der Suche nach der Vermissten. Wie im echten Leben laufen dort manche Aktionen parallel und offenbar müssen diese dann auch nicht notwendigerweise aufgeschrieben werden. Es reicht, wenn später ein anderer die Ergebnisse kurz anreißt.


    Da ich das Buch als Testleser zur Verfügung gestellt bekam, werde ich mich nicht zum Preis äußern. Selbstverständlich ist dabei auch, dass ich bis zur letzten Seite durchgehalten habe. Da es aber bereits zu Beginn Hinweise auf den Täter gab, überraschte mich die Auflösung nicht. Ohnehin ist dieser Krimi – wenn er sich denn so nennen darf – nur Lesern zu empfehlen, die erst wenig Erfahrung mit diesem Genre haben. Alle anderen werden sich über die Vorhersehbarkeit, die vielen Zufälle und vor allem aber der schlechten Recherche der Kriminologie und damit verbundenen unplausiblen Vorgehensweise der Polizei ärgern.


    Abschließend zitiere ich die Autorin aus ihrem eigenen Buch: „Wenn ein Leser dieser Serie so lange treu bleibt, selbst dann, wenn sie keinen Spaß mehr macht, dann sagt das eine Menge über ihn aus.“ Diese Serie beginnt schon unspaßig und Glückserfahrungen bleiben komplett aus. Da derartige Äußerungen meiner Meinung nach viel über die Denkweise des Schreibenden verraten, streiche ich diese Serie aus meinem Beuteschema und nenne es unsportliches Nachtreten. (2 von 10)

  • Der größte Schwachpunkt waren für mich die polizeilichen Ermittlungen, gefolgt von den Protagonisten, allesamt entweder unglaubwürdig, blass oder seltsam. Oder alles zusammen. Auch Oma Edith Herzberger, die mich zu Anfang so sehr für sich eingenommen hatte, behielt im weiteren Verlauf der Geschichte nicht ihre Pfiffigkeit und Originalität, sie blitzten nur noch sehr vereinzelt auf.


    Sprachlich fand ich das Buch richtig gut, Vergleiche und Beschreibungen zeitweise originell und auf jeden Fall gut vorstellbar. Deshalb habe ich es trotz der vielen Schwächen relativ gerne gelesen. Auch der Plot war eigentlich nicht übel, nur die Ausgestaltung unbefriedigend. Es gab einfach zu viele Widersprüchlichkeiten und vor allem viel zu viele lose Fäden, die mich irritiert und unbefriedigt zurückließen.


    Ich bin dankbar, dass ich dieses Buch „testlesen“ durfte. Dafür Geld ausgegeben zu haben, hätte mich wahrscheinlich etwas frustriert. Vielleicht wird der Folgeband besser, wenn die geäußerte Kritik zur Weiterentwicklung beitragen kann. Denn gut ausdrücken kann sich die Autorin!

  • So auch ich habe dieses Buch dann endlich beendet.
    Ich kann wirklich nicht verstehen, was den Verlag bewogen hat, dieses Buch zu einem der TOP-Titel zu machen und einen solchen Werbezirkus zu veranstalten. Mir wurde das Buch allein auf 3 Plattformen als Testexemplar angeboten, dazu findet man in jedem Bahnhof Plakate, die Buchhandlungen sind mit Exemplaren gepflastert und mehr und mehr zu komme ich zu dem Ergebnis, daß man der Autorin damit defintiv keinen Gefallen getan hat. Denn an ein so aggressiv beworbenes Buch trete zumindest ich mit einem komplett anderen Anspruch heran, als an einen netten kleinen Regionalkrimi sonst. Hier erwarte ich Spannung, ein Feuerwerk an Emotionen, wundervoll ausgearbeitete Charaktere und eine brennend interessante Handlung und vorallem eine gute Recherche.
    All das findet sich in diesem Buch hier aber nicht.
    Einzig ganz nett ist der Lokalkolorit der Autorin gelungen (Ich kann das beurteilen, ich wohne demnächst im Drachenfelserländchen) und ihr Stil ist ein einfacher leicht zu lesender, nichts berauschendes, aber immerhin ganz eingängig.


    Der Rest, einfach nur schrecklich. Die Figuren sind widersprüchlich, der gutaussehende arrogante Geschäftsmann, wird bei seinem Sohn und der Geliebten zum hilflosen Bittsteller, die taffe ermittelnde Omi stellt sich bei ihren Ermittlungen leider selten dämlich an und der schnieke Hauptkommissar hat neben vielen anderen seltsam anmutenden Problemen auch noch das Problem, daß er ständig seine Dienstwaffe verliert und mit dieser dann grober Unfug getrieben wird, um nur ein paar Beispiele zu nennen.


    Die Geschichte an sich hätte ganz nett werden können, wurde sie aber nicht. Die Ermittlungsarbeit kommt für einen Krimi zu kurz, am Ende werden einige der unzähligen noch losen Fäden dadurch verknüpft, daß Oma Edith den Erklärbär mimt und für jeden der es jetzt noch nicht verstanden hat, wird dann auch noch gesagt, daß Oma Edith sich wie Miss Marple fühlt. Viele der losen Fäden wehen weiter im Wind. Einigen Nebenhandlungen hingegen wird unheimlich viel Raum gegeben, obwohl sie die Geschichte einfach nicht weiterbringen, sei es die absurde Erklärung, warum der Kommissar Angst vor Leichen hat oder die Schilderung eines Schupfnudel-Pastinaken-Abendmahls unter Nicht-mehr-Liebenden.


    Dazu die wirklich vielen Recherchefehler im Hinblick auf die Polizeiarbeit, die die Autorin in einem Interview damit zu erklären versuchte, daß ihr die Geschichte wichtiger als die Realität sei. Das mag ja durchaus legitim sein, aber so viel seltsam anmutendes Verhalten, Befragungen die immer dann abgebrochen werden, wenn dem Ermittler die interessanten Fragen einfallen, ein Durchsuchungsbeschluss, der vom Leiter der Mordkommission und nicht von einem Richter ausgestellt werden soll, total mangelnde Struktur in der polizeilichen Arbeit, das verleidet mir absolut den Spaß an einem Krimi, ein bißchen Fiktion, ist ja gut und schön, aber wenn selbst Leser ohne polizeilichen Hintergrund genervt den Kopf schütteln, dann darf es mich auf jeden Fall gruseln.
    Hätten diese Verfehlungen zumindest noch zu einem Spannungsaufbau geführt oder das Tempo verschärft, hätte ich auch darüber wohlwollend hinweggesehen, aber Spannung kommt zu keinem Zeitpunkt auf, bereits in seiner Ersten Szene denkt der/die Täterin darüber nach, was er alles über den Mord weiß und entlarvte sich daher für mich komplett. Die letztliche Erklärung, warum es zum Mord kam erscheint mir auch wenig schlüssig, sondern konstruiert und irgendwie verzweifelt morallastig.
    Tiefgang sucht man vergeblich und auch die eingewobenen Hinweise auf das Nibelungenlied, bzw. die kleinen Ausflüge zu Literatur und Kunst, wirkten mehr gezwungen, als wirklich gut mit der Geschichte verwoben.
    Auch die Lästerei über Donna Leon fand ich mehr als deplatziert und kann mich wirklich nicht mit dem Buch versöhnen.


    Außerdem kommen die Männer in diesem Roman einfach nur schlecht weg, da ist nicht einer dabei, der kein Arsch, durchgedreht oder gar ein mieser Fremdgänger ist, während die Damen alle still und geduldig vor sich hin leiden... Das gefiel mir gar nicht.


    Für mich einer der absoluten Flops des Jahres. Hätte hinter dem Buch nicht ein solcher Werbewirbel gesteckt, hätte ich weniger hohe Erwartungen gehabt, wäre weniger enttäuscht gewesen und hätte der Autorin aufgrund ihres eben irgendwie netten Schreibstils eine zweite Chance gegeben. So bin ich einfach nur frustriert und fest davon überzeugt, daß hier mit Biegen und Brechen versucht wurde dem Erfolg anderer Verlage mit Regionalkrimis nach zu eifern, dies gelang zumindest bei mir überhaupt nicht.


    Mag sein, daß ein weniger routinierter Krimileser an diesem Stoff seinen Gefallen findet oder es der richtige Stoff für den Strand ist, für jemanden mit Anspruch, der gerne mit rätselt und knobelt und der des eigenständigen Denkens mächtig ist, wurde mir in diesem Buch zu viel vorgekaut und mundgerecht platziert.
    Ein Krimi, so flach, daß nicht mal eine Briefmarke darunter paßt.

  • @BJ
    Deine Rezi liest sich ja wie eine Buch-Hinrichtung. Geil! :grin :wave
    Gut, dass ich mir das Buch nicht gekauft habe..... :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire, glaub mir, ich hab Kreide gefressen und extra zwei Tage gewartet, bis ich meinen Blutdruck wieder im Griff hatte...
    Lies mal in die Leserunde rein, die wirst Bauklötze staunen... :lache