Fräulein Smillas Gespür für Schnee - Peter Hoeg

  • SiCollier,


    ich bin sehr an einer Rezi von dir interessiert, da ich den Film vor etlichen Jahren gesehen habe. Nur kann ich mich an kaum etwas erinnern, solange ist es schon her.
    Jetzt überlege ich mir schon seit längerem, ob ich mich am Buch versuche, die Bücherei hat es ja. :gruebel

  • Das Buch ist gut, nicht überragend aber gut. Ich finde die Geschichte eine klasse Idee. So ein absoluter Außenseiter. Aber die Handlung ist kompliziert gestritt. Eh' man die Wolle wie aufrollt hat muss man das Buch glaub' ich zwei Mal lesen (oder wie ich nach dem Buch ganz schnell den Film kucken - der ist wirklich gut)

  • @ SiCollier: Ich glaube, du wirst es nicht bereuen ...


    Da ich gerade bei dem Flop des Jahres mehrfach über Fräulein Smilla gestolpert bin, habe ich mir diesen Rezi-Thread angesehen. Ich selbst LIEBE dieses Buch, habe es schon drei Mal gelesenen und gerade Lust bekommen, es ein viertes Mal zu lesen. So ganz genau kann ich mich nicht an den Inhalt erinnern, wohl aber an das Gefühl– düster, beklemmend und abgründig. Ein tiefer Blick in die Natur des Menschen. Magali hat schon detailliert beschrieben, warum ihr das Buch so gefallen hat, und ich kann ihr nur zustimmen. Fräulein Smilla ist mehr als ein Krimi oder Thriller, viel mehr. An SF-Elemente kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Ein abgestürzter Meteorit ist ja nicht SF, sondern Realität, die Dinger gibt es überall. Und die Würmer? Nicht nur im Eismeer, auch in Afrika sehr weit verbreitet. Kann man sich problemlos beim Durchwaten einer kontaminierten Pfütze einfangen.


    Liebe Grüße von
    SteffiB

  • Oha, das hat mich schon ganz zu Beginn meiner Eulezeit total gewundert, daß so viele Eulen das Buch nicht mochten.


    Ich habe es mit Anfang 20 gelesen und mir hat es damals wirklich gut gefallen. Manche Stellen habe ich sogar noch Jahre danach immer mal wieder gelesen.


    Smilla ist keine einfache Protagonisten. Sie will anderen nicht gefallen- teilweise dachte ich, sie gefällt sich selbst nicht. Ich konnte durchaus nachvollziehen, daß sie, die zwangsweise die eisige Weite Grönlands verlassen musste, Dänemark und seine gesellschaftlichen Konventionen als beklemmende Enge empfindet und dagegen rebelliert. Auf ihre Art.


    Ich kann mich an keine Längen oder langatmigen, langweiligen Stellen erinnern, aber vielleicht würde ich das Buch heute mit anderen Augen lesen?
    Ich räume allerdings ein, daß insbesonders das Ende tatsächlich etwas verworren ist- da musste ich ganz genau lesen und auch mal zurückblättern. Das ist aber auch schon das einzige, was ich bemängeln könnte.


    SiCollier :
    ich kenne Film und Buch, allerdings kann ich nicht mehr sagen inwiefern sie sich unterscheiden. Ich glaube das Ende ist im Film geraffter... nagel mich aber nicht darauf fest.
    Im Großen und Ganzen fand ich jedoch, daß der Film in weiten Teilen die Stimmung des Buches gut einfängt.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Ich habs vor vielen Jahren gelesen und kann mich gar nicht mehr so richtig dran erinnern, nur, dass ich es gut fand. Die Figur der Smilla war mir sympathisch, und das macht bei mir schon sehr viel aus.
    Ich glaube, ich werde es mal wieder aus dem Regal kramen und noch mal lesen, passt ja ausgezeichnet zur Jahreszeit. :-)


    Den Film habe ich allerdings nie gesehen, da kann ich so überhaupt nicht mitreden.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Ja, das Buch war mich auch ein paar mal im „Flop-Thread“ aufgefallen. Dadurch fiel es mir wieder ein, denn es hatte sich still und heimlich wieder zurück ins Regal begeben. Zu viele Leserunden. :rolleyes


    Ich habe es jetzt endgültig hier auf meinen Schreibtisch in Sichtweite und versuche, das im Dezember zwischen die Darkover-Leserunden und „allfälligen“ Weihnachtsbücher einzuplanen. Vor allem, nachdem ich mir magalis Posts nochmals durchgelesen habe.


    Und wenn ein Buch so beginnt: Es friert, außerordentliche 18 Grad Celsius, und es schneit. Dann fühle ich mich da gleich zuhause. :-)


    Es gab ja auch eine Leserunde dazu. Die Posts dort werde ich mir parallel zum eigenen Lesen zu Gemüte führen. So, und nun hoffe ich, daß es dieses Mal wirklich klappt.



    @ grottenolm
    Danke für den Hinweis. Ich vermute, ich komme in absehbarer Zeit eher zum Lesen denn zum Filmgucken.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich fand das Buch einfach nicht besonders interessant. Den Film übrigens auch nicht.


    Ich tu mich mit Hoeg sowieso schwer - ich habe hier "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" stehen, das ich, von der Thematik her, eigentlich unbedingt lesen will. Aber ich finde das Buch so kalt, und den Stil fast abweisend, ich habe es mehrmals versucht und ich komme nicht weiter.
    Nun sitzt es auf dem Regal, und schaut mich vorwurfsvoll an, und niemand will es bei TT. Armes Buch.


    Ich glaube mit Hoeg kann man sehr gut oder gar nicht.

  • Ist zwar schon eine ganze Weile her, seit ich das Buch gelesen habe, aber bis heute konnte ich mir keine eindeutige Meinung dazu bilden. Einerseits eine hochspannende Story, andererseits unwahrscheinlich distanziert geschrieben - es kommt einem vor, als würde man das Buch durch eine dicke Scheibe aus Sicherheitsglas lesen. :gruebel

    "Die Menschen sehen schlechtes Benehmen doch nur deshalb als eine Art Vorrecht, weil ihnen keiner auf's Maul haut!" (Klaus Kinski)

  • Es ist schon einige Zeit her das ich dieses Buch gelesen habe. Mir hatte es ausgezeichnet gefallen. Endlich mal keine 08/15-Literatur, sondern mal was gänzlich anderes. Nicht dieser Mainstream-Müll unter dem heute so mancher Büchertisch zusammenbricht. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Es ist schon einige Zeit her das ich dieses Buch gelesen habe. Mir hatte es ausgezeichnet gefallen. Endlich mal keine 08/15-Literatur, sondern mal was gänzlich anderes. Nicht dieser Mainstream-Müll unter dem heute so mancher Büchertisch zusammenbricht. :wave


    :write :write
    GEht mir auch so.Was mir zusätzlich noch gefallen hat, war, die Erklärung zu der Problematik der Inuit, die die Herrschaft der dänischen Krone über Grönland ertragen müssen, aber in Dänemark trotzdem schief angesehen werden. Hauptsache, das Land ausgebeutet, da geht mir immer der Hut hoch.

  • Hm, seit zwei Jahren keine Beiträge mehr zu diesem Buch? Dann will ich das mal ändern.


    Nachdem Smilla geschlagene 10 Jahre gewartet hat, von mir gelesen zu werden, bin ich mir sicher, dass ich tatsächlich erst jetzt das richtige Alter dazu erreicht hatte (ich sach ja imma: jedes Buch hat seine Zeit).


    Die 37-jährige Smilla hat mich mit ihrem ganz eigenen Wesen schon erstaunt, begeistert, amüsiert.
    Sie ist natürlich kauzig, sich dessen jedoch vollkommen bewusst. Sie ist aber auch mutig, konsequent und geht ohne Rücksicht auf eigene Verluste den Weg der Neugier: warum musste Jesaja sterben?


    Ich fand das Buch sehr spannend, es gab eigentlich auch nichts, das ich nicht verstanden hätte (zumindest bilde ich es mir so ein).
    Auch das vermeintlich "offene" Ende finde ich schlüssig und bin damit vollkommen einverstanden, es passt einfach zu dem Buch.


    Von mir gibt es 8 Punkte.
    Sehr schade, dass im Eingangsbeitrag nur diejenigen Punkte vergeben haben, die das Buch nicht mochten.


    Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Es ist schon einige Zeit her das ich dieses Buch gelesen habe. Mir hatte es ausgezeichnet gefallen. Endlich mal keine 08/15-Literatur, sondern mal was gänzlich anderes. Nicht dieser Mainstream-Müll unter dem heute so mancher Büchertisch zusammenbricht. :wave


    Klasse, Voltaire, du gehörst zu denen, die den dänischen "Humor" verstehen. Ich fand das Buch sehr gut und auch der Film hat mir (auch nach dem dritten Mal) sehr gut gefallen.

  • „Wie kannst du so was nur freiwillig lesen!“ war die übliche Reaktion, wenn ich sagte, ich würde „Frl. Smilla“ lesen. Aber nun gab es eine Leserunde dazu, und das schien mir die passende Gelegenheit, das Buch endlich vom SuB zu befreien. Über weite Strecken war ich begeistert bis sehr begeistert. Bis ich die letzten zwei, drei Seiten gelesen hatte. Da ist dann alles gekippt, so daß ich eigentlich nicht mal mehr Lust habe, großartig eine Rezi zu schreiben.


    Handlungsmäßig habe ich das Buch, denke ich, nicht zuletzt durch magalis Erläuterungen hier im Thread verstanden, da wurde alles ausreichend er- und aufgeklärt.


    Stilistisch kam ich mit dem Buch gut zurecht und es gibt nichts zu meckern. Langatmigkeit, Langeweile oder gar Längen konnte ich für mich zu keinem Zeitpunkt erkennen. Aber ich bin sowieso ein Anhänger einer langsamen, verschachtelten Erzählweise und habe eher mit einem zu hohen Tempo Probleme.


    Völlig neu waren für mich die „Zustände“ in Dänemark. Vieles, was über die Inuit ausgeführt wurde, kam mir vertraut vor, nur zu vertraut. Man beschäftige sich beispielsweise mit der Geschichte der Native Americans. Man muß nur ein paar Begriffe austauschen, und alles ist identisch. Das hat mich am meisten erschreckt: daß es solches Verhalten, solche Einstellung in Europa, einem Mitgliedsland der EU gibt! :yikes


    Gar nicht gefallen und absolut unzufrieden bin ich mit dem Ende, und das führt für mich zur massiven Abwertung des Gesamteindruckes des Buches. (Ich muß das jetzt spoilern, weil ich ohne Erwähnung des Endes meine Meinung nicht begründen kann.)

    Momentan bin ich mir nicht sicher, ob ich froh bin, oder ob ich mich ärgere, das Buch endlich gelesen zu haben. Sollte der Autor mit diesem Ende ein möglichst langes Nachwirken bezweckt haben, so hat er sein Ziel bei mir absolut, völlig und nachhaltig verfehlt. Im Gegenteil: bevor ich nochmals ein Buch von Peter Høeg lese, werde ich mich sehr genau über den Ausgang informieren, um nicht wieder so etwas wie hier erleben zu müssen.


    Während der Leserunde schrieb ich sogar von einem möglichen Jahreshighlight. Das wurde durch das Ende gründlich verdorben; ich kann mir nicht vorstellen, das Buch nochmals zu lesen. Den Film sehe ich mir auch nicht an, denn der kann ja auch nicht anders ausgehen. Derzeit schwanke ich zwischen 6 und 7 Punkten (mit einem anderen Ende wohl zwischen 9 und 10).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auch ich habe das Buch, nachdem ich es vor Jahren schon einmal abgebrochen hatte, nun im Rahmen der Leserunde zu Ende gelesen. Und es war ein zähes Ringen...


    Smilla als Figur fand ich in der erste Hälfte des Buches interessant und auch glaubwürdig. Später verlor sie für mich eben diese Glaubwürdigkeit, denn sie verhielt sich unlogisch und rücksichtslos, teilweise auch brutal, was einfach nicht mehr ihrem, zumindest von mir angenommenen, Charakter entsprach. Ist diese Wandlung einfach im Angesicht der Gefahr entstanden? Ich weiß nicht so recht...


    Das Ende des Buches war nicht nur offen, sondern einfach abgerissen. Wenn die lose gebliebenen Handlungsstränge mich nachdenklich stimmen sollten, dann wurde dieses Ziel verfehlt. Geblieben ist da leider nur Frust.


    " Erzähl uns, werden sie kommen und zu mir sagen. Damit wir verstehen und abschließen können. Sie irren sich. Nur was man nicht versteht, kann man abschließen. Die Entscheidung bleibt offen."
    Das sind die letzten Sätze im Buch... ?(


    Obwohl das Buch und die Geschichte mich zwischendrin auch zeitweise gepackt haben, kam nicht wirkliche Freude am Lesen auf. Ich muss leider sagen, dass ich lange nicht mehr so enttäuscht - frustriert - verwirrt von einem Buch war. Schade!


    Ich gebe dem Buch nur 6 Punkte.

  • Ich kann wirklich beide seiten verstehen. Meine Mutter hat es mir empfohlen und gesagt 200 Seiten Langeweile, dann Riesenspannung.
    Mich haben Schreibtil un Athmosphäre fasziniert, aber ich fand diesdes Buch megaanstrengend.
    Als ich es nach langem Kampf endlich durchhatte, war mein erster Gedanke: "Puh, geschafft."
    Darauf folgte nach etwa 3 Sekunden: "Aber eigentlich ist es genial."
    Mittlerweile ist Hoeg einer Meiner Lieblingsautoren, weil er Spannung und Charaktere basierend auf der Kunst des Weglassens sehr realistisch, aber sehr diffus kreieren kann. Meiner Meinung nach ist dies eines seiner schwersten Bücher, aber es lohnte sich für mich.
    Dieses Buch einfach ausprobieren, man hat nichts zu verlieren und einen Lieblingsautor zu gewinnen! :wave

    "It is necessary to distinguish [...] between languages as such and their speakers. Languages are not hostile one to another. They are, in the contrast of any pair, only similar or dissimilar, alien or akin."
    -J. R. R. Tolkien, "English and Welsh"