'Die Bucht des grünen Mondes' - Seiten 001 - 119

  • Das Buch sieht sehr schön aus und wird sicher allein durch den dekorierten Schnitt Leser finden. Ich hatte mir dadurch allerdings eine eher oberflächliche Geschichte erwartet, was es definitiv und glücklicherweise nicht ist.


    Die Geschichte gefällt mir sehr gut.
    Was hat Amely einen schlechten Vater! Irgendwie macht er einen ängstlichen, zurückhaltenden, sogar netten Eindruck, aber das was er sagt zeigt seinen Egoismus und seine Geldgier. Er hat seine Tochter an den Meistbietenden verkauft und sogar daran gedacht sich einen Enkel zu reservieren.


    Eine Dummheit von Kinder "Affaire" zu nennen, ist witzig. Die Kinder haben wohl nicht viel angestellt, bei normalen Kindern bräuchte man sonst ein Buch um alle Affairen zu behalten.


    Ich finde es ziemlich mutig von Amely, alleine diesen Ausflug bis zur Post zu wagen. Sogar später mit Da Silva finde ich es mutig, weil sie ihn auch nicht kennt und nichts von ihm weiss. Andere Damen dieser Zeit hätten sich wohl eher in ihrem Zimmer versteckt. Ich bin gespannt, wie es sich zwischen den beiden entwickelt.


    Die Indianer bekommen den Schuld an dem grossen Brand nur weil irgendjemand behauptet ein anderer hätte etwas gesehen. Das kann nicht gut ausgehen für die wahrscheinlich unschuldigen Indianer die keine Ahnung haben, welche Gefahr ihnen droht.

  • Ich bin mit diesem Abschnitt noch nicht fertig, aber möchte bestätigen, dass ich durch die Gestaltung des Buches und den Namenswechsel auch befürchtet habe eine seichtere Geschichte zum Lesen zu bekommen. Das ist bisher definitiv nicht erkennbar. Der Vater verhält sich als Großkapitalist wie ein mittelalterlicher Fürst oder König, die Tochter ist ein Stück Handelsware mit der man sich Beziehungen und Geschäfte sichern kann. Der Kulturschock in eine so fremde Welt abgeschoben zu werden muss enorm gewesen sein. Dabei frage ich mich, wie rechtlos waren den die "Darsteller" bei Hagenbecks seinerzeit? Hatten die nach Feierabend ein normales angepastes Privatleben oder war das Käfighaltung?

  • Hallo,


    ich habe schon vor ein paar Tagen angefangen zu lesen und kann garnicht aufhören. Ja, die Geschichte über Amelys Schicksal macht einen wütend. Nachdem es zuerst so aussieht, als ob die den Mann ihrer Wahl heiraten dürfte, wird sie plötzlich nach Brasilien verschachert, als Papa in Geldnot gerät. Und der Verlobte hat natürlich auch nicht den Mumm, zu ihr zu halten, schließlich ist Papa sein Arbeitgeber.
    Allerdings war so ein Verhalten damals völlig normal. Vermutlich hätte man Amelys Vater auch nicht als grausam empfunden, weil er für seine Tochter einen älteren, wohlhabenden Mann besorgte.
    Amely verhält sich ebenfalls sehr zeitgemäß, sie gibt schließlich nach und will sogar versuchen, den unerwünschten Ehemann zu mögen. Zwar dachte ich mir manchmal: Mensch, Mädel, lass das doch nicht alles so einfach mit fir machen, zeig ihnen die Krallen! Aber die meisten Mädchen der damaligen Zeit wären sicher so gewesen wir Amely, von daher ist es sehr realistisch. Was wäre wohl passiert, wenn sie stur "Nein!" gesagt hätte? Mit Gewalt aufs Schiff schleppen konnte man sie zur damaligen Zeit ja wohl nicht mehr, aber sie hätte sich bis ans Lebensende die Vorwürfe ihres Vaters anhören müssen, fürchte ich.


    Brasilien wirkt faszinierend, aber auch erschreckend. Killian ist unschwer als Unsympath zu erkennen, und die ganze Geschichte mit seinen Söhnen klingt reichlich mysteriös.
    Jetzt bin ich mal gespannt, wann Aymàho die Bildfläche betritt.


    Tereza

  • Zitat

    Original von xania
    Andere Damen dieser Zeit hätten sich wohl eher in ihrem Zimmer versteckt.


    Zitat

    Original von Tereza
    Aber die meisten Mädchen der damaligen Zeit wären sicher so gewesen wir Amely


    :grin


    Das ist immer eine knifflige Sache. Amely soll ein Kind ihrer Zeit sein, sich aber nicht ganz wie ein Kind ihrer Zeit verhalten, sonst gäbs nix zu erzählen.


    Übrigens gibts einen kleinen Brückenschlag zum "Gläsernen Tor" (wers gelesen hat) - ich wäre gespannt, ob den irgendjemand entdeckt.

  • Ich bin mit diesem Teil des Buches durch und muss sagen es gefällt mir bis jetzt sehr gut.


    Schon der Prolog hinterließ bei mir ein Fragezeichen. Wer war der verletzte Mann der Amely bittet ihn nicht sterben zu lassen. Obwohl ich diesen ersten Teil jetzt durch habe, konnte ich dieses Rätsel noch nicht lösen.


    Dann geht es gleich gut weiter mit der Exotenausstellung, die ich zuerst schon für ein Erlebnis auf Amelys Reise nach Brasilien gehalten habe.


    Amelys Vater beschließt einfach die Heirat seiner Tochter zum Wohl seiner Firma. einfach unglaublich. Die Reise nach Brasilien geht mehr oder weniger ohne besondere Vorkommnisse vorüber, aber dann in Brasilien kommt alles Schlag auf Schlag.


    Amelys Weiterreise, Ankunft mitten in der Trauer um Wittstocks Sohn Gero, ihre schmerzhafte Hochzeitsnacht bis zum Waldbrand.


    Es wird auf jeden Fall nie langweilig. Die Beschreibungen der Gegend, Menschen und Tiere sind so super, dass ich mir das so richtig vorstellen kann.


    Muss unbedingt weiterlesen.


    Viele Grüße :wave

  • Leider konnte ich mich erst mit etwas Verspätung auf den Weg nach Brasilien machen und ich wollte mich aber schon Mal melden, dass ich mit von der Partie bin. :wave


    Mit dem ersten Abschnitt bin ich zwar noch nicht ganz durch. Dennoch konnte ich bereits gut in die Geschichte eintauchen, die mich von den ersten Seiten an fesselte.


    Vom Buch an und für sich bin auch total begeistert. Der Umschlag ist in sehr schönen Farben gehalten und die Karte auf der Rückumschlag-Innenseite mit Angabe der Tiervorkomnisse finde ich sehr passend. Der bedruckte Schnitt rundet dieses kleine Buchkunstwerk ab. :fingerhoch

  • Zitat

    Original von Isabel B.
    Es gibt sogar zwei Brücken zum Tor. Das zweite allerdings versehentlich. :rolleyes


    Grübel ... ich sehe einige Parallelen (mit denen ich aber schon gerechnet hatte :grin): Junges, naives, der damaligen Zeit entsprechend reichlich prüde, gerät in die Wildnis - wobei es in dem Fantasy-Roman ja eine Hochkultur war.
    In beiden Fäller erweist sich der erste Verlobte als Niete. Ach ja, und Wasser spielt eine wichtige Rolle. Hab ich noch was vergessen?


    Tereza

  • Nein, nicht solche Parallelen. Eine ganz konkrete Verbindung.


    Ok, die versehentliche verrat ich schon mal. Auf S. 14 unten heißt Julius einmal Justus. Wie Grazias Bruder.


    Man soll halt ähnlichen Figuren (in dem Fall der Bengel, der in Berlin zurückbleibt, während die Heldin zu Abenteuern auszieht) nicht auch noch ähnliche Namen geben. :rolleyes


    Die Parallelen, die du meinst, die entstanden aus dem verzweifelten Wunsch, noch einmal schreibenderweise zu Grazia&Anschar zurückkehren zu können. Ok, das mit dem Wasser dürfte Zufall gewesen sein. Die Niete war nun auch keine Absicht. Der Rest schon. *g*

  • Inzwischen konnte auch ich den ersten Abschnitt beenden. Mein zögerliches Vorankommen hat aber definitiv nichts mit dem Buch zu tun. Die Geschichte gefällt mir nach wie vor sehr gut und die Seiten lesen sich, wenn ich denn dazu komme, sehr schnell weg.


    Zu meinen Lieblingspassagen in diesem ersten Teil gehört auf jeden Fall Amelies Schifffahrt auf dem Amazonas, wo sie zum ersten Mal die tropische Tierwelt entdeckt.


    Felipes Beschreibung der deutschen Sprache auf S. 48 finde ich gut getroffen:


    Zitat

    "Die deutsche Sprache Sprache war hart und spitz wie ein von Piranhas abgenagtes Rindersekelett. Und zischte dabei wie eine Anakonda. Kaufen, verkaufen, schiessen, scheissen, kopulieren ... Sogar Sex klang nach Arbeit."


    :grin

    Lesen ist ein grosses Wunder

    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

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  • Ich bin schon ein paar Bücher weiter, aber gebe gerne noch ein paar Kommentare.


    Als erstes ist natürlich das Cover absolut bezaubernd. Es verspricht Exotisches, Romantisches ohne kitischig zu wirken, Geheimnisvolles. Der Vogel auf dem Nachnamen ist pfiffig. (eigentlich hätte W. wg. des grünen Wassers ja viel besser ... nun gut ;-) ;-))


    Der Prolog macht neugierig. Die Einstiegsszene im Tiergarten ist ein schöner Trick, man denkt im ersten Moment, sie sei schon da. Erschreckend wie damals "Wilde" zum Begaffen ausgestellt wurde - ich habe darüber ein paar Artikel ergoogelt und gelesen damals.
    Die Art, wie Amely von ihrem Vater von oben herab behandelt wird und wie sie für die Firma geopfert wird, ist aus unserer Sicht natürlich haarsträubend. Ich bin froh, nicht in irgend einer Vergangenheit zu leben, auch, wenn wir heute andere Widrigkeiten haben.
    Interessant die Infos über Kautschuk (ganz haarscharf am Infodump vorbei geschrammt, weil Amely ja wirklich unwissend ist ;-)) [das war jetzt autorentechnisch, ignoriert es bei Nichtbedarf]


    Der zur Schau gestellte Reichtum und die Prasserei schießen natürlich sämtlche Vögel ab. Noch viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Ebenso die Details der Kautschukgewinnung, die Felipe liefert. Da war ich atemlos. (Felipe ist übrigens gelungen)


    Sehr gut haben mir auch die komischen Elemente, hauptsächtlich durch Bärbels Verhalten, gefallen. Und Kilian ist Dir ganz erschreckend und fürchterlich geraten, eine herrliche Antagonistenfigur.

  • Ich wusst's doch, dass ich wieder hinterherhinke ...


    Ein völlig uneinordenbarer Prolog. So was mag ich ja.
    Ich frag mich natürlich beim Lesen immer, warum hat jemand etwas so oder so konstruiert. Von daher fand ich den Einsteig ins erste Kapitel genial, weil er zum einen auch wieder zunächst etwas verwirrend ist, und zum anderen zeigt, wie exotisch alles aus fremden Ländern für eine Berliner Pflanze der damaligen Zeit war.


    Tja, Klappentexte - immer wieder unbegreiflich. Es müsste doch möglich sein, dem Leser klar zu machen, dass das ein Buch für ihn ist - oder eben nicht - ohne schon den halben Inhalt zu verraten. Ohne den Klappentext hätte ich mich komplett auf da Silva als möglichen Lover für Amely eingeschossen. Doof, wenn eine kleine Irreführung, die du als Autorin planst, nicht funzt, weil schon alles verraten wird.
    Wie alt soll Oliveira eigentlich sein? Steht glaub ich nirgends, oder habe ich übersehen. Da war von einem "Männlein" die Rede, weshalb ich ihn automatisch als ältliches Herrlein eingespeichert habe.


    Auf Geschichten mit alten Ehemännern, die hübsche junge Frauen vergewaltigen, steh ich ja eigentlich so gar nicht. Wahrscheinlich, weil das ja tatsächlich so oft vorkommt, auch heutzutage noch, wenn auch nicht in unserer Kultur.

  • Ich bin auch schon ein paar Bücher weiter, lese aber mit Interesse die Beiträge und wollte nun auch noch mal ein paar Zeilen schreiben.
    Mir hat das Cover auch sehr gut gefallen. Da möchte ich am liebsten gleich ins Flugzeug steigen und losfliegen, um Urlaub zu machen. Der Titel passt auch dementsprechend gut zum Cover.
    Der Prolog hat mich verwirrt, aber das war nicht schlimm. Er hatte genau die richtige Länge, um neugierig zu machen, ohne Frustration hervorzurufen. Besonders das erste Kapitel war hat mir gut gefallen. Ich bin am Anfang ersteinmal auf das Spiel von Julius und Amely hereingefallen und war sehr irritiert, dass die beiden in Berlin sind :-) Sehr geschickt, weil es dadurch einen schönen Übergang vom Prolog zur Geschichte gegeben hat.
    Ich musste mich dann erstmal ein wenig an die neue Umgebung gewöhnen. Dieses Buch war das erste von mir gelesene Buch, das am Amazonas spielt und gerade am Anfang habe ich nebenbei Bilder des Amazonas und der beschriebenen Bäume gegoogelt, um mir diese besser vorstellen zu können. Aber durch das Cover hatte ich bereits eine sehr gute Grundlage!

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Felipes Beschreibung der deutschen Sprache auf S. 48 finde ich gut getroffen:


    Und Katerina und ich haben uns noch gefragt, ob der Satz durchs Lektorat geht.


    Jaja, die leidigen Klappentexte. An sich gefällt er mir ja, und mir ist auch völlig klar, dass man auf den Indianer nicht verzichtet, um die richtigen Knöpfchen bei der potentiellen Leserinnen zu drücken. Trotzdem hatte ich mir den Aufbau eigentlich etwas anders gedacht: Erst schießt sich Felipe überraschenderweise als Held-Kandidat ins Aus, und der Indianer tritt auf den Plan, sodass klar ist: aha, DER ist es. Jetzt läuft es halt parallel.