'Krieg und Frieden' - Band 1, Teil 2 - Kapitel 11 - 21

  • In den letzten beiden Kapiteln ist mir gut geschrieben worden, wie das Leben so im Krieg zu der damaligen Zeit war. Es war kein Zuckerschlecken und auch die Verpflegung war für die normale Mannschaft nicht gerade rosig.
    Die höher gestellten haben meinst ein warmes Bett und leckeres essen gehabt und dann auch brauchten sie sich nicht so am Krieg beteiligen, Andre wurde es ja angeboten, weg von der Schlacht zu gehen.
    Andre uns auch Rostow haben jetzt wohl auch wirklich begriffen was Krieg bedeutet und das sie vielleicht einem Ideal nachgelaufen sind.


    Ach so das Kapitel endet: Rostow liegt nach am Feuer und denkt an seine Familienangehörige

  • bin mit diesem Abschnitt noch nicht fertig, hat sich bisher aber gut gelesen. Am meisten genervt hat mich ja der Auditor, auch wenn er nur in ein paar Sätzen erwähnt wurde.
    Die ganzen Beschreibungen während der Schlacht haben mich ein bisschen verwirrt, besonders als sich links zwei Befehlshabende streiten, da wusste ich teilweise nicht mehr, wer eigentlich gemeint ist :gruebel
    ich werde mich heute Abend noch einmal in Ruhe daran setzen.

  • So ging es mir auch Mia!


    Von mir aus hätten die Szenen im Krieg nicht sein müssen. Aber interessant sind die Beschreibungen trotzdem und besonders wie die Soldaten ausgerüstet sind zum Teil kaputes Schuhwerk usw.

  • da bin ich froh, dass es nicht nur mir so ging :wave


    mir waren einige Stellen auch zu langatmig, aber interessant sind die Beschreibungen wirklich, das stimmt. Man merkt auch diese gewisse Planlosigkeit mit der einige Offiziere ihre Leute in den Krieg schicken. Schlimm!

  • Die Beschreibung der Schlacht fand ich auch sehr verwirrend, wobei das ja durchaus passt. Die meisten Soldaten wussten wahrscheinlich selbst nicht, was gerade um sie herum passiert.


    Nikolaj und Andrej sind doch sehr gegensätzlich.
    Während Nikolaj im Kampf ängstlich wird (finde ich gut nachvollziehbar) und an seine Familie denkt, scheint Andrej völlig emotionslos zu sein und nur nach Ruhm zu streben. Auch scheint er nie an seine schwangere Frau zu denken, oder wird das einfach nur nicht erwähnt?

  • Zitat

    Original von Kassy
    Die Beschreibung der Schlacht fand ich auch sehr verwirrend, wobei das ja durchaus passt. Die meisten Soldaten wussten wahrscheinlich selbst nicht, was gerade um sie herum passiert.


    Nikolaj und Andrej sind doch sehr gegensätzlich.
    Während Nikolaj im Kampf ängstlich wird (finde ich gut nachvollziehbar) und an seine Familie denkt, scheint Andrej völlig emotionslos zu sein und nur nach Ruhm zu streben. Auch scheint er nie an seine schwangere Frau zu denken, oder wird das einfach nur nicht erwähnt?


    Ja das habe ich mich auch gefragt: Aber mir kommt das so vor, als würde Andrej seine Frau nicht liebt. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das noch richtig im Kopf habe, hatte er nicht zu irgendjemand gesagt das mit der Ehe alles aufhört? :yikes

  • Zitat

    Original von Exene


    Ja das habe ich mich auch gefragt: Aber mir kommt das so vor, als würde Andrej seine Frau nicht liebt. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das noch richtig im Kopf habe, hatte er nicht zu irgendjemand gesagt das mit der Ehe alles aufhört? :yikes


    ja genau, zu Beginn sagt er glaube ich während des Essens soetwas über die Ehe und die Frauen zu Pierre.
    und er stimmt seinem Vater auch stillschweigend zu, als dieser ihn dabei ertappt, dass er seine Frau nicht liebt und diese ihm zuviel quasselt.
    ich frage mich, ob sich das im Laufe des Romans noch ändert.

  • Die Beschreibung der Schlacht fand ich auch sehr verwirrend, aber die Teilnehmer, allen voran die Herren Offiziere hatten wohl auch keinen wirklichen Durchblick.


    Fürst Andrej scheint im krieg voll in seinem Element zu sein und wirkt völlig furchtlos. Ob das auf die Dauer gut geht?
    Ich bin mir sicher, dass er seine Frau nicht liebt und auch sein ungeborenes Kind scheint ihm herzlich egal zu sein, da er keinen einzigen Gedanken an seine Familie verschwendet.

  • Mir ging's ähnlich, ich fand einige Teile dieses Abschnitts auch ziemlich verwirrend. Insgesamt ist der Abschnitt zwar schon interessant, allerdings kann ich generell mit diesen Schlachtszenen nur sehr wenig anfangen. Gerade wenn beschrieben wird, wie die ganzen Toten und Verletzten (und vor allem die armen Pferde) rumliegen, fühl ich mich sehr unbehaglich und les so schnell wie möglich weiter. Ich mag sowas absolut nicht, weil es eben so real ist. Sowas passiert ständig, heute z.T. noch brutaler als damals aufgrund der neuen Waffentechniken, aber Krieg ist Krieg und solche Beschreibungen erinnern mich dann halt immer daran, dass Krieg für Menschen, die ihn nie erlebt haben, ein sehr abstrakter Begriff ist und ich mir selber gar keine richtige Vorstellung davon machen kann, wie schrecklich es wirklich sein muss, sowas mitzuerleben.
    Ich bin froh, dass sich im nächsten Abschnitt der Schauplatz erstmal wieder ändert :rolleyes

  • So ich bin jetzt auch endlich durch mit diesem Abschnitt. Ich vermisse die Szenen in Russland, hoffentlich ändert sich der Schauplatz jetzt bald wieder.
    Die Beschreibung des Krieges ist Tolstoi wirklich gut gelungen, ich glaube genau deswegen fühlt man sich dabei so unbehaglich: weil man weiß, dass er sich das nicht ausdenkt, sondern dass sowas durchaus genau so passiert ist und immer noch passiert.


    Nikolai kann ich gut verstehen, ich glaube so würde es mir auch gehen: sobald ich an meine Heimat und meine Familie denken würde, daran wie lieb ich alle habe und wie sehr ich sie vermisse, würde ich die Beine in die Hand nehmen und Gas geben...


    Andrejs Verhalten dagegen ist bewundernswert, er scheint wirklich eine Wahnsinns-Willensstärke zu haben. In einer Szene bekommt er tatsächlich etwas Angst, unterbindet das aber sofort wieder:

    Zitat

    Aber der bloße Gedanke, daß er ja Furcht habe, genügte, um seinen Mut wiederzubeleben. Ich, ein Mann wie ich, darf keine Furcht haben, sagte er sich und stieg zwischen den Geschützen langsam vom Pferd.


    Das fand ich sehr eindrucksvoll :-)


    Ich bin gespannt wie's weitergeht! :wave

  • Die meisten Beschreibungen in diesem Abschnitt habe ich als oberflächlich, langatmig und langweilig empfunden. Möglich, dass es an der Übersetzung liegt, die einen lieblosen Eindruck auf mich macht. Ob das tatsächlich so ist, kann ich aber nicht beurteilen. Wirklich interessant waren für mich nur die Dialoge und Andrejs und Rostows so unterschiedliche Wahrnehmungen, Gedanken und Erlebnisse in der Schlacht und zum Krieg.

  • Die ganzen Beschreibungen der militärischen Stellungen fand ich jetzt auch nicht so interessant.

    Aber die Stimmung der Soldaten kam schon gut rüber. Angst, Anspannung von dem Beginn der Schlacht.

    Wichtig für die Soldaten ist auch das Benehmen der Offiziere. General Bagration ist hier ein Vorbild, er schafft es, seine Leute psychologisch aufzubauen.


    Es wird auch klar, wie schwierig die Nachrichtenübermittlung ganz ohne Technik war. Feinde ohne Informationen konnten mit ganz seltsame Kriegslisten überlistet werden, so wie die Franzosen die Russen hereinlegten.

  • Das ist der letzte Abschnitt, zu dem ich direkt nach Beendigung noch einen Kommentar aufgeschrieben habe:


    Die letzten Tage (ich schreibe das am 8. November) hatte ich eher wenig Lesezeit, weswegen ich für diesen Abschnitt etwas brauchte.


    Fürst Andrej bleibt also nicht am kaiserlichen Hof in Sicherheit, sondern will zurück zu seiner Einheit. Was dann folgt, ist eine mehr oder weniger ausführliche Beschreibung der Schlacht, zu der ich eigentlich gar nicht weiß, was ich schreiben soll.


    Tolstoi liefert die bisher beste Beschreibung einer Schlacht, die ich je gelesen habe, dennoch bleibe ich bei meiner Meinung zum Schreibstil. Nach Stifter hat es einfach jeder schwer.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • „erkannte [Andrej] auf allen Gesichtern das gleiche Gefühl gesteigerter Lebendigkeit, das er auch im eigenen Herzen empfand. „Es hat angefangen! Es ist da! Es ist schrecklich und lustig zugleich!“ sagt das Gesicht jedes einzelnen Soldaten und Offiziers. (Bergengruen, dtv 19932, S.231.)

    Aber dann Rostow verletzt und verwirrt: „Sein ganzes Wesen war von einem einzigen, ungeteilten Gefühl erfüllt, dem der Angst um sein junges, glückliches Leben.“ (Bergengruen, dtv 19932, S.245.)


    In diesem Abschnitt gab mir die Ehrlichkeit Andrejs ein Gefühl der Genugtuung. Schön und gut, die Offiziere berichten, wie sie sich gerne in der Schlacht verhalten hätten. Und so scheint es ihnen dann, als wäre es auch tatsächlich so gewesen. Aber das ausgerechnet Tuschin, der als einziger mit seinen fünf Kanonen die Stellung hielt, sich rechtfertigen muss, warum er zwei von diesen verlor, war für mich zu viel. Spätestens da hätte die Ehre der Offiziere sich rühren müssen. Stattdessen lachen sie. Und Tuschin wagt nicht, einen im Rang über ihn stehenden Truppenführer „hereinzulegen“. Es gehörte in diesem Moment sehr viel Mut dazu, den Mund aufzumachen. Und Andrej scheut sich nicht, dies um der Gerechtigkeit willen zu tun. „Eine Bedeckung war überhaupt nicht da.“ (Bergengruen, dtv 19932, S.258.) Man kann sich vorstellen, dass er sich damit unter seinen Offizierskollegen keine Freunde gemacht hat. Und das erste Mal ist es (auch) Andrej trübe und schwer ums Herz, seit er im Dienst ist. „Alles war so seltsam, so ganz unähnlich dem, was er gehofft hatte.“ (Bergengruen, dtv 19932, S.259.) Dazu passt Rostows Frage kurz darauf: „Und warum bin ich nur hierhergegangen!“, mit der der Abschnitt endet.

  • Und daserste Mal ist es (auch) Andrej trübe und schwer ums Herz, seit er im Dienstist. „Alles war so seltsam, so ganz unähnlich dem, was er gehofft hatte.“ (Bergengruen,dtv 19932, S.259.) Dazu passt Rostows Frage kurz darauf: „Und warumbin ich nur hierhergegangen!“, mit der der Abschnitt endet.

    Das gefällt mir gut, wie hier der Leser zwei sehr unterschiedliche Menschen, Andrej und Nikolai, beobachten kann, wie sie sehr ähnliche Situationen erleben, ob das die Liebe ist oder Todesangst im Kampf und Ernüchterung.

  • Oh je, die Schlacht ist für mich schon Jahre her (im übertragenen Sinne, da ich lesemäßig im Jahr 1812 bin).

    In diesem Abschnitt gab mir die Ehrlichkeit Andrejs einGefühl der Genugtuung. Schön und gut, die Offiziere berichten, wie sie sichgerne in der Schlacht verhalten hätten. Und so scheint es ihnen dann, als wärees auch tatsächlich so gewesen. Aber das ausgerechnet Tuschin, der als einzigermit seinen fünf Kanonen die Stellung hielt, sich rechtfertigen muss, warum erzwei von diesen verlor, war für mich zu viel. Spätestens da hätte die Ehre derOffiziere sich rühren müssen. Stattdessen lachen sie. Und Tuschin wagt nicht,einen im Rang über ihn stehenden Truppenführer „hereinzulegen“. Es gehörte indiesem Moment sehr viel Mut dazu, den Mund aufzumachen. Und Andrej scheut sichnicht, dies um der Gerechtigkeit willen zu tun. „Eine Bedeckung war überhaupt nicht da.“

    Aber daran erinnere ich mich und fand es auch ungerecht, wie Tuschin behandelt wurde.


    Übrigens ist meine Ausgabe bisher seitenmäßig deckungsgleich mit der von DTV 1993. Und die Stelle:

    "Es war ihm trübe und schwer ums Herz. Alles das war so seltsam, so ganz unähnlich dem, was er gehofft hatte." (S. 259)

    habe ich mir auch angestrichen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Viel Ahnung von Napoleons Wirken habe ich bislang leider nicht. Ich weiß gerade mal, dass er klein war und sich immer die Hand in die Weste schob. :rolleyes: Von daher habe ich die beschriebene Schlacht auch als willkommenen Anlass genommen, mal ein bisschen nachzulesen. Das NapoleonWiki und Wikipedia helfen dabei ein wenig.


    Tolstoi beschreibt hier also erstmal die Schlacht bei Hollabrunn und Schöngrabern, die im Jahr 1805 Teil des dritten Koalitionskrieges ist. Mich wunderte, wie teilweise unbedarft die Soldaten und Offiziere im Kriegsgebiet umhergehen. "Lieber tot als feige" scheint ihre Devise zu sein. Ein bisschen Kopf einziehen, wenn eine Kanonenkugel heranrauscht ... =O

    Anbei noch eine anschauliche Seite: http://www.bouchal.com/haupt_zeitreisen_artillerie.htm

    Genauso schrecklich ist auch, wie verherrlicht und heroisiert der Krieg wurde und auch heute noch wird. Aber anders kann man wohl Menschen nicht so gnadenlos aufeinander loshetzen.

  • Mich wunderte, wie teilweise unbedarft die Soldaten und Offiziere im Kriegsgebiet umhergehen. "Lieber tot als feige" scheint ihre Devise zu sein. Ein bisschen Kopf einziehen, wenn eine Kanonenkugel heranrauscht ... =O

    Da habe ich mich auch gewundert. Ich habe mir das so erklärt, dass die Kanonenkugeln keine solche Sprengkraft hatten und somit der Wirkungsradius nicht so groß ist. Aber wenn man die von xexos verlinkte Seite anschaut, war das ja doch nicht so ohne.


    Ich denke aber, als Soldat muss man das einfach ausblenden.

  • Viel Ahnung von Napoleons Wirken habe ich bislang leider nicht.

    Dito. Allerdings bin ich dabei, mir Literatur dazu zu besorgen. Allerdings werde ich möglicherweise zuerst die Geschichte Russlands lesen, sie zu Weihnachten in meinem Russlandregal eingezogen ist. Umfang ähnlich diesem Buch hier, eher mehr, da die Seiten größer sind.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")