'Krieg und Frieden' - Band 1, Teil 1 - Kapitel 01 - 17

  • Ich habe die Übersetzung von Babara Conrad mit der deutschen Übersetzung der französischen Passagen als Fußnote. Das gefällt mir schon mal sehr gut, so kann ich erst auf französisch probieren und anschließend schauen, ob ich mir da alles richtig zusammengereimt habe. ;-)


    Die Geschichte an sich finde ich überraschend gut und flüssig zu lesen und sehr lebendig. Da hatte ich eigentlich etwas viel trockeneres erwartet.


    Was mich zunächst ziehmlich gestört hat, ist die Mehrfachbennenung der Personen. Und wenn man sich den Namensregister anschaut, merkt man, dass noch längst nicht alle Personen eingeführt sind.
    (Aber das wird in den späteren Teilen alles viel klarer und übersichtlicher.)


    Wie schon viele bemerkt haben, fällt Anna M. auch mir sehr unangenehm auf. Klar tut sie das alles für ihren Sohn, aber bei dem habe ich das Gefühl, dass er auch ohne ihre Hilfe ganz gut zurecht käme.


    Bisher mag ich die ganze Familie Rostow gerne und bin besonders gespannt auf Nataschas Entwicklung.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihre "Liebe" zu Boris den Krieg übersteht. (Sie ist ja auch noch sehr jung und kindlich.)


    Zu Andrej und Lise:
    (Die Sache mit dem Damenbart hat mich auch sehr verwundert :gruebel )
    Vielleicht verbessert sich ihre Beziehung ja mit der Geburt des Kindes, aber ich glaubs eher nicht...


    Eine einzige Hauptperson wirds hier wohl nicht geben. Ich vermute, dass Andrej, Pierre und Nikolaj Rostow wichtige Rollen spielen werden.

    Forget love - I'd rather fall in chocolate!

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  • Zitat

    Original von Kassy
    Ich habe die Übersetzung von Babara Conrad mit der deutschen Übersetzung der französischen Passagen als Fußnote. Das gefällt mir schon mal sehr gut, so kann ich erst auf französisch probieren und anschließend schauen, ob ich mir da alles richtig zusammengereimt habe. ;-)


    :write die Ausgabe lese ich ebenfalls.
    neben der Übersetzung gefällt mir die Aufmachung samt Anmerkungen etc. sehr gut, eine richtige Liebhaberausgabe :-)

  • Zitat

    Original von Mia08


    :write die Ausgabe lese ich ebenfalls.
    neben der Übersetzung gefällt mir die Aufmachung samt Anmerkungen etc. sehr gut, eine richtige Liebhaberausgabe :-)


    Die Übersetzung hab ich auch. Habt ihr die dtv- oder Hanser-Ausgabe?
    Ich hab die von dtv, was mich allerdings stört ist, dass der Schuber etwas zu groß ist... sieht etwas seltsam aus im Regal...




    Ich finde das Buch sehr angenehm und flüssig zu lesen, anfangs hatte ich ein wenig Probleme mit den Namen, aber das hat sich jetzt auch eingependelt.
    Ich mag die Rostows auch, v.a. die Kinder (bis auf Vera) und bin gespannt, wie es mit ihnen so weitergeht.
    Die kleine Natascha finde ich allerdings schon etwas seltsam. Einerseits benimmt sie sich wie eine 8-Jährige, andererseits ist sie in Boris verliebt, ist so gut wie, scheint also schon all diese "jugendlichen" Gefühle zu haben, und dennoch finden alle ihre frechen Aussagen enorm liebenswürdig. Ich frag mich v.a. wie Boris dazu kommt, in sie verliebt zu sein. Er ist ja doch ein gutes Stück älter und reifer und sie benimmt sich teilweise wie ein kleines Kind.
    Boris ist mir sehr sympathisch, auch Nikolai, wobei ich dessen Charakter noch nicht so recht kenne.
    Über Pierre kann ich mir noch keine Meinung bilden, ein wenig lächerlich finde ich ihn schon, aber mal sehen, wie sich dieser so entwickelt.

  • Pierre ist mir bisher auch sympathisch, irgendwie liebenswert.


    Zitat

    Original von melancholy


    Die Übersetzung hab ich auch. Habt ihr die dtv- oder Hanser-Ausgabe?
    Ich hab die von dtv, was mich allerdings stört ist, dass der Schuber etwas zu groß ist... sieht etwas seltsam aus im Regal...


    hab auch die Ausgabe von dtv und mir ist die Größe des Schubers ebenfalls aufgefallen. Der Schuber steht allerdings in einer dunkleren Ecke (das Regal steht in einer Nische) und deshalb hat es mich bisher noch nicht so gestört. Im Gegenteil, ich mag es nicht, wenn Schuber zu eng sind ;-)
    ich glaub, ich hab aber auch das Pappstück drin vergessen :lache

  • Endlich habe ich auch diesen Abschnitt durch. :-)


    Ich muss sagen... dass ich noch gar nicht so viel sagen kann :grin
    Denn ich kämpfe nun noch ein wenig mit den ganzen Personen (denke aber, dass sich das noch geben wird - ging mir bei Anna Karenina anfangs auch so).


    Ich bin mal gespannt wie das Ganze in den nächsten paar Kapiteln weitergeht, auf wem dann der Fokus liegen wird und und und... :-)

  • Zitat

    Original von Nabi


    Ich muss sagen... dass ich noch gar nicht so viel sagen kann :grin
    Denn ich kämpfe nun noch ein wenig mit den ganzen Personen (denke aber, dass sich das noch geben wird - ging mir bei Anna Karenina anfangs auch so).


    Ich bin mittlerweile bei Band 4 und ich kann dir versprechen, mit den Namen das gibt sich! :-)

  • Dann starte ich mal mit der neuen Leserunde in 2017. Ich hoffe, dass nach mir noch ein paar Beiträge kommen. :grin


    Zum Glück hatte ich mir vor Lesebeginn noch die Namensliste von Wikipedia ausgedruckt. Die hat zwischendrin recht gut geholfen. Anfangs hatte ich noch Probleme, die einzelnen Handlungen den vielen unbekannten Personen zuzuordnen. Große Lesepausen werde ich hoffentlich zwischendrin nicht machen, ein etwas längeres Leseprojekt wird dieses Buch aber sicher für mich werden.


    Am Damenbart würde mich eher interessieren, was einen Autor bewegt, so ein ungewöhnliches Detail in sein Buch aufzunehmen?

    Ich lese eine Ausgabe des Inselverlages, komplett ins Deutsche übersetzt, auch der Zar, der hier ein Kaiser ist.:thumbdown: Französische Worte tauchen bei mir nicht auf, ich kann alles gemütlich in einem schönen Deutsch lesen.

  • Eine Namensliste habe ich bei meiner eBook-Ausgabe mit dabei.
    Auch in meinem Buch ist alles übersetzt. Mich stört hier aber bis jetzt nur die Bezeichnung "Kaiser" für den russischen Zaren. Das hätte man sich sparen können.

    Ich komme bist jetzt gut mit dem Schreibstil zurecht. Ich finde ihn einerseits etwas oberflächlich, aber auch detailreich in seinen Beschreibungen (Bärtchen etc.).
    "Pierre" war mit von Anfang an sehr sympathisch.

  • Die Einteilung hatte ich mir vor dem Offlinegehen der Büchereule sowohl aufgeschrieben als auch ins Buch übertragen. Für die ersten vier Abschnitte habe ich Kommentare geschrieben, die ich also sukzessive hier posten kann. Ich lasse die Texte weitgehend unverändert, so daß die möglicherweise meine derzeitige Meinung nicht (mehr) widerspiegeln.


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    Ich lese in einer zweibändigen Ausgabe des ehemaligen Bertelsmann-Clubs von 1975, übersetzt von Werner Bergengruen. Dumm ist, daß die Anmerkungen am Ende des Romans, also in Band 2, zu finden sind. Zum Glück sind es nicht so viele.


    Von Dostojewski bin ich schon gewohnt, daß französische Stellen vorkommen. So zahlreich wie hier sind mir die allerdings noch nie begegnet. Weshalb Tolstoi die allerdings unbedingt auch in französisch in den Roman aufnehmen mußte, vermag ich auch nicht so ganz nachzuvollziehen. Es hätte doch gereicht, wenn er angibt, daß die Figuren Französisch sprechen. In der Menge finde ich es schon etwas störend, da ich nunmal diese Sprache überhaupt nicht beherrsche; zum Glück stehen die Übersetzungen jeweils auf der gleichen Seite - da heißt es eben, dauernd nach unten springen.


    Die Anzahl der Personen ist in der Tat bereits jetzt ziemlich unübersichtlich, irgendwann habe ich es auch aufgegeben, in der Wikipedia-Aufstellung nachzuschlagen. So ungefähr komme ich mit, wer wer ist. Und ansonsten hat man auf einer Soiree oder einer gesellschaftlichen Veranstaltung auch nicht immer den vollen Überblick. ;-)


    In mancher Hinsicht erinnert mich das Buch an die Jane Austen Romane; die spielen ja so ungefähr zur gleichen Zeit. In beiden Fällen geht es um die Oberschicht, und in beiden Fällen sucht die nach Möglichkeiten, sich den Tag irgendwie zu vertreiben. Nur daß die in Rußland in Bezug auf „Zeit totschlagen“ vermutlich wesentlich „effektiver“ waren als in England. Und auch rücksichtsloser in Bezug auf das „gemeine Volk“; es gab ja noch die Leibeigenschaft. Daß das irgendwann zu einer Revolution führen mußte, war eigentlich abzusehen - zumindest im Nachhinein.


    Auf S. 23 (Kapitel IV) fällt der Name Golizyn. Die Geschichte dieser einer der angesehensten Familien Rußlands ist mir, was ihr Ende betrifft, in Douglas Smith’ Buch „Der letzte Tanz: Der Untergang der russischen Aristokratie“ begegnet. Da bleibt vom Glanz nicht mehr viel übrig denn Leid und Elend. Aber das liegt hier noch in weiter Ferne.


    Seite 35 (Ende Kapitel VI):

    „Wenn alle nur auf Grund ihrer Überzeugungen Krieg führen würden“, sagte er, „dann würde es überhaupt keine Kriege geben.“

    „Das wäre doch ausgezeichnet“, meinte Pierre.

    Fürst Andrej lächelte.

    „Es ist sehr möglich, daß das ausgezeichnet wäre, aber es wird eben niemals sein...“

    Abgesehen davon, daß das so wohl nicht ganz stimmt, hat sich daran allerdings bis heute nichts geändert.


    S. 72 (Kapitel XVI): „Von diesen Dingen weiß ich nichts und kann daher auch keine Meinung haben. Moskau befaßt sich eben vor allem mit Klatsch.“

    Welt- und sonstige Politik wird ausgeblendet, Hauptsache die Bälle funktionieren.


    Insgesamt gesehen bin ich gespannt, ob ich bis zum Ende durchhalte. „Dummerweise“ habe ich direkt zuvor Adalbert Stifters „Nachsommer“ gelesen. Man kann von dem Buch halten, was man mag, aber das ist stilistisch mit das Beste, was mir je begegnet ist. Im Bezug auf russische Romane müßte ich hier in dieser Hinsicht den Namen Michail Scholochow („Der stille Don“) nennen. Tolstoi fällt stilistisch leider weit ab - auch wenn mich manche jetzt vielleicht steinigen mögen, „Krieg und Frieden“ erscheint mir in der Hinsicht bisher eher Durchschnitt zu sein. Und das für knapp 1.600 Seiten in extrem kleiner Schrift?! So hochgelobt, wie das Buch ist, hatte ich mir - es sei zugegeben - da deutlich mehr erwartet. Aber vielleicht kommt das noch.


    Jedenfalls konnte mich bisher keine der aufgetretenen Figuren für sich einnehmen - sie sind mir eigentlich alle egal und ich beobachte interessiert, aber ohne Anteilnahme, wie es ihnen weiter ergehen wird.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Von Dostojewski bin ich schon gewohnt, daß französische Stellen vorkommen. So zahlreich wie hier sind mir die allerdings noch nie begegnet. Weshalb Tolstoi die allerdings unbedingt auch in französisch in den Roman aufnehmen mußte, vermag ich auch nicht so ganz nachzuvollziehen. Es hätte doch gereicht, wenn er angibt, daß die Figuren Französisch sprechen.

    Das frage ich mich auch. Ist Tolstoi davon ausgegangen, dass die Leser damals alle französisch verstehen?

    Dann bleibt auch noch die Frage, nach welchen Argumenten der Übersetzer sich entscheidet, auch das Französische zu übersetzen.



    Ich habe jetzt Kap. 1 - 4 gelesen.


    Bei Kap. 2 stutzte ich. Ich glaube, Lisa war es, die sagt:


    "Wissen Sie auch, daß mein Mann mich verläßt?« fuhr sie fort. "Er wird sich den Tod holen."

    Hier dachte ich, sie spricht von einer heftigen Erkältung, wie man eben so bildlich sagt, wenn jemand bei schlechtem Wetter lange draußen ist. Doch dann:

    "Wozu dieser schreckliche Krieg?"

    Irgendwie makaber, finde ich.

  • Makaber oder einfach schlecht übersetzt.

    Französisch war damals in Adels- oder gehobenen -kreisen schon sehr verbreitet, denke ich. Ob es aber zu dem Zeitpunkt als das Buch veröffentlicht wurde (es erschien zuerst 1868/69 in Moskau), noch so verbreitet war?


    SiCollier : Deinen Hinweis auf den Stil finde ich interessant. Wie genau unterscheiden die Stile sich denn? Hättest Du ein paar Beispiele dazu, da ich die anderen beiden von Dir genannten Bücher nicht kenne?

  • Von Dostojewski bin ich schon gewohnt, daß französische Stellen vorkommen. So zahlreich wie hier sind mir die allerdings noch nie begegnet. Weshalb Tolstoi die allerdings unbedingt auch in französisch in den Roman aufnehmen mußte, vermag ich auch nicht so ganz nachzuvollziehen. Es hätte doch gereicht, wenn er angibt, daß die Figuren Französisch sprechen.

    In meiner Version steht in Kap. 7: "sagte sie französisch nach ihrer Gewohnheit"

  • In etlichen der Dostojewski-Romane, die ich gelesen habe, befinden sich auch französische Textstellen, allerdings nicht so viele und so lange, wie hier. In meinen Ausgaben stehen die Übersetzungen jeweils unten auf der gleichen Seite, so daß ich "nur" die Zeile wechseln muß, will ich den Text verstehen.


    Die Leibeigenschaft wurde in Russland 1861 abgeschafft, bis die Menschen wirklich frei waren, dauerte es noch lange. Ich denke, es konnten sich ohnehin nur Menschen aus der oberen Mittelschicht (falls es eine solche gab) sowie die der Oberschicht die Bücher kaufen - und die sprachen damals mit Sicherheit französisch.


    Viel später im Buch (bin derzeit auf Seite 534) taucht öfters der Hinweis auf, daß die Unterhaltung auf französisch geführt würde.


    Stilvergleiche kann ich nicht anstellen, Beispiele habe ich jetzt auch nicht parat. Den "Nachsommer" findet man im Projekt Gutenberg, den "Stillen Don" eher nicht, da das Urheberrecht noch laufen dürfte. Zum "Stillen Don" gab es > hier < eine Leserunde, und > hier ist meine Rezension <, vielleicht ergibt sich daraus einiges. Zum Stil Scholochows fällt mir zum "Stillen Don" nur das Stichwort "ungeheure Sprachgewalt" ein. So etwas habe ich noch bei keinem anderen Autor gefunden, selbst Pasternak fällt da deutlich ab. Stifters "Nachsommer" ist für mich das Buch, das im besten Deutsch geschrieben wurde, das ich je gelesen habe. Da kommt für mich kein anderer Autor - egal ob Vergangenheit oder Gegenwart - mit.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mir gefällt, wie Pierre dargestellt wir. Ein bisschen naiv und unbeholfen. Obwohl natürlich die Sache mit dem Bären und dem Polizisten schon ein starkes Stück ist.


    Seine Ansichten über die französische Revolution finde ich bemerkenswert. Befürworter von Freiheit und Gleichheit waren damals in Adelskreisen nicht weit verbreitet. Das könnte aber auch daran liegen, dass er ein unehelicher Sohn ist (warum das als "natürlicher Sohn" bezeichnet wird, verstehe ich nicht). Als Opfer von Ungleichheit denkt man sicher anders darüber.


    Mir ist aufgefallen, dass Pierre Andrej siezt, während Andrej zu Pierre du sagt. Ich vermute einen größeren Altersunterschied zwischen den beiden.


    Ich finde, man tut der High Society Unrecht, wenn man behauptet, sie genießen ihr Leben.:grin Es erfordert jahrelange Ausbildung, bis man weiß, wie man sich auf Gesellschaften richtig benimmt. Dann muss man jede Menge Langweiler ertragen, darf nie sagen, was man denkt, Leute einladen, die man nicht ausstehen kann, usw.

  • Ich finde, man tut der High Society Unrecht, wenn man behauptet, sie genießen ihr Leben. Es erfordert jahrelange Ausbildung, bis man weiß, wie man sich auf Gesellschaften richtig benimmt. Dann muss man jede Menge Langweiler ertragen, darf nie sagen, was man denkt, Leute einladen, die man nicht ausstehen kann, usw.

    Ich habe nicht geschrieben, daß sie ihr Leben genießen, sondern daß sie die Zeit totschlagen. :grin

    Für mich wäre diese "High Societey" nichts - weder damals noch erst recht nicht heute.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")