Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

  • Kurzbeschreibung (Amazon, Klappentext)
    Ein unwiderstehlicher Krimi aus der hochsommerlichen Bretagne.


    Im malerischen Künstlerdorf Pont Aven wird an einem heißen Julimorgen der Besitzer des berühmtesten Hotels am Platz brutal erstochen aufgefunden. Kommissar Dupin, eingefleischter Pariser und zwangsversetzt ans Ende der Welt, übernimmt den Fall und stößt in der bretonischen Sommeridylle auf ungeahnte Abgründe ...


    Ein fesselnder Kriminalroman, durchzogen von hintergründigem Humor und so wunderbar stimmungsvoll, dass man sofort selbst durch die engen Gassen des Dorfes flanieren und die salzige Atlantikluft riechen möchte. Eine Krimisternstunde – nicht nur für Frankreichfans!


    Über den Autor (Amazon, Klappentext)
    Jean-Luc Bannalec wurde 1967 in Brest geboren; sein Vater ist Bretone, seine Mutter Rheinländerin. Er arbeitet in Deutschland und Frankreich und lebt mit seiner Familie in beiden Ländern.


    Meine Meinung
    Bannalec erschafft in diesem Kriminalroman eine herrlich bildliche, malerische Atmosphäre der Bretagne, die einen gleich selbst in Sommer- und Urlaubsgefühle versetzt. Auch die Beschreibung allerlei kulinarischer Köstlichkeiten Frankreichs macht einem Appetit auf mehr :grin
    Die Karte der Bretagne im Umschlag war sehr hilfreich bei der Orientierung, da sich die Handlung nicht nur in einem Ort abspielt, sondern auch eifrig umhergefahren wird.
    Die Hauptperson ist der Kommissar Georges Dupin, der aus Paris nach Concarneau versetzt wurde. Er ist ein koffeinsüchtiger, sehr eigensinniger, zuweilen muffeliger Kommissar, den man im Laufe des Geschehens immer besser privat kennen und mit all seinen Eigenheiten lieben lernt. Selbstverständlich gibt es neben dem Hauptkommissar noch die fürsorgliche und immer kompetente Sekretärin, den unausstehlichen Vorgesetzten und "nervige" Kollegen, sowie eine sympathische Kunsthistorikerin, die Dupin hilft Licht ins Dunkel zu bringen.
    Alles in allem ist dies ein Krimi, der nicht auf Brutalität, schockierende Momente und Hochspannung setzt, sondern ganz durch sein Ambiente, die Ermittlungen a là Tatort und einem charakterstarkem, authentischen Kommissar besticht.
    Von mir gibt es dafür 9/10 Punkten.

  • Dürfen wir Rezensionen von vorablesen Büchern hier schon vor dem offiziellen Erscheinungstermin einstellen, in diesem Fall der 12. März? Ich glaube, diese Frage ist schon häufig gestellt worden, aber ich bin mir immer noch nicht sicher wie es sich genau verhält :gruebel.


    Hast du diese Frage geklärt, Morgaine :help? Meine Rezension ist nämlich auch fertig und würde dann folgen ;-).

  • Also, ich glaube man darf die Rezensionen schon vorab einstellen. Meine auch hier bei den Eulen mal was dazu gelesen zu haben, kann es aber gerade nicht finden.


    Im vorablesen-Forum steht Folgendes: Link

    Zitat

    der Vermerk in dem Buch gilt nur für redaktionelle Rezensionen z.B. in Zeitschriften. Du kannst die Rezi also schon vorher auf VL und anderen Plattformen posten, sofern es dort möglich ist (bei amazon zum Beispiel kann man die Rezis auch erst nach Veröffentlichung posten)."


    Edit: Hab jetzt auch nochmal ins Anschreiben geschaut, da steht auch nichts von einer Sperrfrist.
    Und hier noch der Eulen-Link.

  • Eine traumhafte Kulisse, schrullige, gut gezeichnete Charaktere, ein eigenwilliger Ermittler und ein raffinierter (wenn auch nicht neuer) Krimiplot - es ist alles vorhanden, was einen interessanten und unterhaltsamen Roman verspricht.


    Trotzdem konnte mich dieses Buch nicht fesseln, Spannung und Lesesog wollten sich einfach nicht einstellen. Es kostete mich einige Mühe, mich auf die Geschichte zu konzentrieren, immer wieder schweiften meine Gedanken beim Lesen in andere Richtungen. Ich versuche die Gründe dafür in Worte zu fassen. Für meinen Geschmack zu viel Lokalkolorit. Wie so häufig bei stark von Lokalkolorit geprägten Krimis nehmen zu umfangreiche, immer wiederkehrende Hintergrundinformationen zu Land und Leuten die Spannung und den Fluss aus der Geschichte. Klar sind diese Informationen wichtig und interessant, auch die wundervolle Atmosphäre der Bretagne darf eindringlich und anschaulich geschildert werden, was dem Autor auch wirklich gut gelingt. Aber irgendwann hat auch der letzte Leser kapiert, dass sich Kommissar Dupin in die Bretagne verliebt hat, seine schwärmerische Begeisterung war bis zum Ende (auf „gefühlt“ jeder Seite) spürbar und für meinen Geschmack einfach zu dick aufgetragen. So mit dem Holzhammer eingetrichtert, verwandelten sich bei mir Interesse und Neugier irgendwann in Ermüdung und Überdruss.


    Dazu kommt, dass ich mich für diesen sperrigen und eigensinnigen Kommissar nicht erwärmen konnte. Er ging mir echt auf die Nerven mit seinen Alleingängen und Befindlichkeiten. Ständig „hatte er genug“, „musste raus“, „konnte nicht mehr“, „war es leid“…, geht nicht ans Telefon, einfach weil er keine Lust und ist absolut nicht teamfähig. Selbst der Leser durfte an seinen Gedankengängen nicht so richtig teilhaben, für mich blieben sie sprunghaft und oft erst im Nachhinein verständlich.


    Herausragend war für mich die Ausgestaltung der Charaktere, egal ob man sie nun sympathisch findet oder nicht, einfach super gut gelungen. Auch sprachlich hat es mir gefallen, besonders eine Passage auf S. 27, die aufgeregte Atemlosigkeit von Madame Lajoux` Ausführungen – genial gemacht! Befremdlich, weil so aus heiterem Himmel und nicht sonderlich passend, fand ich das Einstreuen von seltsamen Fremdworten wie „Stupendes“ S. 121, S. 182 noch einmal „stupend“ und S. 259 „kalmieren“. Gut, die Bedeutung lässt sich ableiten, aber Duden online sagt dazu, dass diese Wörter eher selten und „bildungssprachlich“ benutzt werden.


    Dieses Buch und seinen Kommissar halte ich für absolute Geschmackssache, frankophile Leser, insbesondere Fans der Bretagne kommen sicher auf ihre Kosten – es hat auf jeden Fall auch seine Stärken, aber mein Geschmack war`s nicht.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Dazu kommt, dass ich mich für diesen sperrigen und eigensinnigen Kommissar nicht erwärmen konnte. Er ging mir echt auf die Nerven mit seinen Alleingängen und Befindlichkeiten. Ständig „hatte er genug“, „musste raus“, „konnte nicht mehr“, „war es leid“…, geht nicht ans Telefon, einfach weil er keine Lust und ist absolut nicht teamfähig. Selbst der Leser durfte an seinen Gedankengängen nicht so richtig teilhaben, für mich blieben sie sprunghaft und oft erst im Nachhinein verständlich.


    Herausragend war für mich die Ausgestaltung der Charaktere, egal ob man sie nun sympathisch findet oder nicht, einfach super gut gelungen. Auch sprachlich hat es mir gefallen, besonders eine Passage auf S. 27, die aufgeregte Atemlosigkeit von Madame Lajoux` Ausführungen – genial gemacht!


    Ist ja witzig, dass es dir mit dem Kommissar ganz anders als mir erging :wave Ich mochte seine Eigenbrötlerkeit (nennt man das so?? :lache) ganz gerne, er lässt sich eben von niemandem was sagen, macht sein Ding und das am Ende ja auch mit Erfolg. Außerdem fand ich es gerade gut, nicht ständig Einblick in seine Gedanken zu haben. So blieb genug Raum für meine eigenen Ermittlungen ;-)
    Bei der Ausgestaltung der Charaktere und dem Schreibstil stimme ich dir jedoch voll und ganz zu!

  • Danke euch beiden für die Rezis (und dafür, dass du mich auf das Buch aufmerksam gemacht hast, Morgaine)! Ich denke, dass das genau der richtige Sommer-Krimi für mich ist...werd ihn auf jeden Fall lesen.

  • "Bretonische Verhältnisse" war mein erstes Buch ,was ich von Jean-Luc Bannalec las, hier meine ehrliche Einschätzung zu diesem Buch:


    Optik und Preis:


    Das Buch als Softcover ausgeführt, macht einen hochwertigen Ersteindruck, es ist solide verarbeitet, das Cover kommt etwas schlicht und einfach daher, insgesamt ist das Cover sicherlich keines, das meinen Augenmerk sofort auf dieses Buch gelenkt hätte,wenn dieses in der Buchhandlung stehen würde. Das Covermotiv ist gut gewählt, nur missfällt es mir etwas, das der oft stimmungsreiche Himmel retuschiert wurde und stattdessen mit einfallslosem blau gefüllt wurde,dadurch erhält das Bild keinen wirklichen Ausdruck,aber ok, das ist alles Geschmackssache.


    Der Preis von 14,99 ist marktüblich.


    Inhalt:


    Um dem Buchinhalt nicht unnötig vorwegzugreifen, hier der Text vom Buch:


    "Entsetzen im pittoresken Künstlerdorf Pont Aven: Kurz vor der sommerlichen Hochsaison wird der betagte Inhaber des legendären Hotel Central Monsieur Pennec erstochen aufgefunden. Kommissar Georges Dupin steht vor einem Rätsel. Wer ermordet einen 91-Jährigen und warum? Hat die Geschichte etwas mit der beeindruckenden Gemäldesammlung des Hauses zu tun? Als wenig später auch der Sohn des Hotelbesitzers ermordet aufgefunden wird, ahnt Dupin, dass er es mit einem Fall ungeahnten Ausmaßes zu tun hat.
    Ein Krimi voller überraschender Wendungen, feinsinnig und mit hintergründigem Humor."


    Mein Eindruck:


    Das Buch liest sich recht gut, es ist flüssig geschrieben, die Dialoge sind gut, doch manchmal etwas einfach gestrickt, die Spannung kommt recht schnell auf, der klassische Who-done-it-krimi nimmt seinen Lauf, der manchmal etwas launische Kommissar Dupin ermittelt, nachdem er vor einiger Zeit zwangsversetzt wurde. Dabei wird insgesamt das gesamte Umfeld des Toten untersucht, eine gewisse Monotonie kommt gerade im Mittelteil auf, wo die Handlung sich etwas erstreckt,die Spannung zeitweise etwas nachlässt. Die Verwicklung der Angehörigen in den Mordfall gelingt dem Autor schon ganz gut, man merkt dem Buch aber an,das es noch nicht so ausgefeilt ist.


    Die Auflösung ist gut,auch wenn nicht unbedingt überraschend. das tut dem ganzen Buch keinen Abbruch. Der Autor schafft es auf genialer Art und Weise, mir selber die Bretagne schmackhaft zu machen, er zaubert vor allem im ersten Drittel sensationelle Stimmungen,das gefällt mir wirklich gut.


    Fazit:


    Jean-Luc Bannalec hat mit "Bretonische Verhältnisse" einen guten Erstlingsroman vorgelegt, der zwar einfach gestrickt ist, nicht immer ausgefeilt daherkommt, eine mal mehr-mal weniger spannende Handlung hat und trotzdem durchaus überzeugen kann. Kommissar Dupin kommt authentisch rüber, ausbaubar ist dieses aber alle Male,also für die kommenden Bücher besteht Potenzial.


    Die gute Mischung aus Lokalkolorit und Krimi ist durchaus gelungen,wobei die Anlehnung an Fälle von Maigret nicht zu überlesen ist. Etwas mehr Eigenständigkeit und Spannung wünsche ich mir von Jean-Luc Bannalec für die Zukunft.

  • Meine Meinung: Dieser Kriminalroman lebt nicht nur von der stimmungsvollen Beschreibung der bretonischen Landschaft und ihrer Menschen, sondern hauptsächlich von ihrer etwas kauzigen Hauptperson dem Kommissar Dupin. Der Gute hat ein kleines Problem mit Autoritäten und ordnet sich nicht gerne unter – genau das hat dazu geführt, dass er vor drei Jahren aus Paris hierher zwangsversetzt wurde und so ganz langsam muss er sich eingestehen, dass er im Herzen ein Bretone ist und sehr gut in diese Gegend passt. Ausgerechnet im berühmtesten Hotel am Platz findet ein Mord statt und natürlich sitzen alle Dupin im Nacken, diesen Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Der Weg den er beschreitet, ist dabei nicht ungewöhnlich – ungewöhnlich amüsant dagegen ist seine Art zu ermitteln und sich ein Bild über sein jeweiliges Gegenüber zu machen, fast erinnert er dabei ein wenig an Maigret. Wen er nicht mag, den mag er nicht und sehr gerne wischt er demjenigen dann eins aus, trotzdem geht alles fair zu und er macht sich die ganze Zeit Gedanken um den Fall.


    Es handelt sich hier nicht um einen rasanten Thriller, sondern es ist ein typischer Whodunit, mit dem man es zu tun hat, der mit einer großartigen Atmosphäre zu punkten weiß und der einen sehr sympathischen Kommissar zu bieten hat, dessen Schrulligkeit allein schon lesenswert ist. Übermäßig spannend ist dieser Kriminalroman gar nicht, doch das stört nicht, denn der Fall ist einfach sehr interessant und der Autor hat an den richtigen Stellen seine Highlights eingebaut, so dass es niemals langatmig wird.


    Mein Fazit: Sehr gut geschriebener Kriminalroman voller Atmosphäre mit einem Ermittler, dessen Eigenwilligkeit den Charme dieses Buches ausmacht. Ich vergebe 9 Punkte und warte auf Teil zwei…

  • Am Ende der Welt, wie der aus Paris versetzte Kommissar Dupin die Bretagne bezeichnet, muss der Mord an einem 91-jährigen Hotelbesitzer aufgeklärt werden. Kommissar Dupin begibt sich in Pont Aven, einem kleinen malerischen Touristenstädtchen, in dem die Kunst allgegenwärtig zu sein scheint, auf Spurensuche und stösst in seinen Ermittlungen auf interessante Machenschaften und Verstrickungen.


    „Bretonische Verhältnisse“ von Jean-Luc Bannalec ist ein konventioneller Krimi, in dem der Leser die schöne Bretagne sowie die Mentalität und Lebensart ihrer Bewohner in anschaulichen Beschreibungen kennen lernt. Der Roman steht und fällt mit der Figur des Kommissars Dupin, dessen Eigenarten, Macken und Alleingänge man mögen oder nicht mögen kann. Mir war Dupin sofort sympathisch. Er verkörpert eine Mischung aus Columbo, Maigret und Kluftinger, ohne nervendes Privatleben und scheinbar ohne persönliche Probleme.
    Im Gegensatz zu Dupin bleiben seine Teamkollegen, seine Helfer und die möglichen Verdächtigen, von denen es eine Menge gibt, zum großen Teil Randfiguren und hätten in meinen Augen mehr Beachtung verdient gehabt.
    Die Handlung verläuft eher gemächlich und unspektakulär. Auf Blutvergießen, Brutalität und übertriebene Actionszenen wird verzichtet, was mir gut gefallen hat. Allerdings werden im Handlungsaufbau kaum Abwechslungen geboten, so dass bei mir nach kurzer Zeit etwas Langeweile aufkam und sich folglich die Spannung in Grenzen hielt. Trotzdem ist es dem Autor gelungen, mich am Ende, was den Täter betrifft, doch noch zu überraschen, auch wenn er dabei auf ein altbewährtes Motiv gesetzt hat.


    „Bretonische Verhältnisse“ ist meiner Meinung nach ein solider Krimiauftakt zu einer vermutlich geplanten Reihe um einen starrköpfigen, aber durchaus liebenswerten Kommissar, der vor beeindruckender Kulisse Kriminalfälle auf seine besondere Art und Weise zu lösen vermag.

  • Gelungener Einstand


    Jean-Luc Bannalec hat meiner Meinung nach mit seinem ersten Krimi "Bretonische Verhältnisse - Ein Fall für Kommissar Dupin" ins Schwarze getroffen.
    Kommissar Dupin hatte schon nach den ersten Seiten ganz viele Sympathiepunkte bei mir gesammelt, seine Art und Weise hat mich sofort für ihn eingenommen. Dazu kommt der gelungene Schreibstil von Jean-Luc Bannalec - ich glaube, ich könnte ein begeisteter Leser der geplanten Serie um Kommissar Dupin werden. ;-)
    Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Büchern, die in Frankreich spielen. Hier wurde ich aber ganz schnell eines Besseren belehrt. Mit jedem Kapitel wurde mir die Bretagne sympathischer, die Beschreibungen der Gegend, der Spezialitäten rund um Essen, Trinken, Kunst und Kultur haben in mir sogar den Wunsch nach einem Urlaub in der Bretagne geweckt. Sehr erstaunlich!
    Die Story an sich ist fesselnd aufgebaut, es gibt einige Verdächtige und im Laufe des Buches wird so manches Geheimnis gelüftet.
    Ausser Kommissar Duping gibt es auch noch den einen oder anderen "Mitspieler" der mir schon ans Herz gewachsen ist - ich denke da besonders an Nolwenn, so eine Sekretärin würde sich jeder wünschen. ;-)
    Natürlich triefen die Seiten hier nicht von Blut, es wird auch keine Thriller-Spannung erzeugt - nein, "Bretonische Verhältnisse" ist ein Krimi der feinen, ruhigen Art.


    Alles in allem wurden meine Erwartungen übertroffen und ich freue mich heute schon sehr auf den zweiten Band.
    Dieser erste Teil bekommt von mir 9 von 10 Punkten.

  • Sommer in der Bretagne. Kommissar Georges Dupin aus Concarneau will gerade seinen Morgenkaffee einnehmen, als ihn ein dringender Anruf erreicht. Im Nachbarort Pont Aven wurde ein alter Hotelbesitzer ermordet. Da der zuständige Commissaire gerade im Urlaub weilt, muss Dupin übernehmen. Er steht vor einem Rätsel, denn wer bringt denn schon einen 91 Jahre alten Mann um? Was für ein Motiv könnte es für diese Tat geben? Dupin fängt an zu ermitteln. Immer wieder wird er auf die künstlerische Vergangenheit des Ortes und auch des Hotels des Verstorbenen hingewiesen. Ende des 19. Jahrhunderts haben hier Maler um Paul Gauguin die „Schule von Pont Aven“ gegründet und die Entwicklung der Malerei entscheidend geprägt. Doch hat diese Vergangenheit etwas mit der Tat zu tun?


    Dupin ist ein recht eigenwilliger Ermittler. Aus Paris in die Bretagne strafversetzt, hat er sich hier dennoch gut eingelebt und kommt mit den Eigenheiten der bretonischen Einwohner inzwischen recht gut zurecht. Er ist eher ein Einzelgänger, seine Mitarbeiter haben es nicht immer leicht mit ihm, denn das Teilen seiner Gedanken liegt ihm gar nicht und so ist er die meiste Zeit der Einzige, bei dem die Fäden zusammenlaufen und weitergesponnen werden.


    Der Autor lässt der Umgebung viel Raum neben dem eigentlichen Fall. Neben den geschichtlichen Einzelheiten um Gauguin und seine Kollegen erfährt der Leser auch viel über die Bretagne. Teilweise liest sich das Buch wie ein Reiseführer, die Landschaft, die Leute und insbesondere die kulinarischen Spezialitäten der Region werden wirklich ausreichend gewürdigt. Am liebsten möchte man direkt Urlaub in der Bretagne buchen. Der Kriminalfall ist schön in diese Zusatzinformationen eingebettet, verläuft aber in eher ruhigen Bahnen. Wer einen reißerischen Thriller sucht, ist hier gänzlich falsch, wer einen beschaulichen, aber unterhaltsamen Krimi mit französischem Flair möchte, sollte dagegen unbedingt zugreifen!


    Weitere Fälle mit Kommissar Dupin kann ich mir gut vorstellen und ich bin gespannt, wann und wie der deutsch-französische Autor ihn weiterermitteln lässt!

  • Zitat

    Er wußte ja, daß er selten aussah wie ein normaler Kommissar, und gerade jetzt war das vielleicht noch weniger der Fall.

    S.180
    Nein, so ganz normal kommt er einem nicht vor, dieser Kommissar Dupin, und grade das machte ihn mir so sympatisch! Aber vielleicht ist er auch nur ein französisches Original?! Der seiner Koffeeinsucht niemals mit Coffee-to-go fröhnt, sondern sich dazu immer in ein Café setzt.
    Die ermittlerische Arbeit überläßt er hauptsächlich seinen Inspektoren Riwal und Kadeg. Er läßt sich die Fakten zusammentragen und fügt sie zusammen, ohne die Beiden wirklich einzuweihen. Und auch wenn er als cholerisch beschrieben wird, ist er kein Mann der großen Worte.
    Ich kenne sein Vorbild Maigret nicht, mich hat diese Art und Weise eher an Miss Marple erinnert.


    Neben dem Fall gibt es jede Menge bretonische Landschaftsbeschreibungen und Eigenheiten zu lesen. Da merkt man dem Autor die Liebe zu seinem Land und der französischen Kultur wirklich an.


    Noch etwas zum Ende:


    Von mir gibt es 9 Punkte, ich freue mich auf weitere Geschichten um Georges Dupin!

  • Die Bretagne übt gerade im Sommer eine Faszination aus. Zerklüftete Felsen ragen aus dem tiefblauen Meer, ausladende Bäume spenden Schatten und so manches Café im Hafen lädt zum Verweilen ein. Der westlichste Teil des Landes rund um die blaue Stadt Concarneau ist ein ideales Urlaubsziel. So liegt es nahe, in einem Krimi den 91-jährigen Hotelier ermorden zu lassen. Kommissar Georges Dupin nimmt sich umgehend, wenn auch nicht jubelnd, dem Fall an. Auf seine eigene wortkarge Weise ermittelt er nun im Familienkreis und Umfeld des Opfers und bringt Licht in die Bretonischen Verhältnisse.


    Der gebürtige Bretone Jean-Luc Bannalec kreiert mit diesem Auftakt der Serie ein typisch französisches Ermittlerteam. Der erst vor gut zweieinhalb Jahren von Paris versetzte Dupin hat seine Not, sich in die bretonischen Gepflogenheiten einzufinden. Immer wieder stößt er bei den Einheimischen an seine Grenzen. An seiner Seite ermitteln die Inspektoren Kadeg und Riwal, die charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Während der eine emsig und ehrgeizig arbeitet, handelt der andere genau, schnell und klug. Peu à peu werden durch logische Schlussfolgerungen Familienzwistigkeiten aufgedeckt und mehrere Mordmotive in Erwägung gezogen. Immer wieder geht es auch um ein Gemälde von Gaugin, der eine Schaffensphase in Pont Aven hatte.


    Es ist ein Krimi der leisen Töne mit ausgesprochen viel französischem Flair. Dieser wird nicht nur durch die Beschreibungen der pittoresken Altstadt vermittelt, sondern besonders durch eingestreute Begriffe in der Landessprache. Es entsteht ein Idyll aus gedrungenen Sandsteinhäusern und Fischernetze am Quai. Auf 300 Seiten wird mit flüssigem Schreibstil sowohl Spannung als auch ein Einblick in Landschaft geboten. Die gezeichneten Charaktere bieten Potential für Fortsetzungen. Das Debüt macht eindeutig Appetit auf mehr.

  • Kommissar Dupin wurde aus Paris (dem Nabel der Welt) strafversetzt in die Bretagne (ans Ende der Welt). Dort lebt er nunmehr seit zwei Jahren und sieben Monaten. Eine ganz schön lange Zeit. Für ihn. Für die Bretonen ist er selbstverständlich "der Pariser" und wird das, wie auch seine Nachkommen, noch mindestens zwei weitere Generationen bleiben. Nun wird im Nachbarort ein alteingesessener Hotelier ermordet in seinem Restaurant aufgefunden. Eigentlich nicht Dupins Sache, aber es ist Hochsommer und der zuständige Kollege gerade im Urlaub. Also macht sich Dupin an die Arbeit und zwar auf seine ganz eigene Weise. Er spricht viel mit den Leuten, holt sich Hilfe von einer Kunstprofessorin und einer Notarin und informiert weder Vorgesetzte noch Untergebene über den aktuellen Stand der Ermittlungen. Zwischendurch geht er immer mal wieder spazieren (schöne Landschaftsbeschreibungen) oder essen (hmm, lecker! - bloß nicht mit Hunger lesen...) und die Bretagne wird dadurch wirklich gut zum Leser transportiert.


    Auch die Personen waren gut gezeichnet, einzig mit den Namen hatte ich zu Beginn so meine Schwierigkeiten. Das hat sich aber glücklicherweise schnell gelegt. Definitv ein gelungener Start für eine Serie (da muss ja noch mehr kommen, oder? Wir wollen ja schließlich noch etwas über Dupins Vorgeschichte, seine Strafversetzung, seine nur in Nebensätzen erwähnten Frauengeschichten, usw. wissen *kicher*). Ich werde eine Fortsetzung auf jeden Fall lesen und bin schon sehr gespannt, in welchem bretonischen Ort die dann wohl spielen wird...

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Ich hatte die Leseprobe bei vorablesen gelesen und war ehrlich gesagt nicht so begeistert. Aber wenn unsere Bücherei das Buch hat, warum soll man es dann nicht einmal probieren.


    Monsieur le Commissaire hat es geschafft mich zu überzeugen. Zuerst einmal durch die schönen Beschreibungen der Bretagne. Ich war zwar noch nie dort, aber es wurde mit soviel Liebe darüber erzählt, das ich am liebsten meine Koffer gepackt und mir die Schauplätze im Original angeschaut hätte. Sehr hilfreich war auch die Karte in der Umschlagseite.


    Kommissar Dupin hat so seine ganz eigenen Macken und Kanten und ich kann mir nicht helfen, irgendwie musste ich immer an Columbo denken. So leicht zerstreut, immer mehr ein Einzelgänger usw.


    Etwas Probleme bereiteten mir die ganzen französischen Namen der diversen Ortspolizisten, Mitarbeiter bzw. Kollegen des Commissaire.


    Aber das Buch hat seinen ganz eigenen Charme und ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit Kommissar Dupin.


    9 von 10 Punkten

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)