Alles nur geklaut? mvgverlag stoppt "Holunderküsschen"

  • Zitat

    Original von Sonne79
    Uh. Das finde ich ja jetzt schon heftig. Ich habe weder das eine Buch, noch das andere gelesen. ...Einfach Satz für Satz ein Buch abzuschreiben, boah. Komme da gerade nicht drüber weg.


    Das scheint bei uns aber langsam zur Normalität zu werden. Verletzung des Urheberrechts. Copy and paste. Ist ja auch einfacher als sich selbst Gedanken zu machen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hi!


    Ich bin neu hier im Forum und stöbere mich mal so langsam durch.


    Ich kenne beide Werke nicht, also weder das Original noch die Fälschung ;-).
    Ich habe mir aber mal die Zitate durchgelesen und wundere mich, warum man als Neuautorin gerade so belanglose Sätze übernehmen muss. Ich kann es ja verstehen, dass man versucht ist, etwas total Poetisches oder Tiefsinniges oder unter die Haut Gehendes von einem anderen Autoren zu stehlen , aber solche Sätze?
    Die waren weder besonders witzig noch frech.

  • Ich wundere mich nur, daß solche Leute, die sich Autoren nennen wollen nicht mal soviel Talent besitzen, die Sätze, die sie klauen wenigstens so zu verändern, daß sie nur noch inhaltlich übereinstimmen. [SIZE=7]So wie man es seinerzeit für sein Berichtsheft ja auch immer gemacht hat [/SIZE] :lache Aber nicht, daß jetzt hier jemand Plagiat schreit!!! :grin

    lesend_smilie_0043.gif " Bittere Schokolade" von Tom Hillenbrand


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  • Zitat

    Original von Voltaire


    Das scheint bei uns aber langsam zur Normalität zu werden. Verletzung des Urheberrechts. Copy and paste. Ist ja auch einfacher als sich selbst Gedanken zu machen.


    Das ist aber wirklich traurig. Dabei sollte man meinen, dass jeder Autor seinen eigenen Stil hat und es nicht nötig hat, von anderen zu klauen. Schade.

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Autsch.
    Passiert aber häufiger, als man vielleicht denkt. Axolotl war damals nur ein sehr prominentes Beispiel; es tauchen aber alle naselang Plagiatsfälle bei Büchern auf, mal mehr mal weniger dreist.
    Allerdings ist mir - aus Autorensicht - auch hochgradig unklar, wieso jemand sätzeweise klaut, man sollte denken, dass es mehr Mühe macht, die in Vorhandenes einzustricken, als sie einfach von vornherein selbst zu schreiben. Da würde ich, wenn ich schon so ein Risiko eingehe, doch wenigstens kapitelweise klauen :lache (wobei, auch das gab's schon).


    Wenn man bedenkt, dass auch Shades of Grey, DER Renner des Jahres, der dem deutschen Buchhandel 2012 den Umsatz gerettet hat, eigentlich nur Twilight-FanFiction ist, bei denen die Autorin vor der Veröffentlichung mal eben die Namen und ein paar Details verändert hat, damit ihr rechtlich niemand auf's Dach steigt, dann gibt das doch ein schönes Gesamtbild ...



    Mir ist es ein totales Rätsel, warum man bei anderen Büchern klauen gehen sollte. Es ist doch gerade eine der Freuden im Schreibprozess, eine eigene Geschichte im eigenen Universum zu erschaffen.
    Andererseits ist es bei den Plagiaten vielleicht wie bei Malen nach Zahlen: Auch wenn der schöpferische Akt - ich sag mal, überschaubar ist, ist jemand, der mittels Ausmalen ein herumtollendes Pony auf der Weide perspektivisch korrekt abgebildet hat, am Ende trotzdem mordsstolz auf sein Werk und hängt es sich an die Wand. Man steckt da nicht drin, aber jeder Mensch tickt anders ...
    Wirklich platt bin ich nur ob der Dreistigkeit - man kann sich doch an drei Fingern abzählen, dass irgendjemand die Stellen finden wird. Und gerade beim Holunderküsschen-Beispiel: Nachdem das eBook so erfolgreich wurde, hätte ich an Stelle der Autorin dem Verlag aber dringenst eine überarbeitete Version zur Verfügung gestellt, bei der die plagiierten Stellen entfernt sind.
    :rolleyes

  • Zitat

    Original von agu
    ....., hätte ich an Stelle der Autorin dem Verlag aber dringendst eine überarbeitete Version zur Verfügung gestellt, bei der die plagierten Stellen entfernt sind.
    :rolleyes


    Hm den verlinkten Artikel habe ich gelesen. Bei den Beispielen wäre dann ja nix mehr übrig :gruebel.

  • Vielleicht hat sie einfach einen Copy Paste vom ganzen Buch gemacht, an den meisten Stellen geändert und verarbeitet und dann einige Stellen nicht bearbeitet. Entweder, weil sie es übersehen hat, oder weil sie es nicht wichtig fand alles zu ändern.


    Einfach nur ein paar Passagen kopieren, wäre irgendwie zu aufwendig. Es macht meiner Meinung nach mehr Arbeit, die kleinen Textstücke an den eigenen Text anzupassen, als sie sofort selbst zu schreiben.

  • Die Empörung über den Betrug verstehe ich, was ich inzwischen nicht mehr recht verstehe, ist die große Verwunderung, daß so etwas passiert.


    Es ist doch klassische Hochstapelei. Uralt. Auf diese Weise wurde mal der Eiffelturm verkauft und auch noch an Al Capone. Oder die Geschichte mit Joyce Hatto, der wunder-, wunderbaren Pianistin, erst vor ein paar Jahren. Leider stammten ihre Aufnahmen von nichtsahnenden KollegInnen und wurden elektronisch ein bißchen verändert,
    Oder der Hauptmann von Köpenick. Auch Hochstapelei.
    Wer mal ein wirklich tolle Geschichte lesen will, forsche nach Harry Domela. Sein falsches Leben dauerte jahrelang. Tolle Geschichte, wenn auch nicht für die Betroffenen.


    Vielleicht glaubt man irgendwann selbst daran, wenn man so einen Betrug ausgesponnen hat. Ich kann mir vorstellen, daß das zum Selbstläufer wird.
    In der Literatur gibt es auch genug Fälle. Immer wieder spannend.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Sehe ich nicht so - kein/e Lektor/in kann jedes Buch kennen, und da hier offenbar nicht aus verschiedenen Quellen abgeschrieben wurde, ist die Chance groß, daß das Buch einfach nicht bekannt ist.


    Außerdem hat das ein Stück weit auch was mit Vertrauen zu tun: Jeder Autorenvertrag enthält die Klausel, in der der Autor versichert, dass das Manuskript vollständig sein eigenes geistiges Eigentum ist.
    Eine Mißtrauenskultur, in der der Verlag von vornherein davon ausgehen muss, dass alles geklaut ist, und deshalb vor Annahme des MS erst einmal diverse Überprüfungen auf Plagiate vornimmt, will glaube ich niemand - a) weil es das Klima vertrauensvoller Zusammenarbeit vergiftet und b) weil die daraus entstehenden Kosten ja auch wieder irgendwohin umgelegt werden müssten.
    Deshalb ist es vielleicht umso wichtiger, dass die Fälle, in denen es auffällt, eine ausreichend abschreckende Wirkung entfalten, um andere, die sich mit unlauteren Gedanken tragen, dann davon abzuhalten.

  • Gut ich habe das Buch gelesen und nichts gemerkt. Aber das Kinsella Buch habe ich auch schon vor Jahren gelesen, da kann ich mich auch nicht an alles erinnern. Den Nachfolger hatte ich schon gekauft bevor ich das hier gelesen habe und ich denke mal lesen werde ich es jetzt schon noch irgendwann wenn es mal gerade passt.
    Ändern kann ich es jetzt auch nicht mehr.

  • Zitat

    Original von Kaminfeuer
    Hi!


    Ich bin neu hier im Forum und stöbere mich mal so langsam durch.


    Ich kenne beide Werke nicht, also weder das Original noch die Fälschung ;-).
    Ich habe mir aber mal die Zitate durchgelesen und wundere mich, warum man als Neuautorin gerade so belanglose Sätze übernehmen muss. Ich kann es ja verstehen, dass man versucht ist, etwas total Poetisches oder Tiefsinniges oder unter die Haut Gehendes von einem anderen Autoren zu stehlen , aber solche Sätze?
    Die waren weder besonders witzig noch frech.


    :write


    Ich würde es noch drastischer ausdrücken: wenn ich schon klaue, warum dann ausgerechnet so einen Mist? Diese Sätze machen keine Lust auf das Original und auch nicht auf die Fälschung.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Da der "Mist" (Wort übernommen, darüber weiß ich nix), solch Werbung generiert, sollte man sich fragen, ob das Motiv eher Kalkül statt Dummheit war. Vielleicht ist die Dame schlauer als wir (denken).


    Schlimm, dass Leser Mist lesen, viel schlimmer aber, dass man diesen Mist (falls er es wäre) in allen Foren mit Genuss ausweidet. Dadurch generiert man Werbung, die die Nachfrage anheizt. Wenn die gefakten Holunderküsschen die Schundromane in Bestseller verwandeln, dann wird genau das erzielt, was die Kritiker nicht wollten. Die Kritiker der Hegemännchen, Sarrazinen, Buchkowskys, Shades of Greys, die sich gerne in den Feuchtgebieten tummeln, haben genau das erreicht. "Gut sein" oder "Gut sein wollen" produziert nicht zwangsläufig Gutes und manchmal sollte auch der gute Mensch einfach nur mal die Klappe halten.

  • Hallo, Beisswenger.


    Interessante (Verschwörungs)Theorie, es würde sich um Marketing handeln. Die scheitert allerdings daran, dass das "beworbene" Produkt nicht mehr erhältlich ist, weder als eBook, noch in der gedruckten Fassung.


    Was zur wahrscheinlicheren Theorie überleitet: Dummheit. Eitelkeit. Sorglosigkeit. Leute, die etwas Verbotenes tun, tun das so gut wie immer in der zweifelhaften Gewissheit, dabei nicht erwischt zu werden. ;-)

  • Hallo Tom,


    zugegeben, deine Hypothese ist m.E. viel wahrscheinlicher als meine. Aber, die Dame ist ja nicht völlig weg vom Fenster. Es wird vielleicht eine Klage geben, man wird sich vielleicht vergleichen, dann wird Ruhe herrschen. Danach wird die Dame ihren Fanclub hegen und pflegen (dem sie erklärt, sie sei einer Verschwörung zum Opfer gefallen) wieder schreiben, veröffentlichen und wie Phoenix aus der Asche steigen und noch berühmter sein als heute.


    Denk an ein Beispiel aus der Politik: Strauß, Lambsdorf, Özdemir... und bald Guttenplag?

  • Hallo, Beisswenger.


    Das mit dem Aschephoenix ist sehr spekulativ. Ich denke da weniger an Politiker, sondern eher an andere Belletristikautoren - beispielsweise Jens Lindner, der mit seinem Erstling "Döner for one", Anfang 2010 bei Piper erschienen, eine ähnliche Bauchlandung hinlegte wie jetzt Frau Gercke: Er hatte bei Janet Evanovich abgeschrieben, ganze Absätze, zudem hatte er den Plot übernommen. Ich glaube nicht, dass Lindner mittelfristig noch einen Fuß auf den Boden bekommt. Und ich vermute, dass es Frau Gercke ähnlich ergehen wird, denn so breit wird ihre Fanbasis auch nicht sein, obwohl sie mit den zunächst selbstverlegten Büchern Amazon-Bestsellerautorin war und deshalb schließlich einen Verlag fand. Zumal es sich um Chicklit handelt, und davon gibt es tatsächlich mehr als genug - und nach meiner Einschätzung auch sehr viel bessere.