Autorenpseudonyme - oder - Wie kurzsichtig ist der Durchschnittsleser?

  • Zitat

    Original von magali
    Autorinnen schreiben unter Pseudonym, weil sie so eine 'neue 'Chance bekommen, Bücher auf den Markt zu bringen.
    Gibt es Beispiele von Fällen, also von jemanden, die sich im zweiten Anlauf mit etwas anderem durchsetzte? Klappt das wirklich?


    Ja. Ich kenne einige Fälle, bei denen das geklappt hat, will sie hier aber ohne Einverständnis der Autoren nicht nennen.


    Ansonsten geht es mir wie Charlie und Katerina. Ich glaube, selbst einschlägige Ratgeber helfen nicht bei Gesprächen mit Leuten, die bereits ein sehr klares Feindbild im Kopf haben und gar nicht zuhören wollen. Daher wird dies auch mein letzter Beitrag zu dieser Diskussion bleiben.


    Tereza Vanek alias Rosa Zapato (damit niemand wieder behaupten kann, Angriffe auf diesen Namen seien rein zufällig und absolut nicht gegen mich gerichtet. Ich hatte ja auch nur extra im Forum auf mein Pseudonym hingewiesen, daher konnte wirklich keiner wissen, dass ich das bin. :lache)


    Ach ja, nur eine Kleinigkeit: die Behauptung, diese Pseudonyme seien lieblos gewählt, ist eine ziemliche Unterstellung, wenn man nicht weiß, nach welchen Überlegungen sie im Einzelfall gewählt wurden. Nur weil mein Nachbar seinem Sohn einen Namen gibt, den ich vielleicht doof finde, kann ich doch nicht behaupten, es sei eine "lieblose Wahl".


    Tereza

  • Katerina


    Was ist falsch daran, wenn man mit Geschichten Geld verdienen möchte?
    Es ist ein Bereich, in dem man schlecht bezahlt wird und meist draufzahlt, richtig. Es gehört Idealismus dazu, richtig, aber der allein macht es nun mal nicht. Man will die eigenen Geschichten verkaufen, also muß man Konzessionen machen. Man gibt das Beste, was man im jeweiligen Moment geben kann, trotzdem muß das Buch verkauft werden. Auf die bestmögliche Art. Ein Pseudonym ist, so ennehme ich dem Thread, eine Möglichkeit, eine Geschichte gut an die Leserin zu bringen. Die dafür zahlt.
    Das muß man doch nicht idealistisch verbrämen? Es geht hier um den Unterhaltungsmarkt, liebe Leute! Get real.


    Statt hier also die Retterin der Kultur zu geben, könntest Du mal lieb sein und mir erklären, wieso ein offenes Pseudonym so wichtig ist.
    Geschlossene verstehe ich, keine Frage. Aber die anderen?
    Bitte?

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Tereza


    Ja. Ich kenne einige Fälle, bei denen das geklappt hat, will sie hier aber ohne Einverständnis der Autoren nicht nennen. Tereza


    Ah, okay, verstehe.
    Danke.
    Und nein, ohne Einverständnis der Betreffenden kannst Du natürlich keine Namen nennen, das erwarte ich auch nicht.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Statt hier also die Retterin der Kultur zu geben, könntest Du mal lieb sein und mir erklären, wieso ein offenes Pseudonym so wichtig ist.
    Geschlossene verstehe ich, keine Frage. Aber die anderen?
    Bitte?


    Gut, dann traue ich mich nochmal, kann's wohl auch nicht lassen.


    Die meisten Leute, die etwas im Buchhandel kaufen, nehmen den Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Pseudonymen nicht wahr. Die sehen nur das Buch und einen neuen Autorennamen.


    Offene Pseudonyme sind den meisten Autoren lieber, weil man dann jene Leute, die sich wirklich für die Person hinter dem Buch interessieren, nicht täuschen muss. Wer Rosa Zapato im Internet googelt, weiß ziemlich schnell, dass ich das bin - nur macht sich sicher nicht jeder die Mühe.


    Im Übrigen hätte ich mich auch entschieden gewehrt, wenn man mir irgendeine Biographie mit mexikanischer Herkunft hätte andichten wollen. Was auf dem Buchrücken über Rosa Zapato steht, trifft alles auf mich zu. Ich sollte für dieses Buch einen anderen Namen wählen und suchte mir einen, dessen Klang mir gefiel und der zum Inhalt passte, das war alles.
    Rosa Zapato könnte doch auch die Tochter eines spanischen Gastarbeiters und eines baierischen Landmädels sein, in Hintertupfing wohnen, ihre Ferien auf Mallorca verbringen und niemals einen Fuß auf lateinamerikanischen Boden gesetzt haben. Wo ist da bitte der Betrug?


    Tereza

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Och, auch da waren Verlage schon kreativ. Allerdings im Genre Thriller.


    http://www.focus.de/kultur/bue…dythriller_aid_56529.html


    Wow, das ist echt frech. :grin Scheint aber echt eine Ausnahme gewesen zu sein. Und der Artikel legt ja schön dar, warum man Pseudonyme nutzt.


    Sehr bezeichnend dieser Satz (den ich auch bei den Eulen schon gelesen hab): "Aber auch hier gebe es bei amazon.de Leserreaktionen, die sich verwundert darüber äußern, dass ein deutscher Autor so spannende Bücher schreiben kann."


    Ich kenn einen Fall, da wurde ganz aus Versehen auf ein Buch gedruckt, es sei von xy übersetzt worden. Der Name der Autorin war sowas von deutsch.

  • Btw. kann man davon ausgehen, dass es nicht sonderlich viel geholfen hat. Dieser Satz "Das Buch verkaufe sich nicht schlechter als vergleichbare Bücher amerikanischer Autorinnen" klingt nicht nach dem erhofften Erfolg, und es ist bei diesem einen Buch geblieben.

  • SabineW


    ja, natürlich, Sarah Lark. Die hätte mir auch einfallen können. :grin
    Trotzdem ist das nicht ganz passend, denn sie setzte ja den neuen Trend mit den Neuseeland-Romanen. Voraussehen konnnte das niemand. Ich kenne auch Fälle, in denen ein Pseudonym sang - und klanglos nach dm ersten Buch unterging.



    Teresa


    ja und nein.
    Es ist schwierig. Man möchte eine Geschichte erzählen, dazu verkleidet man sich, betont das Lokalkolorit. Es ist Theater. Man spielt mit der Täuschung. Nicht ganz hasenrein.
    Aber so ist, wenn man Träume verkauft.



    zum Rest: ich verweise noch mal auf das oben genannte Kinderbuch. Darin stand ein englischsprachiger Originaltitel und es war ein Übersetzer angegeben.
    Gut finde ich das nicht.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    SabineW


    ja, natürlich, Sarah Lark. Die hätte mir auch einfallen können. :grin
    Trotzdem ist das nicht ganz passend, denn sie setzte ja den neuen Trend mit den Neuseeland-Romanen. Voraussehen konnnte das niemand. Ich kenne auch Fälle, in denen ein Pseudonym sang - und klanglos nach dm ersten Buch unterging.


    magali


    Sie setzte so auch ein bisschen den Pseudonym-Trend, der ja in den letzten Jahren wirklich zugenommen zu haben scheint. Natürlich ist das keine Erfolgs-Garantie. Es hätte genauso schief gehen können. Und vielleicht hätte sie auch unter ihrem richtigen Namen Erfolg gehabt, weil die Neuseeland-Romane besser ankamen. Wer weiß das schon? Aber es hat in ziemlich vielen Fällen mit dem Pseudonym geklappt, deshalb wird es weiter versucht.


    Stellt euch doch mal vor: ein Buch über einen Soldaten, der mit Napoleon nach Ägypten zieht, sich dort hoffnunglos in eine dunkelhäutige Schönheit verliebt, sie vor Sklavenhändlern retten muss, leidenschaftliche Nächte mit ihr im heißen Wüstensand verbringt etc. Und als Autorenname steht dann Irmie Hinterhuber drauf. Das PASST nicht. Ich gebe dir recht: es werden Träume verkauft. Leser, die ein literarisches, ganz und gar realistisches Werk über ägyptische Geschichte und Gesellschaft lesen wollen, nehmen so etwas doch eh nicht in die Hand.


    Allerdings könnte Irmie Hinterhuber durchaus Orientalistik studiert haben, fließend Arabisch sprechen und Ägypten bereist haben, sodass ihre Kenntnisse von Land und Leuten in die Abenteuer- und Liebesgeschichte mit einfließen. Um das zu beurteilen, muss man das Buch lesen.


    Viele Grüße



    Tereza

  • Dieses Buch hätte ich dreifach nicht gelesen:


    Furchtbarer Titel
    Scheußliches Cover
    Altbackener Autorenname


    Dass ich es trotzdem gelesen habe, war einer Leseempfehlung geschuldet, von jemandem, deren Geschmack ich einschätzen konnte.


    Ich habe mich köstlich amüsiert mit dem Buch.


    Es gibt für alles ein Für und Wider. Hierbei wurde mir bewiesen, dass ich durchaus auch auf Äußerlichkeiten achte beim ziellosen Bücherkauf. Allerdings macht das Schlendern und zufällige Kaufen in einer Buchhandlung bei mir etwa einen Prozentsatz von 0,8 aus. Ich wähle meine Lektüre anders.


    Vielleicht setzt ja bald der gegenteilige Trend ein und extrem unpassende Namen werden gewählt, um sich vom Einheitsbrei wieder abzuheben.


    Dann kriegen wir Liebesromane von Ignaz Wurmdobler... ;-)


    :keks

  • Verlage sind keine Wohlfahrtsunternehmen und keine staatlich gesponsorten Kulturbetriebe. Daher haben sie nur ein Ziel: verkaufen.


    Das kann man ihnen nicht vorwerfen, denke ich. Der wichtigste von allen, der die Pseudonymlandschaft lichten könnt, wäre der Leser selbst. Indem er sich durch Autorennamen nicht abschrecken lässt. Denn offenbar fürchten sich ja die Verlage und in Folge die Buchhändler davor, dass ein Name sich nicht gut verkauft, weil:
    + nicht exotisch genug für das Setting
    + nicht gut verkauft beim ersten Buch
    + hat Bücher in einem gegensätzlichen Genre veröffentlicht.


    Solange sich Leser wirklich davon abschrecken lassen, und das tun ja mehr als genug, wie ich an den Posts hier sehe, haben wir Autoren auch kein Gegenargument, um Pseudonymwünschen der Verlage zu widersprechen.


    Wer zahlt, schafft an. Und die Verlage bestimmen, wer auf dem Cover draufsteht. Solange man nicht so groß ist, dass allein der Name mehr zählt als der Titel, wird sich daran nichts ändern.


    Ah ja, wegen den offenen Pseudonymen. Ich hatte auch eines. Steht auf meiner Webseite bei dem betreffenden Buch und auch das Warum (war mein eigener Wunsch, damals). Das war für eine Geschichte und es war nicht verkehrt.


    Und ja, ich will, dass meine Bücher gekauft werden. Ich will möglichst viele LeserInnen unterhalten und ich will durch meine Bücher etwas verdienen.
    Dabei will ich meine Vielseitigkeit nicht verstecken müssen, weil ich mich vor einem Tunnelblick der LeserInnen fürchten muss.


    Einige hier haben betont, dass sie, wenn ihnen Buch X von Autor Y nicht gefallen hat, auch Autor Y vier Jahre später nicht unter dem Namen Autor K irgendwo kaufen möchten.
    Irgendwie impliziert das, dass Autoren nicht dazulernen, stets dieselben bleiben, das Leben und das Schreiben sich für sie nicht verändert.


    Ich hoffe mal, dass das nicht stimmt. Daher merke ich mir eigentlich nur Autorennamen, deren Bücher ich besonders gut fand. Solche, die mir nicht gefallen haben, vergesse ich. Wenn mir dann ein Buch unterkommt, das der gleiche Autor Jahre später geschrieben hat, ich es kaufe, weil Leseprobe, Cover usw. interessieren, und jetzt, nachdem er an seiner Figurengestaltung, seinen Dialogen, seinen Spannungsbögen gearbeitet hat, so dass es mir gefällt, bin ich froh, dass ich mir den Namen bei seinem ersten Buch nicht gemerkt habe.

  • Zitat

    Original von Tereza
    Stellt euch doch mal vor: ein Buch über einen Soldaten, der mit Napoleon nach Ägypten zieht, sich dort hoffnunglos in eine dunkelhäutige Schönheit verliebt, sie vor Sklavenhändlern retten muss, leidenschaftliche Nächte mit ihr im heißen Wüstensand verbringt etc. Und als Autorenname steht dann Irmie Hinterhuber drauf. Das PASST nicht.


    Warum nicht? Gerade bei dem beschriebenen Buch wird kein lebender Autor auf Authentizität festgenagelt werden können. Von daher dürfte es für den Leser bei diesem Beispiel egal sein, ob das Buch von einem Deutschen, einem Franzosen oder einem Ägypter (btw: Welche Nationalität des Autoren fändest Du denn passend?) geschrieben wurde.


    Zitat

    Original von Mariangela
    Der wichtigste von allen, der die Pseudonymlandschaft lichten könnt, wäre der Leser selbst. Indem er sich durch Autorennamen nicht abschrecken lässt. Denn offenbar fürchten sich ja die Verlage und in Folge die Buchhändler davor, dass ein Name sich nicht gut verkauft, weil:
    + nicht exotisch genug für das Setting
    + nicht gut verkauft beim ersten Buch
    + hat Bücher in einem gegensätzlichen Genre veröffentlicht.


    Solange sich Leser wirklich davon abschrecken lassen, und das tun ja mehr als genug, wie ich an den Posts hier sehe, haben wir Autoren auch kein Gegenargument, um Pseudonymwünschen der Verlage zu widersprechen.


    Wenn ich Mulle richtig verstanden habe, geht es nicht um den Leser. Der kauft, was auch immer auf dem Buch steht, aber der Buchhändler sorgt dafür, daß Bücher mit exotischen Namen besser platziert werden.


    Ich selbst vermute allerdings, daß Du eher recht hast: Es geht am Ende um den Verkauf an den Leser und der will eben bei exotischen Büchern auch Autoren aus dem entsprechenden Land und greift deshalb verstärkt zu den exotisch klingenden Autoren. Aber kann es da wirklich das Ziel sein, dieses Bedürfnis derart zu befriedigen, daß man einfach deutsche Autoren unter exotischen Namen schreiben läßt?


    Wenn das Argument immer wieder heißt "der Leser wünscht" dann soll man doch bitte die Wünsche des Lesers erfüllen und nicht nur so tun als ob.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Wenn das Argument immer wieder heißt "der Leser wünscht" dann soll man doch bitte die Wünsche des Lesers erfüllen und nicht nur so tun als ob.


    Von welchem Leser redest Du?
    Offenbar werden die Wünsche des Lesers erfüllt, denn L&L hat sich über einige Jahre gut verkauft.
    Mir erscheint dieser Thread immer absurder. Ist hier überhaupt bisher auch nur ein Leser dieses Genres aufgetaucht?


    Ständig wird die Enttäuschung der Leser beschworen, die beim Lesen (oder irgendwann?) feststellen könnten, dass es sich - horribile dictu - um einen Autor mit Pseudonym handeln könnte. Und dass der Leser dann ganz, ganz schrecklich enttäuscht sein und sich an der Nase herumgeführt fühlen könnte.
    Diese Befürchtung wird von denen geäußert, die das Genre nicht mit der Kohlenzange anpacken würden.
    Es gibt hier genug Leser dieses Genres, wie die einschlägigen Rezensionen und Leserunden beweisen. Offenbar haben sie mit den exotischen Pseudonymen keine Probleme, denn sie beklagen sich nicht.
    Wo also ist das Problem???


    Oder dem armen Leser könnte es passieren, dass ihm unter anderem Pseudonym ein Buch von jemandem untergeschoben wird, von dem man sich geschworen hatte, nie wieder auch nur eine Zeile zu lesen. Auch dieses Schreckgespenst wurde hier schon mehrfach an die Wand gemalt.
    Nur warte ich noch darauf, dass jemand hier anklagend das Buch hochhält, mit dem ihm das schon einmal passiert ist.
    Mir zumindest ist es noch nie passiert. Ich habe schon Bücher in der Buchhandlung wieder weggelegt, weil ich bereits den ersten Satz stilistisch so grauslig und ungelenk fand, dass selbst die superspannendste Geschichte ihn nicht hätte wettmachen können. Aber da ich keine Bücher mehr kaufe, ohne reingelesen zu haben, sprich, ohne mir die Leseprobe zu Gemüte geführt zu haben, kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass ein Autor, den ich nicht mochte, mir eine 1A Leseprobe unter anderem Namen anbietet und sich dann, wenn ich das Ding gekauft habe, die Maske vom scheußlichen Gesicht reißt.
    Wo also ist das Problem???
    Sorry, ich kapier's nicht.


    Da verstehe ich noch eher den sozial offenbar wenig angepassten wildfremden Herrn, der, neulich neben mir am Zeitungskiosk stehend, einen angewiderten Blick auf meinen Zeitungsstapel warf und meinte: "Was ist denn das für ein Scheißdreck? Mode oder was?" War es nicht, aber darum geht's ja nicht.
    Dessen Motivation konnte ich zumindest noch nachvollziehen. Er wollte sich auf meine Kosten ein bisschen aufwerten.

  • So langsam wirkt diese "Diskussion" hier nur noch künstlich und aufgesetzt. Jedes Buch - egal jetzt ob unter Pseudonym oder ohne Pseudonym geschrieben - kann den berühmten Griff ins Klo bedeuten.


    Entweder taugt ein Buch etwas oder es ist schlecht. Und dabei dürfte der Name der Autorin/der Name des Autors eher von sekundärer Bedeutung sein.


    Sehr interessant an diesem Thread aber ist das Gegeneinander von Autoren und Lesern; ein Miteinander sucht man leider vergeblich. Wobei mir auch das jeweilige Anliegen der "feindlichen" Gruppen nicht so ganz klar geworden ist.


    Geht es denn nicht in der Hauptsache um den Inhalt eines Buches? Wenn man das hier aber alles so liest, so könnte man glatt zu dem Ergebnis kommen: Der Inhalt des Buches ist unwichtig - es geht hier ausschließlich um Hahnenkämpfe zwischen Leserschaft und Autoren. Um das Halten lächerlicher und strategisch unwichtiger Brückenköpfe.


    Mir persönlich ist es wirklich scheissegal ob beispielsweise Tereza (ich nehm jetzt mal dich als Beispiel - nicht böse sein :-)) unter einem, dreißig oder fünfzig Pseudonymen schreibt - Hauptsache ist doch, dass mir das jeweilige Buch zusagt. Wenn ja, dann wird es positiv besprochen - wenn nein, dann wird ein Veriss geschrieben.


    Irgendwie versteh ich hier den Sturm im Wasserglas nicht so ganz. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Oder dem armen Leser könnte es passieren, dass ihm unter anderem Pseudonym ein Buch von jemandem untergeschoben wird, von dem man sich geschworen hatte, nie wieder auch nur eine Zeile zu lesen. Auch dieses Schreckgespenst wurde hier schon mehrfach an die Wand gemalt.
    Nur warte ich noch darauf, dass jemand hier anklagend das Buch hochhält, mit dem ihm das schon einmal passiert ist.


    Die eine Frage nach dem untergeschobenen Buch wurde von Uert auf der ersten Seite dieses Threads beantwortet:

    Zitat

    Original von uert
    Wie immer im Leben ist die Antwort "das kommt darauf an".


    Ich bin z.B. kein großer Fan von Iny Lorentz und da möchte ich schon wissen, dass in der Tallinn-Verschwörung (ein Buch welches sich per Klappentext super anhört)* zwar Nicola Marni drauf steht, aber eben Iny Lorentz drin ist und ich dementsprechend die Finger davon lasse.


    mit einem auch für mich sehr nachvollziehbaren Beispiel. ;-) Und auch von Sarah Lark möchte ich kein Buch mehr lesen/hören. Dafür gibt es zuviele andere gute Bücher von Autoren, die hier nicht so aufgetreten sind und zuwenig Lese/Hörzeit.


    Zitat

    Original von Katerina
    Ständig wird die Enttäuschung der Leser beschworen, die beim Lesen (oder irgendwann?) feststellen könnten, dass es sich - horribile dictu - um einen Autor mit Pseudonym handeln könnte. Und dass der Leser dann ganz, ganz schrecklich enttäuscht sein und sich an der Nase herumgeführt fühlen könnte.
    Diese Befürchtung wird von denen geäußert, die das Genre nicht mit der Kohlenzange anpacken würden.
    Es gibt hier genug Leser dieses Genres, wie die einschlägigen Rezensionen und Leserunden beweisen. Offenbar haben sie mit den exotischen Pseudonymen keine Probleme, denn sie beklagen sich nicht.
    Wo also ist das Problem???


    Nur weil es Leser gibt, die das in Rezis oder sonstwo nicht bemängeln, heißt das weder, dass sie diese Inflation an z.B. Auswanderersagas von Autorinnen mit stets zum Land passenden Namen nicht fragwürdig finden und noch, dass alle Leser so denken. ;-)
    (Erst neulich hörte ich es in einer Buchhandlung, wie sich einige über die allzu offensichtlichen Pseudonyme lustig machten.... Die Bücher haben sie z.T. "trotzdem" gekauft, andere fühlten sich veralbert. Kaufen/Lesen heißt nicht zwangsläufig, dass diese Praxis fraglos hingenommen wird.)
    Ich lese/höre ganz gerne Love&Landscape, möchte aber schon gerne bestimmte Autoren vermeiden bzw. wissen, wer das Buch tatsächlich geschrieben hat.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • In der Musik- bzw. Schlagerwelt regt(e) man sich ja auch nicht darüber auf, dass Roy Black in Wirklchkeit Gerhard Höllerich hieß, Jack White = Horst Nussbaum, Mary Roos = Rosemarie Schwab, Katja Ebstein = Karin Ilse Witkiewicz. Da könnte man auch sagen, die haben falsche Träume von der großen weiten Welt verkauft.


    Okay ... die Mucker sind zumindest meist bei einem einzigen Künstlernamen geblieben. Dafür haben manche "Sänger" nur die Klappe auf und zugemacht und andere haben für sie gesungen. Beschiss allenthalben. Aber für mich kein Grund zur Aufregung.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()

  • Den Streit verstehe ich auch nicht so ganz.


    Was mich wundert ist: liest denn hier wirklich jeder nur nach Inhalt?
    Ich lese nach Sprache. Erst dann kommt der Inhalt. Wenn ein Buch gut geschrieben ist, dann lese ich es und es gefällt mir sogar, auch wenn ich nach der Inhaltsangabe erstmal gedacht hätte: das interessiert mich nun nicht so. Jemand, der gut schreiben kann, weckt bei mir Begeisterung für Inhalte und Genres, wo ich gedacht hätte: nö, ist nicht so meins. Als Beispiel fällt mir nun spontan nur (aber es gibt sicher mehr) Neal Stephenson ein, gar nicht mein Thema. Aber das war so gut geschrieben, da hab ich glatt das Mammutwerk "Cryptonomicon" gelesen und gemocht.
    Und daher ist mir das schon wichtig, dass ein Autor immer unter demselben Namen schreibt. (Der Name kann ein Pseudonym sein, aber dann bitte immer dasselbe)
    Ich verstehe nicht ganz, warum man sich so dran stört, dass einem suggeriert wird, ein Autor käme aus Land X, wenn die Handlung eben dort stattfindet. Das ist mir persönlich egal. Bei einem Krimi erwarte ich vom Autor ja auch nicht, dass er Kommissar oder Detektiv oder Mörder ist und daher Erfahrungen hat.
    Das macht doch einen Autor aus, dass er mit Sprache umgehen kann und die Fähigkeit besitzt, glaubhafte Geschichten zu _erfinden_ . Sonst lese ich doch Sachbücher.
    Und daher stören mich Pseudonyme. Ein guter Autor schreibt gut über Dinge, die er selbst nicht unbedingt kennt. Oder nur so am Rande. Darum erfindet er ja Geschichten, ist ja keine Autobiographie oder ein Reisebericht oder so. Aber wenn ich einen nicht mochte, weil er nicht gut schrieb und mir seine erfundene Geschichte nicht gefallen hat, dann möchte ich den nicht untergejubelt bekommen unter anderem Namen. Und da hilft die Leseprobe auch nichts. Die schreckt nur ab, wenn der Stil schon ganz daneben ist. Aber ob jemand so viel Phantasie hat, was Erfundenes bis zum Ende glaubhaft rüberzubringen, das merkt man ja dann doch erst, wenn man das Buch liest. Und manche Autoren können das, manche aber nicht.
    Naja, vielleicht versteht ja jemand, was ich meine.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Was mich wundert ist: liest denn hier wirklich jeder nur nach Inhalt?
    Ich lese nach Sprache. Erst dann kommt der Inhalt. Wenn ein Buch gut geschrieben ist, dann lese ich es und es gefällt mir sogar, auch wenn ich nach der Inhaltsangabe erstmal gedacht hätte: das interessiert mich nun nicht so.


    Gerade wenn man nach Sprache liest, wäre es wunderbar, wenn ein Autor bei einem einzigen Namen bleibt. Dann hat man unabhängig vom Genre die Chance alle seine Bücher zu finden. Allerdings glaube ich, dass findige Vielleser, wie wir sie alle hier sind (merkt euch: Wir sind Ausnahmen!) :wow, trotzdem hinter diverse Pseudonyme kommen.


    Ich persönlich lese "sowohl als auch". Ich mag Bücher mit exzellenter Sprache. Ralf Rothmann gehört für mich in diese Kategorie. Bei seinen Bücher ist der Inhalt für mich tatsächlich zweitrangig.


    Dann gibt es aber auch Bücher, die ich wegen des Themas lese (Profikillerbücher zum Beispiel :grin) oder weil ich die Protagonisten interessant finde. Da nehme ich dann auch mal Abstriche bezüglich der Sprache in Kauf, wenn der Inhalt mich genug fesselt.


    Premium ist natürlich, wenn Inhalt und Sprache auf hohem Niveau angesiedelt sind.


    Und ich finde auch, dass wir hier das Für und Wider bezüglich Pseudonymen erschöpfend diskutiert haben. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, ich habe viel gelernt! :wave

  • Ja, ich lese nach Inhalt.
    Rosa und Carmen hätten bei mir keine Chance, würden sie morgen einen Fantasyroman herausbringen. Fantasy, Vampir, Erotik interessieren mich nun einmal überhaupt nicht. Da ist es egal, wie gut die beiden historische und landscape Bücher schreiben. Für mich zählt das Genre. Und ob jetzt Steffi oder Tessa drauf steht - der Inhalt machts. Bei diesen 4 kenne ich die Schreibe und weiß, dass dieser gut ist.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein