Plauderecke (vormals "Autorenknigge")

  • Nun bin ich etwa zwanzig Monate in diesem edlen Forum unterwegs und es gefällt mir gut. Hier und da gibt es so einige Verhaltensweisen, die mir etwas seltsam erscheinen und die ich schon längst diskutiert hätte, wäre ich nicht so ein schüchternes und eher zurückhaltendes Mitglied.


    So bin ich hin und wieder über Aussagen einiger Autoren gestolpert, die hier feierlich (mit einem Hauch moralischer Überlegenheit garniert) und stolz verkündet haben, man rezensiere die Bücher der werten Kollegen nicht.


    Aber warum denn nicht? Was motiviert Autoren zu dieser Aussage?
    Darf eine Krähe der anderen kein Auge aushacken? Oder hat ein Autor aus einem mir unbekannten Grund kein Recht dazu?


    Und da wir gerade dabei sind, würde mich auch brennend interessieren, warum manche Autoren Rezensionen ihrer Bücher kommentieren. Natürlich ist ein Austausch immer gut, aber deshalb wurden doch die Leserunden erfunden, stimmt’s?


    Bitte versteht mich nicht falsch, hierzu habe ich noch keine Meinung, was wieder einmal die Aussage der geschätzten Kollegin magali bestätigt, die kürzlich so treffend geschrieben hat, ich habe Scheu, mich festzulegen.


    Über Antworten würde ich mich sehr freuen!

  • Ich wundere mich auch immer wieder darüber. Meiner Meinung nach darf jeder Autor auch einfach Leser sein. Und als dieser darf er Bücher auch rezensieren. Und zwar ohne schlechtes Gewissen. Ich weiß nicht, warum Autoren häufig glauben, dass sie andere Autoren nicht kritisieren dürften. Ich hoffe nicht, dass sie Angst vor Retourkutschen haben. Vielleicht haben sie einfach nur Angst davor, andere mit ihrer Kritik zu verletzen, weil sie wissen, wie grausam das manchmal sein kann. Dabei denke ich, dass gerade auch Autoren Bücher anderer Autoren so rezensieren könnten, dass es für Leser im Auswahlprozess sehr hilfreich wäre.

  • Ja Groupie, da fällt mir gerade ein, dass ein geschätzter Autor mit 3-Buchstaben-Nick ausgezeichnete Rezis schreibt, die ich gerne lese, während ein anderer nicht minder geschätzter 3-Buchstaben-Nick-Autor immer mal wieder lauthals verkündet, man mache so etwas nicht. Wie passt das zusammen?

  • "Als Autor rezensiert man nicht" ist mir als Aussage nur von einem Kollegen bekannt. [SIZE=7]Und besagter Kollege redet viel, wenn der Tag lang ist. [/SIZE]


    Wenn ich rezensieren möchte, dann tu ich das :wave
    Gestehen muss ich allerdings, dass ich, seitdem ich selbst schreibe, mit sehr kritischen Rezensionen und meinen geliebten scharfen Verissen vorsichtiger geworden bin. Zum einen, weil es einfach für beide Seiten peinlich ist, beim Wein zusammenzusitzen und dann zu erfahren: Ach, das ist der Autor dieser Horror-Rezi, die dir drei Wochen Magenschmerzen bereitet hat. Zum anderen, weil es dann durchaus mal "Rache-Rezensionen" der Fans hagelt.


    Ob man sich nun für Rezensionen bedankt oder nicht ... ich weiß es bis heute nicht. Manche finden es lästig, andere erwarten es. :gruebel
    Ich mach es hin und wieder mal gesammelt.

  • Hallo, beisswenger.


    Es gibt vergleichsweise namhafte Autoren, die zugleich Literaturkritiker sind, oder umgekehrt. Denis Scheck und MRR gehören dazu. Viele Schriftsteller sind im Neben- oder Hauptberuf Journalisten, und darunter natürlich auch solche, die fürs Feuilleton schreiben.


    Wenn man sich in allgemeiner Form (den Betrieb betrachtend) oder speziell (rezensierend) zum Buchmarkt äußert, läuft man als veröffentlichter Schriftsteller immer Gefahr, dass einem dies als Nestbeschmutzerei ausgelegt wird. Manch einer sieht sich auch sofort genötigt, den Vergleich zum jeweiligen Werk zu ziehen, also beispielsweise eine Besprechung mit den Worten "Hey, Du schreibst aber selbst noch viel schlechter" zu kommentieren. Das mag sogar stimmen, aber es ist eigentlich völlig belanglos, solange man nicht in der fraglichen Rezension eben jenen Vergleich gezogen hat.


    Ich kenne nicht wenige Autoren, die auf solche Stellungnahmen verzichten, seitdem sie veröffentlicht wurden. Das ist nachvollziehbar, denn man macht sich angreifbar. Das gilt auch für die allgemeineren Äußerungen - meine "Literaturcafé"-Artikel zum Thema "Self-Publishing" haben ja einige genutzt, um mir Neid, Missgunst, Verlustängste und ähnliches zu unterstellen. Oder gar den Versuch, für meine Bücher zu werben. Dabei ging es nicht um mich, und ein Journalist, der mit dem selben Artikel aufgetreten wäre, hätte sich derlei vermutlich nicht anhören müssen. Manch einer begreift das nicht. Damit muss man leben. Wer das nicht kann, muss auf derlei verzichten.


    Natürlich höre ich auch hin und wieder die zaghafte Bitte (von Agenten und Lektoren), doch keine Bücher mehr zu besprechen. Was daran liegt, dass manch einem Leser unangenehm aufstoßen mag, wenn man als "Kollege" andere Kollegen kritisiert, und dann auch noch mit negativem Ergebnis. Möglicherweise verliert man dadurch also Leser, generiert schlussendlich einen wirtschaftlichen Schaden. Ob das tatsächlich so ist, weiß ich nicht; ich halte es für überwiegend spekulativ.


    Für mich gehört das Besprechen von Büchern, der Austausch über Bücher - beispielsweise mit den Eulen - untrennbar zu meinem Lieblingshobby, dem Lesen. Ich lese aber auch aus beruflichen Gründen, weil es einfach zu den Aufgaben von Schriftstellern gehört, viel zu lesen. Ich lese auch lieber gute Bücher als schlechte, aber leider weiß man das vorher selten. Es würde mir etwas fehlen, wenn ich in beiden Fällen meine Meinung nicht mehr mit anderen diskutieren könnte. Deshalb werde ich auch nicht darauf verzichten. Etwaige Vorwürfe nehme ich zur Kenntnis. Da ich aber weiß, dass ich niemanden verreiße, weil er ein möglicher "Konkurrent" ist, perlen solche Vorwürfe weitgehend an mir ab. Allerdings gibt es gewisse Einschränkungen. Ich bespreche grundsätzlich keine (meiner Meinung nach) schlechten Bücher von mir bekannten oder gar mit mir befreundeten Autoren mehr, was aber eher eine die Privatsphäre betreffende Frage ist als eine der Professionalität. Ansonsten kann meinetwegen jeder, der möchte, irgendwelche Behauptungen aufstellen und versuchen, mir sein persönliches Regelwerk überzustülpen; das wird an dieser Stelle ebenso wenig gelingen wie an anderen. Es ist meine Sache.

  • Ich bin Mitglied in ein paar Autorenvereinigungen und da gilt das als goldene Regel: man äußert sich NICHT öffentlich negativ über die Bücher von Kollegen. Nachdem, was ich bisher so mitbekommen habe, scheint mir das sinnvoll, wenn man ein friedliches Miteinander haben möchte. Ansonsten gibt es ziemlich schnell verbalen Mord und Totschlag, beleidigte Austritte etc. Da ich es lieber harmonisch mag, bin ich froh, wenn so etwas nicht stattfindet. Es gibt ja diesen schönen Satz: ich kritisiere das Buch, nicht den Autor. Nur kenne ich sehr, sehr wenige Autoren, die es tatsächlich schaffen, eine vernichtende Kritik nicht auch ein bisschen persönlich zu nehmen (und selbst bei denen bin ich mir nicht sicher, ob sie sich mit den Jahren nicht einfach eine exzellente Selbstbeherrschung zugelegt haben.)
    Daher schreibe ich bei deutschen Autoren nur dann Kritiken, wenn ich wirklich begeistert war. Anders ist es, wenn ich in einer Leserunde mitmache, da muss man auch mal was Kritisches sagen dürfen. Fände ich das Buch aber generell scheiße, würde ich mich wahrscheinlich mit einem: "Das ist wohl leider nichts für mich." diplomatisch zurück ziehen.


    Was nun das Kommentieren von Rezensionen betrifft, so bin ich ehrlich gesagt unschlüssig, wie man am Besten damit verfährt. Zunächst dachte ich, man sollte sich da raushalten, dann fiel mir auf, dass andere Autoren sich regelmäßig brav bedanken. Ich dachte mir, man könnte mich für unhöflich halten, wenn ich es nicht auch tue.
    Aber was ist nun mit den negativen? Wenn da wirklich falsche Vorwürfe drinstehen, z.B. ein Recherchefehler, der nachweislich keiner ist, dann fiele es mir sehr, sehr schwer, da NICHTS darauf zu sagen - ich würde es aber einsehen, wenn ein Forum so etwas grundsätzlich nicht haben will. Aber gegen ein: "hat mir überhaupt nicht gefallen" kann man nun garnichts sagen. Aber wenn man sich für die positiven bedankt und die negativen ignoriert, kommt es vielleicht auch nicht gut an. Tja, schwierig.


    Falls du das Buch eines Autors gelesen hast, der hier Mitglied ist, und zögerst, ob du dich öffentlich kritisch darüber äußern sollst, gibt es eine einfache Lösung. Schreib dem Autor eine PN und frage ihn, ob er deine Meinung hören will. (Natürlich vorausgesetzt, du möchtest auf den Autor Rücksicht nehmen. Andernfalls kannst du einfach deine Rezi einstellen, verboten ist es nicht, wird nur von einigen als schlechter Stil empfunden.)


    Viele Grüße


    Tereza

  • Hallo, Tereza.


    Zitat

    Ich bin Mitglied in ein paar Autorenvereinigungen und da gilt das als goldene Regel: man äußert sich NICHT öffentlich negativ über die Bücher von Kollegen.


    Ich war früher auch Mitglied in ein paar Autorenvereinigungen und habe das inzwischen auf eine reduziert. Dort sind kritische Ehrlichkeit bzw. ehrliche Kritik oberste Maximen, auch bei öffentlichen Äußerungen. Tatsächlich kann ein deftiger, aber begründeter Verriss eine Freundschaft begründen. ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Tereza.


    Ich war früher auch Mitglied in ein paar Autorenvereinigungen und habe das inzwischen auf eine reduziert. Dort sind kritische Ehrlichkeit bzw. ehrliche Kritik oberste Maximen, auch bei öffentlichen Äußerungen. Tatsächlich kann ein deftiger, aber begründeter Verriss eine Freundschaft begründen. ;-)


    Ich will nicht ausschliessen, dass das möglich ist. Aber wie gesagt ... ich kenn's anders.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Wenn mir das Buch eines/einer mir bekannten Autoren/Autorin absolut nicht gefällt, wenn ich es gar schlecht finde, äußere ich mich nur in nicht-öffentlichen Stellungnahmen dazu - und auch nur, wenn ich dazu aufgefordert werde. Alles andere käme mir irgendwie "unappetitlich" vor, sorry, ein besserer Ausdruck will mir heute Morgen nicht einfallen. Ich kann das nicht einmal knackig begründen, ist nur so ein Gefühl, auf das ich da höre. Und sowieso würde ich als Autor niemals eine Rezension in einer Zeitung abgeben. Hat mich allerdings auch noch nienmand dazu aufgefordert. Hier bei den Eulen und vor allem in meinem Autorenverein ist das etwas anderes. Bei den einen bin ich als leidenschaftlicher Bücherwurm Mitglied, das in diesem Forum über Bücher mitdiskutiert, und bei den 42ern lebt das Ganze sogar von offenem Gedankenaustausch und ehrlicher Kritik. Doch hier wie dort gilt für mich: Kritische Rezension ja, aber z. B. Notenbewertung nein. Finde ich ebenfalls unter Autorenkollegen deplaziert.


    Zum Thema Kommentar des Autors zu Rezis: Ich bedanke mich, wenn mir eine Besprechung gut gefallen hat. Nie bei Journalisten, die dies professionell betreiben, gern aber z. B. im Eulenforum, wo begeisterte Leser unterwegs sind, die eben mehr sind als nur das. Sie sind meine Eulenfreunde /-freundlinnen, zu denen ich mich zugehörig fühle, und die eine Reaktion des Autors durchaus verdient haben. Ob gute oder weniger gute Besprechung.

  • Zitat

    Original von Groupie
    Ich wundere mich auch immer wieder darüber. Meiner Meinung nach darf jeder Autor auch einfach Leser sein. Und als dieser darf er Bücher auch rezensieren. Und zwar ohne schlechtes Gewissen.


    Dem kann ich mich nur uneingeschränkt anschliessen. Ein Autor ist auch Leser und hat somit auch jedes Recht seine Meinung über ein Buch - auch wenn es vielleicht in einem Veriss endet - zu sagen.


    Es geht doch um das Buch - es geht nicht um den Autor.


    Irgendwie habe ich immer Schwierigkeiten mit dieser "Kuschelmentalität" so mancher Autorinnen und Autoren. Meinung zu einem Buch nur dann wenn das Buch auch gefällt?


    Da fällt mir immer der wunderbare Buchtitel eines Döblin-Buches ein:
    "Ein Kerl (er meint sicher auch die Kerlinnen damit. Anmerkung von Voltaire)) muss eine Meinung haben."


    Und Kollegenschelte gibt es sehr vielen anderen kreativen Berufen auch. Warum dann nicht auch der schreibenden Zunft? Da gönnt doch eh der eine dem anderen nicht das Schwarze unter den Nägeln. Nach vorne wird Küsschen gegeben und hinter dem Rücken werden die Messer ausgefahren.


    Wenn etwas in meinen Augen schlecht ist, dann sollte das auch gesagt werden. Wie gesagt: Es geht um das Buch - es geht nicht um die Autorin oder um den Autor.


    Und kuscheln sollte man wirklich auch nur dann wenn man es ehrlich meint.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire, du hast durchaus recht mit dem, was du sagst. Dennoch verweise ich darauf, dass Menschen unterschiedliche Befindlichkeiten haben. Nicht alles, was man sagen darf, muss man auch sagen. Oftmals dient das - gerade bei Autoren untereinander- eher der Selbstdarstellung oder - schlimmer - der Befriedigung von Sensationslust des Publikums. Wie gesagt, ich würde es jedem selbst überlassen, wie er mit diesem Thema umgeht. Natürlich muss "ein Kerl eine Meinung haben". Aber er muss sie nicht ständig äußern, es sei denn, er wird in einer Diskussion dazu aufgefordert. Dann allerdings sollte er nicht damit hinter dem Berg halten.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Irgendwie habe ich immer Schwierigkeiten mit dieser "Kuschelmentalität" so mancher Autorinnen und Autoren. Meinung zu einem Buch nur dann wenn das Buch auch gefällt?


    Da fällt mir immer der wunderbare Buchtitel eines Döblin-Buches ein:
    "Ein Kerl (er meint sicher auch die Kerlinnen damit. Anmerkung von Voltaire)) muss eine Meinung haben."


    Und kuscheln sollte man wirklich auch nur dann wenn man es ehrlich meint.


    Man kann eine Meinung haben, ohne sie ständig heraus posaunen zu müssen.
    Meine Meinung zu dem Thema ist tatsächlich, dass Kollegenschelte (egal in welchem Beruf) irgendwie schlechter Stil ist, ausser, man wird direkt von der betroffenen Person aufgefordert, seine Meinung zu sagen.


    Ich betrachte das nicht als Kuschelmentalität und auch nicht als Unehrlichkeit, sondern als Ausdruck von Höflichkeit, Rücksichtnahme und Diplomatie.


    Dass Autoren sich ständig bei jeder Gelegenheit in den Rücken fallen, stimmt übrigens nicht. Ich habe auch sehr hilfsbereite Kollegen erlebt. Von daher kann das Kuscheln durchaus ehrlich gemeint sein.


    Tereza

  • Mir fällt dazu gerade noch etwas ein: Ich habe für meine Bücher bisher überwiegend sehr schöne Kritiken erhalten, zuletzt wieder eine erfreulich gut begründete Bibliotheksempfehlung von unabhängiger Seite.
    Aber ich kenne Kollegen (männl. u. weibl.) persönlich, die gute Bücher schreiben (einige dieser sind sogar außergewöhnlich gut), und die sich, obwohl sie schon reichlich Gelegenheit hatten, noch nie zu meinen Büchern geäußert haben, obwohl ich meinerseits div. Rezensionen über ihre Werke verfasst oder zumindest meine Meinung dazu öffentlich gepostet habe.
    Was sagt mir das?
    Ich weiß es nicht.
    Vielleicht mögen sie meine Sachen nicht und schweigen aus Rücksichtnahme, vielleicht äußern sie sich grundsätzlich nicht zu Werken von Bekannten. Und ganz ehrlich: Sollten sie meine Bücher schlecht finden, bin ich eigentlich ganz froh, dass sie das für sich behalten. Ich bin auch nur ein Mensch. :cry

  • Meiner Meinung nach sind wir hier wieder beim allgemeinen Problem. Wenn ich ein Buch unfassbar schlecht finde, dann kann ich trotzdem den Menschen dahinter mögen. Genauso ist es mit Büchern. Manchmal mag ich Bücher von Autoren, die ich nicht leiden kann. Und manchmal mag ich Bücher ganz und gar nicht, obwohl ich die Autoren eigentlich toll finde.


    Für mich hat es überhaupt nicht viel mit Kollegenschelte zu tun, wenn man als Autor sagt, dass einem ein Buch nicht gefallen hat. Und wenn man dazu noch begründete Kritik anbringt, dann schon erst recht nicht.


    Wenn ausgerechnet Autoren nicht mit dieser Art von Kritik umgehen können, dann verstehe ich nicht ganz warum, ehrlich gesagt.

  • Wenn man sich in einem überwiegend sozialen Gefüge befindet, also beispielsweise in einer Autorengruppe, bei der es hauptsächlich um Solidarität und den Kuschelfaktor geht, ist doch völlig klar, dass man sich nicht gegenseitig in die Nester pullert. So, wie man einem Freund auch nicht sagt, dass die Frau, die er gerade sehr stolz abgeschleppt hat, ehe nicht so der Bringer ist. Oder der eigenen Frau verschweigt, dass sie tatsächlich etwas dicker geworden ist. Das ist doch keine Frage, die mit dem Berufsbild oder Professionalitätsaspekten irgendwas zu tun hat; ich verhalte mich selbstverständlich auch so - Ehrlichkeit hat in sozialen Strukturen ihre natürlichen Grenzen. Ich würde hier keine Bücher von Eulenautoren verreißen, mit denen ich befreundet bin, und anderswo auch nicht. Um ehrlich zu sein, ich lese sie oft nicht einmal, sondern stelle sie - stolz auf den Freund - ins Regal. Das ist natürlich anders, wenn mich ein befreundeter Autor in der Projektierungsphase darum bittet, Testleser zu sein.


    Aber es ging bei der Frage von beisswenger doch nicht um diese Schiene, richtig?

  • Was sind das für Autoren, die nicht mit negativen Kritiken von Kollegen umgehen können? Jedes qualifizierte Feedback sollte als Geschenk gesehen werden, als Gelegenheit, sich zu verbessern. Autoren, die glauben, sich nicht mehr verbessern zu müssen, sollten überlegen, warum sie überhaupt noch schreiben. Nur zur Selbstbefriedigung? Ich fände es sogar besser, wenn man mir als Autoren ehrlich auch eine negative Meinung sagen würde, statt mit der Meinung hinterm Berg zu halten. Wenn man meint, einem Kollegen nicht ans Bein pinkeln zu wollen, gibt's ja immer noch die Möglichkeit, seine Meinung privat mitzuteilen.


    Also liebe Autoren, seid entspannt und nehmt Kritik nicht persönlich. Versucht etwas Positives aus jedem Feedback zu entnehmen, sei es wohlwollend oder ablehnend. Ein wahrer Kern ist ja meist wirklich drin. Die größte Lüge ist das Schweigen.

  • Da ich ja glücklicherweise nicht der Autorenkaste zugehörig bin - darf ich halt weiter fröhlich - wenn es denn notwendig ist - Verisse schreiben. :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Lieber Kolleche Beisswenger!


    Zitat

    Aber warum denn nicht? Was motiviert Autoren zu dieser Aussage? Darf eine Krähe der anderen kein Auge aushacken? Oder hat ein Autor aus einem mir unbekannten Grund kein Recht dazu?


    Aus Sicht einer völlig unbedarften Leserin, die dieses Forum auch sehr mag.


    Sind denn Autoren nicht auch nur Menschen? Es gibt doch auch Leser, die gleichzeitig Mitglieder dieses Forums sind und die sich vor Rezensionen scheuen, oder? Ich möchte jetzt keine Namen nennen, aber der ein- oder andere lässt doch mal durchblicken, dass er Scheu davor hat. (Weil er dann angreifbar wird? Keine Ahnung!) Und wenn ein Autor hier aktiv ist, kann das doch durchaus ähnlich sein. Eine Meinung ist eben auch immer ein Stück Preisgabe von einem selbst.


    Ich unterscheide hier eigentlich gar nicht zwischen Autoren und Lesern. Ich lese Beiträge ( in allen Bereichen dieses Forums) von Lesern. Manche finde ich so gelungen, dass mich der Mensch dahinter interessiert und bei manchen ist es genau umgekehrt. Bei Tereza ist es mir zB noch nie aufgefallen, dass sie Autorin ist. Das finde ich auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite habe ich aber auch großes Verständnis dafür. Wir sind eben alle unterschiedlich, der eine hat eine große Klappe, der andere nicht, der nächste ist irgendwo dazwischen. Wieso sollten Autoren da eine Ausnahme sein?


    Ich finde grade diese Vielfalt schön. ich habe es genossen, Blödsinn mit Jan von der Bank zu machen, der leider nicht mehr hier ist. Ich finde es schön, gelungene Rezis von Autoren zu lesen, aber ich finde es auch schön, mit nicht- rezischreibenden Autoren in der Plauderecke rumzublödeln. Und hefs Selsbtgerede mag ich auch! :lache


    Kurzum: ich weiß nicht, wo dieser Thread seinen Ursprung hat, oder gibt es keinen. Habe ich was verpasst? Eine Aufregeung darum verstehe ich nicht. Das ssoll doch jeder halten, wie er möchte. Und wenn mir nun jemand Scheu, mich festzulegen vorwirft... nun, soll er doch. :-]


    Ich glaube auch nicht, dass Autoren nicht mit Kritik umgehen können. Es ist glaube ich umgekehrt: sie scheuen sich davor, sie zu äußern. Ist das gut oder schlecht oder nicht einfach jedem seine eigene Sache? Natürlich hat jeder Autor ein Recht dazu, Verrisse und Lobeshymnen zu schreiben, er hat aber auch jedes Recht, das nicht zu tun.


    Zitat

    Und da wir gerade dabei sind, würde mich auch brennend interessieren, warum manche Autoren Rezensionen ihrer Bücher kommentieren. Natürlich ist ein Austausch immer gut, aber deshalb wurden doch die Leserunden erfunden, stimmt’s?


    Das habe ich mich auch schon gefragt. Allerdings überlese ich das als Rezileser meistens. Wenn jemand das Buch gelesen hat, freut er sich sicher doppelt und dreifach über die Mühen des Autors. Ist doch ok. So what? :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von rienchen ()

  • Zitat

    Original von arter
    Was sind das für Autoren, die nicht mit negativen Kritiken von Kollegen umgehen können? (...)
    Also liebe Autoren, seid entspannt und nehmt Kritik nicht persönlich. Versucht etwas Positives aus jedem Feedback zu entnehmen, sei es wohlwollend oder ablehnend. Ein wahrer Kern ist ja meist wirklich drin. Die größte Lüge ist das Schweigen.


    Haarscharf vorbei, arter! Es geht nicht darum, dass man mit negativer Kritik von Kollegen etwa nicht umgehen könne, sondern darum, ob Kollegen über Kollegen negative Kritik öffentlich posten sollen.


    Und Kritik an einer künstlerischen Arbeit nimmt man immer persönlich, alles andere ist Gewäsch. Niemand bringt sich und alles, was er kann, fühlt, liebt, hasst, was ihm wichtig ist, bringt sich also ganz und gar selbst in ein Bild, eine Skulptur, ein Buch ein, ohne verletzt zu werden, wenn ein geschätzter Kollege das Werk öffentlich verreisst. Das kann niemand einfach sachlich sehen wie die negative Kritik an einem Haarspray, das man produziert.


    Und Schweigen ist keineswegs die größte Lüge. Es ist eine Tugend, der sich viel mehr Leute befleißigen sollten, vor allem solche, die viel dummes Zeug erzählen.

  • @Didi ... Interessante Meinung. Aber nicht die meine. :wave


    Edit ergänzt: Es ist natürlich immer bequemer, anders lautende Meinungen als dummes Geschwätz abzuqualifizieren, als sich mit ihnen auseinanderzusetzen.