Leben ohne Plastik - geht das?????

  • Ganz auf Plastik verzichten, muss nicht sein. Plastik hat ja auch Vorteile.
    Wo ich z.B. schmerzlose Möglichkeiten zur Vermeidung sehe, ist bei Verpackungen, die z.T. absolut überflüssig und nur lästig sind.
    Beispielsweise ärgere ich mich oft, wenn ich manche Teile nur mühsam mit der Nagelschere aus der Plastikversiegelung rausschneiden kann, wenn diese Art der Verpackung eigentlich keinen Sinn macht.
    Ich ärgere mich, wenn Kosmetika, weil klein und teuer, in einer Art Plastikbahre mit durchsichtigem Plastiksargdeckel ruhen und das ganze nochmal im Karton verpackt wird, um Fülle vorzutäuschen.


    Vielleicht wäre es z.B. ja möglich, Kleinteile in beschrifteten Papiertütchen beizulegen und diese dann alle zusammen in eine einzige durchsichtige Tüte zu legen, statt alle einzeln in durchsichtige Plastikgehäuse zu verschweißen?


    Es gibt eine Menge Möglichkeiten, wo man schmerzfrei reduzieren könnte, ohne irgendeinen Mangel zu spüren.

  • In der Doku ging es ja nicht allein um die Probleme der Umweltverschmutzung sondern vor allem um die Folgen für die Gesundheit.
    Es waren ja vor allem diese Phtalate (oder wie man das schreibt) und ähnliche Stoffe, die der Körper aufnimmt und die Unfruchtbarkeit verursachen können.


    Also wäre die Konsequenz, dass man bei Lebensmittelverpackungen auf Plastik möglichst verzichtet, die richtige. Interessant fand ich auch, dass besonders fetthaltige Lebensmittel diese Stoffe aufnehmen. Mein Freund kauft jetzt keine Getränke in Plastikflaschen mehr. Aber leider sind auch bei Glasflaschen in den Deckeln kleine Plastikplättchen zum Abdichten.
    Ich würde auch keine Butterdose aus Kunststoff mehr kaufen, sondern mir eine aus Metall oder Keramik holen (die sehen sowieso edler aus).
    Und Speisenreste nicht mehr in Tupper verpacken, sondern in eine Glas oder Keramikschale geben.


    Und kein Spielzeug für Kleinkinder aus Plastik, sondern da z. B. zu Holz greifen.

  • Natürlich geht Leben ohne Plastik. Es geht auch Leben ohne Fernsehen, ohne Autos, ohne Internet, ohne Handys usw. usf. Ohne Plastik ist die moderne Zivilisation nicht möglich. Wer Plastik als solche aufgeben will, muss auch bereit sein, die Annehmlichkeiten der Zivilisation aufzugeben.


    Keine Getränke in Plastikflaschen mehr zu kaufen, ist aus ökologischer Sicht kompletter Unsinn. Phtalate (DEHP) als Weichmacher findest du vielleicht in Tupperdosen, aber auf keinen Fall in Getränkeflaschen. Plastikflaschen bestehen vollständig aus Polyethylen (PET). Ein Polymer, das sich sehr leicht herstellen lässt, mit wenig Energieaufwand umformbar ist, keinerlei Giftstoffe enthält und zu 100% recyclebar ist. Ein Wundermaterial, also. Wir wären blöd, darauf zu verzichten. Die Energiebilanz ist gegenüber Glas unschlagbar. Tetrapaks sind als Getränkeverpackungen eine eventuelle Alternative. Aber das sind komplizierte Verbundstoffe unter Verwendung von Aluminium. Die Aluminiumgewinnung ist in der Umweltbilanz eine wahre Katastrophe. Letztlich wird das Aluminium der Tetrapaks für die Zementherstellung benutzt. Dort ersetzt es den Grundstoff Bauxit. Das ist der totale Wahnsinn, denn gerade das Verfahren, aus Bauxit Aluminium zu gewinnen ist ja ökologisch bedenklich. Natürlich ist das immer noch besser, als es wegzuschmeißen, aber PET ist trotzdem wesentlich umweltfreundlicher. Selbst wenn es dann doch in die Müllverbrennungsanlage kommt, weil man es nicht ordnungsgemäß entsorgt hat, es verbrennt völlig schadstofffrei.


    Papier statt Plastik als Patentlösung finde ich grundsätzlich bedenklich. Da sollte man sich mal überlegen, woraus Papier gewonnen wird. Die Ressource "Holz" regeneriert sich sehr langsam. Recyceltes Papier kann man nicht mehr unbegrenzt einsetzen. Da hat Plastik, sofern sie ökologisch vernünftig verwendet wird, gewaltige Vorteile.


    Wer sich angemessen mit dem Thema beschäftigen will, sollte sich mal mit den Details beschäftigen und sich nicht durch Pauschalverurteilungen verunsichern lassen. Die chemische Industrie hat einen schlechten Ruf. Zurecht, denn da passieren wirklich sehr bedenkliche Dinge. Man sollte aber auch nicht alles in einen Topf werfen. Auch die Chemie hat Lösungen parat, die durch nichts Herkömmliches zu ersetzen sind. PET-Plastik ist eine davon.


    Aber ich wäre durchaus dafür, den Verpackungswahn zu reduzieren. Es muss nicht alles verpackt, eingeschweißt in überdimensionierte Behälter gegossen werden. Transportbehälter lassen sich mehrfach verwenden. Es ist der blanke Wahnsinn, was z.B. im Einzelhandel mit dem Argument "Diebstahlsschutz" an Material einfach unnötigerweise verschwendet wird.

  • Das ist sehr interessant, was du schreibst.


    Ich habe das Gefühl, dass man beim Thema Umwelt- und Gesundheitsschutz eigentlich nur auf der Suche nach dem geringsten Übel ist. Wie du sagst, Papier kommt auch irgendwo her. Auch davon werden Unmengen verschwendet. Ist also eine z. B. Nudelverpackung aus Papier jetzt ökologisch besser als eine aus Plastik?


    Oder wenn ich Konserven kaufe: ist jetzt ein Glas umweltschondender als eine Metalldose? (Ich persönlich finde schon, denn das Glas wird bei mir als Marmeladenglas noch mehrere Jahre verwendet, während ich eine Dose gleich wegwerfe.)


    Für die meisten Leute ist es halt bequemer, einfach einzukaufen, ohne lange darüber nachzudenken.

  • Zitat

    Original von arter
    Da hat Plastik, sofern sie ökologisch vernünftig verwendet wird, gewaltige Vorteile.


    Da fehlt es aber noch. Als Laie ordnet man es vielleicht nicht richtig ein, aber man hört von Dioxin aus den Verbrennungsanlagen, von Plastikstrudeln im Ozean oder von Plastikabfall, der nach China verschifft wird und dort verheerende Schäden an Umwelt und Menschen anrichtet.


    Ich finde PET-Flaschen auch sehr praktisch. 100% recyclebar, toll! Wenn es denn gemacht wird.

  • Ich wollte auch nicht pauschal der Plastik ins Wort reden. Man sollte das einfach differenziert betrachten. Natürlich gibt es nicht nur das positive Beispiel Polyethylen, es gibt leider auch böse Plastik wie PVC. Da stecken die Weichmacher drin und wenn man das nicht mit ausreichend hohen Temperaturen verbrennt, entstehen Dioxine. PVC ist allgegenwärtig. Leider gibt es kein Material, das PVC wirklich ersetzen kann. Hier sollte man wirklich mal genau schauen, wo es wirklich benötigt wird. Aber wenn wir drauf verzichten, verzichten wir auch auf Computer, auf Handys, auf Autos, auf alle Errungenschaften der Zivilisation ... oder sie würden so teuer, dass keiner sie mehr bezahlen kann.

  • Besonders garstig sind natürlich die Kunststoffe, die Chlor enthalten, z. B. erwähntes PVC. Auch andere chlororganische Verbindungen sind ja so richtig fies, polychlorierte Biphenyle (PCB) oder Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) etwa. Und bei deren Verbrennung entsteht eben Dioxin.


    Die als "dreckiges Dutzend" bekannten chlororganischen Verbindungen sind nicht umsonst weltweit verboten.


    Beim Stichwort PVC fällt mir allerdings ein, dass ich doch immer wieder geschockt bin, wieviel Plastik beim Hausbau heutzutage verwendet wird.


    Da ist ja nicht nur PVC, das vom Schmuddelkind heute zum hochwertigen Fußbodenbelag aufgestiegen ist. Häuser werden aus plepprigen 12er Ytongs gebaut, dann kommen da noch 30cm Styropor dran. In vielen Immobilienanzeigen werden sogar die neuen Kunststofffenster gepriesen. Vom Bauschaum, diesem Teufelszeug, mal ganz zu schweigen :yikes


    Gerade Styropor finde ich richtig ätzend. Als ein paar Häuser weiter ein Haus außengedämmt wurde, habe ich noch wochenlang diese blöden Kügelchen aus dem Garten geklaubt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Bauen ist scheusslich, das merkt man, wenn man alte wohnungen saniert, und das ganze ausgegaste PVC bröselkunststoffglump rausreisst.



    Ad putzmittel: sah ich grad: wir haben eine glasflasche daheim stehen (Gut, plastikdeckel, aber man muss abstriche machen) :grin


    Zitat

    Original von Lesebiene
    Geht heute nicht. :wave Selbst wenn man alles frisch vom Markt einkauft - Putzmittel in immer in Plastikcontainer.


    das ist in der glasflasche... wie hiess das noch e=mxc2


    geht suchen: ah hier:
    http://www.multikraft.com/de/reinigung.html


    eMC heisst das geniale ding.
    Die glasflasche war nur die große, die wir vorvorletztes jahr kauften, scheint jetzt auch mit plastik ersetzt zu sein, :(



    wie auchimmer: der reiniger ist jedenfalls absolut genial, und wenn ich denke, was da früher für verschiedenen flaschen als müll angefallen sind. Jetzt gibts im haus hier nur noch EINEN, der nachgekauft wird, wenn er einmal aus sein sollte: den universalreiniger von eMC. (den hatte unsere bioBÄCKEREI im angebot (man glaubt es nicht :wow)
    Ich bin ja nicht so fürs geschirrwaschen und putzen, aber da SIEHT man, dass was weggeht und das von einem tropfen, wir sind hier noch immer jedesmal sprachlos, und nehmen keinen anderen mehr als den:wow


    naja, 'wir' putzen ja nicht, das tun die kleinen bakterien so großartig für uns. :chen


    Seitdem rede ich mit meinem putzmittel... naja, vielleicht nehmen sie beruhigende schwingungen auf.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ich hab mal einen Bericht über eine Familie gelesen, die sich für ein plastikfreies Leben entschieden hat. So weit, so gut.


    Begonnen wurde damit, alles Plastik aus dem Haushalt zu entsorgen. Wie bitte? Gehts noch? Erst mal ordentlich Müll kreieren, um dann dem Gutmenschentum zu frönen oder was?


    Besser als so eine hirnverbrannte Kehrtwende ist es doch, sich zu hinterfragen und dort, wo es möglich ist, Plastik nicht mehr zu verwenden. Wenn ich aber nun z.B. schon 10 Tupperboxen im Haus habe, dann verwende ich die halt weiter, bis sie auseinanderfallen (gut, die werden dann quasi eines Tages die Urenkel erben... :grin). Ich würde dann halt bestehende Sachen peu à peu ausmustern, wenn sie nicht mehr OK sind oder sie verschenken und dann plastikfreie Alternativen anschaffen. Aber doch bitte nicht anders. Sowas ist für mich fehlgeleitetes Umweltbewußtsein.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Besonders fies sind die eingesetzten Nanopartikel in (u.a) Verpackungen aus Kunststoffen, Frischehalteboxen- Folien usw. Die Teilchen sind so klein, dass sie in Organismen problemlos eindringen und sich dort anhäufen können. Und zwar in nahezu allen. Welches Risiko sie letztendlich bergen, ist noch nicht mal erforscht. Fakt ist, dass das Zeug so gut wie überall drin ist und damit auch in uns allen. Irgendwann soll allerdings eine Kennzeichnungspflicht kommen. Keine Ahnung, was das bringen soll, ehrlich gesagt.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ich hab mal einen Bericht über eine Familie gelesen, die sich für ein plastikfreies Leben entschieden hat. So weit, so gut.


    Begonnen wurde damit, alles Plastik aus dem Haushalt zu entsorgen. Wie bitte? Gehts noch? Erst mal ordentlich Müll kreieren, um dann dem Gutmenschentum zu frönen oder was?


    Sie wollten halt einen Bericht machen, da musste dann eben alles Plastik weg, nur um ein Bewusstsein beim Zuschauer zu erzeugen, wo überall Kunststoff drin ist.

  • Zitat

    Original von made


    Sie wollten halt einen Bericht machen, da musste dann eben alles Plastik weg, nur um ein Bewusstsein beim Zuschauer zu erzeugen, wo überall Kunststoff drin ist.


    Wenn das die Fernsehsendung aus dem ersten Post war, um die es hier ja ging, dann hatte die nicht den Umwelt- sondern den Gesundheitsschutz zum Thema. Es ging darum zu testen, ob und wie viele der schädlichen Stoffe vom menschlichen Körper aufgenommen werden.


    Vom Müllaspekt aus gesehen ist es natürlich Blödsinn, völlig intakte Tupperdosen wegzugeben. Aber die bekamen ihren Umzugstransporter voll Plastik nach der Sendung ja wieder. (Nur wollten sie nicht unbedingt alles zurück ;-))


    Außerdem denke ich, dass man das Zeug auch gut verkaufen kann. Würde ich zumindest machen, wenn ich es loswerden wollte. Und für den Erlös dann die alternativen Verpackungen einkaufen.

  • Falls Du Dich auf mein Posting beziehst: Die Fernsehsendung kenn ich nicht. Ich hab da mal einen entsprechenden Zeitungsartikel gelesen, der wahrscheinlich auch um ganz andere Leute ging. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Die passende Lektüre zum Thema wäre dann wohl Andreas Eschbach "Ausgebrannt" :grin


    Ich weiß noch, was das für ein Kulturschock war, als wir 1990 im Urlaub "im Westen" zum ersten Mal die ungeheuren Plastik-Abfallmengen zu Gesicht bekamen. Es hat uns verstört. Bei jeder leeren Cola-Flasche hat man als DDR-Mensch überlegt, wie die wohl sinnvoll wiederzuverwenden wäre...


    Eine Wegwerf-Mentalität habe ich bis heute nicht entwickelt, wir versuchen, mit Ressourcen sparsam umzugehen, aber leicht ist das nicht. Beim Einkaufen könnte ich mich manchmal über Klein- und Kleinstverpackungen aufregen, aber dann kommt meine Oma und jammert, dass alles in viel zu großen Mengen verpackt ist, also irgendwie... ist es schwierig.


    Den Beitrag bei PUR+ (oder wo das war) habe ich auch gesehen, fand es aber doof gemacht, weil als Resultat eher im Gedächtnis blieb "ohne Plaste geht's gar nicht". Es wäre sinnvoller, umsetzbare Strategien zur Plastmüll-Vermeidung aufzuzeigen, statt einen Haushalt plastikfrei machen zu wollen, wo sowieso jeder weiß, das geht momentan nicht wirklich, wenn man kein Freak sein will. Der Beitrag schien mir das Ganze eher lächerlich zu machen als wirkliche Auswege zu zeigen.


    Aber - um den Bogen zu Eschbach zurückzuspannen - wenn das Erdöl alle ist, wird uns ohnehin etwas anderes einfallen müssen, als jede Plastetüte sofort wegzuschmeißen.

  • Oje, ganz ohne Plastik? Geht gar nicht !Man kann so wenig wie möglich verbrauchen ja. Aber sonst? Da müsste man ja das ganze Haus abreißen! :yikes Aber in den Baufahrzeugen wäre dann wieder irgendwo Plastik. Auf was tippe ich hier eigentlich gerade rum...

  • Ganz ohne geht´s wohl nicht, aber man sollte versuchen, soviel wie möglich darauf zu verzichten.

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen.( LaoTse) :flowers

  • Naja, Haus abreißen, so schlimm würde es wohl nicht kommen. Dein neues Zimmer ist ja weitesgehend plastikfrei. Ok, Fußbodenheizung wäre ausgefallen.


    Allerdings finde ich es etwas bedenklich, Plastik, vor allem in Verbrauchsartikeln, Tuben oder Brotbüchsen, durch Alu zu ersetzen. Das ist nämlich sowohl was den Abbau des Bauxits, als auch die eigentliche Aluminiumherstellung angeht, auch nicht viel besser, wie hier nachzusehen.


    Die Akte Aluminium

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)