'Untreue' - Seiten 079 - 164

  • Mich kann das Buch leider auch überhaupt nicht überzeugen. Lindas Verhalten wird immer abgedrehter und vollkommen unlogisch. LIEBESWAHN trifft es auch meiner Meinung nach sehr gut.


    Jakob kann einem richtig Leid tun und auch Marianne. Die Drogen haben bei mir irgendwie das Fass zum überlaufen gebracht. Fassungslosigkeit macht sich bei mir immer mehr breit. Ich bin froh, dass ich mir das Buch nicht gekauft habe, denn ich glaube ich würde es sonst nicht zu Ende lesen.


    Anmerken möchte ich auch noch, dass ich das Zitat aus dem Korintherbrief unpassend und unangebracht fand. Für mich ist dies ein sehr bewegender Text und er hat bei Linda nichts zu suchen. :nono

  • Man sollte Coelho für den Literatur-Nobelpreis vorschlagen. Besonders wegen solch herausragenden Passagen:


    Zitat

    Mein Mann hat ein Restaurant ausgesucht, dass zwischen der Redaktion und unserem Zuhause liegt. Wir waren schon öfter da. Das Essen, die Getränke, das Ambiente haben mir jedes Mal sehr gut gefallen - aber ich finde das, was wir zu Hause kochen, meist besser und gesünder. Ich esse nur im Restaurant wenn es "gesellschaftlich" unumgänglich ist. Ich koche für mein Leben gern. Ich liebe es, mit meiner Familie zusammen zu sein, dieses Gefühl, dass ich sie umsorge und selbst auch umsorgt werde.

    S. 82


    Jetzt weiß ich endlich, wer für Lisa,Linda, Bella und Co. Artikel schreibt. :rofl


    Dann schüttet Linda erst eine Flasche Rotwein in sich hinein und dann ihrem Mann ihr Herz aus. Seine Antwort:

    Zitat

    "Glaubst du, dass du einen Arzt brauchst?"
    "Ich weiß nicht. Aber selbst wenn es so wäre, möchte ich das auf gar keinen Fall. Ich muss lernen, meine Probleme allein zu lösen."
    "Ich stelle mir vor, dass es sehr schwierig war, diese Gefühle und Ängste so lange für dich zu behalten. Danke, dass du mir vertraust. (...)


    Da isser je, der Arzt, dem die Frauen vertrauen. Wahrscheinlich hat Lindas Mann schon vertrauenserweckende angegraute Schläfen...


    Oh, Mann....

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    ...
    Geradezu absurd dann ihr Sermon über ie Liebe auf S. 132-137. Das hat Paulus nicht verdient.


    :write
    Das finde ich auch. Da hätte Coelho besser Andrea Berg oder Helene Fischer zitiert.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Bei dem gepiesackten Hund bin ich noch nicht.
    Würde ich das Buch nicht in der Leserunde lesen, hätte ich es nach der Schilderung dieser irren Deale-Szene als völlig blödsinnig aufs Hausdach befördert.
    So lese ich es eben weiter. Und fürchte das Schlimmste.


    :write :rofl
    Es kommt noch Schlimmer. Sie versucht, getrant mit einer Sonnenbrille und Pflasterstreifen im Gesicht, die Drogen unterzuschieben. Das ist so schlecht, dass es schon wieder lustig ist.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe so das Gefühl, dass der Autor ganz bewusst eine höchst unsympathische Figur schaffen wollte und sollte dies der Fall sein, dann ist ihm das mehr als gelungen. Die Frau ist einfach furchtbar. Die Szene mit dem Hund hat dem ganzen noch einen draufgesetzt. Was ihre neue ,,Liebe" angeht (man könnte meinen, sie ist single und 16 Jahre alt), trifft es Liebeswahn wirklich.


    Hier wäre ein Statement vom Autor interessant. Vielleicht soll die Protagonistin ja genau so wirken. Aber was will man damit bezwecken. Mit einer Figur, die einem Leser so völlig egal ist...

  • Zitat

    Original von Lucy1987
    Ich habe so das Gefühl, dass der Autor ganz bewusst eine höchst unsympathische Figur schaffen wollte und sollte dies der Fall sein, dann ist ihm das mehr als gelungen. Die Frau ist einfach furchtbar. Die Szene mit dem Hund hat dem ganzen noch einen draufgesetzt. Was ihre neue ,,Liebe" angeht (man könnte meinen, sie ist single und 16 Jahre alt), trifft es Liebeswahn wirklich.


    Hier wäre ein Statement vom Autor interessant. Vielleicht soll die Protagonistin ja genau so wirken. Aber was will man damit bezwecken. Mit einer Figur, die einem Leser so völlig egal ist...


    :gruebel Das ist sicher am Ende noch einmal ein sehr interessanter Aspekt, den es sich lohnt zu diskutieren.


    Ich finde die seelische Vernachlässigung ihrer Kinder auch ziemlich gravierend. Die Kinder werden vor dem iPad geparkt, dabei ist Kindererziehung wirklich eine sinnvolle Lebensaufgabe.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Bei dem gepiesackten Hund bin ich noch nicht.
    Würde ich das Buch nicht in der Leserunde lesen, hätte ich es nach der Schilderung dieser irren Deale-Szene als völlig blödsinnig aufs Hausdach befördert.
    So lese ich es eben weiter. Und fürchte das Schlimmste.


    Wenn ich das Buch nicht für eine LR lesen würde und es dicker wäre, hätte ich es auch schon abgebrochen....

  • Zitat

    Original von Groupie
    Ich habe auch mittlerweile eher das Gefühl, dass Linda nicht depressiv, sondern persönlichkeitsgestört ist. Langeweile hin oder her, was soll das werden?


    Mit Linda werde ich einfach so gar nicht warm. Mit den anderen Personen aber auch nicht. .


    Jo, ich glaube auch dass sie eher persönlichkeitsgestört ist.
    Allein die Szene mit dem Hund zeigt doch, dass sie schon immer iwie nicht ganz normal ist....

  • Zitat

    Original von Herr Palomar



    Seite 126: Linda wurde abserviert, fühlt sich als Versagerin.
    Sie tut mir leid, aber ihre verrückten Drogenpläne ersticken dieses Gefühl augenblicklich wieder.


    Mir tat sie überhaupt nicht Leid.
    Was sie denkt und tut kann einfach nicht ganz normal sein.
    Die verrennt sich da in eine verliebtsein, stalkt, und schmiedet jetzt rachepläne und das für einen Mann den sie gar nicht richtig kennt...

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    :write
    Das finde ich auch. Da hätte Coelho besser Andrea Berg oder Helene Fischer zitiert.


    Ich glaube sie weiß gar nicht was Liebe ist und nimmt deshalb innerlich so etwas zu Hilfe, um sich die Liebe selbst zu erklären....
    Vielleicht ist sie nicht fähig so zu empfinden ?
    Gibt ja da auch Krankheiten/Störungen

  • Also so schlecht wie die meisten hier finde ich das Buch nicht, hab auch nicht dran gedacht, es abzubrechen.


    Aber der erste Abschnitt war schon besser, auch sprachlich gab es da mehr schöne Ausdrucksweisen, im zweiten Abschnitt nun nicht mehr so. Ich hab aber auch unter anderen äußeren Umständen gelesen, vielleicht kommt es mir daher anders vor.


    Lindas Verhalten wird immer merkwürdiger und sie hat definitiv irgend ein psychisches Problem, aber keine Depression.


    Was mir sehr aufgefallen ist: sie reflektiert immer nur über sich selbst, alle anderen sind nur Randfiguren, selbst Jacob, um den sich ja ihre Gedanken drehen.


    Und erstaunlicherweise spielt die Schweiz eine große Rolle. Wenn Coelho dort lebt, ist das als Schauplatz zwar durchaus plausibel, aber erstaunlich finde ich es dennoch, dass die Gepflogenheiten der Schweizer Bevölkerung in einer Geschichte über das Leben und die Gedanken einer Frau so viel Raum einnehmen?!


    Ach ja - der Bezug auf das "Weinprobier-Ritual" war auch wieder da, das fand ich gut gelungen von Coelho:
    "Das erste Glas Wein - das nicht erst sorgfältig probiert und analysiert werden muss, da wir seit zehn Jahren verheiratet sind - ist schnell ausgetrunken..."


    Interessant auch, wie wenig ihr Mann von ihr zu wissen scheint, wie man anhand dieses Satzes gemerkt hat:
    "Ist ihm denn nicht aufgefallen, dass die Bücher, die ich mir in letzter Zeit gekauft habe, sich mit spirituellen Themen beschäftigen?"


    Ich denke, Lindas Problem besteht hauptsächlich darin, dass sie überhaupt keinen Zugang zu ihrer Gefühlswelt hat. Das ist daran besonders gut zu erkennen:


    "Ich umarme sie. Ich bin verschwitzt, fühle, dass mein Körper und mein Geist schmutzig sind, dennoch drücke ich sie fest an mich. Trotz allem, was ich fühle. Beziehungsweise trotz allem, was ich nicht fühle."


    Interessant fand ich auch das hier:


    "Du suchst dir dein Leben nicht aus: Es sucht sich dich aus. Und ob es nun Freude oder Traurigkeit für dich bereithält, nimme es an und schreite voran. Wir wählen unser Leben nicht aus, aber wir entscheiden, was wir mit der Freude und der Traurigkeit, die es für uns bereithält, anfangen."


    So in der Art hab ich mich manchmal selbst auch schon gefühlt. :-]


    Irritierend und zugleich aber auch faszinierend fand ich diesen Gedanken:


    "Meine Liebe gehört mir, und ich bin frei, sie wem auch immer zu schenken, auch wenn sie nicht erwidert wird."


    Jeder normale Mensch vermeidet es ja eigentlich, seine Liebe an jemanden zu verschenken, der sie nicht erwidert. Aber Linda besteht quasi wie ein trotziges Kind darauf, dass ihr das schließlich zusteht. Als ob man ihr etwas verwehren würde, wenn man sie davon abhalten wollte!


    Sehr merkwürdige Einstellung :gruebel


    Und auch das hier finde ich sehr gelungen und treffend geschrieben:


    (Linda über Marianne):
    "Sie beweist einen ausgezeichnetetn Instinkt: Sie sieht mich nicht als eine Bedrohung, denn anders, als man annehmen könnte, stelle ich für niemanden eine Gefahr dar außer für mich selbst".


    Ich finde, daran merkt man, was Lindas eigentliches Problem ist - ihr Leben ist leer, sinnlos, langweilig, und sie will es durch eine Affaire wiederbeleben, interessant und aufregend machen. Aber nicht mal das gelingt, weil ihr Lover to be gar kein Interesse an ihr hat!!! Und warum? Weil seine Ehefrau die perfekte Frau ist - selbstbewusst, schön und und und,... diese Frau braucht ein Mann gar nicht zu betrügen. Also fühlt sich Linda neben ihr minderwertig. Und daher ihr Hass!!


    Im späteren Teil dieses Leseabschnitts konnte ich keine Post-its mehr an den interessanten STellen anbringen, weil ich es in der Badewanne gelesen hab :-]


    Erschreckend real fand ich auf S. 148 / 149 / 150 die Beschreibung, wie sich eine Beziehung zwischen einem Paar nach Eheschließung und Kindern entwickelt. Da kann ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber ich hab sowas hinter vorgehaltener Hand auch schon oft erzählt bekommen. Und es ist in unserer heutigen Gesellschaft ein richtiges Tabu-Thema!


    So, das sollte an Anmerkungen zu diesem Leseabschnitt mal genügen.


    Über die schräge Drogen-Aktion und den Hund wurde ja schon geschrieben ;-)


  • Ich bin fast in Ehrfurcht erstarrt ob deiner ausführlichen Gedanken, die du hier mitteilst :wow :anbet


    Deiner Meinung, dass Linda nicht an Depressionen leidet, kann ich mich nur bedingt anschließen. Ich denke schon, dass Linda an depressiven Verstimmungen erkrankt ist. Denn anders kann ich es mir fast gar nicht erklären, dass eine vorher (mehr oder weniger) zufriedene Frau plötzlich so anders ist, ihre Gedanken düsterer sind und sie sich auf einmal in spirituelle Gefielde begibt. :gruebel

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain


  • Ich denke,(falls Coelho das überhaupt so bewusst eingebaut hat) dass liegt an ihrem Beruf. Als Journalistin kriegst du da durch Recherchen ja einiges mehr mit.
    Dazu schreibt sie ja auch über Politik, bzw will sich auf Jakob einlassen.

  • Zitat

    Original von piper1981


    Ich denke,(falls Coelho das überhaupt so bewusst eingebaut hat) dass liegt an ihrem Beruf. Als Journalistin kriegst du da durch Recherchen ja einiges mehr mit.
    Dazu schreibt sie ja auch über Politik, bzw will sich auf Jakob einlassen.


    Es ist auch erklärbar, weil sich Brasilien und die Schweiz so sehr voneinander unterscheiden, dass Coelho dies im Roman zum Thema macht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von krokus
    Ich bin fast in Ehrfurcht erstarrt ob deiner ausführlichen Gedanken, die du hier mitteilst :wow :anbet


    Ui, was für eine Ehre - und das mir!! :wow
    Oft denke ich mir das bei anderen, wenn die so kluge feinsinnige Feststellungen oder Bemerkungen machen... ich denke immer, so viele Leute sind sooo viel klüger als ich ;-) Aber das denken wahrscheinlich viele über andere :grin


    Vor Ehrfurcht erstarren musst du wirklich nicht :-], aber ich freu mich, dass ich so nen guten Eindruck gemacht hab! :-) :-) :-)



    Eure Anmerkungen zur Schweiz und weil sie ja Journalistin ist... das leuchtet mir ein!

  • Euch scheint das Buch ja nicht so sehr zu gefallen. :lache
    Ich weiß auch gar nicht, was man euren Gedanken noch hinzufügen kann. :gruebel
    Auch die Königin ist schnell die Karriereleiter raufgefallen. Sie wird ja wohl kaum älter als Jacob sein und somit auch erst Anfang 30, aber schon Professorin der Philosophie. Und da sagt man immer, die Schweizer wären alle langsam. ;-)


    Naja. Irgendwie ein Stoff, aus dem der HR wieder einen Tatort mit Ulrich Tukur machen könne. Ebenso abgedreht und surreal sind die Geschehen. :rolleyes

  • Zitat

    Original von xexos
    Euch scheint das Buch ja nicht so sehr zu gefallen. :lache
    Ich weiß auch gar nicht, was man euren Gedanken noch hinzufügen kann. :gruebel
    ...


    Naja, deine Sicht der Dinge. :-)
    Das würde mich schon sehr interessieren. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin