'Im Schatten der Königin' - 1. Zwischenspiel - Kapitel 06

  • Damit wir uns im ersten Abschnitt nicht komplett festbeißen, mach ich mal hier weiter. ;-)


    Tom ist inzwischen im Haus von Amy angekommen und erfährt so nach und nach aus verschiedenen Perspektiven, was sich zugetragen hat. Zusätzlich horcht sich Frobisher noch im Ort um.


    Stehen die Aussagen jeweils für eine Gesellschaftsgruppe? Haben die höheren Damen tatsächlich im allgemeinen geglaubt, Robin habe den Tod seiner Frau gewünscht? Es liegt ja auf der Hand, weil er seiner Königin wohl nicht mehr von der Seite wich, aber er hatte ja auch einen Job bei Hof zu erledigen. Er war ja nicht nur Spielzeug. (also, hoffe ich mal nicht :lache)


    Agnes Cross bringt noch die Schmerzen in Amys Brust zur Sprache. Können die nicht vielleicht so stark gewesen sein, dass sie lieber einen Genickbruch herbeiführen wollte als sie weiter auszuhalten? Damals waren die Menschen ja auch so unaufgeklärt, dass sie sicher Angst hatte und den Sturz als Flucht nutzte? Damit es eben nicht so offensichtlicher Suizid war und damit sie in heiliger Erde beigesetzt werden konnte, hat sie sich vielleicht von der obersten Stufe gestürzt? :gruebel


    Hal Latimer wird erwähnt. Ich habe noch nicht intensiv gesucht, aber war der mit dem ersten Mann von Cathrine Parr verwandt?


    Und dann noch zum Zaunkönig: wurde der Deckname tatsächlich genommen oder ist das fiktiv. Ich finde ihn jedenfalls äußerst passend.

  • Büchersally, nicht nur die höheren Damen, sondern ein großer Teil des adligen Europa war fest davon überzeugt, daß Robin schuldig war. Die junge Maria Stuart faßte die allgemeine Meinung damals zusammen, als sie öffentlich erklärte: "Die Königin von England wird ihren Stallmeister heiraten, der seine Frau getötet hat, um Platz in seinem Bett für sie zu schaffen." (Die Ironie des Schicksals: ihr eigener zweiter Ehemann sollte später von Eheman Nr3 umgebracht werden...)


    Robin war tatsächlich nicht nur als Spielzeug bei Hof. Er war Master of the Horse, was normalerweise als "Oberstallmeister" übersetzt wird, aber de facto eher auf "Verkehrsminister" als modernes Äquivalent hinausläuft (d.h. er war für das Transportwesen verantwortlich). Außerdem war er Mitglied des Kronrats. Weil da Protokoll geführt wurde, weiß man heute, daß die einzigen beiden Kronratsmitglieder, die über die Jahrzehnte öfter als er zu Sitzungen aufkreuzten, William Cecil and Elizabeths Vetter Sir Francis Knollys waren. (D.h. es handelte sich nicht nur um ein nettes Ehrenamt ohne Arbeit, ganz im Gegenteil.)


    Die Schmerzen in Amys Brust haben später Historiker dazu veranlaßt, zu spekulieren, ob sie Brustkrebs hatte. Wir werden es natürlich nie wissen.

  • Im ersten Zwischenspiel kommt man der Königin nun ein wenig näher. Und ich mag sie, so wie sie dargestellt wird. Sie scheint wirklich sehr aufgeweckt und intelligent gewesen zu sein. Gab es diese Gouvernante, aus deren Perspektive hier erzählt wird wirklich oder ist sie fiktiv? Und dann wird ein paarmal auf einen furchtbaren Fehler hingewiesen, der in der Vergangenheit geschehen ist. Ich weiß leider nicht, auf was da angespielt wird. Ich denke aber, das wird wahrscheinlich noch im weiteren Verlauf des Buches geklärt werden.


    Tom beginnt nun mit seinen Untersuchungen. Ich habe das Gefühl, dass die ganzen Angestellten eigentlich mehr wissen, als sie bis jetzt sagen. Ich glaube aber selber nicht an einen Selbstmord von Amy. So wie sie beschrieben wird, würde das nicht zu ihr passen. Von den Andeutungen her nehme ich mal an, dass Tom auch ein Verhältnis zu ihr hatte. Obwohl er auch seine eigene Frau zu lieben scheint. Aber er hat ein ganz schönes schlechtes Gewissen ihr gegenüber.


    Seltsam ist ja schon, warum Amy alle Leute in dem Haus zu dem Jahrmarkt geschickt hat. Warum wollte sie unbedingt alleine bleiben? Wahrscheinlich wollte sie sich heimlich mit jemandem treffen??


    Ich bin jetzt richtig gut in dem Buch und in der Geschichte drinnen. Es gefällt mir sehr! :-]

  • Rouge, ja, Kat Ashley gab es wirklich. Sie wurde zu Elizabeths Gouvernante ernannt, als diese etwa drei Jahre alt war, und blieb bis zum Ende ihres Lebens bei ihr. Von dem furchtbaren Fehler, auf den sie anspielt, wirst du noch im Laufe des Buches erfahren. Elizabeth hat sie sehr geliebt; sie sage einmal über Kat: “We are more bound to them that bringeth us up well than to our parents.” (Was bei einer toten Mutter und Heinrich VIII. als Vater kein Wunder ist...)


    Daß Amy darauf bestanden hat, jeder solle zum Jahrmarkt gehen, hat mir die entscheidende Idee zu diesem Roman gegeben, aber da er ja ein Krimi sein soll, kann ich nicht verraten, welche. :)


  • gerade weil die Menschen so (aber)gläubig waren, kommt für mich Selbstmord nicht in Frage, die Sünde und damit die Verdammnis bleibt ja, ob man jetzt in geweihter Erde bestattet wird oder nicht.


    Zitat

    Stehen die Aussagen jeweils für eine Gesellschaftsgruppe? Haben die höheren Damen tatsächlich im allgemeinen geglaubt, Robin habe den Tod seiner Frau gewünscht? Es liegt ja auf der Hand, weil er seiner Königin wohl nicht mehr von der Seite wich, aber er hatte ja auch einen Job bei Hof zu erledigen. Er war ja nicht nur Spielzeug.


    irgendwo liegt der Gedanke ja auch nahe, dass seine Frau Robin nur noch im Weg war, wobei man, wenn man näher drüber nachdenkt, (was Klatschmäuler aber ja eher selten tun :lache) ein so rätselhafter Tod Robin mehr schadet als nutzt, war ja auch so.

  • Zitat

    Original von Tanja Kinkel
    Die Schmerzen in Amys Brust haben später Historiker dazu veranlaßt, zu spekulieren, ob sie Brustkrebs hatte. Wir werden es natürlich nie wissen.


    Bis jetzt habe ich eher den Eindruck gewonnen, die Schmerzen könnten psychosomatischer Natur sein ;-). Sie treten immer dann vermehrt auf, wenn Amy etwas erreichen oder vermeiden will.


    Zitat

    Original von Rouge
    Ich habe das Gefühl, dass die ganzen Angestellten eigentlich mehr wissen, als sie bis jetzt sagen.


    Ja, das habe ich auch. Hier werden Blount und Frobisher sicher noch einiges an Mühe investieren müssen.


    Zitat

    Original von Zwergin
    gerade weil die Menschen so (aber)gläubig waren, kommt für mich Selbstmord nicht in Frage, die Sünde und damit die Verdammnis bleibt ja, ob man jetzt in geweihter Erde bestattet wird oder nicht.


    Das stimmt so ganz sicher. Aber ein bisschen kommt es auch auf den Druck an, der auf der Person lastet.
    Ich glaube ebenfalls nicht so richtig an Selbstmord, aber ausschließen mag ich ihn nicht. Rache zu nehmen und sich für erlittene Verletzungen zu revanchieren ist auch ein starkes Motiv. Und mit einem Selbstmord, so gestaltet, dass der Verdacht auf die verhasste Person fällt und diese zu Fall bringt, hätte sich Amy für ihr Unglück ausgesprochen wirksam rächen können.
    Ich meine ein paar Andeutungen gelesen zu haben, die sich dahingehend interpretieren lassen könnten. Weiß nur nicht mehr genau wo :gruebel.


    Zitat

    Original von Rouge
    Und dann wird ein paarmal auf einen furchtbaren Fehler hingewiesen, der in der Vergangenheit geschehen ist.


    Ich meine, Tom deutet immer wieder an, dass er mit Amy so etwas wie ein Verhältnis hatte. Frühjahrswahnsinn nennt er es auf S. 120.


    Der Sprachstil ist ein bisschen umständlich und verlangt Konzentration, aber ich genieße ihn. Solche kleinen Dialoge wie auf S. 121 am Ende des Absatzes (ein einfaches Ja hätte genügt...) amüsieren mich.

  • Re: Sprachstil, der Roman war mein erstes (langfristiges, Kurzgeschichten hatte ich schon in der ersten Person geschrieben) Experiment mit einem Ich-Erzähler. Hauptsächlich deswegen, weil es ein Krimi ist, aber auch, weil ich herausfinden wollte, ob ich es kann. (Meine anderen Romane sind alle in der dritten Person geschrieben und daher natürlich nicht nur an eine, oder in diesem Fall zwei, Personen gebunden.) Die größte Herausforderung war dabei, Tom über seine Erzählart und Sprache zu charakterisieren, da ihn ja sonst niemand in einem Perspektiv-Wechsel beschreiben wird.

  • Elizabeth will Amy partout nicht bei ihrer Geburtstagsfeier dabei haben, aber das erledigt sich ja dann von selbst. Und Amy war immer so eifersüchtig auf die Königin. Verständlich, wenn der Mann mehr Zeit mit ihr verbringt, statt mit der eigenen Frau und noch dazu so entfernt von der Frau lebt.


    Kann mir noch mal helfen, wer Anthony Forster war? Auch in diesem Absatz wimmelt es nur so von verschiedenen Personen, da ist es gar nicht leicht den Überblick zu behalten.


    Ich bin mir sicher Pirto weiß mehr als sie verrät. Hat Thomas eine Chance, herauszufinden, ob es ein Unfall war oder Mord? Wenn Mord, wer war der Mörder?


    Mich interessiert noch, warum gibt es ein Zwischenspiel? Wurden da im Nachhinein noch Informationen dazwischen geschoben? Und warum spielen Kapitel 5 und 6 am gleichen Tag? Warum gibt es dann 2 Kapitel?


    Thomas hatte was mit Amy? Eine Affäre? :gruebel war sie in ihn verliebt? Da bin ich gespannt, was noch ans Licht kommt.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    gerade weil die Menschen so (aber)gläubig waren, kommt für mich Selbstmord nicht in Frage, die Sünde und damit die Verdammnis bleibt ja, ob man jetzt in geweihter Erde bestattet wird oder nicht. ...


    Das ist ja gerade meine Überlegung, ob sich Amy einfach aus den Schmerzen flüchten wollte, ohne als Selbstmörderin entlarvt zu werden. Wenn niemand im Haus ist, kann ein Treppensturz hinterher auch ein Unfall gewesen sein.


    In der damaligen Zeit schliefen die Damen ja nichtmal ohne Zofe in einem Zimmer. Wieso sollte sie dann darauf bestehen, dass alle zum Jahrmarkt gehen und sie innerhalb der Mauern ganz allein sei? Sie hatte bestimmt irgendwas vor, das wirklich niemand mitbekommen sollte. Bei einer weiteren involvierten Person hätte es bestimmt vorher Schriftwechsel gegeben, den die Historiker inzwischen gedeutet hätten.


  • Ich dachte der furchtbare Fehler hätte irgendwas mit Thomas Seymor zu tun, zumindest sagt Kat doch was, dass er nach dem tode seiner Frau um Elizabeths Hand angehalten hat.
    Was das Ergebnis war weiß ich jetzt nicht aber anscheinend hat sie abgelehnt und musst womöglich dafür büßen, womit auch immer. Hat er sie verraten oder sowas??


    Toms Nachforschungen sind bis jetzt ja nicht sehr erfolgreich und werden von den Dienstboten und den Bewohnern des Hauses eher unterlaufen als unterstützt.


    Die Szene als er den Nachttopf übergeleert bekommt :grin, man stellt sich ja auch nicht unters Fenster, das war doch wohl üblich zu der Zeit.

  • Offenbar hatte Tom mal irgendwas Unschickliches mit Amy. Bisher wurde aber nur von einem Kuss gesprochen, der aber wohl zur damaligen Zeit mit Ehebruch gleichzusetzen ist.


    Tom Seymour war ein schlimmer Finger. Ich glaube, Elizabeth war noch ziemlich jung und Cathrine hätte ihm wirklich auf die Finger hauen sollen.

  • Zitat

    Original von Findus
    Ich komme sehr langsam voran einfach weil mich das Buch nicht wirklich zu begeistern vermag, gibts ja selten. :-(


    geht mir ähnlich...ich hänge fest und hab nicht das Gefühl ich müsste so unbedingt weiter lesen...