'Mädchenware' - Seiten 178 - 260

  • Dass wir hier so ein Lesetempor vorlegen, kann doch auch nur dem Autor zugeschrieben werden, der es spannend genug macht, dass man das Buch nicht so leicht aus der Hand legen kann :grin


    Und ja, auch ich mag den Schreibstil immer lieber. Nicht "literarisch" aber eben sehr menschlich.


    Dazu passt es, dass vieles eben nicht gross ausgebreitet wird sondern fast versteckt in kleineren Nebensätzen erwähnt wird. Man lernt die Menschen so langsam kennen, wie auch im Leben. Mir gefiel z.B. wie Steiger nebenbei den Sportticker verfolgt. Ein Schalke Fan in Dortmund :lache

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Richie



    Für einen Krimi finde ich das Buch auch überaus sensibel, der Krimiteil ist nicht im Fokus. Auch mich haben die osteuropäischen Namen teilweise ganz schön verwirrt ?(


    Schlimmer als finnisch oder isländisch ist es aber nicht. Und wer tagtäglich mit den Leuten umgeht, also beruflich, findet da auch nichts mehr dabei.

  • Bevor ich mich auf den Schlussteil stürze, muss ich noch ein paar wenige Sätze zu diesem Abschnitt hier loswerden. Eigentlich will man den Lesefluss gar nicht unterbrechen, so geht es mir jedenfalls.


    Die Zusammenhänge sind für mich immer noch nicht so ganz klar. Es scheint sich jedenfalls um eine Territorialangelegenheit zwischen osteuropäischen Gruppierungen zu handeln. Aber nicht nur, denn wie passen Eva und Volker Schwarz (der mir zwischenzeitlich komplett wieder entfallen war), da überhaupt rein? Die Geschichte um Volker Schwarz als Nebenschauplatz, daran glaub ich eigentlicht nicht. Irgendein konkreter Zusammenhang muss da bestehen.


    Nadeschda macht sich nun auf die Suche nach Anastasia. Hoffentlich kommt sie heil aus ihrer Mission raus. Mit Anastasias "Gefährten" ist sicherlich nicht zu spaßen, die haben ja schon bewiesen, dass sie gerne kurzen Prozess machen. Und ob Steiger und Jana nochmal an Nadeschda herankommen werden? Nadeschdas Ängste der Polizei gegenüber sind nachvollziehbar. Schrecklich, ständig auf sich allein gestellt zu sein, weil man keine neutrale polizeiliche Hilfe erwarten kann. Vielleicht ist Jana hier eine Schlüsselperson.


    Steiger kümmert sich rührend um Eva. Ich finde, das hat ein Happy End verdient.


    Wer mir ein wenig fehlt, ist Batto. Der war nach meinem Empfinden im ersten Band präsenter.

  • Zitat

    Original von LeseBär
    Wer mir ein wenig fehlt, ist Batto. Der war nach meinem Empfinden im ersten Band präsenter.


    hmmm, du machst mich neugierig. Vielleicht muss ich ja tatsächlich noch den ersten Band lesen

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Findus
    Bin mit dem Abschnitt noch nicht ganz durch, aber was mir auffällt ist die Wärme, mit der diese ganzen zwischenmenschlichen Beziehungen geschildert werden, das spürt man ganz deutlich. Ob das nun die drei Freundinnen sind oder Jana und Steiger oder er mit Jenny, ja gut etwas unbeholfen, ich gebs zu, aber auch mit Eva als er sie auf Intensiv besucht.
    .


    Natürlich gehen nicht alle gut miteinander um, aber dass so vielen von euch der warme Umgang einiger meiner Figuren miteinander eine besondere positive Erwähnung wert ist, zeigt mir, dass es funktioniert hat, und das macht mich froh. Völlig egal, ob dieser Umgang miteinander unbeholfen, spröde, wortlos oder kindlich (alles natürlich beabsichtigt) ist.

  • Zitat

    Original von Norbert Horst
    Natürlich gehen nicht alle gut miteinander um, aber dass so vielen von euch der warme Umgang einiger meiner Figuren miteinander eine besondere positive Erwähnung wert ist, zeigt mir, dass es funktioniert hat, und das macht mich froh. Völlig egal, ob dieser Umgang miteinander unbeholfen, spröde, wortlos oder kindlich (alles natürlich beabsichtigt) ist.


    Gerade die Ausgestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen ist für mich ein wichtiges Kriterium, ob ich einen Krimi wirklich gerne lese, oder ob es sich nur um durchschnittliches Krimifutter handelt.
    Wenn das gut gemacht ist und nicht nur gängige Klischees bedient, hebt es den Krimi aus der Masse heraus :-).


    Das ist bei Mädchenware so und auch bei den Thrillern von Andreas Gruber (off topic, ich weiß, passt aber grad ;-)).

  • Zitat

    Die Szene mit Jana und Sven im Krankenhaus ist großartig. So wenige Worte und so sehr berührend :anbet. Auch mir ist eine kleine Träne der Rührung und Erleichterung die Wange heruntergelaufen.


    S. 232 - "Einige von ihnen waren wie all jene, die ihr Obdach bei sich trugen, zu dick angezogen für das Wetter". :wow :anbet
    Und das ist nur einer von vielen Sätzen, die mich besonders beeindruckt haben.
    Sprachlich ist das Buch große Klasse.
    Ganz besonders in der Sensibilität, mit der die zwischenmenschlichen Beziehungen geschildert werden, aber das habt ihr ja eigentlich schon alle erwähnt. :-)


    Ja, einige von euch hatten es schon erwähnt, dennoch macht mich deine Rückmeldung wirklich besonders glücklich, liebe Lumos. Denn die Sprache ist etwas, auf das ich vielmehr Sorgfalt verwende, als es in manchen Rezensionen und Rückmeldungen erkannt wird und als man es vielleicht auch einem Polizisten, der ja im Beamtendeutsch zu Hause ist, zutraut. Nicht falsch verstehen: Das soll keine Kritik an Lesern sein oder Kritikern sein. Zehn verschiedene Leute haben sicherlich zehn verschiedene Verständnisse von dem, was sie für literarische Sprache ist. Und man kann da auch sehr schnell über das Ziel hinausschießen als Autor, denn - das mag jetzt für jemanden, der nicht schreibt, eigenartig anhören - in der sehr intensiven Schreibphase verliere zumindest ich oft jene Distanz zum Text, die absolut nötig ist, um ihn selbst wirklich beurteilen zu können. Die kommt erst nach längerer Zeit wieder, was bedeutet, dass man einfach vertrauen muss, weil es ja sonst auch gut gegangen ist, und dass man Erst- und Zweitleser braucht, die es verstehen, wie es gemeint ist.
    Denn im Bemühen um eine literarische Sprache kann man - gerade auch bei der Beschreibung von Beziehungen - sehr schnell zu dick werden und übers Ziel hinausschießen. Dabei ist Üppigkeit in der Sprache nicht grudsätzlich fragwürdig, es gibt Kolleginnen und Kollegen, die das hervorragend können. Dennoch hat mich die Reduktion in der Sprache, die Fähigkeit, auch ungewöhnliche Gedanken und Situationen vorgründig alltäglich, aber in Wahrheit mit größtmöglicher Präzision und Tiefe zu beschreiben, immer tiefer beeindruckt, dass Können, eine Poesie zu erschaffen, die nicht nur am (poetischen) Wort hängt, sondern einen Text zu kreieren, bei dem sie aus dem Gelesenen und dem Empfundenen entsteht.
    Das schafft man natürlich nicht immer und nicht bei jedem. Aber eine solche Rückmeldung wie deine zeigt mir, dass es manchmal doch gelungen ist, dass es Menschen gibt, die es empfinden und dadurch erkennen, wie es gemeint ist. Und das ist wunderbar.