'Runa' - Seiten 082 - 146

  • Zitat

    Original von Blackie


    Zu Runa selbst kann ich noch nichts sagen, ihr erster Auftritt ist ja recht kurz und unklar. Ein paar Fakten kennen wir, aber mehr noch nicht. Widerlich an sich ist wieder der Tonfall, in dem über das Mädchen berichtet wird - sie wagt es, sich so aufzuspielen, sich dem großen Charcot zu widersetzen usw. Furchtbar.


    Stimmt, der Tonfall in dem von den Patientinnen erzählt wird bzw. die Doktoren teilweise darüber reden ist einfach widerlich und abwertend. Ich habe leider das Gefühl, es ist zu gleichen Teilen weil sie "verrückt" sind und weil sie Frauen sind. :-(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Tja, eine Zeitlang hat man tatsächlich daran geglaubt, dass man Verbrecher an ihren Körpermerkmalen erkennt.
    Wie vieles, was uns in diesem Buch berichtet wird, kaum zu glauben.


    Ich erinnere mich in meiner Jugend an eine Studie über Ohren und ob man daraus den Charakter eines Menschen erkennen kann und seine Intelligenz. :wow


    Das interessanteste für mich ist an diesem Buch tatsächlich, dass es die Geschicthe des damaligen Wissenstandes der Wissenschaft erzählt und mit all den kaum zu glaubenden Deails glänzt, die den Unwissenden so schockieren/faszinieren.
    Jori bleibt mir weiterhin unsympathisch, blass, langweilig und seine Liebe zu Pauline ist seltsam. Überhaupt kann ich immer noch für niemanden Empathien empfinden. Ich hoffe ja noch, dass Runa mehr Raum bekommt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Zitat

    Original von Booklooker


    Ich glaube allerdings, dass Jori einfach nur hilflos ist. Er weiß nicht, was er tun soll und sucht noch nach der richtigen Lösung. Und die findet er jetzt mit Runa. Ich bin sehr gespannt, wie es hier weiter geht.


    Dass mit der Operation verstehe ich nicht ganz. Was will er denn Wegschneiden? Irgendwas? So richtig hat sich mir nicht erschlossen, wie er darauf kommt, dass er das überhaupt kann. Hilflos kommt er mir auch vor. Aber wie kann er dann so größenwahnsinnig sein und glauben, er könnte ein Gehirn heilen, in dem er irgendwo irgendetwas wegschneidet. :pille

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

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  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Mir fällt es richtig schwer zu beschreiben, was für mich an dem Buch so schwierig ist. Ich glaube, es kommt vor allem daher, dass wir heute gar nicht anders können, als die Handlung nach den Erfahrungen zu beurteilen, die wir heute machen. Nach den Kenntnissen, die wir haben. Dadurch kommt ein ganz falscher Blick auf den damaligen "Medizinbetrieb" (den es ja so noch gar nicht gab) heraus.
    Denn wie war denn die Realität derjenigen, die als verrückt oder nicht normal galten (völlig wurscht ob Männlein oder Weiblein): sie wurden weggesperrt. In irgendwelchen Ställen. Oder als Kinder gleich ausgesetzt, vernachlässigt oder gar umgebracht.
    Dagegen ist eine Anstalt wie die Salpetrière, bei allen Missständen und Grausamkeiten ein Fortschritt gewesen.


    Sicherlich ein guter Einwand. Für mich ist allerdings die große Erkenntnis bis jetzt, dass es erstens noch nicht so lange und so weit her ist mit dieser Zeit und dass die "Opfer" allesamt Frauen waren. Also die Hysterie vor allem weiblich war und man die ganzen Versuche an Frauen gemacht hat. Ich frage mich, ob Männer wirklich auch so abfällig behandelt wurden? Die hatten doch auch Geisteskrankheiten. Ich glaube schon, dass da damals ein Unterschied gemacht wurde und das ist auch das was mich am meisten stört - das Gefühl, dass die Ärzte alle Chauvinisten sind.


    Ich glaube aber, dass auch heutzutage Ärzte gegen das Leid ihrer Patienten im Laufe ihres Lebens auf eine gewisse Weise abstumpfen und dies auch müssen, um gute Ärzte zu sein. Würden sie mit jedem einzelnen Patienten so mitleiden wie der "Normalbürger" dann könnten sie wahrscheinlich keine guten Ärzte mehr sein und würden an ihrem Beruf "verzweifeln".

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Blackie


    Das ist richtig, das ist mir auch gleich aufgefallen.
    Nach Charcot habe ich dann auch mal geschaut und der Gute hat ja auch nicht wirklich wenig entdeckt und auf seine Fahnen geschrieben, aber durch die Beschreibung im Buch ist er mir sowas von unsympathisch!! :rolleyes


    Es kommen jede Menge "Prominente" vor. Das werden noch mehr. :-)

    Hollundergrüße :wave



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    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich komme zur Zeit nur in den Kaffeepausen im Büro zum Lesen, und da ist es meistens im hintergrund recht laut, wegen Telefonaten von Kollegen usw., dass ich mich nicht richtig auf das Buch konzentrieren kann :-(

  • Ja eben! Also manchmal gelingt es mir sehr gut, in den Viertelstündchen so richtig abzutauchen in ein Buch - aber bei Runa ist das nicht so einfach und ich möchte mir das Buch nicht verderben, nur weil die Umgebung nicht passt.


    Im Moment hab ich eh soviel Urlaubspläne im Kopf...


    Und dann les ich noch ein zweites Buch parallel, was ich eigentlich gar nicht mag :-(
    (edit: das Parallellesen meine ich)


    Ich glaub, ich lese das jetzt mal zu Ende und konzentrier mich dann auf Runa!

  • Soooo... Abschnitt 2 geschafft!
    Was für ein fesselndes Buch, öff... In diesem Abschnitt taucht also Runa zum ersten mal auf - weit weniger spektakulär als es sich Charcot gewünscht hat und begibt sich dadurch (wenn auch weder freiwillig noch unfreiwillig) in die Hände von Jori :wow


    Hm, der Gute ist ja ein wenig weit vorgeprescht dort in der Vorlesung (ääh- Vorführung wohl eher...), hatte aber ja auch irgendwie vor der Veranstaltung schon so komische Anwandlungen, von wegen:

    Zitat

    ...setzte sich dann aus lauter Trotz mittig in die vorderste Reihe. Zumindest hier wollte er der Erste sein, schon bereit, wenn die Türen sich öffneten und die anderen hereinströmten. Jori zählte die Stühle links von sich und rechts, rutschte dann noch einen Platz weiter in Richtung Fenster. Er wollte keine weiteren drei Jahre damit verbringen, übersehen zu werden. Mit seiner Präsenz würde er sich Charcot ins Gedächtnis rufen. Fünfzehn Stühle links von ihm und vierzehn rechts, mittiger konnte man nicht sitzen.


    Tja, und dann ist's wohl mit ihm durchgegangen.
    Ich bin sehr gespannt, wie es hier weitergehen wird :rolleyes


    Ich fand übrigens das Gespräch in Charcot's Büro sehr.... beklemmend.... Aber das kann durchaus auch nur wieder "meins, meine Geister" sein.
    Diese Situation mit dem Äffchen, das er sich das so -hm- dressiert, konditioniert(?) hat, dass es immer wieder auf seinen Arm klettert, obwohl es doch ahnen kann, dass ihm später wieder Schmerz zugefügt wird - furchtbar! Ja, da rutsche ich wohl ab... :-( wobei es sicher nicht gaaaanz an eben diesem vorbei ist. Dem Konditionieren von Menschen, Kindern zur Erfüllung eines bestimmten Zwecks.... Puh. Aber letzten Endes geht es ja auch in seinen Vorführungen, seinen Hypnosen um nichts anderes, das sagt er ja selbst... Also zumindest darum, dass die hypnotisierten ihm "aus der Hand fressen"...
    Auch diese ständig wechselnde Stimmung bzw. Persönlichkeitsstuktur von Charcot - einmal ganz Grossväterlich jovial, dann wieder -Moment---- ah, da! - dann wieder hart und beißend. Und sprunghaft in den Gedanken... Ist er einfach nur so "genial", dass er den Kopf soooo voll hat, oder auch schon selbst ein wenig wahnsinnig?? :pille


    Oh, und um noch etwas zu Joris Antrieb zu sagen... Pauline - ich hab bei mir Vermerkt: 'möglicherweise bipolar?' ?( Weil Sie ja teilweise von einer furchtbaren Traurigkeit befallen ist, aber ich erinnere da diese Szene unter den Bahnschienen, wo sie lauthals gelacht hat...?
    Nur so ein Gedanke. Ja, sonst würde ich auch auf Depressionen tippen...


    Okay, das dazu, das war mir hier das wichtigste. Zwei / drei Dinge noch, dann weiter.


    Da wäre noch unser Lecoq.. Ich denke, er wird da auf eigene Faust ermitteln.
    Und ich bin sehr gespannt darauf, wie und wann (und ob überhaupt!!) diese Handlungsstränge zusammenkommen - der Gedanke, dass die vermisste Frau, aus welchen Gründen auch immer, in der Salpetrière gelandet sein könnte, klingt nicht schlecht :gruebel Warten wir es ab...


    Und 2 weitere Personen tauchen auf: Isabelle und Frédéric. Püh... bin gespannt, ob wir den beiden noch weiter begegnen, oder ob sie nur "Füllfiguren" waren ;-) Waren jedenfalls spannende kleine Abschnitte und ich hab ehrlich gedacht die 2 (bzw. drei, mit dem Baby..) werden getrennt, und Isabelle und / oder das Baby verschwinden....


    So, nu erstmal gut!!!
    Tolles Buch, soviel realer Hintergrund - DAS mag ich tooootaaaal!
    :grin :grin :grin

    "I have lived a thousand lives and I've loved a thousand loves. I've walked on distant worlds and seen the end of time."


    image.gif

  • Ich finde das Buch weiterhin gut, bin aber trotzdem nicht sehr glücklich damit. Die beklemmende Vorstellung, was die Kranken damals alles erleiden mussten, geht mir ziemlich nahe.
    Ja, die Szene im Büro war eine Schlüsselszene, die Tiere deutliche Symbole. Allerdings ist mir die "Bedingung" des Professors nicht ganz klar. Winkt er mit einer Belohnung oder will ER die eventuellen Lorbeeren einheimsen?

    Die Szene mit den beiden Geschwistern kann ich noch nicht so recht einordnen. Langsam werden es wirklich sehr viele Personen. Mal sehen, ob ich bald das Fehlen eines Personenverzeichnisses beklagen werde. Geht mir in historischen Romanen ja oft so.
    Dass mit dem Jungen plötzlich ein neuer Ich-Erzähler auftrat, verwirrte mich zunächst ein wenig. Ich bin gespannt, ob es ihm gelingen wird, die im Gesangbuch versteckten Schriftzeichen alle richtig zu deuten.
    :wave


    EDIT hat nachträglich einen Spoiler eingesetzt, da der dort geschriebene Satz, wie ich eben beim Weiterlesen leider bemerken musste, bereits in den nächsten Abschnitt gehört. Direkt etwas verraten tut er allerdings nicht. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • In den letzten Tagen war ich viel und vor allem jeweils lange Strecken mit dem Zug unterwegs, so dass ich ganz viel Lesezeit geniessen konnte. :-] Dadurch hatte ich auch die Gelegenheit so richtig in das Buch, sprich in die Geschichte einzutauchen.


    Da ich schon über mehrere Abschnitte drüber hinaus gelesen habe, halte ich meine Anmerkungen und Gedanken lieber allgemein, um nicht zu spoilern.


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Genau das macht für mich auch eine ganze starke Seite des Buches aus, einerseits ist man abgestoßen von vielen Dingen die mit den kranken Frauen getan werden, andererseits sind ja wir heutzutage die "Nutznießer" dieser frühen Forschungstage auf dem Gebiet und verdanken diesen Leuten auch einiges. Hmmm... ganz schwierig. Herausfordernd, auf jeden Fall!


    Genau das war auch mein Gedanke - so schlimm und monströs die damaligen Methoden waren, haben diese doch auch die heutige Medizin dahin gebracht, wo sie heute ist. Wäre die Medizin heute auch so weit, wenn die Menschen damals behutsamer vorgegangen wären? :gruebel Ich denke schon, dass einige Grausamkeiten unnötig waren und auch viele aus Schaulust und Freude am Quälen geschehen sind und das entsetzt mich sehr. :-( Gleichzeitig vermag ich allerdings nicht, die entsprechende Grenze zu ziehen.


    Die düster-melancholische Stimmung dieses Buches hält mich irgendwie gefangen. Auch in diesem Abschnitt gab es wieder Momente, die für mich als Leser schier unerträglich waren und mir das eine oder andere Mal auch Tränen in die Augen steigen liess - Tränen aus Entsetzen darüber, was Menschen anderen Menschen antun können. Und trotzdem lässt die Hoffnung, dass Jori doch noch einen Weg findet, Pauline und somit vielen anderen Patienten zu helfen.


    Einige Szenen konnte ich in diesem Stadium des Buches noch nicht so richtig zuordnen und trotzdem fesselte mich jede einzelne von ihnen und ich gehe davon aus, dass die Fäden noch alle zueinander finden. :fingerhoch

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich finde das Buch weiterhin gut, bin aber trotzdem nicht sehr glücklich damit. Die beklemmende Vorstellung, was die Kranken damals alles erleiden mussten, geht mir ziemlich nahe.


    Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob ich mit einem Buch glücklich sein, in dem von Krankheit geplagte Menschen noch zusätzlich so gequält werden. :gruebel Ich denke schon, dass ich das kann - es sind ja nicht die beschriebenen Grausamkeiten, die mich glücklich machen, sondern die Tatsache, dass ich ein Buch in Händen halten darf, dass mich so fesselt, dass ich es immer nur ungern beiseite lege. Ein Buch, das in mir Entsetzen und Traurigkeit auslöst, ist nunmal ein gutes Buch... Ach, ich hoffe einfach, ihr versteht, was ich sagen willl... ;-)

  • Ich denke, dass es sogar wichtig ist, dass man sich ab und an bewusst macht, welche "Irrwege" die Medizin schon gegangen ist. Einerseits schätzt man dann unsere heutige Zeit, trotz all ihren Defiziten, wieder mehr, andererseits sensibilisiert es auch. Da hat dieses Buch ganze Arbeit geleistet.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Blackie



    Bei Isabelle und Frédéric hatte ich wirklich Angst, dass sich jemand das Mädchen geschnappt hat! Ich war so erleichtert, als sie doch wieder aufgetaucht ist!
    Diese merkwürdige und unheimliche Kutsche hängt für mich mit der Salpêtrière zusammen, auf jeden Fall. Ist´s vielleicht auch die, in der Runa transportiert wurde? Die Zeichen innen scheinen ja in Zusammenhang mit denen aus dem Epilog und dem Plakat zu stehen, das Jori gesehen hat. Und wenn man dem Klappentext glaubt, hängen sie ja auch mit Runa zusammen...


    :write :write Ähnliche Gedanken hatte ich auch beim Lesen.


    Die Zurschaustellung von Runa fand ich ja mal wieder sehr grausam.
    Mal schauen, was Jori so erreichen wird...........

  • Diesen Abschnitt habe ich gestern noch beendet.


    Mir gefällt das Buch ausnehmend gut, die düstere Grundstimmung, die Erzählweise.


    Für mich ist Pauline eindeutig depressiv, eventuell bipolar, aber bisher seh ich da nichts von Schizophrenie.


    Spannend, wie es weitergeht, ich geh mal weiter lesen!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein