'Der geteilte Himmel' - Kapitel 18 - 23

  • Ein schwieriges Buch.
    Christa Wolf prangert an, wie der Enthusiasmus und der Idealismus verloren gehen. Sie tut das unter anderem mit der Weihnachtsfeier beim Professor, mit den Erzählungen Wendlands. Das war mir stellenweise zu viel.


    Rita kommt wieder auf die Beine. Spannend fand ich, wie sie die Veränderung beschreibt, die sie eines Morgens erlebt, dieses Erwachen, als wäre das Schlimme endlich vorbei, wie sie die Farben plötzlich anders sieht, Grau- und Brauntöne und keine Kinderfarben mehr.


    Dass Manfred im Westen ist, war ja schon länger klar. Jetzt ist auch deutlich warum. Manfred ist gegen die Mauer der Planwirtschaft gerannt und hat sich verrannt. Seine Maschine, sein "Kind" und Forschungsobjekt, wird nicht gebraucht, gewollt. Und er geht. Passt auch zu ihm, wie ich ihn bisher gelesen habe. Er geht nicht aus ideologischen Gründen oder weil er es nicht mehr aushält oder weil er verfolgt wird oder weil er sich nicht entfalten kann. Für mich hat sein Weggang ein klein wenig etwas trotziges :gruebel


    Wendland würde gut zu Rita passen, auch zu der Entwicklung, die sie noch nehmen kann oder wird.

  • In diesem Abschnitt bin ich noch nicht weit.
    Mit Martin Jung wird eine positive Figur, insbesondere für Manfred, eingeführt. Ein Vertrauter und Freund für ihn.
    So wird jedenfalls behauptet. Ich würde mir wünschen, dass das erzählerisch noch ein wenig ausgestaltet wird.

  • Von der Entwicklung der Nebenfiguren halte ich nicht so viel. Kaum einer geht über das offensichtliche hinaus. Solche mit Potenzial wie Marion oder Martin bleiben in Ansätzen stecken. Manche der weniger wichtigen stelle ich mir beim Lesen sogar wie Karikaturen vor.
    Dazu tragen solche Sätze bei:
    Seine Frau, die kleine Spitzmaus, …” (S.136)
    oder
    “Rudi war feuerrot geworden.” (S.145)

  • Zitat

    Original von Clare
    Dass Manfred im Westen ist, war ja schon länger klar. Jetzt ist auch deutlich warum. Manfred ist gegen die Mauer der Planwirtschaft gerannt und hat sich verrannt. Seine Maschine, sein "Kind" und Forschungsobjekt, wird nicht gebraucht, gewollt. Und er geht. Passt auch zu ihm, wie ich ihn bisher gelesen habe. Er geht nicht aus ideologischen Gründen oder weil er es nicht mehr aushält oder weil er verfolgt wird oder weil er sich nicht entfalten kann. Für mich hat sein Weggang ein klein wenig etwas trotz


    Mir ist erst in diesem Abschnitt klar geworden, dass er in den Westen gegangen ist. Bis dahin hätte ich auch noch andere Möglichkeiten in Betracht gezogen, z. B. einen Selbstmord.


    Kapitel 18 beginnt wieder mit intensiven, wortgewaltigen Sätzen, die mir aber leider so gar nichts sagen :-(.


    Zitat

    Sie tut das unter anderem mit der Weihnachtsfeier beim Professor, mit den Erzählungen Wendlands. Das war mir stellenweise zu viel.


    Das fand ich dermaßen langatmig und langweilig, dass ich quergelesen haben.
    An manchen Stellen ging es plötzlich so ins Detail, ohne dass ich einen Hintergrund dazu hatte - irgendwann hab ich aufgegeben.


    Zitat

    Rita kommt wieder auf die Beine. Spannend fand ich, wie sie die Veränderung beschreibt, die sie eines Morgens erlebt, dieses Erwachen, als wäre das Schlimme endlich vorbei, wie sie die Farben plötzlich anders sieht, Grau- und Brauntöne und keine Kinderfarben mehr.


    Das war schon interessant, aber ich fand es auch hier schwierig ihren zerfließenden, unstrukturierten Gedanken und Erinnerungen zu folgen. Sicher ist das ihrem Gemütszustand und dem Sanatoriumsaufenthalt geschuldet und von daher irgendwie stimmig, nichtsdestotrotz für mich aber schwierig zu lesen. So was ist nicht meine Welt.


    Dazu kommt erschwerend, dass ich die meisten Inhalte schlichtweg uninteressant finde. Vielleicht kann ich mich aus der heutigen Sicht einfach nicht lösen und mich dorthinein denken - wie z.B. auch DIE NACHRICHT in ihrer damaligen Bedeutung nicht erfassen.
    Aber ganz sicher liegt es auch an dem Erzählstil.
    Über weite Strecken ist mir der zu tiefsinnig ohne dass ich die Tiefe wirklich erspüren kann :help.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Das fand ich dermaßen langatmig und langweilig, dass ich quergelesen haben.
    An manchen Stellen ging es plötzlich so ins Detail, ohne dass ich einen Hintergrund dazu hatte - irgendwann hab ich aufgegeben.


    Das ging mir fast auch so, aber dann habe ich merken müssen, dass mir Dinge entgehen, und ich habe mich diszipliniert und noch mal gelesen. Ist mir aber nicht leicht gefallen.


    Zitat

    Dazu kommt erschwerend, dass ich die meisten Inhalte schlichtweg uninteressant finde. Vielleicht kann ich mich aus der heutigen Sicht einfach nicht lösen und mich dorthinein denken - wie z.B. auch DIE NACHRICHT in ihrer damaligen Bedeutung nicht erfassen.
    Aber ganz sicher liegt es auch an dem Erzählstil.
    Über weite Strecken ist mir der zu tiefsinnig ohne dass ich die Tiefe wirklich erspüren kann :help.


    Es ist, als ob die Buchstaben klar sind, aber in einer unbekannten Sprache geschrieben, oder?
    Ich lese das Buch sicher ganz anders als ihr, aber über weite Strecken musste sich mich wirklich sehr konzentrieren, um nicht querzulesen. Ecken und Kanten habe ich vergeblich gesucht in der Erzählung. Es ist eher ein Werk im Sinne von "Es ist, wie es ist!".

  • Zitat

    Original von Lumos
    Dazu kommt erschwerend, dass ich die meisten Inhalte schlichtweg uninteressant finde. Vielleicht kann ich mich aus der heutigen Sicht einfach nicht lösen und mich dorthinein denken - wie z.B. auch DIE NACHRICHT in ihrer damaligen Bedeutung nicht erfassen.
    Aber ganz sicher liegt es auch an dem Erzählstil.
    Über weite Strecken ist mir der zu tiefsinnig ohne dass ich die Tiefe wirklich erspüren kann :help.


    :write :write
    Mir geht es ganz genauso! Ich finde das Buch einfach nur anstrengend zu lesen. Ich habe das Gefühl, das ich bei ganz vielen Szenen die Bedeutung oder was die Autorin damit sagen möchte einfach nicht verstehe. Ich glaube das Buch ist für mich im Moment einfach zu anspruchsvoll.
    Das mit der NACHRICHT konnte ich auch gar nicht ganz nachvollziehen. Das es so einen tiefen Eindruck bei den Leuten damals hinterlassen hat kann ich aus meiner jetzigen Sicht nicht verstehen.


    Zwischendurch gibt es dann immer mal wieder ein paar kleine Stellen die mir gefallen haben und die ich interessant finde. Zum Beispiel als berichtet wird, dass die Familie von der einen Freundin von Rita in den Westen geflüchtet ist und wie die Freundin das versucht hat zu vertuschen und zum Beispiel den Vater noch in der Arbeit krank gemeldet hat.
    Aber bei einigen Szenen habe ich auch nur noch quergelesen weil ich mich nicht mehr darauf konzentrieren konnte.

  • Ihr beruhigt mich ungemein - ich finde es auch sehr anstrengend zu lesen. Ich schaffe immer nur ein Kapitel und muss dann erst mal wieder sacken lassen. Deshalb hinke ich auch so hinter euch her. Und das, obwohl ich das Buch inhaltlich eigentlich hochinteressant finde.


    Herr Palomar - mit den Nebenfiguren geht es mir genauso. Sie kommen mir hier wirklich vor, als sollten sie eigentlich nur Stichwortgeber, Unterstützer oder Handlungskatalysator sein, keiner ist richtig entwickelt

  • Das Buch ist wirklich anstrengend zu lesen. Das ist nichts für mal eben Montag Abend vor dem Schlafen gehen.
    Ich verliere mehr und mehr den Faden und muss immer mehr Passagen nachlesen und noch mal nachlesen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt ;-)


    Ich fand es sehr seltsam, dass Rita plötzlich dachte, sie wäre erwachsen. Ernst genommen wird sie von Manfred trotzdem nicht. Ich finde ihn übrigens immer unsympathischer und gefühlloser während Rita immer mehr zu einer Persönlichkeit wird. Sie passen jetzt ganz und gar nicht mehr zusammen.


    Diese Marion finde ich auch total blöd. Die meint wer weiß, wer sie ist und eigentlich ist sie nur eine Blenderin. Die braucht doch niemand.


    Zitat

    Original von Lumos


    Dazu kommt erschwerend, dass ich die meisten Inhalte schlichtweg uninteressant finde. Vielleicht kann ich mich aus der heutigen Sicht einfach nicht lösen und mich dorthinein denken - wie z.B. auch DIE NACHRICHT in ihrer damaligen Bedeutung nicht erfassen.


    So geht es mir auch. Ich habe mich während des Lesens gefragt, was für eine ungeheure Nachricht das sein könnte und dann das. Umgehauen hat mich das nicht.


    Zitat

    Original von Clare


    Es ist, als ob die Buchstaben klar sind, aber in einer unbekannten Sprache geschrieben, oder?


    Genauso ist es! Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob man das Buch beim ersten Lesen überhaupt verstehen kann oder nur, wenn man sich mehr als "ich lese es durch" damit beschäftigt. Und damit meine ich auch mehr, als in einer Leserunde in einem Forum.

  • Was, ihr findet den ersten bemannten Weltraumfluv der Menschheit ist nichts besonderes? :yikes
    Das war 1961 zur Blütezeit des Kalten Krieges und nach dem Prager Frühling und dem Volksaufstand in der DDR. Damit konnte der Sozialismus doch erstmals seine Überlegenheit international feiern. Und das bei der ganzen Depression in den sozialistischen Völkern!


    Ansonsten finde ich das Buch aber nicht nur schwierig, sondern dadurch sogar arg langweilig. Ich überlege auch die ganze Zeit, ob so ein Stil heute noch Erfolg hätte. Das eigentlich Gesagte wird verschwiegen und wir lesen die ganze Zeit nur dass, was sonst nur zwischen den Zeilen steht.

  • Zitat

    Original von xexos
    Was, ihr findet den ersten bemannten Weltraumfluv der Menschheit ist nichts besonderes? :yikes
    Das war 1961 zur Blütezeit des Kalten Krieges und nach dem Prager Frühling und dem Volksaufstand in der DDR. Damit konnte der Sozialismus doch erstmals seine Überlegenheit international feiern. Und das bei der ganzen Depression in den sozialistischen Völkern!


    Hört, hört! ;-)
    Das macht die Art, wie es geschrieben ist, auch diese besonderen Nachrichten, nicht weniger langatmig und unspektakulär. Es kommt beim Lesen einfach nicht rüber, das meinten wir wohl.
    Spektakulärer fand ich, wie darüber diskutiert wird, von Manfred und Wendland, und ich weiß nicht mehr, ob es in diesem Abschnitt war, ob der Mensch an sich , auch der Mensch in der DDR, überhaupt bereit ist für den Sozialismus, seine Depressionen und kleinlichen Bedürfnisse überwinden kann.


    Zitat

    Ansonsten finde ich das Buch aber nicht nur schwierig, sondern dadurch sogar arg langweilig. Ich überlege auch die ganze Zeit, ob so ein Stil heute noch Erfolg hätte. Das eigentlich Gesagte wird verschwiegen und wir lesen die ganze Zeit nur dass, was sonst nur zwischen den Zeilen steht.


    Ich finde nicht, dass so arg viel zwischen den Zeilen steht. Christa Wolf äußert sich schon, durch den Mund von Manfred, den flüchtigen Nörgler, recht direkt, negiert das Ganze aber dann durch die Worte in der "richtigen" Einstellung aus dem Mund des Gegenübers.

  • Ohne die Figur des Manfred hätte ich das Buch längst abgebrochen. Ich kann wirklich gut verstehen, dass er in den Westen gegangen ist. Er hat schon längst erkannt, wohin dieser Staat steuert und die Nicht-Annahme seiner Maschine, hat ihm auch psychisch den Rest gegeben, weiter durchzuhalten. Er hat schon lange resigniert und alle Hoffnung verloren, bzw. diese dann in der Flucht gesucht. Genauso hat er erkannt, dass Rita in dieses System gehört, es vielleicht sogar braucht und mit ihm im Westen wohl nicht glücklich geworden wäre.


    Ich kann wenig mit der Selbstverherrlichung des Regimes, die Teil des Buches ist und zu der Rita sich zugehörig fühlt, anfangen. Dieser Pseudo-Sozialismus, der zur absoluten Kontrolle alles und jeden gedacht ist, ist einfach nicht meine Welt. Manfred ist die einzige Figur, die keine Euphorie in Bezug auf Gagarins Erdumrundung empfindet. Als er seine Vorhersage bzgl. der Propagandamaschinerie, die jetzt anrollen wird, macht, ist Rita eher genervt.


    Schade, dass den Nebenfiguren so wenig Raum gegeben wird. Sie wären vielleicht in der Lage, dem Buch etwas von seiner Tristheit und graubraunen Farbe zu nehmen.

  • Zitat

    Original von Clare


    Dass Manfred im Westen ist, war ja schon länger klar. Jetzt ist auch deutlich warum. Manfred ist gegen die Mauer der Planwirtschaft gerannt und hat sich verrannt. Seine Maschine, sein "Kind" und Forschungsobjekt, wird nicht gebraucht, gewollt. Und er geht. Passt auch zu ihm, wie ich ihn bisher gelesen habe. Er geht nicht aus ideologischen Gründen oder weil er es nicht mehr aushält oder weil er verfolgt wird oder weil er sich nicht entfalten kann. Für mich hat sein Weggang ein klein wenig etwas trotziges :gruebel


    Ich empfinde es eher so, dass uns der Weggang so verkauft werden soll, als sei es eine reine Trotzreaktion. Die gute arme Rita, der böse trotzige Manfred, der sie verlässt, das ist mir zu einfach. Die Regimekritik, Manfreds Ausweglosigkeit und seine Gründe, die ihn in den Westen treiben, liest man eher zwischen den Zeilen.
    Und dann stellen sie ihn auch noch als "Schlappschwanz" dar. Wenn er nur ein paar Monate durchgehalten hätte, wäre alles gut geworden. Haha... :rolleyes

  • Zitat

    Original von xexos
    Was, ihr findet den ersten bemannten Weltraumfluv der Menschheit ist nichts besonderes? :yikes
    Das war 1961 zur Blütezeit des Kalten Krieges und nach dem Prager Frühling und dem Volksaufstand in der DDR. Damit konnte der Sozialismus doch erstmals seine Überlegenheit international feiern. Und das bei der ganzen Depression in den sozialistischen Völkern!


    Ansonsten finde ich das Buch aber nicht nur schwierig, sondern dadurch sogar arg langweilig. Ich überlege auch die ganze Zeit, ob so ein Stil heute noch Erfolg hätte. Das eigentlich Gesagte wird verschwiegen und wir lesen die ganze Zeit nur dass, was sonst nur zwischen den Zeilen steht.


    Der Weltraumflug war schon etwas besonderes, aber wie uns Christa Wolf "die NACHRICHT" verkauft, finde ich sehr langweilig.


    Deinem zweiten Absatz kann ich nur zustimmen. Ich empfinde das Buch ganz genauso.

  • Zitat

    Original von Clare
    Das macht die Art, wie es geschrieben ist, auch diese besonderen Nachrichten, nicht weniger langatmig und unspektakulär. Es kommt beim Lesen einfach nicht rüber, das meinten wir wohl.


    Aber in diesem lethargischem Ton ist ja das ganze Buch geschrieben. Ich finde, da kommt fast gar nichts bei rüber, zumindest nicht auf direktem Weg.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich empfinde es eher so, dass uns der Weggang so verkauft werden soll, als sei es eine reine Trotzreaktion. Die gute arme Rita, der böse trotzige Manfred, der sie verlässt, das ist mir zu einfach. Die Regimekritik, Manfreds Ausweglosigkeit und seine Gründe, die ihn in den Westen treiben, liest man eher zwischen den Zeilen.
    Und dann stellen sie ihn auch noch als "Schlappschwanz" dar. Wenn er nur ein paar Monate durchgehalten hätte, wäre alles gut geworden. Haha... :rolleyes


    Ich bin mir nicht sicher, ob Frau Wolf ihre Figur Manfred mag. Den Anschein erweckt sie nicht. Manfred ist der einzige, der ein paar Ecken und Kanten hat, aber er ist gescheitert, an sich und seinen Ansprüchen, kraftlos vom gegen Wände rennen, lädiert und ohne Lust auf Zukunft irgendwie. Für mich hat sie ihn totgeschrieben, für die Botschaft missbraucht.

  • Zitat

    Original von xexos


    Aber in diesem lethargischem Ton ist ja das ganze Buch geschrieben. Ich finde, da kommt fast gar nichts bei rüber, zumindest nicht auf direktem Weg.


    Normalerweise würde ich ja jetzt sagen: du hast nicht lange genug gesucht.
    Aber ich kann dir diesmal nur Recht geben.

  • War das denn so von der Autorin gewollt (also diese Langeweile)? Ich meine, wenn es in Schulen gelesen wird, dann haben es damals wohl auch einige Menschen aus Spass gelesen. Den konnte ich leider nicht finden. Ich bin froh, dass ich es mit euch zusammen gelesen habe. Denn ich hätte sonst schon nach den ersten Kapiteln abgebrochen. So abgeschweift beim lesen bin ich wirklich selten.


    Ja, die NACHRICHT kam total unspektakulär an, so dass ich nicht mal verstanden habe, ob das gut oder schlecht war. Es wurde ja danach auch kein Wort mehr darüber verloren.