Ich kaufe österreichisch - bin ich ich jetzt ein Nationalist?

  • Man man man ............. die Zeiten, wo man sich ausschließlich mit Produkten aus der eigenen Region ernähren kann sind doch wohl eindeutig vorbei ............ es sei denn, man fängt Ende des Sommers an, Lebensmittel zu konservieren, damit man bis zum nächsten Frühjahr etwas zu beißen hat .......... vielleicht noch die eigene Milchkuh hinterm Haus und ein paar Hühner für die Eier.


    Ich glaube nicht, dass auch nur einer von uns tatsächlich in der Lage ist, ausschließlich Produkte zu kaufen, die in direkter Nähe produziert, konserviert und verpackt wurden, mit kurzen Lieferwegen und absoluter Nähe zum regionalen Verbraucher.


    Das Dilemma fängt ja schon an, wenn man die Wege bedenkt, wie Produkt und Verpackung zueinander kommen und welche Wege heute nötig??? sind, um ein Anfangsprodukt in die Form zu bekommen, die der Verbraucher so schätzt. Wer nur allein für ein Produkt von 'Müller Milch' diese Wege verfolgt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und wundert sich auch nicht mehr über die km langen Staus von LKW auf den Autobahnen. Man könnte fast annehmen, dass es sich um einen geheimen Subventionsschub für Fuhrunternehmen handelt.


    Im Grunde ist es wirklich egal, woher wir unsere Milch und andere tierische Produkte beziehen. ALLE großen bäuerlichen Betriebe werden subventioniert und passen sich den 'Bedürfnissen' des Marktes immer wieder an ............. so gut, dass wir permanent überproduzieren und vieles aus Überproduktionen vernichtet wird. Unsere Fleisch- und Butterberge sind wirklich nur ein kleiner (sichtbarer) Teil einer bombastischen Fehlentwicklung. Tonnen von Obst, Gemüse und auch Fleisch verrotten jährlich ................ die Verarbeitung zu Säften und Konserven ist oft viel zu teuer und aufwendig, zumal der Markt mehr als gedeckt ist. Nicht einmal als Grundversorgung für manche Menschen der sog. 3. Welt will man diese Produkte verarbeiten. Statt vitaminreicher Lebensmittel schickt man lieber Mehl und Reis, das ist immer noch die billigste Art von Hilfe.


    Wir schwimmen förmlich in einem Überangebot und man hat uns Hunger gemacht auf fremde Lebensmittel. Nach jedem Urlaub hat man Appetit auf 'Erinnerungen', einen bestimmten Käse, einen bestimmten Wein, bestimmte Meeresfrüchte und und und ................. und wir können nun mal nicht JEDES Nahrungsmittel aus der eigenen Region liefern. Fetakäse wird zwar mittlerweile auch in Deutschland hergestellt aber er wird geschmacklich nie an das Original heran reichen. Wenn ich Feta will, dann kaufe ich Feta ............. und keinen österreichischen Bergkäse oder holl. Gouda, die schmecken nämlich beide total anders.


    Ich kaufe z.B. sehr viel in Afro-Shops, ich koche gerne Gerichte aus der Heimat meines Mannes .................. und ich staune nicht schlecht, wenn ich lese, dass viele der sauscharfen Konserven aus den USA stammen obwohl es sich ursprünglich um Produkte aus Afrika handelt. Wenn ich dann solch eine Konserve (Import aus einem beliebigen afrikanischen Land mit Aufdruck made in USA) für 2,50 Euro kaufe, dann frage ich mich, wer wo damit Gewinn macht .............. irgendwo auf dieser Welt muss doch ein Mensch sitzen, der darin einen Sinn sieht und sich die Taschen vollpackt:hau .


    His, ich glaube, so simpel, wie du das sehen möchtest, funktioniert unsere Welt schon lange nicht mehr.


    Gabi

  • Ich glaube nicht, daß es hier einer 'simpel' wollte.
    Es ging doch darum, auf bestehende Probleme hinzuweisen.
    Und das hat ein erstaunliches Maß an Problembewußtsein hochgespült.
    Ich lese die Äußerungen in diesem Thread mit großem Interesse.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich sehe das Problem eindeutig beim Verbraucher, der diese oder jene Produkte WILL und für gut oder besser befindet als andere, vielleicht regional produzierter.


    Und unsere Wünsche werden über Gebühr erfüllt. Ganz egal, ob es sich um übervolle Kühlregale handelt oder fast zusammen brechende Obst- und Gemüsegondeln. Wir werden nur aufmerksam gehalten durch Berichte der Medien über mögliche Verseuchungen, krebserregende Substanzen und und und ............. in Wirklichkeit haben wir alle längst den Überblick verloren.


    Vor vielen Jahren war ich auch mal auf dem Trip, dass ich einige Produkte lieber beim Bauern kaufen wollte als im Laden. Eier, frische Milch und Obst und Gemüse. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass man so gar keine Hühner laufen sah und ich fragte nach, wo der Bauer seine Hühner hat. 3x darf man raten: der Bauer zeigte mir seine Legebatterie, die zum Himmel stank. Vollgekotete Bretter unter den Gitterkäfigen, ausgemergelte Hennen .......... die just in dem Moment durch frische, weiche, weiße, junge Hühner ersetzt wurden. Die alten Hennen wurden zu einer bekannten Hähnchenschlachterei geliefert, zur Weiterverarbeitung.


    Ich fragte dann auch gleich nach der Milch, die bei diesem Bauern in Glasflaschen verkauft wurde .................. diese Milch kaufte er selbst ein, da ihm selbst die Verarbeitung zu aufwendig war und er die Milch seiner Kühe gleich per Tankwagen zur Molkerei fahren ließ. Woher er sein Obst und Gemüse bezog wollte ich dann nicht mehr wissen. Für mich war das definitiv Betrug am Verbraucher.


    Wie man solche Probleme heute noch lösen wollte ist mir schleierhaft, dafür sind die Wege schon viel zu verschlungen und viel zu viele Unternehmen verstrickt in ihre Verträge und Produktionsabläufe.


    Gabi

  • Der ganze Lebensmittelmarkt ist total verkorkst. Das fängt schon damit an, daß du für jedes Produkt auf dem "Bio" steht, erheblich mehr löhnen darfst, als für ein Standartprodukt. Dabei hast du aber nicht mal die Sicherheit, ob es sich wirklich um ein ökologisches Erzeugnis handelt. Du kaufst beim Bauern und zahlst oft mehr als im Laden, obwohl der Landwirt gleichzeitig erheblich weniger von seinem offziellen Abnehmer bekommt.
    Die Vielzahl ausländischer Produkte wird dem Endverbraucher durch eine gezielte Werbemanipulation schmackhaft gemacht und nicht wenige fallen darauf herein. Gerade einer geschickten Werbung ist der Verbraucher oft hilflos ausgeliefert. Ein bekannter Slogan drückte das offen aus: "Und wir bekommen Sie doch!" (Danone).

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Der ganze Lebensmittelmarkt ist total verkorkst. Das fängt schon damit an, daß du für jedes Produkt auf dem "Bio" steht, erheblich mehr löhnen darfst, als für ein Standartprodukt. Dabei hast du aber nicht mal die Sicherheit, ob es sich wirklich um ein ökologisches Erzeugnis handelt.


    bio hat nichts (oder wenig) mit öko zu tun, demo!


    bo ;-)

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Immer mehr Ödflächen entstehen an Stellen, die früher mal blühende Weinhänge oder Obstfelder waren. Die Bauern haben diese Flächen in Ordnung gehalten, jetzt sind sie der Erosion preisgegeben und die Umweltprobleme wachsen dort gewaltig an.


    Klar dauert es ein paar Jahre, bis auf aufgegebenen Landwirtschaftsflächen wieder ein gesunder Urwald entsteht. Aber dann soll man das Geld in die Aufforstung stecken und nicht in die Produktion von Wein, den keiner kauft und der eh nur in der Kläranlage landet.

  • Zitat

    Original von Behrnie
    Aber dann soll man das Geld in die Aufforstung stecken und nicht in die Produktion von Wein, den keiner kauft und der eh nur in der Kläranlage landet.


    Was was was?????? Da schüttet jemand Wein in die Kläranlage????? :cry

  • Rotwein oder Weißwein ................. wovon werden Ratten lustiger????


    Ich bin mehr für einen trockenen Roten! Aber ich bin ja auch keine Ratte.


    Gabi

  • Zitat

    Original von Behrnie


    Klar dauert es ein paar Jahre, bis auf aufgegebenen Landwirtschaftsflächen wieder ein gesunder Urwald entsteht. Aber dann soll man das Geld in die Aufforstung stecken und nicht in die Produktion von Wein, den keiner kauft und der eh nur in der Kläranlage landet.



    Man muss meiner Meinung nach überhaupt kein Geld in die Aufforstung stecken. Die Natur regelt die Sache mit ungenutzten Flächen schon alleine!!


    Landwirte werden z.T. sogar dafür bezahlt bzw. entschädigt, wenn sie einen Teil ihres Ackerlandes brach liegen und somit der Natur überlassen.


    DER bringt ein leerer Acker oder eine ungemähte Wiese mit Sicherheit mehr, als ein gedüngtes und mit Pestiziden belastetes Maisfeld.

  • Zitat

    Original von Ronja
    Man muss meiner Meinung nach überhaupt kein Geld in die Aufforstung stecken. Die Natur regelt die Sache mit ungenutzten Flächen schon alleine!!


    langfristig ja, mittelfristig brauchen aber die steilen Hänge ehemaliger Weinberge schon etwas festeres Wurzelwerk als das "selbstgesääter Wildgräser", da geb ich Demo schon recht, wenn er (zumindest stellenweise) einen gewissen "Instandhaltungsbedarf" sieht.

  • Auch langfristig gibt es Probleme. Nicht jeder Boden ist für die Selbstaufforstung geeignet. Er verkarstet einfach, wird "Ödland". Was vielleicht nicht so wichtig ist, aber halt eben auffällt, ist die optische Wirkung. Wenn im Rheintal die Obstblüte war, dann sah das ganze Tal zwischen Mainz und Koblenz aus wie in frisch gefallenem Schnee. Heute sieht es eher Mottenzerfressen aus, die Schönheit ist weitgehend dahin.
    An den Steilhängen von Rhein und Mosel schreitet die Erosion ziemlich rasch voran. Regen wäscht die Krume einfach vom felsigen Boden in die Tiefe und reißt nach und nach auch die Erde der angrenzenden noch benutzten Flächen mit. Die Folge sind dann Steinlawinen und Erdrutsche. Ähnliche Probleme sehen wir ja auch in den Skigebieten.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Hallo, His.


    Zitat

    Ich kaufe österreichisch - bin ich ich jetzt ein Nationalist?


    Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ein Nationalist überhöht die Position der eigenen "Nation" im Vergleich zu anderen; Nationalismus ist eine Ideologie, eine politisch-philosophische Frage. Das hat mit Milchkaufen i.d.R. wenig zu tun. Jemand, der hauseigene Produkte kauft, um die Marktsituation ausländischer Produkte zu verschlechtern (oder die der eigenen zu verbessern), ist ein Protektionist - oder schlicht ein Idiot (wenn die Waren im Vergleich zu ausländischen Waren schlechter sind, er sie aber aus fadenscheinigen Gründen trotzdem kauft, um sich damit bei irgendwelchen Diskussionen "schmücken" zu können).

  • Zitat

    Was hat das eine mit dem anderen zu tun?


    Der Ausspruch kam von der Verkäuferin, nicht von mir.


    Zitat

    Jemand, der hauseigene Produkte kauft, um die Marktsituation ausländischer Produkte zu verschlechtern (oder die der eigenen zu verbessern),


    Sorry, aber den meisten ausländischen Produkten geht es weit besser als unseren.


    Während China, Indien und Amerika stets florieren, stagniert Mitteleuropa.


    Die Amerikaner haben kein Problem in Europa.


    Da wird halt amerikanisches gekauft, weil es amerikanisch ist.


    Zitat

    oder schlicht ein Idiot (wenn die Waren im Vergleich zu ausländischen Waren schlechter sind, er sie aber aus fadenscheinigen Gründen trotzdem kauft, um sich damit bei irgendwelchen Diskussionen "schmücken" zu können).


    Etwas mehr Kombinationsvermögen hätte ich mir schon von dir erwartet. Und der Begriff "Idiot" ist auch nicht von schlechten Eltern ...


    Du meinst also, dass ich vermehrt österreichische Produkte kaufe, um dann irgendwo anders auftrumpfen zu können?


    Völlig widersinnige Theorie. ;-)


    Aber das ist typisch:


    Wenn jemand in unseren Gestaden etwas leisten will, wird es schlecht geredet. ;-)


    Gruß

  • Man sollte nicht vergessen, daß der historische Nationalismus ökonomische Bedingungen, sprich: Hintergründe hatte. Der Nationalismus als solcher kann deshalb abseits politisch-philosophischer Interpretationen gedacht werden, ökonomisch hieße das Volkswirtschaft.


    Betrachtet man im marxistischen Sinne kulturell-philosophische Schemata als naturmäßiger, interpretatorischer Überbau der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse, ließen sich artikulierte Nationalismen gleichermaßen auf sozioökonomische Strukturen rückführen.


    Der Vorwurf, bei gezieltem Kauf inländischer Produkt[edit: e] - von Quantität und Qualität der Ware wird abgesehen, die einzige Qualität ist die der Herkunft: ein inländisches Produkt eben - tatsächlich Nationalist zu sein, geht daher nicht ganzheitlich fehl.

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

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  • Och nöö, His. Nicht schon wieder!


    Wir hatten das Thema "wirtschaftlicher Aufschwung" in China schon mal. Und wir haben schon mal geschrieben, dass der Aufschwung dort u. A. wegen der absolut (und hier ist das Wort mal erlaubt) menschenverachtenden Arbeitsbedingungen möglich ist.


    Und: Amerika floriert??? :wow DAS ist mir neu! Wo steht das?


    Und ich glaube nicht, dass hierzulande etwas gekauft wird, weil es halt amerikanisch ist. Die "Hey cool, das ist von dem Amis, das wollen wir auch" - Zeit ist meiner Ansicht nach schon lange vorbei.



    Wenn sie eine neue Technik entwickeln, neue Lieder schreiben etc. und wir die gut finden, kaufen wir das natürlich. Aber ansonsten glaube ich nicht, dass der Import amerikanischer Produkte in Deutschland eine große Rolle spielt.

  • Hallo, Grizzly.


    Haben alle ihre Ironiedetektoren eingeschaltet? Dann ist ja gut. Aufi:


    Zitat

    "Erstens wegen der Qualität, und zweites weil es eine österreichische Milch ist.?"
    "Warum?" (Mittlerweile haben sich einige Schaulustige um uns gescharrt.
    "Weil ich damit unsere Betriebe, die Bauern, fördern will."


    Es handelt sich also nicht um den einzigen Aspekt, sondern um einen Nebenaspekt ("zweitens"). Aus diesem Dialog geht hervor, daß Historikus wegen der Qualität auf österreichische Milch besteht, der Preis scheint im übrigen keine Frage zu sein, und er möchte "unsere" Betriebe und Bauern fördern. Er handelt also fraglos aus gänzlich egoistischen Gründen. Der Mann möchte seinem Edelkörper gute Milch spendieren, und er will verhindern, daß die Region agrarökonomisch leidet, was wiederum ihn belasten würde. Mit Nationalismus hat das nichts zu tun. Eher etwas mit dem zuweilen tumben Lokalprotektionismus, den manch einer aus falsch verstandenem Patriotismus heraus zu praktizieren versucht. Wobei ich nicht unterstelle, daß dies hier zutrifft. Allerdings, wenn ich einige der nachfolgenden Erklärungsversuche lese ... <kopfkratz>

  • Zitat

    Wir hatten das Thema "wirtschaftlicher Aufschwung" in China schon mal. Und wir haben schon mal geschrieben, dass der Aufschwung dort u. A. wegen der absolut (und hier ist das Wort mal erlaubt) menschenverachtenden Arbeitsbedingungen möglich ist.


    So leid es mir tut, aber was hat das damit zu tun, dass unsere Betriebe ums überleben kämpfen? ;-)


    Glaubst du, wir müssten wieder zu Folterarbeit schreiten, um wieder ins Hoch zu kommen? :-)


    Zitat

    Und: Amerika floriert??? Wow DAS ist mir neu! Wo steht das?


    Sorry, aber die amerikanischen Betriebe haben nicht solche Probleme, wie unsere.


    Die Produkte werden WELTWEIT gekauft, in millionenfacher Ausprägung als deutsche oder österreichische Produkte.


    Amerikanische Produkte zu haben ist noch immer cool - egal, ob George Bush nun die halbe Welt wegbombt oder nicht.


    Zitat

    Und ich glaube nicht, dass hierzulande etwas gekauft wird, weil es halt amerikanisch ist. Die "Hey cool, das ist von dem Amis, das wollen wir auch" - Zeit ist meiner Ansicht nach schon lange vorbei.


    Dies kann man ja sehr gut daran erkennen, wie wenig amerikanische Kleidung, amerikanische FIlme, amerikanische Bücher, amerikanische Lebensmittel, und, und, und, konsumiert werden. ;-)