'Narziß und Goldmund' - Kapitel 05 - 08

  • Jetzt im zweiten Abschnitt zweifele ich auch langsam daran, ob das Buch noch etwas für mich ist.

    Ich bin gerade an der Stelle, als Goldmund für den Abt Kräuter holen soll und er dann dabei einschläft. Und dann kommt ein Mädchen, findet ihn schlafend vor und gibt ihm ganz spontan einen langen Kuss, der von Goldmund innig erwidert wird. Also das finde ich gerade so was von unrealistisch und seltsam.

    Ein junges Mädchen würde doch nicht einfach irgendeinen Jungen, den sie noch nie gesehen hat und den sie zufällig sieht einfach so küssen. :rolleyes: Mal schauen wie das Ganze noch weitergeht und ob ich durchhalte....

  • Ja, dieser zweite Abschnitt verlangt sehr viel Geduld mit der Erzählweise Hesses. Diese Begegnung ist ja der Anlass, dass Goldmund das Kloster verlässt.

    Narziß ist kurz vor der Profeß und kaum erreichbar aber für einen Abschied reicht es. Er warnt Goldmund, sich zu viel von der Frau zu erwarten.

    Goldmund ist doch recht blauäugig. Er schläft tagelang im Freien, ernährt sich von Körnern, die auf dem Feld wachsen, von Beeren die er findet.

    Aber ob ich das nun weitere 200 Seiten lesen will, wobei ich die Erläuterungen zum Buch, die Erklärung der Geschichte, eigentlich ganz spannend fand. Allerdings macht Hesse nicht gerade ein road movie daraus

  • So, den zweiten Abschnitt habe ich gerade zuende gehört, ich denke mal, durch diesen Abschnitt hätte ich mich wohl auch durchkämpfen müssen, aber ihn vorgelesen zu bekommen ist dann doch noch etwas angenehmer.


    Hier scheint er das Gegenteil zu tun, was er noch im ersten Abschnitt gesagt oder gefühlt hat, hatte er anfangs arge Probleme damit, das Mädchen aus dem Dorf geküsst zu haben, nimmt er hier sozusagen alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, liegt am Ende sogar mit zwei Frauen im Bett, am Ende zwar nur, damit diese Julie nicht gleich zum Vater rennt und dieser ihn an den nächsten Baum hängt, aber letztendlich verrät ihn die andere, Lydia. Tja, das hat er nun von seinem doppelten Spiel; ich dachte nicht, dass ihn der Ritter so glimpflich davonkommen lässt.


    Also das finde ich gerade so was von unrealistisch und seltsam.

    Genauso komisch fand ich, dass er nach diesem Kuss sofort für sie alles stehen und liegen lassen will um am Ende doch nur von ihr sitzen gelassen zu werden, weil sie zu ihrem Mann zurückkehren möchte.


    Ein junges Mädchen würde doch nicht einfach irgendeinen Jungen, den sie noch nie gesehen hat und den sie zufällig sieht einfach so küssen.

    Vor allem, der schlafend vor ihr auf dem Feld liegt. ;)

  • Ich finde es ja schon erstaunlich, dass Goldmund so eine wahnsinnig anziehende Wirkung auf alle Frauen hat. Egal welche er trifft, jede legt sich zu ihm ins Bett ohne ihn auch nur vorher zu kennen.:lache


    Und ich bin erstaunt über mich selber. Als ich so 18-20 Jahre alt war, habe ich die Bücher von Hesse alle geliebt und verschlungen. Im Moment kann ich nur noch wenig damit anfangen. Die Sprache ist mir eindeutig zu schwülstig und übertrieben und die Handlung bis jetzt auch nicht wirklich interessant.

  • Ich finde es ja schon erstaunlich, dass Goldmund so eine wahnsinnig anziehende Wirkung auf alle Frauen hat. Egal welche er trifft, jede legt sich zu ihm ins Bett ohne ihn auch nur vorher zu kennen.:lache


    Und ich bin erstaunt über mich selber. Als ich so 18-20 Jahre alt war, habe ich die Bücher von Hesse alle geliebt und verschlungen. Im Moment kann ich nur noch wenig damit anfangen. Die Sprache ist mir eindeutig zu schwülstig und übertrieben und die Handlung bis jetzt auch nicht wirklich interessant.

    Du beschreibst da genau meine Gefühle Hesses Büchern gegenüber. Mit Anfang 20 habe ich sie verschlungen, jetzt macht er !ich nur noch müder;)

    Zu Goldmund:

    Es ist nicht nur sein Aussehen, obwohl das wahrscheinlich einen großen Teil seiner Ausstrahlung ausmacht. Er hat scheinbar ein starkes Charisma, eine sehr anziehende Wirkung, nicht nur auf Frauen.

  • TiGi86

    bis zu welchem Kapitel im HB rechnest du diesen Abschnitt? Ich bin aktuell bei 33.



    Ja, die Sprache macht es mir auch nicht leicht. Eigentlich verstört mich eine ältere Ausdrucksform nicht so sehr, aber hier schläfert es mich teilweise richtigehend ein. Also beim print hätte ich bestimmt schon abgebrochen, aber hier gebe ich dem Buch noch einige Kapitel die Chance, mich zu überzeugen.

  • Ach so, alles klar. Ich orientiere mich an den Kapiteln der Printausgabe und bin am Ende des zweiten Abschnitts angekommen, würde bei der nächsten Sitzung also mit dem dritten Abschnitt beginnen und bin gerade bei etwa 4 Stunden und 30 Minuten.

    Richie, ich bin gerade bei Kapitel 39 bei audible und das ist noch Ende vom 2. Abschnitt

    Dann müsste ich ungefähr auch so weit sein. Kann man das bei Audible irgendwie ersichtlich machen? Also das "Audible-Kapitel"? Ich habe mich mit den Funktionen bisher noch nicht wirklich auseinandergesetzt.

  • Ich bin zwar nicht bei der Runde dabei, weil ich zur Zeit keine Zeit habe, aber wenn ich mir die Kommentare durchlese, frage ich mich auch, ob ich heute meine Begeisterung von damals (vor 20 J.) noch teilen würde. Vielleicht mach ich mich noch mal drüber. Hesse lebte ja in seinem eigenen Fantasie. Nur das was hinter der Wirklichkeit verborgen ist, interessierte ihn. Die letzten Dinge wollte er begreifen. Deshalb sind solche Szenen nicht in erster Linie von der Logik her zu betrachten. So außergewöhnlich ist jedoch Goldmund als Charakter gar nicht. Man denke nur an Felix Krull und andere Schelmenromane. Vielleicht ist es aber auch die Sehnsucht von Hesse, auch so etwas wie sein Goldmund zu sein. Aber er war doch zuviel Narziss und diese Gegensätze versucht er in seinen Romanen immer anzunähern. Verkopfter Narziss - gefühlsgesteuerter Goldmund. Da sind Übertreibungen eigentlich unausweichlich.

  • Am Anfang dieses Abschnittes stört mich besonders, dass nur erzählt wird ohne Beispiele für die Behauptungen zu bringen. Hier hätte ich mir mehr Handlung gewünscht, wie z. B. in:

    "Narziß aber verhielt sich zu seinem Freunde seit einer Weile eigentümlich vorsichtig; sehr bescheiden, gar nicht mehr überlegen und belehrend sah er ihn an, während jener ihn so sehr bewunderte."

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • :danke liebe Rouge dann habe ich noch etwas in diesem Abschnitt


    TiGi86

    Ich höre entweder mit dem Smartphone oder im Auto (über Smart). Bei beiden zeigt es mir die Audible-Kapitel automatisch an. Ich habe auch noch ein TB hier liegen, aber das ist eine Sucherei bis man dann so ungefähr das findet was man gerade hört. :(


  • liegt am Ende sogar mit zwei Frauen im Bett, am Ende zwar nur, damit diese Julie nicht gleich zum Vater rennt und dieser ihn an den nächsten Baum hängt, aber letztendlich verrät ihn die andere, Lydia. Tja, das hat er nun von seinem doppelten Spiel; ich dachte nicht, dass ihn der Ritter so glimpflich davonkommen lässt.

    Da wüsste ich wirklich gern, was Lydia ihrem Vater erzählt hat.



    Genauso komisch fand ich, dass er nach diesem Kuss sofort für sie alles stehen und liegen lassen will um am Ende doch nur von ihr sitzen gelassen zu werden, weil sie zu ihrem Mann zurückkehren möchte.

    Goldmund ist da ja schon länger auf dem Absprung. Dieses erste sexuelle Erlebnis (ist doch mehr als nur ein Kuss) ist doch nur der passende Auslöser für seine Flucht in die Welt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Und ich bin erstaunt über mich selber. Als ich so 18-20 Jahre alt war, habe ich die Bücher von Hesse alle geliebt und verschlungen. Im Moment kann ich nur noch wenig damit anfangen. Die Sprache ist mir eindeutig zu schwülstig und übertrieben und die Handlung bis jetzt auch nicht wirklich interessant.

    Ich glaube meine Faszination damals war die deutliche Darstellung von Gefühlen der Männer. Als Jugendliche hatte ich oft Zweifel, ob Jungs oder Männer überhaupt zu romantischen Gefühlen fähig sind - bei all dem coolen Getue.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Ich bin gerade an der Stelle, als Goldmund für den Abt Kräuter holen soll und er dann dabei einschläft. Und dann kommt ein Mädchen, findet ihn schlafend vor und gibt ihm ganz spontan einen langen Kuss, der von Goldmund innig erwidert wird. Also das finde ich gerade so was von unrealistisch und seltsam.

    Das ist wirklich unrealistisch. Ich bin zu der Ansicht gelangt, dass ich manches allegorisch sehen muss, wie ein Märchen. Und manche Stellen wirken auf mich auch märchenhaft oder wie im Traum.


    Besonders gut hat mir gefallen, wie Goldmund allein im Wald war. Heutzutage rennen die Menschen allein oder in Gruppen durch den Wald. Wenn allein, dann meistens mit Ohrstöpsel, wenn in Gruppen, dann plaudernd, ohne recht die Umgebung wahrzunehmen. Im Hinterkopf hat man die Uhrzeit, bei der man wieder zu Hause sein oder die Schrittzahl, die noch geleistet werden muss.

    Viel seltener ist jemand ganz allein im Wald, abseits von Straßenlärm und anderen Menschen. Der ganz versunken ist in die Betrachtung der Umgebung und dabei ein Gefühl von Freiheit verspürt. Goldmund erlebt dieses Gefühl, ja er verbindet seine Seele mit der Seele des Waldes. Er lebt im Augenblick.

    Mir hat das sehr gut gefallen!


    Irgendwie kam mir Bastian aus der Unendlichen Geschichte in den Sinn. Auch er musste wie Goldmund seinen Weg gehen, den Weg der Wünsche. Gar nicht so einfach zu wissen, was man will.

  • Ich hatte eher den Eindruck, dass sich Goldmund nicht besonders wohl im Wald fühlt, weil er allein dort ist und Angst hat, nicht mehr heraus zu finden und keine anderen Menschen zu begegnen. Er will doch weniger die Natur genießen als vielmehr neue Erlebnisse mit Menschen - besonders Frauen - haben.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust