'Narziß und Goldmund' - Kapitel 01 - 04

  • Ich bin noch nicht ganz durch mit dem ersten Abschnitt, möchte aber schon mal kurz was dazu schreiben


    Ich habe das Buch ja von ca. 20 Jahren schon mal gelesen. So richtig erinnern an den Inhalt kann ich mich aber nicht mehr. Damals hat es mir sehr gut gefallen, das weiß ich noch.

    Jetzt habe ich mich für das Hörbuch entschieden. Und ich bin richtig froh , die Geschichte vorgelesen zu bekommen. Das passt für mich gerade richtig gut.

    Ganz am Anfang, als es um die Beschreibung der Kastanie und des Klosters ging, fand ich die Sprache von Hesse sehr schwülstig und übertrieben und überladen. Da dachte ich mir: Puh, das ist mir irgendwie zu viel. Aber jetzt so in der Mitte des Abschnittes habe ich mich anscheinend daran gewöhnt, es gefällt mir sprachlich wieder gut.


    Ich habe mir gefragt, in welcher Zeit eigentlich die Handlung spielt? Ich kann es gar nicht so genau zuordnen. Oder vielleicht habe ich es überlesen? Die Geschichte könnte in der heutigen Zeit angesiedelt sein, aber auch gut 500 Jahre früher. Es wirkt so zeitlos und ein wenig märchenhaft.Das gefällt mir.

    Ich bin gerade bei dem nächtlichen, verbotenen Ausflug der Jungen und dem Kuss von dem Mädchen. Ich denke mal, Goldmund wird sie bestimmt nicht so einfach vergessen können, wie er vielleicht möchte. ;)

  • Schwülstig empfand ich es nicht, aber sehr romantisch. Oder romantisierend. Wie auch die üppigen ausufernden Beschreibungen der Hauptpersonen.


    Goldmund, Narziß, der Abt, sie alle werden fast glorifiziert. Und wie kommt man auf Namen wie Goldmund und Narziß? Wenn ich es richtig gelesen habe heißt Goldmund eigentlich Christoph? Narziß erwähnt seinen Namenspatron Christophorus.

    Die Freundschaft der beiden ist etwas sehr besonderes. Und Narziß ist sich dessen wohl eher bewusst als Goldmund. Narziß wird er Wegweiser zu Goldmunds späteren , vorbestimmten Lebens sein. Nur, ob der das zu würdigen weiß. Ich sehe hohes Konfliktpotential.

  • So, da ich wider Erwarten nun doch zum Höruch gegriffen habe, bin ich mit dem ersten Abschnitt auch endlich durch.


    Nach der Beschreibung des Baumes am Anfang dachte ich schon, es geht so weiter, aber dann war ich doch von Hesses Stil angetan, wobei mich diese ausuferende Beschreibung in diesem Falle eher weniger gestört haben, sicher mag das Hörbuch daran seinen Anteil haben, da es vorgelesen sicher doch anders klingt.


    Es scheint sich ja eine innige Freundschaft zwischen Narziss und Goldmund zu entwickeln, obwohl beide doch recht unterschiedlich in ihrer Art sind; Narziss der Denker und Goldmund der Gefühlsmensch und künsterlisch angehauchte Typ. Diese Freundschaft wird auch von Goldmunds Mitschülern argwöhnisch beobachtet, was sogar soweit geht, dass sie ihn meiden.

    Narziss ist sich dieser Beziehung der beiden sicher mehr bewusst, Goldmund scheint sich oft nicht richtig verstanden, oder versteht Narziss manchmal nicht richtig bzw. fühlt sich von ihm angegriffen, was am Ende dieses Abschnitts soweit geht, dass er davonrennt und bewusstlos im Kreuzgang des Klosters vorgefunden wird.


    Mir scheint es, die Mutter hat eine besondere Stellung. Einerseits erscheint Goldmunds Mutter ihm im Traum, andererseits betet einer der Personen im Kloster (weiß gerade nicht mehr wer von denen) zur heiligen Mutter Gottes.

    Goldmunds Vater kommt eher weniger gut weg, drängt er Goldmund wider seiner Natur ins Kloster, möglich, dass er sich außerhalb des Klosters hätte besser entfalten können, aber andererseits versucht ihn Narziss sich selbst zu erkennen.


    Ich habe mir gefragt, in welcher Zeit eigentlich die Handlung spielt? Ich kann es gar nicht so genau zuordnen. Oder vielleicht habe ich es überlesen? Die Geschichte könnte in der heutigen Zeit angesiedelt sein, aber auch gut 500 Jahre früher. Es wirkt so zeitlos und ein wenig märchenhaft.Das gefällt mir.

    Die Zeit wird ja nicht explizit genannt und auch das Umfeld außerhalb des Kloserst nicht, dass macht die Geschichte wirklich so ziemlich zeitlos.


    Ich glaube, nur der Beruf von Goldmunds Vater wurde genannt, er ist ein kaiserlicher Beamter, aber das macht es auch nicht einfacher, ein bestimmtes Jahr zu festzulegen.


    Schwülstig empfand ich es nicht, aber sehr romantisch. Oder romantisierend. Wie auch die üppigen ausufernden Beschreibungen der Hauptpersonen.

    Ja, das trifft es wohl eher.

  • Narziss ist sich dieser Beziehung der beiden sicher mehr bewusst, Goldmund scheint sich oft nicht richtig verstanden, oder versteht Narziss manchmal nicht richtig bzw. fühlt sich von ihm angegriffen, was am Ende dieses Abschnitts soweit geht, dass er davonrennt und bewusstlos im Kreuzgang des Klosters vorgefunden wird.


    Mir scheint es, die Mutter hat eine besondere Stellung. Einerseits erscheint Goldmunds Mutter ihm im Traum, andererseits betet einer der Personen im Kloster (weiß gerade nicht mehr wer von denen) zur heiligen Mutter Gottes.

    Narziß ist ja um einiges älter als Goldmund und hat die Fähigkeit zu sehen, was aus einem Menschen wird oder wie er ist. Goldmund dagegen ist noch jung, er macht seine erste Erfahrung mit einem Mädchen und fühlt sich schuldig.

    Vom Vater wurde wohl gegen die Mutter gehetzt, die ja verstorben ist. Aber es scheint da eine gewisse Schuld zu bestehen, die der Sohn im Kloster nun begleichen soll.

    Goldmund hat bis dahin nicht an seiner Bestimmung gezweifelt. Narziß jedoch tut es. Da scheint es Verwicklungen zu geben, die wir noch nicht kennen aber sicher erfahren werden. Ich hoffe nur, es bezahlt keiner mit dem Leben.

  • Das HB runterzuladen war eine sehr gute Entscheidung und ich bin sehr glücklich damit. Gehört habe ich 1Std.14 Min. und das dürfte noch nicht ganz der 1. Abschnitt sein.


    Gleich zu Beginn die Baubeschreibung, da hatte ich schon meine Befürchtung wie es wohl weitergeht. Ich erinnere mich noch sehr genau an Adalbert Stifter im Nachsommer mit seinen botanischen Beschreibungen, das wurde mir auch irgendwann zuviel :(


    Aber danach als die einzelnen Figuren vorgestellt wurden, gefiel es mir richtig gut. Bei Goldmund scheint es ein Geheimnis mit dem Vater aus der Vergangenheit zu geben. Eine Mutter wurde nicht erwähnt, vielleicht liegt hierin auch der Grund, daß Goldmund ins Kloster mußte. Narziß und Goldmund zwei absolut gegensätzliche Typen, die sich natürlich auch ergänzen können - wir werden sehen.


    Mir gefällt es bis jetzt richtig gut und mit dem HB geht morgen hoffentlich der Hausputz auch flott über die Bühne :grin

  • Ganz zu Anfang denkt der Abt darüber nach ob es ein Geheimnis oder einen Makel um Goldmunds Geburt geben muss, da sich der Vater wohl etwas kryptisch ausgedrückt hatte. Vielleicht das Ergebnis einer Liason ? Der Vater war wohl ziemlich unsympathisch und wurde gerne verabschiedet.

  • Ich persönlich finde Hesses Sprache schwülstig. Aber Gert Heidenreich liest das so schön und passend, dass es mich nicht besonders stört.

    Wie er die pubertären Phasen, Gefühle und Träume des heranwachsenden Goldmund beschreibt, passt natürlich zur damaligen Zeit und den Ort.

    Narziß, als der Ältere, versucht ihn anzuleiten und ihm über diese Phase hinweg zu helfen. Seine Gefühle für den Jungen stehen ihm da etwas im Weg. Auch Narziß ist noch jung.

    Außerdem will und kann Goldmund ihn oft nicht verstehen, was auch typisch für die pubertäre Phase ist.

    Schön fand ich Narziß Darstellung der Unterschiede zwischen den beiden. Ihn mag ich sowieso gern. Er wirkt sensibel und zerbrechlich.

  • Gleich zu Beginn die Baubeschreibung, da hatte ich schon meine Befürchtung wie es wohl weitergeht. Ich erinnere mich noch sehr genau an Adalbert Stifter im Nachsommer mit seinen botanischen Beschreibungen, das wurde mir auch irgendwann zuviel

    Mir ging es da ganz genauso Richie:lache Ich habe auch gleich an den Nachsommer gedacht. Aber zum Glück hält es sich hier ja mit den ausufernden Beschreibungen in Grenzen. Ich finde die Mischung hier zwischen Handlung und Beschreibung gut gelungen.


    Ich persönlich finde Hesses Sprache schwülstig

    Na dann bin ich ja nicht alleine.;) ich glaube auch, als gelesenes Buch hätte ich es vielleicht schon abgebrochen. Aber als Hörbuch funktioniert es für mich so sehr gut. Und es hat eine recht beruhigende Wirkung auf mich habe ich festgestellt. Es bringt mich nach einem Arbeitstag gut runter. Das ist schön.

  • Vom Vater wurde wohl gegen die Mutter gehetzt, die ja verstorben ist. Aber es scheint da eine gewisse Schuld zu bestehen, die der Sohn im Kloster nun begleichen soll.

    :gruebel Ich bin mir nicht sicher, ob die Mutter wirklich verstorben ist - mir schien es eher auf "böswilliges Verlassen" hinzudeuten. Vielleicht ist sie mit einem Liebhaber davon - das würde mir die "Schuld" erklären, die nun ihr Sohn im Kloster abbüßen soll.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Ich habe mir gefragt, in welcher Zeit eigentlich die Handlung spielt? Ich kann es gar nicht so genau zuordnen. Oder vielleicht habe ich es überlesen? Die Geschichte könnte in der heutigen Zeit angesiedelt sein, aber auch gut 500 Jahre früher. Es wirkt so zeitlos und ein wenig märchenhaft. Das gefällt mir.

    :thumbup: Ja, die ganze geschilderte Atmosphäre in dem Kloster hat etwas zeitloses.

    Die Anreise von Goldmund und seinem Vater mit dem Pferd deutet auf eine vormotorisierte Epoche hin. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • :gruebel Ich bin mir nicht sicher, ob die Mutter wirklich verstorben ist - mir schien es eher auf "böswilliges Verlassen" hinzudeuten. Vielleicht ist sie mit einem Liebhaber davon - das würde mir die "Schuld" erklären, die nun ihr Sohn im Kloster abbüßen soll.

    Stimmt. Als ich das schrieb, war ich noch nicht am Ende des Abschnitts und hatte es einfach mal angenommen, da Goldmund sagte er habe keine Mutter. Aber das Verhalten des Vaters ist ziemlich eindeutig.

  • Ich habe beschlossen, das Hörbuch abzubrechen. So schön Gert Heidenreich auch liest, aber ich glaube, das Buch ist nichts (mehr) für mich. Mich nervt die Sprache zunehmend und auch die Darstellung des Männlichen als die reine, wissenschaftliche Liebe gegenüber der weiblichen, leidenschaftlichen Form ist mir einfach zu sehr schwarz-weiß. Darauf habe ich keine Lust. Ich mag es lieber differenzierter.

  • Ich habe mir gefragt, in welcher Zeit eigentlich die Handlung spielt? Ich kann es gar nicht so genau zuordnen. Oder vielleicht habe ich es überlesen? Die Geschichte könnte in der heutigen Zeit angesiedelt sein, aber auch gut 500 Jahre früher. Es wirkt so zeitlos und ein wenig märchenhaft.Das gefällt mir.

    Das Ende des Abschnitts, als Glühwein und Rhabarber als Medizin verordnet wird, deutet darauf hin, dass die ganze Handlung schon weit zurückliegt. Das scheinen mir doch sehr mittelalterliche Methoden zu sein.


    Was Goldmunds Vater betrifft: Narziß fragt sich, ob er wirklich Goldmunds Vater sei.

    Da bin ich gespannt. Mit seiner Fähigkeit zu "Gesichten" kommt Narziß vielleicht der Wahrheit näher als andere.


    Ich wundere mich über die Namensgebung. Unter einem Narzissten stelle ich mir einen selbstverliebten Menschen vor. Auch wenn Narziß sich seiner großen Talente bewusst ist und manchmal auch gegen Hochmut zu kämpfen hat, würde ich ihn nicht so bezeichnen.

    Und warum heißt Goldmund Goldmund? Ich stelle mir darunter einen Menschen vor, der eine sehr schöne, fließende, bildliche Sprache hat. Hesse erwähnt aber nichts dergleichen. Oder geht es nur um rein äußere Merkmale?