'Trümmerkind' - Seiten 084 - 156

  • Die Geschichte um Agnes und ihre Kinder gefällt mir auch am besten. Als ihr Mann Gustav auftaucht hält die Freude sich erstmal in Grenzen. Nachvollziehbar, denn die Familie muss erstmal zusammen finden. Wiebke kennt ihren Vater nicht, nur Hanno freut sich sehr. Agnes muss sich erstmal wieder an ihren Mann gewöhnen, der sich durch den Krieg verändert hat.


    Isabells Tod fand ich schrecklich. Die armen Kinder! Erst verlieren sie ihren Vater - und dann auch noch die Mutter. Für Clara ist dies auch nicht einfach, da sie ohne ihren Vater alleine für die Familie handeln muss.


    Clara und Anna haben auch keine einfache Geschichte. Ich kann nicht verstehen, warum Clara Anna so behandelt. Sie erzählt nicht von den Kindern und auch sonst ist sie sehr verschwiegen, was ihre Vergangenheit angeht. Ich bin neugierig, was dahinter steckt..:gruebel

  • Ganz zum Schluss gibt es dann doch die erste Querverbindung. Der Name des Architekten, der den Gutshof der Familie Annas umbauen will und die Fotos hat, ist Joost Dietz!

    Oh! Danke für diesen doch sehr wertvollen Hinweis!!! Ich gestehe, ich lese immer gnadenlos über Namen hinweg und so wäre mir das voll und ganz entgangen. Das ist sicher noch wichtig!

    Die Stelle, an der von den Großgrundbesitzern die Rede ist, denen nicht Mal meine Anklage gelesen wurde und die nach Russland verschickt wurden, habe ich mir auch markiert, weil sie mich sehr gestört hat. Auch noch sage nicht, dass sie das verdient hätten, aber unschuldig waren sie auch nicht, auch wenn sie nicht selbst die Waffe in der Hand hatten. Vielleicht genug davon.

    Aber mögliches Unrecht mit Unrecht zu vergelten kann doch nicht die Lösung sein! Vor allem auch, da jeder Mensch das Recht hat, auf seine individuelle "Schuld" zu schauen und nicht aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit verurteilt zu werden!


    In Kapitel 16 (Gespräch von Anna mit ihrer Mutter) hat sich mir die Frage aufgedrängt, inwieweit Kinder die Vergangenheit ihrer Eltern wissen dürfen/sollen/müssen. Natürlich beeinfussen diese Erlebnisse indirekt auch Anna, vor allem dadurch, wie ihre Mutter mit ihr umgeht. Aber hat sie deswegen das Recht, "alles" über das Leben ihrer Mutter vor ihrer Geburt zu erfahren? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und bin gespannt auf eure Meinungen.

    Das hab ich mir auch gedacht. Und Agnes hat diese Gedanken auch, nur schiebt sie sie beiseite, weil sie gerade auf die Möglichkeiten, die ihr durch Peters Beziehungen geboten werden nicht ablehnen kann und will. Für mich in einer solchen Lage durchaus nachvollziehbar. Sie kann froh sein, dass Hanno nicht diesen Weg geht.

    Ich finde es auch nachvollziehbar, wobei es sicher nicht "richtig" ist. Meiner Meinung nach handeln alle Protagonisten im Graubereich und nicht immer richtig oder falsch - das gefällt mir!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Aber hat sie deswegen das Recht, "alles" über das Leben ihrer Mutter vor ihrer Geburt zu erfahren? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und bin gespannt auf eure Meinungen.

    Warum sollten Kinder das Recht dazu haben? Dann hätten Eltern ja umgekehrt auch eine Auskunftspflicht. Das geht aus meiner Sicht alles viel zu weit. Jeder sollte doch selbst bestimmen, was und wie viel er über sein Leben berichtet.

  • Warum sollten Kinder das Recht dazu haben? Dann hätten Eltern ja umgekehrt auch eine Auskunftspflicht. Das geht aus meiner Sicht alles viel zu weit. Jeder sollte doch selbst bestimmen, was und wie viel er über sein Leben berichtet.

    Das sehe ich auch so!

    Eltern müssen auch das Recht haben, Schatten ihrer Vergangenheit, über die sie nicht sprechen möchten, für sich zu behalten! Man mag sich doch nicht vor seinen Kindern demontieren. Wenn man sich von Schritten, die man in seinem Leben gegangen ist, distanzieren möchte, dann muss man das dürfen! Vor sich selbst kann man da allerdings nicht davon laufen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

  • Das sehe ich auch so!

    Eltern müssen auch das Recht haben, Schatten ihrer Vergangenheit, über die sie nicht sprechen möchten, für sich zu behalten! Man mag sich doch nicht vor seinen Kindern demontieren. Wenn man sich von Schritten, die man in seinem Leben gegangen ist, distanzieren möchte, dann muss man das dürfen! Vor sich selbst kann man da allerdings nicht davon laufen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

    Da gebe ich euch im Prinzip Recht, aber hier in der Geschichte war es so, dass die Vergangenheit der Mutter prägend für Anna gewesen ist. Sie hat ihre unbewältigten Dämonen,( um es mal pathetisch auszudrücken :grin), auf ihre Tochter übertragen und deren Leben stark beeinflusst. Unter anderem wohl auch ihre Beziehungsfähigkeit.

    Und von daher hat Anna hier in diesem speziellen Fall für mich durchaus das Recht über diese Vergangenheit Bescheid zu wissen. In meinen Augen ist es für sie wichtig - z.B. um diesen "grauen Hund" in die Schranken zu weisen ;).

  • Warum sollten Kinder das Recht dazu haben? Dann hätten Eltern ja umgekehrt auch eine Auskunftspflicht. Das geht aus meiner Sicht alles viel zu weit. Jeder sollte doch selbst bestimmen, was und wie viel er über sein Leben berichtet.

    Ich sehe das auch so. Jeder hat ein Recht, Dinge aus seinem Leben für sich zu behalten. Manchmal schützt es auch die Kinder, wenn Erlebnisse verschwiegen werden.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich sehe das wie Lumos, Kinder haben kein Recht darauf jeden dunklen Fleck in der Vergangenheit ihrer Eltern zu kennen, aber die sollten dafür sorgen, dass ihre eigene Vergangenheit nicht auch noch ihre Kinder belastet.

    Danke für eure Antworten. Lumos : du stellst die zwei Seiten sehr gut dar. Mittlerweile bin ich auch der Ansicht, dass trotzdem Kinder kein Recht auf die Vergangenheit ihrer Eltern/Vorfahren haben, auch wenn sie indirekt dadurch betroffen sind. Vielmehr kann ich mich der "Forderung" von Zwergin anschließend, wobei das natürlich ganz, ganz schwer umzusetzen ist. Vieles davon läuft ja im Unbewussten ab.


    Ich gestehe es Annas Mutter zu, dass sie nicht absichtlich ihre Empfindungen auf ihre Tochter überträgt. Sie kann halt auch nicht aus ihrer Haut. Solche Konstellationen gibt es immer wieder, wer "schuld" daran hat, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich täte beiden eine Therapie gut - zur Abgrenzung und zur Aufarbeitung.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021



  • Ich gestehe es Annas Mutter zu, dass sie nicht absichtlich ihre Empfindungen auf ihre Tochter überträgt. Sie kann halt auch nicht aus ihrer Haut. Solche Konstellationen gibt es immer wieder, wer "schuld" daran hat, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich täte beiden eine Therapie gut - zur Abgrenzung und zur Aufarbeitung.

    Ich denke auch nicht, dass Annas Mutter sich absichtlich so verhält.

    Dass sie bemerkt, dass sie alleine m it ihrer Vergangenheit nicht klarkommt und sich Hilfe holt, um auch ihrer Tochter zu helfen, wäre eben die Idealvorstellung und leider unwahrscheinlich.

  • Sch..., ist ja viel zu früh für diesen Beitrag.

    Ich hab mal schnell einen Spoiler gesetzt,

    bitte nur lesen, wenn du das Buch schon beendet hast!!!