Beiträge von B.Linzel

    Derzeit scheint es nur Reclam-Hefte zu geben.


    Zum Inhalt: "Freiheit in Krähwinkel" wurde 1848 geschrieben, während des kurzen zensurfreien Zeitraums in Österreich. Durchaus mit Hintergedanken bringt der Journalist und Freiheitsverfechter Ultra dem noch immer in dumpfer Reaktion verharrenden Krähwinkel die Revolution ("wir haben sogar Gedankenfreiheit g'habt, insofern wir die Gedanken bei uns behalten haben. Es war nämlich für die Gedanken eine Art Hundsverordnung. Man hat's haben dürfen, aber am Schnürl führen"). Beißende Satire! Noch immer gültige Betrachtungen zur Ungleichheit in der Gesellschaft! Einerseits.
    In erster Linie ist das Ganze aber eine Posse. Die Freiheit dienert sich an, in diesem sagenhaften Nest, ich bin so frei. Alles wird zerredet und ins Chaos gekalauert. Der Ultra ist manchmal ein verkleideter Russe; der "Revolutionär" eine verliebte junge Frau, die nicht erkannt werden will. Es geht drunter und drüber, es gibt Verwechslungen, Testament-Ärger, und irgendwie steht über allem wieder einmal Nestroys lebenslanger Wahlspruch: "Lachen soll das Volk".


    Der Autor wurde in "Der Zerrissene" vorgestellt.



    Was will er uns sagen? Zunächst einmal: gar nix. Unterhalten will er. Es geht ihm - allem Anschein zum Trotz - nicht darum, etwas zu verändern. Er glaubt nämlich nicht daran, dass sich irgendetwas - und schon gar nicht der Mensch selbst - wirklich ändern kann. Und so dient seine Satire allein der Unterhaltung des Publikums und der eigenen Sprachbesessenheit. Eine Außenwirkung ist möglich, aber eben nicht das eigentliche Ziel.
    Natürlich haben einige seiner bösen, kleinen Spitzen anderen später gute Dienste geleistet: "Es is' übrigens bei keinem Hund noch entdeckt, was er denkt, wann er d'Hand seines Schläggebers schleckt"; "Nur der geistlose Mensch kann den Harm übersehen, der überall durch die fadenscheinige Gemütlichkeit durchblickt". Oder auch "Na, sein S' so gut und wer'n S' noch empfindlich auch! Ein armer Mensch darf nix empfinden als den Hunger, und für den woll'n wir heute sorgen." Nestroy zeigt immer wieder, wie dumm und wie brutal die Reichen sind, indem er sie laut aussprechen lässt, was sie denken - diese Reichen sind nun mal ganz besonders dankbare Satireopfer. Wenn er sich aber auf ein Ziel eingeschossen hat, hält er bereits nach einem anderen Ausschau, dem er sich bei nächstbester Gelegenheit widmet. Selbst im Revolutionsstück "Freiheit in Krähwinkel" steht Kloster- und Kirchenkritik mindestens gleichberechigt neben dem Bekenntnis zum liberal-bürgerlichen Aufstand. Das während der Märzrevolution aufgeführte "Freiheit in Krähwinkel" fällt über die Reaktionäre her, "Lady und Schneider", nach dem Einmarsch der Kaiserlichen, mit derselben Vehemenz über die Revolutionäre. Mit Opportunismus hat das wenig bis nichts zu tun; es entsprach der Stimmung in Wien und Nestroys Tendenz zu eben jener politischen Gesinnungslosigkeit, die ihm seine Feinde damals unterstellt haben. Allenfalls gewisse bürgerliche Ablehnung des Adels lässt sich erkennen, und Konsequenz, wo es um zutiefst Menschliches geht, auch um Schuld, um das Mitfühlen und Mitleiden mit dem Volk, für das er schrieb. Und doch triumphiert schlussendlich immer wieder das Satirische, das Groteske.


    Wer sich durch eine ganze Reihe seiner Stücke grinst und lacht, weiß, warum all die Nestroy-Vermerke in den Polizeiakten niemals ein "Tendenztheater" oder umstürzlerische Umtriebe melden. Dass er beinahe unablässig Ärger mit den Behörden hatte, ist nicht so sehr auf Gesellschaftskritik zurückzuführen, als viel vielmehr auf seine Hanswurst-Rolle, die so gar nicht zum biedermeierlichen Takt- und Schicklichkeitsgefühl passen wollte. Seine Weiberwirschaft, die Zoten, die Blasphemien, die vor allem wurden ihm übel genommen. Solche Dinge entstanden oft spontan. Das - verbotene - Improvisieren auf der Bühne hat Nestroy immer wieder Geld- und Haftstrafen eingetragen, war aber in erster Linie Ausdruck seiner Sprachbesessenheit. Denn die Sprache ist der einzige gemeinsame Nenner seiner "Ausfälle".
    Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Abkehr vom Volkstheater, das damals schon bewusst bodenständig, kleinbürgerlich und sehr, sehr moralisch gehalten war, ist in Wirklichkeit eine Rückbesinnung auf dessen Wurzeln, die sehr stark von Satire und Ironie geprägt waren.
    Die in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts immer noch nachklingende Barock-Tradition garantierte ihm einen letzten Rest der alten Narrenfreiheit und sorgte dafür, dass er, der in gewisser Weise ein Volksheld war, am Hof ebenfalls respektiert wurde. Auch das Wien-Element, das typisch Österreichische mag eine Rolle gespielt haben. Im protestantisch-deutschen Berlin wäre Nestroy wohl nicht denkbar gewesen.
    An so vielen Stellen seiner Stücke zeigt Nestroy, wie unerträglich ihm die Seelensprache seiner Zeit ist, die er nur als Grundlage für seine Parodien braucht. "Schmachtträne", "Wallungsbusen" etc. haben mit empfindsamer Liebe aber auch gar nichts mehr zu tun. Sie machen einfach Spaß. Wie die "millionärrische Gewinnvermehrungspassion" oder der "Nixdavorkönner". Er ist ein Spaßmacher - man möge sich nur einmal seinen Lumpazivagabundus anschauen. Der Mann hat die Sprache, den Wort- und Zitatenschatz Wiens auf Jahre, Jahrzehnte hinaus verändert. Und wer ihn liest, wer ihn lieben lernt, wird ihn unweigerlich ebenfalls zitieren.
    Nostalgie für den Vormärz, so hat mal jemand geschrieben, macht heute aus Nestroy eine mythische Figur, über die er selbst sich wohl kringelig gelacht hätte.


    (Vergebliche Suche nach einer Reclam-Alternative; ein schönes Buch in der Hand zu halten, ist ein sinnliches Vergnügen. Aber besser Reclam als gar keinen Nestroy)

    Nestroy ist einfach der Größte! Und der "Zerrissene" eines seiner besten Stücke. Auch, weil er mit den heute peinlich bis unerträglich wirkenden Gefühlsergüssen seiner zeitgenössischen Kollegen so gar nichts anzufangen wusste.
    :heuldoch :heuldoch :heuldoch
    Wenn es richtig rührend wird, bewegend, geht es bei Nestroy betont sachlich zur Sache. Kathi, das Bauernmädel, erklärt dem Lips ihre Liebe nicht mit blumigen Beteuerungen, sondern mit einem schlichten: "Ich nehm' all Ihr bares Geld, verkauf' Ihre Häuser, Ihre Güter und petschier das Ganze ein einen großmächtigen Brief, den schick ich Ihnen nach, dass es Ihnen recht gut geht im Ausland - das ist mein Plan".
    :konfus :konfus :konfus
    Die ernsten Passagen sind da, weil's ohne sie nun mal nicht funktioniert.
    Auch die buchstäblich biedermeierlichen Schlüsse sind denkbar knapp gehalten - der Narr hat seine Schuldigkeit getan; der Rest ist Routine.
    :narrenkappe :lacht :narrenkappe
    In den witzigen Passagen aber ist er ganz der legendäre Sprachkünstler. Wenn der Schlosser von seinem amourösen Debakel erzählt, beschreibt er seine Holde als eine Wäscherin mit "reiner, schneeblühweißgewasch'nen Seele" - und wer Nestroy kennt, weiß in etwa, wie er sich die Dame vorzustellen hat. Die Lust an der Parodie zeigt sich bereits bei den Namen, wenn etwa besagter Schlosser Gluthammer heißt, oder der Justitiar Staubmann. Und erst die Wortspiele: "Er ist öfers in Equipagen zu mir kommen; zu einer unerfahrenen Person gefahren kommen, ist das sicherste Verfahren, ihr Herz in Gefahr zu bringen".
    Im "Zerrissenen" geht's nicht mal ansatzweise um Zerrissenheit und das Ringen um Identität: Herr von Lips, der Zerrissene, beschließt schließlich schon ganz früh im Stück, dass er die Nächstbeste heiraten wird, genauer: die erste Frau, die ihm über den Weg läuft. Und schon ist er mittendrin in einer ausgewachsenen Posse. Er, der reiche Unternehmer, findet sich irgendwann als Knecht wieder und hat weder Zeit noch Lust, weiterhin zerrissen zu sein. Hadern is' nich': Hunger, Angst, Zorn, Eifersucht, Liebe, das treibt ihn jetzt um. Diese Rolle hat sich Nestroy auf den Leib geschrieben: "Sehn'S, so muss sich der Mensch selbst für ein' Narren halten. Glauben Sie mir, das ist eine schöne und nicht so leichte Kunst. Um andere für einen Narr'n zu halten, braucht man nix als Leut, die einen an Dummheit übertreffen; um aber mit Vorsatz sich selbst für ein' Narren zu halten, muss man sich selbst an G'scheitheit übertreffen".

    Nicht ganz so bescheuert. Auf den ersten Blick. Aber wer sich schon mal ensthaft mit fanatischen Mobilfunkgegnern auseinander gesetzt hat - die ihre Kinder im Keller schlafen lassen und über ihrer Angst tatsächlich todkrank werden - weiß, dass das einer Diskussion über Religion gleichkommt. :yikes
    Eben deshalb sind wissenschaftliche Ansätze, das Thema anzugehen, derzeit von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Und solche Schriften machen alles nur noch viel schlimmer.


    (falscher link)
    ((klappt noch immer nicht))

    Dem Gotteswahn verdanke ich heftigste Auseinandersetzungen und eine einschneidende Veränderung. Ich werde mich künftig ganz entschieden für eine konsequente Trennung von Staat und Religion einsetzen, in jeder Beziehung und in jedem Bereich - nicht zuletzt in den Schulen. So sehr mich das hier bereits angeführte Eifern des Fanatikers Dawkins stört: In dem Punkt hat er einfach die besseren Argumente.
    (Tippfehler)

    Zitat

    Original von beowulf
    Wie schon die alten Lateiner sagten: De gustibus...

    .


    Asterix-Latein taugt nicht für eine smarte Antwort: "So viele Köpfe, so viele Meinungen" ist langweilig. Und ich nehme nicht an, dass Dich "leontes te devorant begeistert??"Schätze, ich muss es bei einem einfachen "Das ist lieb!" belassen - ich hassehassehasse es, wenn jemand an meinen Lieblingsbüchern herumkrittelt.

    Nach all den begeisterten Besprechungen hier hab ich mich wirklich auf das Kind gefreut. Ja, der Mann kann schreiben. Es gibt Ausnahme-Elemente wie die Kontaktaufnahme in Pädophilen-Kreisen; würde mich schon sehr interessieren, ob er sich das aus den Fingern gesaugt hat. Und die allerletzte Wendung habe ich wirklich nicht kommen sehen, eine Riesen-Überraschung also. Trotzdem: Dass sich immer wieder die Ereignisse überschlagen, wie der Held selbst, macht noch keinen erstklassigen Thiller aus. Das Ganze ist bestenfalls Mittelmaß. Und ich bin enttäuscht.

    Beim Stöbern in den Rezensionen hab ich mich eben sehr über den Wörtersee und vor allem über die Zitat-Auswahl gefreut. Und ich musste breit grinsen: In den 90ern, an der Uni Stuttgart, hab ich mir irgendwann klar gemacht, dass ich in der Germanistik praktisch ausschließlich das 18. und 19. Jahrhundert abgegrast hatte, weil mir das Dummgewäsch in den anderen Seminaren derart auf den Senkel ging. Dass ich auch nicht die leiseste Ahnung hatte, wenn es um Zeitgenössisches ging. Also hab ich in einer heldenhaften Geste den allerschlimmsten nur denkbaren Kurs belegt: Die Neue Frankfurter Schule. Das, dachte ich, ist Hardcore-Adorno. Noch mal einen draufgesetzt. Die Todgeweihten grüßen dich - mit welcher Leichenbittermiene bin ich da reingeschlappt! Gleich in den ersten Minuten hat der Dozent einen Nachmittag mit Robert Gernhardt angekündigt. Und ich weiß noch, dass ich ganz tief seufzte: Ausgerechnet. Der Depp heißt wie mein Wörtersee-Held.
    Um es kurz zu machen: Ich bin immer noch unbeleckt von jeglicher Kritischen Theorie. Und ein großer Fan von Gernhardt - wie traurig, dass er so früh sterben musste -, Henscheid und den anderen "Pardon"-Jungs.

    Wahnsinn! Solche Bücher kauft man sich in der gebundenen Ausgabe und hütet sie wie einen Schatz - ich habe mir eben die anderen Amazon-Besprechungen angesehen und kann nicht fassen, dass ich nie davon gehört habe. Das kriegt der Liebste zum Geburtstag.

    Er hat als Kind Demütigung und Zurückweisung erlebt, dann das Warschauer Ghetto überlebt - den Hunger, die Angst, herzbrechendes Leiden. 1943 die Flucht und eineinhalbjähriges Versteckspiel, im Wissen, dass die ihm bekannte Welt untergegangen war. Er hat eine wunderbare Frau getroffen und geheiratet, Teofila, die in den schlimmsten Stunden an seiner Seite war, und der die schönste Liebeserklärung zu verdanken ist, von der ich je gehört habe. Er lebte und arbeitete im kommunistischen Polen, kam Ende der 50er in die BRD und wurde zum bekanntesten deutschen Literaturkritiker, bewundert und gehasst gleichermaßen; was er aus der Zeitungsgeschichte und der deutschen Literaturszene der Nachkriegsjahrzehnte nicht weiß, lohnt sich kaum zu wissen. Die Stationen im Leben von Marcel Reich-Ranicki sind bekannt - wie wenig all das über ihn selbst aussagt, weiß man erst, seit er seine Lebensgeschichte veröffentlicht hat.



    Informationen über den Autor zu geben, ist müßig - die gibt er selbst, in reichem Maß.


    Eine der besten, wenn nicht die beste Biografie, die ich kenne. So viele höchst lebhafte Szenen sind mir in Erinnerung geblieben und vor allem anderen Reich-Ranickis Liebe zur Literatur, die in diesem Leben über allem zu stehen scheint. Selten habe ich so viele wunderbare Zitate entdeckt oder wiedergefunden (und abgeschrieben)
    "Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide // Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, // Und ringsumher liegt schöne grüne Weide.."
    Der weitaus größte und schönste Teil widmet sich den frühen Jahren. Aber der Rest ist auch nicht zu verachten. Von Freundschaft, die zerbricht, ist da zu lesen, manchmal auch von Abneigung, die immer da war und im Laufe der Jahre nur noch stärker geworden ist: Joachim Fest darf sich glücklich schätzen; andere werden hingemetzelt. Die Begegnung mit Albert Speer, die Auseinandersetzung mit Martin Walser - das IST Geschichte. Auf knapp 600 Seiten finden sich zudem Thomas Bernhard, Golo Mann, Wolfgang Koeppen, Nelly Sachs, Ulrike Meinhof und viele andere, wie man sie wohl noch nirgends fand. Boshafte kleine Betrachtungen zu Adorno und Canetti, zu Fassbinder insbesondere, machen einfach Spaß.
    Wie immer scheinbar unbeleckt von Selbstzweifel, aber eben doch auch als Hadernder präsentiert er sich. Als einer, der sein Leben aus vollen Zügen genießt, eben weil er auch die ganz dunklen Stunden kennt. Sein Leben fasziniert. Begeisternd aber ist seine Liebe zur Sprache und zur Literatur, die aus jeder Seite, aus jeder Zeile spricht und fast von Anfang an und allen Widerständen zum Trotz untrennbar mit dem"Literaturpapst" verbunden ist. Ich sehe ihn jetzt mit anderen Augen.

    Danke für die vier geschlossenen Türen. Dem Feld-Wald-Wiesen-Technikdepp als solchem ist so etwas ja nicht klar - ich hätte kotzen können, als ich zunächst gelesen hab, dass auch unsere Verfassungsrichter einknicken.
    Wie es jetzt aussieht, sind Formulierungen wie die "konkrete Gefährdung" "überragend wichtiger Rechtsgüter wie Menschenleben oder Bestand des Staates" zwar schweinemäßig schwammig, mit der notwendigen Zustimmung eines Richters und anderem wurden aber wohl doch einige wichtige Hürden installiert. Es wird dann Missbrauch geben, doch der ist zumindest kontrolliert. Wir sind mittlerweile ja schon für die kleinen Dinge dankbar.


    Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass wir mit Diskussionen rund um "potentielle Gefährder" und die "Verhältnismäßigkeit" von Menschenwürde (WO-ZUM-TEUFEL-SIND-WIR-DENN???) die einzige Waffe aus der Hand geben, die uns langfristig in der Auseinandersetzung mit totalitären Systemen bestehen lässt: Unsere Verfassung. Unsere Rechtsstaatlichkeit.


    Ein drittes JA zu veränderten Welt: Kann sich noch jemand an die weinenden Menschen überall auf der Welt erinnern, als die Türme fielen? An muslimische Führer, die (natürlich medienwirksam aber immerhin) anboten, Blut zu spenden? Der Krieg gegen den Terror hat den Terror in weiten Teilen der Welt salonfähig gemacht. Auch wenn unser Innenminister seinen Job, dieses Land zu schützen, ernst nimmt: Er schadet mehr, als er nützt. Zumindest unsere Verfassungsrichter sollten es besser wissen.

    Ich hab mich nicht getäuscht: Es waren tatsächlich Operation Amazonas und Mission Arktis, die mich schon vor Jahren verblüfft und fasziniert haben - die ich dann aber nicht mehr finden konnte.
    Das sind so gar nicht die Bücher, die mir normalerweise gefallen. Eben deshalb kommt von mir höchstes Lob: Mehr gut verpackte Action geht einfach nicht. Wie armselig sind da die Thriller-Versuche, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
    Ach ja, die "Robben" nehme ich zurück. Es waren Seelöwen. ???
    Weil ich nicht warten kann, bis ich am 3.3. die Feuermönche ausleihen kann, hab ich mir eben "Im Dreieck des Drachen" gekauft.

    Sie haben nichts, aber auch gar nichts gemeinsam, diese vier Italienreisenden des Jahres 1957. Da gibt es eine dauerhustende Opernsängerin, Delia, die sich von ihrer unglücklich verheirateten Freundin begleiten lässt; beide sind jung, schön, glamourös. Wie aus einer anderen Welt wirkt da die alternde Krimiautorin Marjorjie mit ihrer Schreibblockade, den Schreien in ihrem Kopf und einem Alltag voller Traurigkeit, Verlust und existentieller Armut. Der Atomwissenschaftler George droht an seiner Schuld zu zerbrechen, und ein amerikanischer Bankier führt ein Leben, das ein bisschen zu glatt ist, um keine Fragen aufzwerfen. Sie kennen einander nicht, und vor allem: Keiner hat je von Beatrice Malaspina gehört, die sie in ihrem Testament bedacht hat. Dieses Erbe ist mit einer Bedingung verknüpft: Sie alle müssen sich in der Villa Dante einfinden. Und alle, einer nach dem anderen, treffen sie ein. Der junge Bankier, Lucius, ist offenbar einfach nur neugierig, die anderen treibt - in der einen oder anderen Abstufung - Verzweiflung.
    Wer zum Teufel war diese alte Dame, wie nur konnte sie so viel in Erfahrung bringen über die großen und kleinen Geheimnisse ihrer Gäste? Über ihre Albträume, die sie kaum sich selbst eingestehen? So viele Rätsel, und lange Zeit keine Lösungen, nur eine verwirrende Spurensuche mit immer neuen wundersamen Entdeckungen. Etwa ein Turm, der zunächst nichts anderes ist als Stein gewordene Erinnerung an schmerzlichste Momente. Und natürlich die Villa selbst und der Garten, der sie umgibt und der beinahe vom ersten Moment an verzaubert - die neuen Bewohner aber auch die Leser. In dieser Umgebung ist alles möglich, Freundschaft, die große Liebe und vielleicht sogar Heilung für Wunden, die sich nie schließen wollten.


    Elizabeth Edmondson hat bereits unter dem Namen Elizabeth Pewsey veröffentlicht und mit "Lady Helenas Geheimnis" einen großen Erfolg gefeiert. Sie lebt in England und in Italien gleichermaßen, ist Ehefrau und Mutter.

    Eine gute und gut erzählte Geschichte, die in Erinnerung bleibt. Ein Charakter dieses Buches hat uns eine halbe Nacht lang die alte Frage diskutieren lassen, ob es "das Böse" an sich gibt und wenn ja, wie es zu bekämpfen ist. Hat mir wirklich gefallen, auch wenn es nicht viel mehr ist als ein Mittelmeer-Märchen.

    Kann mich gar nicht mehr so genau erinnern, wann es wirklich blöd wurde, ganz sicher aber bei den letzten Bänden, die ich nur noch quergelesen und irgendwann abgebrochen habe. Da geht's nicht um Erotik, sicher nicht, nur darum, dass die Frau anfängt, für ihre gesamte Umwelt zur Belastung zu werden, mit unkontrollierten Gefühlsausbrüchen, mit einer auf die Spitze getriebenen Mädchen-Koketterie: Ich muss heulen, kreischen, zähneklappern, ich kann gar nichts tun, weil ich nämlich ein blödes Mädchen bin, um das sich gefälligst jeder zu kümmern hat. Bin wirklich gespannt was Du zum Beispiel zu dieser Geschichte im alten Schloss sagen wirst ... Band 5 oder so..

    Höre zum allerersten Mal von Rollins.. klingt richtigrichtig gut. Werde mir das jetzt sofort beschaffen!


    :lupe :lupe


    Eben war ich im Online-Katalog meiner Lieblings-Bücherei und siehe da: Natürlich kenne ich den Autor. Die Inhaltsangabe der anderen Titel ist völlig unbrauchbar, im Arktisband ist nur von verbotenen Experimenten in einer vergessenen Forschungsstation die Rede, im Amazonas-Buch von der Suche nach einem Heilmittel. Aber wenn's da um Atombomben und irre Robben und Massaker und gigantische Panther und noch viel mehr Luft-weg-bleib-Zeug geht, waren das die durchgeknalltesten aber eben auch spannendsten Action-Feuerwerke überhaupt. Nicht enden wollende Groschenromane im besten Sinn.
    Jetzt freu ich mich noch viel mehr auf die Feuermönche, die leider derzeit verliehen sind .. spätestens am 3. März hab ich sie aber.
    (Tippfehler)

    Die Sevenwaters-Fortsetzungen sind alle (ganz) gut; gekauft habe ich sie aber nur, weil mich diese Brennnesseln spinnende Schwanenschwester derart verzaubert hat. Was danach kam, ist einfach ordentliche Unterhaltung. Höre jetzt zum ersten Mal, dass es da noch weitere Serien gibt, die ich in jedem Fall ausleihen werde; vielleicht führt mich das ja wieder zu einem Glückstopf.