Wer die Nachtigall stört von Harper Lee

  • Ja das stimmt, das Buch ist sehr "langsam" :-)
    Als ich es las, war es gerade richtig, dass das Buch bzw. die Geschichte nicht so schnell geschah. Ich konnte in aller Ruhe alles verfolgen und mich in der Geschichte einfinden. Dennoch war ich höchst gespannt, wie es ausgehen wird. Denn Rassismus zu früheren Zeiten wie auch heute interessiert mich sehr, da ich es schlimm finde wie manche Einstellungen von Menschen sind. Und ich fand das Buch auch wirklich gerade weil es so ruhig von statten geht sehr angenehm zu lesen. Man wurde nicht nur mit der Kindheit der beiden konfrontiert, sondern auch mit dem Rassismus der damals an der Tagesordnung war. Manchmal war ich so vertieft in die Erlebnisse der Kinder, dass mir der Rassismus kaum auffiel. Doch im Nachhinein wurde er mir umso klarer.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Dieses Buch zählt auch zu meinen Top-Ten. Ich bekam es als Jugendliche geschenkt und fand es so langweilig, dass ich es bei der ersten Lektüre abbrach.


    Doch als mir dann etwa ein Jahr später der Lesestoff ausging, habe ich es mir wieder vorgenommen und war vom Buch begeistert.


    Die Verfilmung mit Gregory Peck fand ich zwar gut, doch kommt sie für mich nicht an das Buch heran.
    Die Spannung und Dramatik, die das Buch u.a. daraus bezieht, dass alles aus der Sicht des Kindes geschildert wird, das einiges nur beschreibt und nicht ganz versteht, kommt im Film m.M. nach nicht so gut rüber.


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Ich hab das genau andersherum empfunden. Dass Scout im Buch als Erwachsene beschreibt, wie sie es als Kind erlebt hat. Aber eben jetzt zusätzlich mit dem Verständnis einer Erwachsenen, was im Film nicht so herüberkommt.


    Also, insgesamt hat mir das Buch auch besser gefallen, obwohl ich Gregory Peck toll find, aber Scout im Film hat mich ehrlich gesagt ein bisschen genervt.

  • Meine Meinung:
    Eine wunderbar warmherzige Geschichte über Toleranz und Gerechtigkeit, erzählt aus der Sicht der siebenjährigen Jean Louise Fink, die mit ihrem Vater, dem Rechtsanwalt Atticus Fink, ihrem Bruder Jem und ihrer Haushälterin Calpurnia in einem kleinen Ort in den Südstaaten der 30er Jahre ihre Kindheit verbringt. In einer Zeit von Intoleranz und Vorurteilen erzieht Atticus seine Kinder zu Verständnis, Menschlichkeit und Güte, auch denen gegenüber, die dies selbst nicht leben. Eine Geschichte, die ohne erhobenen Zeigefinger, aber eindringlich und doch mit der Leichtigkeit der kindlichen Faszination erzählt wird und vielleicht gerade deshalb den Leser so berührt. Von mir volle Punktzahl! :anbet

  • ..ich habe das Buch im Juni gelesen und kann es wie meine Vorgänger nur empfehlen. Den Film kenne ich (noch) nicht - kommt aber sicher irgendwann mal !


    Das Buch war mal eine Empfehlung von J. Rowling und ich hab's mal auf meine Liste gesetzt. Mein Besuch in der Bücherei ist es mir dann in die Hände gefallen.


    Die Geschichte wird langsam erzählt und ich bin immer wieder erstaunt wie grausam Menschen zu anderen Rassen sein können, wie überheblich sich Weiße aufführen - und das dies alles damals fast völlig normal war !


    ..kurz gesagt - einfach lesen und staunen.

  • Ich habe dieses wunderbare Buch in kürzester Zeit ausgelesen. In einfachem Erzählstil aus der Sicht eines aufgeweckten klugen Mädchens mit seiner vorurteilsfreien Naivität (im positiven Sinne) wird eine Bestandaufnahme der Gesellschaft der amerikanischen Südstaaten in den 30-er Jahren abgegeben. Die Vorurteile gegenüber den Schwarzen, die Scheinheiligkeit und Überheblichkeit der Weißen und der Kampf einiger wenigen (an der Figur des Atticus) für eine bessere Welt.


    Besonders die Figur des Atticus hat es mir sehr angetan. Trotz aller Widrigkeiten steht er zu seinen Werten, kämpft für die Rechte der Schwarzen und für gleiche Behandlung und versucht v.a. seinen Kindern auf sehr eindrucksvolle und vorbildliche Weise, diese Werte zu vermitteln.


    Auch der Film ist absolut empfehlenswert, erstklassige Besetzung, das Buch wurde sehr gut umgesetzt, wenn auch nicht alle Details klarerweise aufgenommen werden konnten. Doch die Botschaft des Buches - Toleranz, Nächstenliebe, Umgang mit Vorurteilen, etc. kommt auch im Film sehr gut herüber.


    Von mir die volle Punkteanzahl!

  • Nachdem ich einige Anlaufzeit benötigte, um dieses wunderbare Buch zu lesen, hat es noch länger gedauert, ehe ich meine Gedanken dazu ordentlich niedergeschrieben habe.


    Meine Meinung
    Jean Louis Finch, von allen nur Scout genannt, lebt in einem kleinen Städtchen in Alabama mit ihrem Vater, Atticus, einem Anwalt, ihrem Bruder Jem und der Haushälterin Cal. Harper Lee erzählt die Geschichte der Familie, die zugleich die Geschichte und Charakteristik dieses kleinen Ortes ist, über 2 Jahre hinweg. Auf die anfangs heile Welt fällt ein dunkler Schatten als Atticus Finch die Verteidigung eines Schwarzen übernimmt. Die vorher geachtete Familie wird gemieden, beschimpft und bedroht. Aber immer versucht der Vater, den Kindern den Blick für die wahren humanitären Werte zu öffnen und zu schärfen.
    Harper Lee hat in ihrem Buch am Gewissen der Menschen gerüttelt. Dadurch, dass im Roman ein anfangs 7-jähriges Mädchen erzählt, findet man an keiner Stelle einen erhobenen Zeigefinger, es fehlt alles Belehrende. Der jungen Erzählerin ist es auch geschuldet, dass Harper Lee eine bewusst einfache Sprache als Stilmittel einsetzt. Mit der kindlichen Naivität Scouts wird erfrischend vorurteilsfrei ein Bild der Südstaaten in den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gezeichnet. Der Rassenhass, die Vorurteile gegenüber den Farbigen, die Arroganz, die Ignoranz und die Überheblichkeit der Weißen werden treffend in Szene gesetzt. Und dann gibt es doch den Fels in der Brandung, Atticus Finch, der Gutmensch, der den Kampf um Gerechtigkeit nicht aufgibt. Mit der Figur des Atticus Finch hatte ich über geraume Zeit beim Lesen ein Problem. Er war mir zu gut, ohne jeden Makel, ohne Ecken und Kanten, aber nie farblos beschrieben. Wie schon gesagt, er war der gute Mensch. Als ich aber erkannte, dass er seine Kämpfe im tiefsten Inneren ausficht, hatte ich mit ihm meinen Frieden geschlossen.
    Das Buch endet auf eine ganz besondere Weise. Bewegend. Erschütternd. Ich habe das Buch beendet und gedacht, schade, davon könnte ich noch mehr lesen. Aber leider ist dies der einzige Roman von Harper Lee.


    Harper Lee hat mit „Wer die Nachtigall stört.“ einen Roman geschrieben, der bereits ein Millionenpublikum begeistert hat und ich hoffe, dass dieses Buch noch vielen Lesergenerationen den gleichen Leseguss wie mir beschert. Es ist von solcher Aktualität geprägt, dass man darüber schon erschrecken kann. Denn zwischen der Handlung und unserem Heute liegen 70 Jahre und die im Buch angesprochenen Denkweisen und Ansichten haben sich bei noch zu vielen bis in unsere Tage gerettet.

  • Dank eurer positiven Rezis habe ich dieses Buch nun auch mal aus meinem Sub gezogen und in 3 Tagen durchgelesen. Eine wunderschöne bewegende Geschichte. Der Anfang erschien mir teilweise auch etwas "langatmig", aber am Ende weiß man, daß dieser lange Vorspann erzählt werden mußte.


    Ich bin echt beeindruckt und werde mir bei Gelegenheit auch mal den Film ansehen. Trägt der Film den gleichen Titel wie das Buch?

  • Der Film ist sehr sehenswert. Leider ist sind ja wirklich gute Buchverfilmungen ziemlich selten. :-(


    Gregory Peck mit einer ausgezeichneten Leistung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Corinna


    Für die er - verdientermaßen! - den Oscar bekam! :-)


    Ja, vielleicht, oder auch nicht: denn weil ER den Oscar bekam, musste Peter O'Toole fuer seine Rolle in Laurence of Arabia leer ausgehen!!!


    Das war wirklich mal ein Jahr mit mehr als guten Filmen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Endlich endlich hab ich es geschafft mir das Buch zu Gemuete zu fuehren UND es auch zu Ende zu lesen. Letzteres war gar nicht so einfach, weil das Buch doch nicht gerade in einem berauschenden Tempo geschrieben ist. Die vielen Beschreibungen sind nicht so ganz mein Fall. Die Wende kam fuer mich am Ende des 9. Kapitels (ca. S. 100 der englischen Ausgabe). Der letzte Satz brachte mich wirklich zum Nachdenken und ab dann zog mich das Buch in seinen Bann. Und der Schluss hat mich dann vollkommen ueberzeugt, weil dann endlich alle Faeden schluessig zusammen laufen.


    Das Buch ist viel mehr als die Beschreibung des Rassenhasses der Suedstaatler. Der englische Originaltitel "To Kill a Mockingbird" ist da auch wesentlich deutlicher als die harmlosere deutsche Uebersetzung. Ist aber in diesem Fall auch schwierig, weil es um einen feststehenden Ausdruck geht: damit ist eine der groessten Suenden gemeint - die Unschuldigen zu zerstoeren. Die Nachtigall steht fuer viele Unschuldige in diesem Buch, nicht nur der zu Unrecht angeklagte Schwarze, den Atticus Fink verteidigt (Fink ist uebrigens im englischen auch ein Vogel!).


    Mir hat zum besseren Verstaendnis des Buches eine gute Webseite geholfen (gefunden als external link im Wikipedia Artikel), die einige dieser Themen gut verdeutlicht, vor allem unter "Analysis of Major Characters' und "Themes, Motifs & Symbols".


    http://www.sparknotes.com/lit/mocking/


    Fazit: "To Kill a Mockingbird" ist zu Recht ein Klassiker der englischen Literatur, wenn auch stellenweise arg schleppend zu lesen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Wow..ich fand es überhaupt nicht schleppend oder schleichend oder langsam zu lesen. Scout erzählt die Geschichte wunderbar, und ich fand diese Mischung - federleichte Kindheitserlebnisse verwoben mit der vorurteilsbehafteten Mentalität einer typischen Kleinstadt in Alabama - sehr beeindruckend und nachhaltig prägend.
    Es beginnt eher leise und zurückhaltend, macht aber dennoch Eindruck und ungefähr ab der Hälfte prasseln die Ereignisse nur so hernieder und ich hatte mehr als einmal einen ziemlichen Kloß im Hals.
    Definitiv ein Buch mit Wirkung... von mir zehn Punkte.

  • To Kill a Mockingbird bzw. Wer die Nachtigall stört ist wirklich eines meiner Lieblingsbücher. Ich habe es schon zwei Mal gelesen und davon einmal auf englisch und ich könnte es noch einige Male lesen.


    Ich hab sogar meine Buchvorstellung für Englisch darüber geschrieben und die Klasse war so begeistert davon, dass meine Lehrerin es als Klassenlektüre für das kommende Schuljahr vorgeschlagen hat.


    Die Verfilmung mit Gregory Peck finde ich sehr schön, aber natürlich kommt sie nicht ganz ans Buch ran.

  • das erste Mal hab ich davon im letzten Jahr im Englisch Unterricht gehört; gelesen habe ich es nícht. Vor ca 2 Wochen hab ich es endlich bekommen (danke MagnaMater :knuddel1) und hab es gerade abgeschlossen.
    Überhaupt vn Boo bin ich begeistert :grin


    den Film habe ich (noch) nicht gesehen, hoff spielen sie ihn bald im Fernseher...
    Ein wirklich tolles Buch, das man nur weiterempfehlen kann!!!

  • Der Roman wird aus der Sicht von Scou Finch erzählt, die ihr Leben, den Alltag und auch die moralischen Aspekte der Geschichte eben aus der Sicht des Kindes betrachtet. Moral, Rassenhass und Toleranz sind auch die Grundthemen, die sich durch das Buch ziehen und die Anwaltskinder auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleiten. Harper Lee schreibt dabei sehr lebendig, sie lässt den Leser eintauchen in jene Zeit in den Südstaaten. Dabei erhebt sie nicht belehrend den Zeigefinger, sondern lässt die moralischen Aspekte einfach still in die Story einfließen, mit dem Effekt, dass das Buch ganz laut nachhallt. Da es aus der Sichtweise des Kindes erzählt wird, ist es auch sehr flüssig und sprachlich "einfach" zu lesen - Lee drückt mit einer ganz schlichten Erzählweise so viel aus, wie es komplizierte philosophische Werke oft auf einer Mehrzahl an Seiten nicht schaffen.


    Abgesehen davon möchte ich noch anmerken, dass ich sowohl das Cover als auch den Titel sehr gelungen finde.

  • Ich hab das Buch auch gerade erst gelesen und bin völlig begeistert. Das Buch ist zwar 50 Jahre alt, doch ich denke, dass vieles auf die heutige Zeit umzumünzen ist. Manche Figuren sind zwar überzeichnet dargestellt, doch das dient meiner Meinung nach der Verdeutlichung und ist einfach passend.


    Ein Buch, was noch lange in mir nachklingen wird.


    Den Film werde ich mir auch noch anschauen, mal sehen, ob er mich ähnlich begeistern kann.


    Von mir 10 Punkte.