Wer die Nachtigall stört von Harper Lee

  • Zitat

    Original von Sausi
    ich habe das als ganz junges Mädchen gelesen und war sehr beeindruckt. Stimmt, ich müsste es mir wieder zulegen.
    Der Film ist auchsehr schön und beeindruckend.


    Den Film habe ich vor vielen Jahren auch gesehen, ich kann mich erinnern dass ich auch sehr beeindruckt war. Das Buch habe ich allerdings nie gelesen, das muss ich wahrscheinlich doch noch nachholen.

  • Jetzt bin ich fertig und es hat sich sehr gelohnt, dieses Buch zu lesen.
    Diese Geschichte von der aufgeweckten, neunjährigen Scout erzählen zu lassen, bringt die Leserin sehr nah an den Alltag in diesem Städtchen.
    In der im guten Sinne unbefangenen Naivität der Kinder fühlte ich mich manchmal ein wenig an Huckleberry Fin erinnert.

  • Ich habe schon viel von dem Buch gehört, mich aber immer gescheut es zu hören oder zu lesen, weil ich den Titel doof fand. Genau wie bei Klappentexten sollte man nicht auf Buchtitel achten. "Wer die Nachtigall stört..." ist ein ganz ganz tolles Buch.


    Scout und Jem wohnen mit ihrem Vater Atticus und der Haushälterin Cal in Monroeville. Während die Kinder von Cal umsorgt und von Atticus zu aufrichtigen und fairen Menschen aufgezogen werden, vertritt Atticus einen Schwarzen, der angeblich eine weiße Frau vergewaltigt haben soll.


    Um ehrlich zu sein, allzu viel passiert in dem Buch nicht. Es ist vielmehr eine Erzählung aus Scouts Sicht, die das Leben in den 1930er Jahren in einem kleinen Ort beschreibt. Zwischendurch geschehen aufregende Dinge, wie z. B. die Gerichtsverhandlung oder irgendwelche Ereignisse, die Scout erlebt. Aber das Buch ist mit so viel Wärme geschrieben, dass der Leser ebenfalls meint, dass Atticus alles weiß und immer weiter helfen kann. Man glaubt, dass Jem einen beschützt und dass Cal immer für einen da ist. Dabei hat die Autorin sich einer kindlichen Sichtweise bedient, denn Scout ist zu Beginn des Buches sechs Jahre alt. Ich hatte ein wenig Bedenken, dass ich mich langweilen werde, aber Scout entdeckt immer wieder Neues, teilt ihre Gedanken zu Menschen und Begebenheiten mit und lässt zwischendrin immer weider ihren Humor aufblitzen.


    Mein Lieblingscharakter war Atticus, weil er einfach so authentisch ist. Er lebt seinen Beruf so aus, wie er sein Leben lebt - mit Herz und Seele. Die Charaktere sind generell sehr ausführlich beschrieben, so dass es mir ganz leicht gefallen ist, immer wieder aufs Neue in das Buch hinein zu hüpfen. Das Buch ist 1960 erschienen und scheint trotz allem noch ganz aktuell zu sein. Es geht um die Diskriminierung von Minderheiten und darum, wie die Familie Finch damit umgeht.


    Die Sprecherin, Eva Mattes, hat jedem Charakter eine eigene Stimme verliehen und reißt einen mit ihrer Interpretation des Geschehens regelrecht mit. Von mir gibt es eine unbedingte Lese- oder Hörempfehlung!

  • Mitte Juli erscheint der "Nachfolgeband", der jedoch früher geschrieben wurde. :wave


    Sensationeller Manuskriptfund - das literarische Ereignis im Sommer 2015


    Harper Lee hat bisher nur einen Roman veröffentlicht, doch dieser hat der US-amerikanischen Schriftstellerin Weltruhm eingebracht: „Wer die Nachtigall stört“, erschienen 1960 und ein Jahr später mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet, ist mit 40 Millionen verkauften Exemplaren und Übersetzungen in mehr als 40 Sprachen eines der meistgelesenen Bücher weltweit. Mit „Gehe hin, stelle einen Wächter“ – zeitlich vor „Wer die Nachtigall stört“ entstanden – erscheint nun das Erstlingswerk. Das Manuskript wurde nie veröffentlicht und galt als verschollen – bis es eine Freundin der inzwischen 89-jährigen Autorin im September 2014 fand.


    In „Gehe hin, stelle einen Wächter“ treffen wir die geliebten Charaktere aus „Wer die Nachtigall stört“ wieder, 20 Jahre später: Eine inzwischen erwachsene Jean Louise Finch, „Scout“, kehrt zurück nach Maycomb und sieht sich in der kleinen Stadt in Alabama, die sie so geprägt hat, mit gesellschaftspolitischen Problemen konfrontiert, die nicht zuletzt auch ihr Verhältnis zu ihrem Vater Atticus infrage stellen.


    Ein Roman über die turbulenten Ereignisse im Amerika der 1950er-Jahre, der zugleich ein faszinierend neues Licht auf den Klassiker wirft. Bewegend, humorvoll und überwältigend – ein Roman, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht.

  • Wenn Ihr hier alle so begeistert seid - ich hab das Buch mal gebraucht bestellt und gebe ihm eine Chance.


    Ich kenne bisher nur den Film - und den find ich schrecklich. Ich hatte einen Film über Rassismus erwartet. Aber stattdessen passiert irgendwie fast gar nichts, außer dass Kinder ihre Kindheit erleben. Schreckliche Kinder. Scout fand ich im Film furchtbar altklug und einfach nur nervtötend. Der hätte ich am liebsten schon nach 2 Minuten den Hals umgedreht :lache Ich hoffe, im Buch ist das anders.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Wenn Ihr hier alle so begeistert seid - ich hab das Buch mal gebraucht bestellt und gebe ihm eine Chance.


    Ich kenne bisher nur den Film - und den find ich schrecklich. Ich hatte einen Film über Rassismus erwartet. Aber stattdessen passiert irgendwie fast gar nichts, außer dass Kinder ihre Kindheit erleben. Schreckliche Kinder. Scout fand ich im Film furchtbar altklug und einfach nur nervtötend. Der hätte ich am liebsten schon nach 2 Minuten den Hals umgedreht :lache Ich hoffe, im Buch ist das anders.


    Den Film kenne ich nicht. Das Buch handelt in einem sehr realen Ort, es treten darin die Autorin selbst als kleines Mädchen auf und ein heute weltbekannter Autor, der ihr Kinderfreund war. Falls jemand neugierig darauf ist, schicke ich die Biografie gern als Wanderbuch. ;-)

  • Seit dem 10. Juli gibt es eine Neuauflage mit einer neueren zeitgemäßen Übersetzung.


    Wie oft habe ich schon von diesem Klassiker gehört, der in vielen amerikanischen Schulen zur Unterrichtslektüre gehört und mir vorgenommen, ihn zu lesen. Nachdem nun als Sommersensation der bisher unveröffentlichte Nachfolger auf veröffentlicht wurde, habe ich das nun endlich getan und die Neuauflage mit einer neuen, zeitgemäßen Übersetzung gelesen.


    Man kann diesen Roman aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und ihm, je nach Betrachtung, einen anderen Namen geben; er kann als Entwicklungsroman der kleinen Erzählerin gesehen werden, als Roman, der sich gegen Vorurteile und Rassenfeindlichkeit wendet, oder aber als eine wunderschöne Beschreibung des Lebens in einem kleinen Städtchen im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts.


    Scout, die Tochter des Anwalts Atticus Finch lebt mit ihrem Bruder Jem und der schwarzen Haushälterin Calpurnia in dem kleinen verschlafenen Südstaaten-Ort Maycomb. Hier gehen die Uhren langsam und Eile scheint den Bewohnern unbekannt. Als Ich-Erzählerin berichtet Scout von ihrem Leben, das alles andere als langweilig ist. Sie beschreibt die Nachbarn und Stadtbewohner aus der Sicht eines Kindes und besonders ihre Probleme mit der Schule und ihre Abneigung, in ein Lehrkonzept gepresst zu werden, sind sehr amüsant. Der Blick auf ihr familiäres Umfeld ist sehr warmherzig und voller Liebe und Bewunderung ihrem Vater Atticus gegenüber, der Jem und sie auf Augenhöhe behandelt. Beide Geschwister halten ihren Vater für einen großen Anwalt und als er eines Tages den Fall eines wegen Vergewaltigung angeklagten Schwarzen übernimmt, sind sie davon überzeugt, dass er den Fall gewinnen wird…


    Es gibt in diesem Roman so viele Dinge, die es zu entdecken gilt. Neben der warmherzigen und liebevollen Art der Erzählung, erlebt man die Unbeschwertheit und die heile Welt einer Kindheit, sieht mit Scouts Augen, was wahre Freundschaft bedeutet und erlebt dann langsam mit, wie sich die Erwachsenen, die sie gut zu kennen meint, plötzlich verändern. Ihr kindlicher Blick auf die Welt und ihr Glaube an die Gerechtigkeit stellen das damalige Rechtssystem bloß und decken seine Schwachstellen und Ungerechtigkeiten auf. Auch die Person ihres Vaters ändert sich unmerklich, obwohl sie es als Erzählerin anfangs überhaupt nicht zu merken scheint.


    Mich hat dieser Erzählstil und der Blick in eine anfangs heile Welt von der ersten Seite an fasziniert. Es tat gut, dieses Buch zu lesen und ich bin froh, Scout und ihre Familie endlich kennengelernt zu haben.


    Da ich das Original nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, wie sehr die angepasste Übersetzung in das Buch eingegriffen hat, allerdings hat es an keiner Stelle irgendwelche Stolpersteine gegeben und sich sehr gut lesen lassen. Vielleicht finden sich ja Leser, die nach dem Original nun noch die Neuauflage lesen und Vergleiche anstellen? Von mir bekommt „Wer die Nachtigall stört“ die volle Punktzahl. Es müsste viel mehr solcher Bücher geben…