'Wenn Martha tanzt' - Seiten 001 - 079

  • Also ich finde die Art, wie Martha Musik sieht, genial. Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Gut, dass sie in Wolfgang jemanden hat, der sie versteht und fördert. Ihr Vater hält sie ja für unmusikalisch. Aber wenigstens unterstützt er ihr Andersein und presst sie nicht in eine Schublade, in die sie nicht passt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass sie mit ihrer "Kunst" und da ja Weimar eine Rolle spielt, ans Bauhaus geht. Womöglich ist das, was da versteigert werden soll, ein unentdecktes Zeugnis aus der Zeit.

    Als die Zeichen der Musik, wie sie sie sieht, erklärt werden, hatte ich direkt ein Werk von Kandinsky vor Augen. Das hätte gut dazu gepasst.

  • Der Abschnitt in Pommern hat mir auch sehr gut gefallen. Ein etwas ungewöhnlicher Erzählstil ist es zwar aber inhaltlich hochinteressant und sehr liebevoll und teilweise sehr witzig geschrieben. Der Vater ist äußerst tolerant und lässt seiner Martha alles durchgehen. Er lächelt und schweigt an den richtigen Stellen.


    45 Millionen Dollar (oder Euro?) hätte ich auch gerne. Ich sollte auch mal alle alten Rucksäcke durchwühlen.

  • Offenbar kennt sich der Autor gut mit Synästhesie aus. Selten habe ich diese besondere Form der Wahrnehmung so "nachfühlbar" geschildert bekommen.


    xexos, ich bin mal sehr gespannt, was genau da einen solchen materiellen Wert hat.


    Gestolpert bin ich über die Bemerkung des Erzählers auf Seite 12: "Ich stamme aus ganz normalen Verhältnissen.......Zugegeben, möglicherweise wäre ein bisschen mehr Glanz in Sachen Herkunft nicht schlecht..."

    Davon träumen offenbar viele, die sich mit ihren Altvorderen beschäftigen.

  • Ich habe den Abschnitt auch beendet und fühle mich unterhalten. Wenn ihr mit dem Bauhaus richtig liegt, dann finde ich die Geschichte vielleicht auch interessant. Im Moment finde ich alles - Aufbau der Geschichte, Sprache und Figurenzeichung etwas.... einfach. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Martha hatte ganz offensichtlich Glück, in so eine einfühlsame und liebevolle Umgebung mit vielfältigen Einflüssen geboren zu werden. So etwas war in dieser Zeit nicht selbstverständlich.

    Und das alles ist wunderschön beschrieben.

    Das hat sie wirklich. Mein Opa wurde 1903 geboren, also der gleiche Zeitraum. Seine Eltern waren auch erstaunlich tolerant und erlaubten immerhin neben dem Chemiestudium auch ein Philosophiestudium. Aber er war ja auch ein Junge und Einzelkind. Er stammte auch aus Pommern, aber liebevoll waren seine Eltern eher nicht.

    In einer Reortage über das Bauhaus anlässlich des Jubiläums habe ich gesehen, dass dort Frauen durchaus eine Chance gegeben wurde. Allerdings nur so lange, bis sie nicht besser waren als ihre männlichen Kollegen. Dann wurden sie in die Stoffabteilung abgeschoben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Martha hatte ganz offensichtlich Glück, in so eine einfühlsame und liebevolle Umgebung mit vielfältigen Einflüssen geboren zu werden. So etwas war in dieser Zeit nicht selbstverständlich.

    Das habe ich mir auch gedacht! Martha muss weder irgendwelchen Erwartungen an eine Nachfolgerin/Erbin, noch eine als Frau bedienen. Mich würde wirklich interessieren, ob das zu dieser Zeit so auch denkbar gewesen wäre oder nur eine Wunschvorstellung ist. Regenfisch : Vielen Dank für deine persönlichen Einblicke dazu - jetzt bleibt nur noch die Frage, ob es für ein Mädchen so auch möglich war. :wave


    Der Abschnitt in Pommern hat mir auch sehr gut gefallen. Ein etwas ungewöhnlicher Erzählstil ist es zwar aber inhaltlich hochinteressant und sehr liebevoll und teilweise sehr witzig geschrieben. Der Vater ist äußerst tolerant und lässt seiner Martha alles durchgehen. Er lächelt und schweigt an den richtigen Stellen.


    45 Millionen Dollar (oder Euro?) hätte ich auch gerne. Ich sollte auch mal alle alten Rucksäcke durchwühlen.

    Der Erzählstil fällt natürlich als erstes auf. Auf der einen Seite gefällt mir diese episodenhafte Erzählart, die auch viel Raum für eigene Bilder lässt; auf der anderen fehlt es mir, mich so richtig in den Text "hineinlegen" zu können. Wenn ihr versteht, was ich meine? Schwierig, in Worte zu fassen. Ich bin gespannt, wie es mir im weiteren Verlauf des Buches damit ergeht.


    Und wer will keine 45 Millionen Dollar? :-]Wobei das natürlich ein Betrag ist, der alle Vorstellungskraft sprengt und ein Leben ganz schön durcheinanderschmeißen würde. Die Frage ist natürlich, in welche Richtung, wobei unser Ich-Erzähler bis jetzt einen ganz bodenständigen Eindruck macht. Anfangs hat mich diese Rahmenhandlung eher gestört, jetzt bin ich neugierig, wer denn die anonyme Käuferin ist, die so viel Geld für Kunst ausgibt.


    Offenbar kennt sich der Autor gut mit Synästhesie aus. Selten habe ich diese besondere Form der Wahrnehmung so "nachfühlbar" geschildert bekommen.

    Ich gesehe, ich wusste nicht mal, dass es für diese Wahrnehmungsform einen Namen und so viel Forschung gibt. Für mich war es eine ganz persönliche Eigenart Marthas. Aber anscheinend doch weiter verbreitet, als vermutet. Finde ich sehr interessant!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Allerdings nur so lange, bis sie nicht besser waren als ihre männlichen Kollegen. Dann wurden sie in die Stoffabteilung abgeschoben.

    Ich weiß nicht richtig viel über Bauhaus, aber genau das habe ich auch schon in diversen Ausstellungen gesehen. Frauen waren gern gesehen als Partnerinnen der Männer, die dann die modernen Häuser mit schönen Stoffen ausstatteten.

    Aber immerhin. Man darf nicht vergessen, wie dominant die Männer damals noch waren und wie wenig Möglichkeiten Frauen hatten.

    Man denke nur an das Lehrerinnen Zölibat, das meines Wissens erst nach dem 2.Weltkrieg aufgehoben wurde.

  • Der Erzählstil fällt natürlich als erstes auf. Auf der einen Seite gefällt mir diese episodenhafte Erzählart, die auch viel Raum für eigene Bilder lässt; auf der anderen fehlt es mir, mich so richtig in den Text "hineinlegen" zu können. Wenn ihr versteht, was ich meine? Schwierig, in Worte zu fassen. Ich bin gespannt, wie es mir im weiteren Verlauf des Buches damit ergeht.

    Ich glaube, ich weiß was Du meinst. Das Buch ist etwas sperrig geschrieben, fast abgehackt. Ich habe mir am Anfang schwer getan, einen Faden zu finden, bzw. einen Rhythmus eine Harmonie. Eben ein Buch zum hineinlegen. Das ist es sicher nicht, und Regenfisch sieht das auch richtig mit der einfachen Sprache. Allerdings hat mich die Beschreibung Marthas mit der Zeit so gefangen genommen, dass ich das ignoriert habe, es fiel nicht mehr so ins Gewicht.

  • So ich habe jetzt den Abschnitt "New York" gelesen, hatte vorher abgebrochen, und freue mich zum einen, dass ich mit der Vermutung bezüglich der Künstler recht hatte. Aber wer ist die geheimnisvolle Dame, die das Buch gekauft hat? Spontan dachte ich an Martha, die ja verschwunden ist, aber das kann altersmäßig nicht sein. Allerdings könnte es durchaus eine Tochter von ihr sein, falls Martha in die USA ausgewandert, oder geflüchtet ist. Wie man weiß, wurde das Bauhaus ja durch die Nazis aufgelöst, die Künstler in alle Welt verstreut. Ich habe den Film und die Doku gesehen, die kam glaube ich in diesem Jahr?

  • Ich hab das Buch ja vor über einem Jahr gelesen, so richtig ist mir die genaue Handlung nicht mehr in Erinnerung. Aber ich mag trotzdem mal in eure Kommentare reinschauen - mir hat das Buch seinerzeit ungemein gefallen (die Ansichten gehen da ja etwas auseinander). Und womöglich kommt die Erinnerung beim Lesen eurer Kommentare auch wieder. :)


    Ich fand die Sprache damals in ihrer Reduziertheit sehr passend für das Thema des Buches. Völlig schnörkellos, genauso wie die klaren Linien, die am Bauhaus verfolgt wurden.


    Offenbar kennt sich der Autor gut mit Synästhesie aus. Selten habe ich diese besondere Form der Wahrnehmung so "nachfühlbar" geschildert bekommen

    Martas synästhetische Wahrnehmung ist mir hingegen noch völlig präsent. Eine einzigartige Eigenart, die ich faszinierend fand.

  • Jetzt muss ich mich auch endlich Mal melden - ich bin aber leider sehr zerknirscht... X/


    Auch nach dem zweiten Anlauf komme ich einfach nicht in dieses Buch hinein. Es liest sich zwar leicht und die "abgehackte" Erzählweise ist nicht so meins. Dennoch denke ich, dass es an mir selber liegt. Ich kann nur nicht genau erklären, warum das so ist. Hier wurde schon erwähnt, dass es keine Geschichte ist, "in die man sich hineinlegen kann" (oder so ähnlich). Möglicherweise ist das genau mein Problem.


    Wie gesagt, habe ich schon zwei Mal angefangen und schaffe es trotzdem nicht in der Geschichte anzukommen. Es bleibt eine unangenehme Distanz, die mir die Freude am Lesen nimmt. Sind meine Gedanken zurzeit zu verschwurbelt? :gruebel

    Es frustriert mich zwar sehr, aber ich glaube, ich muss an dieser Stelle erstmal abbrechen. :(

  • Das ist schade Ayasha aber da kann man nichts machen. Das Buch hat anscheinend eine "gespaltene" Leserschaft. Ich habe jetzt keine Ahnung, was die Fachwelt dazu geschrieben oder gesagt hat. Das wäre mal interessant zu hören, also nicht die amazon Rezensionen. Dann lies lieber etwas, was dir wirklich Freude macht. :knuddel1

  • Ayasha Es bringt ja nichts, sich durch das Buch "zu quälen". Die Schreibweise wird ja nicht "besser", sondern bleibt das ganze Buch über so reduziert. Vielleicht packt es dich ein anderes Mal - oder gar nicht. Wie Findus ja schon schrieb, es ist kein Buch, das jeden ausnahmslos mitreißt.


    Ich wünsche dir viel Spaß bei der Lektüre, die du als nächstes aus dem SuB ziehst!

  • Wie so oft, habe ich es am Wochenende nicht an den PC geschafft, zumindest nicht zum in Ruhe eulen, jetzt aber. :-]


    Mir gefällt der abgehackte Schreibstil sehr gut und obwohl ich weder mit Kunst noch mit klassischer Musik viel anfangen kann, bin ich sehr gut in das Buch reingekommen. Über das Bauhaus weiß ich im Prinzip gar nix, nur dass ich die Architektur schrecklich finde. :lache


    Die Frage warum das Tagebuch so unvorstellbar viel Geld wert ist, ist ja auch geklärt, aber selbst für die Skizzen der "Meister" ist das schon Wahnsinn ...


  • Ich bin zurzeit etwas seltsam drauf - vielleicht brauche ich einfach ein richtiges Wohlfühlbuch.

    Dann solltst du diesem Leseverlangen auch nachgehen, bringt ja nichts, wenn du dich da durchquälst. :knuddel1 Ein Wohlfühlbuch ist es wirklich nicht und der abhackte Schreibstil wird nicht besser. Mich hat er in diesem ersten Abschnitt noch nicht gestört, im zweiten jetzt aber doch. Von daher kann ich dir auch nur raten, das Buch mal beiseitezulegen und lieber was anderes zu lesen.


    Ich fand die Sprache damals in ihrer Reduziertheit sehr passend für das Thema des Buches. Völlig schnörkellos, genauso wie die klaren Linien, die am Bauhaus verfolgt wurden.

    Das ist ein interessanter Gedanke! Die Sprache als "Weiterentwicklung" des Bauhausstils. Reduziert auf das Wesentliche - das kann gut sein!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021