'Die Wahrheit über Metting' - Seiten 287 - Ende

  • Das Buch habe ich gestern beendet und bin sehr froh, es gelesen zu haben.


    Für mich lösen sich die angesprochenen Probleme zufriedenstellend auf. Die geheimnisvolle Erbschaft finde ich genial und Marieluise für eine kluge, herzensgute Oma. Irgendwie erinnert mich das Buch an den Sommerhit, aber es ist schon so viele Jahre her, als ich ihn las.

  • Ich bin jetzt auch durch. Insgesamt gesehen war es ein Lesevergnügen. Sehr schön fand ich, dass Tomás gleich wieder so einen guten Kontakt zu seinen alten Freunden gefunden hat. Etwas enttäuscht war ich über die Darstellung von Filips Mutter, die es mit der Wahrheit nicht so hatte und doch recht manipulierend Geschichten erzählt hat. Was aus ihr geworden ist erfährt man leider auch nicht.


    Die Begegnung mit den Eltern war erwartungsgemäß schwierig für Tomás, aber er hat sich einigermaßen zurückgehalten mit seinen Vorwürfen und seine lange Abwesenheit als Strafe für sie erkannt. Die Mutter hat leider nichts dazugelernt, besonders intelligent und warmherzig war sie ja leider nie. Gut, dass ihr Sohn jetzt die guten Ideen hat und die notwendigen Maßnahmen ergreift, um zu regeln, was geregelt werden kann. Zum Glück hatte er das Druckmittel, um die Exhumierung zu veranlassen und beim Sozialamt zu intervenieren, damit das Pflegeheim wieder einen besseren Ruf bekommt.


    Das mit der Gedichtemaschine war keine große Überraschung für mich. Die Gedichte klangen schon so und die kurze Erwähnung im vorherigen Abschnitt deutete darauf hin.

    Dass es inzwischen so etwas auch im Internet gibt, wundert mich nicht. Man hat ja auch schon Affen an die Schreibmaschine gesetzt oder mit Farbe bewaffnet, um "Kunstwerke" kreieren zu lassen. Als Witz taugt das für mich, aber nicht für etwas ernsthaftes.


    Die angehängten Kurzbeschreibungen der Lebensträume und Geschichten der Heiminsassen hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Viel interessanter hätte ich gefunden, etwas über Herkunft und Leben der Eltern oder Lehrer zu erfahren.


    An eine glückliche Zukunft mit Matti glaube ich nicht so recht. Eher wahrscheinlich ist, dass Tomás später doch noch mit Melina zusammenkommt. Er weiß ihre Tätigkeit doch viel mehr zu würdigen als das was Matti tut.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Aber Melina und Tomás sind sich doch ausdrücklich einig, dass sie nichts als nur Freundschaft verbindet. Als sie sich begegnen und sie den Zettel von damals erwähnt, gibt er ihr die Antwort, die damals und immer noch gültig ist.

    Ob das mit Matti gut geht müssen wir ja nicht wissen, es kann, wenn Tom sich darauf einlässt.

    Er hat in Metting alles erledigt was sein musste um sein Leben in Ordnung zu bringen, nun kann er etwas neues beginnen, ohne jede Altlasten. Und Metting ist nicht so aus der Welt, dass man sich nicht besuchen könnte. Er wird weiter Kontakt halten, sehen wie es dem Vater geht, dem Altenheim unter neuer Führung.

    Aber ohne Verpflichtung und schlechtem Gewissen. Die losen Enden sind verknüpft. Nun kann mit dem Faden gestrickt werden.

  • Ich stricke halt lieber aus dem Gegebenen ein anderes Muster. Tomás hat doch Filip sehr vermisst und keinen anderen Freund wie ihn gefunden. Eher glaube ich, dass er mit ihm nach Darmstadt geht und dort versucht seinen Buchladen zu verwirklichen als dass ich ihn in norwegens Einöde mit Matti sehe. Um das Band mit Filip zu sichern könnte ich mir auch gut vorstellen, dass er sich mit Melina einigt. Aus so einer Freundschaft kann gut mehr entstehen. Matti ist doch eher fremd geblieben und jettet lieber in der Welt herum.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Hallo, Tante Li.


    Eigentlich ist das egal, ob er nun bei Matti bleibt oder ob ihm die Freundschaft wichtiger ist, auf jeden Fall ist es nicht irgendein Ort, der ihn halten wird (siehe Friesmann-Zitat auf Seite 7). Ich finde es sehr schön und ich empfinde es als Kompliment, dass Du Dir über das Fortleben einer fiktiven Figur solche Gedanken machst. Wenn ich mir diese Gedanken mache, dann sehe ich ihn jetzt, da der Faden neu gestrickt werden kann (danke, Findus!), ein Leben ausprobieren, wie er es zuvor eben noch nicht ausprobiert hat, irgendwo am Fjord, möglicherweise als Vater, als Literaturblogger, als jemand, der auf Matti wartet und sich dabei gut fühlt. Der aus sich heraus glücklich existiert - und nicht im Versuch, andere oder die Erinnerung an sie in sich festzuhalten. Ehrlich gesagt - ich weiß es nicht. Ich bin auch jemand, der sehr, sehr viel auf Freundschaft gibt, aber es mag andere Aspekte im Leben geben, die noch wichtiger sind oder sein können. ;)

  • Das mit den Gedichten ging mir ähnlich, allerdings kenne ich Poetron schon länger und habe mich daran erinnert gefühlt. Bei uns im Zoo malt übrigens ein Elefant äußerst erfolgreich Bilder.


    Ansonsten weicht meine Erfahrung von deiner ab - ich fand gerade die Lebensträume der Heimbewohner interessant. Über die Lehrer wusste ich alles, was ich wissen muss, das hat mir völlig gereicht.


    Und ich glaube an eine glückliche Zukunft mit Matti - Menschen können ihre Beziehung, wenn sie sich dafür entschieden haben, gemeinsam entwickeln. Melina ist eher sowas wie eine schöne Erinnerung aus der Kindheit - aber die reale Melina hat doch wenig mit der zu tun, die sich der pubertierende Tom ausgemalt hat.

  • Ich stricke halt lieber aus dem Gegebenen ein anderes Muster. Tomás hat doch Filip sehr vermisst und keinen anderen Freund wie ihn gefunden. Eher glaube ich, dass er mit ihm nach Darmstadt geht und dort versucht seinen Buchladen zu verwirklichen als dass ich ihn in norwegens Einöde mit Matti sehe. Um das Band mit Filip zu sichern könnte ich mir auch gut vorstellen, dass er sich mit Melina einigt. Aus so einer Freundschaft kann gut mehr entstehen. Matti ist doch eher fremd geblieben und jettet lieber in der Welt herum.


    Ich sehe es so, dass er im Wesentlichen keinen anderen Freund wie Filip gefunden hat, weil er sich da selbst im Weg stand. Und für eine gute Freundschaft muss man nicht in derselben Stadt, nicht einmal im selben Land leben, gerade heute.


    Ich denke, Tom kann auch in der Einöde Norwegens was aus seinem Leben machen. Der Ort ist egal, wenn die Menschen stimmen.

  • Bin jetzt auch durch, später mehr.
    Hier stellvertretend eine (der vielen) Stellen, die ich sehr gelungen finde:

    Meine Mutter bringt Kaffee und stellt ihn auf eine Wiese aus dunkelgrünem Plastikgranulat. Dann steht sie eine Weile schweigend neben mir.

    "Meinst Du wirklich, dass das etwas bringt?"

    "Was kann es schaden, wenn wir es ausprobieren?"

    "Staubsauger und Staubtücher hätte ich auch gehabt."

    "Ich weiß."

    Sie zuckt die Schultern und geht. Ich stehe auf und reiße das Fenster auf.

  • Der Mutter ist es nicht recht, aber sie hat weder die Autorität noch die Kraft dagegen jetzt noch was zu tun. Tom und seine Mutter werden nie mehr ein gutes Verhältnis zueinander haben. Sie dulden sich gegenseitig, mehr aber auch nicht.

  • Der Mutter ist es nicht recht, aber sie hat weder die Autorität noch die Kraft dagegen jetzt noch was zu tun. Tom und seine Mutter werden nie mehr ein gutes Verhältnis zueinander haben. Sie dulden sich gegenseitig, mehr aber auch nicht.


    Es funktioniert für mich ganz anders, aber das ist natürlich persönliches Empfinden und ich finde es schwierig zu erklären, wie ich die Stelle lese, ohne die Magie auszulöschen...

    Es ist eine Szene, die die gesamte Beziehung über all die Jahre zwischen Tom/Vater/Mutter, also im Grunde genommen alles was passiert ist, inkl. dem jetzigen Aufbruch, zu wenigen Worten kondensiert.


    Ich versuche es mal vorsichtig über ein paar Andeutungen:

    Kaffee bringen - assoziiere ich mit einer Beziehung zwischen 2 Menschen, es ist die Mutter, die den Kaffee bringt
    dunkelgrünes Plastik - finde ich sehr steril
    Dann steht sie eine Weile schweigend neben mir - verschweigen, verstecken, nicht kommunizieren
    "Meinst Du wirklich, dass das etwas bringt?" - klingt für mich entmutigend. Ich denke dabei auch an Toms Schullaufbahn.
    "Was kann es schaden, wenn wir es ausprobieren?" - das Leben ist ein Abenteuer, wenn man bereit dazu ist
    "Staubsauger und Staubtücher hätte ich auch gehabt." - Die Mutter hatte jederzeit die Gelegenheit anders zu handeln
    "Ich weiß."
    Sie zuckt die Schultern und geht.
    Ich stehe auf und reiße das Fenster auf. - zum 1. Mal im Leben

    I never predict anything, and I never will. (Paul Gascoigne)

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  • „Wenn man die Dinge nur von einer Seite betrachtet, sieht man nun mal nie das Ganze.“

    Den Satz sollten sich alle Menschen vor Augen führen und verinnerlichen.

    Ich fand das Ende sehr passend. Ein Happy End, das jeden der Betroffenen glücklich macht.
    Ich habe mich sehr gefreut Filip und Melina noch mal zu treffen und zu sehen, was aus ihnen geworden ist.
    Hätte Tomás das Heim übernommen, wäre es irgendwie unrund geworden.


    Das Wichtigste, das ich aus dem Buch gezogen habe ist, dass es auf der Welt gar nicht so schlecht ist, wie viele Leute denken. Wenn man sich selber bemüht und auf andere zugeht und sich deren Seite anhört, ist alles möglich. Auch die Versöhnung mit den Eltern, die einen haben verzweifeln lassen und mit der Heimat, die man nicht liebt.

  • Etwas enttäuscht war ich über die Darstellung von Filips Mutter, die es mit der Wahrheit nicht so hatte und doch recht manipulierend Geschichten erzählt hat. Was aus ihr geworden ist erfährt man leider auch nicht.


    Für mich ist das eher eine der Kernaussagen des Buches: Guck dir beide Seiten an, also auch die vom Vater, um die Wahrheit zu sehen. Denn alle haben ja geglaubt, dass er Melina als Kind auf die heisse Herdplatte gedrückt hat. Die Lüge, sein Aussehen und seine Art haben dazu geführt, dass er zu Unrecht von den anderen verurteilt wurde.

  • Die Ankunft von Tom im Heim ist einfach wunderbar geschrieben.

    Die Mutter hat sich ja schon immer fein gemacht, wenn Pepik Novak ins Heim kam. In dem Moment, in dem Tom seinen Vater das erste Mal sieht, fügen sich da einige Puzzlestücke zusammen. Toms Mutter und Pepik Novak, da war schon damals was. Als Toms Vater es damals Toms Mutter beichtete, wusste die Mutter es offensichtlich schon. Sie wusste aber auch damals schon, dass es Tom war, der es Pepik Novak verraten hatte. Was ihre damalige Reaktion gegenüber Tom noch plausibler macht. (Ein Geheimnis, das nicht wirklich eines war, wie wir aus Marieluises damaliger Reaktion wissen).

    ZIMT und MINZE traue ich sowas von nicht über den Weg. Das ist wie mit Georg Täter, es ist genau das Gegenteil drin, von dem was draufsteht, aber es fehlt mir noch irgendwas, ich übersehe da was. Eine braune Warze alleine reicht da nicht. Hmm, da war diese Sache mit Metting TV.
    "Wenn gleich zwei Vereine in der gleichen Sache unterwegs sind, wird es kein kleines Problem sein."
    Genau so sehe ich das auch! (Und die eingeworfene Schaufensterscheibe des Internetcafes machts auch deutlich).

    Das merkwürdige Restaurant wird zu einem sehr angenehmen, sobald die Aussicht auf Melanie mit Vater und Kind da ist. Melanies Vater bekommt eine zweite Chance auf seine Kinder, mit Thomas als Filip.
    Melanies Brandmal ist verblasst.
    Mojca tut mir leid. Eine solche Lüge ist wie ein Webfehler in einem Teppich, der Fehler wird größer und größer und es wird immer schwieriger ihn zu korrigieren. Ihre positive Energie wird erwähnt, das ist mir eigentlich zu wenig. Sie war für Tom eine wichtige Bezugsperson in seiner Kindheit, mich wundert, dass da so wenig an Reaktion von ihm kommt. Aber es scheint ausgleichende Gerechtigkeit zu sein. Mir hätte es besser gefallen, wenn beide reifer geworden wären und jetzt miteinander auskommen könnten.

    Filip, die Kugelbahn.
    Jede kleinste Änderung ändert den Lauf der Dinge, alles hängt zusammen und alles hat mehrere Seiten.
    Mir fällt auch wieder die Modelleisenbahn mit Schattenbahnhof und Gleisharfe ein.
    Melanie steht für "gelungene Integration" einer Deutschen in Deutschland indem sie Zigeunerin genannt wird. Man gratuliert sich selbst sozusagen zur Diskriminierung.


    Matti führt Tom vor wie die Zeit zerrinnt. Sie kennt ihren Tom wirklich gut...

    Und Melina baut lauter kleine Kunstwerke aus Alltagsmaterial mit ungeheurem Detailreichtum. :)


    Matti und Tom wünsche ich alles Gute. Es klingt nach einem tollen Plan für die beiden.

    Aber ein Geheimnis scheint mir immer noch nicht gelüftet zu sein...

    Diese Reise nach Metting hat mir wirklich sehr viel Freude gemacht.
    Und ich werde sicher wieder dorthin reisen!




    I never predict anything, and I never will. (Paul Gascoigne)

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  • Hier wird wohl Melanie mit Melina verwechselt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando