'Unter ihren Augen' - Seiten 164 - 242

  • Berta und Dorothea haben nicht jedes Unterrichtsfach persönlich abdecken können. Dazu wurden für die Zukunft neue Lehrkräfte eingearbeitet. Die wurden dann aber ganz genau ausgesucht... am besten du stellst mir die Frage noch einmal wenn du das ganze Buch durchgelesen hast dann werde ich etwas ausführlicher darüber berichten können...

    Ich habe es aber auch so verstanden, dass sie Lotte explizit als Nachfolgerin für die Schulleitung im Auge hatte. Sozusagen, wenn sie sich aufs Altenteil begibt. Natürlich unterrichten die Leitungen meist auch, aber nicht jede Lehrkraft ist auch Führungskraft.

  • Im Kapitel 16 wird erzählt, dass Lotte eine Geburtstagskarte und eine selbstgebrannte Marille - passend zur Schnapszahl 33 , so alt wie Berta gerade geworden war, während ihrer Ausbildungszeit bei Berta abgegeben hat. Ausgelernt hat Lotte 1924, also ist Berta 1890 oder 1891 geboren worden, Lotte 1906. Also ist sie etwa 15 Jahre älter als Lotte.

  • Im Kapitel 16 wird erzählt, dass Lotte eine Geburtstagskarte und eine selbstgebrannte Marille - passend zur Schnapszahl 33 , so alt wie Berta gerade geworden war, während ihrer Ausbildungszeit bei Berta abgegeben hat. Ausgelernt hat Lotte 1924, also ist Berta 1890 oder 1891 geboren worden, Lotte 1906. Also ist sie etwa 15 Jahre älter als Lotte.

    Ah ok, das habe ich nicht registriert.:bonk

    Hinsichtlich Lottes Gefühlen finde ich den Unterschied stimmig - allerdings kommt sie mir immer wieder viel älter vor.

    Dass Lotte (erst mal) nur als Lehrerin für die Schule gedacht war, gibt dann auch mehr Sinn. Kam für mich nur nie so rüber. Für mich waren Berthas Überlegungen immer auf ihren Ruhestand (den meinetwegen auch etwas früher als gewöhnlich) bezogen.

  • Ich muss ja sagen, dass mir Berta und Lieselotte langsam auf den Keks gehen mit ihrer Zickerei.

    Berta tut weltoffen und lässt neben sich nichts gelten und Lieselotte lebt, als würde sich die Welt und insbesondere Berta nur um sie drehen.

    Das geht mir beim Lesen auch manchmal so. Aber das finde ich gerade gut an dem Buch, dass die Figuren sich wandeln oder entwickeln, und somit meine Gefühle zu ihnen auch. So ist es ja auch im normalen Leben.

    Lotte könnte etwas zufriedener sein, vor allem mit Erwin, der ja voll und ganz in ihre Schule eingestiegen ist. Das ist nicht selbstverständlich, finde ich.

    Allerdings habe ich auch großes Verständnis für die beiden Frauen. Es muss irrsinnige Anstrengungen gekostet haben, sich zu dieser Zeit in dieser Branche einen Namen aufgebaut zu haben. Da überlässt man niemandem kampflos das Feld. Das macht sicherlich auch härter und unnachgiebiger.

    Ich bin mit einigen freien Künstlern gut bekannt oder befreundet. Auch heute noch ist es ein hart umkämpfter Bereich, immer verbunden mit Existenzängsten.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Lottes Verhältnis zum lesbisch sein finde ich sehr schwierig. Sie lehnt es ab, merkt aber, dass sie selbst dazu tendiert. Und anstatt sich damit auseinander zu setzen leugnet sie alles und zieht sich auf den Stand " Das ist krank" zurück. Sie ist überhaupt nicht bereit sich auch nur ein wenig mit sich selbst zu beschäftigen. Lieber quetscht sie sich selbst in ein Korsett. Was sie im übrigen ja bei ihrer Tante immer belächelt hat

    Ich kann schon verstehen, dass Lotte sich in dieser Beziehung krank fühlt. Auch in meiner Jugend kannte ich durchaus Leute, die dachten, dass Homosexualität eine Krankheit sein und heilbar ist. Auch wurde kaum darüber gesprochen. Ich erinnere mich noch an den Kuss zweier Männer in der Lindenstraße. Das war das erste Mal, dass ich von Homosexualität erfahren habe. Ich glaube also kaum, dass Lotte viel über lesbischen Frauen wusste, außer dem, was hinter versteckter Hand geflüstert wurde. Deshalb gestehe ich ihr schon zu, dass sie nach der Lektüre des Buches "Freundinnen" ihre eigenen Gefühle weit von sich schiebt. Ich glaube, sie hat schlicht und einfach große Angst.

    Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es ganz toll, welche gesellschaftliche Entwicklung in den letzten Jahrzehnten diesbezüglich stattgefunden hat. Meine Kinder wachsen ganz selbstverständlich damit auf, dass es ganz verschiedene Menschen gibt und alle sind richtig und wertvoll, so wie sie sind.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • ICh finde, dass sowohl Lilo (ich finde das viel schöner als Lotte) als auch Berta sich klischee-weiblich verhalten. Das nervt mich zunehmend, was daber nicht heißen soll, dass ich das Buch nicht mag. Ich kann einfach so einen Kleinkrieg zwischen Leuten gar nicht leiden. Aber ohne Kleinkrieg kein Buch ;-) Da "muss" ich dann wohl durch.


    Gleichzeitig finde ich Lottes Angst vor dem Anders sein sehr greifbar. Wie schlimm das sein muss, wenn man nicht man selber sein kann. Vor allem in so wichtigen Dingen wie der Liebe, die einen ja überall im Leben begleitet. Ich kann schon verstehen, dass sie versucht das alles in sich zu verschließen.


    Berta und Doro wurden erwischt :yikes Ich hab es ja kommen sehen... War den Herren das denn gar nicht bewusst? Das müssen sie doch geahnt haben, weil Berta und Doro sich so nahe stehen und sie ja auch oft mit denen unterwegs sind.


    So langsam kommt auch der Krieg in greifbare Nähe. Aus irgend einem Grund, den ich selber nicht vestehen kann, bin ich immer süchtig nach Büchern zu dieser Zeit. Irgendwie ruft es mir wohl vor Augen, dass man jederzeit und überall aufpassen muss, dass es nicht wieder so wird wie damals. Es fing so langsam und kaum merklich an - bis Elsas Vater zum Opfer wird.


    Was meiner Meinung nach Lottes gesamtes Sein ausmachen, sind diese Sätze: "Haltung war eben nicht alles, und der Körper auch nicht einfach nur ein Ding, das man für den Alltagsgebrauch zu stärken hatte." (Seite weiß ich nicht, da E-Book). Dazu passt auch die Beschreibung des russischen Tänzers und generell der Tanzaufführungen. Ich mag Tanzaufführungen gar nicht, aber da wäre ich gerne dabei gewesen.


    Ich liebe die teilweise altertümliche Ausdruckswweise, wie zum Beispiel, dass ihr blümerant vom Sekt (oder was das war) wurde. Das klingt einfach so unglaublich schön.


    Zitat

    Geht mir ähnlich mit den beiden. Deshalb fehlt mir ein wenig die männliche Perspektive. Ich hätte gern die Gedanken der Männer gehört als sie feststellen mussten, dass sie überwiegend Alibifunktion hatten.So geht es mir nicht. Mir fehlen die Männer gar nicht bzw. dass sie nicht im MIttelpunkt stehen. Vor allem, weil es ja grundsätzlich um die Beziehung zwischen Berta und Lotte geht. Was sollte ein Mann da in der "Hauptrolle"? :gruebel:gruebel


    Danke für den Link zum Buch :-)

  • Ich liebe die teilweise altertümliche Ausdruckswweise, wie zum Beispiel, dass ihr blümerant vom Sekt (oder was das war) wurde. Das klingt einfach so unglaublich schön.

    Das fand ich auch schön. Bei den Getränken haben sie doch meist den Markennamen gesagt, dass fand ich ungewöhnlich. Also einen Rilling trinken statt einen Sekt trinken. Oder habe ich das falsch in Erinnerung?

  • So langsam kommt auch der Krieg in greifbare Nähe. Aus irgend einem Grund, den ich selber nicht vestehen kann, bin ich immer süchtig nach Büchern zu dieser Zeit. Irgendwie ruft es mir wohl vor Augen, dass man jederzeit und überall aufpassen muss, dass es nicht wieder so wird wie damals. Es fing so langsam und kaum merklich an - bis Elsas Vater zum Opfer wird.

    Meinst Du hier die Nazi-Zeit oder die Kriegszeit? Erstere war 12 Jahre, letztere 6 Jahre lang. Vor der Olympiade 1936 haben die Nazis noch behauptet Frieden halten zu wollen.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ja, schon, aber das Buch spielt hauptsächlich in der Weimarer Republik, wo die Nationalsozialisten noch eine unter anderen Strömungen war. Ich würde da schon etwas differenzieren.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Mir geht es generell um diese Zeit. Egal, ob Weimarer Republik oder Vor- bzw Nachkriegszeit. Mich fesselt das alles.

    Ich kann Dich gut verstehen:). Ich lese Bücher die in dieser Zeit spielen auch total gerne. Allerdings finde ich die Dinge die damals passiert sind zum Teil auch so schlimm, dass ich nicht zu viele Bücher davon auf einmal lesen kann. Da werde ich sonst manchmal richtig traurig und wütend wegen den ganzen furchtbaren Ereignissen.