'Das zweite Geheimnis' - Seiten 176 - 253

  • Mittlerweile entwickelt sich der Roman zu einer richtigen Spionagegeschichte. Sehr spannend finde ich, dass wir von beiden Seiten erfahren, dass spioniert wird und wie.


    Es ist Wahnsinn, was die Stasi für einen riesigen Aufwand betreibt, um kritische Personen zu entlarven. Die Angst, dass das System bzw. der Staat nicht gut genug ist, um standzuhalten, muss riesig sein.


    Honecker und Brandt haben tatsächlich auch Gemeinsamkeiten. Beide haben im Widerstand gearbeitet, beide sind Frauen gegenüber nicht abgeneigt und suchen Zerstreuung, wie es so schön heißt.


    Mit Hochspannung habe ich das Gespräch zwischen Ria und Jolanthe gelesen. Was für ein Gefühl muss es sein, dass man sich nie sicher sein kann, wer sein Gegenüber wirklich ist? Die beiden Frauen waren sich in den letzten Jahren näher gekommen, jetzt scheinen sie Welten entfernt. Vielleicht vertrauen sie aber auch ihren Gefühlen. Ich habe schon den Eindruck, dass die beiden besonders vertraut miteinander sind.


    Mich erstaunt, dass Ria diesen Sender unter ihren Schuhen nicht findet. Den muss Marga doch in ihrer Wohnung angebracht haben. :gruebel Dort schien mir Ria besonders aufmerksam zu sein.

    Ich bin gespannt, ob Ria ihren Schatten Marga entdeckt.


    Marga ist von Ehrgeiz zerfressen. Eine nützliche Eigenschaft für die Stasi. Könnte es sein, dass Ria irgendwann gegen Guillaume ausgetauscht wird, wenn beide auffliegen? Und würde Ria es dann dieses Mal tun und Annie in der DDR zurück lassen? :gruebel


    Henning ist wirklich mutig. Was hat er auch zu verlieren? Ich wünsche ihm so sehr, dass ihm irgendwie die Flucht gelingt. Nur glauben kann ich es nicht wirklich.


    Ich finde es sehr gelungen, wie du Titus Müller nach und nach die wichtigen Zusammenhänge aus dem ersten Band in den zweiten einpflegst. Das gefällt mir viel besser, als am Anfang des Buches eine Zusammenfassung des Vorgängerbandes zu schreiben. ich finde zum Beispiel die Fahrrad-Geschichte sehr geschickt eingebunden, als Henning über seine Beziehung zu Jolanthe reflektiert.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Hoffentlich fliegt Henning damit nicht auf, dass er in den produktiven Stunden, weniger als andere schafft. Er muss nun wohl etwas produktiver werden und seine GefängnisMauerSpechtTätigkeiten etwas bedächtiger vornehmen. Immerhin geht auf dem Zellengang kein Aufseher auf und ab, der überraschend mal durch eine Klappe in der Tür schafft. Aber gut, dass er seine Fortschritte mit dem Wandschrank verdecken kann. Gefahr ist ja auch, dass er eine andere Zelle als Arbeitsort bekommt. Hoffentlich geht alles gut.


    Mir war unbekannt, dass Willy Brandt als Herbert Frahm zur Welt gekommen ist und den Namen, unter dem er bekannt wurde, neu gewählt hat. Auch für sich ein interessantes Detail und gutes Wissen nebenbei vermittelt.


    Ich staune über die Spionagetechniken und -methoden und es ist toll, darüber zu lesen. Dieses genaue sich gegenseitig Beobachten und auch, dass das junge Paar im Zug, über das Ria nachdenkt, tatsächlich auch für die Stasi arbeiten.

    Als Ria in Abschnitt eins aus dem Gefängnis nachhause zurückkehrt, überprüft sie liegend, ob die dünne Mehlschicht auf dem Fußboden unberührt ist. Dunkel erinnerte ich mich, dass sie im ersten Band diese Angewohnheit sich antrainert hat.


    Ich bin wieder einmal froh, dass meine Familie auf der Westseite gelandet ist und daher weder jemanden bespitzeln mussten, noch ausgespäht wurden. Das war schon eine große Belastung auf der anderen Seite der Grenze und schwelende Gefahr.


    Ich wusste tatsächlich noch, dass Henning in Band eins das Fahrrad seiner Frau einfach verkauft hat und ich daher sehr ärgerlich auf ihn war, denn das Fahrrad bedeutete Jolanthe ihre Freiheit. Ich glaube erst zum Ende des ersten Bandes bekam er eine klitzekleine Sympathie von mir.


    Ria hat zwar Jens klar zu verstehen gegeben, dass sie nichts mehr von ihm will, doch will sie - wie wir wissen- mit dem BND kooperieren, um Jens zu schützen. Aber wie Marga schon angemerkt hat, warum Trennung in der Öffentlichkeit?



    Regenfisch Ich vermute, Marga hat den Sender unter Rias Schuh angebracht, als diese mit ihrem Urlaubsgepäck im Gefängnis weilte.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Marga ist ja wirklich besessen davon Ria zu erwischen, das kann ja noch ganz schön gefährlich werden. Und dann wird sie auf die auf die vermeintlich langweilige Sache, die sich aus der Postgeschichte ergeben hat angesetzt und siehe da, sie ist wieder offiziell an Ria dran….

    Das ist schon ganz schon ganz schön heftig, wie da wirklich mehr oder weniger jedem misstrauisch begegnet wurde. Ich glaube das habe viele echt vergessen, wie es war in einem Staat zu leben, in dem jedes falsche Wort die vermeintliche Freiheit kosten kann.


    Interessant fand ich am Ende die Sache aus Willy Brandts Urlaub. Die Spannungen zwischen den Amerikanern, die ein weiteres zusammenrücken in Europa nicht wollten. Die Spannungen auch in der Nato. Ich fand das auch im Bezug auf die derzeitige Lage sehr spannend, ich denke wir bekommen da trotz der Informationsflut einfach nicht alles mit, was da im Hintergrund besprochen wird und welche Strippen gezogen werden.


    Honecker und Brandt haben tatsächlich auch Gemeinsamkeiten. Beide haben im Widerstand gearbeitet, beide sind Frauen gegenüber nicht abgeneigt und suchen Zerstreuung, wie es so schön heißt.

    Na ja, ich muss aber sagen, dass ich Honecker bei weitem weniger charismatisch als Brandt sehe….Vor allem muss Honecker sich mit Erotikfilmen begnügen, wohingegen Brandt sich in Realität bedient ;-)


    Brandts Darstellung fand ich sehr gut, da wird für mich auch klar, warum er dann auch wirklich zurückgetreten ist, obwohl die SPD das ja gar nicht unbedingt wollte. Er wird sich wohl selbst auch nicht verzeihen haben, auf Guillaume hereingefallen zu sein.



    Hennings Geschichte ist interessant, wie er da eben auch seinen Ausbruch planen kann. Und das auch Jolanthe erst erkennt, dass sie ihren Mann eigentlich liebt, als er dann eben weggesperrt ist. An die Geschichte mit dem Fahrrad im ersten Band konnte ich mich dann auch wieder erinnern.

  • Mir war unbekannt, dass Willy Brandt als Herbert Frahm zur Welt gekommen ist und den Namen, unter dem er bekannt wurde, neu gewählt hat. Auch für sich ein interessantes Detail und gutes Wissen nebenbei vermittelt.

    Das Brandt seinen Namen erst im Exil angenommen hat, war mir bewusst. Guillaume erinnert sich ja auch dran, dass die CDU damit sogar Wahlkampf gemacht hat. Das muss damals echt abgegangen sein, Brandt wurde da ja als Vaterlandsverräter beschimpft, weil er Deutschland eben im dritten Reich verlassen hat und im Widerstand gegen die Nazis war. Da wurde ihm unterstellt, dass er ja gar nicht das beste für Deutschland wollen könnte….

  • Na ja, ich muss aber sagen, dass ich Honecker bei weitem weniger charismatisch als Brandt sehe….Vor allem muss Honecker sich mit Erotikfilmen begnügen, wohingegen Brandt sich in Realität bedient

    Klar ist Brandt charismatischer. Honecker wirkt auf mich immer wie seine eigene Karikatur. Ich habe mir nochmal einen Eindruck im Netz verschafft. Er verblasst eigentlich hinter jedem anderen Politiker. Trotzdem fand ich die Herkunft interessant.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Jetzt, wo Du es erwähnst, fällt mir das mit dem Fahrrad auch wieder ein. Im ersten Band kam Henning wirklich nicht gut weg.

    Warum Trennung in der Öffentlichkeit? Ein Signal für jemanden? Die Stasi? Oder den BND?

    Dass Marga nicht locker lässt, wundert mich schon. Was bringt es ihr persönlich, da sie doch ausdrücklich angewiesen wurde, die Überwachung fallen zu lassen? Es muss mit ihrer Geschichte zu tun haben. Die Szene im Zug war schon wieder extrem spannend. Ich würde ja nie so überlegt handeln können in der Situation. Das zeichnet Ria wohl aus und macht sie zu einer guten Spionin.


    Der Hinweis mit dem Gepäck erscheint mir logisch. Die Wohnung hat ja laut Mehltest keiner betreten.


    Jetzt kommt ja auch raus, warum Henning degradiert wurde. Man merkt daran, wie gefühllos das Regime war und die Grenzsoldaten sollten ebenso gefühllos handeln wie damals die HJ ler, die ihren eigenen Hund umbringen sollten. Einfach unvorstellbar und grausam.

  • Weiterhin fliegen bei mir die Seiten nur so dahin. Ich finde die ganzen Spionagetechniken und Gedanken dazu sehr fesselnd. Gerade auch solche Überlegen, wie in der Poststelle, welche Briefe näher überprüft werden.


    Marga hat sich verbissen und landet nun ganz ungewollt sogar wieder offiziell bei Rias Verfolgung. was sie letztlich antreibt, verstehe ich noch nicht ganz. Interessant fand ich aber ihre Gedanken zu den Frauenrollen. Frauen haben zwar in allen Berufen gearbeitet, aber in den Führungsetagen dann letztlich doch nicht. Da wird die DDR ja oft immer noch als Vorbild angepriesen, was Kinderbetreuung und Arbeitsmöglichkeiten angeht, aber eben doch nur auf der untersten Ebene.


    Sehr interessant finde ich auch die ganzen historischen Persönlichkeiten und Hintergründe. Da bekomme ich richtig Lust mich im Anschluss noch ein wenig mehr einzulesen.

    Ich finde es sehr gelungen, wie du Titus Müller nach und nach die wichtigen Zusammenhänge aus dem ersten Band in den zweiten einpflegst. Das gefällt mir viel besser, als am Anfang des Buches eine Zusammenfassung des Vorgängerbandes zu schreiben.

    :writeDas gefällt mir auch sehr gut! Und dadurch könnte man das Buch auch gut ohne Kenntnis von Teil 1 lesen (auch wenn man dann natürlich wunderbares Lesevergnügen verpassen würde)

  • Wahnsinn was für einen Aufwand die DDR bei der Überwachung ihrer Bürger betrieben hat. War mir natürlich bekannt, aber Titus beschreibt das ganze System sehr eindrucksvoll.

    Klar ist Brandt charismatischer. Honecker wirkt auf mich immer wie seine eigene Karikatur. Ich habe mir nochmal einen Eindruck im Netz verschafft. Er verblasst eigentlich hinter jedem anderen Politiker. Trotzdem fand ich die Herkunft interessant.

    Honecker, genauso wie Ulbricht vor ihm, wirkt wie eine Witzfigur. In einer Demokratie hätten die beiden nicht den Hauch einer Chance gehabt Wahlen zu gewinnen, nicht gegen Typen wie Willi Brandt.

  • Weiterhin fliegen bei mir die Seiten nur so dahin. Ich finde die ganzen Spionagetechniken und Gedanken dazu sehr fesselnd. Gerade auch solche Überlegen, wie in der Poststelle, welche Briefe näher überprüft werden.

    Da kann ich ich wieder nur komplett anschließen: ich finde das Buch mega spannend und ich kann es kaum aus der Hand legen. Diese ganzen Spionagetechniken und Tricks sind für mich total fesselnd zum Lesen.

    Ich fand auch die Szene mit Ria im Zug und Marga als ihre Verfolgerin super spannend. Als Ria in der Toilette versucht hat ein Versteck für ihre Papiere zu finden und dann in sekundenschnelle umschalten musste und alles vernichtet hat, da habe ich echt gedacht sie schafft es nicht mehr rechtzeitig.


    Henning finde ich in diesem zweiten Band total stark. Ich weiß noch, dass ich ihn in dem ersten Buch nicht so besonders mochte. Aber hier erfährt man soviel mehr über ihn, seinen Charakter und seine Gedanken. Und ich finde es wirklich bewundernswert, dass er im Gefängnis seine Mut nicht verliert und versucht einen Ausweg zu finden. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gelingt, auch wenn ich es mir tatsächlich nicht so recht vorstellen kann.


    Ich finde auch die Abschnitte über Willy Brand und Honecker total interessant und ich habe schon wieder einiges Neues über diese Personen erfahren, was mir bisher noch unbekannt war.

    Sehr eindrücklich fand ich auch den Besuch von Honecker in dem Gefängnis. Als er seine alte Zelle sehen möchte und sich dabei Gedanken macht, dass ja jetzt hoffentlich alles viel besser in den Gefängnissen ist als zu seiner Zeit als Insasse. Da kommen ihm dann doch leise Zweifel, die er aber so gut es geht versucht zu ignorieren.. Diese Szenen fand ich ganz stark und sie zeigt Honecker so menschlich.

  • Henning finde ich in diesem zweiten Band total stark. Ich weiß noch, dass ich ihn in dem ersten Buch nicht so besonders mochte. Aber hier erfährt man soviel mehr über ihn, seinen Charakter und seine Gedanken. Und ich finde es wirklich bewundernswert, dass er im Gefängnis seine Mut nicht verliert und versucht einen Ausweg zu finden. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gelingt, auch wenn ich es mir tatsächlich nicht so recht vorstellen kann.

    Das stimmt, mir ging es mit ihm im ersten Band auch so. ER war so kleinkariert und engstirnig. Dass hier nun seine Motive und Gedanken geklärt werden finde ich toll. Man soll eben nie zu früh über einen Menschen urteilen.

  • Ich wusste tatsächlich noch, dass Henning in Band eins das Fahrrad seiner Frau einfach verkauft hat und ich daher sehr ärgerlich auf ihn war, denn das Fahrrad bedeutete Jolanthe ihre Freiheit. Ich glaube erst zum Ende des ersten Bandes bekam er eine klitzekleine Sympathie von mir.

    Diese Aktion fand ich echt ätzend. Und ob Henning sich so wirklich ändern würde, da bin ich unsicher. Er hätte Frau und Kind ja auch zurück gelassen. Das sagt schon auch etwas aus. Schön finde ich aber, dass er so eine komplexe Persönlichkeit ist und es in diesem Buch solche Personen gibt. An denen man sich als Leser auch ein wenig abarbeiten kann.

    Ich frage mich ständig, ob aus Bauzen wirklich mal einer rausgekommen ist durch Flucht. Untersage mir jetzt mal das googeln, um mir nicht die Spannung zu nehmen.


    Die Geschehnisse im Zug waren ja megaspannend. Ist ein richtiger kleiner Krieg zwischen Marga und Ria. Und noch weiß Ria ja nicht, dass Annie involiert wird. Ich hoffe sehr, das Mädel checkt, worauf Marga hinauswill, bevor es zu spät ist. So was kann eine Teenagerseele schwer belasten.


    Interessant finde ich, dass alle möglichen Personen kleine Auftritte bekommen, in denen ihr Handeln beleuchtet wird. Dadurch wird das alles richtig intensiv.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Diese Szenen fand ich ganz stark und sie zeigt Honecker so menschlich.

    Mir war er da fast ZU menschlich. Aus seinem Einfluss hätte er besseres machen können. Aber am Ende hat er sich still und leise davongeschlichen. :(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Sehr eindrücklich fand ich auch den Besuch von Honecker in dem Gefängnis. Als er seine alte Zelle sehen möchte und sich dabei Gedanken macht, dass ja jetzt hoffentlich alles viel besser in den Gefängnissen ist als zu seiner Zeit als Insasse. Da kommen ihm dann doch leise Zweifel, die er aber so gut es geht versucht zu ignorieren.. Diese Szenen fand ich ganz stark und sie zeigt Honecker so menschlich.

    Eindrücklich fand ich Szene auch, aber menschlich fand ich Honecker da gar nicht. So schnell wie er diese kleinen Zweifel wieder abgekürzt hat, habe ich mich gefragt, wie ein Mensch so verbohrt und blind sein kann, dass er es schafft sich einzureden, dass alles in Ordnung ist.

  • Diese Aktion fand ich echt ätzend. Und ob Henning sich so wirklich ändern würde, da bin ich unsicher. Er hätte Frau und Kind ja auch zurück gelassen. Das sagt schon auch etwas aus. Schön finde ich aber, dass er so eine komplexe Persönlichkeit ist und es in diesem Buch solche Personen gibt. An denen man sich als Leser auch ein wenig abarbeiten kann.

    Ich bin so froh, dass ihr euch an ihm abarbeitet und überhaupt offen dafür seid, seine Sicht der Dinge zu erfahren! Das war eine große Sorge von mir, dass die Leser Henning nach Band 1 vollkommen abgeschrieben haben und jetzt das Buch in die Ecke pfeffern und denken: Nicht der!

  • Henning finde ich in diesem zweiten Band total stark. Ich weiß noch, dass ich ihn in dem ersten Buch nicht so besonders mochte. Aber hier erfährt man soviel mehr über ihn, seinen Charakter und seine Gedanken. Und ich finde es wirklich bewundernswert, dass er im Gefängnis seine Mut nicht verliert und versucht einen Ausweg zu finden. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gelingt, auch wenn ich es mir tatsächlich nicht so recht vorstellen kann.

    Ich finde auch, dass Henning in diesem Band die interessanteste Figur ist. In ihm sind so viele Eigenschaften zu entdecken, die ihn mal ganz nah, mal geheimnisvoll, manchmal auch hart zeigen, dann wieder sehr einfühlsam. Das gefällt mir sehr. Teilweise hadere ich mit seinen Entscheidungen, kann aber alle Handlungen nachvollziehen.

    Ich habe viel darüber nachgedacht, was einen Ehemann und Familienvater veranlasst, seine Familie zurückzulassen und letztendlich alles riskiert. Henning musste damit rechnen, dass er seine Kinder und seine Frau nie wieder sehen würde. Oder im schlimmsten Fall musste er sogar mit seinem Tod rechnen. Ich denke, dass der Leidensdruck enorm sein muss, um so eine riskante Flucht zu planen. Es muss ihn so viel Kraft kosten, in und mit dem System zu leben, dass er sonst keinen Ausweg sieht. Ähnlich stelle ich mir den Druck vor, wenn ein Mensch entscheidet, dass er nicht mehr leben möchte.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich bin so froh, dass ihr euch an ihm abarbeitet und überhaupt offen dafür seid, seine Sicht der Dinge zu erfahren! Das war eine große Sorge von mir, dass die Leser Henning nach Band 1 vollkommen abgeschrieben haben und jetzt das Buch in die Ecke pfeffern und denken: Nicht der!

    Richtige Entscheidung! :anbet Mir sind Protagonisten mit Ecken und Kanten viel lieber, als glatte Persönlichkeiten. Ich hadere gerne mal mit den Figuren und schimpfe innerlich mit ihnen, dann berühren sie mich auch. Vor allem mag ich es sehr, wenn ich ins Grübeln komme, wie ich mich wohl an deren Stelle verhalten hätte.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Richtige Entscheidung! :anbet Mir sind Protagonisten mit Ecken und Kanten viel lieber, als glatte Persönlichkeiten. Ich hadere gerne mal mit den Figuren und schimpfe innerlich mit ihnen, dann berühren sie mich auch. Vor allem mag ich es sehr, wenn ich ins Grübeln komme, wie ich mich wohl an deren Stelle verhalten hätte.

    Das ist hochspannend für mich. Nach klassischem Muster rät man uns Autoren, die Protagonisten sympathisch zu machen. Sicher ist das richtig, einem Menschen, den man verabscheut, will man nicht 400 Seiten lang folgen. Aber ich lerne (auch von den Aussagen der anderen hier in der Leserunde), dass der Spielraum größer ist, als ich geglaubt habe.

  • Das ist hochspannend für mich. Nach klassischem Muster rät man uns Autoren, die Protagonisten sympathisch zu machen. Sicher ist das richtig, einem Menschen, den man verabscheut, will man nicht 400 Seiten lang folgen. Aber ich lerne (auch von den Aussagen der anderen hier in der Leserunde), dass der Spielraum größer ist, als ich geglaubt habe.

    Ich schätze Figuren, die facettenreich sind. Egal ob Haupt- oder Nebenfigur, egal ob der Held oder der Gegner(Bösewicht).

    - Darth Vader wurde erst interessant, als man erfuhr, dass er Skywalkers Vater war und als junger Mann von Zweifeln geplagt wurde.

    - König John in Gablés Teufelskrone ist eine meiner Lieblingsfiguren weil er ebenso menschlich und freundlich wie grausam und irre dargestellt wird, einfach genial komplex

    - Mia aus der Fantasy-Reihe Nevernight ist eine gnadelose Meuchelmörderin mit einer schweren Kindheit und viel Herz für die, die sie liebt,

    - oder Scarlett O`Hara aus Vom Winde verweht. Die Frau ist ebenso selbstsüchtig wie vorurteilsbehaftet und arrogant, wie treu, mutig und klug.


    Ich könnte endlos weitermachen.


    Mal ehrlich. Wer den Autoren zu glatt-sympathischen Protas rät, der unterschätzt den durchschnittlichen Leser aber ziemlich.
    Im Gedächtnis bleiben sympathische Protas selten. Und auf Dauer wird so was zunehmend langweilig. Vor allem in Trilogien. Da ist doch genug Raum, um Grautöne und düstere Abgründe einzuarbeiten.;)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)