Ich träumte von einer Bestie - Nina Blazon

  • Ich träumte von einer Bestie - Nina Blazon


    Herausgeber ‏ : ‎ HarperCollins Hardcover (26. September 2023)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 448 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3365003002

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3365003008


    Inhalt (Quelle: Amazon)


    Fleurs Leben ist das Internet. Dieser Ort bietet der Datenforensikerin im Gegensatz zur realen Welt Geborgenheit. Als Fleur die Wohnung ihrer verhassten französischen Großmutter erbt, wird sie mit ihrer ungeklärten Familiengeschichte konfrontiert. Auf den Spuren ihrer Ahnen reist Fleur nach Frankreich in die Auvergne. Dort stößt sie auf ein dunkles Geheimnis, das bis in die Zeit der Aufklärung zurückreicht. Dabei blickt sie auch einer Bestie ins Gesicht, die das Schicksal ihrer Familie seit Generationen überschattet. Nach dieser Begegnung wird Fleur für immer eine andere sein.

    Nina Blazon führt uns nach Frankreich und hin zu einer bekannten Legende: die Bestie des Gévaudan.


    Die Autorin (Quelle: Amazon)


    Nina Blazon, geboren 1969, studierte Slawistik und Germanistik in Würzburg und lehrte einige Jahre als Dozentin an den Universitäten in Tübingen und Saarbrücken. Anschließend absolvierte sie ein Redaktionsvolontariat und schrieb unter anderem für die Süddeutsche und die Stuttgarter Zeitung. Die Autorin lebt in Stuttgart, wo sie auch als freie Journalistin und Trainerin für kreatives und therapeutisches Schreiben arbeitet. Nina Blazon ist Autorin zahlreicher Jugendromane, die mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste standen. Zu ihren großen Erfolgen zählen »Faunblut«, »Totenbraut« und »Der Winter der schwarzen Rosen«. Ihr Roman »Liebten wir« wurde von der Presse hymnisch besprochen.


    Mein Leseeindruck


    Von Nina Blazon habe ich schon andere Bücher gelesen, die mir durchweg sehr gut gefallen haben. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich ihr neues Buch als Rezensionsexemplar bekommen habe. Dies hat mein Urteil aber nicht beeinflusst.


    Das Buch fängt sehr spannend an. Fleur ist Datenforensikerin, allein das schon war ein Punkt, der mich aufhorchen ließ, denn das lässt auf interessante Ermittlungen im Lauf der Geschichte schließen. Und die habe ich auch bekommen, denn Fleur begibt sich auf die Spuren ihrer eigenen Vorfahren, als sie nach dem Tod ihres leiblichen Vaters (von dem sich ihre Mutter schon in Fleurs Kindheit getrennt hatte) ein Haus in Luxemburg erbt - das Haus ihrer verhassten Großmutter väterlicherseits. Fleur leidet schon seit ihrer Kindheit unter Alpträumen, in denen sie von einem Jäger fliegen muss. Sie entschließt sich, zu dem Haus zu fahren, um ihren Erinnerungen und Träumen auf die Spur zu kommen. Fleur wird als eine scheue, zurückgezogen lebende Frau eingeführt und dieser Entschluss zeigt, dass sie auch eine starke Figur sein kann.


    Begleitet wird sie auf der Reise anfänglich von ihrem Halbbruder Max, den ich sofort ins Herz geschlossen habe. Ich hätte gerne mehr von ihm gelesen, denn nach dem Besuch des Hauses in Luxemburg reist Fleur alleine weiter nach Frankreich. Max taucht zwar immer wieder über Textnachrichten auf und bekommt am Ende auch noch eine größere Aufgabe, aber er bleibt eine Randfigur, was ich schade fand, denn in den Gesprächen von Max und Fleur lernte ich eine Familie kennen, die weit weniger heil war, als es am Anfang aussah. So wurde sehr gut dargestellt, was Schweigen und Leugnen in einer Familie anrichtet, auch wenn es "nur zum Besten" (aber für wen?) gedacht war - und dass sich das Schweigen auch in die nächste Generation weiter "vererbt", denn sowohl Max als auch Fleur tragen ihre eigenen Geheimnisse mit sich herum, über die sie erst dann reden, wenn sie auffliegen und es keinen anderen Weg mehr gibt.


    In Frankreich, genauer gesagt, im Gévaudan, kommt Fleur ihren Vorfahren auf die Spur. Hilfe erhält sie dabei vom Polizisten Tomé, der in seiner Freizeit die historischen Tötungsfälle der "Bestie von Gévaudan" untersucht, und von Pierre, einem "Aussteiger" aus Paris. Fleurs Nachforschungen haben sich an dieser Stelle etwas in die Länge gezogen, es gab Passagen, die ich weniger spannend und wenig zielführend fand. Die Autorin lässt in der Geschichte historische Fakten einfließen, was ich sehr interessant fand. Die "Bestie von Gévaudan" und die ihr zugeschriebenen Tötungsfälle gab es tatsächlich.


    Die Auflösung fand ich dann sehr gelungen. Wir erfahren den Grund für Fleurs scheues Verhalten, auch die Familie väterlicherseits erscheint in einem neuen Licht. Fleur hat im Lauf der Geschichte sehr an Stärke und Selbstbewusstsein gewonnen, das war schön zu lesen.


    Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen.


    ASIN/ISBN: 3365003002

  • Homo homini lupus est


    Fleur arbeitet als IT’lerin und säubert das Netz u.a. von Rachepornos. Ihre Dates findet sie via Tinder, das Internet ist ihre Welt. Als sie erfährt, dass ihr leiblicher (französischer) Vater verstorben ist, und dass sie als Erbin eingesetzt wurde, obwohl sie diesen Teil der Familiengeschichte am liebsten vergessen würde, reist sie via Luxemburg nach Frankreich, obwohl ihr geliebter Stiefvater und ihre resolute Mutter dagegen sind. Einzig ihr jüngerer Bruder, der sein FSJ zwecks Selbstfindung gar nicht erst antritt, unterstützt seine Schwester & fährt mit ihr über die Grenze.

    In Frankreich muss sich die junge Frau ihrer traumatischen Vergangenheit stellen und sie stößt auf ein Geheimnis, dass es zu erforschen gilt …

    Die Legende um die Bestie des Gévaudan, der zwischen 1764 und 1767 etwa 100 Menschen unter ungeklärten Umständen zum Opfer fielen, hat mich schon immer fasziniert, der französische Kinokracher „Pakt der Wölfe“ /«Le pacte des loups » aus dem Jahre 2001 gehört zu meinen Lieblingsfilmen. Da ich „Totenbraut“ von Nina Blazon gern gelesen habe, ist auch „Ich träumte von einer Bestie“ sofort auf meine Leseliste gewandert, der Roman ist jedoch nur auf dem ersten Blick ein Fantasy - Schmöker. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Autorin sehr viel recherchiert hat, und ich finde, dass man bei der Lektüre viel lernt, insofern ist es mehr als „schnöde“ Unterhaltung, die Nina Blazon bietet. Nina Blazon tangiert mit ihrer Geschichte aktuelle gesellschaftliche Debatten, ohne allzu „woke“ zu werden. Der gesellschaftskritische Ansatz gefiel mir sehr gut. Ich mochte auch die kulturgeschichtliche Dimension des Romans, auch frankophile und frankophone Leser kommen hier auf ihre Kosten, über das code-switching habe ich mich sehr gefreut, die historischen Besonderheiten Okzitaniens werden auch angesprochen, sehr viele Informationen werden unheimlich leichtfüßig in den Text integriert. Toll ist auch die kleine Märchenkunde, die en passant angesprochen wird. Den Anfang fand ich sehr spannend, ein ruhiger Erzählfluss ist insgesamt vorherrschend. Ungeduldige werden vielleicht einwenden, dass die Geschichte sich zieht wie Kaugummi. Diesen Eindruck hatte ich nicht, da ich stets wissen wollte, wie die Geschichte enden wird, obwohl sich meine ursprüngliche Annahme, Fleur sei eine unzuverlässige Erzählerin, nicht wirklich bestätigt hat. Obwohl ich die Charakterisierung der handelnden Personen im Roman insgesamt spannend fand, war die Protagonistin für mich als Figur nicht ganz stimmig, auch wenn die persönliche Entwicklung Fleurs geschildert wird. Ein bisschen verwundert war ich auch über die Wiederholungen, ich habe schon beim ersten Lesen kapiert, dass die keltischen Feen nicht lieblich, sondern kämpferisch und kratzbürstig sind, die Autorin hätte es nicht mehr als einmal schreiben müssen. Fleurs Stiefvater ist ein ehemaliger Polizist, der ihr aus der Ferne hilft, das Rätsel rund um die Familie zu lösen, und mir war nicht ganz klar, wie dazu die Hauptstadt Sri Lankas – „Colombo“ – passt, die zwei Mal im Text genannt wird, genannt wird auch „Columbo“ (Peter Falk), was Sinn macht. Gegen Ende ist vom „Waschbären – Lock“ statt von einem Look die Rede. Die Autorin hat sich beim Verfassen der Geschichte erkennbar Gedanken gemacht, daher hat der Roman eigentlich ein tadelloses Korrektorat verdient, schließlich wurde er nicht im Selbstverlag publiziert. Die Landschaftsschilderungen und die Beschreibungen von sakralen Objekten sind ganz klasse, ich habe während der Lektüre richtig Lust bekommen, an die Orte zu reisen, die Nina Blazon im Buch beschreibt, auch wenn ich mit manchen Thesen und Ansätzen, die sie literarisch im Buch verarbeitet, nicht konform gehe.


    Fazit: Trotz der genannten Schwächen empfehle ich „Ich träumte von einer Bestie“ zur Lektüre, ich habe das E-Book gerne gelesen.


    4,5/5


    ASIN/ISBN: 3365003002

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Darum geht’s

    Die junge Datenforensikerin Fleur flüchtet sich am liebsten in ihre Arbeit und findet im Internet den gewünschten Abstand zur realen Welt. Als ihr biologischer Vater verstirbt und sie somit das Erbe ihrer verhassten Großmutter antreten soll, muss sie ihr Schneckenhaus verlassen und sich der Vergangenheit ihrer Familie stellen – erst widerwillig, aber dann entfachen einige geheimnisvolle Details Fleurs Neugier und sie macht sich auf, ihrer Familiengeschichte in der französischen Auvergne auf den Grund zu gehen. Dort angekommen, wird Fleur auch immer wieder mit der Legende rund um die Bestie von Gévaudan konfrontiert und sie erkennt, dass sie auch sich selbst zuliebe herausfinden muss, ob es eine Verbindung ihrer Ahnen mit diesem Mythos gegeben hat.


    So fand ich’s

    Aufgrund des Klappentextes und auch angesichts von Nina Blazons früheren Büchern hatte ich mit einer Fantasy-Geschichte gerechnet. Doch dann entwickelte sich der Plot in eine für mich sehr überraschende Richtung. Enttäuscht war ich jedoch nicht – ganz im Gegenteil!


    Zu Beginn lernt der Leser Fleur recht intensiv kennen. Man merkt schnell, dass sie ein ganz besonderer Mensch mit einer sehr zarten und verletzlichen Seele ist, die ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Dennoch konnte ich ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen und hoffte, dass der Verlauf der Geschichte mir dafür Erklärungen liefern würde.


    Auch die anderen Figuren wirkten auf mich sehr real. Die Autorin hat jedenfalls die Charaktereigenschaften sehr eindrücklich ausgearbeitet, so dass ich mir die wichtigsten Personen nicht nur bildlich vorstellen konnte, sondern deren Wesenszüge quasi gespürt habe. Hierzu hat bestimmt auch der intensive Erzählstil dazu beigetragen. Ich habe zumindest immer wenn ich das Buch zur Hand genommen hatte, alles um mich herum vergessen können.


    Die Autorin geizt nicht mit Details und Informationen. Dadurch bin ich kurzzeitig etwas hibbelig geworden, weil ich unbedingt dem Geheimnis auf die Spur kommen wollte. Ich musste mich an der Stelle also noch etwas gedulden. Und trotzdem kam bei mir keine Langeweile auf.


    Außerdem zeugen diese zahlreichen Einzelheiten von einer sehr intensiven und fundierten Recherchearbeit. Auch die Beschreibungen der Landschaften ließen viele Bilder in meinen Gedanken entstehen.


    Wie bereits erwähnt, hatte ich mich auf ein Fantasy-Buch eingestellt und wurde dann von der Richtung, die die Geschichte eingeschlagen hat, sehr überrascht. Doch es hat sich definitiv gelohnt dranzubleiben. Denn Nina Blazon hat hier eine ganz besondere und originelle Mischung aus modernen Figuren, aufwühlender Familiengeschichte und Mythologie geschaffen, die mich sehr gefesselt hat.


    Der Auflösung bin ich selbst nur ein Quäntchen nahegekommen und wurde auch hier nochmals von der Autorin überrascht. Rückblickend ist auch alles in sich schlüssig und meine Fragen, die sich im Verlaufe der Lektüre entwickelt hatten, wurden alle beantwortet.


    So konnte ich das Buch äußerst zufrieden nach packenden Lesestunden zuklappen und empfehle es jedem Lesebegeisterten sehr gerne weiter.

  • Ich habe dieses Buch hier bei den Eulen im Rahmen einer Leserunde gewonnen und gelesen. Vielen Dank dafür, auch an die Autorin für die Begleitung.


    Ich tue mich etwas schwer mit der Rezension, da ich direkt am Anfang der Lr schon etwas enttäuscht wurde, das es kein Fantasybuch ist. Gut, da bin ich selbst dran Schuld, hätte mich ja vorher mehr informieren können ;-) , trotzdem hat es meine Leselust etwas geschmälert und hing mir bis zum Schluß nach.


    Handwerklich TOP,

    toller Schreibstil, ausgereifte Charaktere mit Entwicklung, schönes Setting, viele kleine Details gut recherchiert incl Fun Facts, aber ohne zu tiefgründig und langatmig zu werden

    Schlüssiges Ende- insgesamt eine runde Sache


    Gespannt habe ich mitverfolgt wie Fleur ihre Familienvergangenheit aufdeckt. Einen Teil der Auflösung hatte ich sofort im Kopf,

    so ist das halt wenn es keinen Fantasyanteil gibt ;-), dann bleibt real nicht mehr viel übrig,

    trotzdem fand ich es interessant zu Lesen wie sehr Fleurs Familie und eigenes Leben dadurch beeinflusst wurde und wird und auch wie unterschiedlich die Menschen der verschiedenen Jahrhunderte mit so etwas umgegangen sind.


    Auch wenn es meinen üblichen Lesegeschmack nicht entsprochen hat, gebe ich eine Leseempfehlung und 8/10 Sternen

  • Wenn es eines im literarischen Sektor gibt dem ich nicht widerstehen kann, dann sind es Adaptionen von Märchen und Legenden. Für Erwachsene, möchte ich betonen, also auch gerne düster und tiefgehend. In der Vergangenheit habe ich bereits einige sehr gute Beispiele davon kennen gelernt, wie beispielsweise die Bücher von Daniela Winterfeld, Christina Henry oder Madeline Miller. Ich liebe es mich so richtig in diese Geschichten fallen zu lassen, mich hinwegzuträumen. Meistens haben sie mystische Anklänge oder gehen in den Bereich der Fantasy, einfach der Tatsache geschuldet dass auch Märchen und Legenden meistens einen nicht zu vernachlässigenden übersinnlichen Einschlag haben.

    Das war es also, womit ich auch bei diesem Roman zuerst gerechnet hatte. Dies kann ich auf jeden Fall schon einmal entkräften: Der Roman gehört für mich keinesfalls in das Genre der Fantasy. Obgleich die Autorin sich einige Dinge ausgedacht hat die so nicht existieren, wie sie im Nachwort erklärt, bleiben diese fiktionalen Fakten doch immer ausgerichtet an real existierenden Gegebenheiten. Ich muss zugeben, ganz zu Anfang mochte ich die Protagonistin Fleur nicht leiden. Sie war spröde, bärbeißig und verschlossen und ich bekam keinen rechten Zugang zu ihr. Überhaupt waren die ersten Seiten des Romans für mich eher holprig, wirkten typisch betulich deutsch, wenn auch sprachlich von Beginn an sehr schön zu lesen.

    Aber dann, so nach 50 Seiten, packte es mich. Als im Laufe des Romans auch immer mehr von Fleurs Hintergrund offenbar wurde, machte ich meinen Frieden mit ihrer Art, die im Nachhinein für mich nachvollziehbar wurde und ziemlich gut dazu passte. Ebenso die Art ihrer Familie, bei denen mir zu Anfang nur Bruder und Stiefvater sympathisch waren. Was die äußere Form angeht, so hatte ich einen Roman erwartet wie ich ihn bei solchen Themen kenne: Auf zwei Zeitebenen erzählt. Unter uns, das empfinde ich langsam als wirklich zu Tode geritten, es entlockt mir nur noch ein Schnarchen. Ich hüpfte innerlich vor Freude als ich erkannte, dass die Autorin hier komplett darauf verzichtet- obgleich wir uns natürlich mit der Vergangenheit beschäftigen, uns der Legende von Gévaudan immer weiter annähern, ist die Handlung doch die ganze Zeit in der Gegenwart angesiedelt, was mir SEHR gut gefiel. Und überraschenderweise gelingt es Nina Blazon trotzdem, die Vergangenheit lebendig werden zu lassen.

    Wer wirklich mal ein bißchen Frankreich fühlen will, ist hier gut aufgehoben. Immer wieder werden französische Ortschaften beschrieben, Charaktere erschlossen und die französische Sprache eingestreut. Aber immer wirkte es organisch, nie bemüht oder überhöht, und: Es liest sich, als würde die Autorin die Landschaft des Gévaudan genau kennen. Ich weiß nicht, ob sie dorthin gereist ist, aber ich könnte es mir gut vorstellen, so plastisch ist die Beschreibung, und, wichtig für mich: Der Flair. In dieser Hinsicht war der Roman wie ein Kurzurlaub für mich. Die Handlung selbst entfaltet sich wie eine hübsche Blume, wie es auch Fleur tut, die im Laufe der Geschichte immer mehr über sich selbst herausfindet und ihre eigentlichen Wurzeln erkennt.

    Wenn ich herausstellen müsste was mir in einem Roman am allerwichtigsten ist, so wäre das die Charakterentwicklung. Nichts fesselt mich so sehr wie Charaktere die einen Weg gehen und dabei glaubhaft begleitet werden. Das war es, was ich hier fand: Glaubhafte Charaktere, nachvollziehbare Motive, Entwicklung.

    Für mich war dieser Roman ein absolutes Highlight, ja, das muss ich wirklich sagen. Nachdem ich die ersten paar Seiten hinter mir hatte ließ er mich nicht mehr los, bis ich ihn zuschlug. Ich könnte mir sogar vorstellen ihn nochmal zu lesen, was ich sonst nie tue. Ich spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe die Maximalpunktzahl. Und natürlich werde ich die Autorin weiter im Auge behalten und hoffe innigst, dass es bald wieder etwas von ihr zu lesen geben wird, das so ein Feuerwerk in meinem Kopf entfacht.


    5/5 Eulenpunkten.

  • Fleur ist eine junge Frau, wie am liebsten nicht wahrgenommen wird. In ihrer Wohnung hinter den Computerbildschirmen fühlt sich die Datenforensikerin wohl, denn da kommt ihr niemand zu nahe. Dann erfährt sie, dass ihr leiblicher Vater ihr ein Erbe hinterlassen hat, das Haus ihrer französischen Großmutter. Sie selbst ist unsicher, ob sie das Erbe annehmen soll, ihre Mutter ist absolut dagegen. Doch egal wie sie sich entscheidet, sie muss den Notar aufsuchen und so macht sie sich zusammen mit ihrem Bruder Max auf den Weg. Fleur hat schlimme Erinnerungen an das Haus der Großmutter in Echternach, doch Max bedrängt sie, sich das Haus einmal anzusehen. Dort findet Fleur etwas, dass sie dazu bringt, ihrer Familiengeschichte nachzugehen. Unterwegs trifft sie überall auf die Geschichte der Bestie des Gévaudan.


    Dies ist mein erstes Buch von Nina Blazon, mit dem sie mich vom ersten Moment an gefesselt hat.


    In ihrer jetzigen Familie gibt es ein Thema, über das nicht gesprochen werden darf und das ist Maurice Durand und die Zeit, als Fleurs Mutter mit ihm verheiratet war. Daher weiß auch Max nicht, was wirklich geschehen ist. Doch obwohl er einige Jahre jünger ist als Fleur, hat er immer gespürt, dass da etwas war und daher drängt er Fleur, sich mit ihrem Erbe zu beschäftigen. Für Fleur ist das alles zu traumatisch, doch dann entdeckt sie etwas, das sie dazu bringt, sich mit ihren Vorfahren auseinanderzusetzen. Während sie in Frankreich nach ihren Wurzeln sucht und so einige Entdeckungen macht, muss auch Max herausfinden, wie sein Leben verlaufen soll und fährt dafür nach Berlin.


    In Frankreich begegnet Fleur dem geheimnisvollen und selbstbewussten Tomé und seinen Wölfen. Er hilft ihr bei ihren Nachforschungen und dabei fliegen Funken. Aber da ist auch noch der einfühlsame Pierre, der Fleur zeigt, dass der Wald nicht bedrohlich ist. Fleur will das Geheimnis ergründen, das Irène d’Apcher vor vielen Jahren gehütet hat. Was sie dann herausfindet, verändert ihr Leben grundlegend.


    Eine wundervolle Geschichte, die bis zum Schluss spannend bleibt und einige Überraschungen bietet. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen.


    10/10

  • Ein tolles und überraschendes Buch, das mir großen Lesespaß bereitet hat. Anfangs haderte ich zwar mit dem Titel und die Leseprobe ließ mich in eine völlig falsche Richtung denken (was sich zum Glück nicht bewahrheitete), aber dann war ich sehr schnell drin in der Geschichte von Fleur, die sich auf die Suche nach ihren Vorfahren begibt.


    Das ist zwar grundsätzlich ein bekannter Plot, doch hier war die Suche ungewöhnlich und völlig unvorhersehbar. Das lag zum einen daran, dass sich die Zusammenhänge um Fleurs Vergangenheit erst nach und nach aufdecken, zum anderen aber an den tollen und einzigartigen Protagonisten. Dabei ist zunächst natürlich Fleur selber zu nennen, die als Hauptperson zuerst wenig greifbar ist, etwas spröde erscheint und sich hinter Nicknames und Algorithmen versteckt. Doch auch die vielen Nebenpersonen sind sehr gut gelungen und haben ihren ganz eigenen unverwechselbaren Charakter.


    Gut gefallen haben mir auch die vielen Märchenanspielungen, die sich durch das ganze Buch ziehen. Wie und warum sie zum Buch gehören, sei hier natürlich nicht verraten, nur dass die Auflösung sehr stimmig ist und Fleurs Geschichte wunderbar abrundet. Fleurs Beruf und Leidenschaft drehen sich um soziale Medien und ums Internet. Diese Mischung aus moderner Technik, Märchen und Vergangenheit machen ebenfalls einen großen Reiz des Buches aus.


    Auch sprachlich ist das Buch ein Genuss. Ich konnte so richtig in die Geschichte ein- und darin untertauchen. Bei Fleurs Reise nach Frankreich und ihren Bemühungen, die Geschehnisse der Vergangenheit aufzudecken, war ich hautnah dabei und konnte mir Land und Leute sehr gut vorstellen (auch wenn mir die französischen Städtenamen einiges an Konzentration abverlangten).


    Fazit: Ein überragende Geschichte, die ich sehr gerne weiterempfehle! Ausgezeichnete neun Eulenpunkte (von zehn) und eins meiner diesjährigen Jahreshighlights!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Wenn es ein Roman schafft, mich abseits meiner bevorzugten Genres zu beeindrucken, sagt das schon sehr viel positives aus!


    Ich hasse Romane, in denen die Liebesgeschichte einen zu großen Raum einnehmen und noch weniger mag ich pure Liebesromane. Somit ist "Ich träumte von einer Bestie" ein Buch, das ich kein zweites Mal angesehen hätte, wenn mit jemand knapp den Inhalt erläutert hatte... wenn ich gewusst hätte, wieviel Raum die Liebe in diesem Roman einnimmt. Wie gut, dass ich es vorher nicht wusste.

    Ich bin mit Fleur von Deutschland über Luxemburg nach Frankreich gereist und habe jede Minute genossen.

    Ja, die Liebesgeschichte nimmt viel Raum ein, doch sie hat mich wirklich sehr berührt! Was mich aber wirklich überzeugt hat, war die faszinierende Entwicklung der Protagonistin und ihre Reise zu sich selbst. Was das alles mit der Bestie von Gévaudan zu tun hat, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten... nur so viel sei gesagt: Man lernt viel über die historischen Hintergründe und die Mythen und Sagen, die sich daraus ergeben haben. Auch dieser Aspekt der Geschichte weiß absolut zu überzeugen, die Verbindung zwischen Fleur, ihrer Geschichte und die ihrer Herkunft ist dabei sehr authentisch heraus gearbeitet.

    Die Charaktere sind dabei sehr vielschichtig und interessant beschrieben.


    Fazit: Ich träumte von einer Bestie hat es tatsächlich geschafft, dass ich einen Roman abseits meiner favorisierten Genres wirklich sehr sehr gerne gelesen habe. Ich danke der Autorin Nina Blazon und dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar. Dies hat meine Meinung in keinster Weise beeinflusst und ich vergebe von Herzen gerne 5 Sterne und eine Empfehlung für dieses berührend schöne Buch.