Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches (ab 07.06.2024)

  • Ayasha , nach diesen drei ersten Sätzen würde ich das Buch wohl eher wieder zuklappen. :helpIch hoffe, es wird danach noch etwas "freundlicher",

    So aus dem Zusammenhang heraus, klingt das schon etwas heftig. :zwinker Die Geschichte beginnt auf einer Halloween-Party und es bleibt also nicht so. Es entwickelt sich sogar ein recht origineller Plot. :)

  • Wolken türmten sich am Horizont, während der silberne BMW die Küstenstraße entlang kurvenreich fuhr. Vom Wind gepeitschte Kiefern beugten sich wie in tiefer Verbeugung und begrüßten die Reisenden, die nach einer langen Fahrt endlich das Schild erblickten: WILLKOMMEN IN OBALNI GAJ. Elisa Weber griff instinktiv nach der Kamera, die auf dem Beifahrersitz lag, nur um einen Moment später innezuhalten.

  • Hamburg, April 1959

    "Ja, los, nun schieß doch!", hörte Renate einen der Zuschauer brüllen. Onkel Heinrich schüttelte amüsiert den Kopf. Dieses laute Rufen von den gut gekleideten Leuten auf der Tribüne irritierte ihn noch immer.


  • Der König starb in der Nacht von Montag auf Dienstag. Die Uhr auf dem Turm der Kathedrale zeigte 00:43.

    Zur gleichen Zeit, in genau demselben Augenblick, beendeten in einem der bescheiden eingerichteten kleinen Zimmer eines Jugendhotels der Somalier Sulejman und seine Freundin Hanni Gretl ihren mehrstündigen Erotikmarathon und prosteten einander mit billigem eisgekühltem Sekt zu, völlig überzeugt, dass der plötzliche Glockenklang aller Kirchen einzig und allein ihrem Akt galt.

  • Isonzo, Juni 1917

    Am Nachmittag hatte man erneut Verletzte ins Feldlazarett hinter dem Verteidigungswall gebracht. Soldaten mit verstümmelten Körpern. Männer, für die nichts mehr so sein würde wie zuvor, sollten sie überleben.


  • Mit meinem MacBook im Rucksack, meinen Lieblingsklamotten in Mamas marineblauem Hartschalenkoffer, AirPods in den Ohren und der gefalteten Kündigung in der Bauchtasche trete ich aus dem Haus in der Fröhlichstraße 37, das nicht mehr mein Zuhause ist. Der Koffer rollt nicht richtig, der Griff ist nicht ausziehbar, und ich habe das Gefühl, einen Plastikklotz hinter mir herzuschleifen. Tragen ist zu schwer und meine Schulter noch verletzt von der Sache mit dem Schrank.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • TTE SWEDE. During the war years, when I was still a grade school boy, this was a magical name in our Newark neighborhood, even to adults just a generation re oved from the city’s old Prince Street ghetto and not yet so flawlessly Americanized as to be bowled over by the prowess of a high school athlete. The name was magical; so was the anomalous face. Of the few fair-complexioned Jewish students in our preponderantly Jewish public high school, none possessed anything remotely like the stew-jawed, insentient Viking mask of tis blue-eyed blond born into our tribe as Seymour Irving Levov.

  • @ThePizzaTraveller


    In Kansas City, Missouri, gelernte Lektionen

    Von zu Hause wegzulaufen ist schwer.


    Im Radio lief gerade "Hard to say I'm sorry", als ich mit meinem 1998er Ford Taurus in eine Tankstelle in Kansas City einbog. Die Straße vor mir reichte weit hinter den Horizont und plötzlich fühlte sich die Reise sehr beängstigend an. Panik machte sich in meiner Brust breit.


  • South Lodge, Liverpool, Mai 1858

    Lucy lief. Ihre Schritte klackten laut auf dem geharkten Kiesweg. Sie lief ein wenig zögerlich, wandte sich um, warf einen ängstlichen Blick zurück auf die im Morgenlicht blinkenden Fenster des Herrenhauses, bereit, bei der geringsten Bewegung sofort in einen unverfänglichen Spazierschritt zu fallen.

  • "Was sagst du dazu, Meister? Ist das gute Stück nicht locker 80 Euro wert?"

    Siggi Malich hob den Blick von der Tischplatte und musterte ein verkratztes Emailleschild mit der verschnörkelten Aufschrift Geschlossen.


    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Das Bett ist leer.

    Die Betreuerin Louise - dreiundzwanzig, kurze Beine, raue Stimme, heiteres Gemüt - steht barfuß auf den warmen, rauen Bodenbrettern der Hütte, die den Namen "Haus Balsam" trägt, und stellt fest, dass die untere Etage des Stockbetts neben der Tür leer ist. Später wird sie die zehn Sekunden, die zwischen dieser Wahrnehmung und ihrer daraus resultierenden Schlussfolgerung liegen, als Beweis dafür werten, dass Zeit ein menschliches Konstrukt ist und je nach Gefühlslage - sprich: Chemikalien im Blut - entweder schneller oder langsamer vergeht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Samstagnacht auf den 13. Juli 1930

    Ein Käuzchen schrie im Zwielicht zwischen den Stämmen der Fichten und Kiefern, und Jutta spürte, dass Louise einen Moment stehen blieb und schmerzhaft ihre Hand umklammerte. Unter ihren Füßen knackten kleine Zweige und Kienäpfel, während sie sich weiter, Seite an Seite, durchs Dunkel tasteten. Louises Kleid schimmerte weiß im schwachen Lichtschein, ein halber Mond schaukelte hoch oben über den Tannenwipfeln und leuchtete ihnen notdürftig auf ihrem Weg.

  • Prolog

    Er sitzt in seinem ledernen Sessel, den Notizblock in Händen, und liest wieder und wieder laut vor, was er niedergeschrieben hat. Manchmal kann er nicht verhindern, dass ihm ein wohliges Stöhnen über die Lippen kommt. Es sind keine sinnvollen Sätze, die er dort aneinandergereiht hat, sondern einzelne, anscheinen unzusammenhängende Wörter und Zahlen.

  • Vor einigen Tagen brachte Judith einen Uhu in die Notfallambulanz. Es war unser erstes Zusammentreffen seit fast zehn Jahren, und ich erkannte sie nicht, obwohl ich sie hätte erkennen müssen. Es lag nur zum Teil an den kurzen Haaren, ich war abgelenkt durch den Uhu, weil ich vom ersten Blick an dachte, dass ich ihm nicht helfen kann.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin