"Der Vorleser" von Bernhard Schlink

  • Nun habe ich "Der Vorleser" auch endlich mal gelesen. Das Buch stand schon so lange bei mir im Regal.
    Ich fand es sehr gut! Wahnsinn, was in diesem ja doch verhältnismäßig kleinen Buch an Stoff zum Nachdenken drinsteckt! Langezeit konnte ich kein anderes Buch zur Hand nehmen. Es hat mich wirklich mitgenommen! :-)

    :lesend Ich lese: "Weit übers Meer" von Dörthe Binkert


    - Beständigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg -

  • Ich wundere mich grade, dass das Buch so vielen von euch nicht gefallen hat. Ich habe es in der 11. Klasse im Deutschunterricht gelesen und fand es total interessant. Parallel dazu haben wir das Lied "Es war Sommer" von Peter Maffay analysiert. Ich war total überrascht, wie viel in dem kleinen Buch steckt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass meine Deutsch- auch meine Psychologielehrerin war und sie es super hingekriegt hat, das Thema mit uns aufzuarbeiten. Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen.

  • Wir mussten das Buch letztes Jahr in der Schule lesen, und mir hat es nicht gefallen. Zum einen lag es an Schlinks Schreibstil, ich weiß auch nicht, aber irgendwie ist der mir zu "trocken" und zum andern fand ich, dass die Geschichte etwas überladen ist, anfangs die "Liebesgeschichte" zwischen Hanna und Michael, mit ihren Problemen und dann die Gerichtsverhandlung...

  • Ich habe "Der Vorleser" gestern ausgelesen und ich muss sagen, dass mich das Buch wirklich gefesselt hat.
    Schlink ist es gelungen den Leser mal vollkommen anders an die Problematik rund um die NS-Zeit zu führen und hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.
    Es handelt sich meiner Meinung nach um ein Buch, dass sehr viel Diskussionsstoff enthält. :gruebel

  • Ich habe das Buch letztens auf einer Benefizveranstaltung geschenkt bekommen und möchte es aber gar nicht lesen und wollte es eigentlich auch nicht haben, aber der Mann hats mir einfach mit in die Tüte gepackt! Jetzt liegt es hier rum und ich weiss nicht, was ich damit soll!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • @ buzzaldrin: Das ist aber so gar nichts für mich... da muss es mich echt irgendwann überkommen oder wenn ich kein Buch mehr habe (momentaner SuB-Stand fast 150 Bücher)!!!!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von buzzaldrin


    Lesen! :grin
    Ich hatte mich erst auch geweigert, dass Buch zu lesen, aber es lohnt sich wirklich. Ein tolles Leseerlebnis!


    Das Buch lediglich einmal durchzulesen bringt's jedenfalls nicht. Man muss sich definitiv noch etwas darüber hinaus mit beschäftigen. Es gibt soviel Hintergrundwissen zum Vorleser, welches man sich aneignen muss, um alles richtig zu verstehen.
    Und da die Thematik auch nicht ohne ist, beschäftigt einen das Buch wohl -egal ob es einem gefällt oder nicht- etwas länger.


    Von daher würde ich sagen, dass es sich nicht um ein Buch handelt, das man sich aufzwingen sollte nur weil es noch ungelesen im Bücherregal steht.
    Also Dany-Maus: Mach dir nichts draus, wenn es liegen bleibt. :grin

  • Ich habe das Buch in kurzer Zeit durchgelesen gehabt und war gefesselt. Ich wusste kaum etwas darüber, nur dass meine Freundin es sehr lesenswert fand und mir ans Herz gelegt hat.


    Die Erzählung der diversen Ebenen - zum einen die Liebesgeschichte, zum anderen den Strang rund um die NS-Zeit, die Bewältigung der Schuld und Analphabetismus - hat mir gut gefallen. So habe ich das Thema rund um die Beteiligung an den Nazi-Gräueltaten noch nicht gelesen.


    Ein beeindruckendes Buch, das ich gerne im Deutsch-Unterricht gelesen hätte, um die einzelnen Nuancen wirklich alle aufnehmen und diskutieren zu können.


    Von mir gibt es dafür 8 Punkte.

  • Ich habe es im Deutschunterricht gelesen und war nicht wirklich begeistert. Nichts gegen Herrn Schlinks Schreibtalent, aber es kam mir am Ende vor wie ein weiteres Buch, in dem



    Mir war es zu konstruiert und was Herr Schlink mit "Das Wochende" danach abgeliefert hat, will ich gar nicht näher angucken. Der greift sich auch Sämtliches aus der Geschichte und verwurstet es in irgendwelchen, zum Teil doch recht konstruierten, Stories.

  • Ich habe das Buch vor etwa zwei Jahren gelesen und war nicht überzeugt. Eine Bekannte erzählte mir, dass es unglaublich intensiv geschrieben wäre und dass sie sogar Alpträume davon bekommen habe, doch bei mir hat es lediglich einen blassen Eindruck hinterlassen.
    Einerseits wusste ich schon durch eine Buchvorstellung im Deutschunterricht, dass es mehr Ebenen enthält als "nur" die Liebesgeschichte (die ich übrigens ziemlich seltsam fand. Mir ist der Altersunterschied einfach sauer aufgestoßen :schweinkram); zweitens habe ich mich während meiner Schulzeit durch alle Bibliotheksbücher gefressen, die mit der NS-Zeit zu tun hatten. Zu dem Thema habe ich also schon lange vorher weitaus "intensivere" Bücher gelesen, so dass mich "Der Vorleser" eigentlich nur enttäuschen konnte
    Vielleicht wäre mein Eindruck ein anderer gewesen, wenn wir das Buch damals im Deutschuntericht gelesen hätten.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Das Buch schlummerte seit 2002 (meinen peniblen Bucheinträgen sei Dank weiß ich so ein Zeug immer ;-) ) in meinem Bücherregal. Nie fand ich den Antrieb, mir dieses ziemlich dünne Büchlein vorzunehmen. Ich wußte nicht mal wirklich, um was es ging.


    Nun, gestern und heute hab ich das Buch durchgelesen und ich weiß jetzt auch, warum es so vor sich hinschlummerte. Ich bin nicht begeistert. Es war ein gutes Buch, ja, intensiv beobachtet, toll geschrieben, aber irgendwie fehlte mir etwas.
    Erstmal fand ich es "zu dünn", zu wenig Fleisch an der Geschichte, es kam mir stellenweise wie runtergeschrieben vor. Dann tat ich das, dann passierte das, und dann sah ich sie wieder. Michael Berg blieb mir fern, obwohl er viel von sich erzählt. Vermutlich so fern, wie er sich selbst bleibt.
    Mit Hanna ist es das gleiche. Man bekommt keine Chance, sie zu verstehen, weil sie das nicht will.


    Ich sehe das alles, ich sehe auch, daß es Absicht ist, daß die Figuren so beschrieben sind, wie sie beschrieben sind.
    Aber für mich ist das ein bißchen "unbefriedigend". Alles in allem ein "ganz gut"-Buch.

  • Nach dem preisgekrönten Hollywoodfilm wollte ich erst das Buch lesen um mir danach den Film azuschauen. Ich bin froh das ich es tat. Der Ich-Erzähler hat es nicht leicht, denn es ist schwierig einen Roman zu schreiben der auf einem Monolog aufgebaut ist, der nichts anderes ist als ein Bekenntnis voller Erinnernungen. Für mich ist es dem Autor aber gelungen. Sicherlich war es hiflreich dabei ein Jahrhunderthema zu haben. Man kann sich über den Schreibstil streiten wenn man will, aber am Ende werden hier Gefühle in Bewegung gesetzt. Bücher die grosse Gefühle hervorufen, sind für mich keine schlechten Bücher.

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    "Die Totenbahre ist die Wiege des Himmels..." (Aus: Verschlungene Wege/wahre Geschichten von Pilgern und Gottsuchern. ISBN 978-3-86744-074-5)
    :grab

  • Ich bin sowas von begeistert von diesem Buch. Wow!


    Mit dem Schreibstil hatte ich überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil, ich fand ihn mal erfrischend anders: kurze und nüchterne Sätze, die trotzdem viele Emotionen ausgelöst haben. Ich hatte nie das Gefühl, das Buch zur Seite legen zu müssen.


    Vielmehr als das ist es aber die Geschichte selbst, die mich total fasziniert hat. Zugegeben, die Affäre von Michael und Hanna ist nicht für jeden einfach nachzuvollziehen. Und doch hat sie mich in ihren Bann gezogen.


    Als den wirklichen schriftstellerischen Höhepunkt betrachte ich das Ende. Hier musste ich erstmal, nachdem ich mit dem Buch fertig war, meine Gedanken sortieren und über vieles nachdenken.


    Bernhard Schlink schafft es auf rund 200 Seiten soviel auszusagen, dass einem ganz schwindelig wird. Das perfekte Buch für Interpretationen.


    Ich kann nur sagen: ein Meisterwerk!