Erste heilige Kommunion: Heuchelei oder ehrliches Bekenntnis?

  • Die Frage von Ausgrenzung oder nicht scheint mir eine Frage von "Wir-Gruppen" zu sein. Identität durch Abgrenzung etc.
    Es gibt Gemeinden, da wird von einem katholischen Paar erwartet, dass die Hochzeit in einer katholischen Gaststätte gefeiert wird oder dass ein Katholik, der ein Haus baut, damit einen katholischen Bauunternehmer beauftragt. Übrignes beachtenswerterweise ohne Überlegenheitsdünkel, denn "den Evangelen" wird die spiegelbildliche Verhaltensweise als selbstverständlich angenommen. In einem solchen Umfeld kann ich mir schon vorstellen, dass es zur Ausgrenzung führt, wenn das Kind nicht mitgeht zur Erstkommunion.
    Nur denke ich, dass das weniger mit der Religion an sich zu tun hat als mit einem allgemeinen Zusammengehörigkeitsgefühl und eine Familie, die dort nicht mitzieht, zeigt damit eben, dass sie die Wertebasis der Gemeinschaft nicht teilt. Daher ist sie nicht mehr "Wir", sondern "Ihr".
    Gleiches passiert in Köln, wenn man in der falschen (oder in gar keiner) Karnevalsgesellschaft Mitglied ist. Man munkelt, dass ein mittelständischer Unternehmer ohne Mitgliedschaft in einem Karnevalsverein hier Schwierigkeiten hätte, an genügend Aufträge zu kommen. Gleiches gilt für Politiker.
    In ländlichen Gebieten sind es oft die Sportvereine. Man ist im Fußballverein. Basta. Ob man jemals ein Trikot anhatte oder nicht ist völlig irrelevant. Der Mitgliedsausweis bescheinigt ein Interesse für das Dorf (die Dorfgemeinschaft) an sich. Mit dem Sport hat das nur periphär etwas zu tun.


    Ich persönlich bin immer beeindruckt von Leuten, die die Kraft haben, gegen den Strom zu schwimmen, solange es nicht aus purem Trotz geschieht. Das gilt sowohl für Leute, die sich in einem areligiösen Umfeld entschließen, zur Erstkommunion zu gehen, als auch für solche, die sich in einem religiösen Umfeld entschließen, es nicht zu tun.

  • Hab ich das richtig gelesen, daß Waldläufer wegen einem kleinen Problem mit Wolke seinen Abschied verkündet hat?


    Also das ist doch kindisch.


    Der hat doch immer soviel geschrieben (995 Beiträge) und immer so kluge Kommentare abgegeben.

  • Waldläufer ist erstens weiblich und zweitens bin ich sicher, dass niemand wegen eines einzigen kleinen Problems ein Forum verlässt. Für manche aber ist ein einziges kleines Problem der Tropfen, der ein Fass zum Überlaufen bringt. Dieses Überlaufen ist dann wieder eine sehr subjektive Sache ...


    Ich denke aber, dass aus Waldläufers posting deutlich wird, dass es sich nicht um ein Problem mit Wolke handelte ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Was hatte Waldläufer für Probleme?


    Aus dem Posting kann ich nichts genaueres entnehmen, nur soviel, daß Waldläufer sich offensichtlich ungerecht behandelt fühlte und meinte, weglaufen zu müssen.


    Irgendwie macht Waldläufers Reaktion so einen kindlich-trotzigen Eindruck, etwa so wie:
    Ihr wart gemein zu mir, mit euch spiel ich nicht mehr, nie mehr!


    Tut mir irgenwie leid, der weibliche Waldläufer.


    Irgendwelche größeren Probleme müssen doch da gewesen sein, eine erwachsene Person benimmt sich doch sonst nicht so.

  • Interpretiert da mal nicht zuviel rein. Manchmal ist es einfach so, dass sich langsam eine unterschwellige Unzufriedenheit aufbaut oder man mit der Zeit ein bißchen boardmüde wird.
    Da ist es doch völlig ok, wenn man mal aussetzt, oder sich woanders austauscht. Wenn sie mag, wird sie schon wieder kommen.

  • Wenn Waldläufer schreibt:


    "Es ist an der Zeit das Feld zu räumen." etc.


    dann klingt das schon sehr nach endgültigem Abschied, und zwar nach einem eher unfreiwilligen.


    Ich nannte es Probleme, du nennst es "eine unterschwellige Unzufriedenheit", die sich langsam aufgebaut hätte, aber eigentlich ist das doch dasselbe.


    Ich frage mich nur, wieso Frau Waldläufer unzufrieden ist und finde es irgendwie schade, daß sie "das Feld geräumt hat".


    liebe Grüße

  • Mich hat es als Fischkopp durch mein Studium ins katholische Bayern verschlagen, obendrein bin ich mit einem (nicht praktizierenden "Muslimen" verheiratet) und ich kann nicht sagen, dass wir oder unsere Kinder ausgegrenzt werden.
    Ich bin evangelisch aufgewachsen und wurde getauft und konfirmiert. Zur Konfirmation ging ich weder, weil ich gläubig war noch durch die Gier auf Geschenke motiviert, sondern einfach deshalb, weil "man" das mit 14 Jahren eben so machte.
    Erst in der Oberstufe setzte ich mich immer mehr mit dem Thema "Religion" auseinander und stellte fest, dass ich Agnostiker bin. Über die Existenz eines Gottes bin ich mir unschlüssig, mit der Kirche habe ich gar nichts am Hut. Also trat ich aus der Kirche aus. Allerdings wäre es mir auch nicht in den Sinn gekommen, kirchlich zu heiraten oder unsere Kinder taufen zu lassen., nur um eine pompöse Feier zu haben. So etwas fände ich verlogen.
    In der Schule ist es für unsere Kinder nie ein Problem gewesen, nicht katholisch zu sein. Die Konfessionslosen haben in Bayern statt Religionsunterricht Ethik, was offenbar sehr interessant ist. Sie lernen nicht nur viel über die diversen Weltreligionen, sondern haben in den höheren Klassen auch anregende Diskussionen zu ethischen Themen, wie Genmanipulation, etc.
    Die Klasse unseres Jüngsten ist eine "Mischklasse" mit Katholiken, Protestanten, Muslimen und Konfessionslosen.
    Sicher wäre es für ein einziges nichtkatholisches Kind in einer sonst rein katholischen Klasse schwierig, als einziger nicht zur Kommunion zu gehen, aber ich denke, auch das hätte ich meinem Kindern verständlich machen können.
    Gibt es heute überhaupt noch Gegenden, wo alle Kinder einer Schule katholisch sind? :gruebel

  • Zitat

    Gibt es heute überhaupt noch Gegenden, wo alle Kinder einer Schule katholisch sind? :gruebel


    Vielleicht keine Gegenden, aber Institute/ Einrichtungen ganz sicher - konfessionsgebundene Schulen und Internate. Aber da wäre es ja auch von vornherein abwegig, jemanden hinzuschicken, der nicht der Konfession angehört - ungefähr so, wie jemanden auf eine Musikschule zu schicken, der mit Instrumenten nichts anfangen kann.

  • Ach hier ist waldläufer verschwunden... :wow


    :gruebel


    hmm


    :gruebel


    versteh ich jetzt nicht ganz...


    :help


    über religion kann man doch so schön streiten, weil jeder eine andere meinung hat, und sich seiner ganz sicher ist...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Wer ist schon so konsequent, dass er immer nur nach der inneren Überzeugung handelt? Das zieht sich doch durch alle Bereiche des Lebens, dass Zugeständnisse gemacht werden, nicht nur wenn es Religion betrifft.


    Ob da ein Kind wider besseres Wissen auf das Gymnasium geschickt wird, um später bei der Bewerbung bessere Karten zu haben, ein Künstler an der Bar einer Kunstmesse über Galeristen seinem Zorn Luft macht und 5 Minuten später einen dieser Galeristen liebenswürdigst begrüßt, es wird zähneknirschend gefastet, um einem Schönheitsideal standzuhalten, es gibt Beispiele ohne Ende.


    Meine Kinder wurden zwar getauft und waren bei der Kommunion, sollten sie auf eigenen Wunsch aus der Kirche austreten, wäre das für mich überhaupt kein Problem. Ausgeschlossen wurde aus diesem Grund in unserem Ort noch niemand.

  • Ich bin getauft, habe die Erste Heilige Kommunion erhalten und wurde auch gefirmt.
    Bei meiner Erstkommunion war ich noch gläubig, die Firmung hab ich gemacht, weil 'man' das einfach tut.
    Hab mir ehrlich gesagt nie darüber Gedanken gemacht, dass ich auch sagen könnte ich will nicht. Schon allein meinen Verwandten und meiner Mutter zuliebe - die recht gläubig ist.
    Dasselbe ist es mit den Gottesdiensten zu Weihnachten, die geh ich auch nur meiner Mutter zuliebe.


    Sollte wohl dazusagen, dass ich aus nem kleinen Dorf im katholischen Tirol wohn, da ist sowas schon ne große Sache, wenn man nicht zur Erkommunion geht, oder nicht zur Firmung.


    Hatte auch bis zur Matura Religionsunterricht, und hab jedes Jahr mit einer 1 abgeschlossen. Das hat aber glaube ich auch nicht wirklich mit Gläubigkeit zu tun. Ich hatte nur kein Interesse daran unseren Ethikunterricht zu besuchen.


    Ich weiß nicht, ob man richtiggehend ausgegrenzt wird, wenn man aus der Kriche austritt, aber viel Gerede würde es diesbezüglich schon geben, bin ich mir sicher. Aber da ich momentan noch keine Kirchensteuer zahlen muss, stellt sich mir die Frage noch nicht. Mit Austreten oder nicht werde ich mich erst später befassen. Momentan würd ich damit wohl auch meine Mutter ziemlich kränken.

  • Ich bin jetzt schon längst in Ethik, in der Grundschule jedoch war ich in Relgion katholisch. Ich habe noch nie an Gott geblaubt, meine Eltern tun es auch nicht, haben mich jedoch getauft, dass ich, falls ich will, Religion und so machen kann. Ich hatte immer einen feien Willen. Nun, in der dritten Klasse fing dann die Kommunion an. Ich habe sie nicht gemacht (Meine eigene Entscheidung!) und wurde fortan von dem Pfarrer ignoriert. (Er ist Lehrer und Pfrrer gleichzeitig!) Er hat nie wieder mit mir geredet,obwohl er mich davor sehr gut kannte.Sowas kann ich einfach nicht verstehen. Der hat ja keinen Funken Toleranz! :fetch

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Das Thema ist ja sehr brisant hier... :gruebel


    Ich bin evangelisch, bin auch zur Konfirmation gegangen.
    Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich an einen Gott glaube, aber ich bin eher realistisch und weiss nicht, ob es wirklich einen (oder mehrere?) Götter gibt. Ich finde einfach - dadurch, dass ein Teil meiner Familie seeeeehr katholisch ist - dass manche Sachen ein wenig überzogen sind. Wenn einer gläubig ist, und danach leben möchte, kann er das gerne tun. Aber dann soll er auch danach leben und nicht für sich selbst dann Ausnahmen hinnehmen, während er für andere nichts gelten lässt.


    Ein Beispiel:
    Nach meiner Konfirmation habe ich mir auf Bitten meiner Eltern einen christlichen Chor (falls einem das was sagt - "Ten Sing" - ist ne Art rockiger Chor mit Auftritten etc. aber eben von der Kirche) angesehen. Ich mochte die Leute, fand deren Einstellung aber teilweise sehr extrem. Manche waren total christlich und haben danach gelebt - ist ja in Ordnung - manche haben es nur vorgegeben.
    Dort war ein Pärchen - beide angeblich die größten Christen, die es gibt (so haben sie sich selbst dargestellt). Sie hat immer Andachten nach der Probe gehalten und das größte Thema dabei war "Sex vor der Ehe". Sie machte uns klar, dass sowas für sie gar nicht gehen würde etc. Tja, komischerweise war sie ne Zeit später schwanger, aber nicht verheiratet!
    Über mich hat sie die Nase gerümpft, weil ich manche Dinge getan habe, die nicht sehr christlich sind - ihrer Meinung nach. Also denke ich, wenn sie schwanger war ohne verheiratet zu sein, dass sie dann doch nicht so christlich gewesen sein kann. Ebenfalls dürfte sie ja auch nicht schlecht über mich reden - ist ja auch wieder unchristlich - zumindest nach dem, was mir in diesem Chor mitgegeben wurde.


    Seitdem habe ich der ganzen Sache den Rücken gekehrt. Ich denke, dass es bestimmt irgendwas gibt, das unser Schicksal beeinflusst. Was es ist, weiss ich nicht und werde es sicher auch nie herausfinden.


    Und um auf das Thema des Threads zurück zu kommen. Ich denke, dass viele Kinder im Alter von 9 bzw. 14 nicht selbst entscheiden können, ob sie die Kommunion/Konfirmation möchten oder nicht. Man macht es eben, weil es alle machen. Wenn ein Kind aber nicht christlich erzogen wurde und von den Eltern immer wieder gesagt bekommt, dass es keinen Gott gibt und alles Schwachsinn ist, dann wird es - je nach Charakter - bestimmt auch sagen, dass es nicht zur Kommunion/Konfirmation gehen möchte. Aber ich denke, dass ist die Ausnahme. Ich hoffe, dass es in den wenigsten Fällen die Gier nach Geld oder eben ner Feier ist.


    Ich finde es nur schlimm, wenn jemand gläubig ist und alle anderen verurteilt und prophezeit, dass man - weil man nicht glaubt - in die Hölle kommt. Denn genau das habe ich Jahre meines Lebens durch den Pfarrer vor Ort (also von diesem Chor) erlebt. Jeder soll doch so leben, wie er es für richtig hält.

  • Booklooker
    Und um auf das Thema des Threads zurück zu kommen. Ich denke, dass viele Kinder im Alter von 9 bzw. 14 nicht selbst entscheiden können, ob sie die Kommunion/Konfirmation möchten oder nicht. Man macht es eben, weil es alle machen. Wenn ein Kind aber nicht christlich erzogen wurde und von den Eltern immer wieder gesagt bekommt, dass es keinen Gott gibt und alles Schwachsinn ist, dann wird es - je nach Charakter - bestimmt auch sagen, dass es nicht zur Kommunion/Konfirmation gehen möchte. Aber ich denke, dass ist die Ausnahme. Ich hoffe, dass es in den wenigsten Fällen die Gier nach Geld oder eben ner Feier ist.


    Ich finde es nur schlimm, wenn jemand gläubig ist und alle anderen verurteilt und prophezeit, dass man - weil man nicht glaubt - in die Hölle kommt. Denn genau das habe ich Jahre meines Lebens durch den Pfarrer vor Ort (also von diesem Chor) erlebt. Jeder soll doch so leben, wie er es für richtig hält.


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    :write
    Da kann ich dir nur zustimmen .Wir haben unsere Kinder bewusst nicht getauft .Sie kennen die Evangelische und auch die Katholische Religion .Wir sind der Meinung das wenn sie alt genug sind selbst entscheiden können ob sie getauft werden wollen oder nicht .
    Es kommt nicht auf die Religion an sondern vielmehr auf Menschlichkeit und soziales Verhalten .
    Wir wohnen auch in einem Katholischen Ort und bei uns war es so schlimm , das unsere Kinder die Schule wechseln mussten , weil sie als Heiden , Nicht Christen oder Lügner und Diebe bezeichnet wurden und das sie in die Hölle kommen wenn sie sich nicht taufen lassen :fetch . Und das von Lehren und möchtegern Christen .


    Toleranz und Nächstenliebe empfinde ich anders.


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    LG Fantasygirl :schlaeger

  • Ich wurde kath. getauft und hatte zur Kommunion zu gehen, ob es mir passte oder nicht, es wäre unvorstellbar für den Grossteil meines erzkatholischen Umfeldes gewesen das ich nicht hingehe. Ob ich begriffen hatte worum es dabei geht ( hab ich in dem Alter nicht wirklich...) spielte keine grsse Rolle. Ich liess es über mich ergehen, freute mich über das schöne Kleid und die vielen Geschenke :grin
    Die Entscheidung ob Firmung ja oder nein haben meine Eltern ( zum Glück recht lockere, entspannte Menschen) mir überlassen. Und ich habe entschieden das ich das nicht brauche und bis heute fehlt mir diesbezüglich rein garnichts. Ich bin auch ohne ein glücklicher Mensch :-)