Radio Nights von Tom Liehr

  • Ich habe die Neuauflage gelesen und nun, wie komm ich ich an den Orginalschluß, wenn der umgeschreiben wurde?


    Tom, könntest du nicht mal ein bisschen verraten, was die Neubearbeitung ausmacht?


    Zum Buch gibt es ja nicht mehr allzuviel zu sagen, ausser, das ich etwas älter bin als der Autor und damit die Lieder alle kenne, wen auch manches davon für mich schon zu mainstream war- was wir in den siebziegern hörten brachte kein Radiosender- weder Arlo Guthrie mit einem Song von einer LP Seite, noch die Liveversion von Child- in - Time von Deep Purple oder Mahavishnu Orchestra.


    Das ich die Auffassung über Laphroig nicht teile bedarf eigentlich keiner Erwähnung, außer vielleicht, dass dazu eben ein Bier dazugehört.


    Da ich erst einen Fernseher erlebte, als ich schon zwölf war, war Radio Bestandteil meiner Kindheit und Jugend und Hänschen Rosentals "Allein gegen Alle" war Livesendung mit die Spannung störender Musik dazwischen. Radi war etwas zum Zuören, zum Lernen, zum Unterhalten werden. Dann verkam das Radio zur Hintergrundgeraüschkulisse, so wie heute das Fernsehen bei vielen rund um die -Uhr läuft, ohne dass jemand hinschaut. Zurückdrehen lässt sich das nicht, das liegt nicht an den Radiomachern, mehr an den Konsumentengewohnheiten, das macht dieses Buch schon fast zum zeitgeschichtlichen Roman.


    Ein Lesevergnügen in jedem Fall, ich wollte das Buch ja eigentlich als Taschenbuch zum mitnehmen wärend eines HC´s als Zweitbuch lesen- eigentlich hätte ich es besser wissen müssen, ein Tom Liehr lässt sich nicht als Zweitbuch lesen und musste ausgelesen werden.


    Nur- wie war jetzt der Schluß bei der Erstauflage???

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von beowulf


    .... das macht dieses Buch schon fast zum zeitgeschichtlichen Roman.


    Das macht mich dann ja doch mal neugierig, das Buch zu lesen.
    Fernseher kannte ich zwar als Kind, allerdings gabs da nur 3 (später 4) Programme, die auch erst spätnachmittags einsetzten. Radio war auch für mich damals DAS Medium.


    Ok, dann werde ich mir das doch mal versuchen, schenken zu lassen :grin

  • Hallo, Beowulf.


    Zitat

    Nur- wie war jetzt der Schluß bei der Erstauflage???


    Die neue Auflage unterscheidet sich von der ursprünglichen Fassung durch das zusätzliche Kapitel "Remix (2017)", das es in der vorigen nicht gab. Ansonsten gleichen sich die Texte.

  • Hallo Tom,


    den Gantenberg-thread möchte ich nicht länger missbrauchen und melde mich deshalb an dieser Stelle.


    Bezüglich deiner Bücher bin ich bei ebay fündig geworden (meine Stadtbücherei hat kein einziges im Bestand :rolleyes)und hab mal auf Radio Nights geboten, ganz billig sind sie allerdings auch nicht bei ebay zu haben ;-).


    Babyjane schreibt in ihrer Rezi, dass sie aufgrund ihres jugendlichen Alters mit vielen Dingen nichts anfangen konnte. Bei mir besteht da mehr Aussicht, die besagte Zeitspanne fällt in meine Jugend ;-).


    Mein Mann, der mit den Büchereulen nichts "am Hut" hat, dafür um so mehr mit gut formuliertem Zynismus und Ironie, fand o.g. Rezi ebenfalls besonders lesenswert. Wahrscheinlich werde ich ihm dein neues Buch zu Weihnachten schenken, außer wir können mit Radio Nights überhaupt nix anfangen :-).


    Hast du schon Kühlfach4 von Jutta Profjit gelesen? Deine Meinung dazu würde mich mal interessieren - ich fand`s klasse!

  • Hallo, Lumos.


    Ich hoffe, dass die Erwartungen, die ich mit meiner letzten Rezension geweckt habe, nicht enttäuscht werden. "Radio Nights" ist von 2003 und war mein erster Roman. Zynismus und Ironie mögen zwar durchaus Bestandteile der Erzählung/Erzählweise sein, aber Humor in allen Spielarten steht nicht im Vordergrund. Sondern die Geschichte.


    Übrigens nehmen Bibliotheken Titel ins Sortiment, wenn sie beharrlich nachgefragt werden. ;-)


    Zitat

    Hast du schon Kühlfach4 von Jutta Profjit gelesen?


    Nein, ist aber notiert.


    Edit: Ach so. Viel Erfolg bei eBay! :-)

  • Zitat

    Original von Tom: Übrigens nehmen Bibliotheken Titel ins Sortiment, wenn sie beharrlich nachgefragt werden. Augenzwinkern


    Gerade mal meine Stadtbibliothek überprüft:
    Radio Nights: 3 Exemplare
    Geisterfahrer: 1 Exemplar


    Du solltest Dich ein wenig anstrengen, Steffis Jadepferd ist kurz nach Verkaufsstart viermal angeschafft worden ;-).

  • In meiner Stadtbücherei kann man "Wunschzettel" ausfüllen und abgeben.


    Bisher habe ich davon noch keinen Gebrauch gemacht und mir gekauft, was ich unbedingt haben wollte. Aber es wäre mal einen Versuch wert.


    Außerdem arbeite ich ja selbst ehrenamtlich in einer kleinen Bücherei und habe einen gewissen Einfluss auf die Neuanschaffungen :-). Allerdings haben wir einen kirchlichen Träger und überwiegend ältere Leser, die Bücher dürfen deshalb nicht zu freaky sein.

  • Bücher wie RadioNights zählen im Prinzip nicht zu meiner Lieblingslektüre, weder vom Thema noch vom Erzählstil her. Die nackte Neugier, mal etwas von Tom zu lesen, hat mich dazu gebracht, dieses Exemplar bei ebay zu ersteigern ;-).


    Die Geschichte war interessant, der Sprachstil passend zur „Szene“ und zu den Protagonisten, vielleicht manchmal etwas rüde und sehr salopp, aber authentisch. Die wechselnden Zeitsprünge zügelten mein Lesetempo etwas – musste häufig zurückblättern und die Jahreszahlen abgleichen, um die Ereignisse in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, außerdem waren mir ziemlich viele der Radiofachausdrücke nicht geläufig – d. h. ebenfalls blättern und nachschlagen!


    Auch mir gefiel der 2. Teil des Buches besser. Erstens gab es keine Sprünge im zeitlichen Ablauf, und zweitens mochte ich die insgesamt positivere Athmosphäre. Trotz des Happy Ends war es für mich nicht in erster Linie eine Lovestory, sondern die eher tragische Geschichte von Donald und Veronika. Mit dem Ballast einer problematischen und unglücklichen Kindheit suchen sie ihren Platz im Leben, nicht immer mit Erfolg.
    Man merkt, dass die "Radiogeschichte" als solche mich nicht sonderlich fasziniert hat ;-), die geäußerte Kritik am heutigen "Einheitsbrei" kann ich allerdings absolut nachvollziehen :write. Ich lese sowieso lieber :grin!

  • Tjach, was soll ich denn dazu sagen? Ich hatte mit dem Buch gestern abend begonnen, weil ich heute morgen einen Zahnarzttermin habe. Und sicherlich warten muß. Und keine Lust hatte, den dicken Clemens mitzuschleppen. Und dann das: Das Buch ist ausgelesen. Weg. 260 Seiten vergnüglicher Lesespaß.


    Donald Kunze träumt nur von einem: Radio machen. Er will unbedingt Radiomann werden. Seine Stunde schlägt, als im Berlin der Nachwendezeit die privaten Sender wie Pilze aus dem Boden schießen. Doch er hat die Rechnung ohne das Geld gemacht, diejenigen, die das haben, bestimmen auch über Radiosender - und damit über ihn.


    Und so begleitet der Leser Donald Kunze auf einer Reise kreuz und quer durch sein Leben, springt hierhin und dorthin, verweilt hier ein wenig, nur, um gleich zum nächsten Jahr zu skippen und von dort wieder zurück in die Kindheit.


    Dieses Leben hat seine Höhen und Tiefen, Highlights, die am absoluten Nullpunkt liegen, Komik, Tragik, einen Schuß verzweifelte Liebe und irgendwie ein Lebensgefühl, das ich völlig nachvollziehen kann.


    Irgendwie kam ich mir als Kind der 70er so vor, als wenn ich in die eigene Vergangenheit zurückkatapultiert worden wäre. Auch, wenn die Geschichte am Ende nicht ganz stimmig ist (eine Strategie derjenigen, die Geld haben, wird nicht so ganz klar), habe ich mich köstlich amüsiert und einen neuen Autoren entdeckt.


    Vielen Dank auch an dieser Stelle an Tom, der mir ein signiertes Exemplar hat zukommen lassen. :wave


    Mein Prädikat: Gelungene Unterhaltung, die Lust auf mehr macht. Aber jetzt habe ich ein Problem: Welches Buch lese ich beim Zahnarzt?

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Beowulf.



    Die neue Auflage unterscheidet sich von der ursprünglichen Fassung durch das zusätzliche Kapitel "Remix (2017)", das es in der vorigen nicht gab. Ansonsten gleichen sich die Texte.


    Ehrlich gesagt hätte ich auf den Remix verzichten können, den fand ich ziemlich überflüssig.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Eigentlich müsste Tom Liehrs „Radio Nights“ der ideale Roman für mich sein. Ich mag Bücher mit einem schwarzhumorigen, sarkastischen Unterton, ich liebe Musik und teile einen Großteil der Meinung von Hauptfigur Donald Kunze.
    Dennoch empfand ich den gut 260seitigen Roman bloß als „ganz nett“. Am Anfang erschien mir Donnie als recht oberflächlich und arrogant, später dann wurde er mir zwar sympathisch, aber die Handlung packte mich nicht wirklich. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Gut und interessant geschrieben ist „Radio Nights“ auf jeden Fall, trotzdem hatte der Held gegen keine echten Hürden zu kämpfen. Selbst der auf dem Buchdeckel beschriebene „Tiefpunkt“ weckte kaum Mitleid für Donnie.
    Etwas anstrengend empfand ich auch die vielen Zeitsprünge von Kapitel zu Kapitel, die es schwierig machten, der Handlung zu folgen.
    „Radio Nights“ ist sicherlich nicht Tom Liehrs bestes Buch, aber zweifelsohne ein interessantes Debüt, das Hunger auf mehr macht. Außerdem hat es mich neugierig auf den Sänger Jackson Browne gemacht, insbesondere sein „Running on empty“-Album.

  • Eine Hommage ans Radio, die Entwicklung des Protagonisten Donny von einem ziemlich miesen Typen zu einem liebenswerten, eine Liebesegeschichte ... alles das im typisch schnoddrigen Tom-Liehr-Stil mit viel Wortwitz, einer sehr eigenen Wortwahl und seinen fantastischen Wortschöpfungen und wie immer locker leicht geschrieben.


    Nicht nur mit Donny hat Tom Liehr einen sehr interessanten Charakter erschaffen, auch alle anderen sind wieder sehr besonders, authentisch. Das gefällt mir sehr gut.


    In diesem Roman begleiten wir Donny Kunze auf seinem Lebensweg, der auf seiner Liebe zur Musik und zum Radio beruht.


    Das Thema Musik ist für den Autoren schon immer wichtig gewesen und das merkt man bei Radio Nights. Höhen und Tiefen, Verzweiflung und Hoffnung, Liebe, Angst, Enttäuschung. Wir leben das Leben von Donny und seinem Traum ein ganz Großer zu werden.


    Ein Einblick in die Radiowelt, in das Radiomachen, die Vorgaben, die Vorschriften. Ein Roman um Musik, um die Liebe und das man in seinem Leben immer versuchen sollten, bei allem was man tut mit Leidenschaft dabei zu sein.


    Sehr gut gefallen haben mir die Kapitelüberschriften diverser Musiktitel und der dazu passenden Playlist am Ende des Romanes. Eine tolle Idee, die mich selbst auf eine Zeitreise geschickt hat, da ich viele diese Lieder kenne und festgestellt habe, sie leider viel zu lange nicht mehr gehört zu haben.


    Für mich auch sehr wichtig und äußerst interessant das daran anschließende Radiochinesisch.


    Obwohl ich anfangs Probleme hatte in das Buch reinzufinden, hat es mich doch ziemlich schnell gefesselt und so erhält „Radio Nights“ 9 Punkte.

    :lesend Derek Meister - Rungholts Sünde

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    Hörbuch: Mario Giordano - Tante Poldi und die schwarze Madonna

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

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