Gunther von Hagens: Körperwelten

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich denke, wenn jemand gern plastiniert werden möchte - warum nicht?! Ist jedem ja wohl selbst überlassen. Man muss es sich ja nicht ansehen.


    Genau so sehe ich das auch.
    Ich glaube, die Frage der Ethik bezüglich dieser Thematik kann man diskutieren wie man will, man wird hier nie auf einen Nenner kommen.
    Ich persönlich habe mir die Ausstellung vor ein paar Jahren in München angeschaut und fand sie sehr interessant. Ich habe sie mir aus dem medizinschen Blickwickel angeschaut und fand sie daher sehr lehrreich. Wenn es sich ergibt, werde ich sie mir sicher noch einmal anschauen.


    Um Charlottes Satz aufzugreifen:

    Zitat

    Für die Medizinisch-Interessierten gibt esbestimmt andere Methoden, die Anatomie der Menschheit zu studieren.


    Die gibt es sicher. Es gibt haufenweise Fachliteratur mit Bildern, welche die Anatomie sehr deutlich und "naturgetreu" darstellen, ebenso Modelle (z.B. für Facharztpraxen) welche die einzelnen Organe sehr echt zeigen. Aber, es ist dann doch etwas anderes es am "echten" Exponat zu betrachten und zu studieren. Zumindest ging es mir so.

  • war gestern in zürich drin. ich fands gar nicht so schlimm und anstossen tats mich auch nicht. der raum mit den drei kopulationsplastinaten war aber aber erst ab 16 freigegeben, was ich relativ sinnvoll fand. Mit einem Biolehrer der einem alles haarklein erklärte wars gleich nochmals spannend :-)

  • Ich war auf der Ausstellung...
    Ich habe mal in einem Bestattungsinstitut gearbeitet, bevor ich meine Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen habe.


    Mit dem Bestatter verstehe ich mich heute noch sehr gut. Als er Karten bekam, dachte er an mich und wir sind zusammen dahin.


    Ich war beeindruckt und gleichzeitig auch ein bisschen schockiert, denn man sollte ja nicht vergessen, dass das alles mal lebende Menschen waren.


    Es war auf jeden Fall mal eine Erfahrung und ich möchte sie nicht mehr missen.

    Wenn man von dem getötet wird, den man liebt, hat man keine Wahl.Wie kann man fliehen,wie kämpfen, wenn man damit dem Liebsten wehtun würde? Wenn das eigene Leben das Einzige ist, was man dem Liebsten geben kann, wie kann man es ihm dann verweigern?

  • Eeendlich, wollte seit die Ausstellung damals anfing dorthin gehen und nun gestern endlich dort gewesen. Zwar nur ein Teil, aber hat durchaus gereicht.
    Es war faszinierend und irgendwie erschreckend. Erschreckend, weil ich dauernd dachte, man wie schnell da was kaputt gehen kann in mir. Beängstigend. Schlimm fand ich die Embryonen, sehr beklemmend. Am Ende stand eine Giraffe, wow, welch ein Tier. Will unbedingt auch zu der Körperwelten der Tiere gehen.
    Dann war da ein abgetrennter Teil wo man über 16 reinkam, in denen zwei Paare beim Akt gezeigt wurden, interessant. Hart fand ich einen in der Mitte geteilten Kopf von einem Mann der außen noch normal war, sprich nicht gehäutet etc. usw. . Das machte das Ganze zu real, da man bei den anderen oft dachte: Ach sieht ja nur wie Plastik aus.
    In der Zeitung hier stand, dass schon 8 Leute aus unserer Stadt einer Spende zugestimmt haben. Also für mich wär das Nix, ich möchte ganz ins Grab, auch keine Organspende.
    War ein feiner Tag!

  • ich habe die ausstellung auch bereits 2x besucht...das ist allerdings schon 10 und 7 jahre her...ich denke, mittlerweile werden einige neue plastinate dabei sein...


    ich selber arbeite in einem medizinischen beruf und für mich war es sehr interessant das alles, was man mit fachbüchern einmal gelernt hat "in echt" zu sehen.


    für mich ist diese ausstellung absolut nicht abstoßend, sondern faszinierend und interessant...


    leute, die sich diese ethische frage stellen gehen mir auf den keks...denn alle plastinate sind freiwillige gewesen, die sich nach ihrem leben der wissenschaft zur verfügung gestellt haben und sich nicht vorstellen konnten verbrannt zu werden oder unter der erde zu liegen...

  • Zitat

    Original von kuschelhundchen...
    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler...


    Habe schon etliche Fotos gesehen, insbesonder BILD macht ja enorm Werbung für den Plastinator und gibt ihm akademische Hochtitel aller Art.
    Ist für mich aber so interessant, wie eine Lücke in der Mittelstreifenbegrünung der Autobahn A5, Höhe Rastatt-Süd (genaue Kilometerzahl sage ich für Interessierte nochmal durch).
    Interessanter als Gummimännchen ist vielleicht doch die Kakteenausstellung in Koblenz.

  • Wer keine Scheu oder Ekel hat, sollte sich das aufjedenfall mal ansehen. Ich fand es sehr interessant und wenn einem mal aufgefallen ist, sind dort hauptsächlich Krankheiten, welche in der Masse der Menschen auftaucht.
    Ich kann ausserdem sagen, dass es garnicht so schlimm ist, also eher interessant als alles andere oder ein Kumpel sagte: Das ist so echt, dass es schonwieder unecht wirkt.
    Ich bin durch meinen Vater etwas abgehärtet, weil der mich mit zum Jagen mitnimmt, aber da sind Filme, wie z.B. SAW oder Hostel schlimmer.
    Ich empfehle das ganze sich mal anzusehen. :grin

  • Eigentlich wäre mir diese Ausstellung völlig egal, unter dem Vorbehalt, das die ausgestellten Präparate tatsächlich von freiwilligen Körperspendern stammen. Und ich gucke sie mir alleine deshalb nicht an, weil ich diesen von Hagen unausstehlich finde.
    Was mich aber massiv nervt, ist diese aufdringlliche Plakatierung in der Stadt. Es gibt sicherlich genug Menschen, die es abstoßend finden, auf Schritt und Tritt vom Anblick eines gehäuteten Menschenkopfes verfolgt zu werden. :rolleyes

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich war auch schon auf einer Ausstellung der Körperwelten...


    Mhhh, nun bin auch ich ein bisschen vorbelastet, da ich eine Ausbildung zur Altenpflegerin habe und noch eine als Medizinische Fachangestellte grade hinterherhänge...


    Ich fand es total faszinierend und um ehrlich zu sein, haben wir in meiner Ausbildungsklasse darüber gesprochen und die Mehrzahl, unter anderem auch ich, sind zu dem Entschluss gekommen, dass es ein Würdigeres Ableben ist, wenn man da ausgestellt ist, als wenn man auf dem Friedhof in ca. 30 Metern tiefe und in einer Holzkiste liegend verschimmelt, oder durchs Feuer gejagt wird, weil man in einer Urne unter die Erde soll...


    Zum anderen ist es für die Angehörigen auch nicht so teuer, denn Beerdigungen sind sogar in der Billig Variante verdammt teuer, egal ob im Sarg oder in der Urne -.-

    Wenn man von dem getötet wird, den man liebt, hat man keine Wahl.Wie kann man fliehen,wie kämpfen, wenn man damit dem Liebsten wehtun würde? Wenn das eigene Leben das Einzige ist, was man dem Liebsten geben kann, wie kann man es ihm dann verweigern?

  • Zitat

    Original von VannMausi
    ....auf dem Friedhof in ca. 30 Metern Tiefe


    Wo hast du denn die Zahl her? Wenn Leute in der Tiefe begraben werden würden hätten die Friedhofsarbeiter ganz schön viel zu tun.


    Ich glaube 2m ist Standard. :gruebel

  • Vor nicht allzu langer Zeit war der Hagens mit seiner Ausstellung in Bremen, da habe ich zum ersten Mal davon gehört. Ich persönlich war nicht da, weil Biologie einfach nicht so mein Thema ist.


    Was mich aber mal interessieren würde: Es wird ja im Zusammenhang mit der Ausstellung immer wieder mal erwähnt, daß es ja gar nicht so schlimm sei, da die Ausstellungsstücke eigentlich wie "Plastik" aussähen - wärt Ihr zu der Ausstellung genauso hingegangen, wenn es keine echten Menschen gewesen wären, sondern einfach nur lebensecht nachgemachte Plastiken (die Leichen müssen ja auch erst vom Plastinator bearbeitet werden, damit sie wieder lebensecht wirken - sind also eigentlich genauso unnatürlich). Ich wundere mich jedenfalls immer über das große Interesse an diesen Körperwelten und frage mich einfach, ob die Leute wirkliches Interesse an der Biologie des Menschen haben, oder ob die meisten doch eher aus einer Faszination für echte Leichen dorthin gehen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Na ja, die genau Zahl ist ja für den Gedanken an sich unrelevant, denk ich.


    Ich habe mir vor Jahren auch so eine Ausstellung mal angeschaut als sie noch recht neu war.


    Das war schon faszinierend. Vor allen Dingen ist mir im Gedächtnis geblieben, dass ich während des Rundgangs total vergessen hatte, dass es sich ja dabei einmal um echte Menschen gehandelt hat. Als mir der Gedanke im Nachhinein wieder in den Sinn kam, war das schon irgendwie komisch.


    Ob das jetzt ein würdigeres Ableben darstellt, da bin ich mir nicht so sicher. :gruebel

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Was mich aber mal interessieren würde: Es wird ja im Zusammenhang mit der Ausstellung immer wieder mal erwähnt, daß es ja gar nicht so schlimm sei, da die Ausstellungsstücke eigentlich wie "Plastik" aussähen - wärt Ihr zu der Ausstellung genauso hingegangen, wenn es keine echten Menschen gewesen wären, sondern einfach nur lebensecht nachgemachte Plastiken (die Leichen müssen ja auch erst vom Plastinator bearbeitet werden, damit sie wieder lebensecht wirken - sind also eigentlich genauso unnatürlich). Ich wundere mich jedenfalls immer über das große Interesse an diesen Körperwelten und frage mich einfach, ob die Leute wirkliches Interesse an der Biologie des Menschen haben, oder ob die meisten doch eher aus einer Faszination für echte Leichen dorthin gehen?


    Ich glaube schon, dass diese Faszination für echte Leichen eine große Rolle spielt und Gunther von Hagen diese Faszination ganz bewusst nutzt.
    Das Interesse an lebensecht nachgemachten Plastiken wäre sicher auch da, aber nicht in diesem Maße.
    In "Körperwelten" war ich noch nicht, aber ich habe in Schloss Gottdorf die Moorleichen besichtigt, in Kirchen die Gruften etc.
    Es ist eine gewisse Distanz zu den Leichen da, nicht wie bei Beerdigungen, wo man den Verstorbenen persönlich kennt.
    Meine Tochter war in "Körperwelten" und fand die Ausstellung zwar sehr interessant, erregt sich aber über das Ausstellen der Embryonen, da diese ja keine Einwilligung geben konnten.

  • Ich war damals im Rahmen meiner Ausbildung bei der ersten Ausstellung in Köln.
    Alles mutete etwas "unheimlich" an, die Ausstellung war ja in aller Munde und ethisch mehr als umstritten. Wir wurden sogar "psychologisch" auf die präparierten Leichen vorbereitet, was für ein Mumpitz. Ich habe mich schon sehr gewundert, *was* für ein Hype um das Ganze gemacht wurde und, vor allen Dingen, was dort für ein *Betrieb* herrschte. ( in meinen Augen der "Gruselfaktor", der die Menschen dort hintrieb, Sensationslust etc.)


    Von Haagens polarisiert mit seinen provokanten Darstellungen der Plastinate, ob man einen toten Menschen unbedingt als "Schachspieler", "Reiter" oder sogar in komplizierten Liebesspielstellungen :grin( gab es damals *leider!* noch nicht) darstellen muss, um beispielsweise die Muskelkontraktionen differenziert darzustellen, weiss ich nicht. Es ist vielleicht überflüssig. "Schlimm" finde ich das allerdings nicht. Die Menschen sind tot. Diese Plastinate erschienen mir sowie eher abstrakt, künstlich. Wenn Haut und Haare im Spiel waren, wirkten sie allerdings sehr echt. (Also wie ein echter, toter Mensch)
    Es gab zum Beispiel auch andere, kleine Themenbereiche, etwa über den Aufbau der Haut und Gewebeschichten , oder auch einfach nur über Organe. Ich finde es interessant, zu sehen, wie ein Fötus im Uterus aussieht oder eine Raucherlunge, sogar eine Fettleber. In *diesem* Bereich der Ausstellung war exakt: *nichts* los. Weil das wahrscheinlich nicht *wirklich* was Neues gewesen wäre, so ein in Szene gesetzer Körper macht eben *mehr* her.
    Deshalb glaube ich, dass viele Menschen, die überhaupt kein Interesse an Anatomie oder Medizin haben, ein Wenig ihrer Sensationslust fröhnen und ein bisschen spekuliert Herr von Hagens wohl auch darauf. Komisch finde ich, wenn sich jemand schon zu (gesunden, lebenskraftstrotzenden) Lebzeiten dafür entscheidet, seinen Körper der Plastination zur Verfügung zu stellen. Weiß nicht. :gruebel Meiner Meinung nach der Gipfel von elitärem Narzissmus. Aber- das kann ja jeder selbst entscheiden- für mich wäre es nix. :grin


    Alles in Allem kann ich sagen: es war interessant, das mal gesehen zu haben.
    Der menschliche Körper ist schön, ein Wunderwerk der Natur. Einmal reicht aber auch.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich habe mir diese Ausstellung vor etlichen Jahren auch angeschaut und fand sie auch eigentlich sehr interessant und nicht geschmacklos oder oder. Aber ganz zum Schluss war ich dann doch schockiert und fand es geschmacklos. Da war nämlich bei einem Körperteil noch eine Tätowierung zu sehen. Und da war ich schon schockiert irgendwie, denn wenn ich so eine Ausstellung ansehe, möchte ich da nicht unbedingt durchlaufen und dann erschrocken zusammenzucken, weil mir auffällt: Mensch, das ist/ war doch der Heinz!

  • Frettchen, das mit dem Tatoo oder Haaren etc ging mir ähnlich. Diese Reize haben in mir das Gefühl von einer Intimsphärenverletzung oder Schwellenüberschreitung ausgelöst. Komisch, ich kann das gar nicht richtig erklären. Die präparierten Leichen fand ich sehr interessant, weil es ja nur "Präparate" waren, aber durch diese individuellen Merkmale wurden auf einmal Menschen wie Du und ich daraus. Das war wohl meine Schmerzgrenze. :wow

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)