'Der Trakt' - Kapitel 34 - Ende

  • Tja, so werden die Guten zu Bösen und die Bösen zu Guten. Wer auf welcher Seite steht, da habe ich diesmal nicht spekuliert, weil ich mir gedacht habe, da nur falsch liegen zu können :lache


    Als Sibylle den Fernsehbericht gesehen hat, in dem von gezielter Auslöschung einzelner traumatischer Erlebnisse die Rede war, musste ich schlucken. Denn das war ja die Thematik bei Splitter. Es ging dann aber ja doch in eine andere Richtung, nämlich tatsächlich der Versuch, Erinnerungen zu verpflanzen. Furchtbare Vorstellung, dass dabei das Leben des Spenders völlig zerstört wird und der Empfänger mit einer Erinnerung leben muss, die nicht die seine ist und seine eigene Identität damit ja auch irgendwie ausgelöscht wird.


    Ich zeige auch schon leichte Verwirrungen *g*
    Eben habe ich überlegt, warum man Danny von München nach Regensburg gebracht hat, weil ja die Gefahr eigentlich groß ist, dass sie dort mit ihren Erinnerungen auf die Spur ihres "Spenders" kommt. Aber dann ist mir eingefallen, dass dass ja gerade notwendig ist, weil die Erinnerungen permanent aufgefrischt werden müssen, weil sie sonst verblassen.


    Müsste ich hier eine "Lieblingsfigur" wählen, so wäre es Hans. Sein Wandel hat sich durchs ganze Buch gezogen und am Ende gibt er sein Leben für Danny. Er mag zwar nicht damit gerechnet haben, dass jemand auf ihn schießt - aud die Idee scheint er gar nicht gekommen zu sein, dass das passieren könnte - aber selbst wenn ihm das bewusst gewesen wäre, hätte er wohl genauso gehandelt. Er hat seine Menschlichkeit zurückbekommen in diesen letzten Momenten.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ein Wort zum Cover: Das Buch ist insgesamt schön gestaltet, das Cover ist auch gut, aber ich frage mich, ob es wirklich passend ist. Bei diesem Cover denke ich an einen Technothriller. Es strahlt ebenso wie der kurze, knackige Titel Kühle aus, die die Romanhandlung so nicht besitzt.


    Ich gebe Dir recht. Vor allem suggeriert er einen viel stärkeren Bezug zur Klinik, der aber ja eigentlich gar nicht vorhanden ist. Das eigentliche Experiment und die Klinik nehmen ja nur die letzten Seiten ein. Der eigentliche Teil des Romanes beschäftigt sich ja durchgängig mit der Frage: Wer bin ich?


    Wenn ich nur den Titel sähe und sonst keine Infos hätte, würde ich das für einen "Killer im Krankenhaus" Thriller halten.

  • Scheint wirklich ein Trend zu sein. Auffällige Cover und kurze Titel. Die Kollegen von Droemer praktizieren dieses Schema ja schon länger.


    Das Cover vom Trakt lässt einen schon zugreifen, wenn man in der Buchhandlung steht. Ich frag mich nur, ob gerade die extrem hartgesottenen Genre-Fans hinterher nicht enttäuscht sind. Kein Splatter, kein Blut :chen

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Müsste ich hier eine "Lieblingsfigur" wählen, so wäre es Hans. Sein Wandel hat sich durchs ganze Buch gezogen und am Ende gibt er sein Leben für Danny. Er mag zwar nicht damit gerechnet haben, dass jemand auf ihn schießt - aud die Idee scheint er gar nicht gekommen zu sein, dass das passieren könnte - aber selbst wenn ihm das bewusst gewesen wäre, hätte er wohl genauso gehandelt. Er hat seine Menschlichkeit zurückbekommen in diesen letzten Momenten.


    Hans ist eine interessante Figur in dem Roman, aber so ganz konnte ich ihn und seine gestörte Persönlichkeit nicht nachvollziehen, das führe ich auf die Kürze der ihm zugewiesenen Kapitel zurück. Und da bestand seine Funktion auch zu viel darin, die Neugier des Lesers mit Andeutungen über den Doktor und seinen Auftrag wach zu halten.
    Wenn er mehr Raum mit ausführlicheren Rückblicken bekommen hätte, würde er als Figur besser funktionieren. Aber das hätte das rasante Tempo des Romans auf unangemessene Weise gestört und kam deswegen nicht in Frage.
    Dafür gelingt die Schlußszene mit ihm tatsächlich gut. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Hans am Ende überlebt hätte und geflohen wäre.

  • Bin eben mit dem Buch fertig geworden und muss das Ende erstmal sacken lassen. Das Finale war doch sehr rasant und da ich es so schnell gelesen habe, leider ein bisschen verwirrend. Erst ist Herr Wittschorek gut, dann böse und am Ende doch wieder gut... ;-)
    Bin trotzdem begeistert! Die Handlung war die ganze Zeit über unglaublich spannend, sehr abwechslungsreich und ich konnte einfach nicht aufhören, ohne "nur noch ganz schnell" ein weiteres Kapitel zu lesen. Das Rätselraten während des Lebens hat mir richtig Spaß gemacht. Es gab so viele falsche Fährten, dass ich von alleine nie auf die Auflösung gekommen wäre.


    Obwohl es schon vorher Bücher/Filme mit ähnlichen Grundgedanken gab, ist die Story für mich komplett neu und hat nur auf den allerersten Blick Ähnlichkeiten mit Splitter oder Flight Plan. Den Schreibstil finde ich total ansprechend. Sehr lebendig und authentisch. :-)


    Insgesamt war die ganze Auflösung schlüssig und die Idee, die hinter Synapsia steckt finde ich wirklich heftig. Menschen ihr Gedächtnis rauben und den "Speicher" anderer Menschen damit überschreiben. Ein furchterregender Gedanke ...
    Was ich mich aber zum Schluss gefragt habe: Wo war Lukas während der Odyssee von Daniela? An ihm wurden ja allem Anschein nach keine Experimente vorgenommen.


    Arno, wie bist du eigentlich auf Synapsia gekommen? Mir fehlt leider das Hintergrundwissen, aber wurde auf diesem Gebiet schon experimentiert oder ist das alles nur deiner Fantasie entsprungen?


    Übrigens vielen, vielen Dank für das tolle Buch und den schönen Lesesamstag. :anbet

  • Zitat

    Original von Maryna
    Arno, wie bist du eigentlich auf Synapsia gekommen? Mir fehlt leider das Hintergrundwissen, aber wurde auf diesem Gebiet schon experimentiert oder ist das alles nur deiner Fantasie entsprungen?


    Marynas Frage möchte ich mich anschließen.
    Außerdem würde mich interessieren, ob die verbrecherischen Menschenversuche in den KZs im dritten Reich ein Einfluss auf die Ideenentwicklung in Der Trakt waren.
    Der fanatische Doktor, der Synapsia entwickelt hat, ist ja anscheinend vergleichbar skrupellos.

  • Wow, endlich mal wieder ein Buch, das ist nicht mehr aus der Hand legen konnte!
    Die letzten Seiten hab ich nur so verschlungen, daher ist alles noch ein bisschen verwirrend :-)


    Besonders spannend fand ich diese ganze... Verzwickungen - erst gut, dann böse, dann doch wieder gut (Wittschorek und Rosie).



    Die Idee von Synapsia find ich wirklich gruselig. Das eigene Gedächtnis löschen und/oder überschreiben wie eine Festplatte...


    Zitat

    Arno, wie bist du eigentlich auf Synapsia gekommen? Mir fehlt leider das Hintergrundwissen, aber wurde auf diesem Gebiet schon experimentiert oder ist das alles nur deiner Fantasie entsprungen?


    Das würde mich auch mal interessieren...


    Ich hatte grad noch eine Frage aber ich habs vergessen...


    5 Minuten später
    Ach ja, wer war denn jetzt eigentlich dieser Joachim? Der hieß doch so, oder?
    Hat er Sibylle bzw. Daniela nicht auch beobachtet?

  • Zitat

    Original von Maryna


    Arno, wie bist du eigentlich auf Synapsia gekommen? Mir fehlt leider das Hintergrundwissen, aber wurde auf diesem Gebiet schon experimentiert oder ist das alles nur deiner Fantasie entsprungen?


    Ich schätze mal durch das beeinflussen der Synapsen. Die sind ja die sozusagen die Verbindungsteile zwischen den Neuronen und leiten Transmitter und alles weiter.
    Durch die Beeinflussung, die wohl durch den durchgejagten Stromstoß entsteht , kommt dann die "Kopie" zustande, deren "Abzug" sich dann in den Spender verpflanzen lassen soll.


    So würd ich mir das jetzt theoretisch vorstellen.


    Daß es tatsächlich machbar ist? Halte ich jetzt noch nicht für so wahrscheinlich.
    Also beeinträchtigen der Synapsen und Neurone schon, das wird ja schon durch Medikamente ereicht und Transmitterbeiinflussung/Veränderung hat ja einen großen Stellenwert. Aber das übertragen und festhalten ganzer Erinnerungsteile - dann auch nochzusagen als "Stückform" halte ich zumindest noch für Utopie.
    Aber man weiß ja nicht, wie schnell die Neuropsychologie und Chirurgie sich entwickelt.
    Da gabs ja schon in den letzten Jahrenden rasante Entwicklungen.



    Schon daher fand ich das Buch so megaspannend. Neuropsychologie ist einfach hochfaszinierend :grin


    Aber auch so hat das Buch eine solche Spannung (Erregung der Synapsen :grin) erzeugt, daß ich es auch nicht weglegen konnte.


    Daß Christian ein Arschloch ist, hat sich ja schon so latent im letzten Abschnitt angedeutet, aber daß wenigstens der gute Wittzorek dann doch ein Guter war, der ein Doppelspiel innehatte, gefiel mir dann sehr.
    Das hat die Spannung dann noch mal um eingies erhöht.


    Ach ja, und die gute durchgeknallte Rosie - wie schön, daß sich bei ihr doch herausgestellt hat, daß sie wirklich ein netter Kerl ist und Sybille/Daniela wirklich mochte und ihr helfen wollte.


    Aber wirklich sehr geschickt falsche Spuren gelegt und die Verwirrung so herrlich aufgebaut.


    Zu Hans weiß ich nicht so recht.
    Ich finde es eher grausam, daß man ihn, der wohl durch seine traumatischen Erlebnisse so persönlichkeitsgestört wurde, derart mißbraucht hat, anstatt ihn zu versuchen davon wenigstens ansatzweise zu befreien.
    Ok, anders wär er für den "Doktor" auch weniger brauchbar gewesen.
    Trotzdem finde ich sein Schicksal ziemlich bedauernswert. Aller seiner Gefühle beraubt, das auch noch forciert anstatt zu ändern.



    Fazit: Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, wach gehalten und in ständiger spannender Spekulierlaune gehalten.
    Für mich ein richtig guter Psychothriller

  • Der Name Synapsia kommt natürlich on den Synapsen, die mit der Maschine ja beeinflusst werden.
    Ähnlichkeiten mit den KZ-Wahnsinnigen sind rein zufällig. Das Ganze entspringt völlig meiner Fantasie. Ich kam darauf, weil ich die Story um die arme Sibylle im Kopf hatte, aber eine Auflösung brauchte, die zwar vielleicht noch ein bisschen Science Fiction, aber doch in sich stimmig ist. Es hat gute 4 Wochen intensiven Grübelns und bestimt 20 verschiedene Ansätze gebraucht, bis ich etwas gefunden hatte, das meinen eigenen Anforderungen gerecht wurde.


    Arno

  • Zitat

    Original von Jasmin87
    Ach ja, wer war denn jetzt eigentlich dieser Joachim? Der hieß doch so, oder?
    Hat er Sibylle bzw. Daniela nicht auch beobachtet?


    Ich nehme an Joachim ist Christian ist Robert?


    Die letzten Seiten waren noch einmal sehr rasant - einen Pageturner zu lesen, der einem die Zeit vergessen lässt ist ein wunderbares Erlebnis für den Leser. Vielen Dank an Arno Strobel für dieses Vergnügen!

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • So, nun bin ich durch. Und habe nach dem Ende ein ziemlich zwiesppältiges Gefühl...mir war der letzte Abschnitt einfach zu verwickelt. Die Umkehrung von Gute in Böse und umgedreht war für mich persönlich einfach zuviel. Einmal, zweimal benutzt, wirkt das Ganze ja spannend - aber diese unaufhörliche Umänderung hat ganz schön an meinen Nerven gezerrt und mich deswegen nicht hundertprozentig überzeugt. Zufrieden bin ich mit der Entwicklung von Rosie und Wittschorek, aber
    dieses permanente Hin und Her führte bei meinem Zufriedenheitsgrad nach dem Lesen eben doch zu Punktabzug...Schön fand ich aber die Erklärung von Wittschorek, dass man Muttergefühle nicht "überschreiben" kann - ist vielleicht nicht wissenschaftlich fundiert, hat aber für mich an dieser Stelle wunderbar in die Geschichte gepasst. Schade fand ich, dass Hans keine Chance hat, sich noch weiter zu entwickeln und diesen sinnlosen Tod gestorben ist. Bei ihm hätte der Doktor Synapsia eigentlich gar nicht gebraucht, um einen besseren Menschen aus ihm zu machen, denke ich.


    Fazit für mich: Es wurde ein doch schon bekanntes Thema neu und gut umgesetzt. Es war spannend, unterhaltsam, mir aber am Ende doch einen Tick zu verwirrend und verwickelt, um ganz damit zufrieden zu sein. Wahrscheinlich fehlt mir einfach das logische Denkvermögen...(sagt mein Mann immer :grin)

  • Zitat

    Original von Johanna


    Daß Christian ein Arschloch ist, hat sich ja schon so latent im letzten Abschnitt angedeutet, aber daß wenigstens der gute Wittzorek dann doch ein Guter war, der ein Doppelspiel innehatte, gefiel mir dann sehr.
    Das hat die Spannung dann noch mal um eingies erhöht.


    Zu Christian/Robert: Erst befürchtete ich ja noch, er sei das alkoholisierte Opfer aus den Münchner Frühstücksfernsehen, das von der Bahn überfahren worden ist. Zwei Seiten später wünschte ich, es wäre so gewesen...


    Zu Wittschorek: Ja dieses Doppelspiel war schon grandios (und auch Grohe ein Guter!) und dann noch ein Happy End, zumindest für Daniela: Kind da, Erinnerungen kommen wieder, Wittschorek wahrscheinlich auch...


    Fazit: Mir hat es wirklich großen Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen und vor allem auch mitzuraten. Es war eigentlich genau die richtige Mischung an falschen Spuren/Hinweisen. Zuwenig Hinweise und dann eine Auflösung, die aus einer ganz anderen Richtung kommt, macht keinen Spaß! Ebenso wenig, wie wenn man schon recht früh einen Verdacht hat, der durch nichts ins Wanken gebracht wird, das ist langweilig! Also wie gesagt: das war wirklich super gelöst (übrigens ein toller Trick Daniela den Zugangscode in Worten denken zu lassen, wohingegen Hans Ziffern eingibt...), man stellt Vermutungen an und zieht sie wieder in Zweifel, genauso sollte ein unterhaltsames Buch sein! Vielen Dank dafür, Arno!!!

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Ich habs auch fertig! EIn Buch an einem WE, so schnell war ich lange nicht mehr :D
    Am Ende ging es ja noch mal richtig los! Robert: "Sie war in meinem Zimmer" Häh, wer ist Robert, sie war doch in keinem fremden Zimmer... Dann der Aha-Effekt --> NEIN! Und das an einem Sonntag morgen :grin
    Also waren alle Guten eigtl böse, nur manche gute waren doch gut...


    Dass irgendeine Form von transferierter Persönlichkeit dahintersteckt, war dem Leser ja schon recht früh klar. Nur was die aus den Spendern gemacht haben, ist nicht so wirklich nett gewesen. Ob man die echte Sibylle wieder hinkriegt?


    Tja, und Danny ist anscheinend ein ganz schöner Männermagnet :D


    Vielen Dank Arno für das interessante Buch und wehe, das hat jetzt irgendwen auf böse Ideen gebracht :nono :lache

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Pünktlich zum letzten Teil, funktioniert mein Internet nicht mehr und ich kann nicht lesen, was ihr alles geschrieben hat.
    Die Situation spitzt sich zu. Sibylle sieht im Fernsehen einen Bericht und erkennt den falschen Dr Muhlhaus. Sie will mit Christian zu dieser Firma, doch der ist nicht in seinem Zimmer.
    Christian ist bei Hans sie gehören zusammen und stecken unter einer Decke.
    Sibylle fährt allein zur Firma, Christian holt sie gerade noch rechtzeitig ein. Als eine Person mit „Danny“ anspricht, sagt er ihr, sie muß sich irren. Christian führt sie zu Hans, der sie zum Doc bringen will. Jetzt taucht Rosie wieder auf und holt Sibylle da heraus.
    Die Geschichte klärt sich immer mehr auf. Sibylle ist Daniela und hat tatsächlich einen Sohn namens Lukas.
    Dr. Haas hat ein Experiment gestartet in dem Daniela die Gedanken von Sibylle übertragen bekommen hat. Dass sie Zufällig zum Opfer wurde, hat sie der Abenteuerlust ihres Sohnes zu verdanken.


    Ein spannender, packender Thriller. Den ich sehr gerne verschlungen habe. Ich denke, dass ich zukünftig auch die weiteren Bücher lesen werde. Super, vielen Dank.


    Ganz lieben Gruß


    Beatrice

  • Zitat

    Original von Jasmin87


    5 Minuten später
    Ach ja, wer war denn jetzt eigentlich dieser Joachim? Der hieß doch so, oder?
    Hat er Sibylle bzw. Daniela nicht auch beobachtet?


    Ja das ist mir auch aufgefallen, dass er nicht mehr erwähnt wurde. er hatte hans den wagen überlassen, aber dann?