Lisa Marie Dickreiter - Vom Atmen unter Wasser

  • Nicht nur hier im Forum gibt es eine große Begeistung für das Buch.
    In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift BRIGITTE schaffte es Lisa Dickreiters "Vom Atmen unter Wasser" auf Platz 9 von 20. Das ist großartig! Für alle Interessierten ist hier der link:


    http://woman.brigitte.de/kultu…ebesromane-1069830/9.html


    http://www.brigitte.de/kultur/…/sexszenen-1070362/3.html

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • So, ich habe den Roman jetzt auch gelesen nachdem ich bei der Lesung in Hamburg ja bereits einen Eindruck gewinnen konnte. Unoriginellerweise war auch ich von dem Roman sehr angetan. Wie einige der Vorschreiber bereits betonten, ist der Roman vor allem handwerklich sehr gut gemacht (man könnte einige Passagen, zum Beispiel das zweite Kapitel, locker als Grundlage für einen Creative Writing Kurs verwenden - da stimmt wirklich alles, von der Erzählperspektive, dem versteckten Einpflechten von Hintergrundinformation bis zum Spannungsaufbau). Der knappe, fragmentarische, Stil hat mir sehr gut gefallen.

    Zudem wurde das Thema Trauer gründlich durchleuchtet. Würde gerne den Film sehen.

  • Glückwunsch zu dieser Palette an begeisterten Rezis. Die in der FAZ kannte ich ja schon, aber die von der Zeit hat es auch in sich.


    Da ich sie auf zeit.de noch nicht finde, verlinke ich einfach mal Deine HP, ok? Dann kann man gelegentlich nach neuen Rezensionen stöbern, ohne sie suchen zu müssen. ;-)


    http://www.lisadickreiter.com/…essestimmen_vauw_buch.pdf

  • Wer wissen möchte, wie toll die Buchpremiere am 1. Oktober in Berlin war, dem sei die aktuelle Zeitschrift Schreib-Lust Print Nr. 23 empfohlen:


    http://schreib-lust.de/slp/aktuell.php


    Ich habe einen Artikel darüber verfasst.

  • Fast perfekt


    Vor einem Jahr ist die sechzehnjährige Sarah auf dem Heimweg - von einer Party kommend - ermordet worden. Etwas wie Normalität ist bei Familie Bergmann längst nicht wieder eingekehrt. Anne, die Mutter, versucht, sich umzubringen, um der lähmenden Traurigkeit zu entkommen. Der Versuch scheitert, und fast minütlich wächst die Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit bei den drei Hinterbliebenen. Der Mann, Johannes, tröstet sich mit einem Seitensprung und stürzt sich zur Ablenkung mehr als nötig in seine Tätigkeit als Sozialarbeiter, im Rahmen derer er ausgerechnet Mädchen in Sarahs Alter davor zu bewahren hat, auf die allzu schiefe Bahn zu geraten. Simon, der Sohn, der eigentlich für sein Physikum pauken müsste, wird vom Vater in die Rolle des Mutterbeschützers gedrängt. Anne aber kämpft gegen das schleichende Vergessen an, sucht nach Schuldigen, obwohl der Täter gefasst und verurteilt ist. Sie wird bei Sarahs bester Freundin Elena fündig. Denn den Grund dafür, dass Sarah recht früh die Party verlassen hat, hat sie geliefert. Und ausgerechnet mit Elena hat Simon inzwischen ein Verhältnis.


    Dieser größtenteils bemerkenswerte und bedrückende Roman ist entstanden, nachdem Lisa Marie Dickreiter das Drehbuch für den gleichnamigen Film geschrieben hatte. Dass sich die Autorin hier auf fachfremdem Boden bewegt, ist dem grandios betitelten Werk hin und wieder anzumerken. Ihre Bemühungen, den Verzicht auf die visuelle Komponente durch knappe, emotionsarme, prägnante Sprache, die zuweilen an Regieanweisungen erinnert, zu kompensieren, gelingt nach meinem Gefühl aber nicht immer. Es entsteht eine seltsame Distanz, aus dem Leser wird ein Zuschauer, was häufig durchaus packend und berührend wirkt, aber die Architektur des Romans lässt nie zu, dass diese Distanz gänzlich überwunden wird. Dickreiter lässt ihre Figuren agieren, dringt nur selten in sie ein, beschreibt Gefühlswelten mit Hilfe vieler kleiner Szenen und erzählerischer Tricks, was tatsächlich den merkwürdigen Eindruck vermittelt, einen Film zu lesen, eine Geschichte anzuschauen, aber unterm Strich fehlt an entscheidenden Stellen jene Nähe, aus der Empathie entstehen könnte. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Autorin hat das Szenario auf vortreffliche Weise dramaturgisch verpackt, aber ich vermisste beim Lesen den wesentlichen Schritt in die Figuren hinein; es ist, als wäre die Hilflosigkeit ihres Romanpersonals manchmal auf die Autorin übergegangen. Zudem wirken einige Handlungselemente wie die Beziehung zwischen Simon und Sarahs Freundin oder der Seitensprung des Vaters, die im Film sicherlich nötig waren, um die Zuschauer fortwährend zu fordern, ein wenig überzogen, um nicht zu sagen überflüssig. Weniger wäre hier meiner Meinung nach tatsächlich mehr gewesen, zugunsten einer stärkeren Fokussierung auf diejenigen, die weiterleben müssen, obwohl ein wesentlicher Teil von ihnen gestorben ist. Stewart O'Nan hat das in seinem fantastischen Roman "Alle, alle lieben dich", der eine recht ähnliche Geschichte erzählt, dann doch etwas besser hinbekommen.


    Aber das ist Nörgelei auf sehr hohem Niveau. "Vom Atmen unter Wasser" zeigt eindrucksvoll das Schicksal jener, die nicht strafrechtlich Opfer sind, aber als Überlebende und im Wortsinn Hinterbliebene ohne Hilfe von außen mit einer Situation zurechtkommen müssen, die nach menschlichen Maßstäben nicht zu bewältigen ist. Das Buch präsentiert eine ausweglose, deprimierende und sehr nachvollziehbar geschilderte familiäre Grenzsituation, vermittelt anschaulich die Wucht und Dramatik, im Kleinen wie im Großen, und großartigerweise unter Verzicht auf naheliegende Effekthaschereien. Lisa Marie Dickreiter ist zweifelsohne eine exzellente Studie gelungen, die vielleicht perfekt geworden wäre, hätte es das Drehbuch vorher nicht gegeben.

  • Oh, ich sehe gerade, dass Lille, deren Rezis ich unglaublich gerne lese, die Autorin dieses Buches ist. Mir ist es bei den Jahreshighlights ins Auge gestochen. Das brauche ich unbedingt! Schnell!
    (Übrigens ein Fall von Autorin im Forum den ich gut finde!) :wave

  • Ich habe gerade die letzten Seiten gelesen, die ich beinahe gestern Abend auch noch geschafft hätte.


    Das war für mich aber kein Buch, was ich lesen kann, wenn ich nicht konzentriert sein kann. Es erfordert viel Aufmerksamkeit. Man merkt am Schreibstil, dass die Autorin Drehbuch studiert hat. Am Anfang waren die stakkatohaften Worthülsen teilweise sehr ungewohnt und ich brauchte durchaus ein paar Seiten, um mich ganz in den Stil hineinzufinden und auch in den Worthülsen die Bedeutung zu erkennen.


    Ich habe nicht alle Hauptcharaktere sofort gleich gern gehabt, ich kam direkt mit Simons Stil und Gedankenwelt am Besten klar, während ich zu Anne am Anfang gar keinen Zugang gefunden habe. Am Ende haben sich da die Dinge doch noch einmal verschoben. Für mich beginnt Simon als sehr starker Charakter, von ihm wird erwartet, der "Kitt" in einer Familie zu sein, die lange vor dem Tod seiner kleinen Schwester schon kaputt war. Simon bekommt die Folgen auch teils direkt gesagt, erschütternd, wie sowohl Anne, als auch Jo mit ihm umgehen...doch schon lange vor der Tragödie schien Simon kein richtiger Teil der Familie gewesen zu sein...besonders die Beschreibungen der Fotowand, auf der er sich nicht befindet, haben mich bewegt.


    Jo entwickelte sich für mich eher zum Negativen. Seine Nebenhandlung mit Netty gefiel mir sehr gut und störte mich auch nicht, weil da ansatzweise Parallelen zu seiner Tochter gezogen wurden; die Geschichte mit Marie hingegen kam plötzlich...vom Schreiberischen her gut finde ich, dass die Autorin sich dazu entschlossen hat, eine Entscheidung zu treffen, also Jo eine Entscheidung treffen zu lassen und sie durchzuziehen. Es gab seiner Rolle einen Abschluss.


    Anne hingegen hat mich am Ende sehr - mir fehlt das passende Wort...Anne finde ich schwer zu beschreiben, aber ihre Entwicklung ging für mich so, dass ich als Leser irgendwann den Zugang zu ihr gefunden hatte, den ich am Anfang nicht hatte. Kaum, dass dieser Zugang auf einmal da war, da war Anne für mich stark. Nicht unbedingt in ihre Handlungen und Worten, sondern sie hat mich richtig in den Bann gezogen. Am Anfang dachte ich bei den Anne-Teilen noch, dass ich das sicherlich nicht bis zum Ende durchhalten werde.


    Teilszenen (und da kann ich mich dem Meckern auf hohem Niveau anschließen, was schon einmal anklang) im Hinblick auf Elena und Marie fand ich auch überflüssig. Manchmal waren mir da auch die Übergänge zu rasant - sodass ich 3-4 Zeilen brauchte, um zu wissen "wo und bei wem bin ich gerade"...


    Durch den Drehbuchstil wird ja viel auch nur angedeutet und das hat meiner Interpretation sehr viel Freiheiten gelassen. Durch den Stil, war man auch immer dabei und ich habe das als Film vor meinem geistigen Auge ablaufen sehen. Ich bin schon lange nicht mehr so tief und dauerhaft in eine Geschichte eingetaucht.


    10 Punkte.

  • Ich bin durch die FAZ auf dieses Buch gekommen und hatte beinahe Angst, es zu lesen, da ich schon wusste, dass es ein sehr intensives, die Traurigkeit bis ins Tiefste spürbar machendes Erlebnis werden würde.


    Noch eine ausführliche Rezension möchte ich hier nicht schreiben, denn es ist schon alles gesagt. Nur kurz:
    Ich bin richtig glücklich, dass ich diesen Roman gelesen habe. Ein so tieftrauriges Thema so unglaublich gut umgesetzt, jeder Satz, jeder Schatten, jeder Lichteinfall, jedes Geräusch, jede noch so kleine Bewegung... da stimmt einfach alles. Ich bin zutiefst berührt gewesen und noch Wochen nach dem Lesen kamen mir immer wieder Szenen und Sätze aus diesem Roman in den Sinn. Und sogar der Schluss hat mir gefallen... das will was heißen:-)).
    Es ist schwer, nach so einem Roman etwas anderes zu lesen, wirklich. Mir kam alles irgendwie flach vor...
    Ich gebe 10 Punkte, und könnte man 20 Punkte geben, so würde ich das tun.

  • Ich ging mit sehr hohen Erwartungen und großer Vorfreude an diesen Roman heran und wurde nicht enttäuscht - was für ein großartiges Buch!
    In einer schnörkellosen, präzisen, wohlgesetzten Sprache wirft der Leser einen Blick in eine Familie, der das Schlimmste passiert ist, das man sich nur vorstellen kann und sieht, wie ihr weiteres Leben verläuft.


    Die Autorin beweist viel Einfühlungsvermögen und psychologisches Gespür bei der Schilderung des Familienzustandes und der Figurenzeichnung. Die ganz große Stärke von "Vom Atmen unter Wasser" ist jedoch die ungemeine Glaubwürdigkeit; alles ist realistisch und glaubhaft, wie die Figuren agieren, wie sie sich verhalten, wie sie miteinander oder aneinander vorbei reden.
    Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite, sowohl inhaltlich als auch stilistisch überzeugend - man kann nur hoffen, daß Lisa-Marie Dickreiter noch weitere Romane verfassen wird.

  • Ein tolles Buch !!!


    Und auch wenn es nicht sehr dick ist: ich habe es doch recht langsam lesen (müssen), denn das ist wirklich kein Buch zum "mal eben weglesen". Dafür war es nun wirklich zu realistisch und belastend, denn die Emotionen der Personenkommen sehr stark und real rüber (und liegen einem dann quasi regelrecht erstmal auf der Seele).


    Sehr deutlich zu lesen war ja wie es quasi keinerlei wirkliche "Rettung" gibt, selbst innerhalb einer - bis dato bzw. bis zu dem Mord an der Tochter doch mehr oder weniger völlig normalen - Familie, in der es zwar ab und zu halt den üblichen Knatsch und Reibereien gibt, aber nix sooo dramatisches. Jeder steht völlig für sich allein und am schlimmsten eben das auch wenn sich die Familienmitglieder lieben können die sich nicht helfen, weil die Verarbeitung der jeweiligen Trauer sich NULL mit den jeweils anderen Personen vereinbaren lässt. Jeder einzelne der Personen ist für mich so extrem gut nachvollziehbar...... jeder ist so völlig alleine mit sich und seinem Elend (anders kann mans ja nicht ausdrücken) denn vereinbaren kann man das nun wirklich nicht.
    Ich würde in Simons Fall auch dem Vater den Seitensprung nicht verzeihen/tolerieren können. Und im Falle seiner Frau auch nicht. Aber an Vater bergmanns Stelle hätte ich auch nicht mehr alleine durchhalten können. Trotzdem ich es verstehe kann ichs aus Sicht der anderen nicht tolerieren und das betrifft auch die anderen Personen. ich verstehe die riesige Trauer der Mutter, würde sie aber gleichzeitig auch gerne schütteln, denn sie hat nicht ihr einzigstes Kind verloren.... Simon lebt (wenn man das noch so nennen kann), wird aber total ignoriert , ebenso kann ich Simon verstehen das er Elena braucht, denn in der Familie hat er sich ja eigentlich schon immer ungewollt gefühlt und nach Sarahs Tod erst recht. Und von irgendwoher muss er ja die Kraft hernehmen um überhaupt noch zu funktionieren. Andererseits könnte ich ihn natürlich auch wieder beuteln, warum das nun ausgerechnet Elena sein muß...... denn ich hab da auch wiederum die Gefühle der Mutter ihr gegenüber..... wäre die nicht mit Sarahs Freund in die Kiste gehüpft, dann wäre alles anders gekommen usw. (was sie ja natürlich nicht vorher ahnen konnte und sicherlich auch ungeschehen machen würde, wenn sie könnte). Auch am Anfang hätte ich den Jungen gerne gebeutelt und hab mir nur gedacht: Bürschchen, kannst froh sein lediglich ne Ohrfeige kassiert zu haben..... bei uns zuhause hätts mehr gehagelt, da bin ich mir sicher. Bei uns zuhause hätt er wohl ein paar Wochen nicht mehr sitzen können . Zeigt allerdings ja auch nur das er schon im Schatten der lebenden Sarah stand und nie richtig wahrgenommen wurde.... bzw. zumindest das Gefühl hat (was sicherlich so nicht hinkommt, da täuscht er sich garantiert - später allerdings nach Sarahs Tod passt es ja nun dann leider so richtig)
    Das Buch ist eine regelrechte Achterbahn der Gefühle und haut so richtig rein......


    Und zeigt nur allzu deutlich: die Opfer sind und bleiben mit allem Horror allein...... die "Welt" dreht sich ja immerzu ständig und überall um "Täter", denn denen wird ja alles regelrecht sonstwohin geschoben und die Opfer und Angehörigen könne sehen wo sie bleiben.
    Ich glaube deshalb spielt der Täter im Buch auch quasi überhaupt keine Rolle. Denn man erfährt von der Tat selbst und diesem Täter wenig bis gar nichts. Und das ist in dem falle auch gut so, denn mit diesem Abschaum wird sich anderweitig schon genug befasst, der muß nicht noch den wichtigen Personen des Buches Platz wegnehmen. Der hat denen schon genug genommen.
    Passend fand ich da auch das das Buch regelrecht offen zu Ende ist und man auch gar nicht wirklich so ein gutes Gefühl hat beim beenden des Buches. Ich hatte nur im Kopf: Na...... ob die das hinbekommen? Ich hab da ja so meine Zweifel das Mutter Bergmann nicht doch wieder versucht Selbstmord zu begehen, oder das Simon auf denselben Trichter kommen wird, das Elena so das wahre für ihn ist, und das Jo mit der anderen Frau das findet was er sucht (denn das gibts ja gar nicht...... es gibt nichts was diesen Leuten jemals wieder Frieden und Glück zurückgeben kann....).....


    Und was wird in einigen jahren sein, wenn dieser Täter wieder rauskommt???????? Denn lebenslänglich ist ja hierzulande auch nu ein Witz von soundsoviel Jahren. Und ob der soviel gekriegt hat? Und dann knallts so richtig........ möchte nicht wissen wie Simon darauf reagiert (reagieren kann bzw. überhaupt eine Wahl hat...... hat man aja eigentlich so gut wie nicht) usw.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • NEIN!
    Wirklich nicht, nicht eine der begeisterten Rezensionen kann ich teilen.
    Ich habe mich auf dieses Buch vorallem wegen der total begeisterten Meldungen unter den Büchermenschen gefreut und letztlich war ich von der ersten bis zur letzten Seite verärgert.
    Es gab nicht eine Figur in diesem Buch, die bei mir Empathie, Sympathie, Mitgefühl oder gar auch nur Mitleid wecken konnte.
    Jeder der Figuren hätte ich am Liebsten mal ordentlich in den Hintern getreten. Es mag sein, daß ich durch meinen Job, zu nah an dieser Thematik dran bin, daß sich mein Verständnis für die unterschiedlichen Formen der Trauer dadurch minimiert, dann hätte mir aber zumindest der ja so gelobte Schreibstil gefallen müssen.
    Doch auch das war für mich nicht der Fall. Langsam, langatmig, wenig berührend und dabei irgendwie gepresst kam mir der Text an vielen Stellen vor. Dies wäre definitiv ein Buch gewesen, das ich nicht beendet hätte, wenn ich nicht in der Einöde eines Fortbildungsinstituts ohne weiteren Lesestoff gesessen hätte und beim Lesen irgendwie immer auf der Suche nach der Begeisterung gewesen wäre, die andere offenbar für das Buch empfinden.


    Ich fand es flach, schlichtweg flach und oberflächlich, an der Realität einer um ein Mordopfer trauernden Familie, die um jede weitere Normalität ringt, geht es für mich, die ich ja durchaus in diesem Bereich tätig bin, komplett vorbei und verliert sich in Banalitäten und Oberflächlichkeiten.


    Schade, der Wunsch den Film zu sehen, hat sich bei mir mittlerweile auch komplett verflüchtigt.

  • Mir ist das Buch kürzlich in der Bücherei in die Hände gefallen und da ich hier im Forum schon mal über den Titel gestolpert war, habe ich es mitgenommen. Was soll ich sagen: es war seit langem mal wieder ein Buch, dass mich eine halbe Nacht Schlaf gekostet hat, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte!


    Das Buch hat mich in sich hineingesogen, das Schicksal dieser Familie, ihre Hilflosigkeit im Umgang miteinander. Am meisten berührt hat mich Simon, der immer im Schatten seiner Schwester gestanden hatte (wie schlimm muss es sein, wenn die eigenen Eltern sogar vergessen, den Sohn mit auf die Todesanzeige zu setzen, wenn Hinz und Kunz darauf erwähnt werden???), der sich trotzdem den Eltern verpflichtet fühlt und wieder zu Hause einzieht, als der Vater allein nicht mehr weiterkommt. Der sein Studium schleifen lässt und es irgendwie schafft, Zugang zur Mutter zu finden und dabei immer weiter in die Trauer der Mutter hineingezogen wird, mehr als ihm selbst guttut.


    Das Ende des Buches fand ich auch gut, nicht zu kitschig, aber doch mit einem Hoffnungsschimmer.


    Mir hat auch der Stil des Buches gut gefallen, ich fand es in keinster Weise langatmig. Und auch die Sprachlosigkeit der Figuren, die Distanz, die immer spürbar bleibt, all das fand ich sehr stimmig.


    Nur den Film werde ich mir nicht anschauen - Andrea Sawatzki als Mutter kann ich mir überhaupt nicht vorstellen! ;-)


    Von mir gibt es 10 Eulenpunkte - wirklich ein tolles Buch! :-)


    LG, Bella