Ghostwriter hinter berühmten Autoren?

  • Ich bin zufällig auf die These gestossen, dass Bestseller-Autoren gelegentlich ihre Romane nicht selbst schreiben ... Da sich ihr Name gut verkaufen lässt, erschienen mehr Bücher von ihnen, als sie überhaupt schreiben könnten.


    Namentlich genannt wurde Douglas Preston, aber ich glaube, auch so etwas mal über Dan Brown gehört zu haben.


    Hat noch jemand dazu Informationsfetzen?

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • James Patterson liefert öfters mal nur den groben Plot und lässt dann schreiben. Zum Beispiel bei "Sonntags bei Tiffany" war es Gabrielle Charbonnet. Die hatte das für dieses Buch auf ihrer Homepage geschrieben. Das ist jetzt kein Geheimnis, weil ihr Name ja auch auf dem Buch steht, aber das Ausmaß war mir nicht klar.


    Ich musste dann schon grinsen, als eine andere Eule zu dem Buch schrieb:


    Zitat

    Ich bin immer wieder erstaunt, dass jemand, der hautpsächlich Krimis schreibt, auch eine solche gefühlvolle Ader in sich hat und so wunderbare, romantische Bücher hervorzaubern kann.


    :lache

  • Zitat

    Original von aadam
    Ich bin zufällig auf die These gestossen, dass Bestseller-Autoren gelegentlich ihre Romane nicht selbst schreiben ... Da sich ihr Name gut verkaufen lässt, erschienen mehr Bücher von ihnen, als sie überhaupt schreiben könnten.


    Namentlich genannt wurde Douglas Preston, aber ich glaube, auch so etwas mal über Dan Brown gehört zu haben.


    Hat noch jemand dazu Informationsfetzen?


    Preston schreibt meistens mit seinem Kollegen Lincoln Child, aber das ist auch schon immer bekannt und beide sind auch als Autoren auf ihren Büchern genannt. Als Ghostwriter würde ich hier keinen einstufen.

  • Zitat

    Preston schreibt meistens mit seinem Kollegen Lincoln Child, aber das ist auch schon immer bekannt und beide sind auch als Autoren auf ihren Büchern genannt. Als Ghostwriter würde ich hier keinen einstufen.


    Child war hier nicht gemeint - klar schreiben die gelegentlich gemeinsam und dann sind beide als Autoren genannt. Angeblich werden unter dem Namen Douglas Preston Bücher unbekannter Autoren veröffentlich.

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • Nur als Gag: Thomas Pynchon wurde schon verdächtigt, in Wirklichkeit aus einem Autorenkollektiv zu bestehen.
    Wobei mich wundert, dass sich ausser 2er-Gespannen noch keine Autorenkollektive zur Kreation herausragender Werke gefunden haben (ok, außer Perry Rhodan) ... Naja, kommt bestimmt noch ...

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • An Nora Roberts musste ich auch sofort denken! Zum eine, weil sie wie Tilia schon schreibt, in verschiedenen Genres schreibt und zum anderen weil ich schon mehrere Bücher von ihr gelesen habe, und die sich echt heftig voneinander unterschieden haben- einige finde ich sehr gut und unterhaltsam, so dass ich sie sogar mehr als einmal lese, andere sind echt nur platt und schlecht.

  • Zitat

    Original von aadam
    Wobei mich wundert, dass sich ausser 2er-Gespannen noch keine Autorenkollektive zur Kreation herausragender Werke gefunden haben


    Ein Grund könnte sein, dass es gar nicht so trivial ist, 'gemeinsam' an einem Buch zu schreiben - oder selbst einer Serie.
    Es setzt voraus, dass sich die beteiligten Autoren hinsichtlich ihrer kreativen Vision entweder blind verstehen (was selten der Fall ist), oder die Zusammenarbeit strengsten Richtlinien zu Gestaltung von Story, Charakteren usw. unterliegt bis hin zu stilischen Vorgaben (so bei Serien wie z.B. Perry Rhodan oder Das schwarze Auge oder diverse Heftroman-Serien), oder aber bei z.B. Zweier-Gespannen eine strenge Arbeitsteilung stattfindet (also z.B. einer recherchiert und plottet die Story, der andere schreibt sie runter).


    Deshalb ist es auch so, dass Ghostwriter-Projekte stilistisch z.T. stark vom Schreibstil des berühmten Namens-Lieferanten abweichen.

  • Zitat

    Original von agu
    [quote]Original von Kalinka
    An Nora Roberts musste ich auch sofort denken! Zum eine, weil sie wie Tilia schon schreibt, in verschiedenen Genres schreibt und zum anderen weil ich schon mehrere Bücher von ihr gelesen habe, und die sich echt heftig voneinander unterschieden haben- einige finde ich sehr gut und unterhaltsam, so dass ich sie sogar mehr als einmal lese, andere sind echt nur platt und schlecht.


    Das ist mir bei ihr auch schon aufgefallen.
    Man könnte tatsächlich zum Schluss kommen, hier schreiben verschiedene Autoren.


    Andererseits spielen auch Faktoren rein wie:
    - dem Autor ging die Zeit aus und er hat es 'hingerotzt', weil er abgeben musste (kommt häufig vor). Oder er schiebt ab und zu ein schnelles, nicht ausgegorenes Projekt dazwischen, frei nach dem Motto *der Name wird's schon verkaufen* - leicht verdientes Geld
    - der Verlagslektor hat ne gänzlich andere Vorstellung davon, wie das Buch aussehen soll, als wie der Autor. Das führt im Extremfall zu langen und kräftezehrenden Zerrereien, in deren Verlauf Bücher so verstümmelt werden, dass man sie nicht wiedererkennt. Da müssen dann auf Verlagswunsch mal eben hundert Seiten rausgekürzt oder wahlweise dazuerfunden werden (und dass das nicht ohne Folgen für die Stringenz der Handlung bleibt, ist ja klar), der Lektor findet diese oder jene Szene blöde und langweilig und sie fliegt raus, oder er findet, ein Charakter sei zu kantig und müsse 'gesmoothed' werden (zu deutsch: so rundgelutscht, dass nur noch Klischee übrig bleibt) ... und auf diese Weise kann aus einem sehr guten ein sehr schlechter Roman gemacht werden.
    Funktioniert natürlich auch umgekehrt. Ein durchschnittlicher Autor mit einem herausragenden Lektor, der aus Sch*** Gold macht, kommt auch oft genug vor.
    Und da auf verschiedenen Romanen mitunter verschiedene Lektoren sitzen, ist das ein nicht zu unterschätzender Modifikator.

  • Zitat

    Original von aadam
    Ich bin zufällig auf die These gestossen, dass Bestseller-Autoren gelegentlich ihre Romane nicht selbst schreiben ... Da sich ihr Name gut verkaufen lässt, erschienen mehr Bücher von ihnen, als sie überhaupt schreiben könnten.


    Ja, da gab es mal einen, bin mir nicht mehr sicher, wer es war, der war 3 Jahre weltweit auf Lesereise, hatte also keine Zeit zum Schreiben und dennoch erschienen 3 neue Bücher von ihm, die er in dieser Zeit geschrieben haben soll.
    :-(


    Das riecht nach Ghostwriter.

  • Zitat

    Original von Svenja


    Ja, da gab es mal einen, bin mir nicht mehr sicher, wer es war, der war 3 Jahre weltweit auf Lesereise, hatte also keine Zeit zum Schreiben und dennoch erschienen 3 neue Bücher von ihm, die er in dieser Zeit geschrieben haben soll.
    :-(


    Das riecht nach Ghostwriter.


    Mhm, es soll auch Autoren geben, die unterwegs durchaus an ihren Büchern arbeiten. ;-)

  • Ich habe den H. G. Konsalik im Verdacht, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt seine Romane durch Ghostrwriters schreiben liess.


    Seine ersten Bücher waren soweit gutgemachtes "Handwerk" im Genre der Unterhaltungliteratur....mit verblüffendem Ideenreichtum und voller Spannung.
    Ich denke da vor allem an DER ARZT IN STALINGRAD, LIEBESNÄCHTE IN DER TAIGA, DAS GESCHENKTE GESICHT (war glaubs auch von ihm???) etc....


    Doch ab ungef. 1970 (plus/minus) überschwemmten seine Bücher den Markt geradezu.
    Ich habe noch das eine und andere davon gelesen, doch dünkte es mich, dass sie alle nach demselben Schema aufgebaut waren, die ganze Handlung und auch das Ende vorhersehbar.
    Regelrechte Dutzendware halt eben....


    Meinem Gefühl nach - anhand der vielen jährlichen Neuerscheinungen - hat der wohl weit über 100 Romane herausgegeben.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Ich habe den H. G. Konsalik im Verdacht, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt seine Romane durch Ghostrwriters schreiben liess.


    Ich weiß, dass Konsalik alle Romane selbst geschrieben hat - mein erster Literaturagent war Konsaliks Schwager. Mehr noch, Konsalik hat zusätzlich unter Pseudonymen veröffentlicht, insgesamt fast zweihundert Romane unter eigenem und unter fremden Namen.


    Es ist zumindest denkbar, dass einige Autoren schreiben lassen, aber so lange sich das auf der Gerüchteebene bewegt, lohnt es sich kaum, solche Gedanken weiter als nötig zu verfolgen. Wozu auch?


    Und davon abgesehen. Manch einer schreibt wirklich flink. Selbst auf Lesereise. Da befindet man sich schließlich die meiste Zeit über in Zügen, Flugzeugen, Hotels usw. - viel Zeit zum Schreiben!

  • Zitat

    Original von Kalinka
    An Nora Roberts musste ich auch sofort denken! Zum eine, weil sie wie Tilia schon schreibt, in verschiedenen Genres schreibt und zum anderen weil ich schon mehrere Bücher von ihr gelesen habe, und die sich echt heftig voneinander unterschieden haben- einige finde ich sehr gut und unterhaltsam, so dass ich sie sogar mehr als einmal lese, andere sind echt nur platt und schlecht.


    Schon mal auf das Datum der Erstveröffentlichung geschaut? Mir ist nämlich aufgefallen, dass all jene Bücher von N.R., die mir nicht sonderlich gut gefallen, alte Geschichten sind, die neu veröffentlicht wurden.
    Außerdem ist N.R. besser darin, etwas ausführlichere Bücher zu schreiben, ihre dünnen Büchlein sind daher eher enttäuschend (dafür bestimmt schneller geschrieben).
    Dann schreibt sie (eher selten) Fantasy, ich finde schon, dass man hier erkennt, dass es nicht das Genre ist, in dem sie "zuhause" ist ... und dann gibt es eben noch die Bücher, die sie selbst unter dem Pseudonym J.D. Robb schreibt, eben Science Fiction-Krimis.


    Lange Rede, kurzer Sinn ... ich glaube nicht, dass Nora Roberts ihre Geschichten von jemand anderen schreiben lässt. Ich finde hingegen, dass sich eine klare Linie durch die Bücher zieht ... die älteren sind deutlich schlechter, von Jahr zu Jahr hat sie dazu gelernt, ihren Schreibstil abgerundet ... jetzt allerdings gleichen sich viele ihrer Bücher, weil im Grund immer das Gleiche geschieht (trotzdem lese ich es einfach gerne *seufz*).


    Aber interessant wäre es schon, ob nicht doch ein Ghostwriter für sie schreibt ...


    Mir ist nur bekannt, dass unter dem Namen "V.C. Andrews" ein Ghostwriter tätig ist/war, was jedoch daran liegt, dass die Autorin 86 gestorben ist.

  • Zitat

    Original von Stella
    Mir ist nur bekannt, dass unter dem Namen "V.C. Andrews" ein Ghostwriter tätig ist/war, was jedoch daran liegt, dass die Autorin 86 gestorben ist.


    Ja, leider :-(
    Die Ghostwriter-Bücher waren leider nicht mehr so gut wie die Originale...

  • Einige Romane von Alistair MacLean sind nicht von ihm geschrieben, sondern erst nach seinem Tod aufgrund Exposes von ihm entstanden


    Zum Beispiel: Golden Girl, Goldenes Netz oder Goldene Rache, sind alle von Simon Gandolfi


    oder Rendesvouz, Spur des Todes und Der Rembrandt-Deal, sind alle von Alastair McNeill


    Allerdings sind diese "Ghostwriter" klein auf den Büchern angegeben und es ist so deutlich gemacht, dass sie nicht von MacLean selbst geschrieben sind.

  • Heute bin ich mal wieder an einem neuen Bourne-Thriller vorbeigegangen, auf dem, wie schon auf den letzten drei, wieder ganz groß als Autor ROBERT LUDLUM draufsteht, und dann ganz klein drunter:
    mit Eric van Lustbader.


    Also denkt man als Leser,
    Robert Ludlum hat dieses Buch zusammen mit Eric van Lustbader geschrieben.


    Stellt sich natürlich die Frage, wie das ging, nachdem Ludlum vor einigen Jahren verstorben ist :grin. Tatsache ist, dass die Bourne-Francise außer dem Namen des Haupthelden mit Ludlums Jason Bourne wirklich überhaupt nichts mehr zu tun hat, seit van Lustbader die Serie nach Ludlums Tod weiterschreibt.
    Er hat den Helden in seinem Sinne verändert, bis hin zu Elementen seiner Vergangenheit, die er nun eben anders interpretiert, als das im Original der Fall war. Er führt ein komplett neues Set von Nebencharakteren und Antagonisten ein, und der Schreibstil ist natürlich auch vollkommen anders.
    Nicht schlechter, nur anders.
    Ich mochte die ersten Bände von Lustbader ehrlich gesagt fast lieber als die etwas schwerfälliger und psychologischer anmutenden Originale von Ludlum.
    Trotzdem handelt es sich de facto hier um zwei gänzlich unterschiedliche Stilistiken, und ein Leser, der die eine mochte, kann von der anderen leicht überrascht werden. De facto betreibt der Verlag hier Irreführung, weil er auf keinen Fall die Werbewirksamkeit des großen Namens 'Robert Ludlum' verlieren oder schmälern möchte.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Zitat

    Original von Joan
    ...H. G. Konsalik...
    Seine ersten Bücher waren soweit gutgemachtes "Handwerk" im Genre der Unterhaltungliteratur....mit verblüffendem Ideenreichtum und voller Spannung.
    Ich denke da vor allem an DER ARZT IN STALINGRAD, LIEBESNÄCHTE IN DER TAIGA, DAS GESCHENKTE GESICHT (war glaubs auch von ihm???) etc....


    Ja, die sind alle drei von ihm und gehören mE sogar zu seinen besten (auch die Liebesnächte... trotz des kitschigen Titels). Vor allem das Gesicht mit der Problematik der im Krieg Gesichtsversehrten ist bemerkenswert. Schön gruselig fand ich noch "Das Schloss der blauen Vögel" (Folgen einer HirnOP), "Privatklinik" (Alkoholismus) und den Zweiteiler "Wer stirbt schon gerne unter Palmen".
    Bei vielen seiner anderen Bücher (ich war mal mit einem leidenschaftlichen Konsaliksammler befreundet und habe im Laufe der Jahre damals bestimmt deutlich mehr als die Hälfte sämtlicher Bücher gelesen*g*) stimme ich dir aber zu: Es schien immer dasselbe Schema zu sein: Eine Schwarze und eine Blonde und dazwischen ein Mann, das ganze möglichst vor einem exotischen oder russischen Hintergrund, einen touch Politik (Umwelt, Krieg oder ähnliches) und insgesamt möglichst ein Happy End. Prinzipiell sind das ja vielleicht sogar die Grundthemen des Lebens, aber irgendwie wars dann doch manchmal zu vorhersehbar. Trotzdem hatte er meinen Respekt für seine Leistung. Und auch ich dachte, mal gelesen zu haben, dass er - zB seine Frau/Freundin (?) - für sich "ghostwriten" ließ, insofern ist Toms posting besonders interesant, danke!
    (Es hieß aber mE "Der Arzt VON Stalingrad)
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)