Nibelungenmord - Judith Merchant

  • Das Buch habe ich recht schnell gelesen:


    1 Mittagspause
    1 Abend
    1 Mittagspause


    und es hat mir klar gemacht, was eine gewisser Thomas Wörtche, der sogenannt Krimipabst, mit „Grimmi“ meint – einen Kriminalroman, der den erfahrene Leser ziemlich grimmig zurücklässt, ob der Fehlinvestition seiner schwer verdienten Euronen und der Unverfrorenheit der Verlage solche Romane auch noch zu versuchen zu hypen.


    Ein Roman, der alle die negativen Vorurteile für die sogenannten Regionalgrimmis in sich vereint. Ein bisschen Lokalkolorit, ein bisschen Mystisches (Drachengrollen) und bisschen Sagenwelt (Nibelungen) und alles mögliche an skurrilem und klischeehaften Personen macht halt noch keine Plot aus.


    Allein Jan Seidel ist schon ein wahres NoGo. Er sollte den Polizeidienst quittieren, denn er ist nur unfähig, und vielleicht Umschulen auf Altenpfleger. Vielleicht wären die Großmutter Edith und Jan als ihr Pfleger ein interessantes Paar als ein „Nero Wolfe und Archie Goodwin“-Verschnitt für die Leser der "Wolken auf blauen Cover"-Romane: Edith denkt und Jan rennt.


    Schade um die Autorin, deren Kurzgeschichte, die in dem Roman mit abgedruckt ist, eigentlich Lust auf mehr macht. Ein kräftiger Werberummel macht halt noch keine neue Nele Neuhaus.


    Auf der anderen Seite hat es auch etwas Gutes- eine Autorin weniger, deren Neuerscheinungen mein Bankkonto belasten werden.


    PS.: noch etwas Positives zu erwähnen vergessen:


    Den Passus, als über Kindergeld, Elterngeld usw. im Gegensatz zu dem, was für die „Alten“ getan wird, finde ich erwähnenswert. Er zeigt deutlich die aktuelle politische und gesell-schaftliche Wirklichkeit. Dafür gibt es eine Punkt mehr.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Zitat

    Original von dyke
    PS.: noch etwas Positives zu erwähnen vergessen:


    Den Passus, als über Kindergeld, Elterngeld usw. im Gegensatz zu dem, was für die „Alten“ getan wird, finde ich erwähnenswert. Er zeigt deutlich die aktuelle politische und gesell-schaftliche Wirklichkeit. Dafür gibt es eine Punkt mehr.


    dyke, welchen Passus meinst Du? Das ist mir gerade gar nicht erinnerlich.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken


    dyke, welchen Passus meinst Du? Das ist mir gerade gar nicht erinnerlich.


    Ist ja auch nur ganz kurz, aber bei meinem Alter ....


    Seite 192 unten und 193 oben:


    Zitat

    Wo sollten die Leute bloß hin mit ihren Sorgen um pflegebedürftige eltern und Großeletern, um Menschen, die älter wurden und um die man sich kümmern musste? Für junge Letern gab es Mutterschutz, Elternurlaub, Elternteilzeit, dacht er (Jan) und warf einen letzten Blick auf den Kindergarten


    Dabei kam mir mal wieder in den Sinn: Die Gesellschaft soll zwar laut Voraussagen stark überaltern - wie wär's mit Green Solent

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Der Anfang war gut es las sich so, das ich dachte das Buch möchte ich lesen.
    Wie gut das ich es mir nicht gekauft habe, ich hätte mich sehr geärgert.


    Jan der erste Ermittler ist kein Polizist er ist unfähig für den Beruf.
    Oma Edith soll die Deutsche Miss Marple werden, kommt aber selten zum Zug. Auf dem Klappentext steht Jan und seine Oma ermitteln. Weder der eine noch die andere ermitteln hier.


    Die anderen Figuren haben alle andere Probleme die auch angesprochen werden aber irgendwie fehlte mir hier der rote Faden.


    Eine Vermisste die nicht gesucht wird, eine Tote die gefunden aber um die nicht getrauert wird, Teenager die ihre eigenen Probleme haben und denen keiner zuhört, ein Ermittler der mehr mit seinen privaten Problemen zu tun hat.


    Es waren zuviele Menschen mit zuvielen Problemen für die es alle keine Lösung gab und wohl auch nicht geben sollte.


    Ne das war kein Buch für mich, schade es hatte so gut anfgefangen.

  • Auch ich habe dieses Buch im Rahmen der Testleserunde gelesen und kann nur eins vorweg sagen: Zeitverschwendung!!


    Nachdem ersten Abschnitt hat mir das Buch noch gut gefallen. Die Autorin hat einen lockeren Schreibstil, gepaart mit einer Prise Humor. Der Schreibstil bleibt zwar so - der Humor verflüchtigt sich aber schnell.


    Auch die Geschichte selbst bietet keinerlei Unterhaltung. Die ganze eigentliche Handlung rückt irgendwie in den Hintergrund und alles andere ist eher weniger spannend – wir erfahren einiges von Jan Seidel und seinen privaten Problemen, das macht das Buch aber fast durchgehend ziemlich zäh.. Ich finde es zwar gut, wenn man auch einige Hintergrundinfos über die Personen erhält, hier wird das aber alles zuviel.


    Auch konnte ich mit den Personen nichts anfangen, die wirkten mir teilweise viel zu konstruiert. Oma Edith hat mir anfangs recht gut gefallen, aber sie hat dann doch keine so große Rolle gespielt wie erwartet, außerdem wirkte auch sie sehr unrealistisch..


    Am Schluss hatte ich einen kleinen Lichtblick gehabt, da dort die Spannung etwas ansteigt - die Auflösung hat mir dann aber nicht sonderlich zugesagt. Mir war das alles zu abstrus und zu unglaubwürdig. Auch wurde die ganze Handlung nicht schlüssig und logisch aufgelöst - es bleiben einige offene Fragen. Auch die ganze Polizeiarbeit – wenn sie dann mal eine Rolle spielt – ist sehr unrealistisch und zu wenig recherchiert.


    Fazit: Fehlende Spannung, abstruse Handlungen, unsympathische Protagonisten - es gibt deutlich bessere Krimis. Einzig der leichte Schreibstil der Autorin ist in Ordnung. Ich vergebe 3 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Inhalt:


    Eine Frauenleiche wird in einer sagenumwobenen Höhle des Siebengebirges gefunden. Einst tötete hier Siegfried den Drachen. Handelt es sich bei der Ermordeten um die zeitgleich verschwundene Ehefrau des Notars? Kommissar Jan Seidel ermittelt in Königswinter.


    Meinung:


    Vor dem Hintergrund der Nibelungensaga entwirft Judith Merchant eine der Regionalkrimi üblichen- „Wer ist der Mörder?“ Rahmenhandlung.- Der Roman liest sich flüssig, ist sprachlich aufgrund zahlreicher sehr prägnanter Ausdrücke und Bilder phasenweise ein Lesegenuss. Auch die Grundidee finde ich verlockend. Schlägt die Künstlerin Romina doch die Brücke zwischen Nibelungen und Liebeszwistigkeiten heutiger Tage. :-)


    Leider kann ich ansonsten wenig an dem Debut der Autorin finden. Der fortwährende Perspektivwechsel sorgt nach dem relativ soliden Romanaufbau für gediegene Langeweile und misslingt auf die gesamte Länge des Buches gesehen völlig. Da hilft ein glänzend eingeführter Antrittsbesuch der Miss Marple-artigen Kommissar-Oma Edith nur rudimentär.


    Überhaupt dieser Kommissar, etwas stärker überzeichnet, hätte er Cheng Format von Steinfests Gnaden, sprich, er wäre im gehobenen Literatur Humorfach gelandet. So ist der pistolenschwindsüchtige Mann nur eine schlechte Karikatur, der auf meiner Sympathieskala bestenfalls ein Schulterzucken einfährt. Wie das gesamte Romanpersonal wenig glaubwürdig und stimmig wirkt. Die Widersprüchlichkeiten im Handeln und Denken der Leute sind über weite Strecken des Buches kaum nachvollziehbar, am Rande des Erträglichen. :cry


    Seite 70 bis Seite 270 sind als spannungsbefreite Relax-Zone für Adrenalinsüchtige auf Entzug angelegt. Die Ermittlungsarbeit wird im Mittelteil komplett König Zufall überlassen, wenn sie überhaupt einmal stattfindet. Dem Stoff hier zu folgen erfordert einiges an Ausdauer und Willensstärke. Es finden sich da Geschichten über ausfallende Hochzeiten, aufgrund einer Schlafbrillenphobie des Kommissars, zu rot geratenen Single-Eigentumswohnungen, Pastinaken und Tofukonflikte im Beziehungsdickicht. :grin


    Auch das Romanende konnte mich nicht restlos zufrieden stellen. Hier steigt zwar kurzzeitig die Spannung an, doch nur um in dem letztendlich Unvermeidlichem zu enden. Wobei wir wieder beim Thema Widersprüchlichkeiten und nachvollziehbaren Handlungen wären... Mir leuchtet auch dieses Ende nicht wirklich ein. 3 von 10 Punkten, noch viel Luft nach oben...

  • Den Anfang des Buches fand ich sehr gelungen und hatte mich sehr auf das Weiterlesen gefreut. Meine Begeisterung ebbte jedoch nach und nach ab. Die Autorin hat einen unterhaltsamen Schreibstil der das Lesen angenehm macht. Die Handlung konnte mich allerdings nicht überzeugen. Vieles wirkt schlecht recherchiert, unglaubwürdig, zu konstruiert. Die Aufklärung des Falles rückt phasenweise viel zu sehr in den Hintergrund um den privaten Problemen des Ermittlers Platz zu machen die jedoch nicht im Entferntesten etwas mit dem Fall zu tun haben. Männer kommen
    allgemein in diesem Buch nicht gut weg. Das scheint mir etwas übertrieben und klischeebehaftet.


    Mein Fazit: Die Autorin hat sicherlich Potential. Mit einem anderen Genre würde ich mich vielleicht noch mal an künftiges Buch wagen da ich ihre Art zu schreiben mag. Mögliche Folgebände oder andere Krimis von ihr werde ich aber nicht lesen.

  • Ich habe das Buch auch beendet und schließe mich den meisten hier an. Das Buch ist wirklich reine Zeitverschwendung.
    Ich habe noch nicht wirklich viele Krimis gelesen und habe mich bei der Testleserunde beworben weil ich die Nibelungensaga kenne und mich dafür interessiere.
    Der Schreibstil ist in Ordnung, aber die Geschichte ist einfach nur flach geschrieben, man hätte soviel mehr aus der Geschichte machen können.
    Die Personen in dem Buch hätten auch mehr Tiefe haben können. Oft habe ich die Handlungen nicht verstanden. Ein hin und her.
    Durch den letzten Abschnitt habe ich mich wirklich gekämpft.


    Wer schnell einen Krimi lesen will und keine hohen Ansprüche hat, dem ist das Buch zu empfehlen. Aber wer einen ordentlichen Krimi lesen möchte (und ich hab noch nicht viele gelesen) der sollte lieber zu etwas anderem greifen

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

  • In Königswinter wird eine Frauenleiche in einer Höhle gefunden. Zeitgleich wird die Frau des ortsansässigen, bekannten Notars Michael Sippmeyer, an ihrem 40. Geburtstag vermisst gemeldet. Es wird natürlich angenommen, dass die Tote und die Vermisste, ein- und dieselbe Person sind. Doch als Kommissar Jan Seidel und seine Kollegin Elena die Ermittlungen aufnehmen, stellt sich schnell heraus, dass die Tote eine andere Person ist, die zunächst keiner vermisst. Im weiteren Verlauf geraten Michael Sippmeyer sowie seine (un-) heimliche Geliebte, die exzentrische Künstlerin Romina Schleheck ins Visier der Ermittlungen.


    Ebenfalls mit von der Partie sind Sven Sippmeyer, seineszeichens Sohn der meisst bekifft in der Ecke liegt und seine Mitschülerin Lara, in der verliebt ist.


    Leider bleibt die Spannung im Roman auf der Strecke. Kommissar Jan Seidel, der mehr mit seinem Privatleben (er hat gerade eine geplatze Hochzeit zu verkraften) beschäftigt ist, als mit der Ermittlung selbst. Diese zieht sich seitenweise dahin, ohne dass die Ermittlung vonstatten geht. Ausserdem scheint er noch andere psychische Probleme zu haben, da er a. Angst vor Leichen hat und b. ständig seine Dienstwaffe verlegt. Beides in meinen Augen völlig inakzeptabel für einen Kommissar und auch nicht wirklich lustig.


    Einzig Edith Herzberger, Jans Oma, bei der er vorübergehend wohnt, bringt etwas Schwung in die Geschichte und übernimmt kurzerhand selbst die Ermittlingen. Schon zu Beginn des Buches hat sie mich überrascht und überzeugt, als sie sich gegen eine böse Frau zur Wehr setzen muss, die sie im Auftrag ihrer Tochter in ein Altenheim stecken will. Herrlich diese Szene! Aber leider geht es kurz danach mit der ganzen Handlung bergab.


    Am Ende wird zwar doch noch alles aufgeklärt und auch hier spielt Edith eine wichtige Rolle, denn sie hat schon früh den Knackpunkt gefunden und Miss-Marple-like ihre graue Zellen angestrengt. Sympathisch war sie mir auch, weil sie im früheren Leben eine Buchhandlung führte und aufgrund der vielen Kriminalromande, die sie gelesen hat, auf die Lösung kam.


    Die übrigen Charaktere haben wenig Tiefgang und muten nicht nur an manchen Stellen merkwürdig an. Etwas mehr Ermittlungsarbeit hätte dem Kriminalroman mit Sicherheit gutgetan, obwohl die Autorin sich von der Recherche ernüchtert fühlte und sich dann für eine literarische Reduktion entschieden hat, wie sie in einem Interview mit der Autorin Aveleen Avide berichtete.


    Da die beiden “Ermittler” Jan Seidel und Oma Herzberger aber in der Zukunft noch weitere Fälle zu klären haben, momentan schreibt die Autorin an einer Fortsetzung, werde ich mir aus reiner Neugier den nächsten Teil besorgen. Ich hoffe inständig, dass die Autorin dann etwas dazugelernt hat.


    Von mir gibt es für dieses unbeholfene Debüt 3 von 10 Punkten.

  • Schade. Die Rezensionen hören sich nicht allzu überzeugt an. Dabei klingt das Buch vom Inhalt her interessant. Aber bei den ganzen schlechten Rezenssionen, lasse ich besser die Finger davon.

  • Ich habe mit meiner Meinung zu dem Buch etwas gewartet und versucht, das Ganze noch ein wenig sacken zu lassen, doch mein Eindruck von dem Buch hat sich auch im Nachhinein nicht geändert:


    Es ist Judith Merchants Debüt und es ist mit vielen Vorschuss-Lorbeeren auf den Markt gekommen. Genau das weckt einfach sehr hohe Erwartungen und ich habe mich schon auf einen zukünftigen Krimi-Beststeller gefreut. Leider erwies sich der Krimi nicht als das, was ich von ihm erwartete.


    In einer Höhle (sozusagen der Pseudo-Drachenhöhle) in der Nähe von Königswinter wird die Leiche einer Frau gefunden. Gleichzeitig verschwindet eine andere Frau, die Frau des Notars Sippmeyer, plötzlich mitten aus den Vorbereitungen zu ihrer Geburtstagsparty.
    Beide Fälle geben Kommissar Jan Seidel, seiner Kollegin Elena und - zu deren Leidwesen - Jans Oma Edith Rätsel auf.


    Die Grundidee, die diesem Krimi zugrunde liegen mag, ist die eines ganz normalen Whodunnit Stoffes, doch leider ist die Umsetzung nicht gut gelungen.

    Viele Autoren bemühen sich im Streben nach möglichst authentischen Figuren, ihren Ermittlern ein Privatleben aufzudrücken und so wimmelt es in der Krimiszene von alkoholabhängigen, Kommissarinnen und Kommissaren, die entweder kurz vor der Trennung stehen, oder alleinerziehend sind und Sorgen mit ihren Abkömmlingen oder sonstigen Personen haben - alles findet sich, bloß "normal" ist out. Das ist wohl auch der Grund, aus dem Jan Seidel, der kurz vor der Hochzeit verlassen wurde, eine Oma, und ein Trauma angehängt wurden, was für meinen Geschmack einfach Zuviel des Guten war.
    Für die Oma von Jan Seidel hat Miss Marple als Vorbild dienen müssen, doch die Person fand ich nicht besonders echt. Sie wirkte mir zu konstruiert.


    Die Krimihandlung tritt in den Hintergrund und man liest sich durch die vielen kleinen Nebenschauplätze. Dazu kommt, dass die Arbeit der Polizei nicht besonders logisch durchgeführt wird. Auch wenn man von der Polizeiarbeit wenig Ahnung hat, finden sich doch zu viele Ungereimtheiten, die man als versierter Krimileser nicht akzeptieren mag.


    Der Schreibstil der Autorin allerdings ist wirklich gut und flüssig und ich denke, wenn sie bei ihrem nächsten Buch einen guten Berater findet, könnte es ganz sicher besser ankommen, als ihr Erstling.

  • In einer der bekannten Drachenhöhlen wird eine Frauenleiche gefunden. Zeitgleich ist die Ehefrau des Notars exakt an ihrem 40. Geburtstag verschwunden. Eigentlich sollte alles klar sein, die aufgefundene Leiche ist die gesuchte Person, Margit Sippmeyer. Der Ehemann stellt jedoch fest, daß es sich bei der Leiche nicht um seine Gattin handelt.


    Kriminalhauptkommissar Jan Seidel mit seinen Kollegen Elena Vogt und Markus Reimann übernehmen die Ermittlungen in Sachen Leichenfund. Sie bekommen engagierte Hilfe von Edith Herzberger, der Großmutter von Jan Seidel. Die gewiefte, witzige Rentnerin entpuppt sich als deutsche Miss Marple. Sie war früher Buchhändlerin und zieht deshalb Ende ihre eigenen Schlüsse aufgrund herumliegender Donna-Leon-Krimis – mehr möchte ich hierzu nicht verraten.


    Die Männer kommen in diesem Buch durchwegs schlecht weg, meist handelt es sich um notorische Fremdgeher. So hat z. B. der Notar eine wesentlich ältere Künstlerin als Geliebte. Mit ihr und ihren beschriebenen Werken konnte ich mich nicht anfreunden. Der Notarssohn wurde für mich auch durchwegs negativ dargestellt, als Kiffer, der mit seinen Eltern nicht mehr spricht und der versucht, den Vater finanziell auszunutzen, auf die Gründe dafür und seine Gefühle wurde nicht eingegangen.


    Am Ende erfährt der Leser noch was aus den einzelnen Protagonisten geworden ist und hier konnte ich teilweise nur den Kopf schütteln.


    Das Buch liest sich durch einen großzügigen Druck und den leichten Schreibstil sehr flott weg. Als spannend würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Privatleben von Jan Seidel und seiner Großmutter kommt keine rechte Spannung in die Handlung. Und außerdem: Jan Seidel als Polizist einfach fehlbesetzt und Edith verliert leider ihre Spritzigkeit im Laufe des Buches. Auf die polizeilichen Ermittlungen wird zu wenig eingegangen, für eine verschwundene Frau hat sich eigentlich niemand groß interessiert. Es werden viele Protagonisten eingeführt und dann oberflächlich abgehandelt.


    Als Fazit bleibt bei mir nur hängen, daß die Geschichte Potential gehabt hätte, dies aber nicht ausgeschöpft wurde.

  • Endlich beendet ist "Nibelungenmord" von Judith Merchant. Ich muss sagen, das Buch war anders als ich es erwartet hatte. Doch was hatte ich eigentlich erwartet?
    Gelinde gesagt, erwartete ich ein Buch bei dem sowohl ein Mord eine große Rolle spielen würde als auch die Nibelungensaga. Beides bekam ich und doch bekam ich es nicht. Die Nibelungen wurden zu Beginn und am Ende, aber auch in der Mitte immer mal wieder kurz erwähnt. Es ging jedoch weniger um die eigentliche Geschichte, als vielmehr um ein Beziehungsgeflecht, das jenem rund um Siegfried, Kriemhild und Brünhild ähnelte. Es ging also praktisch sich um eine Dreiecksbeziehung.
    Diese Dreiecksbeziehung ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Gleichzeitig spielt allerdings auch eine Eltern-Kind-Beziehung eine wichtige Rolle.
    Beide Erzählstränge hängen mit dem Fund einer Leiche in einer der Drachenhöhlen zusammen. Doch was ist tatsächlich passiert? Ist die Leiche, die verschwundene Frau des Notars, der in diesem Buch eine ähnliche Rolle spielt wie Siegfried in der Nibelungensaga?
    Jan Seidel nimmt die Ermittlungen auf und tauscht sich auch mit seiner Großmutter über den Fall aus. Edith steht ihrem Enkel mit Rat und Tat zur Seite und gibt so den Ermittlungen eine Wende, die man so nicht hätte erwarten können.


    Wenn ihr mich nun nach meiner persönlichen Meinung fragt, so ist dieses Buch weniger ein Krimi als vielmehr ein Roman. Mir persönlich fehlen wichtige Elemente der Spannung, obwohl es ganz sicher nicht langweilig ist. Der Stil der Autorin gefiel mir eigentlich sogar recht gut. Dennoch stehe ich diesem Buch ein wenig skeptisch gegenüber, erscheint doch der Kriminalroman weniger als Kriminalroman sondern eher als Beziehungsdrama.
    Die Autorin verbindet geschickt die einzelnen Erzählstränge der Handlung und doch ist es so, als ob der eigentliche Kriminalfall immer weiter in den Hintergrund rückt.
    Nun muss man sich fragen, was man eigentlich von einem Krimi erwartet. Diese Frage hatte ich mir vor einigen Tagen gestellt. coalabaer antwortete mir folgendes:
    "Meiner Meinung nach steht bei einem Krimi der Ermittler und die Lösung des Kriminalfalles (Mord oder andere Verbrechen) im Vordergrund. Die Geschichte sollte natürlich spannend und interessant genug geschrieben sein, dass das Lesen Spaß macht."
    Diesem würde ich mich durchaus anschließen, denn auch für mich steht bei jedem Krimi der Ermittler und die Lösung des Kriminalfalls im Mittelpunkt der Handlung.
    Bei "Nibelungenmord" sieht die Sache jedoch ein wenig anders aus, denn hier rücken der Fall und die Ermittlung immer weiter in den Hintergrund und das Privatleben der Beteiligten immer weiter im Vordergrund. Dennoch geht einem eine andere Spannung nicht verloren, denn man möchte wissen, was mit den Ermittlern und den Personen, die von der Ermittlung betroffen sind, passiert.
    Meiner Meinung nach ist "Nibelungenmord" ganz sicher kein schlechtes Buch, allerdings auch kein Krimi im eigentlichen Sinne.
    Die Autorin selbst versucht sich an einem klassischen Krimi à la Agatha Christie. Dieser Plan ist sicherlich gescheitert, dennoch ist etwas anderes gelungen, sie sorgt für Gesprächsstoff, denn jeder hat zu diesem Buch eine Meinung. Die Frage ist nun, ob positiv oder negativ.

  • Es ist zwar blöd, aber ich sage auch "endlich beendet".


    Ich habe mir gerade einige Zeit den Kopf zerbrochen wie ich dieses Buch bewerten soll, es hat sicher einige gute Seiten, aber viel mehr schlechte Seiten die ich einfach so nicht ignorieren kann.


    Zu beginn des Buches hat mir die Geschichte noch recht gut gefallen, aber spätestens zum Ende des 1/3 musste man sich leider fragen "ist das jetzt ein Krimi oder doch eher eine Soap.


    Die abgrundtiefe Abneigung der Autorin für Männer ist schon recht krass und habe ich so noch in keinem Buch wahrgenommen, jeder Mann in diesem Buch ist schlicht und einfach ein Arsch... und entweder strohdumm oder verrückt und ich frage mich als Leser warum????. Darüber könnte ich allerdings noch hinweg sehen, wäre den auch nur im Ansatz eine normal intelligente Ermittlung dagewesen, aber das fehlt, die Kommissare sind mehr mit sich selbst beschäftigt, als sich um ihren Fall zu kümmern und stellen sich teilweise so dilettantisch an, das man einfach nur den Kopf schütteln kann.


    Insgesamt kann ich eigentlich nur sagen, es war verschwendete Zeit dieses Buch zu lesen, ich kann mir wirklich nicht erklären wohin die Autorin will und warum sie teilweise Dinge einbaut, die sie nicht auflöst, das Buch hat keine Spannung und man fragt sich über das ganze Buch hinweg "was geht hier eigentlich ab und warum ist das ein Krimi".


    Fazit: Man hätte aus dieser Geschichte viel machen können, allerdings kann man dieses Buch so wie es jetzt ist, einfach nicht empfehlen.

  • Ich habe das Buch durch die Testleserunde gewonnen und gelesen, dafür nochmals vielen Dank an Wolke und den Verlag.


    Die Geschichte beginnt eigentlich sehr spannend mit einer "fast" Toten die in den letzten Atemzügen sich noch aufrappelt und an die Reinigung ihres Kostüms denkt bevor sie stirbt.


    Auch die Vertreibung der Dame vom Altenwohnheim durch Jans Oma fand ich noch spitze, nur dann verliert die Geschichte Stück für Stück an Spannung. Die Polizeiarbeit ist einfach unglaublich, es wird mehr das Privat-und Liebesleben der Polizisten beschrieben als sich um den aktuellen Fall gekümmert. Die Schüler werden auch nicht ernst genommen.


    Zugeben muss ich aber auch, dass ich den eigentlichen Mörder nicht auf meiner Liste hatte. Gut fand ich auch, dass mal das Thema angesprochen wurde, dass für Eltern sämtliches in die Wege geleitet wurde, Elternzeit usw. Nur für die älteren Leute wird nicht so viel Aufwand betrieben.


    Fazit: Das Buch beginnt sehr spannend und lässt dann schwer nach. Erst im letzten Kapitel gewinnt er wieder an Spannung.


    Ich vergebe für diesen Kriminalroman 6 von 10 Punkte.


    Die Dreingabe "Monopoly" fand ich super.


    Viele Grüße :wave

  • Ich habe auch bei der Leserunde mitgelesen.
    Hier meine Rezi:


    Inhalt:
    In Königswinter wird in der Drachenhöhle, in der Siegfried laut Legende den Drachen erlegt hat, eine Frauenleiche gefunden.
    Gleichzeitig verschwindet Anwaltsgattin Margit Sippmeyer am Tag, an dem sie ihren vierzigsten Geburtstag feiern wollte.
    Kommissar Jan Seibel, der nach seiner geplatzten Hochzeit bei seiner Oma Edith eingezogen ist ermittelt.
    Hat Sippmeyer, der örtliche Beau, seine Frau umgebracht? Schließlich hat er ein Verhältnis mit der Künstlerin Romina Schleheck.
    Oder hat sie die Konkurrentin beseitigt? Was ist mit den eigenartigen Bildern, die sie für eine Siegfried-Ausstellung malt?
    Vieles an diesem Fall ist nicht so, wie es auf den ersten Blick aussieht.


    Meine Meinung:
    Ein interessantes Setting – Königswinter – ein ungewöhnliches Enkel-Oma-Gespann und eine Verknüpfung mit der Nibelungensage. Auf den ersten Blick sind alle Zutaten für einen spannenden Krimi vorhanden. Sprachlich gut, leidet jedoch die Spannung unter manchen Ungereimtheiten, besonders bei der Polizeiarbeit, und widersprüchlichen, nicht zum geschilderten Charakter passenden Handlungen der Figuren. Es bleibt nach dem Lesen das Gefühl zurück, aus den Zutaten hätte man mehr machen können.

  • Als eine Frauenleiche in einer sagenumwobenen Höhle des Siebengebirges, dem Gebirge, in dem Siegfried den Drachen tötete, gefunden wird, beginnt für den Kommissar Jan Seidel sein erster Fall.
    Zeitgleich verschwindet in Königswinter die Ehefrau des Notars spurlos und das Dorf steht Kopf. Gibt es einen Zusammenhang?
    Jan Seidel bekommt bei seiner Arbeit Hilfe von seiner Großmutter Edith, die in schrulliger Miss-Marple-Manier eigene Ermittlungen anstellt.
    „Nibelungenmord“ bildet den Auftakt zu Judith Merchants Reihe rund um den Kommissar Jan Seidel und seiner Großmutter Edith. Die beiden waren mir auch auf Anhieb sympathisch und ich habe gerne von den beiden gelesen. Die anderen Figuren wirken leider noch sehr farblos und hinterlassen beim Leser keinen gravierenden Eindruck.
    Auch ist das Privatleben des Kommissars sehr im Vordergrund, was durchaus positiv wäre, wenn die Ermittlungen dadurch nicht zu sehr leiden würden. So aber finden die Ermittlungen aber nur so am Rande statt und sind auch mehr als stümperhaft. Die Polizei wirkt sehr hilflos und ahnungslos und ist nicht ernst zu nehmen.
    Teilweise nimmt die Geschichte dazu noch unglaubwürdige Züge an. Der Dezernatsleiter wird so zum Beispiel von seinen Kollegen mit allen Mitteln unterstützt, damit nicht auffällt wie überfordert er mit seinem Job ist. Das fand ich wirklich mehr als seltsam und fehl am Platz.
    Auch werden Spuren einfach nicht weiterverfolgt oder schlicht vergessen. Man kann nur hoffen, dass die Realität anders ist!
    „Nibelungenmord“ war zwar nicht übermäßig spannend, der gute Erzählstil von Judith Merchant trug aber dazu bei, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe.
    Die Thematik war eine gute Wahl und sehr interessant. Der historische Sagenstoff war ebenfalls gut in die Handlung integriert.
    Obwohl der Schluss nicht wirklich spektakulär war, war die Aufklärung für mich sehr überraschend und ich habe nicht mit diesem Ausgang gerechnet.
    Ich gebe der Autorin auf jeden Fall noch eine 2. Chance in der Hoffnung auf eine Besserung in Bezug auf Recherche was die Polizeiarbeit betrifft.


    4 von 5 Sternen!

  • Jetzt wurden aus den paar Tagen, die ich das Buch sacken lassen wollte, gleich Wochen.


    Der Inhalt wurde ja bereits ausreichend wiedergeben und leider fällt mein Urteil auch ähnlich vernichtend aus. Die Geschichte bleibt die ganze Zeit über sehr flach, die Charaktere sind unrealistisch (ein Polizist, der ständig seine Waffe liegen lässt?), die Ereignisse selbst sind zu konstruiert.
    Es gibt viele Handlungsstränge, das stimmt, allerdings sind es zu viele. Hier leidet die "Übersichtlichkeit" sehr, als Leser sitzt man da und fragt sich immer wieder, was gewisse Dinge nun mit der Geschichte zu tun haben. Ein Teil dieser Handlungsstränge läuft ins Leere und wird einfach nicht mehr erwähnt.


    Auf mich macht es den Eindruck, als hätte Judith Merchant (und auch der Verlag) einfach viele gute Krimis genommen, durch den Mixer gedreht und versucht, das wichtige zu extrahieren, wir haben einen Lokalkrimi, einen Hauptermittler, der Single ist und eine schlechte Beziehung hinter sich hat, den unverstandenen Sohn reicher Eltern, die betrogene Ehefrau, die ausbricht, die Oma, die wie Miss Marple ermittelt... es sind einfach alles Charaktere, die es bereits in erfolgreichen Krimis gab.
    Auch die Ermittlertätigkeit erinnert teilweise an Sherlock Holmes, auch dieser fand stets die richtige Erklärung sofort, von einem roten Stift bei der Toten auf eine Lehrerin zu schließen, ist genauso unrealistisch wie von einer zerkratzten Taschenuhr auf einen Alkoholiker. Ich weiß ja nicht, wie lang die Schulzeit der Autorin her ist, aber meine Lehrer hatten ihre ganzen Stifte in ihrer Arbeitstasche und nicht in der Jackentasche.
    Die Sicht der Autorin auf viele Dinge ist viel zu weltfremd, die Geschichte steht bei ihr an erster Stelle, leider auch weit vor dem echten Leben, realistischen Schilderungen und vor Recherche und Fakten.


    Der Nibelungenmord erhält von mir leider nur 1 von 10 Punkten.

  • Nun ja, ich gehe etwas weniger streng mit dem Buch um als viele meiner Vorrezensenten.
    Ich kann sogar sagen, dass ich es im Grossen und Ganzen gerne gelesen habe. Der Schreibstil ist flüssig und keinesfalls langweilig.
    Sicher gibt es Dinge, die verbesserungwürdig sind. Details, die vielleicht nicht ganz so glücklich gewählt wurden. Szenen, die besser etwas anders verlaufen wären.
    Aber mir liegt es fern, deshalb das ganze Buch zu verteufeln und als schlechte Lektüre zu bezeichnen.
    Denn das war es für mich ganz sicher nicht.
    Zudem wurde mit Edith eine Protagonistin geschaffen, die mir sympathisch ist. Und für die ich hoffe, dass ihr der Weg ins Altenheim noch lange erspart bleibt. :-)


    Ich würde sogar zu einem zweiten Band greifen ( und ihn lesen ). ;-)


    Ich gebe dem Buch ausbaufähige 7 von 10 Punkten, also ein gut bis befriedigend.