Wie wichtig ist euch das Aussehen der Charaktere in einem Roman?

  • Bei mir haben die Charaktere auch kein Gesicht, ich stelle sie mir nicht bildlich vor. Wenn das Aussehen beschrieben wird, nehme ich es auh nur wahr, wenn es irgendwas sehr spezielles oder abstoßendes ist :grin


    Nur, wenn die Person sehr klischeehaft oder kitschig beschrieben wird, stört mich das.

  • Also ich les mir die Beschreibungen des Aussehens schon genau durch - speziell auf Haarstyle und Augenfarbe oder besondere körperliche Merkmale wie Piercings, Brillen, Tätowierungen achte ich auch, aber irgendwann kommt dann doch wieder ein eigenes Bild raus, das sich oft von der ursprünglichen Beschreibung selbstständig entfernt hat :-D

    "The courage of the poet is to keep ajar the door that leads into madness" ~ Christopher Morley

  • Ich bin bei Karen Miller's Königsmacher...
    Die 'geliebte' von Asher, die geheime zauberin Dathne, ist kantig, und nichtmal betrunken schön zu nennen. Aber sie hat was... wo anderes steht ein manchmal beängstigendes, inneres feuer, flammende Wildheit... Hm... was soll ich mir drunter vorstellen? ihre verbotene erdmagie vermutichmal... Als olkin hat sie braune haut und irgendwo am anfang stand: stechende, 'reizlos braune augen'.


    Kuriose personenbeschreibung für einen 'schwarm'

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ich lese grds. immer eher wie ein "Regisseur". Ich sehe alles, was ich lese bildlich vor mir, wenn ich mich richtig konzentrieren kann, aber ich habe ja in meiner Phantasie auch noch Einfluss auf das Aussehen eines jeden Charakters, da die ja zumeist nicht in allen Details beschrieben sind. Haarfarbe und Augenfarbe sind dann bspw. beschrieben worden, aber die exakte Körpergröße oder der exakte Körperbau ist ja oft nicht beschrieben - "groß" und "schlank" definiert in Zahlen ja wahrscheinlich nicht jeder gleich. :-)

  • Ich merke gerade, dass ich im Allgemeinen, nicht nur die Charaktere, fast zwanghaft genaue Beschreibungen ziemlich ätzend find. Das lässt gar keinen Freiraum für die eigene Fantasie.

  • Also ich mag Beschreibungen. Ich lese sie auch ziemlich genau, lieber einmal mehr, als zu wenig. Wobei ich mir nicht nach diesen Punkten versuche jemanden vorzustellen, sondern meiner Vorstellung den Freiraum lasse, beim Lesen ein Bild zu entwickeln, ohne dass ich es durch meine Gedanken verwirre.
    Warum ich dennoch so präzise die Beschreibungen, das Aussehen der Personen aufnehme, ist, dass ich sie nicht völlig verfäschen möchte und das ich gerne weiß, wie die Autorin oder der Autor sie oder ihn gesehen hat. Ich unterhalte mich oft mit Freunden, Bekannten oder Fremden und denke mitten im Gespräch 'welche Augenfarbe hat der jenige eigentlich?' oder nachdem ich wieder auf dem Heimweg bin 'Wenn ich die Augen und den Mund der Person beschreiben sollte, könnte ich das?'
    Solche Fragen kommen alle paar Monate auf, also nicht besonders häufig, aber sie lassen mich, meine Mitmenschen im Großen und Ganzen aufmerksamer betrachten. Ohne mich darauf zu konzentrieren oder mir die Frage stellen zu müssen, könnte ich von ganz alleine, diese Fragen bei vielen meiner Freunde beantworten.
    Genauso geht es mir aber auch in einem Buch. Nur, dass die Fragen sich hier ähnlich selten zeigen, allerdings nicht in Hinblick auf die Lesedauer, sondern die in der Geschichte. So frage ich mich das vielleicht nicht alle paar Wochen, sondern alle paar hundert Seiten. Oder Situationen. Im Besonderen aber, in den ersten Kapiteln. 'Welche Augenfarbe hat derjenige eigentlich?' oder 'hatte sie jetzt ein grünes oder ein blaues Kleid an?' - solche Fragen, verwirren das Bild, dass sich völlig unabhängig der Beschreibung in meinem Kopf geformt hat, vollkommen und meist muss ich die speziellen Textzeilen suchen und es nachlesen, ehe ich der Handlung wieder folgen kann.


    Wenn ich etwas schreibe und meine Charakter BE-schreibe, denke ich mir mit unter etwas dabei. Für mich sehen diese Rollen so aus und so lasse ich sie auf die Leser los. Ich denke, vielen Buchautoren geht es ähnlich. Sie stellen uns ihre Charakter vor und diese Vorstellung mag ich. Ich folge den Punkten, die die Autoren wichtig an ihren Charakteren finden. Den Punkten, die wohl besonders ausschlaggebend sind.
    Und gerade Augenfarbe undFrisur, sind mir recht wichtig. Danach formt mein Unterbewusstsein ganz von selbst, aber diese beiden Beschreibungspunkte, habe ich gerne ersteinmal geklärt.


    Also ja- in gewisser Hinsicht ist es mir wichtig, wie die Charakter aussehen. Einmal in dem Hinblick, das ich gerne attraktive Protagonisten in den Büchern habe ;) und dann in dem, dass ich zwar immer meine eigenen Bilder um die Person lege und zu genaue Beschreibungen ab einen Punkt auch einfach ignoriere, aber ich mich doch gerne an denen im Buch benannten Beschreibungen orientiere. :)

  • Zitat

    Original von redator
    Daher beobachte ich bei mir häufig ein Phänomen. Generell sind meine Buchfiguren meist gesichtslos... ich kann mir alles genau vorstellen wenn es beschrieben wird: Kleidung, Statur, Frisur, Narben, Augenfarbe, selbst Mimik... aber das alles fügt sich nicht zu einem Gesicht zusammen. Ich habe selten wirklich ein Gesicht vor Augen.


    :write
    Genauso geht es mir auch.


    Als Beschreibung reicht mir eigentlich völlig die Größe, die Haarfarbe und Augenfarbe. Mehr Details will mag ich nur ungern. Das greift zu sehr in meine eigenen Vorstellungen ein.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Gesichtslose person... ich bin noch immer mit Michael A Stackpoles 'Richter' zugange. Der Mann hat schwarze Haare, vermutlich grüne augen, (ich erinner mich, dass ich sowas mal las) aber irgendwie beinflusst mich die figur am cover, und die ist nicht sonderlich attraktiv. Der richter, obwohl als gelegentlich gutaussehend und attraktiv wirkend beschrieben, ist es auf mich nicht, drum zieht sich die lektüre so, obwohl es prinzipiell vom spannungsaufbau ein gut gemachtes buch ist...


    Aber seinen charakter kann ich jetzt im letzten drittel des buches endlich verstehen, obwohl ich mit ihm bislang nicht warm wurde, und seine einstellung zum leben auch nicht schätze.
    Weil seine eigene familie ermordet wurde, versucht er mörder und banditen zu jagen, und damit einfachen leuten schutz zu geben. Er selbst ist noch immer verunsichert und kommt mit der unplanbarkeit des lebens nicht ganz zurande, und schätzt deshalb regelmässigkeiten und rituale, wie sie ihm die Tahlion etwas überpingelig bieten, obwohl sein leben ausserhalb der thalstadt eine einzige unregelmässigkeit ist.


    Nun, als Ich-erzähler lebt der richter ja auch aus seinem inneren, nicht aus seinem äusseren, wenn er sich nicht grad über unpraktische modische bärte mockiert, die er für eine tarnung anlegen muss, und die ein mehr-aufwand beim rasieren sind.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Meine Gedanken entwickeln bei Personen irgendwie immer eine Eigendynamik. Häufig fällt mir auf, dass ich die Personen mit ganz anderen äußerlichen Eigenschaften im Kopf habe als die Autorin es beschrieben hat. Zum Beispiel blond statt schwarzhaarig, stabil gebaut statt super schlank oder zufälligerweise auch doch mal genau, wie die Autorin es beschreibt. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber ich vermute mal, weil man eher eine Person vor Augen haben möchte als die Autorin mit der Beschreibung hinterherkommt.. :lache


    Ich habe das zum Beispiel momentan bei dem Protagonisten ,,King Edmund" von Hiobs Brüder (ich hoffe ich habe den Namen gerade richtig im Kopf). Den stelle ich mir komischerweise immer so vor wie Gimli von Herr der Ringe und ich habe absolut keine Ahnung, wie das kommt. Er ist in dem Buch nicht annähernd so beschrieben worden, außer, dass mal von nicht gestutzen Bärten die Rede war. Noch dazu kann er in keinster Weise pummelig sein, weil sich das Essen ja auch in Grenzen hält in Anbetracht der Zeit. :lache

  • Zitat

    Original von Lucy1987
    Ich habe das zum Beispiel momentan bei dem Protagonisten ,,King Edmund" von Hiobs Brüder (ich hoffe ich habe den Namen gerade richtig im Kopf). Den stelle ich mir komischerweise immer so vor wie Gimli von Herr der Ringe und ich habe absolut keine Ahnung, wie das kommt. Er ist in dem Buch nicht annähernd so beschrieben worden, außer, dass mal von nicht gestutzen Bärten die Rede war. Noch dazu kann er in keinster Weise pummelig sein, weil sich das Essen ja auch in Grenzen hält in Anbetracht der Zeit. :lache


    Ich kann dich beruhigen, denn mir geht es bei ebendieser Figur ähnlich. Auch wenn ich ihn mir nicht direkt als Zwerg Gimli vorstelle, so war meine rster Bild von Edmund doch auch ein robuster Mann mit Vollbart, mit stämmigen, etwas kürzeren Beinen, recht großen Händen und einem Weihnachtsmann-Gesicht. Eine Art Märchenopa, mit kleinen, funkelnden Augen unter dichten Wurstaugenbrauen. Allerdings ist er in meiner Vorstellung kein kleiner Mann. Verglichen habe ich ihn wohl mit meinem Onkel. Der wäre der perfekte Weihnachtsmann ^^
    Auf alle Fälle wäre mir gar nicht eingefallen, dass Edmund vielleicht ein kleines drahtiges Männchen sein könnte.



    Allgemein formt sich in meinen Kopf recht schnell ein visuelles Bild eines Charakters. Beschränken tut sich das allerdings auf mir smpyathische oder interessante Figuren. Alles, was mir unsympathisch ist, bleibt meistens bis auf ein paar vom Autor verfasste Rahmenbedingungen völlig form- und gesichtslos.
    Trotzdem ist dieses Bild recht flexibel und ich habe mich sehr selten beispielsweise an einer Verfilmung gestört, selbst wenn sie viele optische Dinge geändert hat. Meistens fallen diese für mich im Vergleich zu den inhaltlichen Änderungen gar nicht auf, denn diese stören mich weitaus mehr, besonders bei Serienverfilmungen, wenn Hauptcharaktere völlig weggelassen, Nebencharaktere wichtig gemacht und einzelne Figuren gar charakterlich verändert werden.


    Allergisch bin ich nur dagegen, wenn ein optisches Merkmal in einem Buch wiederholt und immer wieder aufgegriffen wird und der Film es dann völlig ignoriert. Bei Harry Potter konnte ich mich mit allem abfinden, nur Daniels Augen haben mich von Anfang bis Ende gestört. Dieses leuchtende Blau hat mein Hirn ständig als "FALSCH" betitelt. Harry hat nunmal grüne Augen. Das war für mich grundlegend, weil es für mich Lily's Erbe war. Das wird im Buch so oft aufgegriffen, dass ich mich 8 Filme lang an den blauen Augen des Hauptdarstellers gestört habe.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Detaillierte Personenbeschreibungen sind für mich nicht extrem wichtig. Das merke ich hier immer wieder bei Leserunden, wenn Leser enttäuscht sind, weil die Charaktere so wenig beschrieben werden. Das stört mich nicht, dafür habe ich genug Phantasie.


    Wenn aber Charaktere mit besonderen Merkmalen beschrieben werden und ich dann eine Verfilmung sehe, dann kann es schon mal zu Überraschungen (positiv und negativ) kommen.


    Der erste Harry Potter Teil hatte mich deswegen komplett überzeugt. Es war alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte.


    Bei der Verfilmung von Föhnlage neulich, hatte ich dagegen eher negative Überraschungen.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend