Ansichten eines Clowns - Heinrich Böll

  • Original von Doc Hollywood


    Zitat

    Zitat:
    Original von Ironie
    ja toll jetz schreibt wieder keiner mehr.... tzes... dann sag ich halt nix mehr, wenn ihr mit mir nich schreiben wollt... bitte... *pf*



    Um die Zeit sind bestimmt keine Böll-Leser online.


    Da oute ich mich denn mal als begeisterter Böll-Leser, der gerade online ist.
    Begonnen hat das Lesen von Böll bei mir vor einem Jahr mit "Der Zug war pünktlich". Dann folgten "Katharina Blum" (was rein zufällig im Sommer war und dann sicherlich garnix mit meinem Nick zu tun hat ;-) ), "Irisches Tagebuch", "Haus ohne Hüter", "Das Brot der frühen Jahre", "Ansichten eines Clowns" und noch mehr.


    magalis Aussage zu "Ansichten eines Clowns" finde ich in seiner Kürze absolut treffend, gerade diese Verzweiflung, das familiär und gesellschaftlich Entwurzelte, diese Trostlosigkeit hat sie voll auf den Punkt gebracht.

  • "Irisches Tagebuch" empfand ich wie eine Liebeserklärung an die Insel. Aber diese Insel gibt es nicht mehr, denn so wie Böll Irland erlebte, kann man sie nicht mehr erleben, so gar nicht mehr...

  • Hat mir wirklich gut gefallen. Sehr plastisch die Situation und sehr aufschlussreich die Rückblicke.


    Also, das hat mich jetzt über Kathis Ehre hinweggetröstet :grin

  • Hallo ironie,
    leider bin ich erst heute auf diese Seite gestoßen, aber vielleicht ist es immer noch interessant für dich. Das Buch habe ich gelesen und zwar 20 Jahre nach meinem letzten "Böll", den ich damals einfach nicht mehr lesen wollte, weil er mir zu düster war. :-(


    Ich muss sagen, der Schreibstil von Böll hebt sich schon stark von den heutigen Autoren ab. Es ist eine Sprache, die wirklich in Vergessenheit gerät. Durch die Biographie "Die Asche meiner Mutter" habe ich schon einen Eindruck über das Leben in Irland erhalten. Dieses Tagebuch von Böll hat diese Eindrücke verstärkt und intensiviert. Es hat mir zwar nicht jedes Kapitel gefallen, aber es ist dennoch lesenswert.

  • Hey, hier sind jede Menge Böll-Leser. Warum stellt ihr die Bücher nicht mal vor? Ich denke ich bin heute wieder so weit Böll lesen zu wollen und über so eine oder andere Rezension würde ich mich schon freuen!!!! :-)

  • Auch wenn ich mich jetzt in diesem Thread wahrscheinlich unbeliebt mache. Für mich ist "Ansichten eines Clowns" so in etwa das schlimmste Buch, das ich mir vorstellen kann. Wurde damals auch in der Schule (FOS) dazu gezwungen, die Klasse hat nach den ersten 100 Seiten fast revoltiert. ^^; Sicher ist die Hauptfigur seiner Zeit gegenüber kritisch und das ist gut so, was mir aber gar nicht passt ist dieses Odeur von Selbstmitleid, das den Herrn umgibt und in dem er praktisch versinkt. Ich habe einfach Schwierigkeiten mit Büchern, in denen mir die Hauptfigur absolut unsympathisch ist. Aber was sag ich Hauptfigur. Sympathische Figuren findet man eigentlich in dem ganzen Buch keine. Muss das unbedingt so sein bei den Klassikern? Ich hoffe doch nicht (Faust hab ich ja geliebt, aber mit Nachkriegsliteratur kann ich so gar nix anfangen). Für mich auf jeden Fall ein Grund nie wieder was von Böll anzufassen. Vielleicht ist es auch nur zu hoch für mich, das will ich jetzt mal gar nicht ausschließen. Wollte nur einfach auch mal meine Meinung kundtun. Als Kontrastprogramm sozusagen. Nehmts mir nicht übel.


    Grüße,
    Para

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Hallo!


    Da gibt es einen Böll-Thread, noch dazu zu "Ansichten eines Clowns" und ich habe meinen Senf noch gar nicht dazugegeben! :lache


    Gleich vorweg: Ich LIEBE dieses Buch! Ich mag Böll sehr, habe so ziemlich alles von ihm gelesen (wenn es auch schon lange her ist und vieles der Erinnerung entschwunden).


    Ich mag den feinen Humor und die Gesellschaftskritik in diesem Buch. Natürlich muss man es in seiner Zeit sehen, die Nachkriegs-BRD hat wohl nicht mehr viel gemein mit dem heutigen Deutschland. Obwohl ... :grin


    Ich finde, es sagt sehr viel aus über die politischen und religiösen Machtverhältnisse, die ganze Scheinheiligkeit, Machtstreberei, die einzige Sorge, in der Öffentlichkeit gut dazustehen, usw.


    Also, mir gefällt das Buch sehr gut und ich werde es sich wieder einmal lesen (das ist dann wohl das 4. Mal).

  • Hallo :wave


    Da muss ich, als absoluter Böll-Fan, meinen Senf natürlich - ergänzend - auch noch dazu geben:


    Ich habe dieses Buch sicher, 5-6 mal gelesen und werde es sicher wieder mal lesen ... Böll war/ist für mich, nicht nur wie er in seinen Büchern schreibt, sondern auch wie er sein Leben meisterte und für die damalige Polithygiene, einfach ein MENSCH und zwar in seiner reinsten Bedeutung :-) ... er hat für seine Gesinnung einiges auf sich genommen bzw auf sich nehmen müssen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
    Jersey hat eigentlich alles gesagt, bis auf eines: Ich finde auch seine - fast unschuldigen - Aussagen und Seitenhiebe auf die Doppelbödigkeit der kath. Kirche (sein Bruder im Kloster ... das nicht legalisierte Verhältnis zu Marie ["Sex ist eine in der Ehe legalisierte Schweinerei"] und die Heucheleien der oberen Zehntausend (seine Mutter an der Spitze eines wohltätigen Vereins) köstlich ... allerdings bleibt einem oftmals das Lachen im Halse stecken (Rückblenden auf seine Schwester Henriette ... )


    Mein Lieblingsbuch :-)

  • in magalis rezension erkenne ich das buch sehr gut wieder.
    mir erschien es aber zu düster, zu entmutigend, zu perspektivlos.
    mag sein, dass es damals so war.
    trotzdem.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Meine Meinung:


    Die Ansichten eines Clowns sind in diesem Fall die von Hans Schnier, Sohn aus gutem evangelischem Hause, unverstanden von seiner Familie und wegen einer verweigerten Unterschrift zur katholischen Erziehung der zukünftigen gemeinsamen Kinder, von seiner Freundin verlassen. Sie sind selten verbittert, manchmal komisch, häufig zynisch, fast immer voller Sehnsucht und immer authentisch und berührend. Hans Schnier, der Clown (offiziell Komiker), dessen Liebe sowenig reicht wie seine Kunst, im heuchlerischen Nachkriegsdeutschland zu bestehen. So wenden sich Familie, Freunde und zuletzt die Geliebte von ihm ab – der Anfang vom Ende eines künstlerischen und glücklichen Lebens. Böll lässt tief blicken, in die Wohnzimmer der ehemals überzeugten Nazis und jetzt vehementen Nazi-Gegner und Verfechter der Demokratie, in die Bürokratie und Verachtung des Katholizismus und in die Krise einer Beziehung, die nicht zuletzt durch unterschiedliche Prioritäten und verletzte Gefühle der Partner zustandekommt. Die Ansichten eines Clowns sind hier menschlicher und ehrlicher als die der vermeintlichen Gutmenschen, die in Komitees, Räten und Kommissionen für eine gut gemeinte (und als solche verkaufte) Sache kämpfen. Und sie haben einen Eindruck hinterlassen, einen tiefen, traurigen, bedrückenden Nachgeschmack, der dennoch nicht verzweifeln lässt, sondern Hoffnung schenkt angesichts dieser ehrlichen Liebe, die sich nicht durch die großen, sondern die kleinen, leisen und vielleicht leicht zu übersehenden Gesten auszeichnet.

  • Vor Jahren habe ich dieses Buch bereits einmal gelesen. Es war Plichtlektüre in der Schule und ich habe es gehasst. Warum? Ich habe es einfach nicht verstanden. Ich las zu schnell und verstand zu wenig.


    In diesem Buch geht es um das Leben von Hans Schnier. Einem Aussteiger, einem Außenseiter. Einem Mann, der sich mit seiner Umwelt nicht arrangieren konnte, der nicht akzeptiert wurde und selbst auch nicht akzeptieren konnte. Als Clown parodiert er seine Umwelt so wie er sie sieht und eckt damit an, verliert alles.


    Dieses Buch behandelt recht viele Themen. Gesellschaftskritik, Kritik an der Politik, an der Kirche, an die Umwelt.


    Ein schönes Buch, wenn man sich Zeit dafür nimmt. Nichts zum hinunter schlingen.

  • Normalerweise lehne ich gleich dankend ab, wenn ich etwas von Böll angeboten bekomme. Vielleicht bin auch ich schul-geschädigt. Komisch, oder? Die Schule hätte es doch eigentlich schmackhaft machen müssen. Aber neee.
    Da ist die Büchereule zum Glück ein besserer Deutschlehrer. Ich werde es mal angehen. Freiwillig. :)

  • Ich bin zum Glück nicht aus der Schule vorgeschädigt, was Böll betrifft und habe tatsächlich erst jetzt, mit 30 Jahren, zum ersten Mal ein Werk von ihm gelesen - und bin begeistert. "Ansichten eines Clowns" hat mich völlig in seinen Bann geschlagen, ich habe absichtlich viele Pausen gemacht während des Lesens, um länger etwas davon zu haben und jede einzelne Seite genossen.
    "Sperrig" ist es in meinen Augen gar nicht einmal, sondern recht drastisch, viel Satire, Übertreibung und eine Menge Potenzial für Auslegungen, wie ja die Rezensionsgeschichte dieses Buches seit Erscheinen eindrucksvoll bewiesen hat, aber auch viel Klarsichtigkeit. Sehr interessant auch das Nachwort des Autors aus den 80er Jahren.
    Es wird mir nicht erspart bleiben, nun habe ich einen Autor mehr, von dem ich unbedingt mehr lesen muß.

  • In der Schule konnten wir uns diese Lektüre nicht aussuchen. Zu der Zeit war ich noch so weit, mich für Böll zu begeistern. Viele Jahre später haben mich die Beschreibungen eines Mannes, des Clowns, der zu seinen Lebensidealen steht, begeistert. Allerdings, wenn ich Böll lese, muss ich fit sein, kurz vor dem Einschlafen "schaffe" ich diese Art zu schreiben nicht.