Fan Fiction als Sandkasten für angehende Autoren

  • Zitat

    Also meine eigentliche Frage: Welche Kriterien legt ihr an, um ein Buch unter Fan Fiction zu verorten?


    Meine Privat-Definition:


    1. Schritt: Es werden bereits anderweitig literarisch, filmisch oder sogar historisch vorhandene Figuren, ggf. auch Welten, bewusst verwendet und neue Geschichten (Sequels, Prequels, Variationen, Nebenhandlungen etc.) um sie herum gesponnen.


    2. Schritt: Die Geschichten werden Dritten entweder gar nicht, via Fan (Fiction-) Plattformen oder via Fan-Magazinen zugänglich gemacht.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Charlie
    wenn ich bedenke, wie oft Winnetou auf unserem Garagenhof gestorben und auferstanden ist, koennte ich da glatt einen Urban Fantasy Roman draus machen


    :rofl Oh ja bitte.


    Zum Thema Definition von Fanfiction: Für mich ist Fanfiction etwas das Figuren aus bestehenden Medien (sei es nun Buch, Fernsehen, Wasauchimmer) enthält, wie z.B. auch Fortsetzungen von diversen Klassikern (wurde nicht letztens erst hier eine Leserunde zu einer Fortsetzung von Stolz und Vorurteil gehalten?) oder etwas das in einer dort erfundenen Welt spielt (z.B. Mittelerde, wobei da auch meist der eine oder andere Charakter mit rumhupft, und wenns nur ein Kurzauftritt am Rande ist). Geschichten die einfach nur ein ähnliches Thema aufgreifen sind für mich nicht wirklich Fanfiction sondern eben eigene Geschichten. Außer vielleicht jemand würde da so einen Vampirschmöker hinlegen mit einem Werwolf namens Jedward und einem Vampir namens Ekob die beide unsterblich verliebt sind in dieses Mädel, Labello. :chen

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Hier erst mal Updike, eine deutsche TB-Ausgabe.


    Dann DANKE an Charlie für die Sache mit dem Magnesiummangel. Wie kriege ich jetzt die ausgeprusteten Rotweintropfen vom Bildschirm??


    Ansonsten: ja, an Austen dachte ich auch, ein Beispiel von vielen. Sie hat Schauerromen und (für heutige Begriffe) nicht minder schauerliche, für damalige Zeiten aber durchaus ernstgemeinte Geschichtserzählungen aus Englands Vergangenheit nachgeschrieben.
    Die Geschichte von Maria Stuart etwa, aber hier muß man aufpassen: es wird nicht nach den historischen Ereignissen geschrieben, sondern nach bestimmten Überlieferungen der Ereignisse.


    Bei Schiller ist das anders: er nimmt ein historisches Ereignis als Mittel, eigene Ideen zu propagieren, die zu seiner eigenen Zeit gehören. Er will nicht in einem vorgegebenen Kosmos spielen (historische Ereignisse sind kein Kosmos, dazu sind zu lückenhaft überliefert), sondern er benutzt das, was man weiß, um eine andere Weltsicht bezogen auf seine Gegenwart darzustellen. Er hat ja ein Programm, er will 'erziehen'.
    Wäre es Fan Fiction, wäre alles, was passiert, nur auf sich selbst bezogen und reichte nicht über die platten Ereignisse hinaus. Es bliebe sentimental, emotional, einschichtig, Kitsch.


    Nicht alles ist Fan Fiction. Man muß genau unterscheiden.
    Ich wollte vor allem darauf hinweisen, daß, wer auch immer mit Schreiben beginnt, auf etwas Bestehendes zurückgreift. Das gilt selbst dann, wenn AutorInnen mit Gedichten anfangen. In der Regel erkennt man als erste sden Einfluß der Zeit. Expressionismus etwa war schrecklich 'ansteckend', Goethe, ein andere Beispiel, schrieb zuerst rundum zeitgemäße Rokoko-Schäfergesänge. Sie sind nicht originell, sie zeigen allerdings eine überdurchschnittliche Beherrschung von Sprache und dem lyrischen Handwerkszeug (Metrum, Reim).


    Und hieraus ergäbe sich eine weitere Frage: ist man, wenn man 'gut' kann, irgendwann über den vorgegeben Kosmos hinausgewachsen? Kommt einer dann Fan Fiction wie Verschwendung vor?
    Oder ist der Absprung gekommen, wenn man mehr will, als ein Hobby?
    Oder ist es eine Frage vom reifer werden, sich neu orientieren und die bis dato reizvolle Welt verliert den Reiz auf einmal?


    Für mich wachsenh aus dem Thema Dutzende neuer Fragen zu der, wie man zum Schreiben kommt und was man daraus macht.


    Das Problem der schieren Quantität sehe ich auch. Ich schrieb weiter oben von Fan-Seiten, die Standards wünschen. Ich gehe davon aus, daß das die Minderheit ist. Die Mehrheit stellen wohl die, bei denen man einfach drauflos tickern kann.
    'Und dann kam Dumbeldore und sahgte zu Snape, das es ab jetzert total gefärhlich würde, aber Harry wusste dass nihct.'



    Andererseits stellt sich für den Unterhaltungsmarkt die Frage der Quantität auch, nicht nur bei Fan Fiction Nie zuvor stand der lesende Teil der Menschheit einer solchen Flut von Büchern gegenüber. Ich find's eher erschreckend. Demnächst braucht man eine Harke, um noch durchzufinden.
    Für Fan Fiction ist das aber doch nicht so schlimm, oder? Das sind einfach eine Menge Leute, die Spaß in ihrer Welt haben. Ist das nicht, wie bei manchen PC-Spielen? Man erfreut sich am gemeinsamen Hobby.



    Kuckucksheim


    FF sind für mich Geschichten, in denen Figuren in einer Welt agieren, die bereits von jemand zusammengebastelt wurde. Selbst wenn man eigene Figuren dazu erfindet, müssen bereits bekannte Figuren auftauchen, bestimmte Namen fallen, bestimmte Umstände erwähnt werden.
    Schon eine Geschichte, in der ein Dackel namens Otto vorkommt, der ein Jedi ist und einen Laserstrahl aus dem Maulkorb aufzischen läßt, um Nachbars Katze zu erschrecken, ist FF von Star Wars.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Danke schön. Wieder was dazu gelernt. So was hab ich noch nie gelesen, fällt mir jedenfalls spontan nichts ein. Werde im I-Net mal "Fanfiction Harry Potter" eingeben. Mal sehen was passiert.


    Lese übrigens gerade "Das Hexenbuch von Salem" garantiert keine Fan Fiction. Hab heute Nacht von Hexen geträumt (Grusel)

  • Zitat

    Original von Kuckucksheim
    Danke schön. Wieder was dazu gelernt. So was hab ich noch nie gelesen, fällt mir jedenfalls spontan nichts ein. Werde im I-Net mal "Fanfiction Harry Potter" eingeben. Mal sehen was passiert.


    Du wirst schätzungsweise 5 Millionen Treffer bekommen. :lache



    .

  • Zitat

    Original von Kuckucksheim
    Danke schön. Wieder was dazu gelernt. So was hab ich noch nie gelesen, fällt mir jedenfalls spontan nichts ein. Werde im I-Net mal "Fanfiction Harry Potter" eingeben. Mal sehen was passiert.



    So als kleine Warnung: Ich habe viele FF kennengelernt, für die die Internet-Regel 34 (hier ganz nett erklärt) gilt :grin Manchmal wäre man auch froh, nicht nach Harry Potter Fanfiction gegoogelt zu haben, auch wenn es da Perlen geben mag. ;-)

  • Zitat

    Original von blackcat


    So als kleine Warnung: Ich habe viele FF kennengelernt, für die die Internet-Regel 34 (hier ganz nett erklärt) gilt :grin Manchmal wäre man auch froh, nicht nach Harry Potter Fanfiction gegoogelt zu haben, auch wenn es da Perlen geben mag. ;-)


    Und hier am Beispiel dargestellt:


    Der Fluch der Romantik


    :grin



    Noch zwei Artikel:


    TIME: [URL=http://www.time.com/time/arts/article/0,8599,2081784,00.html]The Boy Who Lived Forever[/URL]


    SZ: Fan-Fiction: Harry Potter - Die unendliche Geschichte


    .

  • Ganz schön krass, hab es gegoggelt und:


    Ungefähr 26.500.000 Ergebnisse (0,11 Sekunden)


    Wahnsinn. Ehrlich gesagt hab ich immer gedacht, an so ein komplexes Thema wie Harry Potter traut sich kein anderer ran. Aber wie man sieht, war ich auf dem völlig falschem Dampfer. Ich bin ganz perplex, hätte ich nicht gedacht.
    Werde trotzdem jetzt meine Hexen von Salem weiterlesen und keine Harry Potter Fanfiction.

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Am Ende ist vielleicht der Großteil der Geschichten bloße Fan Fiction der Bibel ...


    Die Bibel ist auch nur FanFiction. Die Geschichte der Arche Noah gab's zum Beispiel schon im Gilgamesch-Epos. ;-)


    Hab grad mal nach Bibel UND FanFiction gegoogelt und die erste Geschichte, die ich finde ist "Jesus and Hitler: A Romance". :konfus


    Hagrid/Filch ist ab sofort auf Platz 2 gerutscht. :wow

  • Zitat

    Original von Kuckucksheim
    Ganz schön krass, hab es gegoggelt und:


    Ungefähr 26.500.000 Ergebnisse (0,11 Sekunden)


    Wahnsinn. Ehrlich gesagt hab ich immer gedacht, an so ein komplexes Thema wie Harry Potter traut sich kein anderer ran. Aber wie man sieht, war ich auf dem völlig falschem Dampfer. Ich bin ganz perplex, hätte ich nicht gedacht.
    Werde trotzdem jetzt meine Hexen von Salem weiterlesen und keine Harry Potter Fanfiction.



    Aber genau die 'Komplexität' ist es doch, die zum Andocken verlockt. Das Angebot ist so reichhaltig, daß es die eigene Phantasie beflügelt.
    Ich war noch nie so mutig, spezielle FF zu googlen. :grin
    Ich gebe 'Fan Fiction' ein oder lese via Links, die mir liebe FreundInnen schicken.



    Delphin


    klar, daß Du sowas findest.
    :anbet :anbet


    :rofl


    Ach so, Du brauchst mir den Link jetzt nicht mehr zu schicken, ich hab ihn gesehen. :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Liebe Autoren-Eulen,


    ich gehoere zwar nicht in die Ecke, wollte aber nur kurz anmerken, dass ich die Diskussion sehr spannend finde und daher mitverfolgt habe. Hatte bis vor kurzem auch so Vorurteile wie ihr, aber dank einem Dozenten von mir habe ich gelernt, dass es durchaus FanFiction gibt, die eine bereits bestehende Geschichte von einem anderen Blickwinkel betrachtet und das Thema mit Kreativitaet angeht und im Rahmen des Themas das wir da konkret durchgesprochen haben, war das ganz interessant.


    Die beste FanFiction ist natuerlich Wide Sargasso Sea, ich liebe das Buch :grin

  • Zitat

    Original von Delphin


    Die Bibel ist auch nur FanFiction. Die Geschichte der Arche Noah gab's zum Beispiel schon im Gilgamesch-Epos. ;-)


    Hab grad mal nach Bibel UND FanFiction gegoogelt und die erste Geschichte, die ich finde ist "Jesus and Hitler: A Romance". :konfus


    Was war denn mit dieser "Jesus und Mohammed" Seite, die Du letztens aufgetan hattest, war der Comic nicht auch Slash? Ist natürlich nicht so krass wie "Jitler"* :konfus


    *Beliebt in FanFiction-Kreisen ist auch das mehr oder weniger kreative Zusammenfügen der Namen eines FanFiction Pairings.


    .

  • Zitat

    Original von Charlie
    Den Ausdruck "sich zu veroeffentlichen" finde ich einfach hinreissend, Ushuaia. Ich habe lange nichts so Treffendes zu dem Thema gelesen. Darf ich mir den borgen?


    aber immer.


    Zitat

    Welche Kriterien legt ihr an, um ein Buch unter Fan Fiction zu verorten?


    Für mich war Fanfiction immer das, was nicht offiziell veröffentlicht werden kann, weil andere die Rechte daran halten, also Geschichten die auf Figuren oder Settings etwa von Serien, Filmen oder Büchern beruhen.

  • Ich habe eine Zeitlang viele "Harry Potter"-Fanfiction gelesen, darunter einige sehr gute Geschichten auf harrypotter-xperts.de. Zwei Fanfiction habe ich sogar korrigiert - eine Geschichte war wirklich prima bis auf einige Rechtschreibfehler, die andere Geschichte war im wahrsten Sinne des Wortes unausgegoren. Der Plot dämlich, die Charaktere für die Tonne, Rechtschreibfehler ohne Ende ...


    Ich lese hin und wieder immer noch Fanfiction, einige "Autoren" habe ich sehr gerne. Übrigens sehr unterschiedliche Fanfiction, in einigen Geschichten wird Harry in verschiedenste Pairings geschubst (Draco Malfoy zum Beispiel, oder Draco Malfoy mit Sirius Black ... Über Hagrid und Filch bin ich allerdings noch nicht gestolpert. :chen), andere Geschichten haben mit Harrys Vater und seinen Freunden zu tun (Eine Geschichte hätte tatsächlich so passiert sein können.), wieder andere Geschichten haben nur mit den Weasleys zu tun ...


    Irgendwann hatte ich vor, selbst einmal eine "Harry Potter"-Fanfiction zu schreiben; die Notizen mit den ausgewählten Charaktere liegen hier noch herum, einen halben Plot hat es auch einmal gegeben - aber ich habe nie damit angefangen. Ich habe es einfach nicht geschafft, die Figuren so darzustellen und leben zu lassen wie Joanne K. Rowling. Es sind nicht die Charaktere gewesen, die ich in den Büchern so lieb gewonnen habe. Wenn ich schreibe, dann kann ich nur eigene Figuren verwenden.


    Allerdings bin ich etwas erschlagen von dieser Masse der Fanfiction. Klar, im Internet gibt es eine ganze Menge, aber ich finde es ja schon schwer, auf oben genannter Internetseite gute Fanfiction zu finden. Ich glaube, dass man irgendwann einfach bestimmte Lieblingsautoren hat und haben muss, wenn man gerne Fanfiction liest - ich habe jedenfalls nicht mehr die Geduld, mich durch einen Haufen Mist zu wühlen.

  • Hallo ScoobyDoo,


    den Roman "Sargassomeer" habe ich vor etlichen Jahren gelesen und würde hier nicht von Fan Fiction sprechen wollen.
    Die Grundidee der Geschichte mag der von Jane Eyre gleichen, doch sehe ich Charlotte Brontës Handlung nicht fortgesetzt, nicht anders ausgeschmückt oder erweitert. Vielmehr ist eine von zählbaren Plotideen in der Karibik angesiedelt und lässt die Figuren dort zu einem ähnlichen Zeitpunkt mit vergleichbaren Motiven wie bei dem des Vorbilds agieren.
    Aber vielleicht trügt mich meine Erinnerung auch und jemand anderes mag sich zu "Sargassomeer" noch melden, eines hat dieser Roman jedoch mit Fan Fiction gemein - das Original bleibt unerreicht ;-).

  • Zitat

    Original von blackcat



    So als kleine Warnung: Ich habe viele FF kennengelernt, für die die Internet-Regel 34 (hier ganz nett erklärt) gilt :grin Manchmal wäre man auch froh, nicht nach Harry Potter Fanfiction gegoogelt zu haben, auch wenn es da Perlen geben mag. ;-)


    Da gibt es aber auch wieder wirklich gute Sachen... *flöt und wieder aus dem Thread verzieh*


    :lache :lache :lache