'Das Geheimnis der Jaderinge' - Seiten 147 - 257

  • Ich bin auch weiterhin sehr angetan von diesem Buch, wie einige schon schrieben, es wird nie langweilig und man möchte immer weiterlesen.


    Viktoria gefällt mir sehr gut, sie wird in meine Augen erwachsener und übernimmt die volle Verantwortung für Dewei. Ich glaube, dass er wirklich für sie wie ein Sohn ist, sehr schön fande ich noch einmal wie der Bezug zu ihrer Mutter hergestellt wurde. Warum hatte sie ihr nicht vermittelt was Kinder für ein Glück sein können? Für mich zeigt dies noch einmal sehr genau, dass Viktorias Mutter keine Beziehung zu ihrer Tochter hatte, für sie war es ein notweniges Übel einer Ehe.


    Ich hoffe sehr, dass wir noch einmal Margaret und Chuntian wiedersehen. Besonders Margaret mochte ich sehr, aber ich denke der Schluss des Abschnittes lässt erahnen, dass dies so sein wird.


    Shen Akeu empfinde ich auch als sehr bemerkenswerte Figur über die ich noch mehr erfahren möchte...


    Ich freu mich schon aufs weiter :lesend

  • Mir gefällt es sehr gut, wie mir die chinesische Kultur durch Vickis Augen nahegebracht wird. Sicher schüttele ich über manche ihrer Ansichten den Kopf, doch es sind ja ihre Ansichten, und für ein Kind des späten neunzehnten Jahrhunderts erscheinen sie mir sogar ziemlich liberal und oft regelrecht nassforsch. So regt sie sich erstaunlich wenig über die Polygamie der chinesischen Männer auf, hat wenig Probleme mit Shen Akeu und ihrem Gewerbe, sie isst, was man ihr vorsetzt, sie schläft ohne Murren auf harten Kangs und vieles mehr. Eigentlich eine verhätschelte höhere Tochter, empfinde ich Vicki als äußerst pragmatisch und vor allem widerstandsfähig, was die äußeren Umstände anbelangt. Mal ehrlich, diese Reise in der Sänfte muss die Hölle gewesen sein. Es wackelt, sie kann sich nicht bewegen, die Dinger haben keine wirklich bequemen Sitze … und zu klein für sie waren sie auch noch. Ich habe solche Sänften im Museum gesehen: Da bekommt man Rückenschmerzen vom Hineinschauen!


    Dass sie all diese Strapazen vergleichsweise klaglos hinnimmt, macht sie mir übrigens ziemlich sympathisch. Ich kenne eine Menge Leute, die heutzutage schon im bequemen ICE über Reisestrapazen klagen. In Wirklichkeit sind wir die verzärtelten, die Menschen in vergangenen Jahrhunderten konnte einen Stiefel mehr vertragen.
    Der Mamorkuchen wurde mehrfach erwähnt. Ganz ehrlich: in Vickis Situation wäre mir bei allem weltpolitischen Interesse auch erstmal der Kuchen wichtiger gewesen. Stellt euch mal vor, ihr würdet monatelang nur chinesisches Essen bekommen, Nudeln, Reis, kein Nachtisch, kein Kuchen, keine lecker Bratwurst, und dann steht da dieser unglaublich weiche, süße, duftende Mamorkuchen. Soll doch die Welt untergehen, ich will ihn JETZT!

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von Suzann
    Wer kennt "Die Geisha" von Arthur Golden?


    Ich habe es auch gelesen und sehr gemocht. Ich denke, dass man das Geishatum nur sehr bedingt mit "normaler" Prostitution vergleichen kann. In Bezug auf die Organisation der unterschiedlichen Geschäfte mag es allerdings sehr wohl Parallelen geben.


    @ Mulle: Madame Lai ist ein cooles Buch. Steffi und ich haben es geradezu verschlungen. :grin

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von harimau ()

  • In diesem Abschnitt ist ganz schön viel passiert.


    Nachdem die heimliche Romanze zwischen Annette und Nathan natürlich auffliegt, macht Robert kurzen Prozess mit Viktoria und feuert sie. Schweren Herzens muss sie die Huntingdons verlassen. Margaret schmuggelt ihr zum Abschied den Jadering in Ihren Beutel und ViKi macht sich schweren Herzens auf die Reise nach Peking zu diesem Richter Lao Tengfei.
    Interessant zu lesen, dass der Chinese 3 Frauen hat, wobei mir Chuntian die sympathischste war. Die erste Frau zu alt, die zweite ist bildschön doch arrogant. Die dritte Frau hat Lao nur geheiratet um Kinder zu bekommen.
    Erstaunt war ich auch, dass seine 2. Frau total eifersüchtig auf ViKi ist. Ich dachte immer die Chinesinnen hätten sich daran gewöhnt und finden die Vielehe normal.


    Chuntian empfinde ich als interessante Persönlichkeit. Sie begeistert sich für das Theater, muss es aber heimlich mit ViKi besuchen. Lao Tengfei findet das durch seine 2. Frau heraus und er bestraft sie sehr hart :-(
    Trotz Suche nach Ihr bleibt sie verschwunden - wo ist sie hin?
    Ich hoffe wir lesen noch einiges von Ihr *hoff*


    In Peking trifft ViKi den Gaukler Jinzi wieder, der sich als Chuntians Bruder entpuppt. Da scheint sich etwas zwischen den beiden anzubahnen, sie merken es nur noch nicht :lache
    Da hat die liebe Margaret also ganz bewusst ViKi auf diese Fährte gesetzt, ganz schön clever :anbet
    Sie muss also bereits gewusst haben, dass Jinzi's Vater Andrew Huntingdon ist :wow


    Zitat

    Original von Eliza08
    ... übernimmt die volle Verantwortung für Dewei. Ich glaube, dass er wirklich für sie wie ein Sohn ist, sehr schön fande ich noch einmal wie der Bezug zu ihrer Mutter hergestellt wurde. Warum hatte sie ihr nicht vermittelt was Kinder für ein Glück sein können? Für mich zeigt dies noch einmal sehr genau, dass Viktorias Mutter keine Beziehung zu ihrer Tochter hatte


    :write
    Ich fand es SO berührend, wie Dewei ViKi zum ersten Mal "Ma" genannt hatte :-]

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von bonomania ()

  • Zitat

    Original von harimau: Zitat: Original von Suzann Wer kennt "Die Geisha" von Arthur Golden? Ich habe es auch gelesen und sehr gemocht. Ich denke, dass man das Geishatum nur sehr bedingt mit "normaler" Prostitution vergleichen kann. In Bezug auf die Organisation der unterschiedlichen Geschäfte mag es allerdings sehr wohl Parallelen geben.


    Hallo harimau,


    weil Dein Beitrag das Thema Geisha und Prostitution aufgreift, möchte ich mich hierzu kurz allgemein äußern, weniger jedoch Dich konkret ansprechen, gerade weil Du Dich in Asien auskennst und ein Gefühl für das Unausgesprochene, Ungreifbare besitzt.


    Eine Geisha und ihre Unterhaltungskunst mit Prostitution gleichzusetzen ist per se nicht richtig :nono. Dabei geht es weniger um Wortklauberei als um eine Entwicklung, die die Profession einer Geisha im Laufe der Jahrhunderte durch unterschiedliche Stadien liefen ließ. Bezahlbare Liebesdienste gehörten nur selten zur Tätigkeit einer Geisha, eher eine jahrelange Ausbildung in Umgangsformen, Sprachen, Unterhaltung, dem Erlernen mehrerer Fremsprachen, dem Spielen des Shamisen usw, um einen Gast kultiviert zu unterhalten, eine Zeitlang auch, um ihm das Warten auf eine Kurtisane so angenehm wie möglich zu machen.
    Bedauerlicherweise ist bei Amerikanern und Europäern nur die Vorstellung von Prostitution hängengeblieben, die heute in historischen Romanen ein völlig verzerrtes Bild von einer Geisha abliefert.


    Einen guten Überblick über die Entwicklungen im Laufe der Jahrhunderte bietet dieses Buch von Ursula Richter, die in ihrem Sachbuch historische Quellen für jedermann aufgearbeitet hat und mit Vorurteilen außerhalb Japans aufräumt.
    Allerdings muss der Leser auch eine Menge Muße für japanische Geschichte, Politik und Justizwesen mitbringen, um eine Idee von der Tätigkeit einer Geisha zu erhalten.
    Ein paar Seiten des Buches fehlen mir noch, dann folgt eine Rezension :wave.

  • Vielen Dank für deine Erläuterungen, Salonlöwin. :wave Ich denke, dass auch der Roman von Arthur Golden diesen Unterschied deutlich macht, obwohl er mit Sicherheit nicht so akribisch und realitätsnah schildert wie das von dir vorgestellte Buch. Für einen Roman schien es mir in Ordnung, wobei meinen Einsichten zu diesem Thema begrenzt sind.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    "Die Geisha" von Arthur Golden habe ich bisher noch nicht gesehen und auch noch nicht gelesen, auch aus der Befürchtung heraus, dass ich amerikanischen Blödsinn erleben darf. Bei Gelegenheit werde ich mir den Roman näher ansehen :wave.


    Ich bin überrascht, wer alles in diese Leserunde reinschaut. :wave


    "Die Geisha" habe ich vor etlichen Jahren auch gelesen. Mir schienen die Geishas darin so etwas wie Edelkurtisanen, also gebildete, kultivierte Frauen, die durchaus mit Achtung behandelt wurden, aber dennoch mindestens einen reichen Gönner brauchten, um ihren Lebensstil zu finanzieren. Das war nicht immer so? Interessant, ich werde mir das Buch auch einmal anschauen.


    Dass moderne Geishas nicht mehr auf Prostitution angewiesen sind, um sich am Leben zu halten, hielt ich dagegen für selbstverständlich. Moderne Japanerinnen haben ja auch genug andere Berufsmöglichkeiten, warum sollten sie sich eine lange, harte Ausbildung antun, wenn es darauf hinaus läuft.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Viktoria scheint eine Vorliebe für Fettnäpfchen zu haben.


    So muss sie recht bald die Huntingtons verlassen. Dabei setzte sie sich nur für eine ungern gesehene Liebe ein. Wie es mit den beiden wohl weiter gegangen ist ?


    Mir tat hier Margaret Leid. Immerhin war Viktoria die Gesellschafterin von ihr und nun ist sie wieder ganz alleine. In ihrem Zustand ist das wirklich hart :-(.


    Viktoria wird nach Peking geschickt und lernt von Dewei Chinesisch. Mit der dritten Gemahlin freundet sie sich an. Die erste schwelgt in ihrem Optiumrausch, die zweite ist eine falsche Schlange, aber die dritte, die ist aufrecht. Und sie kann sogar schon etwas Englisch - woher bloß?

  • Erstmal großes Danke an Tereza für die ausfürliche Antwort!


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich merke, dass ich beim Lesen ständig an Viktoria reibe. Das ich an ihr einige Kritikpunkte habe, bedeutet nicht, dass mir das Buch nicht gefällt. Ich will damit auch nicht sagen, du hättest etwas anders schreiben sollen, sondern einfach nur meine Gedanken äußern.


    Im ersten Abschnitt kam ich gut mit Victoria zurecht, aber mittlerweile (obwohl ich sie noch immer mag) könnte sie schon mal ihren Kopf einschalten, bevor sie wieder zur Tat schreitet. Konnte ich ihr Verhalten in Shanghai noch nachvollziehen fand ich es schon ziemlich doof von ihr, in Peking genau wieder den gleichen Fehler zu machen! Geht das nicht mal in ihr Hirn rein, dass ihre eigenmächtigen Ausflüge früher oder später sowieso auffliegen und dann nicht nur sie, sondern auch alle anderen darunter zu leiden haben? Und dann auch noch ihr Verhalten gegenüber dem Mandarin. Also sorry, arroganter und selbstherlicher gehts wohl nicht mehr?


    Man merkt, ich hab mich da ziemlich viel über sie aufgeregt, wobei es Jinzi sehr schön auf S. 251 sagt: "Lao Wai nichts wissen, aber immer sehr klug." Und wo wir gerade schon bei Mütter-Töchter-Beziehungen sind: Ich warte immer noch darauf, dass Victoria ihrer Mutter mal einen Brief schreibt, wo sie ihr zumindest mitteilt, wo sie ist. Wenn schon nicht aus Liebe, dann zumindest aus Anstand. Und leider behandelt sie auch Dewei meiner Meinung nach weniger als Sohn, sondern mehr als persönlichen Diener. Ein bißchen mehr "Bitte" und "Danke" statt "Mach dies" und "Mach das" hätten sicher nicht geschadet. Was wäre sie denn ohne ihn? Völlig aufgeschmissen!


    Natürlich kann man auch wie harimau das ganze positiv sehen und sagen, dass Victoria sehr konsequent ist. Und, wie Steffi festgestellt hat, vieles klaglos hinnimmt. Der Marmormkuchenvergleich hat mir von Steffi sehr gut gefallen - ich sehe das ähnlich!


    Übrigends gefiel es mir sehr gut, wie geschickt hier das Thema Politik eingebaut wurde. Das mit dem Kichern ist mir gerade da auch aufgefallen - aber höchstwahrscheinlich nur, weil ich dank euch sensibilisiert war! Max von Brandt wird über Victorias Verhalten überhaupt nicht begeistert sein, so hat sie den Deutschen überhaupt keinen Dienst erwiesen. Vielleicht besser, wenn er noch ein Weilchen in Korea bleibt.


    Regenfisch Korsettvergleich fand ich sehr aufschlußreich und interessant! Wäre mir nicht aufgefallen, aber du hast natürlich vollkommen recht!


    Zitat

    Mulle schrieb:
    Jinzi entspricht natürlich gleich der Art von Mann, die mir gefällt


    Ich bin mir da noch unsicher, ob er mir gefällt. Anfangs ja, aber irgendwie ist er mir doch noch zu unsicher und mehr Bubi als Mann. (Und das liegt nicht daran, dass er mit seiner Mutter wohnt, ich nehme mal an alles andere hätte in diese Zeit nicht gepasst, oder?) Schaun wir mal, wie sich das entwickelt.


    Was anderes ist mir noch aufgefallen: Das Alter von Chuntian! Sie wird anfangs noch als "jung" geschildert "das Mädchen", doch müsste sie einige Jahre älter als Victoria sein. Wieso diese sie dann so rumscheucht ist mir schleierhaft!


    "Die Geisha" war übrigends eines der ersten Bücher, die ich auf Eulenempfehlung hin gelesen habe und es hat mir mein Interesse an historischen Romanen (das durch zu viele 08/15-Bücher total erloschen war) zurückgebracht. Nur zu empfehlen!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Was anderes ist mir noch aufgefallen: Das Alter von Chuntian! Sie wird anfangs noch als "jung" geschildert "das Mädchen", doch müsste sie einige Jahre älter als Victoria sein. Wieso diese sie dann so rumscheucht ist mir schleierhaft!


    Chuntian ist eine in vieler Hinsicht unerfahrene, etwas linkische Person. Daher wirkt sie auf Viktoria jünger, als sie ist. "Herumscheuchen" - na ja, so hab ich es nicht empfunden. Aber Viktoria hat die energischere Persönlichkeit, daher dominiert sie ein wenig.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    ... die zweite ist eine falsche Schlange...


    Ist sie das wirklich? :gruebel Meigui macht vom ersten Moment an keinen Hehl aus ihrer Abneigung zu Viktoria, spielt also mit offenen Karten. Natürlich ist es leicht, sie aus Viktorias Sicht zu verdammen, aber vielleicht sollte man auch mal überlegen, wie sich die Situation aus Meguis Sicht darstellt. Die arme Frau lebt in einem Käfig eingesperrt ein stinklangweiliges Leben, dennoch hat sie anders als die erste Gemahlin noch nicht kapituliert und sich der täglichen Dröhnung hingegeben. Sie ist ein fühlender Mensch, mit Hoffnungen, Wünschen und Ambitionen. Ihre eigentliche Bestimmung, nämlich ein Kind zu bekommen, kann sie nicht erfüllen. Was also bleibt, was macht ihr beschränktes Leben aus? Nichts als die Aufmerksamkeit ihres Gemahlen, die sie bislang mehr oder weniger konkurrenzlos für sich beanspruchen kann. Bis diese Ausländerin in ihr Reich eindringt und ihr obendrein noch als Englischlehrerin vor die Nase gesetzt wird - eine Sprache, die sie, mal ganz nebenbei erwähnt, voraussichtlich niemals wird anwenden können. Diese Ausländerin spielt sich auf, bringt durch ihre Aufsässigkeit Schande auf das Haus und den Gemahl (und somit auch auf Meigui selbst) und gefährdet ihre Stellung als wichtigste Frau im Hof. Sie stiehlt ihr vom Wichtigsten, das Meigui besitzt: die Zeit und das Wohlwollen ihres Mannes. Ist es nicht verständlich, dass sie alles daran setzt, sich zu behaupten, Viktoria zu diskreditieren und sie alsbald wie möglich loswerden zu wollen? Hier handelt es sich um einen handfesten, unversöhnlichen Interessenskonflikt zwischen den Frauen. Wer sich eine Solidarisierung der beiden im gemeinsamen Elend wünscht, ignoriert die chinesische Sicht auf die Dinge. Mit Chuntian mag das anders sein, denn sie hat absolut nichts zu verlieren - nicht einmal Meiguis Stolz.


    Ich will Meiguis Handlungen nicht gutheißen, wehre mich aber dagegen, sie als Hexe auf den Scheiterhaufen zu zerren. Nur mal so als Gedanke. ;-)


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Natürlich kann man auch wie harimau das ganze positiv sehen und sagen, dass Victoria sehr konsequent ist.


    Damit wir uns nicht missverstehen, Lese-rina: Mir gefällt vieles nicht an Viktorias Verhalten und Sichtweisen, aber ich finde beides aus ihrem Hintergrund heraus absolut nachvollziehbar. Mit konsequent meinte ich, dass Tereza sie nicht plötzlich umkrempelt, sondern sie sich nur nur langsam, entsprechend ihren Erfahrungen, weiterentwickeln lässt. Wie ich schon sagte, ist mir Glaubwürdigkeit weitaus wichtiger als bedingungslose Sympathie. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • @ harimau: Ich habe mich etwas unglücklich ausgedrückt. Eigentlich wollte ich dir speziell mit dem Konsequent-sein ausdrücklich zustimmen! Das habe ich beim Lesen auch so empfunden.


    Mir wäre eine Protagonistin, die immer alles richtig macht, auch zu langweilig, mal abgesehen davon, dass diese bereits in den ersten Kapiteln den Konditor geheiratet hätte. Regenfisch hat das schön ausgedrückt (deshalb habe ich sie auch zitiert) mit dem "Reiben" an Victoria.


    @ Tereza: "Herumscheuen" ist zugegeben ein sehr harter Ausdruck aber teilweise fand ich Victorias Verhalten schon sehr bestimmend. Aber sie kann halt nicht aus ihrer Haut ...

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Und leider behandelt sie auch Dewei meiner Meinung nach weniger als Sohn, sondern mehr als persönlichen Diener. Ein bißchen mehr "Bitte" und "Danke" statt "Mach dies" und "Mach das" hätten sicher nicht geschadet. Was wäre sie denn ohne ihn? Völlig aufgeschmissen!


    Auch hier muss ich ein bisschen widersprechen. :-)


    Die meisten Europäer im damaligen China hatten ihren "Boy", also einen chinesischen Jungen, der ein bisschen englisch sprach, für sie übersetzte und ihnen in Alltagsituationen half. Viktoria hätte schnell Ersatz für Dewei gefunden, nur wäre sie da vermutlich mehr abgezockt worden, denn Dewei mag sie ja und bereichert sich deshalb nicht an ihr.


    Aber wo wäre Dewei ohne sie? Bei einem prügelnden Menschenhändler. Ich denke, er weiss sehr gut, dass er verfluchtes Glück hatte, bei Viktoria zu landen, und erträgt deshalb auch ihre Launen, denn im Vergleich zu dem, was er vorher erlebte, sind sie harmlos.


    Mütter, die zu ihren Kindern "Bitte" und "Danke" sagten, dürften im 19. Jahrhundert eher selten gewesen sein. Trotzdem sehe ich das Verhältnis zwischen Vicky und Dewei eher wie große Schwester und kleiner Bruder. Man nervt sich gegenseitig, hängt aber auch aneinander.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Mit dem Vergleich große Schwester und kleiner (abhängiger) Bruder kann ich mich sehr viel mehr anfreuden als mit Mutter/Sohn. Natürlich hat Dewei mit ihr riesiges Glück gehabt, das wollte ich auch gar nicht anzweifeln. Nur sie halt auch umgekehrt mit ihm und ich finde, sie weiß das bei aller Zuneigung, die sie ihm zweifellos entgegenbringt, nicht wirklich zu schätzen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    @ harimau: Ich habe mich etwas unglücklich ausgedrückt. Eigentlich wollte ich dir speziell mit dem Konsequent-sein ausdrücklich zustimmen! Das habe ich beim Lesen auch so empfunden.


    Alles klar. :-) Ich wollte nur ein mögliches Missverständnis ausschließen. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann