Das geht mir gerade durch den Kopf... (ab 05.03.)

  • ich mache mir gerade ziemlich viele Gedanken über "Dinge" und darüber, wie eine Gesellschaft, deren Wohlergehen alleine auf Konsum basiert, als vernünftig betrachtet werden kann.


    Ich habe gerade das übervolle Haus meiner Eltern beräumt und gerade auch noch das Grundstück unsres verstorbenen Nachbarn. Ist das normal, seinen verfügbaren Raum mit Zeugs vollzustopfen, das kein Mensch braucht? Macht es glücklich, sich endlos Dinge zu besorgen, die einem einige Stunde Freude bereiten, und dann zur Bürde werden, zur Last, die entsorgt werden muss? Selbst wenn man nicht hortet und alles zeitnah wieder wegwirft, den materialisierten Berg an Arbeitskraft, Ressourcen und Energie, den ein westlicher Mensch so verbraucht, habe ich gerade physisch vor Augen. Und was bleibt, sind ein paar Kilowattsundenstrom aus der Müllverbrennungsanlage :yikes

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    ich mache mir gerade ziemlich viele Gedanken über "Dinge" und darüber, wie eine Gesellschaft, deren Wohlergehen alleine auf Konsum basiert, als vernünftig betrachtet werden kann.


    Ich habe gerade das übervolle Haus meiner Eltern beräumt und gerade auch noch das Grundstück unsres verstorbenen Nachbarn. Ist das normal, seinen verfügbaren Raum mit Zeugs vollzustopfen, das kein Mensch braucht? Macht es glücklich, sich endlos Dinge zu besorgen, die einem einige Stunde Freude bereiten, und dann zur Bürde werden, zur Last, die entsorgt werden muss? Selbst wenn man nicht hortet und alles zeitnah wieder wegwirft, den materialisierten Berg an Arbeitskraft, Ressourcen und Energie, den ein westlicher Mensch so verbraucht, habe ich gerade physisch vor Augen. Und was bleibt, sind ein paar Kilowattsundenstrom aus der Müllverbrennungsanlage :yikes


    Ich bin auch mal wieder auf Entrümplungskurs.


    Neues Geschirr und Besteck gekauft. Alles was weg sollte eingepackt und den Kindern geschickt und schon ist ein Stück mehr Übersicht. Das mache ich wenn ich dazu komme und Lust habe nach und nach mit allen Orten. Begonnen habe ich in der Küche.
    Ich versuche auch nicht wieder neu voll zu stopfen, im Moment liege ich ganz gut. :grin

  • Zitat

    Original von oemchenli
    Ich versuche auch nicht wieder neu voll zu stopfen, im Moment liege ich ganz gut. :grin


    Einen Messi-Haushalt zu entrümpeln hilft einem ungemein, diesen Vorsatz auch einzuhalten :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DD: ich mache mir gerade ziemlich viele Gedanken über "Dinge" und darüber, wie eine Gesellschaft, deren Wohlergehen alleine auf Konsum basiert, als vernünftig betrachtet werden kann. Ich habe gerade das übervolle Haus meiner Eltern beräumt und gerade auch noch das Grundstück unsres verstorbenen Nachbarn. Ist das normal, seinen verfügbaren Raum mit Zeugs vollzustopfen, das kein Mensch braucht? Macht es glücklich, sich endlos Dinge zu besorgen, die einem einige Stunde Freude bereiten, und dann zur Bürde werden, zur Last, die entsorgt werden muss? Selbst wenn man nicht hortet und alles zeitnah wieder wegwirft, den materialisierten Berg an Arbeitskraft, Ressourcen und Energie, den ein westlicher Mensch so verbraucht, habe ich gerade physisch vor Augen. Und was bleibt, sind ein paar Kilowattsundenstrom aus der Müllverbrennungsanlage Yikes


    Im November hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, bei einem Hausflohmarkt zwecks Haushaltsauflösung Aufpasser spielen zu dürfen.
    Überrascht war ich nur nicht darüber, was alles gekauft worden war, sondern auch in welcher Anzahl und das es sich teilweise um noch verpackte und unbenutzte Sachen gehandelt hat.
    Bei einigen Gegenständen handelte es sich um billiges Zeugs, teilweise waren auch hochwertige Sachen dabei; Kisten mit Hunderten von Glückwunschkarten, Fensterbilder in zehnfacher Ausfertigung, eine zwanzigfache Bettgarnitur, an die einhundert Blumenvasen, sieben oder acht zwölfteilige Geschirrserien usw.


    Um Konsum- und Umweltaspekte habe ich mir nach diesem Tag weniger Gedanken gemacht als darum, wie das Leben dieser Frau, über die ich nur wenig wusste, ausgesehen haben mag und dass das Ausmisten des Hausstandes sich in etwa so anfühlte wie das Leben eines anderen Menschen aufzuräumen und ihn mit seiner persönliche Habe zu entsorgen.
    Einer der anderen Aufpasser fand an diesem Tag eine knapp zwanzig Jahre alte Schachtel Zigaretten und weil die Stimmung ziemlich bedrückend war, sind wir vor die Tür gegangen und haben uns eine von diesen uralten Kippen angesteckt. Würzig war die Juwel und schmeckte tatsächlich und irgendwie waren uns darüber einig, dass viel Krempel das Leben nur beschwert und unfrei macht.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Um Konsum- und Umweltaspekte habe ich mir nach diesem Tag weniger Gedanken gemacht als darum, wie das Leben dieser Frau, über die ich nur wenig wusste, ausgesehen haben mag und dass das Ausmisten des Hausstandes sich in etwa so anfühlte wie das Leben eines anderen Menschen aufzuräumen und ihn mit seiner persönliche Habe zu entsorgen.


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    Meine Eltern haben mit dem Gedanken gespielt, einen Garagenflohmarkt zu machen und das deshalb abgewählt, weil sie es als Ausverkauf ihres Lebens, vor dem gesamten Dorf, verstanden hätten. So können sie die angesammelten Vasen selbst aussortieren...


    Aber du hast recht, es ist freilich tragisch, wenn von einem Menschen nichts bleibt, als das, was er im Laufe seines Lebens angesammelt hat. Wenn so tragisch zutage tritt, dass ihm nichts blieb, als Zeug anzuhäufen. Meine Eltern leben zum Glück noch und meinem Nachbarn, dessen Krempel wir gerade entümpeln, fühlte ich mich nie sonderlich verbunden. Totzdem irritiert mich, dass er dieses Zeug offenbar für über Jahrzehnte als behaltenswert betrachtete. Und nun landet es einfach so im Container :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @DrapperDoyle: Es geht nicht nur dir so mit deinen Gedanken...
    Wozu habt man zig alte Fensterscheiben auf, die nicht einmal aus dem eigenen Haus stammen oder alte Waschbecken, wenn die neuen doch gerade eingebaut wurden und ein Container am Hof stand... ganz zu schweigen von den 20 Brillen... diese und mehr Fragen stellen wir uns momentan, während wir das Haus unseres Großvaters ausräumen.


    Aber nuja. ich selbst frage mich gerade, wie ein Abend einerseits so toll verlaufen kann und andererseits so mistig. Da freut mich sich wie sonst was darüber, in naher Zukunft einen ganz lieben Menschen wiederzusehen und erfäht in derselben Minute großen Mist, der einen doch extrem runterzieht... *sfz*

  • @Draper: wenn einem so das "Ergebnis" eines Lebens vor Augen geführt wird macht das sehr nachdenklich. ich hab das ja im Herbst auch bei meinen Großeltern erlebt, als sie in eine kleine Wohnung im Betreuten Wohnen umgezogen sind.


    erschreckend fand ich dabei auch, wie diese beiden alten Leutchen, die ich bisher für ihr Alter immer sehr patent und aktiv fand, plötzlich so völlig hilflos da standen. was hätten sie nur ohne uns, die Familie, gemacht? letztendlich haben wir absolut alles in die Hand genommen: Verhandlungen mit Behörden und Vermietern, Umzugsfirmen, Nachmietern, die Entrümplung, den Umzug, das Besorgen neuer Möbel usw.


    Gleichzeitig habe ich Angst vor der eigenen Zukunft: wie wird es sein, wenn wir mal so alt sind? Wir werden wohl keine Kinder haben, wenn wir mal so weit sind - wer wird uns helfen??? da mach ich mir ziemlich Gedanken drüber...

  • Wir haben hier so Entrümpelungsfirmen und die verkaufen den Kram auch wieder. Am Wochenende waren wir in einem solchen Laden und ich dachte auch bei mir was wohl hinter diesem Topf steckt der da verkauft wird, oder hinter diesem Bett etc.


    Herr schnatter sah selbstgemachte Ton Broschen und meinet das würde ihmw eh tun das soetwas nun da liegt und es kauft doch eh keiner mehr. Aber es tut weh, weil er seinen Eltern auch soetwas gemacht und geschenkt hat und nun liegt es auf dem "Schrott"


    Klar das tut weh, auf der anderen Seite haben wir auch damals das Haus seiner Eltern geräumt und wir haben uns geschworen nicht so viel anzuhäufen. Schon allein unser Kinder wegen, die dann nämlich unseren Mist weg räumen müssten. Aber manchmal fällt es schwer. Nehmt nur mal unsere Bücher, ich glaube nicht das meine Kinder die alle haben wollen, also werden sie weggeschmissen oder verkauft, wenn sie sich denn verkaufen lassen. Und oft ist es so das was man selber gerne mag, mögen die anderen gar nicht und schmeissen es weg.


    Was ist denn mit den alten Hanni und Nanni Bänden? Keiner kauft sie, keiner liest sie mehr. Also stehen sie rum. Bis man sie selber wegschmeisst oder eben bis die Kinder so weit sind.


    Wir leben in einer Überflussgesellschaft und wollen trotzdem immer noch mehr, man muss keine neuen Messer kaufen, was ich da so gesehen habe in dem Laden es tat mir weh.

  • Es ist ja heutzutage ein absolutes Nogo zu sagen, man habe Kinder, um im Alter versorgt zu sein. Aber dennoch, wenn es soweit ist sind Kinder schon hilfreich. Sage ich als Kind jetzt mal.


    Andererseits habe ich bei meinen Eltern gesehen, dass auch ein stabiler Freundeskreis sehr hilfreich ist. Natürlich sind die Freunde meiner Eltern auch nicht mehr die Jüngsten und hätten auch nie das Haus beräumen können, aber sie helfen ihnen wirklich, wo es nur geht.


    Zitat

    Herr schnatter sah selbstgemachte Ton Broschen und meinet das würde ihmw eh tun das soetwas nun da liegt und es kauft doch eh keiner mehr. Aber es tut weh, weil er seinen Eltern auch soetwas gemacht und geschenkt hat und nun liegt es auf dem "Schrott"


    Als wir mit unseren Eltern noch zur Miete wohnten, saßen meine Eltern abends nebeneinander auf dem Sofa und haben zusammen einen Teppich geknüpft, fürs neue Haus. Der lag da einige Jahre, war dann irgendwann nicht mehr zeitgemäß und landete im Hobbykeller. Und da stand ich nun vor diesem Ding, ganz furchtbar hässlich, und musste dennoch meine Mutter beschnattern, dass man den nur wegschmeißen kann, obwohl ich ja verstehe, dass sie irgendwie dran hängt.


    Zitat

    Wir leben in einer Überflussgesellschaft und wollen trotzdem immer noch mehr, man muss keine neuen Messer kaufen, was ich da so gesehen habe in dem Laden es tat mir weh.


    Ich denke, da hilft nur Rückbesinnung. Früher gab es Familienerbstücke, etwa das gute Kaffeegeschirr, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Heute wird man bedrängt, sich ständig neues Geschirr zu kaufen, so dass man im besten Fall das alte selbst wegschmeißt, im schlimmsten Fall Fremde nach dem Tod den Nachlass durchstöbern und sich amüsieren, wieviel Mist da angehäuft wurde.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Das geht mir heute immer wieder durch den Kopf:


    Das Kind ist auf einer Wintersport-Klassenreise. Heute so um 15 Uhr sollen die Kinder wieder zurück sein. Der Bus braucht halt so seine Zeit. Doch der Bus wird nie ankommen....

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Einen Messi-Haushalt zu entrümpeln hilft einem ungemein, diesen Vorsatz auch einzuhalten :grin


    Nee so schlimm ist es nicht aber man sammelt an so frei nach dem Motto oh das könnte ich ja noch mal gebrauchen. :grin

  • Ich glaube so dolle sollte man über solche Sachen nicht nachdenken schon gar nicht oh was passiert wenn ich nicht mehr bin. Oder wie Schnatter Ihr Mann.
    Ich glaube damit macht man sich nur fertig und es macht dann auch keinen Spaß mehr auf den Flohmarkt zu gehen.


    Klar hatte ich auch schon solche Gedanken aber die habe ich schnell wieder weggelegt.


    Seht mal mein Mutter hat nichts hinterlassen außer mich, alles andere ist weg von Ihrem "Leben" ist nichts mehr da. Der Kontakt war .....es gab keinen.
    Ich will darüber auch nicht nachdenken, im Endeffekt bringt es mir gar nichts.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Das geht mir heute immer wieder durch den Kopf:


    Das Kind ist auf einer Wintersport-Klassenreise. Heute so um 15 Uhr sollen die Kinder wieder zurück sein. Der Bus braucht halt so seine Zeit. Doch der Bus wird nie ankommen....


    Als ich die Meldung heute früh im Radio gehört habe, musste ich mein Kopfkino gleich wieder abschalten. Allein der Gedanke an die Hinterbliebenen macht mich schon ganz traurig.
    Und erst die Kinder, die überlebt haben, sind fürs Leben gezeichnet.


    Ich darf gar nicht dran denken, daß uns sowas jeden Tag auch passieren könnte.


    Vor kurzem ist hier ein Kind bei einem Unfall im Kindergarten nur ein paar Orte weiter ums Leben gekommen. Auch da die Vorstellung, eines Tages vom Kindergarten angerufen zu werden, daß so etwas passiert ist, ist einfach nur gruselig. Und trotzdem bringe ich meine Kinder jeden Tag wieder in den Kindergarten, hilft ja nichts.

  • Man darf sich über sowas nicht zu viele Gedanken machen, sonst wird man noch verrückt. Es ist gut, dass wir nicht wissen, was uns alles noch passieren wird und was passieren kann. ...


    Die Meldung mit dem Bus-Unfall hat mich auch schockiert und wenn solche Dinge passieren, dann ist das immer sehr schlimm und tragisch. Vor allem für die Hinterbliebenen oder diejenigen die bei einem solchen Unglück dabei sind und überleben.

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Einen Messi-Haushalt zu entrümpeln hilft einem ungemein, diesen Vorsatz auch einzuhalten :grin


    So etwas ähnliches sagte auch mein Vater, der bei einen Verwandten nach dessen Tod die Wohnung ausräumte. Ich selber habe diese Wohnung nicht gesehen, aber ich fragte nach der Menge der Bücher. Mein Vater: "Mehr, viel mehr als deine, und du hast schon ein paar viele!".
    Auch von anderen Gegenstände waren sehr viele Exemplare vorhanden und mich hat das ganze ziemlich entsetzt, da ich noch Hintergrundinformationen bekommen habe.