'Die Tote von Charlottenburg' -Seiten 083 - 158

  • Die Tagebucheintragungen des Neffen schüren eine meiner


    Lieblingsvermutungen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die ungeschminkt sagen sollte, falle es so ist, wie ich vermute fühlt sich vielleicht jemand gespoilert, daher hier in Spoilerschrift:





    Ich hab als Kind lange gedacht, dass ich ggf. vertauscht worden sein könnte ... daher vielleicht die Idee.



    Der Blick hinter die Krankenhauskulissen ist äußerst spannend und sehr neu für mich - mal nicht der typische - Frauen sind nichts wert - Blick, sondern ganz andere Hintergründe. Da kann ich den Text kaum aus der Hand legen.


    Familie? Krankenhaus? oder was kommt noch in Frage? Ich freu mich auf heute Abend beim Weiterlesen.

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Danke Beowulf,


    so fühl ich mich nicht so alleine *strahl*


    Was Du so selbstverständlich siehst, wage ich zaghaft zu denken - interessant, vermutlich fehlt mir hier das Durchschauen von Schreibtechnik?


    Wie bekommen die Autoren das hin, dass man in die Richtung denkt? Wie verstreut man die Hinweise ohne mit dem Zaunpfahl zu winken? Ohne Hinweise wie: 'Später würde er denken, dass ...'


    Ich freue mich aber immer, wenn es funktioniert :-]

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Hallo allerseits :wave


    irgendwie verdichten sich die Hinweise und schüren meinen Verdacht in dieselbe Richtung, in die ihr auch denkt.


    Besonders das Verhalten von Rosa Lenhardt ist merkwürdig sprunghaft und deutet auf eine labile seelische Verfassung hin.
    Dazu kommt die intuitiv enge Beziehung zwischen Henriette und Adrian.
    Aber ob dort das Motiv für den Mord zu suchen ist, oder doch eher im Krankenhausumfeld..?


    Zu der Verabreichung des Gifts, das offenbar von Henriette eingeatmet wurde, fiel mir ein, dass sie Raucherin war.
    Könnte ihr jemand eine giftige Substanz in den Zigarettentabak getan haben?

  • Zitat

    Zu der Verabreichung des Gifts, das offenbar von Henriette eingeatmet wurde, fiel mir ein, dass sie Raucherin war. Könnte ihr jemand eine giftige Substanz in den Zigarettentabak getan haben?


    Der Rosenwassersprenger ist ja nicht fein genug?


    Ich glaube (besser hoffe) nicht, dass es Rosa war, ich hoffe, die ist einfach nur eifersüchtig.


    edit meint, sie wollte nicht spoilern sondern zitieren

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von binchen ()

  • Ich habe auch spätestens bei der Davos-Geschichte gedacht, dass Henriette vielleicht Adrians Mutter ist und die Schwestern das Kind aber als das von Rosa ausgegeben haben.
    Oder aber, Henriette und Adrian hatten eine weitreichendere Beziehung als Neffe und Tante und Adrian war verliebt?


    Bei der Verabreichung des Giftes habe ich eigentlich direkt an das Parfum gedacht. Es hieß doch, dass immer Rosenduft im Raum lag. Vielleicht hat jemand das Rosenwasser bzw. -parfum mit dem Gift gemischt, weil er oder sie wusste, dass Henriette das immer gerne im Raum versprüht hat, damit es gut riecht oder es sich auf die Haut gesprüht hat. Dann hätte sie es doch einatmen können. Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass Henriette das doch nicht wirklich wissen konnte und im Sterben kaum hätte erkennen können, dass es sich ausgerechnet um die Paternostererbse handelt... :gruebel
    Es könnte aber auch gut sein, dass sie mit diesem Buddhisten-Typ schon mal über diese Pflanze gesprochen hat und er sie von seinen Reisen mitgebracht hat. Der ist ja bisher noch gar nicht wirklich in Leos Blickfeld gewandert...


    In diesem Abschnitt dreht es sich mehr um den Fall und nicht um das Privatleben. Ich finde, da hält der Roman sich schön die Wage und erzählt mal das Eine dann das Andere etwas ausführlicher.


    Auf geht's - weiterlesen und schauen, was kommt :lesend


    Ein Optimist steht nicht im Regen,
    er duscht unter einer Wolke.
    (Thomas Romanus)

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  • Ich finde die Idee mit der "besonderen" Beziehung zwischen Henriette und Adrian auch nicht dahergeholt, aber er hat doch irgendwie noch was auf dem Kerbholz, denn bei dem handgeschriebenen nicht unterschriebenen Brief zuckt er doch, sagt aber dann nix, aber erkennt ja scheinbar doch etwas.


    Also vielleicht doch eine Beziehung? Wobei ich das sehr unrealistisch find, denn warum sollte sie sich mit ihrem Neffen (oder was er auch immer ist) einlassen, wenn sie doch so auf ihre Unabhängigkeit bedacht ist - und er hat ja auch eher mehr seine Geige im Kopf...



    Gut gefällt mir die Freundlichkeit von Leo gegenüber Sonnenschein, dass er ihn dann heimschickt und ihn sozusagen seine Traditionen leben lässt.
    Mal sehen, was da noch kommt, vor allem mit Jakob/Kubas Vater, der die Männer in den Anzügen beobachtet. Der Part der Geschichte ist für mich irgendwie aktuell noch nicht so interessant (weil mich halt der Krimi einfach mehr interessiert), bei der Zeit aber halt nicht "zu vermeiden" (das hört sich jetzt negativer an, als gewollt, ich meine: Es ist eben nicht möglich, einen Krimi zu schreiben, der in den 20ern spielt und in dem noch eine gewisse Rahmenhandlung auftaucht, und in dem einfach alles mit der beginnenden Diskriminierung und der Feindseligkeit gegenüber der Juden ausgeblendet ist. Ich hoffe nur, dass es nicht ausartet mit der Person Sonnenschein, denn für mich ist er eine Randfigur... und das sollte er bleiben, halt so wie die restlichen Kollegen von Leo.)


    Jetzt gehe ich ins Bett und lese weiter :-)
    :wave

  • Ich schließe mich eurer Meinung an und denke, dass Adrian Henriettes Sohn ist. Vielleicht konnte die Schwester keine Kinder bekommen und es war leichter, den Jungen in einer Ehe aufwachsen zu lassen.
    Irgendwann hat Adrian das sicherlich heraus gefunden. Ich denke auch, dass Rosa im Moment das stärkste Mordmotiv hat. Sie wollte ihren Sohn nicht "verlieren".


    Der Überfall auf Dr. Stratow könnte unabhängig davon sein, vielleicht der Vater des toten Jungen? :gruebel
    Oder aber er soll den Verdacht auf die Klinik lenken.


    Schockierend finde ich, dass Versuche an kranken und armen und somit abhängigen Menschen gemacht wurden.
    Mir ist auch klar, dass es in der Medizin keinen Fortschritt ohne Tests gibt, aber unter solchen Umständen und heimlich, das finde ich unter aller Würde.


    Hoffentlich klärt sich der Tod des Jungen noch auf und die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen.


    Die Sache mit der Paternostererbse finde ich spannend. Vor allem, wie Henriette die Vergiftung dann doch gemerkt hat.
    Ich denke auch, dass das Gift mit dem Rosenwasser versprüht wurde. Sie scheint ja eine Menge davon benutzt zu haben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ja, und das macht sie so gefährlich. Sie werden z.B. für Schmuck verwendet. Sobald die Schale geöffnet wird, was beim Auffädeln ja der Fall ist, kann theoretisch das Gift austreten. Also Hände weg von ihnen, auch wenn sie noch so hübsch sind.

  • Ich stimme mit euren Vermutungen überein. Sobald erwähnt wurde, dass Adrain in Davos geboren wurde, war eigentlich klar, worauf das hinauslaufen wird.


    Sollte das Gift wirklich mit dem Rosenwasser zusammen versprengt worden sein, stellt sich die Frage, wer die Gegenheit hatte, den Flakon entsprechend zu präparieren. Und wer die Kenntnisse über die Paternostererbse besaß. Da kommen sicher nicht viele in Frage.
    Ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass die Dinge, die im Krankenhaus geschehen, etwas mit Henriettes Tod zu tun haben. Warum wurde sonst Dr. Stratow angegriffen?

  • Also, was Adrian und Jette betrifft, schliesse ich mich euch an. Das springt einen ja direkt an.


    Die Geschichte mit Sonnenschein finde ich hoch interessant, zeigt sie doch, das der Antisemitismus in der Bevölkerung urchaus verbreitet war und nicht erst von den Nazis 10 Jahre später "erfunden" wurde. Da wurde nur die allgemeine schlechte Stimmung gegen die Juden verstärkt.
    Irgendwie habe ich dabei das Gefühl, daß die schwarzen Wolken schon aufziehen, obwohl es noch 10 Jahre bis zur Machtergreifung sind.


    Die Versuche im Krankenhaus finde ich heftig. Natürlich verstecken sich die Ärzte dahinter, daß sie sich an alle Regelungen halten, aber trotzdem denke ich, daß für manche die Forschung halt wichtiger ist, als der einzelne Mensch.
    Wobei mich die Skrupellosigkeit, die dahinter steckt, schon erschreckt.

  • Zitat

    Original von binchen
    Wie bekommen die Autoren das hin, dass man in die Richtung denkt? Wie verstreut man die Hinweise ohne mit dem Zaunpfahl zu winken?


    Meiner Meinung nach sind es die "zufälligen" Hinweise, die sich dann in eine Richtung häufen. In dem Fall die mehrfach angesprochene sehr enge Beziehung zwischen Adrian und Henriette, dazu die persönlichen Notizen Adrians über sie, die Postkarte aus Davos und dann natürlich die Tatsache, dass beide Schwestern über mehrere Monate alleine im Ausland waren und dort Adrian geboren wurde. Irgendeinen Grund wird Susanne ja haben, uns all diese Dinge zu erzählen. Ob das jetzt zutrifft oder ein falsche Fährte ist??? :gruebel


    Die Aufklärung des Falls schreitet zügig voran und ein wahrscheinliches Gift ist gefunden. Mir stellt sich aber immer noch die Frage, wieso sie so sicher sind, dass das Gift eingeatmet wurde! Und woher wusste/vermutete Henriette, die Paternostererbse sei an ihrer Krankheit schuld? Vor allem, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits mehr tot als lebendig war. Sollte es wirklich eingeatmet worden sein, finde ich Emmys Idee mit dem Tabakrauch sehr interessant!


    Das Privatleben von Leo tritt in diesem Abschnitt etwas zurück, allerdings kommen sie doch einen entscheidenden Schritt weiter. Ilse hat zumindest einen vorübergehenden Job (wo sind nur die Kinder abgeblieben?) und Leo und Clare sind sich sicher, dass sie zusammenbleiben wollen.


    An Leos finde ich bemerkenswert, dass er ein sehr guter Teamarbeiter ist. Schließlich schickt er seine Mitarbeiter mit wichtigen Aufträgen los und will nicht alles selbst machen. Sonst ist mir das in einem Krimi nie aufgefallen, bzw. arbeiten die meisten Literaturdedektive als Einzelgänger.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina


    Das Privatleben von Leo tritt in diesem Abschnitt etwas zurück, allerdings kommen sie doch einen entscheidenden Schritt weiter. Ilse hat zumindest einen vorübergehenden Job (wo sind nur die Kinder abgeblieben?) und Leo und Clare sind sich sicher, dass sie zusammenbleiben wollen.


    Ich denke mal in der Schule? Ilse ist doch vormittags in der Bäckerei.

  • Ja, ich denke auch, dass ihr mit eurer Vermutung richtig liegt. Es wurden ja auch immer wieder Hinweise mit eingebaut..............


    Von der Paternosterbse habe ich zum ersten Mal gehört! Man lernt halt nie aus......... ;-)


    Auch mir gefällt der Umgang von Leo mit Sonnenschein sehr gut. Und die Zeichen der Zeit sind wirklich sehr gut in die Geschichte eingefügt.


    Ein wirklich tolles Buch!

  • Wobei man nicht übersehen darf, dass die NSDAP nicht wegen des Antisemitismuses gewählt wurde, sondern viele Wähler hatte, die das einfach nicht ernst genommen haben. Es soll sogar Juden gegeben haben die vor 1933 NSDAP gewählt haben, hat uns zumindest mal in der Schule ein "Zeitzeuge" erzählt.

  • Ich denke auch, dass die meisten Leute sie gewählt haben, weil sie eine bessere Zukunft versprachen, Arbeitsplätze und neuen Nationalstolz. Das Selbstwertgefühl der Deutschen lag am Boden, da war die Sehnsucht nach einem starken Mann ungeheuer groß.

  • Tjaaaaa :gruebel


    Mir kam auch direkt die Idee, dass Adrian Henriettes Sohn sein könnte. Warum sonst sollte Rosa so mit der Karte aus Davos umgehen? Sie hat sie ja nicht wehmütig betrachtet sondern eher mit einem Hintergedanken im Kopf. Außerdem ist die Beziehung zwischen Henriette und Adrian viel zu eng als das da nichts dran sein könnte. Das könnte auch der Fehler sein, den Henriette gerade biegen wollte, als sie sich Hilfe suchend an den Buddhisten gewandt hat. Falls dem so ist, hätte ich es wohl zum Wohl aller dabei belassen, außer es schadet mir selber. Wie sehr ihr das?


    Ich finde es wirklich schlimm, dass Sonnenschein in dieser Zeit schon kritisch beäugt wird und auch Sonenszejn. Die hängen doch ganz sicher zusammen, oder? Bis heute verstehe ich zwar den Hintergrund des Judenhasses, aber nicht, wie man sowas von einer Religion abhängig machen kann. Im übrigen geht es mit heutzutage mit Muslimen oder sonst wem genauso. Jeder Mensvh ist anders, wenn er einen anderen Glauben hat, ist er doch selber für sein Tun verantwortlich und sollte nicht in Sippenhaft (oder wie auch immer man es nennen mag) genommen werden. Ich werde das nie nachvollziehen können.

    Ich glaube auch, dass Henriette das Gift über das Rosenwasser zugeführt wurde. Aber das muss dann ja jemand sein, der sich auskennt oder ideenreich ist, weil die Tropfen ja zu groß sind. Was ist denn mit Räucherstäbchen? Hat sie sowas nicht auch benutzt? Ich meine das im ersten Abschnitt gelesen zu haben. Ob es eine Frau war? Das wäre doch zu offensichtlich :gruebel


    Die Versuche mit Kindern und Frauen finde ich unglaublich und glaube sofort, dass es tatsächlich so passiert ist. Kinder konnte man neu machen und Frauen sind ja nur dazu da um den Haushalt zu machen und die Kunder zu hüten. Aber wehe, die sind weg, dann jammern sie, wie dieser Bäumer.