Glaube der Lüge - Elizabeth George

  • Originaltitel: Believing the Lie
    704 Seiten


    Kurzbeschreibung:


    Bernard Fairclough ist das Oberhaupt einer wohlhabenden und einflussreichen Familie, die ihren Sitz im Lake District hat. Nichts ist ihm wichtiger, als jeden Makel, der die schöne Fassade beschädigen könnte, zu vermeiden. Als sein Neffe eines Tages tot im See aufgefunden wird, erklärt die örtliche Polizei schnell, dass es sich um einen Unfall handelt. Fairclough, der dennoch jeden Verdacht ausräumen will, engagiert Inspector Thomas Lynley von New Scotland Yard. Und wie dieser schon bald entdeckt, gibt es einige Familienmitglieder, die einen Grund gehabt hätten, Ian Cresswell Böses zu wollen. Zusammen mit seiner Kollegin Barbara Havers in London kommt er den Geheimnissen der Faircloughs Schritt für Schritt näher – und entdeckt dabei hinter der Fassade das Trümmerfeld ...



    Über die Autorin
    Eine Amerikanerin in London - zumindest zeitweise lebt Elizabeth George in der britischen Hauptstadt. Dort recherchiert die preisgekrönte Krimiautorin detailversessen an den Orten des Geschehens. Ihre größtenteils verfilmten Geschichten sind eher Gesellschaftsromane als "nur" spannende Storys - von denen George allerdings eine Menge versteht. Denn Handwerk und Kunst des Schreibens hat sie lange Jahre als Lehrerin für Englische Sprache und Literatur sowie später in Unikursen für Kreatives Schreiben unterrichtet. Bekannt wurde sie vor allem mit ihrem Ermittlerduo Inspector Lynley und Sergeant Havers. Geboren wurde Elizabeth George 1949 in Warren im US-Bundesstaat Ohio. Nach vielen Jahren in Kalifornien lebt sie heute im Nordwesten der Vereinigten Staaten bei Seattle.



    Meine Meinung
    Bernard Fairclough hat sein Geld mit dem Verkauf von Toiletten gemacht und lebt mit seiner Familie im schönen Lake District. Sein Sohn Nicolas war lange Jahre Drogensüchtig, ist nun aber clean und ist verheiratet mit der wunderschönen Argentinieren Alatea. Nicolas Schwester Mignon spielt die Dauerkranke und tyrannisiert ihre Mitmenschen. Seine Schwester Manette ist von ihrem Mann Freddie geschieden, lebt aber weiterhin befreundet mit ihm unter einem Dach.
    Nicolas Cousin Ian ist als Sohn der Familie aufgewachsen und hat Frau und Kinder verlassen um mit einem Mann zusammenzuleben.
    Und dann gibt es da noch Ians Kinder, den verhaltensauffälligen Tim und die kleine Gracie, Ians durchgeknallte Frau Niamh, seinen Lover Kaveh und den unfähigen Reporter eines Londoner Klatschblattes...


    Eines Tages stirbt Ian bei einem Unfall im Bootshaus.
    Da Bernard nicht an einen Unfall glaubt, soll Inspector Lynley ermitteln - allerdings nicht offiziell, sondern getarnt als Gast der Familie.
    Lynley bringt seinen Freund Simon und dessen Frau Deborah zur Unterstützung mit.


    Auf dem Cover steht: "Ein Inspector Lynley-Roman" - das trifft es genau. Denn ein Krimi ist das nicht. Die Ermittlungen sind Nebensache, ganz davon abgesehen, dass es völlig konstruiert ist, dass weder im Lake District jemand von den Ermittlungen wissen darf noch bei New Scotland Yard. Lynley beschäftigt sich auch eher mit seiner Affaire mit seiner Chefin und für Simon und Deborah ist ihre Kinderlosigkeit wichtiger als die Ermittlungen.
    Einzig Barbara Havers bringt den Fall ein wenig voran - leider tritt sie viel zu selten auf. Winston Nkata hat dieses Mal nur eine Statistenrolle.
    Unglaubwürdig fand ich, dass die Ermittler hinsichtlich Internet noch in der Steinzeit leben...


    E. Georges Buch "Am Ende war die Tat" hat für mich auch ohne Krimihandlung wunderbar funktioniert, in "Glaube der Lüge" sind mir die Figuren und ihre Probleme zu konstruiert und übertrieben. Alle möglichen Themen werden irgendwie untergebracht, was das Ganze nur unnötig in die Länge zieht.
    Und als nervigen Abschluss gibt es einen Cliffhanger...


    Alles in allem: nur für absolute E.George Fans, die einfach jedes Lynley-Buch lesen müssen.
    Von mir gibt es 7 Punkte für mittelprächtige Spannung in hübscher Kulisse.

  • Ich hab die englische Fassung gelesen und den Fehler gemacht, die Danksagung der Autorin zuerst zu lesen. Mache ich oft, ist hier aber keine gute Idee, weil die Autorin dort die Themen aufzählt, zu denen sie recherchiert hat. Und - zack - weiß man, was eine besonders geheimnisvolle Person in dem Buch zu verbergen hat.


    Dass die ganze Bagasch zu doof zum Googeln ist und ein Übersetzungsprogramm zu bedienen, das hat mich auch gestört.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich habe es grade angefangen und muss mich jetzt schon quälen. Was tut Elizabeth George nur ihrem Lynley an, dass sie ihn in ein solches Weichei verwandelt. Nicht nur, dass er



    Das hat mir schon jetzt das Buch verleidet - und ich wünsche ihm, dass er sein Rückgrat und seinen Stolz wiederfindet. Einzig die Stelle mit Barbare hat mir gefallen, da flogen die Seiten wieder, wobei ich Hadd..... immer noch für viel zu erwachsen finde.


    LG
    Patty

  • Zum Inhalt


    Der Neffe von Bernard Fairclough, seines Zeichens Inhaber einer Firma für Sanitärbedarf, ist im Bootshaus des Familienanwesens im Lake District tot aufgefunden worden, als Todesursache wurde ein Unfall genannt. Bernard Fairclough, der mit Lynleys oberstem Vorgesetzten Sir David Hillier befreundet ist, bittet diesen, einen guten Ermittler von New Scotland Yard inkognito in den Lake District zu entsenden, weil er offenbar Zweifel an der Unfallhypothese hat. Für diesen Auftrag wird Lynley ausgewählt, Simon und Deborah St.James begleiten ihn, um ihrerseits in der recht großen Familie Fairclough herumzuschnüffeln. Schnell stellt sich heraus, dass einige Familienmitglieder etwas zu verbergen haben und dass mehr als einem von ihnen der Tod des Neffen/Cousins Ian Creswell, der für die Finanzen der Firma zuständig war, gelegen kam.
    Da ist der einst missratene, doch jetzt geläuterte Sohn Nicolas Fairclough, der seine Drogen- und kleinkriminelle Karriere beendet hat, sich in der Firma durch die Abteilungen hocharbeitet und mit der bildhübschen Argentinierin Alatea verheiratet ist, die ihrerseits Geheimnisse hat. Da sind die Töchter von Bernard Fairclough: Manette war einst in ihren Cousin Ian verliebt, sie hat aber, da ihre Gefühle nicht erwidert wurden, Freddie Mc Ghie geheiratet. Inzwischen ist sie von ihm geschieden, Freddie arbeitet aber weiterhin für die Firma. Ein richtiges Ekel ist Manettes Zwillingsschwester Mignon, die sich als stärker behindert ausgibt, als sie es nach einem Unfall in Kinderjahren in Wirklichkeit ist und die alle bespitzelt und zu ihrem Vorteil auszunutzen versucht. Könnte es unter diesen Personen Neider in der Firma gegeben haben?
    Doch auch das Privatleben des Verunglückten bietet Sprengstoff: er hat seine egozentrische Frau Niamh und seine Kinder Tim und Gracie verlassen, um mit dem Pakistani Kaveh zusammenzuleben. Niamh hat ihren Mann für diese Demütigung gehasst, sein Sohn Tim ist völlig verstört und verhaltensauffällig geworden. Kaveh selbst profitiert ebenfalls von Ians Tod, denn er erbt das Cottage, in dem er mit seinem Liebhaber zusammengelebt hat.
    Angesichts dieser komplizierten Familienverhältnisse haben Lynley, Simon und Deborah keine leichte Aufgabe vor sich, die noch durch das Auftauchen des Skandalreporters Zed Benjamin erschwert wird. Für sein Revolverblatt Source soll er in der dubiosen Vergangenheit von Nicholas Fairclough herumbuddeln und Schmutz zutage fördern. Es gelingt ihm, sich an Deborah, die wieder mal durch ihre Besserwisserei und Einmischung für zusätzliche Probleme sorgt, zu heften. Diese verhängnisvolle Zusammenarbeit richtet viel Schaden an...
    Barbara Havers unterstützt Lynley von London aus, was ihr Schwierigkeiten mit Lynleys direkter Vorgesetzter und heimlichen Geliebten Isabelle Ardery einbringt, da letztere nicht in die inoffiziellen Ermittlungen eingeweiht ist.


    Beurteilung
    Auf dem Cover wird "Glaube der Lüge" als "Ein Inspector-Lynley-Roman"bezeichnet und das trifft ins Schwarze: das Buch ist eher ein Roman als ein Krimi. Die Ermittlungen gehen relativ langsam vonstatten und es kommt keine große Spannung auf. Dennoch habe ich diesen Roman keineswegs als langweilig empfunden, denn er spricht eine Menge zeitgenössischer gesellschaftlicher Probleme an: zerrüttete Ehen und vernachlässigte Kinder, verborgene wie auch geoutete Homosexualität, Kinderpornografie, die ethischen Probleme der modernen Fortpflanzungsmedizin und nicht zuletzt den widerlichen Boulevard-Journalismus, der die genannten Themen schamlos ausschlachtet. Die diversen Geheimnisse, die die Hauptfiguren hüten, laden den Leser zum Miträtseln ein. Gleichzeitig verfolgt er die Entwicklung der persönlichen Geschicke von Lynley, dem Ehepaar St.James und Barbara Havers. Das ist sehr interessant, sofern man die vorherigen Bände gelesen hat und mit der Vorgeschichte der "Stammbesatzung" vertraut ist. Für einen Neueinsteiger würde ich dieses Buch jedoch weniger empfehlen, weil es dann schwierig wäre, der Handlung vollständig zu folgen.
    Der Erzählstil von Elizabeth George hat mich, wie in fast allen ihren Büchern, flüssig unterhalten, war stellenweise allerdings ziemlich derb und vulgär: hier wäre weniger mehr gewesen.
    Für eingefleischte Lynley-Fans, die auch einen Roman ohne steilen Spannungsbogen zu schätzen wissen, gebe ich eine Leseempfehlung.
    8 Punkte

  • Ach, das hatte ich auch gelesen. War mir nur keine Rezi wert. Das einzig Gute daran war der Schluss, der hoffen lässt, dass es im nächsten Buch hauptsächlich um Havers und Azhar geht.


    Und zu Deborah, die nervt mich ja schon seit Jahren:
    [sp]Da muss man sich jahrelang das Gejammer wegen der Fehlgeburten und dem unerfüllten Kinderwunsch anhören und dann bekommt sie ein Baby zur Adoption angeboten, frisch geschlüpft - und dann nimmt sie es nicht. Von dem Thema will ich wirklich nie wieder etwas lesen. :fetch[/sp]


    4 Punkte

  • Zitat

    Original von Delphin


    Und zu Deborah, die nervt mich ja schon seit Jahren:
    [sp]Da muss man sich jahrelang das Gejammer wegen der Fehlgeburten und dem unerfüllten Kinderwunsch anhören und dann bekommt sie ein Baby zur Adoption angeboten, frisch geschlüpft - und dann nimmt sie es nicht. Von dem Thema will ich wirklich nie wieder etwas lesen. :fetch[/sp]


    Sorry, aber da konnte ich Deborah gut verstehen


  • Glaube der Lüge - Elizabeth George


    Roman
    Goldmann Verlag 2012
    700 Seiten, gebunden
    ISBN 978-3-442-31251-1


    Kurzbeschreibung:
    Bernard Fairclough ist das Oberhaupt einer wohlhabenden und einflussreichen Familie, die ihren Sitz im Lake District hat. Nichts ist ihm wichtiger, als jeden Makel, der die schöne Fassade beschädigen könnte, zu vermeiden. Als sein Neffe eines Tages tot im See aufgefunden wird, erklärt die örtliche Polizei schnell, dass es sich um einen Unfall handelt. Fairclough, der dennoch jeden Verdacht ausräumen will, engagiert Inspector Thomas Lynley von New Scotland Yard. Und wie dieser schon bald entdeckt, gibt es einige Familienmitglieder, die einen Grund gehabt hätten, Ian Cresswell Böses zu wollen. Zusammen mit seiner Kollegin Barbara Havers in London kommt er den Geheimnissen der Faircloughs Schritt für Schritt näher – und entdeckt dabei hinter der Fassade das Trümmerfeld ...



    Über die Autorin
    Eine Amerikanerin in London - zumindest zeitweise lebt Elizabeth George in der britischen Hauptstadt. Dort recherchiert die preisgekrönte Krimiautorin detailversessen an den Orten des Geschehens. Ihre größtenteils verfilmten Geschichten sind eher Gesellschaftsromane als "nur" spannende Storys - von denen George allerdings eine Menge versteht. Denn Handwerk und Kunst des Schreibens hat sie lange Jahre als Lehrerin für Englische Sprache und Literatur sowie später in Unikursen für Kreatives Schreiben unterrichtet. Bekannt wurde sie vor allem mit ihrem Ermittlerduo Inspector Lynley und Sergeant Havers. Geboren wurde Elizabeth George 1949 in Warren im US-Bundesstaat Ohio. Nach vielen Jahren in Kalifornien lebt sie heute im Nordwesten der Vereinigten Staaten bei Seattle.



    Meine Meinung
    Nachdem ich den Vorgängerband dieses Romans beendet hatte, wollte ich eigentlich keinen Krimi aus dieser Reihe mehr in die Hand nehmen. Ich habe es doch getan, denn auch unter den Lesern gibt es Serientäter.


    Dieser, wie das Cover sagt, Inspector-Lynley-Roman liest sich nicht uninteressant, aber die rechte Spannung will auch nicht aufkommen. Dabei werden Themen eingeflochten, die eigentlich genügend Zündstoff für einen spannungsgeladenen Krimi bieten sollten. Trotzdem wirkt die Handlung hölzern und konstruiert, genau wie der ganze Fall, der eigentlich gar keiner ist, denn das einzige Verbrechen, das wirklich passiert, wird nicht von der Polizei aufgeklärt, obwohl Lynley mit Unterstützung von St. James und seiner Frau tagelang ermittelt


    Was dem Buch wirklich fehlt, ist Thomas Lynley, der der Autorin nach dem tragischen Verlust seiner Frau Helen zwei Romane zuvor verloren gegangen ist und den ich als Leserin seitdem nicht mehr wiederfinden konnte, denn den Inspector, von dem ich hier lese, kann ich nicht als diesen wieder erkennen.


    Was mich etwas versöhnlicher gestimmt hat, ist dass Barbara Havers wieder ein wenig öfter im Roman auftreten durfte und für das nächste Buch die Aussicht auf Weiterführung der Geschichte um Havers und ihren Nachbar Azhar besteht. Das lässt hoffen. Vielleicht...


    Von mir mit viel gutem Willen 7 Punkte

  • Ian Cresswell, Neffe eines reichen Industriellen wird eines Tages tot in einem See im Norden Englands aufgefunden. Da alles nach einem Unfall aussieht, wird der Fall von der Polizei schnell abgeschlossen – etwas zu schnell, so findet der reiche Onkel Bernard Fairclough-Er bittet Thomas Lynley von New Scotland Yard, undercover zu ermitteln und schon bald werden die ersten Risse in der Fassade gutbürgerlichen Lebens sichtbar…


    Es ist schon lange her, dass ich einen Krimi um Inspektor Lynley gelesen habe, Ich war nie Fan von sich ewig hinziehenden Serien, bei denen man mit den Figuren gemeinsam alt wird. Als mir nun nach Jahren mal wieder ein Buch von Elisabeth George in die Hände fiel, hatte ich keine großen Erwartungen, war aber, man könnte sagen, höflich interessiert. Auch wenn man nun den Werdegang der Figuren nicht verfolgt hat, so fällt ein Einstieg nicht schwer, das habe ich als sehr positiv empfunden.
    Als Leserin, die die gesamte Vorgeschichte verpasst hat, hatte ich keine besonderen Erwartungen an die Figuren und das war möglicherweise in diesem Fall ein Vorteil, denn so konnte ich unvoreingenommen an die Handlung herangehen. Es mag also sein, dass Lynley früher mehr Biss hatte und nun nach dem Tod seiner Frau anders daher kommt; ich kannte ihn vorher nicht und habe deshalb an ihm nichts vermisst.


    Alle Personen im Buch sind sehr stimmig und mit Blick auf Details gut beschrieben und wirken sehr authentisch, auch die Stimmung ist durch den tollen Schreibstil der Autorin gut eingefangen.
    Die Handlung selber ist tatsächlich eher als Roman, denn als Krimi zu bezeichnen, der vielleicht im Mittelteil etwas zu langatmig geraten ist, mich aber keine Minute gelangweilt hat. Es ist die Erzählkunst von Elisabeth George, die das Ganze so dicht und interessant macht. Sehr geschickt hat sie aktuelle gesellschaftliche Probleme in die Handlung eingearbeitet, was sehr oft bei anderen Autoren gezwungen und nach „ich gebe dem ganzen eine Aussage“ klingt, kommt hier sehr überzeugend rüber.


    Mein Fazit: 8 Punkte für diesen Roman, bei dem mir Handlung, Atmosphäre und Figuren gut gefallen haben.

  • Was hat Elizabeth George nur aus ihrem einst so sympathischen und souveränen Ermittler Sir Thomas Lynley gemacht. Ein winselndes, bettelndes Etwas, der wie ferngesteuert handelt und in eine Affäre gerutscht ist, die kein normal denkender Mensch verstehen kann. Seine Frau Helen ist gerade mal ein halbes Jahr unter der Erde, über den Schock wurde er vorübergehend zum obdachlosen Einsiedler. Jetzt ist er zwar wieder zurück bei Scotland Yard, aber nur noch ein Schatten seines einstigen Selbst. Unwürdig bettelt er um eine Beziehung, die den Namen überhaupt nicht verdient, denn eigentlich ist er für seine Geliebte doch nur ein Zeitvertreib. Zickig, egoistisch, eifersüchtig und vor allem peinlich erschließt sich sowieso Niemandem, warum der einst smarte Detective sich ausgerechnet so eine Frau ausgesucht hat. Man hofft die ganze Zeit, dass er irgendwann seine Vernunft wiederfindet.


    Zuerst einmal muss er aber in den Lake District, um zu klären, ob der Tod Ian Cresswells ein Unfall oder doch ein gelungener Mordanschlag war. Erst vor kurzem hatte sich Ian von seiner Frau getrennt, um mit seinem Lebensgefährten auf eine kleine Farm zu führen. Was natürlich nicht nur bei seiner Frau hohe Wellen schlug, auch bei seiner Familie stößt diese Beziehung auf Widerstand. Im Gegensatz zu seiner Frau findet sich seine Familie damit besser ab als sie. Wieder einmal werden Kinder missbraucht, um die eigenen Befindlichkeiten zu untermauern und als Schachfiguren genutzt zu werden. Einfach irgendwo abgeladen, wird sich schon jemand darum kümmern, nur nicht die eigene Mutter, die muss sich erst einmal vom Schock des Ausgetauschtwerdens erholen. Ein Verhalten, was bei einem pubertierenden Jungen nicht gut gehen kann, und so ist er auch umgehend in Schwierigkeiten, in richtigen. Ian war der Verwalter des Faircloughschen Vermögens, Sparmassnahmen haben nicht vor der Familie halt gemacht. Bernards eine Tochter ist gehbehindert und lebt auf dem Anwesen ihres Vaters von dem Geld, was er ihr zur Verfügung stellt. Ihre Schwester lebt mit ihrem geschiedenen Mann zusammen in einem merkwürdigen Arrangement, sie ist aber noch die vernünftigste von allen. Sein Sohn war lange Jahre drogensüchtig, die Liebe einer Frau hat ihn geheilt. Zusammen mit ihr baut er gerade einen Platz für gefährdete Süchtige auf, was ihm bescheidenen Ruhm und Ehre einbringt. Und einen Journalisten, der für seinen Chefredakteur eine zündende, sexy Story schreiben soll und zu Recherchezwecken in der Nähe weilt. Leider ist er völlig unzulänglich in seinem Job und tappt von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Zusammen mit Simon und Deborah St. James macht sich Lynley inkognito auf, den Geheimnissen der Faircloughs auf den Grund zu gehen. Was seine Geliebte ohne Ende wurmt, dass sie nicht weiß, wo ihr bester Ermittler eingesetzt wird. Penetrant nervt sie Barbara Havers, da sie es nicht ertragen kann, nicht in die Geschehnisse involviert zu sein. Barbara muss schon seit einiger Zeit einiges von Isabelle Ardery ertragen, es wird langsam Zeit, dass sie sich wehrt.


    Und so ziehen merkwürdige Gestalten ihre Kreise, die sich mal mehr und mal weniger berühren. Jeder hat mit ziemlichen privaten Problemen zu kämpfen, es werden so einige tief vergrabene Geheimnisse aufgedeckt. So wirklich sympathisch ist keine der Personen, die gesamte Familie Fairclough scheint reif für die Irrenanstalt zu sein. Keiner gönnt dem anderen die Butter auf dem Brot, Intrigen gehören zur Tagesordnung. Im Ermittlerteam brodelt es genauso, Barbara wird von ihrer Chefin gepiesackt und zu einem modischen Äußeren verdonnert. Lediglich Lynley weiß, was er an ihr hat und nutzt ihre Kenntnisse, ihre Spürnase und ihren Arbeitseifer. Simon und Deborah, insbesondere sie, ergeben sich mal wieder endlos in Klagen über ihre Kinderlosigkeit, für Deborah scheint es kein anderes Thema zu geben. Wieder einmal verrennt sie sich in etwas und merkt überhaupt nicht in ihrem Bestreben, andere zu bekehren oder Leidensgenossen zum Reden zu bringen, dass der Moder, den sie aufwirft, besser in der Erde geblieben wäre. Sie merkt einfach nicht, wann es genug ist und sie besser Ruhe gibt. Dafür ist sie aber realistisch genug, um eine vernünftige Entscheidung ihr zukünftiges Leben betreffend zu treffen, wer kann schon eine gute Mutter werden, wenn man unter permanenter Beobachtung steht. Das ganze Buch zieht sich wie Kaugummi, ständig schwelende kleine Scharmützel ergeben erst zum Schluß ein Ganzes, aber bis dahin hat bestimmt so mancher Fahnenflucht begangen.


    Fazit


    Wo sind nur die raffinierten Plots, die liebevoll hingestreuten, wie aus dem Hinterhalt kommenden Hinweise, die der Geschichte immer wieder unerwartete Wendungen geben? In Glaube der Lüge ist kaum noch etwas von dem einstigen unvergleichlichen Erzähltalents Elizabeth Georges erkennbar. Unsympathische, verkorkste Charaktere lassen sich auf hinterhältige Psychospiele ein, ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen, mit dem einzigen Ziel, ihr eigenes Ego zu bestärken. Unmögliches und kleinliches Verhalten auch der Hauptcharaktere ergeben keinen Sinn und ersticken den Lesespass schon im Ansatz. Man hofft nur immer, dass es endlich wieder besser wird und die Autorin zu alter Stärke zurückfindet. Aber will man sich nach den letzten Büchern wirklich noch ein weiteres antun?

  • Zum Inhalt brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben.
    Ich habe das Buch gelesen, aber bei weitem nicht alle seine Vorgänger. Insofern stimme ich schon mal dem hier bereits Geschriebenen zu: Einiges an der Handlung um die auf der Ermittlerseite tätigen Personen, vor allem, was Barara Havers angeht, kann man ohne Vorkenntnisse nicht so gut verstehen. Zum Glück konnte ich mich bei einer Lynley-Spezialistin telefonisch informieren und so dem Geschehen besser folgen.
    Was die Story an sich angeht: Ja, ein Krimi ist es nicht, aber es ist ja auch auf dem Cover explizit von einem Lynley-ROMAN die Rede.
    Ich würde die Zeit der Lektüre nicht als verschwendet ansehen, habe aber über einige Strecken quergelesen, da mich Längen nervten (Besagte Lynley-Spezialistin hat übrigens bei diesem Buch erstmalig abgebrochen, da sie die "an den Haaren herbeigezogen, langwierigen Probleme langweiliger reicher Leute" unerträglich fand).
    Deborah und Isabelle fand ich einfach nur bescheuert.
    Manche Missverständnisse hatten schon etwas von einer Komödie und erschienen mir zu konstruiert und deshalb störend.
    6 Eulenpunkte
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Als eingefleischter Lynley-Fan lese ich die Bücher immer im Original, sobald sie erschienen sind - meine Lektüre ist also schon ein Weilchen her. Ich war aber auch ziemlich enttäuscht, weil es sich teilweise ganz schön gezogen hat - und von der ewigen Deborah-St James-Kinderwunsch-Thematik habe ich mittlerweile die Nase auch mehr als gestrichen voll. Das Thema ist so ausgezuzelt, lasst die arme Frau doch endlich mal damit abschließen!


    Auch den Fall an sich fand ich nicht sooo spannend, war ganz o.k. und ich kann auch akzeptieren, dass ein Fall mal nicht wirklich gelöst wird, aber vom Hocker gerissen hat's mich nicht.


    Das Ende fand ich ziemlich traurig, weil ich Haddiyah echt süß finde - sie hat sowas nicht verdient und ihr sympathischer Vater auch nicht!


    Diesem Buch gebe ich nur 5 Punkte, aber als treue Seele werde ich mir den nächsten Band doch wieder kaufen...


    LG, Bella

  • Das war für mich der erste Lynley-Fall. Die anderen habe ich, soweit ich weiß, vorher noch nicht gelesen.


    Ich muss sagen, dass ich für das Buch 1,5 Monate gebraucht habe. Den Anfang fand ich ganz gut, in das Buch reingekommen bin ich daher eigentlich schon recht gut.
    Allerdings fand ich, dass es sich alles ein bisschen gezogen hat.


    Alles in allem vergebe ich für dieses Buch 7 von 10 Punkte.
    Schlecht war es jetzt nicht, aber vom Hocker gerissen hat es mich auch nicht.

  • Das Buch habe ich vor ein paar Tagen nun beendet und eine Beurteilung ist nicht so einfach. Vorweg: Das Buch ist leider kein Krimi, auch wenn Elizabeth George versucht hat durch den Tod von Ian Cresswell es zu einem werden zu lassen. Wie soll man das Buch beschreiben? Ist wohl eher ein sozialkritisches und familiäres Melodram, etwas überspitzt ausgedrückt. Als solches benannt wäre es ein gutes Buch gewesen, denn Frau George schreibt ja keineswegs langweilig und das Buch zu lesen war keine Quälerei. Jedoch erwarte ich in der Lynley Reihe halt Krimis und keine medizinischen Ratgeber zu künstlicher Befruchtung. Ebenso wenig habe ich Lust in Familientragödien à la Dallas oder Denver Clan reingezogen zu werden. Als Randgeschichte bei der Ermittlung eines Mordfalles sehr gerne, aber das hier ging weit über das hinaus. War so ein bißchen US-Soap like.


    Was ich mir als langjährige Elizabeth George Leserin wünsche ist, dass sie nicht noch weiter vom Krimi Pfad abkommt, sondern sich ihrer Tugenden bewusst wird, mit denen sie Millionen begeisterter Lynley Leser für sich gewonnen hat. Ich würde wirklich sehr gerne mal wieder einen "richtigen" Lynley/Havers Krimi lesen und keine gesellschaftskritischen-/politischen Bücher.


    Noch etwas was mir nicht gefällt und das nicht erst seit diesem Buch: Die Verwandlung des Thomas Lynley. Natürlich verändern persönliche Tragödien einen, aber der "neue" Lynley gefällt mir überhaupt nicht. Wo ist das Selbstbewusstsein geblieben? Die Eleganz? Die Korrektheit? Dazu diese unselige Affäre mit seiner Vorgesetzten, die man als Leserin einfach immer nur an die Wand klatschen möchte. Das alles nervt mich momentan eher an den Lynley Büchern, als das es mich erfreut.


    Zum Glück gibt es Sgt. Barbara Havers. Ohne sie wäre das Buch dann wahrscheinlich doch eher schwer zu lesen gewesen. Aber Havers ist der Glanzpunkt in diesem Buch. Die Frau ist eine Granate. Glücklicherweise hat Mrs. George ihr den Humor nicht genommen und sie auch menschlich so gelassen wie sie ist. Dazu der Plot um ihre "Beziehung" zu ihrem Nachbarn Azhar. Das alles ist einfach schön zu lesen und ist der große Pluspunkt dieses Buches.


    Ich muss ganz erhlich zugeben, dass ohne Havers, ich die kommenden Lynley Bände nicht mehr lesen würde. Aber als Lynley Leserin von Beginn an und eben weil Havers auch weiter mitmacht, werde ich natürlich auch den kommenden Band lesen. In diesem Buch gab es ja auch zum ersten Mal einen Cliffhanger und ich bin doch sehr gespannt wie es weitergeht.

    :lesend Sarah Morgan - Weihnachtszauber wider Willen

    2019: 22 Bücher - 9.987 Seiten

    2018: 16 Bücher - 7.045 Seiten

    2017: 17 Bücher - 8.990 Seiten

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ach, das hatte ich auch gelesen. War mir nur keine Rezi wert. Das einzig Gute daran war der Schluss, der hoffen lässt, dass es im nächsten Buch hauptsächlich um Havers und Azhar geht.


    Und mittlerweile gibt es den nächsten Band: Nur eine böse Tat.


    Laut Klappentext geht es wohl wirklich mehr um Havers und Azhar...


    Kurzbeschreibung:
    Barbara Havers macht sich große Sorgen um ihren Freund Taymullah Azhar. Denn nachdem ihn seine Freundin Angelina aus heiterem Himmel verlassen und auch die gemeinsame Tochter mitgenommen hat, ist er völlig verzweifelt. Erst nach Wochen bangen Wartens steht Angelina plötzlich wieder vor Azhars Tür, allerdings ohne die kleine Hadiyyah, denn die ist in Italien, wohin sich Angelina abgesetzt hatte, spurlos verschwunden. Als der Fall des vermissten Mädchens auch in der britischen Presse Schlagzeilen auslöst, muss die Polizei reagieren – und Inspector Lynley reist in die Toskana, um die Ermittlungen in dem kleinen Ort Lucca zu begleiten. Doch alsbald gerät Azhar selbst in den Verdacht, in die Entführung des Kindes verwickelt zu sein. Barbara ist fassungslos und kämpft mit allen Mitteln darum, die Unschuld ihres Freundes zu beweisen. Bis sie einen Schritt zu weit geht…

  • Ich hab mal eine Frage an die Expertinnen:


    Zitat

    vor allem, was Barara Havers angeht, kann man ohne Vorkenntnisse nicht so gut verstehen


    ... das merke ich gerade. Der letzte Krimi von E. George, den ich gelesen habe, war "Denn sie betrügt man nicht". (Ich habe überhaupt nur wenige gelesen.) Aus "Denn sie betrügt man nicht" kenne ich GsD die Vorgeschichte mit Haddiyah ein wenig. Aber was ist passiert, dass die so liebenswert-wurschtige Barbara eine Typberatung in Anspruch nimmt und sich Blusen und Halstücher kauft? Gerade über ihre Resistenz in solchen Dingen habe ich mich immer so gefreut ... Kann mich jemand aufklären?
    Ich stehe übrigens noch ganz am Anfang - kann die Seitenzahl leider nicht nennen, weil ich den Roman als Ebook lese und die Paginierung recht willkürlich ist (das Ebook hat 179 Seiten!), Lynley wird gerade erst losgeschickt.


    Grüße von Zefira
    edit wg. Tippfehler

  • Zefira



    Ich spoiler mal lieber, falls hier jemand 'rein guckt und das Buch noch lesen möchte...

  • Zitat

    Original von chiclana


    Und mittlerweile gibt es den nächsten Band: Nur eine böse Tat.


    Laut Klappentext geht es wohl wirklich mehr um Havers und Azhar...


    Ich hab mir das Buch gleich gekauft, als es auf Englisch raus kam und mich total gefreut auf mehr Havers und Azhar und nun liegt es immer noch halb gelesen auf meinem Kindle herum. Es war einfach nur langweilig.