Bettina Wulff - Jenseits des Protokolls

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich wollte mich- da ich das Buch weder gelesen habe, noch es vermutlich je lesen werde, aus diesem Fred raushalten, aber euer dummes Nachgeplapper von Mülljournalisten geht mir auf den Zeiger. Der Zeitpunkt, zu dem Frau Wulff begonnen hat gegen Veröffentlichungen vorzugehen und Abmahnungen und Unterlassungserklärungen und Schmerzensgeldforderungen zu stellen liegt Monate zurück und niemand hat das interessiert oder es veröffentlicht. Als nun das Erscheinen des Buches angekündigt wurde, da wurde diese lange bekannte Tatsache veröffentlicht und gleich die Behauptung erhoben die Vorgänge um Jauch und Google seien werbetaktisch auf den
    Erscheinungstermin des Buches bezogen. Quasi dem kleingedruckten konnte man entnehmen, dass mehrere Verfahren schon gelaufen sind. Ihr schließt Euch also höchst vorsätzlich Journalisten mit Bildzeitungsniveau an. Bedauerliche Fehlleistung.


    Aber was macht dich so sicher, daß dies tatsächlich nicht werbetaktisch von ihr bzw. ihren Beratern so gewollt war?


    Ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß ihre Berater genau das, was Frau Wulff jetzt um die Ohren geknallt wird, genauso beabsichtigt haben, einzig und allein deshalb, um ihr Buch zu verkaufen und die Medien zu beschäftigen.
    Ist sie wirklich ein Opfer der Medien oder doch eher ihrer eigenen Berater bzw. ihrer Naivität? Ich denke Letzteres, was natürlich nur meine subjektive Meinung ist. Und um genau dieses Eigenverschulden (um nicht zu sagen Blödheit) zu überdecken, stellt sie sich nun als armes Medienopfer dar. Sie wäre nicht die Erste. :gruebel

  • Bettina Wulff (mit Nicole Maibaum): Jenseits des Protokolls


    Die BRD ist ein nicht allzu alter Staat, aber sie hat doch einiges an politischen Skandalen aufzuweisen, darunter ein paar sehr böse. Zu den neckischeren scheint der Rücktritt des letzten Bundespräsidenten vor sieben Monaten zu gehören. Bis heute ist sich die Öffentlichkeit nicht ganz einig, ob es nun wirklich so schlimm war, was der Mann getan hat, was er eigentlich überhaupt getan hat und ob das wirklich wichtig war, ich meine, wer hatte schon von wie-heißt-er-doch-gleich Wulff gehört? Und überhaupt hat er doch mal was Positives wegen der Moslems gesagt, oder?
    Ein wenig verwirrend bei der ganzen Angelegenheit ist der Umstand, daß die Ehefrau des Bundespräsidenten nicht nur als Mitbetroffene, sondern bald als Mitschuldige oder sogar als Anstifterin gehandelt wurde und schließlich auch noch einer Schmutzkampagne ausgesetzt wurde, die ihr Privatleben auf das Unangenehmste angriff. Eben angesichts der behaupteten relativen politischen Bedeutungslosigkeit des Ehepaars fällt ein solches Vorgehen der Medien auf. Federführend bei der Schlammschlacht war die berüchtigtste Tageszeitung dieses Landes. ‚Typisch’, sagt man obenhin und zuckt mit den Schultern. Das heißt aber, bestimmten bundesrepublikanischen Gegebenheiten auszuweichen. Der Springer-Verlag, die dazugehörige Partei, die CDU, und die Geschichte der niedersächsischen Politik sind seit der Gründung des Landes eng verbunden. Wenn nun ein ehemaliger Ministerpräsident Niedersachsens ausgerechnet mit der BILD-Zeitung kollidiert, was ihn unweigerlich sein Amt kostete, wäre es wichtig, Näheres darüber zu erfahren.
    Allerdings ist es mehr als schwierig, Genaues über die Hintergründe des Handelns des Springer-Konzerns herauszufinden. Geht es um Substanzielles, schweigt der Konzern auf eine Art, die eine Austernbank wie ein Kaffeekränzchen wirken läßt. Möchte man hinter die Kulissen sehen, ist man auf Bröckchen und Krümelchen angewiesen, die der launische Wind der Medienlandschaft heranweht. So ein Bröckchen könnte das Bekenntnisbuch von Bettina Wulff sein, das sie der verdutzten Öffentlichkeit vor kurzem präsentierte.


    ‚Jenseits des Protokolls’ heißt es und behauptet schon im Titel, daß es hier ungeschminkt zugehen soll. Daß das nicht zutrifft - ‚totaler Quatsch’ ist, um gleich einen Lieblingsausdruck der Autorin einzuführen - beweist das Titelfoto. Es zeigt Frau Wulff professionell fast ungeschminkt geschminkt. Das Foto ist im übrigen klasse und wäre an sich schon ein Grund, das Buch zu kaufen, selbst wenn man es nie aufschlägt. Entstanden ist das Buch in Zusammenarbeit mit der Journalistin Nicole Maibaum, die schon mit anderen prominenten Frauen Bücher herausgegeben hat, eine davon Veronica Ferres, eine Bekannte von Christian Wulff. Das Buch ist recht schmal geraten, nicht einmal 220 Seiten zum Lesen, weitere Fotos hat es nicht.


    Wulff ist von Anfang an um Sachlichkeit bemüht. Da sie aber auch ein großes Publikum ansprechen möchte, braucht sie einen emotionalen Zugang. Den hat sie, da sie ihr Geschichte als eine Art öffentliche Erklärung für ihre beiden Söhne abgefaßt hat, Erklärung, wohlgemerkt, nicht Beichte, nicht Offenbarung, und ganz sicher keine Entblößung. Auch keine Anklage. Einfach nur eine Erklärung von Geschehnissen, die das Leben ihrer Familie über Monate bestimmt haben. Die Schritte, in denen sie vorgeht, wurden ihr von den Ereignissen vorgegeben. Es geht um die Vorwürfe, die gegen sie erhoben wurden, und die arbeitet sie nacheinander ab. Das Buch ist keine Autobiografie. Es ist auch im Ton keineswegs von Selbstmitleid oder Weinerlichkeit bestimmt, die Darstellung ist über weite Strecken beherrscht. Geht es um Anklagen, nimmt sich Frau Wulff nicht aus, immer wieder nutzt sie die Möglichkeit zur Reflexion und Selbstreflexion, gleich, ob es ums Familienleben, um ihre Ehe, die Kinder oder das Verhalten/Fehlverhalten in finanziellen Angelegenheiten geht.


    Das Bild, das nach und nach von Frau Wulff entsteht, überrascht nicht im Kontext der saturierten bundesrepublikanischen Gesellschaft ab den 1980er Jahren. Aus gesicherten Verhältnissen stammend, ohne klare Zukunfts - und Berufspläne, eher reagierend als agierend, Kind der Konsumwelt, folgt die junge Frau vorgezeichneten Bahnen, ohne zu fragen. Sie bevorzugt trotz Studium und Berufstätigkeit die klassische Frauenrolle, leidet aber zugleich unter deren Beschränkungen. Völlig unpolitisch, wie sie ist und auch bleibt, sieht sie auch keine Auswege. Eine Lösung bietet scheinbar immer nur die nächste große Liebe und dann auch die Mutterschaft, bis die Beziehung wieder einmal scheitert. Christian Wulff wird dann zum endgültigen Anker, ausgerechnet. Eine Ironie des Schicksals, die einer beim Lesen recht schnell ins Auge springt. Wulffs Hang zu Versöhnlichkeit und ihre Harmoniesucht passen ebenso ins Bild, sind ihr aber nicht unbedingt dienlich. Sie haben nur zur Folge, daß sie schweigt, wenn sie reden sollte, und zubeißt, wenn sie still sein müßte. Das Spannende an dem Buch ist unter vielem anderen, daß sich die Autorin über einige dieser Zusammenhänge immer noch nicht so ganz im Klaren ist, selbst wenn sie sie erzählt.


    Nicht ganz im Klaren ist sie sich auch darüber, was es nun war, das ihrem Mann vorgeworfen wurde, und was ihn sein Amt kostete. Sie bemüht sich, wiederzugeben, wie es sich genau verhalten hat bei den vielen Einzelvorwürfen der Vorteilsnahme und finanziellen Unregelmäßigkeiten. An diesen Stellen findet sich nichts, was nicht bereits bekannt ist, es gibt auch keine vielsagenden Lücken. Fassen kann sie es allerdings immer noch nicht. Es fehlt jeder Bezug zum politischen Kontext und offenbar auch die grundlegende Fähigkeit, privat und politisch auseinanderzudividieren. Das gibt einer beim Lesen die schöne Rätselfrage auf: kann sie nicht? will sie nicht? darf sie nicht? und führt einer den Umstand vor Augen, daß es nicht nur außerhalb, sondern inmitten der politischen Führungsschicht eines modernen hochtechnisierten Landes Menschen gibt, die allem Politischen gegenüber blind sind. Wulffs Beschreibungen und Kommentare sind in manchen Abschnitten von einer blauäugiger Ahnungslosigkeit, die einer den Atem verschlägt. Zuweilen ist sie auch einfach nur rührend, etwa, wenn sie treuherzig schreibt, daß sie nichts Genaueres über die Schutzmaßnahmen innerhalb ihres Hauses äußern darf ‚angesichts des Gesetzgebers und einer neugierigen Presse’. Daß es um die Sicherheit ihrer Person und ihrer Familie geht, ist ihr nicht in den Sinn gekommen. Meine persönliche Lieblingsstelle ist die Beschreibung Merkels als ‚wahnsinnig beeindruckende, straighte Frau’. Wulff ist sicher keine Meisterin des geschriebenen Worts, daß aber auch ihre Co-Autorin die moderne Bedeutung des Worts ‚straight’ nicht kennt, wundert mich doch, paßt allerdings zu der biederen Welt, die Wulff bevorzugt. Ihr Bericht enthält wiederholt Liebeserklärungen an Großburgwedel, dessen Überschaubarkeit ihr die Sicherheit gibt, die sie braucht.
    Interessant sind die Beschreibungen ihrer kurzen Zeit als Frau des Bundespräsidenten. Dabei stellt sie vor allem die Belastungen in den Vordergrund. Die beiden Kapitel sind gut geeignet, Leserinnen von zu romantischen Vorstellungen über das Glamour-Leben ‚der da oben’ zu kurieren. Informationsreich ist das Kapitel über die Stiftung ‚Eine Chance für Kinder’, für die sie sich einsetzt. Überhaupt ist Wulff am besten und überzeugendsten, wenn es um Kinder geht, auch ihre eigenen.


    Der Grundton des Buchs ist Ehrlichkeit. Und ehrlich ist sie, oft so sehr, daß sie sich selbst die Gruben schaufelt, in die sie dann fällt. Die Beschreibung etwa, wie sie zu dem hohen Privatkredit für ihr Haus kamen, ist allerliebst. Ebenso die Selbstverständlichkeit, mit der Wulff davon ausgeht, daß man, wenn man gerade mal keine 400 000 Öcken zur Hand hat, sie sich eben leiht. Auch Bargeld im Haus zu haben, findet sie wichtig. Am besten höhere Summen, das gibt Sicherheit. Darauf muß man mal kommen.
    Offenheit kann man nur bedingt verlangen, schließlich sind noch einige Verfahren anhängig. Wulffs Anliegen aber überzeugt durchaus. Sie möchte einfach auch einmal gehört werden. Sie war am Ende die, die am heftigsten angegriffen wurde, hatte aber keine Gelegenheit zur Gegenrede oder Verteidigung. Man kann sich streiten, ob das ihren Kindern, denen sie das Buch widmet, nützt oder nicht nützt. Angegriffen werden sie so oder so. Ist es besser zu antworten: ‚Meine Mutti hat es mir aber gesagt’ oder ‚Meine Mutti hat es der ganzen Welt gesagt’? Ein wenig sentimental wird es gegen Ende, aber das ist wohl auch dem angezielten Lesepublikum geschuldet. Das Bekenntnis zu Heim und Familie gehört einfach zur konservativen Grundeinstellung dieser Gesellschaft.


    Spannend ist das Buch wegen der Fragen, die es, nicht immer von Wulff beabsichtigt, aufwirft. Über das Amt des Bundespräsidenten, etwa, und der jeweiligen Ehefrau. Oder warum Frauen eigentlich immer Karitatives machen müssen, Wieso die Arbeit der Ehefrau des Präsidenten nicht bezahlt wird, aber stillschweigend vorausgesetzt. Wieso es so wichtig ist, wie Prominente gekleidet sind. Wieso Prominente kein Recht auf Privatleben haben. Wieso es eine Journaille gibt, die sich wie Aasfresser von Prominenten nähren.
    Natürlich hört man auch etwas über das Verhältnis von Wulff und der BILD-Zeitung. Auch deren Verhalten kann sie letztlich nicht fassen, liest sie die Zeitung doch seit eh und je, schließlich ist glühender Fan von Hannover 96. Kai Diekmann war ihr allerdings gleich unheimlich. Wo sie recht hat, hat sie recht.
    Über die politischen Fragen im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Christian Wulff findet sich in diesem Buch nichts Näheres. Trotzdem ist es alles andere als eine Jammergeschichte oder sinnloser Klatsch. Es ist im Gegenteil ein unvermuteter, weil unbeabsichtigt, streckenweise geradezu faszinierender Einblick in das entpolitisierte Leben einer Angehörigen der Gruppe, die hierzulande als Elite gehandelt wird. Elite einer hochtechnisierten Gesellschaft, die sich ‚modern’ nennt und dabei denkerisch noch tief im 19. Jahrhundert steckt. Oder wieder, das läßt sich nicht so leicht entscheiden.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    ... Es ist im Gegenteil ein unvermuteter, weil unbeabsichtigt, streckenweise geradezu faszinierender Einblick in das entpolitisierte Leben einer Angehörigen der Gruppe, die hierzulande als Elite gehandelt wird. Elite einer hochtechnisierten Gesellschaft, die sich ‚modern’ nennt und dabei denkerisch noch tief im 19. Jahrhundert steckt. Oder wieder, das läßt sich nicht so leicht entscheiden.


    Ob das die Intention von Frau Wulff war, wage ich zu bezweifeln...


    Bo

  • Schöne Besprechung, magali (eigentlich überflüssig zu sagen ;-)). Sie beantwortet allerdings auch nicht die Frage, ob man das Buch lesen muss, um zu diesen Schlüssen zu kommen. Ich entnehme Deiner Rezension nichts Überraschendes, auch nicht im Hinblick auf die Buchinhalte. Sondern lediglich eine Bestätigung offensichtlich richtiger Vorurteile.

  • Tom


    wenn ich Vorzrteile bestätugt habe, habe ich mich schlecht ausgedrückt. Ich bemängle selbst so einiges an meinen Texten. Ich bin erst dabei, schreiben zu lernen und werde täglich schlechter.


    Meine Aussage:


    Bettina Wulffs Buch muß grundsätzlich unter politischen Gesichtspunkten gelesen werden. Es gehört zu einem bestimmten Vorgang in der jüngeren Politik dieses Landes.
    Es muß unter soziologischen Gesichtspunkten gelesen werden, denn die Autorin ist eine Vertreterin ihrer Klasse, der gehobenen Mittelschicht.
    Desweiteren ist das Buch ein Beitrag zu einer Medienkritik, die hierzulande immer noch nicht recht in Gang gekommen ist. Zumindest von diesen Fragen habe ich einige formuliert.


    Wenn man das Buch auf diese Weise liest, dann ergeben sich weitere Fragen z.B. über das Amt des Bundespräsidenten, über Netzwerke, über die Selbstverständlichkeiten 'der da oben', sich zu bedienen.
    Es ergeben sich auich Fragen über die Frauenrolle und das Frauenbild heutzutage. Über Mütter und Kinder, über Ehen und Ehepartner. Und Dutzende mehr.


    Das Buch ist kein Klatsch, es ist kein Gejammer und auch nicht das Genöhle einer verwöhnten Göre.
    Ich halte dieses Buch für ein politisches Buch. Wenn man sich für die Innenpolitik dieses Landes interessiert, ist es nicht unwesentlich, und man kann einen Blick hinein werfen. Es gibt eine Menge implizierter Antworten und von daher einiges Überraschendes. Natürlich setzt es eine kontinuierliche Beschäftigung mit diesen Fragen voraus. Als Einstieg ist es wenig ergiebig.


    Ich wiederhole noch einmal: Frau Wulff war einer rufschädigenden Kampagne ausgesetzt und es ist ihre Art sich zur Wehr zu setzen. Warum wird ihr das übelgenommen?
    Warum löst das weitere Urteile über sie aus, ohne sie gehört zu haben?


    Deine Frage, warum jemand ein Buch liest, ist nicht unberechtigt. Im Fall von Frau Wulff aber enthält die Frage eine Prämisse, nämlich die, daß Frau Wulff nichts zu sagen hat. Sowie eine indirekte Unterstellung, nämlich daß die, die das Buch lesen, einen Aussetzer haben müssen.


    Und wenn Du mich so fragst: ich habe das Buch wegen des Covers gekauft.
    :grin




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von beisswenger
    das Buch ist auf Platz 46 (alle Bücher) bei Amazon.


    Und hat mittlerweile 1051 Kundenrezensionen, davon 843 mit einem Stern ( schlechteste Bewertung ) , 130 mit 5 Sternen ( beste Bewertung ) und die anderen ausgewogen dazwischen.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Wobei sicher nicht alle (vorurteilsfrei) dieses Buch gelesen haben, sondern nur ihrer grundsätzlichen Verstimmtheit folgen. Und stark von der bisherigen Berichterstattung beeinflusst sind - was ja Voltaires berechtigter Kritikpunkt war.


    Das Volk braucht einen Sündenbock und er wurde ihm gegeben. Gleichzeitig himmelt es Fußballer/Popstars/etc. an, die zig Millionen jährlich verdienen und regen sich über 200 TEUR auf. Und weiterhin interessiert es keinen, wieviele andere ehemalige Minister und Politiker ebenfalls noch von hohen Renten leben. Die ganze Diskussion ist dermaßen aufgebauscht, dass ein faires Urteil über dieses Buch nur schwer möglich ist. Schon gar nicht - so denke ich - kann man das an den Amazon-Rezensionen festmachen.

  • Zitat

    Original von magali: Das Buch ist kein Klatsch, es ist kein Gejammer und auch nicht das Genöhle einer verwöhnten Göre. Ich halte dieses Buch für ein politisches Buch. Wenn man sich für die Innenpolitik dieses Landes interessiert, ist es nicht unwesentlich, und man kann einen Blick hinein werfen. Es gibt eine Menge implizierter Antworten und von daher einiges Überraschendes. Natürlich setzt es eine kontinuierliche Beschäftigung mit diesen Fragen voraus. Als Einstieg ist es wenig ergiebig.


    Okay, dann frage ich ganz direkt.
    Was kann ich als aufgeschlossener Mensch, der täglich mehrere regionale und überregionale Tageszeitungen und die Webseiten internationaler Zeitungen liest, über meine tägliche Lektüre hinaus an politischem Erkenntnisgewinn aus diesem Sachbuch mitnehmen?
    Der riva verlag setzt mit seiner Werbung für dieses Buch meines Erachtens andere Akzente und stellt schwerpunktmäßig auf Ehe, Familie, Vorwürfe zu Urlaub und Einfamilienhaus sowie einem "bewegten Vorleben" von Bettina Wulff ab und - so scheint es mir - damit ein tatsächlich politisch interessiertes Publikum gar nicht ansprechen zu wollen.

  • Zitat

    Original von beisswenger
    rienchen,


    von den 843 haben etwa 20 das Buch gelesen. Ich bin doch nicht blöd!



    Beisswenger,


    mein Post war rein statistischer Art, es wurden nur Zahlen ohne Für und Wider genannt und ehrlich gesagt habe ich außer Voltaires, Seinfelds und magalis Rezi keine einzige gelesen.


    Ich bewundere aber Deine ( und Xexos) totaaal vorurteilsfreie Fähigkeit, mit der Du vermeintliche Leser als Nichtleser herauszukristallisieren vermagst. 130 von den Fünfsternen haben das Buch ganz sicher gelesen. Ist klar. :rofl:lache

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich habe in die die Amazonrezensionen hereingeschaut, da waren es achthundertirgendwas, und sowohl einige gute als auch einige schlechte Meinungen gelesen. Die 5-Sterne-Rezis waren aber nach meiner Erinnerung überwiegend ironisch gemeint (das Buch half zB hervorragend bei den Einschlafproblemen der Tante o. ä.).
    OT: Auch ich freue mich, magali wieder zu lesen! OT off
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Ich bewundere aber Deine ( und Xexos) totaaal vorurteilsfreie Fähigkeit, mit der Du vermeintliche Leser als Nichtleser herauszukristallisieren vermagst. 130 von den Fünfsternen haben das Buch ganz sicher gelesen. Ist klar. :rofl:lache


    Ja, ich weiß, dass ich auch nur etwas unterstelle. Ich unterstelle dies aber auch den Bewertungen mit 5 Sternen. Das Thema ist überhitzt, die Meinungen sind schon seit langem in Lager aufgeteilt.

  • Zitat

    Original von magali
    ... Ich bemängle selbst so einiges an meinen Texten. Ich bin erst dabei, schreiben zu lernen und werde täglich schlechter. ...


    Wenn das wahr wäre, wünschte ich so manchem Autor (m/w), der / die die Welt mit seinen / ihren Texten zumüllt, er / sie würde deinen vermeintlichen Prozess täglicher Verschlechterung ebenfalls durchmachen!


    Ich gehorche Voltaire zähneknirschend und sage nichts zu diesem Buch, da ich es nicht gelesen habe. Aber diese Diskussion und nun vor allem deine für mich überraschenden Äußerungen, magali, haben dazu geführt, dass ich es eben bestellt habe. Neugier ist schon was Lästiges - und teuer. Es steht also zu befürchten, dass ich demnächst hier meinen Senf auch noch dazugebe ... :wave

  • Ich merke, daß ich wieder im Eulenforum bin. :rolleyes


    Leute, das kann doch ich nicht entscheiden, ob irgendjemand auf dieser Welt dieses Buch lesen soll. Jede und jeder, die es lesen, hat eigene Gründe dafür. Das gilt für jedes Buch.
    Lest es, lest es nicht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Darüber abzulästern, ohne es in der Hand gehabt zu haben, gehört sich meiner Ansicht nach nicht, aber bitte. Ich muß mir das ja nicht anhören.


    Salonlöwin


    ich erbleiche angesichts des Pressematerials, das Du Dir täglich zu Gemüte führst. Ich wäre längst in der Klappse, würde ich auch nur einen Bruchteil davon lesen. Täglich bürgerliche Tageszeitungen? :kreuz Holy FSM, steh mir bei!


    Wulffs Buch entwickelt seinen Reiz eben dadurch, daß ich es von der anderen Seite aus sehe. Bürgerlichen Köpfen fallen die entscheidenden Punkte wahrscheinlich gar nicht auf.
    Erhellend könnte das Buch unter feministischen Aspekten sein. Es ist erschütternd, wie traditionell junge Frauen der 1970er Jahre noch geprägt sind. Ich mußte das lesen, um es zu glauben. Zu einer Zeit, in der Armeen ausziehen, um moslemische Frauen weltweit zu befreien und im Bundesrat(!) über Frauenquoten diskutiert wird, finden sich hier unverändert junge Frauen, die mit den widersprüchlichen Signalen zur Frauenrolle nicht zurechtkommen und die die gleichen inneren Kämpfe auszustehen haben, wie unsere (West)Mütter in den 1950ern. Als wenig schönes Zeitdokument zum Versagen des politischen Feminismus ordne ich Wulffs Buch durchaus ein.


    Insgesamt gesehen aber antworte ich auf Deine Frage, daß Dir das Buch wenig bringen wird.
    Allerdings zeigt sich das doch schon nach Lektüre der ausführlichen Rezi von Seinfeld. Sie wurde bislang noch nicht erwähnt, dabei weist er doch schon eigehend auf die wesentlichen Punkte hin.



    rienchen


    so ungern ich beisswenger zustimme, muß ich ihm darin recht geben, daß aus den bei amazon geschriebenen Meinungen über das Wulff-Buch recht schnell ersichtlich wird, daß unangenehm viele KommentatorInnen das Buch nicht gelesen haben und es auch nicht vorhaben. Es geht einfach nur ums Lästern. Und im Unterschied zu so manchen Fake-Aktionen dort, ist die Lästerei in diesem Fall nicht einmal lustig.


    OT: hallo zurück! :-)



    maikaefer


    Noch einmal zu Deiner Frage von vor einigen Tagen wegen der '3000 Euro'.
    Wulff. S. 39/40:
    Es geht an dieser Stelle um das Bruttogehalt von C. Wulff als Ministerpräsident, das sie mit 13 500 Euro angibt. Es wird nicht aufgefächert, wie hoch die Steuerabzüge sind. In dieser Zeit aber kam Wulff für zwei Familien auf, er war ja geschieden. Am Ende blieben 3 500 Euro.


    Grundsätzlich ist es ungeschickt von der Autorin, sich auf solche Angaben einzulassen. Das ruft umgehend diejenigen auf den Plan, die sich wovon auch immer reinwaschen müssen und laut beteuern, daß sie mit viiiiel weniger Geld auskommen (müssen), woraus sich zwangsläufig ergibt, daß sie die besseren Menschen sind.
    Diese Spießbürgerspielchen kann man nicht gewinnen.


    Abstrahiert man ein wenig, ergibt sich eher daraus, daß Wulff unter den Politikern zu den weniger vermögenden gehörte - das zeigt auch die Geschichte mit dem Kredit für das Haus - und führt zu solchen Fragen, wie es überhaupt finanziell um solche steht. Wulff ist kein Ernst Albrecht, eine ganz andere Liga, um am Beispiel Niedersachsen zu bleiben. Frau Wulff bemerkt mehrfach, daß auch sie nicht über viel Geld vefügt. Da wären Ansatzpunkte zu einigen regen Diskussionen über Geld, Vermögen und Politiker.


    Grundsätzlich wird inzwischen aber viel zu viel Wind um dieses Buch gemacht. Weshalb ich jetzt auch mal aufhöre, etwas dazu zu sagen, es sei denn, jemand hat eine konkrete Frage zu einem Sachverhalt im Buch. Die beantworte ich gern.



    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus