Wahlnacht - wer macht das Rennen...

  • churchill,
    sehr gute Frage. Ich nehme an, dass auch Romney Gefangener des mainstreams geworden wäre. Es hätte vielleicht folgende Unterschiede gegeben:


    - Außenpolitik: Back to the Bush Falcons - also Härte statt Kompromisse!
    - Innenpolitik: Steuern runter / Versuch, das Haushaltsdefizit zu reduzieren - Ausgang offen / Modifikation der mühsam eingeführten Sozialversicherung - Ausgang offen


    ... und vielleicht wäre er auch Muttis Liebling geworden :gruebel

  • Ich freue mich über das Wahlergebnis. Muss aber ganz offen eingestehen, dass diese Freude nicht politischer Sachkenntnis entspringt, sondern eher einer merkwürdigen Form von Rassismus.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Eigentlich ist es so ziemlich egal wer in den USA Präsident ist. Der wahre Herrscher in diesem Land ist der "Erz-Kapitalismus pur". Allerdings scheint Obama noch am ehesten in der Lage zu sein, wenigstens den Hauch einer sozialen und humanen Politik durchzusetzen.


    Und man sollte sich nichts vormachen: Von einem wirklichen Sozial- und Rechtsstaat sind die USA weiter entfernt als die Erde von der Sonne.


    Ist leider so..... :-(

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wie meinst du das mit dem Rassismus, Frettchen?


    Meine politische Sachkenntnis ist auch nicht so groß, freue mich aber auch dennoch. Fand es sehr spannend, die Wahlberichterstattung zu verfolgen - ich hab es bis 3 Uhr ausgehalten.


    Zeitweise hab ich das Wahlnacht-Programm der ARD angesehen. Das war ja grauslig. Sehr show-mäßig, übertrieben auf Unterhaltung gemünzt. Das brauch ich irgendwie nicht.

  • Zitat

    Original von Glass
    Wie meinst du das mit dem Rassismus, Frettchen?


    Naja, dass einfach darum schon mein Herz für Obama schlug, weil er .....wie sag ich das jetzt politisch korrekt?.....ein Afroamerikaner ist.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen


    Naja, dass einfach darum schon mein Herz für Obama schlug, weil er .....wie sag ich das jetzt politisch korrekt?.....ein Afroamerikaner ist.


    Das geht mir genauso. Jenseits aller politischen Inhalte, abgesehen vor allem davon, dass auch Obama nicht übers Wasser gehen kann: Allein die Tatsache, dass in den USA ein Schwarzer als Präsident sogar wiedergewählt wird, ist erfreulich.

  • ........naja - hier werden die Schwarzen auch immer wiedergewählt. :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Ich verstehe gar nicht, warum wir in Deutschland so ein Tam Tam um die Wahl machen? Hab fast den Eindruck da wird mehr Aufwand drum betrieben, als wie unsere eigenen Wahlen. Ich frage mich auch, ob in den Staaten so ein Aufhebens um die Wahlen in Deutschland oder sonstwo betrieben wird?


    Dass das dann auch noch live die ganze Nacht durch gesendet wird, irgendwie für mich nicht nachvollziehbar. Ist ja fast so schlimm wie die Oscarnacht. Und dass da wirklich Leute vor dem Fernseher saßen, erstaunt mich auch.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Bei Colorado sieht das deutlich anders aus, da hab ich auch keine Erklärung für.


    Colorado ist ein klassischer Swingstate, hatte aber in den letzten Jahren einen extremen Bevölkerungszuwachs und zu einem nicht unbeträchtigen Teil stammt diese Zuwanderung aus gut ausgebildeten, eher jungen Menschen und auch durchaus "Alternativen" (für amerikanische und insbesondere innerkontinentale Verhältnisse - Stichwort Boulder). Junge, gut ausgebildete Menschen wählen statistisch gesehen eher Obama. Inwiefern Extremsportler, Vegetarier und Lohas eher republikanisch oder demokratisch wählen, weiß ich nicht, aber ich vermute, da gibt es eine größere Sympathie für Obama als für Romney. Die Parteien werden glaube ich in Deutschland eh überschätzt, es kommt auf den konkreten Kandidaten an und das Bild, das er transportiert.


    Cathrine,
    tja, noch sind die USA eine Supermacht und bei aller berechtigten Kritik an Obama hat er trotzdem für deutliche internationale Entspannung gesorgt in den letzten 4 Jahren. International gesehen ist für mich die Wahl des US-Präsidenten einfach wichtiger als die Frage, ob Steinbrück oder Merkel weiter den Euro retten oder auch nicht. ;-)


    Edit: Wobei ich die 25 %, die Obama in Utah eingefahren hat, durchaus respektabel finde... in der Höhle des Löwen. :grin

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Ich verstehe gar nicht, warum wir in Deutschland so ein Tam Tam um die Wahl machen? Hab fast den Eindruck da wird mehr Aufwand drum betrieben, als wie unsere eigenen Wahlen. Ich frage mich auch, ob in den Staaten so ein Aufhebens um die Wahlen in Deutschland oder sonstwo betrieben wird?


    Dass das dann auch noch live die ganze Nacht durch gesendet wird, irgendwie für mich nicht nachvollziehbar. Ist ja fast so schlimm wie die Oscarnacht. Und dass da wirklich Leute vor dem Fernseher saßen, erstaunt mich auch.


    Naja, zum einen sind die USA ein mächtiger Staat und deshalb auch für uns von Bedeutung. Zum anderen glaube ich, dass viele Menschen hier fasziniert von den USA sind, da ja einiges von der amerikanischen Kultur zu uns rüberschwappt - wir hören die Musik, sehen amerikanische Filme und Serien, etc. Dass man sich dann auch für die Politik des Landes, aus dem das alles kommt, interessiert, finde ich verständlich.

    In der Einsamkeit wird Liebe entstehen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Glass ()

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Ich verstehe gar nicht, warum wir in Deutschland so ein Tam Tam um die Wahl machen? Hab fast den Eindruck da wird mehr Aufwand drum betrieben, als wie unsere eigenen Wahlen. Ich frage mich auch, ob in den Staaten so ein Aufhebens um die Wahlen in Deutschland oder sonstwo betrieben wird?


    Nein, die Amerikaner interessiert nicht, wer bei uns gewählt wird. Und die Deutschen interessiert kaum, wer im Rest von Europa gewählt wird, während der Rest von Europa voraussichtlich im nächsten Jahr durchaus nach Deutschland blicken wird.


    Das liegt in erster Linie daran, daß die Bundesregierung in den USA kaum Einfluss hat, aber in Europa dafür umso mehr. Und deshalb sollten wir uns durchaus dafür interessieren, wer in den USA Präsident ist - es betrifft uns, bzw die ganze Welt. Ähnliches gilt meiner Ansicht nach für die Präsidenten von China und Russland, nur sind die Wahlen dort so spannend wie ein Roman ohne Text, sonst sähe die Berichterstattung darüber sicher auch anders aus.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär: Nein, die Amerikaner interessiert nicht, wer bei uns gewählt wird. Und die Deutschen interessiert kaum, wer im Rest von Europa gewählt wird, während der Rest von Europa voraussichtlich im nächsten Jahr durchaus nach Deutschland blicken wird.


    Ich gestehe, dass ich mich auch kaum für die amerikanische Wahl interessiert habe, während ich mich mit den Wahlen unserer Nachbarländer wesentlich intensiver beschäftige.
    Die Staaten sind weit weg für mich, ihre Kultur interessiert mich kaum und ich wage zu bezweifeln, ob es tatsächlich einen so eklatanten Unterschied ausmacht, von einem Demokraten oder Republikaner regiert zu werden.
    Sicherlich ist es für Amerika ein Zeichen für eine Veränderung, dass dieses mächtige Land von einem Schwarzen regiert wird, aber auch ein Zeichen, das mich nur wenig interessiert. Wenn es eines Tages wieder einmal zum Ernstfall in Sachen nationale Sicherheit kommen wird, bezweifle ich, dass Obama grundsätzlich anders handeln wird als es Romney in seiner Position getan hätte.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Wenn es eines Tages wieder einmal zum Ernstfall in Sachen nationale Sicherheit kommen wird, bezweifle ich, dass Obama grundsätzlich anders handeln wird als es Romney in seiner Position getan hätte.


    Du glaubst, ein Al Gore wäre genauso in Afghanistan und Irak einmarschiert, hätte Guantanamo errichtet? Und eine Hillary Clinton hätte Powells Part bei der Uno übernommen, uns zu erklären, wieviele ABC-Waffen im Irak lagern?


    Ich gebe zu, diese Phantasie geht mir ab.

  • Hallo Vulkan,


    ich glaube nichts, halte aber alles für möglich.
    Hinter Präsidenten stehen Heerscharen von Beratern, die ureigenste Interessen verfolgen. Ein amerikanischer Präsident, gleich welcher Partei, wird seine Entscheidungen niemals allein fällen.
    Und bevor wir Deutschen mit dem Finger in Richtung Guantanamo zeigen, sollten wir uns daran erinnern, dass Deutschland nicht den ersten Platz auf der Liste von AI einnimmt, wenn es um die Wahrung der Menschenrechte geht.
    An den Fall Murat Kurnaz, der bis heute eine Menge an Fragen offenlässt, brauche ich ebenfalls nicht zu erinnern.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Hallo Vulkan,


    ich glaube nichts, halte aber alles für möglich.
    Hinter Präsidenten stehen Heerscharen von Beratern, die ureigenste Interessen verfolgen. Ein amerikanischer Präsident, gleich welcher Partei, wird seine Entscheidungen niemals allein fällen.
    Und bevor wir Deutschen mit dem Finger in Richtung Guantanamo zeigen, sollten wir uns daran erinnern, dass Deutschland nicht den ersten Platz auf der Liste von AI einnimmt, wenn es um die Wahrung der Menschenrechte geht.


    Salonlöwin, ich zeige auf niemanden. Natürlich waren die Neocons eine treibende Kraft in den Jahren unter Bush und es ist kein Geheimnis, dass einige von ihnen nur auf eine günstige Gelegenheit für den Einmarsch im Irak gewartet haben. Die Frage ist, ob ein demokratischer Präsident ebenso DIESEN Interessengruppen ausgeliefert gewesen wäre.

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Salonlöwin, ich zeige auf niemanden. Natürlich waren die Neocons eine treibende Kraft in den Jahren unter Bush und es ist kein Geheimnis, dass einige von ihnen nur auf eine günstige Gelegenheit für den Einmarsch im Irak gewartet haben. Die Frage ist, ob ein demokratischer Präsident ebenso DIESEN Interessengruppen ausgeliefert gewesen wäre.


    Aber sicher doch. Die Demokraten sind doch nicht die Gutmenschen der amerikanischen Politik. Mir geht diese unfassbare "Obama-Verklärung" ziemlich auf den Geist. Obama ist das kleinere Übel - er ist keinesfalls ein Heilsbringer. Das Ding hat er in den letzten vier Jahren gründlich versemmelt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Ich gestehe, dass ich mich auch kaum für die amerikanische Wahl interessiert habe, während ich mich mit den Wahlen unserer Nachbarländer wesentlich intensiver beschäftige.


    Das bleibt natürlich jedem selbst überlassen - ich habe nur versucht, zu erklären, warum die Mehrheit der Leute sich eher für die Wahl des US-Präsidenten interessieren als für die Wahl des dänischen/polnischen/belgischen/... Staatsoberhauptes Regierungschefs. (Edit - siehe Post von Voltaire)


    Und ich bezweifle eigentlich nicht, daß es einen Unterschied macht, ob nun Obama oder Romney (oder früher Gore oder Bush) im weißen Haus sitzt. Auch wenn das nicht bedeutet, daß dadurch ALLES anders wird oder er bei allen Entscheidungen anders reagiert. Am Ende ist es so, wie Voltaire sagt: Obama ist das kleinere Übel. Aber einen Unterschied macht das meiner Ansicht nach schon.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Das bleibt natürlich jedem selbst überlassen - ich habe nur versucht, zu erklären, warum die Mehrheit der Leute sich eher für die Wahl des US-Präsidenten interessieren als für die Wahl des dänischen/polnischen/belgischen/... Staatsoberhauptes.


    Und ich bezweifle eigentlich nicht, daß es einen Unterschied macht, ob nun Obama oder Romney (oder früher Gore oder Bush) im weißen Haus sitzt. Auch wenn das nicht bedeutet, daß dadurch ALLES anders wird oder er bei allen Entscheidungen anders reagiert. Am Ende ist es so, wie Voltaire sagt: Obama ist das kleinere Übel. Aber einen Unterschied macht das meiner Ansicht nach schon.


    Muss jetzt mal kräftig klugscheissen. Okay? :rofl
    Weder wählt Dänemark noch Belgien ihr Staatsoberhaupt. Beides sind Monarchien. In Polen allerdings wird das Staatsoberhaupt gewählt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Aber sicher doch. Die Demokraten sind doch nicht die Gutmenschen der amerikanischen Politik. Mir geht diese unfassbare "Obama-Verklärung" ziemlich auf den Geist. Obama ist das kleinere Übel - er ist keinesfalls ein Heilsbringer. Das Ding hat er in den letzten vier Jahren gründlich versemmelt.


    Ich weiß ja nicht, wie Du Heilsbringer definierst - für mich müssen die schon mehr können, als lediglich mal 4 Jahre keinen neuen Krieg zu bringen. :grin Ich würde Obama keinesfalls als Heilsbringer bezeichnen. Aber immerhin - die Amis sind in den letzten Jahren nicht in den Iran einmarschiert, das ist doch schon mal was...


    Die Neocons haben gleichen Einfluss auf Obama wie damals auf Bush? Die These halte ich für gewagt.


    Ich halte übrigens auch nichts davon, europäische Politikmaßstäbe oder gar Vorstellungen sozialer Ordnung und Fürsorge auf die USA zu projizieren.