Anne Gesthuysen: Wir sind doch Schwestern

  • Anne Gesthuysen: Wir sind doch Schwestern
    Kiepenheuer&Witsch 2012. 416 Seiten
    ISBN-13: 978-3462044652. 19,99€


    Verlagstext
    Drei Schwestern, drei Leben, drei Lieben – und das Porträt eines ganzen Jahrhunderts. Anne Gesthuysen hat ein mitreißendes Buch über ihre faszinierenden Großtanten geschrieben, die zusammen 298 Jahre alt geworden sind. Katty, Paula und Gertrud treffen sich zu Gertruds 100. Geburtstag. Sie wollen ihre Zukunft planen, doch vorher gilt es, die Vergangenheit zu klären. Gertrud hat noch gute Augen, aber hören kann und will sie nicht. Paula kann kaum noch sehen, hat aber immer ein offenes Ohr für ihre Schwestern. Und Katty, das Nesthäkchen, will auch mit 84 Jahren Feste feiern, wie sie fallen, so wie damals, als sie schon meisterhaft beherrschte, was man viel später erst PR nannte. Allen gemeinsam sind Eigensinn, Humor und eine angeborene Kreislaufschwäche, die mit exorbitant starkem Kaffee und gutem Schnaps bekämpft wird – so auch in diesen Tagen auf dem Tellemannshof, wo in jedem Winkel die Erinnerung lauert. Eindringlich verwebt Anne Gesthuysen Gegenwart und Vergangenheit und entfacht dabei ein Feuerwerk von Geschichten, die sich quer durch das 20. Jahrhundert ziehen. Sie erzählt von Katty, der charmanten Strippenzieherin, ihrer Verehrung für Adenauer und ihrer Liebe zu einem unerreichbaren Volksvertreter, von Gertruds schicksalhafter Verlobung und dem Spion, den sie versteckte. Von Paula, die ihren Mann an Männer verlor und stets die Lebenslust bewahrte. Vom Tausch eines Huhns gegen ein Rembrandtgemälde, von einem Leumundsprozess, der den gesamten Niederrhein in Atem hielt, und von drei starken Frauen mit dem Mut zur Eigenständigkeit. Große Lebensgeschichten verbinden sich mit herrlichen Anekdoten, das Weltgeschehen mit dem Leben in Wardt bei Xanten.


    Die Autorin
    Anne Gesthuysen ist 1969 am unteren Niederrhein in dem kleinen Dorf Veen geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur ging sie in die Großstadt. Doch vieles ist dem Landei bis heute fremd geblieben. Sie kann Ochse und Stier selbstverständlich unterscheiden, aber der Unterschied zwischen S-Bahn und Straßenbahn ist ihr nach wie vor ein Rätsel. Anne Gesthuysen hat Journalistik und Romanistik studiert. Seit 1987 arbeitet sie als Reporterin und Autorin von Dokumentationen für diverse Fernsehsender. Zwischendurch machte sie einen Abstecher zum französischen Radio. Seit 15 Jahren steht sie auch vor der Kamera, die bisher längste Zeit für das ARD-Morgenmagazin, das sie seit 2004 moderiert. Sie lebt mit Mann und Kind in Köln.


    Inhalt
    Die schwesterlichen Gefühle von Katty, Paula und Gertrud sind mit einer Prise Eifersucht und Besserwisserei gewürzt. Die drei betagten Schwestern sind die letzten von insgesamt elf Geschwistern, die noch leben. Gertrud, die Älteste, wird zu ihrem einhundertsten Geburtstag in drei verschiedenen Jahrhunderten gelebt haben. Paula, nur wenig jünger und fast blind, verbreitet stets gute Laune. Katty, die Jüngste, fühlt sich wie 60 und wird auf ihrem Hof Gertruds hundertsten Geburtstag organisieren. Dem verminten Gelände der Geschwisterbeziehungen steht eine besondere Herausforderung bevor. Die beiden jüngeren Schwestern wollen Gertrud überzeugen, nach einem Leben als Alleinstehende im Alter nun besser zu Katty zu ziehen. Für alle drei ist das bevorstehende Gespräch heikel; denn in ihrer Jugend hatte Gertrud an Katty Mutterstelle vertreten. Nun fühlt Gertrud sich manches Mal selbst wie ein Kind behandelt. Katty wiederum wirkt viel zu lebenslustig, um sie sich mit ihrer lehrerhaften Schwester unter einem Dach vorzustellen.


    Katty Frankens Eltern galten vor dem Ersten Weltkrieg als arme Bauern. Ihre Töchter konnten keine Mitgift erwarten und auch sonst keine Ansprüche an das Schicksal stellen. Mit dreizehn Jahren wird Katty als Kindermädchen zu Hegmanns auf den Tellemanns-Hof geschickt, um die Bäuerin zu unterstützen. Zehn Jahre später wird sie wieder zu Hilfe geholt, um den mutterlosen Theodor aufzuziehen und den Hof von 108 Morgen mit seinen Knechten und Mägden zu verwalten. Heinrich Hegmann interessiert sich stärker für die Politik des Bauernverbands als für die Landwirtschaft. Was Katty - völlig ohne landwirtschaftliche Ausbildung - in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg für die Hegmanns leistet, kann Heinrich mit Geld nicht bezahlen. Doch auch wenn der kleine Theodor seine Katty am liebsten heiraten würde, wird sie ihr Leben lang nur Angestellte auf dem Hof bleiben. Selbst wenn "Vatti" Hegmann seine Verwalterin gern geheiratet hätte, in seinen Kreisen wäre Katty nicht standesgemäß gewesen. Heute leben Theodor und Vatti längst nicht mehr; Katty hat den Hof der Hegmanns geerbt. Rückblenden in markante Epochen deutscher Geschichte erschließen, warum Gertrud sich so schwer entscheiden kann, zu Katty zu ziehen. Schon 1915 und 1945 gab es schicksalhafte Begegnungen zwischen den Hegmanns und den Frankens. Franz Hegmann, Heinrichs jüngerer Bruder, verliebte sich zur Zeit des Ersten Weltkriegs in Gertrud. Eine Ehe ist ein Geschäft, bei dem es zu allerletzt um Gefühle geht, müssen Franz und Getrud auf die harte Tour lernen. Heinrich hatte bereits als Jugendlicher den schwachen Vater als Hofinhaber entmachtet und entscheidet als Familienvorstand über die Zukunft seines finanziell von ihm abhängigen Bruders. Franz lässt sein Leben im Ersten Weltkrieg, was Gertrud ihr Leben lang Heinrich anlasten wird. Ausgerechnet Heinrich Hegmann und seinem prächtigen Hof widmet Gertruds Schwester Katty ihr Leben.


    Fazit
    Anne Gesthuysens vordergründig unterhaltsame Familiengeschichte hat reale Vorbilder; den Tellemanns-Hof und die drei Großtanten gab es wirklich. Mit dem Schicksal dreier Frauen, deren Gedanken um für sie unerreichbare Männer kreisen, zeichnet die Autorin zugleich ein treffendes Sittengemälde der bigotten Adenauer-Ära. Homosexualität war zu der Zeit noch ein Straftatbestand, und an die nicht immer faire Suche nach einem Schuldigen in einem Scheidungsverfahren werden viele Leserinnen sich aus der eigenen Familie erinnern. Auch die Kabbeleien zwischen Dorfbewohnern, deren Ursachen weit in die Nazizeit zurückreichen, haben einen hohen Wiedererkennungswert. Die Geschichte der Frankens und der Hegmanns zeigt sich nicht zuletzt als fein beobachtetes Psychogramm einer Generation, aus der zwei der Schwestern sich in extrem konservativen Zeiten bis zum Abschluss des Gymnasiums und einer Lehrerausbildung durchbeißen konnten. Die Schicksalsschläge prasseln etwas zu kräftig auf die drei Frauen herein und der Alltag der drei Hochbetagten wird reichlich blauäugig dargestellt. Doch auch Männer haben in diesem gelungenen Portrait der Nachkriegsjahre ihr Päckchen zu tragen, besonders wenn sie von konservativ geprägten Geschlechtsgenossen in ein Parlament gewählt werden wollen. Insgesamt ist Anne Gesthuysen ein klug beobachtetes Buch über weibliche Lebensentwürfe unter der Fuchtel katholisch geprägter Politik gelungen, das die Frage aufwirft, welchen Anteil Kompromisse und Zufälle am persönlichen Glück haben.


    9 von 10 Punkten

  • btw.:
    Die Autorin ist übrigens mit Frank Plasberg ("Hart aber fair") verheiratet.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Was Voltaire unsere alte Klatschbase so alles weiß :rofl


    Wenn die Summe stimmt - halte ich natürlich den Mund...... :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zusammenfassung:
    Die Geschichte handelt von Katty, Paula und Gertrud, die sich bei Katty treffen um Gertruds 100. Geburtstag zu feieren. Nach und nach kommen sehr viele Geheimnisse ans Licht, nicht nur die der Schwestern sondern auch die der Gäste.


    Meine Meinung:
    Ein sehr schönes Buch. Drei sympatische ältere Damen, die sich mit Witz und Charme in meinem Herz verpflanzt haben. Es ist interessant zu sehen, welche Geheimnisse sie haben und wie sie damit gelebt haben. Es hat mich nur ein bisschen gestört, dass während dem Buch das Datum die ganze Zeit gewechselt hat. Da kommt mein leicht durcheinander.

  • butterflyy  
    Haben wir das gleiche Buch gelesen? :wow



    Meine Meinung:
    Diese Buch ist mehr als ein kleines Dokument über die Widrigkeiten des letzten Jahrhunderts, es ist auch mehr als ein leichter lockerer Bericht über einen 100sten Geburtstag und die dort auftauchenden Geheimnisse alter Damen. Es berichtet über die Liebe und den Zusammenhalt zwischen drei Schwestern, die obwohl das Leben es nicht immer gut mit ihnen meinte, doch nie vergessen haben, was im Leben wichtig ist, auch wenn es hin und wieder Streit gab und man unterschiedlicher Meinung war.
    Es war beeindruckend zu lesen, wie viel anders noch so vieles gehandhabt wurde und zwar vor noch nicht gar nicht allzu langer Zeit. Der Stil war mir dabei hin und wieder ein bißchen zu sperrig und obwohl ich sonst beim Lesen eine große Heulsuse bin, konnte mich dieses Buch nicht zu Tränen rühren, obwohl es durchaus Momente gab, in denen ich mir das gewünscht hätte. Dazu bleibt es jedoch zu nüchtern, zu beobachtend und der ein oder andere Dialog ist mir auch ein wenig zu aufgesetzt.
    Trotzdem war das Buch ein sehr lesenswertes Stück Literatur, das mir sehr viele Anreize zum Nachdenken und Überdenken meiner eigenen Ansichten und Meinungen bot.
    Für mich war es ein Buch, daß sich sehr viel mit Vergebung und Verzeihung und Toleranz beschäftigte und was mir aus diesem Grunde sehr gut gefallen hat.
    Hier und da hätte man ein wenig schneller zum Punkt kommen können, aber alles in allem war es eine kurzweilige Lektüre eben mit vielen wirklich guten Sätzen und Beobachtungen.

    Fazit:
    Ein sehr interessantes Buch, das ich der ein oder anderen unzufriedenen Frau der heutigen Zeit als Lektüre wünschen würde.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    btw.:
    Die Autorin ist übrigens mit Frank Plasberg ("Hart aber fair") verheiratet.


    :licht Ich überleg schon die ganze Zeit, woher ich den Namen kenne, aber da wäre ich jetzt ohne Voltaire nicht drauf gekommen. Das Buch kommt auf jeden Fall auf die Wunschliste.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Vorab muss ich sagen, daß mir nicht bewusst war, eine wahre Geschichte zu lesen. Das habe ich erst dem Nachwort entnommen.


    Ich fand den Ansatz der Geschichte einfach toll, drei alte Damen, die ihr Leben Revue passieren lassen. Und alle drei haben einiges zu erzählen.
    Allen voran Katti, die in den 50er Jahren als Scheidungsgrund herhalten musste und den Hexenkessel einer Scheidungsverhandlung miterleben musste.
    Auf die Geschichten der beiden älteren Schwestern wird zwar eingegangen, aber der Schwerpunkt liegt doch auf Kattis Geschichte.


    Anne Gesthuysen schafft es in ihrem Roman besonders das Deutschland der Nachkriegszeit in der rheinischen Provinz nahe zu bringen.
    Die Verfolgung von Schwulen und die Katastrophe einer Scheidung werden sehr deutlich gezeigt. Kaum zu glauben, daß das erst ein halbes Jahrhundert her ist.


    Bewundernswert fand ich die Vitalität der alten Damen, die es auch in hohen Jahren noch schaffen an sich selbst zu arbeiten und lernen anderen zu Vergeben.


    Die Sprünge in die Vergangenheit haben mich nicht gestört, ich fand diese Sprünge passend, hatte man doch mehr das Gefühl alles wirklich mitzuerleben.


    Insgesamt ein tolles Buch, das einen auf eine sehr persönliche Zeitreise mitnimmt. Ich hatte ein bisschen das Gefühl mit den alten Damen zusammenzusitzen und ihnen zuzuhören.

  • Im Januar diesen Jahres habe ich dieses tolle Buch gelesen, welches ich bei vorablesen gewann. Ein wirkliches Lesehighlight in diesem Jahr für mich.


    Meine Meinung dazu:


    Titel: Geschwister müssen zusammenhalten


    Die drei Schwestern Gertrud, Paula und Katty (eigentlich Katharina) treffen sich zu einem ganz besonderen Anlass wieder, nämlich den 100. Geburtstag von Gertrud. Auch die anderen beiden sind nicht wesentlich jünger mit 98 (Paula) und 84 (Katty) Jahren. Während sich Katty noch wie 60 fühlt, auf jeder Feier der letzte Gast ist und alles noch fest im Griff hat, sind ihre betagteren Schwestern nicht mehr ganz so fit. Paula ist nahezu blind, aber vom Gehör noch top, geht es Gertrud genau anders herum. Im Kopf sind beide jedoch noch fit wie eh und je. Als die Schwestern gemeinsam die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten treffen und nebenbei ihre Zukunft (ja auch mit hundert hat man eine Zukunft) planen, denkt jede der drei an frühere, gemeinsame Ereignisse zurück. Doch nicht immer waren sich die Schwestern so einig wie jetzt, denn es gab viele Unglücke und Ereignisse zu meistern, schließlich hatten sie alle zwei Kriege überlebt. Auch die Männerwelt hat es ihnen nicht gerade einfach gemacht.


    Anne Gesthuysen lässt den Leser an einer unglaublichen und spannenden Geschichte der drei Tanten teilhaben, die es wirklich gegeben haben soll. Während die Haupthandlung in der Gegenwart spielt, wechselt die Autorin mit Rückblenden in die Vergangenheit. Die Überleitung von der Gegenwart in die Vergangenheit ist stets gelungen und logisch, der Leser kann der Handlung ohne Probleme folgen.


    Mir haben besonders die Schilderungen aus der Vergangenheit gefallen, die während des ersten und zweiten Weltkriegs spielen und ein authentisches Bild der damaligen Zeit darstellen.


    Mit Spannung habe ich das Buch gelesen und konnte es zuletzt einfach nicht mehr aus der Hand legen. Und eins wird dem Leser nach dem Lesen des Romans klar: Blut ist dicker als Wasser und als Geschwister muss man zusammenhalten.


    Fazit: Ein unterhaltsamer Familienroman, der den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Absolut empfehlenswert!


    Bewertung: 10/10 Eulenpunkte, gern hätte ich auch mehr vergeben...

  • Erst wenn in Leipzig wieder Buchmesse ist, gibt es den Titel auch als Taschenbuch. [SIZE=7](Habe das Börsenblatt & Verlagsvorschauen als Abendlektüre und dies dort gerade gesehen)[/SIZE]

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich habe das Hörbuch gehört. Vielleicht liegt es an der gekürzten Fassung, dass ich mich der hier geäußerten Begeisterung nicht anschließen kann.
    Das Buch ist nicht uninteressant, keineswegs langweilig. Doch die Lebensgeschichten von drei Frauen über fast ein ganzes Jahrhundert in ein Buch zu pressen, ist wohl nicht möglich. Deshalb greift es einzelne Aspekte (standesgemäße Eheschließung, Homosexualität, Ehescheidung) heraus, um das Leben im 20. Jahrhundert nahezubringen, was auch gelingt.


    Doch andere wichtige Punkte fehlen meiner Meinung nach komplett. Obwohl immer wieder betont wird, dass Katty politisch sehr interessiert war, wird das Thema Nationalsozialismus völlig ausgespart. Auch das Leben im Krieg ist eher nebensächlich. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, wie es Familien geht, deren Väter im Krieg sind oder aber auch wie es Gertrud all die Jahre nach dem Verlust ihrer großen Liebe ergangen ist.
    Die persönliche Entwicklung der Schwestern bekommt man nicht mit. Plötzlich ist aus einem Kind eine tüchtige Hauswirtschafterin und Wahlkampfmanagerin geworden.
    Von Gertrud und Paula erfährt man die großen Traumata, darüber hinaus bleibt vieles im Dunkeln. Somit wirkt auch die Beziehung der Schwestern untereinander eher statisch, keinem Entwicklungsprozess ausgesetzt.


    Gerade auf Grund des Titels hatte ich ein Buch erwartet, das sich intensiv mit der Entwicklung der Geschwisterbeziehung über die Jahrzehnte hinweg befasst.

  • Ich kann mich den positiven Stimmen zu diesem Buch nur anschließen. Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen regelrecht verschlungen. Die Geschichte der drei Schwestern hat mich sehr gefesselt und auch bewegt.
    Die wechselnde Erzählweise zwischen Erinnerungen an vergangene Zeiten und dem aktuellen Geschehen empfand ich als sehr gelungen umgesetzt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die "Weltgeschichte", die alle drei zweifelsohne miterlebt haben, etwas zu kurz abgehandelt wird. Das hätte für meinen Geschmack ein wenig mehr ausgebaut werden dürfen. Aber wahrscheinlich würde es dann den Rahmen der Erzählung sprengen und eventuell ins langweilige abkippen - denn 100 Jahre Leben kompakt zu Papier zu bringen, nichts auszulassen und dazu noch die persönlichen Verhältnisse zu berücksichtigen, ist für einen Autor sicher keine leichte Aufgabe. Von daher ist das aus meiner Sicht auch nur ein Minipunkt zu bemängeln.


    Mir hat gefallen, dass die Autorin die drei Frauen nicht nostalgisch weichgezeichnet hat, nicht immer eine Friede- Freude-Eierkuchen-Stimmung herrscht. Denn allzu leicht hätte es auch eine "Früher war alles besser"-Geschichte werden können.


    Ich habe mich während des Lesenmich oft an Erzählungen meiner Oma und Uroma erinnern müssen und dadurch noch wieder einen anderen Zugang zu dem Buch bekommen.
    Besonders berührt hat mich der kurze Epilog. Natürlich, die Hauptperson feiert ihren 100. Geburtstag, ein Happy End ist bei so einem Buch nur bedingt zu erwarten. Aber die kurze und einfühlsame Schilderung, wie weit der Lebensweg der Schwestern auf dieser Welt noch voranschreitet, hat mir quasi eine Ganzkörpergänsehaut beschert.
    Ich vergebe von Herzen gerne 10 Punkte.

  • Auf einem Hof am Niederrhein soll ein besonderes Fest stattfinden - Gertrud, die älteste von drei Schwestern, begeht ihren 1oo. Geburtstag.


    Dieser Familienroman hat mich von Beginn an gefesselt. Durch Rückblenden erfahren wir viel über das Leben der drei Schwestern, Gertrud, Paula und Katty.
    Jede der Frauen setzt sich in diesem Roman mit der Vergangenheit auseinander. Das geschieht manchmal humorvoll, manchmal nachdenklich, denn natürlich gab es auch traurige Ereignisse.
    So manches muss von den drei Frauen aufgearbeitet werden, über das sie nie gesprochen haben.
    Die Autorin zeichnet ihre Figuren sehr lebendig und als Leser erlebt man deren Geschichte und Entwicklung hautnah mit. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und heraus kommt eine Chronik über Familienschicksale, das Aufbrechen gesellschaftlicher Strukturen und geschichtlicher Ereignisse des 20. Jahrhunderts.



    10 Punkte

  • Die Lebensgeschichte der 3 betagten Schwestern Gertrud, Paula und Katty fand ich sehr interessant.


    Anläßlich der Feier zum 100. Geburtstages von Gertrud erfährt der Leser immer wieder in Rückblicken sehr viel über ihr gemeinsames Leben, ihre Geheimnisse, ihre Erlebnisse und auch über die damalige Einstellung zu Homosexualität, Scheidung etc. Und man merkt, daß es bei ihnen zuging wie in jeder normalen Familie es gab Streitigkeiten, aber auch Toleranz und am Ende hielten und halten sie zusammen. Es ist kein fiktiver Roman, sondern beruht auf wahren Begebenheiten, daher finde ich die körperliche und geistige Vitalität der 3 sehr beachtenswert.


    Dieses Buch hat für mich genau den richtigen Ton getroffen - nicht rührselig, sondern authentisch und berührend. Es läßt sich flüssig lesen und man muß bedenken, daß diese geschilderte Zeit noch nicht soo lange zurückliegt.