Wird heute "besser" recherchiert?

  • Zitat

    Original von Katerina
    Naja, so richtig gewundert habe ich mich nicht, dass sich hier so wenige Autoren zu Wort melden, nach all der verbrannten Erde in den Pseudonymthreads.
    Man kann ja schon drauf wetten. Bin dann mal wieder weg.



    Weicheier halt..... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire



    Weicheier halt..... :wave


    Die Aussage, dass man Freude daran hat, jemanden öffentlich zu skalpieren, klingt für mich fast menschenverachtend und sadistisch. Ich könnte mir nicht vorstellen, das über irgendjemanden zu sagen, egal ob er Milchmann, Autor oder Anwalt ist.
    Es mag ja scherzhaft gemeint sein, kommt im Internet aber nicht unbedingt so rüber.


    Da bin ich gerne Weichei - und bleibe meinem bereits gefällten Entschluss, die Diskussionen in diesem Leserforum in Zukunft ganz den Lesern zu überlassen, jetzt endgültig treu. Leserunden mache ich weiterhin gern, wenn sich Interessenten finden, aber der Tonfall, den man uns Autoren gegenüber hier in so manchen Diskussionen anschlägt, wird mir langsam zu aggressiv.


    Das Forum kann sicher damit leben. Ich aber auch, obwohl ich es anders schöner gefunden hätte.


    Einen schönen Sonntag noch.


    Tereza


    Edit: Leserunden mache ich natüprlich weiterhin

  • Zum einen unterschreibe ich voll und ganz bei magali.


    Zum anderen sollte man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Schwarzwaldklinik war nun mal eine kitschige Arztserie, wenn Dr. Brinkmann da ein paar Fachbegriffe in den Raum geschmissen hätte, hätte es die Serie nun wirklich nicht besser gemacht. Aber sowas gibt's doch heute auch noch. Das Traumschiff ist nicht totzukriegen. Und diese Flut an Daily Soaps - gruselig. Und gute Recherche macht solche Sendungen nicht besser.
    Ebenso verhält es sich mit Büchern. Nur weil z.B. die Polizeiarbeit oder irgendwelche Krankheiten realitätsnah beschrieben werden, ist das noch lange kein gutes Buch. Und oft meint man als lesender Laie ja vielleicht auch nur, dass alles ach so toll recherchiert ist. Wer prüft das denn nach? Gerade bei (Psycho-)Thrillern, wenn ich mal alle paar Jahre es in den Kopf kriege, sowas lesen zu wollen, bin ich oft erschrocken, wie eindimensional die Darstellung der psychisch kranken Täter ist. Da stimmen dann zwar die Fakten zum Krankheitsbild überein mit dem, was man im ICD10 so an Symptomen finden kann. Aber jeder gute Therapeut weiß ich eigentlich, dass es ganz so einfach dann doch nicht ist.
    Ich glaube, Recherche ist heute einfacher für Autoren, die Wert darauf legen. (Auch heute gibt es welche, die keinen Wert darauf legen.) Heutzutage kommt man eben einfach und schneller an Informationen als vor 70 Jahren oder auch vor 30. Und damit meine ich nicht Wikipedia, aber wenn ich ein Buch schreiben möchte, das in Rom spielt und ich war noch nie da, dann kann man relativ leicht an jemanden kommen, der dort lebt oder zumindest schon mal länger dort Urlaub gemacht hat und vielleicht so nett ist, einem in einer E-Mail kurz ein paar Infos zu schicken, dank Handy gibt es dann noch etliche Photos dazu. Das war früher alles sehr viel umständlicher.
    Trotzdem macht allein gute Recherche über z.B. den Handlungsort noch kein gutes Buch. Im Gegenteil, ich habe oft den Eindruck, je besser die Recherche, je genauer die Beschreibungen des Handlungsortes etc. , desto kürzer kommt z.B. die Ausarbeitung der Figuren, die Sprache etc. .


    Edit an Tereza und Katerina: Eure Reaktion versteh ich jetzt nicht ganz. Hier hat doch niemand was Schlechtes über Euch persönlich geschrieben?! Versteh ich nicht.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Frettchen ()



  • Ich darf in diesem Zusammenhang einfach mal an diese Diskussion erinnern:


    In Watte packen - die "Eulenautoren"?


    Muss man denn jetzt "Eulenautoren" mit "Sensibelchen" gleichsetzen? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von made


    Manche Leser wollen aber tatsächlich etwas über Blutgruppenbestimmung bei Molchen wissen, scheuen aber vor einschlägiger Fachliteratur zurück. Sie lesen lieber Romane, in denen ein bisschen Fachwissen vermittelt wird. Das betrifft wohl hauptsächlich geschichtliche Themen.


    Meine Meinung als Leser :
    Wenn ein Autor solche Sachen mit in seinen Roman einbaut , würde ich schon wollen dass das was er da schreibt´, auch gut recherchiert ist und der Wahrheit entspricht...


    Wobei es da natürlich auch aufs Genre ankommt- Wenn jemand Fantasy schreibt , dann weiß ich das und bin dann auch offener - Ich find zB bei Diana Gabaldon die Theorie ganz interessant dass die Pizza eigentlich aus der Zukunft stammt ;) Ich liebe Zaitparadoxen ;)



    Zitat

    Ich sehe mich noch lange nicht als Autorin, auch wenn ich derzeit über einem Manuskript brüte.
    Aber die Frage wie genau die Recherche sein muß stellt sich mir auch.
    Reicht Wikipedia oder muß ich für eine Geschichte die höchstens als BoD rauskommt, wenn ich denn irgendwann zufrieden bin, wirklich Experten belästigen?
    Und an einer Stelle treffen Charaktermotivation und Physik aufeinander, wobei das nur der Mathematikerin und dem Ingenieur aufgefallen ist, alle anderen haben nicht hinterfragt ob das was der Drache da tut auch wirklich möglich wäre. ;) .


    Woher wollen die denn bitte wissen zu was Drachen alles fähig sind ;)


    PS(gesunde hunde forum ? schwuler Raumschiff Roman ?)

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Muss man denn jetzt "Eulenautoren" mit "Sensibelchen" gleichsetzen? :gruebel


    Offenbar schon. Hm. Es hat doch hier aber niemand was Schlechtes geschrieben über Autoren?
    Interessant auch, dass man im Leserforum nicht mehr schreiben will, aber gerne weiterhin Leserunden begleiten. Wenn wegen nichts und wieder nichts schon solche Reaktionen kommen, lese ich da doch nicht mit. Am Ende gefällt mir das Buch nicht und dann? Muss ich das dann für mich behalten oder zieht sich der Autor dann vom Forum komplett zurück? Oder schmeißt sich gar hinter den nächsten Zug?
    Was ist so schlimm daran, wenn Leser nachprüfen, ob das, was Autoren so schreiben, auch wirklich korrekt ist so, und sich bei schlechten Autoren freuen, wenn sie Fehler aufdecken? (So habe ich Voltaires Aussage für mich übersetzt.)
    Gut, dass ich nur Autoren lese, die hier nicht aktiv sind, sonst wär ich jetzt völlig desillusioniert :lache

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor



  • Hab ich auch gesagt ;)


    und jepp, schwule Drachen und Raumschiffe.

  • Zitat

    Original von piper1981
    Manche Leser wollen aber tatsächlich etwas über Blutgruppenbestimmung bei Molchen wissen, scheuen aber vor einschlägiger Fachliteratur zurück. Sie lesen lieber Romane, in denen ein bisschen Fachwissen vermittelt wird. Das betrifft wohl hauptsächlich geschichtliche Themen.


    Wieso ist das Fachwissen? Es steht in einem Roman. Der Kontext untergräbt bereits die Verläßlichkeit der Aussagen.


    Zitat

    Original von piper 1981
    Meine Meinung als Leser :
    Wenn ein Autor solche Sachen mit in seinen Roman einbaut , würde ich schon wollen dass das was er da schreibt´, auch gut recherchiert ist und der Wahrheit entspricht...


    Ich verstehe, daß Du das wissen willst, aber wieso glaubst Du, daß Du dem Autor glauben schenken kannst?



    Zitat

    Wobei es da natürlich auch aufs Genre ankommt- Wenn jemand Fantasy schreibt , dann weiß ich das und bin dann auch offener - Ich find zB bei Diana Gabaldon die Theorie ganz interessant dass die Pizza eigentlich aus der Zukunft stammt ;) Ich liebe Zaitparadoxen ;)


    Siehst Du, da sind wir schon unterschiedlicher Meinung. Ich bin nämlich der Ansicht, daß Pizza ein recht altes Gericht ist. Tatsächlich gehe ich davon aus, daß die Menschen schon zu Zeiten der Römer etwas gegessen, das wir heute als 'Pizza' beschrieben würden.
    Allerdings ohne Tomaten.
    Und das ist der Punkt.
    AutorInnen schießen oft vor lauter Recherche über das Ziel hinaus.
    Weil sie nicht vom Fach sind.


    Deswegen wäre es mir am liebsten, sie würden sich auf ihr Fach beschränken.
    Schreiben.
    Das ist eigentlich schwierig genug.


    O, dear. Und das an einem Sontag.
    Sry.
    Na, so ein bißchen jedenfalls.


    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Liebe Tereza,
    das finde ich extrem schade.
    Gerade die Diskussionen mit dir als Autorin erweitern die Sichtweise auf so interessante Weise und gerade du schreibst offen deine Meinung, was ich sehr bereichernd empfinde. Auch wenn ich oft nur still lese und nichts dazu schreibe.
    Genauso wie es nicht DIE Autoren gibt, DIE Verlage nicht gibt, gibt es auch nicht DIE Leser und nicht DIE Eulen.


    Ich wünsche dir auch einen schönen Sonntag. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von made


    Manche Leser wollen aber tatsächlich etwas über Blutgruppenbestimmung bei Molchen wissen, scheuen aber vor einschlägiger Fachliteratur zurück. Sie lesen lieber Romane, in denen ein bisschen Fachwissen vermittelt wird. Das betrifft wohl hauptsächlich geschichtliche Themen.


    Ich gehöre auch zu den Leuten, die lieber einen gut recherchierten plastischen Roman lesen zum Thema Automobilindustrie in Neuseeland anstatt trockene Texte im Fach- oder Sachbuch mir reinzuziehen.


    Mein Eindruck ist eigentlich, dass heute viel weniger recherchiert wird als früher und wesentlich weniger davon in die Bücher gepackt wird. Das ist für mich mit ein Grund, warum mich die aktuellen Bücher meistens ziemlich unbefriedigt zurücklassen. Frank Schätzing ist da eine Ausnahme (und Anmerkung, historische Romane lese ich derzeit nicht, daher weiß ich nicht wie es damit aussieht), aber meinem Eindruck nach gab es früher viele voluminöse Romane, bei denen man in Dinge von denen man keine Ahnung hatte eingeführt wurde, mir fällt da Arthur Hailey ein, oder James A. Michener.


    Wie von anderen erwähnt, ich glaube auch nicht das sorgfältiger recherchiert wird, sondern dank Internet vielleicht mehr aber dafür auch oberflächlicher, hier ein bisschen dort ein bisschen, und dank Google braucht man nicht mehr groß durch die Gegend reisen, sondern kann das auch noch per Internet erledigen. Und vermeintlich gute Recherche erschöpft sich dann im Lokalkolorit, dass die Charaktere durch in der betreffenden Stadt tatsächlich vorhandene Straßen schlendern mit Beschreibung detaillierter Gegebenheiten. Wobei das allein auch schon damit zu tun haben dürfte, dass meinem Eindruck nach die Bücher viel schneller auf den Markt geworfen werden als früher.


    Ich frage mich aber auch, ob mein Eindruck vielleicht teilweise dadurch entsteht, dass man als jüngerer Leser eben weniger Lebens- und Leseerfahrung hat und dadurch schneller zu beeindrucken ist, die Autoren selber sind ja auch älter als man selber, und dadurch findet man vieles Unbekannte und Neue, während man 25 oder 30 Jahre später eben doch etwas anders durch die Welt läuft, im selben Alter oder älter als die Autoren ist, und mehr gesehen hat und manches womöglich besser weiß als der Autor.

  • Zitat

    Original von Tereza


    Da bin ich gerne Weichei - und bleibe meinem bereits gefällten Entschluss, die Diskussionen in diesem Leserforum in Zukunft ganz den Lesern zu überlassen, jetzt endgültig treu. Leserunden mache ich weiterhin gern, wenn sich Interessenten finden, aber der Tonfall, den man uns Autoren gegenüber hier in so manchen Diskussionen anschlägt, wird mir langsam zu aggressiv.


    Dann muss ich jetzt also davon ausgehen, dass man Autoren in Leserunden wohl nur "belobhudeln" darf. Kritische Anmerkungen sind wohl offensichtlich nicht mehr erwünscht. Leserunden sind wohl leider dann nur noch "diskussionsfreie Räume"?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich glaube nicht das heute besser recherchiert wird. Vielleicht wird heute sogar oberflächlicher recherchiert. Google und Wikipedia geniessen da ja schon fast "Heiligenstatus".


    Was aber heute im Gegensatz zu früher wohl viel intensiver geworden sein dürfte, das ist die "Nachrecherche". Da überprüfen Leserinnen und Leser das Gelesene intensiv - etwas was es früher wohl kaum gab. Es macht eben auch Freude, eine Autorin bzw. einen Autor mal so ordentlich zu skalpieren. :-)


    Ich glaube, hier fing es an, etwas ungemütlich zu werden.
    Persönlich würde ich es schon sehr bedauern, wenn Autoren hier nicht oder nur noch in Leserunden auftauchten. Und eigentlich habe ich Voltaires Äußerung auch nicht so verstanden, dass er ganz persönlich auf Skalpjagd ist oder das sogar auch nur für gut befindet.
    Bei mir ist das so: Ich gehe davon aus, dass ein Autor über das, was er in seinem sagen wir mal historischen Roman so an gut eingebauter Sachinformation rüberbringt, besser bescheid weiß als ich.
    Wenn ich ihn aber einmal bei einem Fehler "ertappen" sollte, könnte es durchaus vorkommen, dass ich mich freue. Aber nicht des Skalps wegen, sondern darüber, dass ich in manchen Dingen halt auch ein wenig kundig bin.
    Was die Thematik als solche betrifft, habe ich keine Ahnung. Ich denke, dass das Internet dem Autor helfen kann, aber eben auch einem eventuellen "Skalpjäger".
    Es gibt etliche Vor-www-Romane, die ich sehr wohl für ausnehmend gut recherchiert halte.
    Und ich glaube, dass Autoren hier nicht in Watte gepackt oder belobhudelt werden wollen, jedenfalls fällt mir spontan keiner ein, auf den dieser Eindruck passen würde. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von piper1981
    Manche Leser wollen aber tatsächlich etwas über Blutgruppenbestimmung bei Molchen wissen, scheuen aber vor einschlägiger Fachliteratur zurück. Sie lesen lieber Romane, in denen ein bisschen Fachwissen vermittelt wird. Das betrifft wohl hauptsächlich geschichtliche Themen.


    Wieso ist das Fachwissen? Es steht in einem Roman. Der Kontext untergräbt bereits die Verläßlichkeit der Aussagen.
    [/quote]
    Das Zitat ist zwar nicht von mir und ich gehöre auch nicht unbedingt zu den Lesern die ein gutes Fachbuch nicht lesen wollen, da is dir wohl beim zitieren ein Fehler unterlaufen , trotzdem antworte ich mal.....
    Ich bin der Meinung ,wenn er schon solches Fachwissen einbaut , sollte er auch recherchieren , ob das was er da schreibt denn auch so stimmt zB grobe geschichtliche Eckdaten -er muss ja nich gleich nen Fachbuch drausmachen ,
    oder es weglassen
    oder sich was Unreales ausdenken....Von mir aus kann er sich gerne ne Molchart ausdenken die (noch?) gar nicht entdeckt wurde....



    Zitat

    Original von magali


    Ich verstehe, daß Du das wissen willst, aber wieso glaubst Du, daß Du dem Autor glauben schenken kannst?


    Iwie versteh ich nicht ganz was deine Antwort mit meinem Zitat zu tun hat ?(
    Ich glaube nicht , dass alles was der Autor reinschreibt Fachwissen ist , aber ich würde mir wünschen, dass wenn er schon welches benutzt , dass das auch stimmt....



    Es geht mir doch gar nicht um die Pizza ;) ,

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Dann muss ich jetzt also davon ausgehen, dass man Autoren in Leserunden wohl nur "belobhudeln" darf. Kritische Anmerkungen sind wohl offensichtlich nicht mehr erwünscht. Leserunden sind wohl leider dann nur noch "diskussionsfreie Räume"?


    Ich habe das so verstanden, dass sich Terezas Beitrag auf allgemeine Diskussionen wie die im "Pseudonym"-Thread bezog, nicht auf die Leserunden. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Dann muss ich jetzt also davon ausgehen, dass man Autoren in Leserunden wohl nur "belobhudeln" darf. Kritische Anmerkungen sind wohl offensichtlich nicht mehr erwünscht. Leserunden sind wohl leider dann nur noch "diskussionsfreie Räume"?


    Das ist ja aber nicht neu. Weder als Tatsache noch als Diskussionsthema. Ich bin mir sogar sicher, es gibt einen Thread dazu. :gruebel

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Was aber heute im Gegensatz zu früher wohl viel intensiver geworden sein dürfte, das ist die "Nachrecherche". Da überprüfen Leserinnen und Leser das Gelesene intensiv - etwas was es früher wohl kaum gab. Es macht eben auch Freude, eine Autorin bzw. einen Autor mal so ordentlich zu skalpieren. :-)



    Zitat

    Persönlich würde ich es schon sehr bedauern, wenn Autoren hier nicht oder nur noch in Leserunden auftauchten. Und eigentlich habe ich Voltaires Äußerung auch nicht so verstanden, dass er ganz persönlich auf Skalpjagd ist oder das sogar auch nur für gut befindet.
    Bei mir ist das so: Ich gehe davon aus, dass ein Autor über das, was er in seinem sagen wir mal historischen Roman so an gut eingebauter Sachinformation rüberbringt, besser bescheid weiß als ich.
    Wenn ich ihn aber einmal bei einem Fehler "ertappen" sollte, könnte es durchaus vorkommen, dass ich mich freue. Aber nicht des Skalps wegen, sondern darüber, dass ich in manchen Dingen halt auch ein wenig kundig bin.
    Was die Thematik als solche betrifft, habe ich keine Ahnung. Ich denke, dass das Internet dem Autor helfen kann, aber eben auch einem eventuellen "Skalpjäger".



    Abgesehen davon, daß ich Voltaires Äußerung eher als einen seiner üblichen burschikos formulierten, aber im Kern freundlich gemeinten Rempler betrachte (auch wenn's nervt), habe ich grundsätzlich ein Problem mit dem Thema 'Sachfehler' im Roman.
    Im Roman.
    Was ist denn nun wichtig? Ob die Figur lebensecht gezeichnet wurde, heißt, mir als Leserin ihre Probleme so nahebringt, daß ich für die Zeit des Lesens mit ihr fühle, oder ob sie ein Korsett trägt, das lt. einem Lexikon erst drei Monate, elf Tage und vier Stunden nach der Romanhandlung erfunden wurde?


    Man kann Neugier auf, Interesse an einem Sachthema aus einen Roman ziehen, aufmerksam werden auf etwas. Aber man kann doch nicht hergehen und sagen: das weiß ich genau, ich habe es in einem Roman gelesen?
    Das ist doch absurd.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von piper1981



    Das Zitat ist zwar nicht von mir und ich gehöre auch nicht unbedingt zu den Lesern die ein gutes Fachbuch nicht lesen wollen, da is dir wohl beim zitieren ein Fehler unterlaufen , trotzdem antworte ich mal.....


    Ups, ja, entschuldige, ich habe falsch getrennt. Mein Fehler.
    Danke für die Antwort. Lieb von Dir.


    Zitat

    Ich bin der Meinung ,wenn er schon solches Fachwissen einbaut , sollte er auch recherchieren , ob das was er da schreibt denn auch so stimmt zB grobe geschichtliche Eckdaten -er muss ja nich gleich nen Fachbuch drausmachen ,
    oder es weglassen
    oder sich was Unreales ausdenken....Von mir aus kann er sich gerne ne Molchart ausdenken die (noch?) gar nicht entdeckt wurde....


    Ja, eben. Sind wir uns doch ziemlich einig.
    :lache


    Zitat

    Original von piper 1981
    Ich glaube nicht , dass alles was der Autor reinschreibt Fachwissen ist , aber ich würde mir wünschen, dass wenn er schon welches benutzt , dass das auch stimmt...


    Ja, okay. Ich glaube, jetzt habe ich Dich verstanden.


    Das mit der Pizza war eine eigene Weiterführung des Gedankens von mir, ich habe das Beispiel von Dir aufgegriffen, weil es so schön paßte.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Was ist denn nun wichtig? Ob die Figur lebensecht gezeichnet wurde, heißt, mir als Leserin ihre Probleme so nahebringt, daß ich für die Zeit des Lesens mit ihr fühle, oder ob sie ein Korsett trägt, das lt. einem Lexikon erst drei Monate, elf Tage und vier Stunden nach der Romanhandlung erfunden wurde?


    Man kann Neugier auf, Interesse an einem Sachthema aus einen Roman ziehen, aufmerksam werden auf etwas. Aber man kann doch nicht hergehen und sagen: das weiß ich genau, ich habe es in einem Roman gelesen?
    Das ist doch absurd.


    :write
    Außerdem bekäme ich dann kein Buch zu Ende gelesen, wenn ich ständig auf der Suche nach Fehlern wäre und meine Zeit mit eigener "Recherche" verbringen würde.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Ein posttraumatisches Belastungssyndrom hat schon Homer in der Troas beschrieben


    Ich glaube, du meinst die Ilias. Es sei denn, du hast nähere Kenntnisse darüber, wo sein Schreibtisch stand. :grin


    Mir kommt der neuere historische Roman auch besser recherchiert vor, was u.a. daran liegen kann, dass man sich dank Internet in wirklich unwichtige Details verbeißen kann. Einfach aus Lust an der Sache.


    Ich hab auch den Eindruck, dass man früher einfach lockerer war, was das Einflechten von Fantasyelementen betrifft, und man sich dementsprechend auch bei den Fakten mehr Freiheiten nahm. Beispielsweise die Bücher von Marion Zimmer Bradley. Bei ihrem Trojaroman braucht man von Recherche eigentlich gar nicht zu sprechen. Und bei meinem eigenen Ilias-Roman von vor 20 Jahren kann ich teilweise auch nur mit dem Kopf schütteln.


    Käme heute ein solcher Roman heraus, hätte der Autor den doch bis ins kleinste Detail auf die aktuelle Forschung abgeklopft.

  • Zitat

    Original von magali
    Was ist denn nun wichtig? Ob die Figur lebensecht gezeichnet wurde, heißt, mir als Leserin ihre Probleme so nahebringt, daß ich für die Zeit des Lesens mit ihr fühle, oder ob sie ein Korsett trägt, das lt. einem Lexikon erst drei Monate, elf Tage und vier Stunden nach der Romanhandlung erfunden wurde?


    Man kann Neugier auf, Interesse an einem Sachthema aus einen Roman ziehen, aufmerksam werden auf etwas. Aber man kann doch nicht hergehen und sagen: das weiß ich genau, ich habe es in einem Roman gelesen?
    Das ist doch absurd.



    Es geht (für mich) nicht darum, Sachwissen aus einem Roman zu beziehen, aber ich finde es nett, das eine oder andere Wissen en passant aufzuschnappen. Und wenn es nur Anekdoten über historische Personen sind. Und ja, auch Interesse an einem Thema lasse ich gerne durch einen Roman in mir wecken. Und natürlich bin ich mir der Fiktionalität eines Romanes bewusst, aber wenn ein Autor seine Geschichte in ein bestimmtes Sachgebiet bettet, und dieses Sachgebiet bestimmend für den Roman ist, quasi dessen Besonderheit darstellt, dann erwarte ich schon, dass sich der Autor Wissen über dieses Theman angeeignet hat, dass über mein Schulwissen hinaus geht. Sprich: wenn Donna W. Cross in ihrem Roman um die Päpstin u.a. die Hexenverfolgung mehrere Jahrhunderte vorverlegt, sich aber gleichzeitig im Nachwort der sorgfältigsten Recherche rühmt, dann ärgert mich das. Oder wenn ein historischer Roman schlecht geschrieben ist und dann noch lauter geschichtliche Fehler drin stecken, ärgert's mich auch. Wenn mich die Geschichte nicht packt, stolpere ich eher über Unstimmigkeiten und bin auch eher geneigt, sie dem Autor um die Ohren zu Hauen.
    Fiktionalität hin oder her, gewisse Dinge müssen einfach korrekt sein, sonst macht mir das Buch keinen Spaß. Wenn ein Buch in Hamburg spielt, und der Hamburger Hafen plötzlich am Main liegt, dann, ja, dann runzel ich schon die Stirn. Ich mag nicht glauben, dass es dir anders geht.