'In einem Boot' - Seiten 001 - 095

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  • Ich lese das Buch sehr gerne, dass vorab. Es ist erschütternd zu lesen, wie sich die junge Frau erinnert.
    Ich komme nicht umhin zu glauben, dass sie sehr nüchtern berichtet, obwohl mich das Erzählte nicht kalt lest und ich mitfühle.


    Ich stelle mir Grace vor, wie sie an einem Tisch sitzt, die Hände in ihrem Schoß gefaltet, und ganz distinguiert erzählt, was ihr widerfahren ist.


    Gefällt mir wirklich sehr, sehr gut. Hatte ja erst meine Zweifel, dass es mich zu sehr an "Life of Pi" erinnert, habe mich aber auch zurück gehalten, was Inhaltsangaben und ähnliches betrifft.

  • Herr Palomar
    Ja, das fand ich auch einen der Schlüsselsätze. Ich finde es gut, wie sie uns erst die Situation schildert, vielleicht auch noch das was sie zum damaligen Zeitpunkt dabei empfand und dann aber auch immer wieder hinterherschiebt, zu welchem Ergebnis sie inzwischen gekommen ist, wie sie alles rückblickend reflektiert.


    Roma
    Ich glaube schon. Bisher war es ja noch vergleichsweise "ruhig", die eigentlichen Spannungen und dergleichen fangen ja jetzt erst an. Und wie weit sowas eskalieren kann, kann man sich zu Hause auf seinem gemütlichen Sofa gar nicht vorstellen...

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • So, ich bin auch durch mit dem ersten Abschnitt und kann mich den meisten bereits geäußerten Eindrücken nur anschließen. Die Autorin schafft es sehr gut, die beklemmende Atmosphäre nach dem Schiffsuntergang zu schildern. Die Erzählperspektive als tagebuchartiger Rückblick von Grace finde ich sehr gelungen. In der Tat hatte ich auch bei einigen Szenen gleich James Camerons Titanic Verfilmung vor Augen. Mutter mit Kind im Meer, Menschen, die versuchen, auf die Rettungsboote zu kommen, andere die von herabgelassenen Booten erschlagen werden. All das kommt in dem Film auch vor und ist sicher bei einem Schiffsunglück dieses Ausmaßes auch nicht weit hergeholt.


    Wir haben nun auch erfahren, warum Grace eigentlich nicht an Bord sein dürfte. Ob Henry ihr den Platz tatsächlich erkauft hat und wenn ja, warum hat er dafür gesorgt, dass Mr. Hardie die Ehre ebenfalls zuteil wurde! :gruebel


    Mal gucken, wie es weitergeht. Spannungspotential ist sicher ausreichend vorhanden.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Zitat

    Original von Enchantress
    Ob Henry ihr den Platz tatsächlich erkauft hat und wenn ja, warum hat er dafür gesorgt, dass Mr. Hardie die Ehre ebenfalls zuteil wurde! :gruebel


    Ich glaub, diese Ehre hat Mr Hardie sich selber verschafft bzw. es wurde ja irgendwo erwähnt, dass es eigentlich auch normale Prozedur ist, dass ein erfahrener Seemann in jedem Boot sein sollte.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost


    Ich glaub, diese Ehre hat Mr Hardie sich selber verschafft bzw. es wurde ja irgendwo erwähnt, dass es eigentlich auch normale Prozedur ist, dass ein erfahrener Seemann in jedem Boot sein sollte.


    Ja, gut möglich. Es erscheint mir nur merkwürdig, dass er dann nicht gleich von Beginn an diesem Boot zugeteilt wurde, sondern dass er seinen Platz darauf erst im zweiten Anlauf - gemeinsam mit Grace - gefunden hat.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Es ist doch sehr wahrscheinlich, dass Henry es durch irgendwelche Mittel möglich gemacht hat, das Grace doch noch auf das Rettungsboot kam. Und Hardie war Teil des Deals.
    Mehrere Zeugen haben ja gesehen, dass das Boot wegen Grace und Hardie nachträglich wieder hochgezogen wurde.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Wegen der Parole “Frauen und Kindern zuerst“, sind die Männer in der Minderheit der 39 Personen im Rettungsboot Ich erlaube mir den Gedanken, ob es nicht sinnvoller wäre, Familien zusammenzulassen.


    Heute ist es auch so.
    Zudem gibt es auch wesentlich mehr Rettungsmaterialien.
    Nicht nur Boote, eben auch Inseln, Peilgeräte, die die Rettungsinseln/boote schneller finden lassen.


    Zum Großen Teil eben Dank der Titanic-Katastrophe - die sogar 4 Rettungsboote mehr, als erforderlich nach damaligen Vorgaben hatte - die ja sehr deutlich machte, daß die alte Norm der Anzahl der Rettungsboote (nach Tonnage der jeweiligen Schiffe) überholt war.


    So schrecklich die Katastrophe damals war, sie hatte großen Anteil daran, daß anschließend kontinuierlich die möglichen Rettungs Maßnahmen verbessert wurden (bsp. auch ständiger Funkkontakt, den es währnde der Titanic so auch noch nicht gab, sondern damals nur nach Verfügbarkeit der Funker - Der California Funker ging auch vor Mitternacht ins Bett und danach lag der Funk eben brach auf dem Schiff. Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte ihn das CQD und SOS der Titanic Funker erreicht....)




    Zitat

    Original von Roma
    Der Diakon dagegen würde mich vermutlich nerven mit seinen Bibelsprüchen und Gleichnissen :gruebel


    Da kommt die Zeit durch. Damals waren die Menschen ja noch "gläubiger" - oder eher bibelfester, als heute.
    Und ich denke, für einige ist es in einer deratigen Lage doch beruhigend, den Worten des Diakons zu lauschen.




    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Von Hitchcock gibt es einen Film “Das Rettungsboot” von 1943, an den ich beim Lesen teilweise denken musste.


    Der ist auch sehr gut - ok, wie fast alle Hitchcock Filme für mich :grin


    Ähnlich von der Stimmungslage her wird es auch in dem Roman - Der Schiffsjunge von John Boyne beschrieben.
    Da ist es die Fahrt des Käptn Blight, nachdem er von den Meuterern der Bounty ausgesetzt wurde und es tatsächlich schaffte, mittels des kleinen Rettungsbootes an Land zu kommen.
    Ebenfalls nach wochenlanger Fahrt übers Meer.


    Hmm, ich merke schon, ich hab irgendwie eine Affinität zu Rettungsbootdramen :gruebel


    :grin


    Daher gefällt mir das Buch bisher auch sehr gut. Stimmungsmäßig kommt die Situation doch sehr gut durch und auch die Zeit, in der es spielt. Eben kurz vorm 1. Weltkrieg.

  • Bis jetzt finde ich die Geschichte bewegend und spannend. Der Tagebuchstil ist sehr gelungen und aus dieser direkten Perspektive wirkt alles noch mitreißender.


    Die Personen kann ich noch nicht klar voneinander trennen. Dennoch fühlt man mit ihnen mit und die verschiedenen Charaktere sind glaubhaft dargelegt.


    Eine Ausnahmesituation, jeder kämpft um sein eigenes Überleben. Dass sich die Tagebuchschreiberin am Ende vor Gericht verantworten muss, weißt schon darauf hin, dass sich die Situation noch extrem zuspitzen wird.

  • Ich habe den ersten Abschnitt auch durch.


    Liest sich recht flüssig und glaubwürdig.
    Mir gefällt die gewählte Sprache von Grace - kann mir sie richtig gut vorstellen in dieser Zeit.
    Da sie das Tagebuch rückblickend für die Gerichtsverhandlung schreibt, kommt durch gewisse Andeutungen Spannung auf.


    Teilweise ist es natürlich etwas brutal, wie mit anderen Überlebenden umgegangen wird, aber so sind die Menschen halt wenns um die eigene Haut geht....


    Scheint auch so eh nicht alles so ganz mit rechten Dingen zugegangen zu sein.
    Ich vermute ja das Gold auf Mr Blakes Rettungsboot....
    vll hat Grace Mann da ja auch noch was mit zu tun....

  • Zitat

    Original von piper1981
    Scheint auch so eh nicht alles so ganz mit rechten Dingen zugegangen zu sein.
    Ich vermute ja das Gold auf Mr Blakes Rettungsboot....


    Durch den extremen Tiefgang des Rettungsbootes?
    Könnte ja hinkommen daß dort etwas zusätzlich schweres vorhanden ist, wenn das Boot derartig tief im Wasser liegt und das nicht nur an der (angeblichen?) Überbelegung durch zuviele Menschen entsteht.

  • Zitat

    So schrecklich die Katastrophe damals war, sie hatte großen Anteil daran, daß anschließend kontinuierlich die möglichen Rettungs Maßnahmen verbessert wurden (bsp. auch ständiger Funkkontakt, den es währnde der Titanic so auch noch nicht gab, sondern damals nur nach Verfügbarkeit der Funker - Der California Funker ging auch vor Mitternacht ins Bett und danach lag der Funk eben brach auf dem Schiff. Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte ihn das CQD und SOS der Titanic Funker erreicht....)


    Ich habe ja Bücher über das Thema gelesen. Dort wurde geschrieben es gab durchaus sofort Funkkontakt. Allerdings wurde erst sehr spät ein erster Notruf abgesetzt, da man die Titanik ja für unsinkbar hielt. Und dann sank sie so schnell, dass die Schiffe, die auf den Notruf herbeieilten, nur noch die Überlebenden auflesen konnten. Was immerhin nach einigen Stunden auch passierte. Die meisten starben wohl beim Untergang und weil es einfach zu wenig Boote gab.


    Zitat

    Scheint auch so eh nicht alles so ganz mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Ich vermute ja das Gold auf Mr Blakes Rettungsboot.... vll hat Grace Mann da ja auch noch was mit zu tun....


    Interessante Idee. Aber ob man in der Enge überhaupt was verstecken kann. Zwischen den Essensdosen, die Hardie ja zuteilt vielleicht? :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von piper1981
    Scheint auch so eh nicht alles so ganz mit rechten Dingen zugegangen zu sein.
    Ich vermute ja das Gold auf Mr Blakes Rettungsboot....
    vll hat Grace Mann da ja auch noch was mit zu tun....


    In die Richtung hab ich auch überlegt. Aber Mr Blakes Rettungsboot ist ja offenbar leichter als das andere. Entweder hat er so viele Leute rausgeschmissen, dass es trotz massivem Gold leichter ist oder... pffff... keine Ahnung. Aber irgendwas ist definitiv mit dem Gold.
    Dass Henry da evtl. sogar mit drinhängt wäre natürlich eine Möglichkeit.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Johanna



    Da kommt die Zeit durch. Damals waren die Menschen ja noch "gläubiger" - oder eher bibelfester, als heute.
    Und ich denke, für einige ist es in einer deratigen Lage doch beruhigend, den Worten des Diakons zu lauschen.


    Ganz sicher hast du recht, Johanna! Vermutlich würden die Worte auch heute noch vielen Menschen Trost spenden. Ich will das auch nicht kritisieren oder bewerten, aber wenn ich so unter Druck stehen würde, brauchte ich sowas am wenigsten ;-)

  • Beginnen möchte ich mit ein paar Worten zum Äußeren des Buches. Das Cover mit den Wellen und dem einsamen Boot ist ansprechend und passt sehr gut zum Titel. Außerdem assoziiere ich das Hellblau vom eigentlichen Buch mit Wasser.


    Als ich mit dem Lesen begann (den Prolog mal außer Acht gelassen), war ich irritiert, dass sich die Leute bereits auf dem Rettungsboot befanden. Gerne hätte ich ausführlicher über den Unfall gelesen. Später gibt es jedoch immer wieder Einschübe, die uns mehr über das Leben auf dem Schiff verraten und auch mehr von der Katastrophe preis geben.


    Ständig habe ich das Unglück der Titanic vor Augen, was auch sehr nahe liegt. Letztes Jahr besuchte ich eine Ausstellung, in der auch Teile des Schiffes nachgebaut wurden. Die Emotionen, die dort aufkamen, begleiten mich jetzt erneut.


    Es herrscht oft eine triste Stimmung auf dem Boot, aber ausweglos scheint die Situation nicht. Nur als es dann Anschuldigungen an Grace gab, dachte ich mir, zu was sind Menschen in so einer Situation fähig? Gehen sie über Leichen?


    Das Schiff gab es nicht wirklich, oder?

  • Zitat

    Es herrscht oft eine triste Stimmung auf dem Boot, aber ausweglos scheint die Situation nicht. Nur als es dann Anschuldigungen an Grace gab, dachte ich mir, zu was sind Menschen in so einer Situation fähig? Gehen sie über Leichen?


    Na ja, ganz unberechtigt sind die Vorwürfe glaub ich nicht. Ich habe den Eindruck, Henry hatte viel Geld und hat es auch immer wieder eingesetzt, um das zu bekommen was er wollte. Erzählt Grace ja auch in ihrer Beschreibung von ihm so. Und wenn er Hardie Geld gegeben hat, damit er seine Frau noch mit auf das Boot nimmt, obwohl es schon übervoll war, dann bedeutet dass ja wirklich, dass andere damit in Gefahr gebracht wurden oder vielleicht sogar das Kind zurückbleiben musste. Da verstehe ich den Ärger der anderen schon. Grace hat sich vor dem Unglück ja wenig Gedanken über die anderen Menschen - vor allem wenig über Untergebene wie Hardie, gemacht, also war sie schon etwas überheblich und hatte Standesdünkel.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Patricia_k34
    dennoch kam mir der Gedanke: die würden sich vielleicht zerfleischen oder gegenseitig umbringen ...


    Der Gedanke ist sicher nicht abwegig, vor allem wenn man so hört was bei realen Schiffsunglücken schon so alles passiert ist (siehe die Sache mit der Essex) und ich erwarte derartiges auch noch im weiteren Verlauf dieses Buches.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von hollyhollunder




    Interessante Idee. Aber ob man in der Enge überhaupt was verstecken kann. Zwischen den Essensdosen, die Hardie ja zuteilt vielleicht? :gruebel


    Nee, auf ich mein auf dem anderen Rettungsboot, wo nich so viele Leute drin sitzen und wo auch schon einfach so 2 Leute rausgeschmissen wurden....